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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 40

1906 - Langensalza : Gressler
40 die Schwärmer an, die immer mehr Anhang unter den Bürgern fanden. Nachdem sie bei Erneuerung des Magistrats durchgesetzt hatten, daß lauter Wiedertäufer zu Magistratspersonen gewählt wurden, erhielten sie die Oberhand und bemächtigten sich des Zeughauses. Ter Bischos war schon früher weggegangen. Rottmann und Knipperdolling ließen den Leuten auf dem Lande sagen, sie möchten nur zu Hause alles stehen und liegen lassen und nach der Stobt kommen, da sollten sie das zehnfach wiederbekommen; denn sie forderten wie Münzer eine allgemeine Gütergemeinschaft. Die Reichen mußten alles hergeben und verließen je eher, je lieber die Stadt, die nun den Armen und den Wiedertäufern allein überlassen blieb. Matthiesen befahl, daß jeder bei Lebensstrafe fein Gold, Silber und übriges Eigentum in ein bestimmtes Haus bringen sollte. Es geschah. Tann wurden alle Bücher, die Bibel ausgenommen, verbrannt, und alle Kirchenbilder, Orgeln, gemalte Fenster, Turmuhren it. bgl. zertrümmert. Jnbessen rückte der Bischof von Münster mit einem Heere herbei, die Stadt zu belagern. Ta erschien der Bäcker Matthiesen auf dem Markte, suchte sich 30 Männer aus und rief, Gott habe ihm geoffenbart, daß er mit diesen Leuten allein das ganze Heer des Bischofs in die Flucht schlagen würde. Wirklich zog der Tollkops aus, und alle waren neugierig, wie es ihm gehen würde. Aber er wurde gleich vom ersten Soldaten niebergestochen. Da trat der Schneiber Bockold auf und sprach, das habe er längst gewußt; denn er sei ja bestimmt, seine Witwe zu heiraten und auch als Bürgermeister an seine Stelle zu treten Aber diese Würbe verrückte dem armen Schneiber vollenbs den Kopf. Auf fein Geheiß mußte ein anberet Prophet dem Volke bekannt machen, Gott habe ihm offenbart, daß Bockolb König sein, den ganzen Erdball beherrschen und alle Fürsten totschlagen solle. Ta fiel Bockold auf feine Knie und rief: „Meine Brüder, das hat mir Gott schon vor vielen Tagen offenbart; aber ich wollte warten, bis ein anberer es euch verfünbigte." So würde aus dem Schneiber ein König; er ließ sich golbene Kronen, einen Zepter, ein Schwert u. f. w. machen, erteilte Aubienzen, ließ einen Thron ans dem Markte errichten, wo

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 12

1906 - Langensalza : Gressler
12 sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner ist ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der fromme Mensch leicht, wenn er die feste Überzeugung hat, daß Gott es so haben will, und diese Gewißheit hatte Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft höreu, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studieren, sondern mit Einsammeln von Eiern, Butter, Brot it. s. w. dem Kloster nützlich zu werden suchen. Sein Gemüt befand sich in einer gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes weltlichen Gedankens die allerheftigsten Vorwürfe und glaubte immer, den Vorschriften Gottes kein Genüge zu leisten, so streng er auch die Klostergelübde beobachtete. Dabei kasteite er seinen Körper so ab, daß er nur ganz wenig aß und trank, ja manchen Tag nichts als ein wenig Brot zu sich nahm. Wie aber Gott denen, die ihn mit redlichem Herzen suchen, sich nicht im« bezeugt läßt, so ließ er ihn gutgesinnte Leute finden, die ihm Trost und Mut einsprachen, wenn er vor Angst vergehen wollte. So lebte in demselben Kloster ein alter, ehrwürdiger Bruder, dem er manchmal seine Gewissensangst beichtete. Dieser wies ihr vornehmlich aus das Hauptgrundstück des Glaubens hin, wo es heißt: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden." Dieser Zuspruch machte einen tiefen, wundersamen Eindruck aus sein gequältes Gemüt. Ebenso sprach ihm der Vorgesetzte seines Ordens, der ehrwürdige Johannes von Staupitz, Trost ein. Dieser echt-christliche Mann, Professor an der Universität in Wittenberg, zeichnete den frommen Luther bald vor allen andern Mönchen aus und suchte ihn aufzurichten. „Du willst mit Gewalt ein Sünder fein." sagte er einst, „und hast doch feine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Humpelwerk nitd Puppensünden umgehen und aus jedem Gedanken gleich eine Sünde machen." Dergleichen Zuspruch half wenigstens auf eine Zeit; dann

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 44

1906 - Langensalza : Gressler
44 Tür; Suleimcm, des weiten Rückwegs gedenkend, brach auf und zog nach Ungarn zurück. Tie ungarische Krone gab er dem Za-polya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sich als König bis zu seinem Tode (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Österreich gebieben. Während so der Kampf uni die Krone Ungarns im Osten tobte, kämpften die Heere Karls in Italien gegen Franz I. von Frankreich und den Papst Clemens, der den französischen König sofort nach seiner Freilassung von seinem Eide losgesprochen hatte. Karl, der ein treuer Sohn der Kirche war. kämpfte nur höchst ungern gegen das Oberhaupt derselben. Aber was hals es? Während er in Deutschland gar zu geiit die Reformation unterdrückt hätte, mußte er es zulasseu daß seine Truppen, denen er gewöhnlich keinen Sold bezahlen konnte, gegen Rom marschierten, die Stadt einnahmen und plünderten und den Papst gefangen nahmen. Er wurde erst wieder freigelassen, als er ein hohes Lösegeld bezahlt hatte. $)ät wechselndem Glücke kämpften dann in Norditalien die deutschen Landsknechte gegen die französischen, bis die Kräfte beider Gegner erschöpft waren. Im Jahre 1529 schlossen sie zum zweitenmal Frieden. Franz gab seine Ansprüche auf Italien auf, behielt aber Burgund, für das er au Karl zwei Millionen Kronen zu zahlen versprach. In demselben Jahre fand in Speier ein für die Reformation sehr wichtiger Reichstag statt. Ter Kaiser, der jetzt dem Papste gern gefällig sein wollte, forderte durch seine Beauftragte, daß die Be-schlüffe des erste» Reichtages zu Speier, die den Fürsten und Reichs-ständen in Sachen der Religion vollefreiheit ließen, aufgehoben würden, und die katholische Reichstagsmehrheit setzte einen Beschluß durch, daß die, welche beim Wormser Edikt bisher geblieben, auch fernerhin mit ihren Untertanen dabei beharren sollten, daß die anderen Stände wenigstens jeder weiteren Neuerung sich enthalten, die M e £ g o 11 e s t> i e n st e nicht mehr abgetan, noch jemand irgendwo n in Hören der M esse verhindert, auch Untertanen eines Standes nirgends von einem anderen Stand gegen jenen in Schutz genommen

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 16

1906 - Langensalza : Gressler
10 die Stadt Leipzig befestigt werden. Da bat der Herzog von Sachsen den Papst, ihm doch mit Ablaß zu Hilfe zu kommen, und sogleich wurde bekannt gemacht, daß der, welcher an Sonn- und Festtagen an den Werken arbeitete, 40 Tage Ablaß haben sollte, d. H. es sollten ihm von seiner Strafzeit im Fegseuer 40 Tage erlassen werden. Daß dafür der Papst ein reiches Geldgeschenk erhielt, verstand sich von selbst. Damals war L e o X. Papst, ein hochgebildeter aber vergnügungssüchtiger Mann, der viel Geld gebrauchte. Ta gerade kein Jubeljahr war, so nahm er den Bau der Peterskirche zum Bor-wande, einen Ablaß auszuschreiben. Unter den Ablaßverkäufern, die in Deutschland umherzogen, war aber keiner unverschämter als der Dominikanermönch Tezel. Wenn er nach einer Ltadt kam, so hielt er einen feierlichen Einzug, damit das Volk recht zusammenlaufen sollte. Die päpstliche Bulle wurde aus einem Kissen von Sammet vorangetragen; die Priester und Mönche, der Magistrat und die Schulen zogen ihm mit Kerzen und Fahnen entgegen und holten ihn ein, alle Glocken läuteten, man begleitete ihn in die Kirche, wo er ein rotes Kreuz mit des Papstes Panier aufrichtete, und mm ging der Handel los. Immer hatte er zwei Kasten bei sich; und er pflegte wohl zu rufen: „Sobald nur erst das Geld in meinem Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer in den Himmel springt!" Da fand mein Ablaßbriefe für alle möglichen Vergehungen, für Diebstahl, Meineid, Gewalttat, Mord u. s. w. - Der Handel mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos, denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Talern absaufen. Und diesen Glanben suchte -lezel durch seine schändlichen Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu, der Ablaß sei die höchste und allerwerteste Gabe Gottes, denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden, und das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Ehristi Kreuz. Das gemeine Volk ist immer abergläubisch und war damals noch um ein gutes Teil unwissender als jetzt. Kein Wunder, daß

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 19

1906 - Langensalza : Gressler
19 und verbrannten sie in einem großen Freudenseuer öffentlich. Darüber mar Luther sehr ungehalten und schrieb darüber an einen Freund: ..Traust du mir denn zu. daß ich so sehr allen menschlichen Verstand verloren und mich dermaßen habe vergehen können, daß ich, der ich ein Geistlicher bin, an einem Ort, der nicht mein ist. einem in solchen Ehren sitzenden Manne dergleichen Schimpf antun sollte?" Aber das alles half nichts. Tie eifrigen Tiener des Papstes schimpften weidlich aus ihn, weil sie dadurch dem Papste sich gefällig zu machen hofften, besonders die Dominikaner. Da war einer dieser saubern Leute. Prierio, Prior der Dominikaner und Magister des päpstlichen Palastes in Rom, der unter anderem schrieb: „Wenn du. mein lieber Luther, von unserm Herrn dem Papste ein fettes Bistum bekämest, würdest du wohl gelindere Saiten aufziehen, und den Ablaß, welchen du jetzt so schwarz machst, selbst erheben." Darüber ärgerte sich Luther mit Recht sehr. „Wenn ich nach einem Bistum strebte," antwortete er, „redete ich gewiß das nicht, welches dir so wehe in deinen Ohren tut; denn meinst du, ich wisse nicht, wie man in Rom zu Bistümern und Prälaturen gelangt?" -- Endlich schrieb Luther selbst au den Papst. Leo X., und gab sich alle Mühe ihm zu beweisen, wie er selber von seinen Schmeichlern betrogen werde. Man muß sich von Herzen freuen, wenn man sieht, wie Luther feine Sache ganz Gott anheimstellte und über den Ausgang ganz furchtlos war. „Christus, mein Herr, mag zusehen," so schrieb er damals an Staupitz, „ob dieser Handel den ich führe, ihn oder Luther belange, ohne welches Wirken und Willen auch des Papstes Zunge nicht reden kann, was He will, in welches Hand auch des Königs Herz ist. Soviel aber meine zornigen Feinde, die mir hart dräuen und nachstellen, belanget, weiß ich nichts zu antworten, als: wer arm ist, fürchtet nichts, kann nichts verlieren. Ich habe weder Geld noch Gut begehr auch der keines. Der einige nichtige Leib ist noch übrig: richten ste denselben hin durch List oder Gewalt, tun sie mir wahr-femen großen Schaden, verkürzen mir die Zeit meines en§ ir9enb eine Stunde oder zwo und helfen mir desto eher

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 59

1906 - Langensalza : Gressler
59 Währenddessen zogen die Sachsen, die Hessen und einige Fürsten und Städte in Schwaben, die letztem unter Anführung des tapfern Sebastian Schärtliu, gegen den Kaiser zu Felde, dessen Soldaten damals die besten waren, die es gab. Dennoch hätten jene ihn vielleicht überwunden, da er noch nicht genug vorbereitet war. wenn sie nur gewagt hätten, ihn herzhaft anzugreifen; aber jedesmal fürchteten sie, ihn zu sehr zu beleidigen, und jeder von ihnen wollte etwas anderes als die übrigen. Das Ärgste war, daß sic endlich, nachdem sie sein Lager bei Ingolstadt dm Tage lang fruchtlos beschossen hatten, umkehrten und nach Hanse zogen. Wie lachte der Kaiser, als er das verkehrte Wesen mit ansah! Er ließ sie fürs erste ziehen und züchtigte erst alle Städte und Fürsten m Schwaben, die zum Bunde gehörten und die nun froh fein mußten, mit einer schweren Geldsumme wegkommen zu können. Indessen hatte Johann Friedrich sein Land glücklich wieder erobert und obendrein Moritz die meisten seiner Städte weggenommen; aber was der Kaiser tun würde, wußte man nicht, äo verging der Winter. Sobald das Frühjahr 1547 anbrach, beschloß Kaiser Karl,^ den schwachen Johann Friedrich in Sachsen auszusuchen. Dieser stand mit seinein Heere bei Meißen und war so sorglos, nicht einmal Erkundigungen über die Annäherung des Kaisers einzuziehen, und da man ihm versicherte, der Kaiser sei schon ganz in der 9uihe, so wollte er es gar nicht glauben, sondern meinte, das sei nur herumstreifendes Gesindel des Moritz. Doch ging er endlich über die Elbe. brannte die schöne Meißener Brücke hinter sich ab und zog sich aus dem rechten Elbnser hinunter bis Mühlberg. Karl zog ihm am linken User nach. Am Abend vor der Schlacht ritt er mit seinem Bruder Ferdinand und mit Moritz am User hin, um die Gegend anzusehen. Die breite Elbe flutete stark, und jenseits waren die Feinde; auch hatten diese alle Kähne ans das rechte Ufer geführt. Da brachte Herzog Alba einen jungen Mi’tllev burschen herbei, der sich auheischig machte, ihnen eine tfui't durch die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er tat dies ous Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 89

1906 - Langensalza : Gressler
89 des Glaubens" gab. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Paters schon im 18. Jahre die 24jährige Prinzessin Katharina von A r a g o n i e n heiraten müssen, die ihm bald zuwider geworden war. Indessen hatte er sie aus Gefühl der Pflicht geduldet; sie hatte ihm auch nie Gelegenheit zur Unzufriedenheit gegeben, und er hatte eine Tochter von ihr, welche M a r i a hieß. Plötzlich aber, nachdem er schon 18 Jahre lang mit ihr verheiratet gewesen war, behauptete er, die Ehe mit ihr sei unrechtmäßig, weil sie srüherhiu seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Ter eigentliche Grund war wohl, daß eine Hofdame seiner Frau, A u n a Boleyn (sprich Bullen), ihn durch ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit so bezaubert hatte, daß er seine Frau los sein wollte, um jene zu heiraten. Aber um sich scheiden zu lassen und eine andere zu nehmen, war die Erlaubnis des Papstes nötig. Dieser hätte es wohl auch bewilligt; aber Katharina war Kaiser Karls V. Tante, und der nahm sich ihrer daher an und drohte dem Papste, wenn er die (Scheidung ans-rechen würde. Geradezu wagte indessen der Papst nicht, dem Könige von England sein Gesuch abzuschlagen: er stellte sich daher, als wollte er die Sache erst untersuchen und hielt ihn damit gegen vier Jahre hin. Endlich riß dem leidenschaftlichen Heinrich die Gednld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher, Crannter (der Erzbischof von Eanterbury) auf den Einfall kam, der König könne ja bei den Universitäten sich Rats erholen, ob es unrecht sei, sich von Katharina zu scheiden und Anna Boleyn zu heiraten, so ergriff er diefen Rat geschwind. Zu seiner großen Freude sprachen auch die Universitäten ganz so, wie er gewünscht hatte. Sie erklärten die Ehe mit Katharina für-unrechtmäßig und die mit jeder andern für erlaubt. Katharina weinte bittere Tränen und beschwor ihren Gemahl, sie doch nicht zu verstoßen. Aber Heinrich war unerbittlich, und so erhielt sie die Weisung, sich nach einem der königlichen Lustschlösser zu begeben, wo sie vier Jahre später gestorben ist. Heinrich heiratete gleich nach Katharinas Verstoßung Anna Boleyn und fühlte sich überaus glücklich. Aber aus den Papst war

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 93

1906 - Langensalza : Gressler
93 Ehe mit Anna von Cleve wurde sofort wieder durch einen Parlamentsbeschluß geschieden. Heinrich tröstete sich bald über den Mißgriff und heiratete als fünfte Frau eine vornehme Engländerin, K a 1 h a r i n a Howard (sprich hauherd) mit welcher er anfangs überaus glücklich lebte. Noch war aber kein Jahr vergangen, da entdeckte er, daß sie eine lasterhafte Person war. die ihre Neigung andern Männern geschenkt hatte. Da er sie aufrichtig geliebt hatte, so stand er wie vernichtet da; lange konnte er kein Wort hervorbringen, und endlich brach er in Tränen aus. Aber die Verbrechen der Königin waren so offenbar und der Stolz und die Ehre des Königs so stark beleidigt, daß er dem Gerichte freien Lauf lassen mußte, welches sie zum Tode verurteilte. Man hätte glauben sollen, nun wäre das Heiraten dem Könige verleidet gewesen. Aber wenige Jahre darauf vermählte er sich mit der Witwe eines Lords. Katharina P a r r (sprich pürr), und wirklich hat er mit keiner seiner vorigen Frauen so glücklich gelebt wie mit dieser. Sie war aber auch eine Frau von hoher Geistesbildung und vielem Verstände und wußte ihn zu behandeln und sich in seine Launen zu schicken. Dennoch wäre sie einmal beinahe schlecht angekommen. Heinrich wurde im Alter so verdrießlich und grausam, daß alle vor ihm zitterten. Nur seine treue Frau hielt bei ihm aus, pflegte ihn mit Sorgfalt, unterhielt ihn und war die Sanftmut und Folgsamkeit selbst. Am liebsten sprach Heinrich über theologische Gegenstände, über die er seine eigenen, sonderbaren Begriffe hatte, die er aber für uuwidersprechlich richtig hielt und worin ihm niemand widersprechen durste. Bei einer solchen Unterredung legte ihm Katharina auch ihre Meinung einmal vor, ohne sich dabei etwas Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, teilte er seine Entdeckung seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr ausbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Prozeß machen zu lassen, denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Prozeß eingeleitet, ohne daß tue- Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 97

1906 - Langensalza : Gressler
duldsamen Vorsätze hindern: die Wahl eines Mannes. Sie erklärte sich für Philipp Ii., Karls V. einzigen Sohn. Die Verwandtschaft mit ihm, die Gleichheit des Glaubens, seine vornehme Geburt und seine Jugend (er war erst 26 Jahre, sie schon 38 alt) empfahlen ihn vorzüglich. Ganz England war über diese Heirat ausgebracht; man fürchtete den Stolz und die Grausamkeit des heimtückischen Philipp. Diese Stimmung benutzten Sussolk und noch andere ehrgeizige Männer, einen Ausruhr zu erregen, aber nur zu ihrem und der armen Johanna Unglück. Maria unterdrückte die Unruhen schnell, Sussolk und die anderen wurden hingerichtet und nun auch der Johanna und ihres Mannes Tod beschlossen, so unschuldig beide auch an der Unternehmung ihres Vaters waren. Johanna empfing die Nachricht von ihrer Verurteilung mit großer Ruhe und beklagte mehr als sich ihren jungen Gatten und besonders ihren Vater, den der Vorwurf peinigen mußte, seine Tochter aufgeopfert zu haben. Maria honte, sie wenigstens im Angesichte des Todes zu der römischen Kirche herüberzuziehen, und schickte einen gelehrten und seingebildeten Geistlichen zu ihr. Sie empfing ihn mit einer Milde und Zartheit, die ihn selbst tief bewegte. Mit ihm über Religion Zu streiten, vermied sie. Sie habe, sagte sie, die wenigen übrigen Stunden nötig, sich zu sammeln und auf den wichtigen Schritt vorzubereiten. Er glaubte in diesen Worten ihren Wunsch zu erkennen, daß die Hinrichtung aufgeschoben würde, und bewirkte ihr eine Frist von drei Tagen. Sie war ihr willkommen. Bei den wiederholten Besuchen verteidigte sie gegen den Geistlichen ihren Glauben mit Gewandtheit und Beredsamkeit, und schrieb an ihren ehemaligen Lehrer, der aus Furcht seinen Glauben gegen die katholische Lehre ausgegeben hatte, einen bitteren Brief, der mit den innigsten Bitten, zur Wahrheit zurückzukehren, endigte. Auch an ihre Schwester schrieb sie einen rührenden Abschiedsbrief und beschwor sie, dem evangelischen Glauben treu zu bleiben. So kam der Tag des Todes heran. Guilsord Dudlet) sollte Zuerst sterben. Er wünschte Johanna noch einmal zu sehen. Sie fürchtete aber das Ergreifende der Abschiedsszene und ließ ihn bitten, Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte 111. 7
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