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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 208

1906 - Langensalza : Gressler
208 Die Schreckenspost durcheilt schnell das ganze schwedische Heer. Aber anstatt den Mut der tapferen Scharen zu ertöten, entzündet sie ihn vielmehr zu einem neuen, wilden, verzehrenden Feuer. Herzog Bernhard beschließt die Erneuerung der Schlacht*). Mit Löwengrimm werfen sich die schwedischen Regimenter zum zweitenmal auf den Feind: die Gräben werden wieder übersprungen, die feindlichen Kanonen genommen, ein Pulverwagen im Rücken der Kaiserlichen fliegt in die Luft, der Feind wird in Verwirrung gebracht; und das Schicksal des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblick — da erscheint Pappenheim auf dem Schlachtfelde mit einer Schar; alle erhaltenen Vorteile sind verloren, eine neue Schlacht fängt an. Ter Befehl, welcher ihn nach Lützen zurückrief, hatte ihn in Halle erreicht. Ohne sein zerstreutes Fußvolk zu erwarten, ließ er acht Regimenter Reiterei aufsitzen und eilte an der Spitze derselben spornstreichs auf Lützen zu. Er kam noch eben recht, um die Flucht des kaiserlichen linken Flügels, den Gustav Horn aus dem Felde schlug, anzusehen. Aber mit schneller Gegenwart des Geistes sammelte er die flüchtigen Völker wieder und führte sie aufs neue gegen den Feind. Fortgerissen von seinem wilden Mute bricht er fürchterlich in die schwedischen Scharen des rechten Flügels, die, ermattet vom Siege, dieser Flut von Feinden endlich unterliegen, und schnell benutzt Wollenstem den günstigen Augenblick, das Treffen zu erneuern. Die dichtgeschlossenen schwedischen Bataillone werden unter einem mörderischen Gefecht durch Generalleutnant Piccolomini und Graf Terczka über die Gräben zurückgetrieben. Wallknstein selbst sah man mitten unter dem feindlichen Kugelregen mit kühner Seele feine Truppen durchreiten, dem Notleidenden nahe mit Hilfe, dem Tapferen mit Beifall, dem Verzagten mit seinem strafenden Blicke. Um und neben ihm stürzten seine Völker entseelt dahin, und sein Mantel wurde von vielen Kugeln *) Bernhard durchritt die schwedischen Reihen: „Ihr Schweden, ihr ginnen und ihr Deutschen, euer und unser Verfechter der Freiheit ist tot. Für euch ist das Leben fein Leben mehr, wenn ich seinen Tod nicht rächen soll. Wohlan denn! Greift unverzagt den Feind an. und wer beweisen will, daß er den König lieb gehabt, der tue es jetzt!"

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 299

1906 - Langensalza : Gressler
299 verbrannten und das ganze Land vollends zur Wüste machten. Dennoch ging Karl immer vorwärts, und jedermann glaubte, er wollte nach Moskau vordringen. Plötzlich aber wandte er sich südlich in die weiten Steppen der Ukraine. Hiermit ging Karls Un-glücksstern auf. Die Ursache dieses Entschlusses war, daß der alte 70 jährige Kosakeuhetmann Mazeppa ihm vorspiegelte, in der Ukraine, wo damals die Kosaken wohnten, wären Lebensrnittel, an denen es jetzt den Schweden so sehr fehlte, in Überfluß und seine Kosaken seien bereit, mit den Schweden gemeinschaftliche Sache zu machen. Das war aber nicht wahr. Mazeppa war ein ehrgeiziger Mann und hoffte sich durch Hilfe der Schweden zum unabhängigen Herrn zu machen. Karl, den alles Ungewöhnliche schnell einnahm, folgte seinem Rate und führte dadurch namenloses Elend für sich und sein Heer herbei. An der Ukraine fand Karl alles anders, als er es sich gcbadit hatte. Überall war drückender Mangel an Lebensmitteln. Die Kosaken weigerten steh, zu den Schweden überzugehen, und blieben den Russen treu; nur wenige folgten Mazeppa. Kart hatte dem General Löwe nh a np t befohlen, ihm einen großen Vorrat von Lebensrnitteln und Pulver aus Kurland zuzuführen; endlich kam er auch bei ihm an; aber die Vorräte hatten ihm der Zar und Menschikow unterwegs am Dniepr abgenommen und ihm in einer Mutigen Schlacht Tausende von Soldaten verwundet und getötet, und die paar Tausend, die er mitbrachte, vermehrten nur die Zahl der Hungernden. Nun kam noch gar der Winter, und zwar mit solcher Strenge, wie man einen erlebt zu haben std) nicht erinnerte. Tausende erkrankten und starben. Was sollten die armen Schweden, entblößt von aller Bequemlichkeit, nun anfangen? Die Generale rieten, schnell umzukehren und sich durchzuschlagen. Aber dazu war der eigensinnige Karl nicht zu bewegen; das sähe ja einer Flucht ähnlich, meinte er, er könne nur vorwärts gehen. So kam man jur Stadt Pultatva und belagerte sie. Schon war die russische Besatzung bis aufs äußerste gebracht, ba rückte Peter schnell heran, um durch eine Schlacht die Entscheibung herbeizuführen. Alles deutete barauf hin, daß die Schweden verlieren würden. Die

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 302

1906 - Langensalza : Gressler
302 das Leben noch einigermaßen wert, seit ich die Betrübnis erduldet habe, die ich nicht zu überleben glaubte. Denn mit frohem Mute würde ich alles ertragen haben, wenn ich nur so glücklich gewesen wäre, von uns drei Geschwistern der erste zu sein, der sein ihm abgestecktes Ziel erreicht hätte. Nun hoffe ich wenigstens nicht so unglücklich zu sein, der letzte von uus zu werden." Bis so weit war nuu Karl gekommen; aber was sollte nun weiter geschehen? Ohne Heer sich durch Polen oder Deutschland nach Schweden zurückzuschleichen, war für den stolzen Mann ein entsetzlicher Gedanke. ,,23ie," dachte er, , wenn du den Sultan zu einem Kriege gegen Rußland bewegen könntest?" — Und nun bot er alles dazu aus. Anfangs hatte Achmet keine Ohren dafür; aber Karl brachte es dahin, daß zwei Veziere, die vom Kriege abrieten, abgesetzt Wurden, und selbst die Mutter des Sultans wurde bestochen. „Wann willst du," fragte sie ihren Sohn, „endlich meinem Löwen beistehen, daß er den Zaren verschlinge?" — Achmet ernannte einen neuen Großvezier, Baltadschi Mehemet, und befahl ihm: .Führe das Heer gegen die Russen!" „Gut," sagte Mehemet. „mein Schwert in der einen und den König an der andern Hand will ich ihn an der Spitze von 200000 Mann nach Moskau führen!" - Im Geiste sah sich Karl schon in Moskau, und beinahe wäre es auch so weit gekommen. Peter hatte indessen in Moskau einen herrlichen Triumph gehalten. Durch sieben Triumphpforten zog er ein. Hinter ihm her wurden nicht nur die gemeinen schwedischen Gefangenen, sondern selbst die berühmten Generale Karls geführt; ein großer Verstoß gegen das Zartgefühl, mit dem man jeden Unglücklichen behandeln muß.*) Auch sah mau unter der Beute den zerschossenen Trag- *) Ein Augenzeuge erzählt: „Am dritten Tage nach unserer Ankunft in Moskau war der Triumphzug mit allen schwedischen Gefangenen. Der Marsch ging durch einige Triumphbogen, welche verziert waren mit anspielenden Bildern und Devisen zur Ehre der Sieger und zur Verhöhnung der Besiegten. Unter anberm sah man einen Löwen, der, gefesselt an feinen vier Füßen mit eisernen Ketten, von einem Russen geführt würde. Diese Zeichnung fanb den vorzüglichsten Beifall bei bcn Russen und auch bei einem

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 367

1906 - Langensalza : Gressler
367 beschwert, widmete er dennoch hier manche Stunde den geistigen Erholungen und den Wissenschaften. Zeine Abneigung gegen die deutschen Gelehrten ist bekannt: aber der berühmte Professor Gell ert, den er damals zu sich rufe» ließ, erhielt seinen Beisall. Friedrich nannte ihn „den vernünftigsten aller deutschen Gelehrten". Das Jahr 1761 eröffnete die traurigsten Aussichten für den König von Preußen. Seine besten Soldaten waren tot oder gefangen ; die großen Verluste wieder zu ersetzen, war unmöglich; die Engländer weigerten sich, ihn fernerhin mit Geld zu unterstützen, und alle seine Staaten waren gänzlich erschöpft. Das arme Sachsen mußte also herhalten und die Not die Härte entschuldigen, mit welcher man seine letzten Kräfte auspreßte. Friedrich wandte sich diesmal nach Schlesien, und hier stellten sich ihm gleich so zahlreiche russische und österreichische Heere entgegen, daß er es für eine Tollheit hielt, eine Schlacht gegen sie zu wagen. Er bezog daher ein Lager bei Bunzelwitz, eine Meile von Schweidnitz, und befestigte cs so, daß die überlegenen Feinde ihn nicht anzugreifen wagten. Am Tage ließ er das Heer ruhen und schlafen: aber ieden Abend wurden die Zelte abgebrochen und die Soldaten in Schlachtordnung gestellt, als wenn der Feind im Anmarsch wäre. Erst mit der Morgendämmerung gingen alle wieder auseinander. Diese Einförmigkeit machte die Soldaten mißmutig, mehr aber als sie alle war es der König. Ihm schienen die Aussichten in die Zukunft die trübsten zu 'ein. Was für ein Ende sollte das alles noch nehmen? Sein Heer wurde von ^ahr zu Jahr schwächer, seine Feinde dagegen zahlreicher. L ft saß er sorgenvoll in seinem Zelte oder suchte auch wohl Trost bei feinem freunde Zieten, der die Hoffnung, daß alles noch einen guten Ausgang haben werde, nie ausgab. Als Zieten einst dies wieder fest behauptete, fragte Friedrich schmerzlich lächelnd, ob er ihm endlich einen Bundesgenossen verschafft habe. „Nein", antwortete der General, „nur den bisherigen da oben, der verläßt uns gewiß nicht." — „Ach", sagte der König, „der tut keine Wunder mehr." — „Deren brauchts auch nicht", erwiderte Zieten gläubig, „er streitet dennoch für uns und läßt uns nicht sinken". Hier im Lager von Bunzelwitz lag Friedrich bis in den Sep-

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 307

1906 - Langensalza : Gressler
307 schon Ende November; die Soldaten litten sehr von der Kälte; daher betrieb er die Belagerung mit vielem Eifer und sah täglich der Arbeit in den Laufgräben zu. Am 11. Dezember, einem Sonntage, wohnte er noch nach seiner Gewohnheit des Vor- und Nachmittags dem Gottesdienste bei. Am Abend ging er in Begleitung des Ingenieurs Megret und des Adjutanten Sickert, zweier Franzosen, nach den Laufgräben, stützte sich mit beiden Armen aus die Brustwehr und sah dem Feuern aus der Festung ruhig zu. Die beiden Offiziere, die nicht weit davon standen, wunderten sich endlich, daß der König so lange blieb, und glaubten schon, er sei eingeschlafen. Endlich gingen sie hin und fanden ihn tot. Eine Kugel war ihm mitten durch den Kopf gegangen. Man hat behauptet, jene beiden Franzosen hätten ihn ermordet, und es ist wahr, daß Sickert vier Jahre daraus im Wahnsinne sich den Mörder des Königs nannte. Aber man glaubt ja doch sonst den Aussagen eines Wahnsinnigen nicht, und der Verdacht ist keineswegs erwiesen. Daß seine Soldaten ihn aufrichtig betrauerten und mit zahllosen Tränen ihn zu Grabe trugen, braucht nicht erst gesagt zu werden. Er war erst 36 Jahre alt. Karl hatte großen Verstand, einen Akut, der an Verwegenheit grenzte, und einen so festen, eisernen Willen, daß vor ihm alle Hindernisse schwanden. Seine Haupttugendeu waren Wohlwollen und Redlichkeit. Aber weil er gegen sich selbst streng war, so ließ er auch in seinen Forderungen an andere nichts nach. Fand er Hindernisse und Schwierigkeiten, so verdoppelten sich seine Kräfte. Um überwunden zu werden, ließ er sich eher brechen als beugen. Dieser Eigensinn war sein Unglück. Er hatte ihn schon in seiner Jugend gezeigt. Pserde zu bändigen und Bären zu jagen, war seine Hauptlust; einmal zwang er sein Pserd, mit ihm über einen Holzhaufen zu klettern. Sonst war er ein sehr achtungswerter Mensch, voll Gottesfurcht, frommer Ergebung, frohen und unerschütterlichen Mutes, strenger Gerechtigkeit und durchaus unbefleckten Wandels vor Gott und den Menschen. Auch hatte er ein angenehmes Äußere. Er war groß und schlank gewachsen, von gerader Haltung, bräunlicher Gesichtsfarbe, und feine blauen Augen strahlten 20*

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 358

1906 - Langensalza : Gressler
35s da gab Friedrich den Befehl zum Rückzüge, der auch von dem ermatteten Feinde nicht gestört wurde. Aber in welch trauriger Ver-fassung befand sich das preußische Heer! Fast alles Gepäck, fast alle Kanonen waren verloren, die meisten Generale verwundet: selbst der König, der im stärksten Feuer gewesen und dem ein Pserd unter dem Leibe erschossen war, hatte eine leichte Verwundung. Fast wäre er auch gefangen genommen worden. Schon war er von Feinden umringt, und nur durch die Tapferkeit seiner ihn begleitenden Husaren wurde er gerettet. Die niedergeschlagenen Soldaten blickten nun auf ihn, und da sie jähen, daß er ein heiteres Gesicht machte, schöpften sie neuen Mut und meinten, Fritz — so pflegten sie ihn zu nennen — werde schon den Schaden wieder gut machen. Dies Verbauen war es eben, was das preußische Heer so stark machte. So beklommen es auch wohl dem Könige um das Herz sein mochte, so bezwang er sich doch und stellte sich heiter, als wenn der Verlust nicht viel zu bedeuten habe. Er scherzte selbst schon einige Stunden daraus über den Unfall und sagte zu einem feiner Generale: „Mein lieber Goltz, man hat uns nicht gut geweckt!" — Der General antwortete: „Man pflegt diejenigen im Schlafe zu stören, die man am Tage nicht sprechen kann." — „Er hat recht!" sagte Friedrich, ,,aber ich werde den Herren, die uns so geweckt haben, am hellen Tage ihre Unhöflichkeit verweisen!" Die Österreicher glaubten nun Schlesien ganz sicher zu haben, und Dann ließ daher die Festung Neiße belagern. Aber Friedrich war unerschöpflich im Auffinden von Hilfsmitteln. Er schaffte die fehlenden Kriegsbedürfnisse schnell herbei und sprach voll Vertrauen, als er sah, daß Daun ihn nicht verfolgte: „Daun hat uns aus dem Schach gelassen; das Spiel ist noch nicht verloren. Wir wollen uns einige Tage erholen und dann aufbrechen, Neiße zu befreien." Das geschah auch wirklich. Elf Tage nach der Schlacht hatte er schon die Feinde umgangen, war in vollem Marsche nach Schlesien, und Neiße war gerettet51'). *) Archenbolz erzählt in seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges folgenden schönen Zug einer edlen Deutschen Frau, der liier zur Nachahmung eine Stelle

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 361

1906 - Langensalza : Gressler
361 Pferde wurden ihm unter dein Leibe getötet und er selbst leicht verwundet. Fast hätte er hier seinen Tod gesunden. Eine Kugel traf seinen Leib, wurde aber glücklicherweise durch ein goldenes Etui ausgehalten, welches er in der Westentasche hatte. Man bat ihn aufs dringendste, sich von diesem so gefährlichen Platze wegzubegeben. „Nein", antwortete er; „nur müssen alles versuchen, um die Schlacht Zu gewinnen, und ich muß hier so gut wie ihr meine Schuldigkeit tun!" Zuletzt gerieten die Preußen in allgemeine Verwirrung. Diesen Augenblick benutzte Laudon und fiel den abgematteten Leuten in die icite und in den Rücken. Ein panischer Schrecken ergriff alle. Sie liefen auseinander, ohne auf den Ruf ihrer Führer zu hören, und ließen außer den früher eroberten noch 165 Kanonen zurück. Friedrich war wie vernichtet. Er blieb unter den Letzten auf dem Schlacht» fclde. Beinahe wäre er gefangen worben, und er würde nur durch den Mut eines Rittmeisters geretlet, der mit feinen 100 Husaren mehreren Tausenben von Feinben die Spitze bot, die den König zu umringen schon Anstalt machten. Welch ein Unfall! Ter König schickte einen Eilboten nach Berlin und befahl der königlichen Familie, sich schleunig zu entfernen. Eben war noch die ganze Stadt im Frenbentaumel über die empfangene Liegesnachricht und nun ertönte mit einem Male die Schreckensbotschaft, alles fei verloren, er fei außerstande, die Stadt zu schützen, jeder möge sich retten, so gut er könne! Die Soldaten hatten sich vorn Schlachtselde ans so zerstreut, daß der König am Abenbe nur 3000 von 40 000 Mann beisammen hatte. Er mußte die Nacht in einem Dorfe aus einem Strohlager in einer durch die Kosaken zerstörten, allen Winben ossenstehenben Bauernhütte zubringen. Ilm ihn herum lagen aus der bloßen Erbe seine Abjutanten und schliefen nach der sauren Arbeit des Tages. Nur sein Auge iloh der Sch las. Wirklich war auch seine Lage sehr mißlich. Der Weg nach Berlin, ja die ganze preußische Monarchie stand jetzt den Feinben orfen, und er wäre gewiß verloren gewesen, wenn seine Fcinbe einig gewesen wären. Aber auch hier zeigte sich tvieber, daß man auch im größten Unglücke nie ganz verzagen soll. Daun ver-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 363

1906 - Langensalza : Gressler
363 aufzubrechen und nach Schlesien zu eilen. Er war in der übelsten Laune von der Welt: seit einem Jahre hatte ihn Unglück aus Unglück betroffen, und nichts ärgerte ihn mehr, als daß er so viele Leute und Zeit vergeblich vor Dresden verloren hatte. Daher hatte er auch einem seiner besten Regimenter, welches sich nach seiner Meinung bei einem Ausfalle der Feinde nicht lange genug gewehrt hatte, die Seitengewehre und den Offizieren die Huttressen genommen, eine Strafe, welche die unschuldigen Leute tief demütigte. Der Marsch nach Schlesien ging mit reißender Geschwindigkeit vonstatten. Es war große Eile nötig, weil Laudon mit 50000 Mann Breslau belagerte, und darin waren nur 3000 Mann Preußen, die noch obendrein 19 000 österreichische Kriegsgefangene zu bewachen hatten. Aber die Preußen hatten einen General an ihrer Spitze, der allein ein Heer wert war. Dies war der General Tauenzien, der auf Laudons Drohungen, die Stadt zu beschießen, wenn sie sich nicht ergebe, die feste Antwort gab, er würde den Feind auf den Wällen erwarten, wenn auch die Häuser in Asche verwandelt werden sollten. Obgleich nun Laudon die Stadt beschießen ließ, so wehrte sich doch Tauenden so lange, bis Friedrich zu Hilfe kam und die Kaiserlichen vertrieb. Bis L i e g n i U war Friedrich, immer von den Österreichern unter Daun begleitet, gekommen; hier aber sah er sich von allen Seiten von den Kaiserlichen eingeschlossen. Er war in einer mißlichen Lage: denn er hatte nur noch für drei Tage Brot bei sich und mußte daher entweder nach Breslau oder Schweidnitz, wo er feine Vorräte hatte, und doch hatten ihm dahin die Feinde den Weg verlegt. Dazu kam, daß er am 14. August abends erfuhr, daß man mit Tagesanbruch sein kleines Heer von vier Seiten zugleich angreifen wollte. Er verließ daher, sobald es dunkel geworden war, fein Lager, befahl aber, daß die Wachtfeuer sorgfältig von den Bauern unterhalten würden, damit die Feinde seinen Abzug nicht merkten, und stellte seine Truppen auf einer Anhöhe in größter Stille in Schlachtordnung. Eben hatte er sich, in seinen weißen Feldmantel gehüllt, auf die Erde zur Ruhe gelegt, als ein auf Kundschaft gesandter Husarenoffizier ihm die Nachricht brachte, daß

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 346

1906 - Langensalza : Gressler
346 fartb man ihn bei dem Städtchen Nimburg auf einer Brunnenröhre sitzend. Er malte Figuren in den Sand und war so in seine Gedanken vertieft, daß er nicht sah und hörte, was um ihn vorging. Endlich fuhr er auf und scheuchte die finsteren Sorgen hinweg. ,.Kinder," sagte er zu dein Überreste seiner Garde, die an diesem Tage besonders gelitten hatte, ,,ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt! Aber nur Geduld, ich werde schon alles wieder gut machen." An die Eroberung von Prag war nun nicht weiter zu denken. Tie Belagerung wurde sogleich aufgehoben, und das ganze Heer zog sich nach der Lausitz bis in die Gegend von Görlitz zurück. Taun zog den Preußen nach und lagerte sich ihnen gegenüber, ohne daß einer den andern anzugreifen wagte*). So lag man zwei Monate; da riß dem Könige die Geduld, und er brach mit einem Teil seines Herres auf, um auf einem andern Schauplatze aufzutreten. Während sich Friedrich bei Prag und Kollin mit den Österreichern herumgeschlagen hatte, waren die Russen verheerend in Preußen eingebrochen und die Franzosen vom Rheine her bereits bis nach Sachsen vorgedrungen. Dem konnte Friedrich unmöglich ruhig zusehen. Er ließ den Herzog von Bevern bei Görlitz, mit einem Teile des Heeres zurück; mit dem andern marschierte er schnell nach Sachsen, die Fortschritte der Franzosen aufzuhalten. Mit diesen hatten sich noch die deutschen Reichstruppen vereinigt, eine rechte Musterkarte von verschiedenen Soldaten. Sie waren aus den Beiträgen der einzelnen deutschen Fürsten zusammengesetzt, und da mancher nur einige Mann zu stellen hatte, so gab es Regimenter, die aus 10 bis 12 verschiedenen Kontingenten bestanden, von denen jedes *) Auf diesem Rückzüge wurde Friedrichs ältester Bruder, Auguü Wilhelm, von den Österreichern scharf bedrängt, als er sich mit einem Teil des preußischen Heeres über Zittau zuriicfzog. Der König war mit den von seinem Bruder genommenen Maßregeln unzufrieden, überhäufte ihn im Lager von Bautzen unverdientenveise mit heftigen Vorwürfen und wies ihn fort. Der Prinz begab sich hinweg und grämte sich über die Ungnade des Königs so, daß er ein Jahr später starb.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 350

1906 - Langensalza : Gressler
350 dreimal überlegenen Feind, der in der Gegend von Breslau stand, anzugreifen. Bor der Lchlacht rief er feine Generale zusammen und hielt an sie eine kurze, aber kraftvolle Rede, welche ihre Gemüter mit feuriger Kampfbegier erfüllte. Nachdem er ihnen feine Lage geschildert hatte, fuhr er fort: „Lassen Sie es sich also gesagt fein, ich werde gegen alle Regeln der Kriegskunst die beinahe drei-mal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Es ist nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihres Postens; das alles, hoffe ich, wird die Herzhaftig. feit meiner Truppen zu überwinden wissen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen, oder uns vor feinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie sich auch jetzt Ihres Namens würdig beweisen. Ist aber einer unter Ihnen, der sich fürchtet, die letzte Gefahr mit mir zu teilen, der kaun noch heute feinen Abschied erhalten." Tat je eine Rebe Wunder, so war es diese. Einige alte Generale traten vor und versprachen dem Könige im Namen aller, zu siegen ober zu sterben; alle waren tief gerührt; einigen stürzten die Tränen aus den Augen. „Leben Sie nun wohl, meine Herren!" rief ihnen der König nach; „in kurzem haben wir den Feiub geschlagen, ober wir sehen uns nie wieber." — Die Begeisterung der Generale teilte sich balb auch den gemeinen Soldaten mit. Fnebrich ging selbst umher, sprach sreunblich mit ihnen und richtete ihren Mut so auf, daß sie kaum den Befehl zur Schlacht erwarten konnten. Äo brach der Morgen des 5. Dezember an. Friedrich hatte die feinbliche Schlachtorbnung genau ausspähen lassen und erfahren, daß die Österreicher in einer i'inie aufgestellt waren, die etwa eine Meile lang war. In der Mitte bi es er Linie lag das Dorf Leuthen. Bor dem Beginn der Schlacht ritt der König noch einmal zu feinen Regimentern, um sie zum Kampfe anzufeuern. Zu dem Offizier, der ihn begleitete, sagte er: „Ich werbe mich heute der Schlacht mehr aussetzen müssen als sonst. Er mit seinen 50 Husaren soll mir zur Deckung bienen. Er verläßt mich nicht und gibt acht, daß ich dem Feinde nicht in die Hänbe falle. Bleib' ich, so bebeckt Er
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