Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der neueren Zeit - S. 35

1906 - Langensalza : Gressler
35 Jahre 1524 mit den Herzögen Don Bayern und den meisten Bischöfen Süddeutschlands ein Bündnis, welches bezweckte, die katholische Lehre aufrecht zu erhalten. Die der Reformation geneigten Fürsten beschlossen nun auch, sich zu verbinden für den Fall, das; die katholischen Stände sie etwa bekriegen wollten. Diese Verbindung geschah zu Torgau im Jahre 1526 und heißt daher der Torgau er Bund. Zunächst verband sich hier der Kurfürst Johann der Standhafte von Sachsen, der seinen, Bruder Friedrich dem Weisen in der Regierung gefolgt war, mit dem Landgrafen Philipp von Hessen; später traten auch die Herzöge von Braunschweig und Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, der Graf von Mansfeld und die Stadt Magdeburg dem Bunde bei. Den verbündeten Fürsten gelang es, auf dem Reichs-tage z u Spei er im Jahre 1526 einen Beschluß herbeizuführen, daß bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung jeder Reichsstand es in Sachen der Religion halten solle, wie er es vor Gott und Kaiserlicher Majestät verantworten könne. Damit war den einzelnen Fürsten und Städten die Entscheidung über die Religion ihrer Untertanen und Bewohner anheimgegeben, und sofort bildeten sich besonders in Norddeutschland auf den Rat Luthers evangelische Landeskirchen. 6. Der Bauernkrieg. Thomas Münzer und die Wiedertäufer. Die Bauern halten es damals in Deutschland sehr schlimm. Sie mußten manche Tage der Woche für die Herrschaft umsonst arbeiten und wurden nicht allein vom Landesherrn, sondern auch von dem Gutsbesitzer mit Abgaben oft so sehr belastet, daß die armen Menschen ihres Lebens gar nicht sroh werden konnten. Sie hatten daher auch schon einigemale vor Luthers Auftreten hier und da verflicht, mit Gewalt die Last abzuschütteln; aber man hatte sie jedesmal mit Härte wieder unterworfen. Nun erfolgte die Reformation und regte die vorhandene Gärung noch mehr auf. Luther lehrte, jeder Mensch müsse christliche ^reihest haben; damit meinte er, daß jeder die Freiheit haben müsse, Gott und Jesum zu ver- 3*

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 12

1906 - Langensalza : Gressler
12 sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner ist ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der fromme Mensch leicht, wenn er die feste Überzeugung hat, daß Gott es so haben will, und diese Gewißheit hatte Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft höreu, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studieren, sondern mit Einsammeln von Eiern, Butter, Brot it. s. w. dem Kloster nützlich zu werden suchen. Sein Gemüt befand sich in einer gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes weltlichen Gedankens die allerheftigsten Vorwürfe und glaubte immer, den Vorschriften Gottes kein Genüge zu leisten, so streng er auch die Klostergelübde beobachtete. Dabei kasteite er seinen Körper so ab, daß er nur ganz wenig aß und trank, ja manchen Tag nichts als ein wenig Brot zu sich nahm. Wie aber Gott denen, die ihn mit redlichem Herzen suchen, sich nicht im« bezeugt läßt, so ließ er ihn gutgesinnte Leute finden, die ihm Trost und Mut einsprachen, wenn er vor Angst vergehen wollte. So lebte in demselben Kloster ein alter, ehrwürdiger Bruder, dem er manchmal seine Gewissensangst beichtete. Dieser wies ihr vornehmlich aus das Hauptgrundstück des Glaubens hin, wo es heißt: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden." Dieser Zuspruch machte einen tiefen, wundersamen Eindruck aus sein gequältes Gemüt. Ebenso sprach ihm der Vorgesetzte seines Ordens, der ehrwürdige Johannes von Staupitz, Trost ein. Dieser echt-christliche Mann, Professor an der Universität in Wittenberg, zeichnete den frommen Luther bald vor allen andern Mönchen aus und suchte ihn aufzurichten. „Du willst mit Gewalt ein Sünder fein." sagte er einst, „und hast doch feine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Humpelwerk nitd Puppensünden umgehen und aus jedem Gedanken gleich eine Sünde machen." Dergleichen Zuspruch half wenigstens auf eine Zeit; dann

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 44

1906 - Langensalza : Gressler
44 Tür; Suleimcm, des weiten Rückwegs gedenkend, brach auf und zog nach Ungarn zurück. Tie ungarische Krone gab er dem Za-polya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sich als König bis zu seinem Tode (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Österreich gebieben. Während so der Kampf uni die Krone Ungarns im Osten tobte, kämpften die Heere Karls in Italien gegen Franz I. von Frankreich und den Papst Clemens, der den französischen König sofort nach seiner Freilassung von seinem Eide losgesprochen hatte. Karl, der ein treuer Sohn der Kirche war. kämpfte nur höchst ungern gegen das Oberhaupt derselben. Aber was hals es? Während er in Deutschland gar zu geiit die Reformation unterdrückt hätte, mußte er es zulasseu daß seine Truppen, denen er gewöhnlich keinen Sold bezahlen konnte, gegen Rom marschierten, die Stadt einnahmen und plünderten und den Papst gefangen nahmen. Er wurde erst wieder freigelassen, als er ein hohes Lösegeld bezahlt hatte. $)ät wechselndem Glücke kämpften dann in Norditalien die deutschen Landsknechte gegen die französischen, bis die Kräfte beider Gegner erschöpft waren. Im Jahre 1529 schlossen sie zum zweitenmal Frieden. Franz gab seine Ansprüche auf Italien auf, behielt aber Burgund, für das er au Karl zwei Millionen Kronen zu zahlen versprach. In demselben Jahre fand in Speier ein für die Reformation sehr wichtiger Reichstag statt. Ter Kaiser, der jetzt dem Papste gern gefällig sein wollte, forderte durch seine Beauftragte, daß die Be-schlüffe des erste» Reichtages zu Speier, die den Fürsten und Reichs-ständen in Sachen der Religion vollefreiheit ließen, aufgehoben würden, und die katholische Reichstagsmehrheit setzte einen Beschluß durch, daß die, welche beim Wormser Edikt bisher geblieben, auch fernerhin mit ihren Untertanen dabei beharren sollten, daß die anderen Stände wenigstens jeder weiteren Neuerung sich enthalten, die M e £ g o 11 e s t> i e n st e nicht mehr abgetan, noch jemand irgendwo n in Hören der M esse verhindert, auch Untertanen eines Standes nirgends von einem anderen Stand gegen jenen in Schutz genommen

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 59

1906 - Langensalza : Gressler
59 Währenddessen zogen die Sachsen, die Hessen und einige Fürsten und Städte in Schwaben, die letztem unter Anführung des tapfern Sebastian Schärtliu, gegen den Kaiser zu Felde, dessen Soldaten damals die besten waren, die es gab. Dennoch hätten jene ihn vielleicht überwunden, da er noch nicht genug vorbereitet war. wenn sie nur gewagt hätten, ihn herzhaft anzugreifen; aber jedesmal fürchteten sie, ihn zu sehr zu beleidigen, und jeder von ihnen wollte etwas anderes als die übrigen. Das Ärgste war, daß sic endlich, nachdem sie sein Lager bei Ingolstadt dm Tage lang fruchtlos beschossen hatten, umkehrten und nach Hanse zogen. Wie lachte der Kaiser, als er das verkehrte Wesen mit ansah! Er ließ sie fürs erste ziehen und züchtigte erst alle Städte und Fürsten m Schwaben, die zum Bunde gehörten und die nun froh fein mußten, mit einer schweren Geldsumme wegkommen zu können. Indessen hatte Johann Friedrich sein Land glücklich wieder erobert und obendrein Moritz die meisten seiner Städte weggenommen; aber was der Kaiser tun würde, wußte man nicht, äo verging der Winter. Sobald das Frühjahr 1547 anbrach, beschloß Kaiser Karl,^ den schwachen Johann Friedrich in Sachsen auszusuchen. Dieser stand mit seinein Heere bei Meißen und war so sorglos, nicht einmal Erkundigungen über die Annäherung des Kaisers einzuziehen, und da man ihm versicherte, der Kaiser sei schon ganz in der 9uihe, so wollte er es gar nicht glauben, sondern meinte, das sei nur herumstreifendes Gesindel des Moritz. Doch ging er endlich über die Elbe. brannte die schöne Meißener Brücke hinter sich ab und zog sich aus dem rechten Elbnser hinunter bis Mühlberg. Karl zog ihm am linken User nach. Am Abend vor der Schlacht ritt er mit seinem Bruder Ferdinand und mit Moritz am User hin, um die Gegend anzusehen. Die breite Elbe flutete stark, und jenseits waren die Feinde; auch hatten diese alle Kähne ans das rechte Ufer geführt. Da brachte Herzog Alba einen jungen Mi’tllev burschen herbei, der sich auheischig machte, ihnen eine tfui't durch die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er tat dies ous Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 89

1906 - Langensalza : Gressler
89 des Glaubens" gab. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Paters schon im 18. Jahre die 24jährige Prinzessin Katharina von A r a g o n i e n heiraten müssen, die ihm bald zuwider geworden war. Indessen hatte er sie aus Gefühl der Pflicht geduldet; sie hatte ihm auch nie Gelegenheit zur Unzufriedenheit gegeben, und er hatte eine Tochter von ihr, welche M a r i a hieß. Plötzlich aber, nachdem er schon 18 Jahre lang mit ihr verheiratet gewesen war, behauptete er, die Ehe mit ihr sei unrechtmäßig, weil sie srüherhiu seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Ter eigentliche Grund war wohl, daß eine Hofdame seiner Frau, A u n a Boleyn (sprich Bullen), ihn durch ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit so bezaubert hatte, daß er seine Frau los sein wollte, um jene zu heiraten. Aber um sich scheiden zu lassen und eine andere zu nehmen, war die Erlaubnis des Papstes nötig. Dieser hätte es wohl auch bewilligt; aber Katharina war Kaiser Karls V. Tante, und der nahm sich ihrer daher an und drohte dem Papste, wenn er die (Scheidung ans-rechen würde. Geradezu wagte indessen der Papst nicht, dem Könige von England sein Gesuch abzuschlagen: er stellte sich daher, als wollte er die Sache erst untersuchen und hielt ihn damit gegen vier Jahre hin. Endlich riß dem leidenschaftlichen Heinrich die Gednld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher, Crannter (der Erzbischof von Eanterbury) auf den Einfall kam, der König könne ja bei den Universitäten sich Rats erholen, ob es unrecht sei, sich von Katharina zu scheiden und Anna Boleyn zu heiraten, so ergriff er diefen Rat geschwind. Zu seiner großen Freude sprachen auch die Universitäten ganz so, wie er gewünscht hatte. Sie erklärten die Ehe mit Katharina für-unrechtmäßig und die mit jeder andern für erlaubt. Katharina weinte bittere Tränen und beschwor ihren Gemahl, sie doch nicht zu verstoßen. Aber Heinrich war unerbittlich, und so erhielt sie die Weisung, sich nach einem der königlichen Lustschlösser zu begeben, wo sie vier Jahre später gestorben ist. Heinrich heiratete gleich nach Katharinas Verstoßung Anna Boleyn und fühlte sich überaus glücklich. Aber aus den Papst war

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 62

1906 - Langensalza : Gressler
62 mortete er: „Ich kann nicht glauben, daß der Kaiser dermaßen an mir handeln sollte. Ist es aber gänzlich also bei der Kaiserlichen Majestät beschlossen, so begehre ich, man soll es mir fest zu wissen tun, damit ich, was meine Gemahlin und Kinder angeht, bestellen möge." Aber zum Glück kam es nicht so weit. Joachim Ii. und Moritz legten Fürsprache ein, und so wurde ihm zwar das Leben geschenkt, aber nur unter der sehr harten Bedingung, daß er für sich und seine Nachkommen auf seine Kurwürde und sein Land Verzicht leiste. Zu seinem Unterhalte erhielt er nur einige Ämter: Eisenach, Gotha, Weimar u. s. w., aus denen nachher die jetzigen Herzogtümer in Thüringen entstanden sind. Aber wer erhielt nun sein Land und seine Würde? Wer anders als Moritz, und so ist gekommen, daß die jüngere (albertinische) Linie die Kurwürde erhielt und noch jetzt das Königreich besitzt. Nun erst wurde recht klar, warum Moritz dem Kaiser gegen seinen unglücklichen Vetter geholfen hatte. Jetzt war noch Philipp von Hessen zu züchtigen. Die Behandlung Johann Friedrichs nach der Schlacht bei Mühlberg diente ihm zum warnenden Beispiele, sich lieber mit dem Kaiser gütlich abzufinden. Er bat Moritz um Vermittelung. Der Kaiser war auch bereit und ließ ihm durch Moritz mündlich sagen, wenn er nach Halle zu ihm käme und Abbitte täte, so wolle er ihm verzeihen; auch solle ihm solche Ergebung nicht ,,,zu einigem Gefängnis gereichen." Philipp willigte ein — wiewohl ungern — und kam. Aber wie erschrak er, als er zum Kaiser hereintrat und ihn nicht allein fand, sondern auf dem Throne sitzend, vor einer großen Versammlung ! Selbst der Hof war voll Menschen, die zum Teil aus Leitern in den Säal schauten. Er hätte vor Scham in die Erde sinken mögen. Indes was war zu machen? Er kniete nieder, und sein hinter ihm knieender Kanzler mußte die Abbitte ablesen, die in den demütigsten Ausdrücken abgefaßt war. Das Gefühl der Scham entlockte dem Landgrafen ein unwillkürliches, spöttisches Lächeln, als wenn er sagen wollte: „Wenn ich nur nicht müßte!" — Der Kaiser bemerkte es wohl und rief, indem er drohend den Finger emporhob: „Wel, ik sal juw lachen lehren!" Doch ließ er

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 63

1906 - Langensalza : Gressler
63 durch seinen Kanzler ablesen, daß er Gnabe für Recht ergehen lassen und dem Lanbgrafen sein Leben, welches er verwirkt habe, schenken wollte. Jetzt erwartete Philipp, bet Kaiser werbe ihm zur Versöhnung die Hand reichen und ihn aufheben. Da er das aber nicht tat, saubern ihn immer noch knieen ließ, staub Philipp selbst ans und ging trotzig zur Tür hinaus. Am Abenb war er nebst Moritz und Joachim von Brandenburg zum Herzoge von Alba gelaben, und als er von ba nach Hause gehen wollte, erklärte ihm dieser, er sei Gefangener, der Kaiser wolle es so. Moritz und Joachim protestierten und sagten, der Kaiser habe ihnen ja ausdrücklich gesagt, er wolle dem Lanbgrafen die Freiheit schenken und sie hätten sich biesem dafür verbürgt Aber nichts half, und Karl selbst sagte, er habe nur versprochen, es solle ihm „kein ewiges Gefängnis" werben. So blieb der Lnnbgraf also gefangen und würde enblich gar nach Mecheln geschickt und ba in ein enges Gefängnis gesteckt. Erst nach fünf traurigen Jahren würden beibe Gefangene roieber freigelassen; boch verlor Philipp seine Länber nicht. In der Gefangenschaft aber hatte es Johann Friedrich besser; benn er blieb beim Kaiser und zog mit ihm herum. Jetzt staub Karl ans der höchsten Spitze seiner Macht. Ganz Dentschlanb war ihm unterworfen, und mit Recht fürchteten die Evangelischen, er werbe nun, seinem dem Papste geleisteten Versprechen gemäß, die evangelische Lehre mit Gewalt unterbrücken. Daß er es nicht tat, hatte wohl seinen Gruub dann, daß er auss neue in einem keineswegs sreunblichen Verhältnis zum Papste staub. Währenb Karl von ihm wenigstens einiges Entgegenkommen gegenüber den Protestanten erwartete, verschärften die Beschlüsse des Konzils den Zwist nur noch mehr, und enblich hatte gar der Papst unter einem nichtigen Vorwanbe das Konzil von -trient nach Bologna verlegt, um es ganz dem kaiserlichen Einflüsse zu entziehen. Karl protestierte heftig bagegeu und ließ durch seine Ge-sanbten erklären, daß er die Beschlüsse, die zu Bologna gefaßt würden, nicht anerkennen werbe; der Papst hingegen zürnte Karl sehr, weil er in den eroberten Ländern nicht sosort wieber den katholischen Gottesbienst einführte, und berief sogar seine Hilss-

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 93

1906 - Langensalza : Gressler
93 Ehe mit Anna von Cleve wurde sofort wieder durch einen Parlamentsbeschluß geschieden. Heinrich tröstete sich bald über den Mißgriff und heiratete als fünfte Frau eine vornehme Engländerin, K a 1 h a r i n a Howard (sprich hauherd) mit welcher er anfangs überaus glücklich lebte. Noch war aber kein Jahr vergangen, da entdeckte er, daß sie eine lasterhafte Person war. die ihre Neigung andern Männern geschenkt hatte. Da er sie aufrichtig geliebt hatte, so stand er wie vernichtet da; lange konnte er kein Wort hervorbringen, und endlich brach er in Tränen aus. Aber die Verbrechen der Königin waren so offenbar und der Stolz und die Ehre des Königs so stark beleidigt, daß er dem Gerichte freien Lauf lassen mußte, welches sie zum Tode verurteilte. Man hätte glauben sollen, nun wäre das Heiraten dem Könige verleidet gewesen. Aber wenige Jahre darauf vermählte er sich mit der Witwe eines Lords. Katharina P a r r (sprich pürr), und wirklich hat er mit keiner seiner vorigen Frauen so glücklich gelebt wie mit dieser. Sie war aber auch eine Frau von hoher Geistesbildung und vielem Verstände und wußte ihn zu behandeln und sich in seine Launen zu schicken. Dennoch wäre sie einmal beinahe schlecht angekommen. Heinrich wurde im Alter so verdrießlich und grausam, daß alle vor ihm zitterten. Nur seine treue Frau hielt bei ihm aus, pflegte ihn mit Sorgfalt, unterhielt ihn und war die Sanftmut und Folgsamkeit selbst. Am liebsten sprach Heinrich über theologische Gegenstände, über die er seine eigenen, sonderbaren Begriffe hatte, die er aber für uuwidersprechlich richtig hielt und worin ihm niemand widersprechen durste. Bei einer solchen Unterredung legte ihm Katharina auch ihre Meinung einmal vor, ohne sich dabei etwas Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, teilte er seine Entdeckung seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr ausbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Prozeß machen zu lassen, denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Prozeß eingeleitet, ohne daß tue- Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 65

1906 - Langensalza : Gressler
65 damals die Reichsacht ausgesprochen war, 51t belagern. Nun hatte dieser einen Vorwand, Soldaten zu sammeln. Er zog die Belagerung ein ganzes Jahr lang hin; auch dann ließ er die Truppen nicht auseinander gehen, indem er bald diesen, bald jenen Grund vorschützte. Man warnte den Kaiser; aber dieser äußerte, von Moritz könne er nichts fürchten, er habe ihm ja nichts anderes als Liebe und Gutes erwiesen. Wirklich wußte ihn auch Moritz durch die ausgesuchtesten Verstellungskünste zu täuschen. Er schrieb ihm, er werde nächstens selbst nach Innsbruck kommen, ließ sich dort eine Wohnung mieten, ja er reiste gar schon dahin ab, wurde aber unterwegs plötzlich krank. Endlich, als alles reif war. brach er auf und flog wie ein Sturmwind herbei, mit solcher Schnelligkeit, d aß er beinahe den Kaiser in Innsbruck ereilt hätte. Bei Nacht und Nebel mußte der arme. kranke Mann im fürchterlichsten Regenwetter auf und davon. Man fetzte ihn, weil er wegen der Gicht weder reiten noch fahren konnte, in eine von Mauleseln getragene Sänfte, leuchtete ihm mit Fackeln vor und führte ihn so durch Bergfchluchten und auf Felsenpfaden nach Kärnten. Soweit war es jetzt mit dem sonst so mächtigen Kaiser gekommen, daß er vor einem deutschen Fürsten ängstlich die Flucht ergriff! Freilich, gegen Moritz allein wäre er wohl noch zu Felde gezogen; aber dieser hatte einen mächtigen Bundesgenossen in dem Könige Heinrich Ii. von Frankreich gewonnen, der sich über die deutschen Religionsstreitigkeiten von Herzen freute. Er fiel jetzt mitten im Frieden in Lothringen ein und nahm dem Kaiser die Bistümer Metz, Toul und Verdun weg. Sie konnten ihm nicht wieder entrissen werden und blieben feit dieser Zeit französisch. Der kranke Kaiser fing jetzt an zu unterhandeln. Er beauftragte feinen Bruder Ferdinand, mit Moritz Frieden zu schließen, und so kam im Jahre 1552 der Vertrag zu Passau und 1555 der Augsburger Religionsfriede zustande. Den Reichsständen, die die Augsburger Konfession anerkannten (also nicht den Reformierten!) war darin zugesichert, daß sie ihre Religion frei bekennen durften. Ten Untertanen stand dieses Recht nicht zu: doch sollten sie die Fürsten nicht mehr zu ihrer Religion zwingen. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselk, Weltgeickichie Iii. 5
   bis 10 von 334 weiter»  »»
334 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 334 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 28
3 1
4 3
5 62
6 0
7 26
8 0
9 4
10 143
11 11
12 16
13 0
14 28
15 0
16 23
17 0
18 0
19 3
20 43
21 2
22 1
23 27
24 5
25 6
26 1
27 19
28 16
29 0
30 1
31 30
32 0
33 36
34 9
35 1
36 18
37 238
38 2
39 8
40 3
41 4
42 2
43 41
44 0
45 32
46 0
47 10
48 6
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 75
2 4
3 3
4 2
5 0
6 2
7 8
8 8
9 6
10 0
11 1
12 2
13 6
14 25
15 7
16 53
17 224
18 0
19 31
20 34
21 10
22 22
23 49
24 2
25 3
26 3
27 0
28 26
29 1
30 2
31 21
32 1
33 1
34 13
35 6
36 13
37 8
38 8
39 89
40 1
41 1
42 19
43 7
44 1
45 37
46 1
47 3
48 0
49 1
50 0
51 2
52 17
53 2
54 10
55 51
56 4
57 0
58 3
59 8
60 0
61 0
62 1
63 8
64 3
65 9
66 0
67 6
68 22
69 3
70 0
71 25
72 5
73 0
74 6
75 13
76 9
77 56
78 8
79 0
80 2
81 0
82 52
83 0
84 2
85 22
86 32
87 24
88 45
89 2
90 20
91 6
92 85
93 0
94 94
95 2
96 11
97 1
98 81
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 24
1 4
2 38
3 10
4 3
5 14
6 11
7 2
8 0
9 2
10 0
11 0
12 16
13 6
14 0
15 11
16 15
17 4
18 2
19 3
20 3
21 1
22 16
23 8
24 3
25 8
26 37
27 25
28 0
29 3
30 58
31 3
32 0
33 152
34 13
35 2
36 0
37 18
38 0
39 27
40 46
41 0
42 8
43 37
44 13
45 0
46 10
47 0
48 0
49 86
50 54
51 30
52 5
53 0
54 1
55 24
56 12
57 1
58 20
59 280
60 2
61 15
62 19
63 5
64 19
65 87
66 0
67 0
68 10
69 0
70 0
71 4
72 5
73 10
74 8
75 22
76 3
77 6
78 1
79 10
80 4
81 190
82 3
83 0
84 6
85 29
86 0
87 6
88 17
89 8
90 0
91 11
92 0
93 0
94 0
95 2
96 0
97 1
98 1
99 1
100 128
101 1
102 52
103 15
104 0
105 2
106 10
107 3
108 4
109 0
110 9
111 26
112 10
113 1
114 8
115 17
116 65
117 2
118 1
119 2
120 13
121 76
122 1
123 20
124 22
125 14
126 4
127 14
128 6
129 16
130 0
131 44
132 2
133 3
134 1
135 1
136 29
137 0
138 0
139 0
140 14
141 0
142 13
143 91
144 2
145 4
146 25
147 0
148 3
149 0
150 27
151 9
152 53
153 0
154 10
155 33
156 41
157 19
158 3
159 1
160 0
161 28
162 18
163 34
164 2
165 4
166 45
167 8
168 8
169 25
170 7
171 0
172 12
173 44
174 1
175 86
176 3
177 99
178 0
179 36
180 0
181 33
182 29
183 107
184 1
185 3
186 5
187 7
188 0
189 11
190 41
191 9
192 9
193 1
194 0
195 1
196 91
197 1
198 20
199 2