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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 117

1906 - Langensalza : Gressler
117 und an den Herzog von Guise mit. Nnn legte sie sich znr Rnhs nnb schlief vier Stunden lang recht sanft. Tann stand sie ans und brachte die wenigen Stunden bis zu ihrem Tode mit Gebet zu. Als die achte Stunde nahte, zog sie, ohne sich bebienen zu lassen, ein Kleib von Sammet nnb Leibe, wie zu einem Festtage an. Die übrigen Kleiber hatte sie abenbs vorher mit verteilt, „©ein", sprach sie, „hätte ich euch auch bies Kleib, das reichste von allen, gelassen: aber Maria Stuart muß auf ihrem letzten Gange anständig erscheinen." Darauf bebecktc sie sich mit einem weißen Schleier, bet bis auf die Füße herabwallte. Um 8 morgens trat der Sheriff der Grafschaft in ihr Zimmer nnb zeigte ihr an, daß die Stunbe da sei. „Ich bin beieit“, antwortete Maria. Noch einmal sagte sie ihren Dienern Lebewohl nnb ging, gestützt anf zwei Bebienten ihres Hauses, mit bescheibenem, aber majestätischem Anstaube bnrch die an ihr Zimmer stoßenbe Halle. Hier fanb sie die beiben Grafen, ihren Hüter uttb anbete Staatspersonen. Auch ihr Haushofmeister M e l v i l stand hier. Er wars sich ihr zu Füßen, rang die Haube nnb rief, von unnennbarem Schmerze ergriffen: „O wie unglücklich bin ich! Wer war je vor mir Überbringer so betrübter Botschaft, wie ich jetzt überbringen muß, wenn ich in mein Vaterlanb zurückkehren nnb erzählen werbe, daß ich meine gnäbige Königin und Gebieterin in Englaub enthaupten sah?" Tie Tränen erstickten seine fernere Rebe. „Höre aus, getreuer Diener", antwortete Maria lief gerührt, „höre anf zu weinen. Freue bich vielmehr, daß nun Marias Leiben sich enben. Sage meinen Untertanen, daß ich, ohne in meiner Religion zu wanken, und unuernnbert in meiner Ergebenheit Tür Frankreich und Schottland sterbe. Ter Himmel verzeihe benen, die meinen Tod verlangt, die nach meinem Blnte gebürstet haben. Gott", ries sie ans, „du weißt, wie sehr ich das gute Vernehmen zwischen Schottland und England gewünscht, wie sehr ich gewünscht habe, die Qnellen so vieler Zwistigkeiten zu verstopfen! Melüil", fuhr sie ruhiger fort, „empfiehl mich meinem Sohne: sage ihm, daß ich, ungeachtet aller meiner Leiben, nichts getan habe, was dem Staate und dem Königreiche Schottland

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 121

1906 - Langensalza : Gressler
121 mißlichen Lagen zeigte gerade Elisabeth ihre Größe. Sie zeigte jetzt eine bewundernswerte Tätigkeit, Entschlossenheit und Geistesgegenwart. Hierhm und dorthin stellte sie Soldatenhausen auf, bemannte die Schiffe, sah nach allem selbst und zeigte, daß sie zum Herrscheu geboren sei. So erschien sie eines Tages selbst im Lager. Auf einem edlen Stre itrosse, einen Marschallstab in der Hand, einen Brustharnisch von poliertem Stahl über dem prachtvollen Anzug. einen Pagen hinter sich. der den weißbcstederteu Helm trug, ritt sie mit entblößtem Haupte vou Glied zu Glied. Der Mut strahlte aus ihren Augen; ihr Anstand zeigte, daß sie die Königin war. und als das laute Hurrageschrei der jauchzenden Soldaten schwieg, hielt sie eine Rede an sie, durch welche ihr Mut zur Kampflust gesteigert wurde. Endlich erschien die Armada im Kanal, geführt vom Herzoge von Medina S i d o n i a , und fuhr mit stolz aufgeschwellten Segeln an Englands Küste voiüber. Aber schnell brachen die kleineren englischen Schisse hervor, sielen die hintersten Schisse au, schnitten sie ab, versenkten einige und führten andere im Triumphe davon. Dazu kam ein entsetzlicher Sturm, der die unbehilslicheu Schisse schrecklich umherwars. Viele gingen unter; der Überrest wagte nicht zu landen und kam in einem ganz zerrütteten Zustande wieder nach Hause. Dem Herzoge war mit Recht für seinen Kopf bange; denn Philipp war nicht der Mann, der Entschuldigungen anzuhören pflegte. Aber als Sidonia vor allen Hosleuteu sich vor ihm auf die Knie warf und einige Entschuldigungen herstammelte, winkte ihm Philipp auszustehen und sprach: „Ich habe Euch gegen Menschen, nicht aber gegen Stürme und Wellen geschickt. Steht aus!" Natürlich war mit diesem Siege der Kampf noch nicht beendet; aber er trat in ein anderes Stadium. Es dauerte lauge, bis sich Philipp eine neue Flotte geschaffen hatte, und die Engländer waren in dieser Zeit natürlich auch nicht müßig. Sie verbanden sich mit den Niederländern, mit denen Philivp damals auch Krieg führte. Bald wagten sie sich anss offene Meer und griffen die spanischen schiffe an, die meist reich beladen nach ihren heimischen Gestaden

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 160

1906 - Langensalza : Gressler
160 sie, um sie recht zu martern, an den Haaren in die Höhe ziehen und so ihnen die Köpfe abschlagen Selbst der Scharfrichter wurde durch das Benehmen der Kinder so gerührt, daß er das Blntschwert wegwarf. Aber gleich fand sich ein anderer, der den Mord verrichtete und auch dem mitleidigen Scharfrichter den Kopf abhieb. Erichfon erhielt in Räfnäs die Nachricht von dem Blutbade. Er schauderte; aber er hatte keine Zeit, seiner Betrübnis nachzuhängen ; denn Christians Soldaten suchten ihn überall. Es war war sogar ein hoher Preis auf seinen Kopf gesetzt und dem der Tod gedroht, der ihn aufnehmen würde. Daher fand er überall die Türen verschlossen, und selbst ein Karthäuserkloster, welches seine Borfahren gestiftet hatten, weigerte sich, ihn aufzunehmen. Wohin sollte er nun? Da wandte er sich in das Gebirge von Dalekarlien, das von einem rauhen, aber tapferen, ehrlichen und aufrichtigen Menschenstamme bewohnt wurde. Dort konnte er sich am besten verbergen; auch hoffte er bei den ehrlichen Dalekarliern am ersten Hilfe zu erhalten. Aber ehe er noch das Gebirge erreichte, traf ihn ein neuer Unfall. Der einzige Bediente, den er mitgenommen hatte, ging ihm mit allen seinen Sachen durch, und nachdem ihm Erichson vergebens lange nachgesetzt war, mußte er zuletzt sein eigenes Pserd, weil es zu ermüdet war, mit dem letzten Gepäcke zurücklassen. Er hüllte sich in einen groben Bauernkittel, schnitt sich die Haare kurz ab, setzte sich einen runden Hut auf und wanderte weiter, die Axt auf der Schulter tragend. Eine Zeitlang arbeitete er in Falun in den Kupferbergwerken als Handlanger bei schmaler Kost; aber ungewohnt der schweren Arbeit in den feuchten Gruben, lief er Gefahr, feine Gesundheit zu verlieren, und suchte andere Dienste über der Erde. Er fand sie bei einem reichen Manne, namens Pehrson, der ihn als Drescher annahm. Die Mitknechte merkten aber bald an seinen Sitten, daß er noch nicht lange diese Arbeit verrichtete; auch entdeckte man, daß er ein feines Hemd trug. Pehrfon faßte ihn nun scharf ins Auge und erkannte endlich in ihm seinen ehemaligen Universitätsfreund. Erichson erzählte ihm von dem Stockholmer Blutbade und bat ihn mit Tränen, doch mit seinen Knechten die Waffen zu ergreifen. Aber Pehrfon

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 284

1906 - Langensalza : Gressler
284 man die regelmäßigen toolbaten — auf, und biefe erregten einen furchtbaren Aufruhr, weil Sophia ausgesprengt hatte, daß Iwan durch die Familie der Natalia ermorbet fei. Mit toütenben Blicken wälzte sich die Schar nach dem Kreml, um Iwans vermeintlichen Tod zu rächen, und selbst als biefer sich zeigte, hörte der Tumult nicht auf. Die meisten Verwanbten und Räte Nataliens würden grausam ermorbet. Dann riefen sie Iwan zum Baren aus. Er erschien und stammelte: „Ich will euer Zar fein; aber laßt boch meinen lieben Bruder Peter mit mir regieren!" Das ließen sie sich gefallen. Nach zwei Jahren brach unter den Strelitzen ein neuer Tumult aus. Natalia und Peter flohen aus Moskau nach einem festen Kloster. Ihnen folgten die Mürber. Lange suchten sie vergebens; enblich kamen sie in die Kirche. Hier kniete Peter am Altare; feine Mutter staub vor ihm und beckte ihn mit ihren Armen. Aber ein wilber Strelitz rannte auf ihn los und wollte ihm eben das Messer in das Herz stoßen, als ein anberer mit gräßlicher Stimme rief: „Halt, Bruder. nicht hier am Altare! Er wirb uns nicht entgehen.'' In dem Augenblicke erschien die zarifche Reiterei und trieb die Strelitzen auseinanber. Peter war gerettet. Je mehr Übermut, befto mehr Sklavensinn! Tie eben noch so übermütigen Stre- litzen nahten sich balb barauf, 3700 an der Zahl. Je zwei und zwei trugen einen Block und der britte ein Beil. Viele hatten Stricke um den Hals. Sie hatten nämlich, um den Zorn des Zaren zu büßen, den zehnten Mann ausgehoben. Diese nahten sich jetzt. Sie hatten das Abenbmahl empfangen, von ihren Weibern und Kinbern, die dem Zuge weinenb folgten, Abfchieb genommen, stellten sich vor dem Palaste auf und riefen: „Wir finb fchulbig! Der Zar richte nach Gefallen über uns!" Drei Stunben lang überlegte der Hof; enblich würden 30 der Schulbigsten hingerichtet, die übrigen entlassen. Des nun 15 jährigen Peters Liebling war ein Kaufmannssohn aus Genf, Lefort. Nachbcm er feinen Eltern bavongelaufen war und sich in mehreren ßänbern umhergetrieben hatte, war er nach Moskau gekommen und mit dem jungen Zaren bekannt geworben.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 85

1906 - Langensalza : Gressler
85 die Stunde des Mordanschlags. Seine Mutter verließ ihn keinen Augenblick und sprach ihm Mut ein. Man mußte ihm den Befehl zum Läuten der Glocke erst abnötigen. Noch war alles still. Plötzlich hörte man einen Pistolenschuß. Keiner mußte, woher er kam; aber der Knall setzte alle so in Schrecken, daß sie sich vor Unruhe nicht zu lassen wußten, und der König schickte einen Offizier an de» Herzog von Gnise, nichts gegen den Admiral zu unternehmen. Allein es war schon zu spät. G u i s e hatte sich beim ersten Schlage der Glocke mit 300 Bewaffneten nach der Wohnung des Admirals begebe». „Im Namen des Königs, macht auf!" rief er am Hoftore. Man öffnete, und sogleich wurde die Schildwache niedergestoßen. Tie Ehrenwache des Admirals lies auseinander und versteckte sich. Drei Offiziere, begleitet von Soldaten, drangen die Treppe hinauf, schlugen die Tür ein, welche zu Colignys Schlafzimmer führte, und stürzten mit dem Geschrei: „Mord! Mord!" ins Zimmer. Coligny war beim ersten Lärm ausgestanden und stand mitten im Zimmer. „Bist dn Coligny?" ries einer jener Offiziere. „Ich bin es," antwortete der Admiral ruhig, „achte meine grauen Haare!" Aber der Offizier stieß ihm den Degen in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus und hieb ihm so lange ins Gesicht, bis er tot zu Boden sank. Tauu ries er zum Feuster hinunter: „Es ist vorbei!" — „Der Herzog von Angonleme will es nicht glauben," antwortete Guise, „bis er ihn zu seinen Füßen liegen sieht." Man stürzte den Leichnam aus dem Fenster; Angonleme wischte ihm das Blut aus dem Gesichte, um feine Züge zu erkennen, und gab ihm dann einen Fußtritt. Heinrich von Gnise tat dasselbe. Sobald die Glocke sich hatte hören lassen, hatten die sich davon unterrichteten Katholiken mit fürchterlichem Geschrei und Mordgeheul von allen Seiten erhoben. Die Hugenotten kamen, zum Teil halbangekleidet und schlaftrunken, ans den Häusern, um zu sehen, was es gäbe. Einige wollten nach der Wohnung des Admirals, wurden aber gleich au der Tür von der Wache niedergestoßen. Andere, welche nach dem Louvre, dem Residenzpalaste des Königs, eilten, wurden von der Garde mit Pikenstößen und Flintenschüssen zurück-

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 142

1906 - Langensalza : Gressler
142 er nicht eingeftnnb, nuf die Folter gebracht. Nie erfuhr er, wer fein Ankläger war. So war also niemanb sicher; des Morgens wußte feiner, ob er noch am Abenb unter den ©einigen fein würde. Sobald sich ein schlechter Mensch fanb, der sich an ihm rächen ober ihn um sein Vermögen bringen wollte, so gab er ihn an, bies ober jenes gegen die römische Lehre gesagt, ober ein evangelisches Lieb gesungen, ober eine Versammlung der Evangelischen besucht zu haben, und sogleich war es um seine Freiheit geschehen. Wer einmal in den Schlunb der Inquisition fiel, kam nicht wieber heraus. Entweber mußte er im Gefängnisse als ein lebenbig Begrabener seine noch übrigen Lebensjahre vertrauern, ober er würde nn den Tagen der großen Verbrennung mit den übrigen Schlachtopseru zum Scheiterhaufen geführt. Mit feierlichem Pompe zog der traurige 3u9 durch die Gassen nach dem Richtplatze. Eine rote Blutfnhne wehte voran, alle Glocken würden geläutet. Voran zogen die Priester im Meßgewanbe und sangen ein heiliges Lieb. Ihnen folgte der verurteilte Sünber, in ein gelbes Gewanb gefleibet, auf welches schwarze Teufelsgestalten gemalt waren. Aus dem Kopse trug er eine Mütze von Papier, die in eine Menschenfigur enbigte, um welche Fenerflatnmen schlugen und scheußliche Dämonen flogen. Weggekehrt von dem ewig Verbammten würde das Bilb des Gekreuzigten getragen; benn für ihn galt die Erlösung nicht mehr. So wie sein sterblicher Leib den irbifchen Flammen, so gehörte seine unsterbliche Seele den Flammen der Hölle. Im Munbe trug er einen Knebel, bamit er Weber seinen Schmerz durch Klagen linbern und das Mitleib der Umstehenben durch Erzählung seines Unglücks wecken, noch die Geheimnisse seines Prozesses ausschwatzen konnte. Hinter ihm brein gingen die Geistlichen im festlichen Ornate, die Obrigkeit und der Abel. Die Väter, die ihn gerichtet hatten, beschlossen den traurigen Zug. Man glaubte eine Leiche zu sehen, die zu Grabe geleitet würde; aber es war ein lebenbiger Mensch, an besten langsamen Dualen das Volk sich ergötzen sollte. Solche Hinrichtungen würden gewöhnlich bis zu hohen Feiertagen aufgespart und dann viele zugleich vollstreckt. - - Diese Inquisition, wie sie schon in Spanten und Portugnl im besten Gange war,

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 239

1906 - Langensalza : Gressler
239 eine Tochter und ein Sohn, waren noch in England; sie erhielten die Erlaubnis, ihn zu besuchen; seine Frau und die andern Kinder waren schon nach Frankreich geflüchtet. Karl unterhielt sich mit ihnen wehmütig, trug der Prinzessin seine letzten Grüße an seine Frau auf und entließ sie mit herzlichen Ermahnungen. In den zw ei folgenden Nächten schlief er so ruhig wie immer, obgleich die Zimmerleute unter seinen Fenstern das Blutgerüst aufschlugen. Am Morgen seines letzten Tages — es war der 30. Januar 1649 — stand er früh auf, ließ sich sorgfältig ankleiden und hielt mit feinem Freunde, dem Bischöfe Juxon, feine Andacht. Die Hinrichtung wurde auf dem Platze vor feinem Schlöffe Whitehall (sprich Hweit-hahl) vollzogen, um desto stärker zu bezeichnen, daß es der König sei, den das Volk richte. Ter ganze Platz war dicht mit Menschen besetzt, die ihre tiefe Betrübnis nicht verbargen. Karl hatte durch sein sanftes Betragen während feiner Gefangenschaft die Herzen aller, die ihm nahe kamen, für sich eingenommen. Jetzt trat er aus einem Fenster seines Palastes, von wo man eine Brücke bis zum Blutgerüste angebracht hatte. Er sprach nur mit den Umstehenden einige Worte. Er sterbe unschuldig an seinem Volle, sagte er, erkenne aber die Gerechtigkeit der göttlichen Vorsehung, denn er habe den Tod darum verdient, weil er in die Hinrichtung seines unschuldigen Ministers gewilligt habe. Als er nun den Kopf auf den Block legen wollte, sprach der Bischof Juxon: „Sire, Ihr habt nur noch einen Schritt zu tun, der zwar schmerzlich und schwer, aber doch nur sehr kurz i)t. Er versetzt Euch schnell von der Erde in den Himmel, und dort werdet Ihr zu Eurer großen Freude die Krone der Herrlichkeit finden." — „Ja," antwortete Karl gefaßt, „ich gehe von einer vergänglichen Krone zu einer unvergänglichen über, dahin, wo fein Kummer wohnt!" Mit diesen Worten legte [er sein Haupt nieder, und mit einem Hieb wurde es vom Körper getrennt. Der Scharfrichter war — so ist es in England gewöhnlich — verlarvt; ein anderer, auch mit einer Larve, hob das blutströmende Haupt bei den Haaren auf. zeigte es dem Volke und rief laut: „Dies ist der Kopf eines Verräters! Eromwell wohnte in einem Fenster, dem Blutgerüste gegenüber,

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 66

1906 - Langensalza : Gressler
66 sondern ihnen für den Fall, daß sie eine andere Konfession bekannten, die er nicht dnlden wollte, das Auswandern erlauben. Die bis znm Passauer Vertrag eingezogenen Kirchengüter sollten den Protestanten verbleiben; dagegen sollten neue Kirchengüter nicht mehr eingezogen werden. Diese letztere Bestimmung, der sogenannte „geistliche Vorbehalt", sollte wieder eine Quelle neuer Streitigkeiten werden; schon damals protestierten die evangelischen Mitglieder des Reichstages gegen dieselbe. Der tapfere Moritz erlebte diesen Religionssrieden nicht mehr. Ein wilder Mensch, der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, hatte schon lange in Deutschland vielen Unfug getrieben, war bald diesem, bald jenem Fürsten ins Land gefallen und hatte auf eigene Hand Krieg geführt. Dem Unwesen mußte endlich gesteuert werden. Moritz ging mit dem alten Herzoge Heinrich von Braunschweig aus ihn los und traf ihn in der Lüneburger Heide bei dem Dorfe Sievershaufen (1553). Schnell griff er ihn an und warf ihn nach einem hartnäckigen Kampfe in die Flucht. Aber der Sieg war teuer erkauft worden. Bald nach dem Anfange der Schlacht wurde dem Herzog Heinrich gemeldet, daß sein trefflicher Sohn, ein kräftiger Mann von 31 Jahren, schwer verwundet fei. Der alte Mann bezwang feinen Schmerz. Aber bald kam ein zweiter Bote mit der Nachricht, auch sein ältester Sohn sei entseelt. „Das ist zu viel!" rief er aus, und die Tränen stürzten ihm ans den Augen. Mit der Wut der Verzweiflung stürzte er sich in den Feind, den Tod suchend, aber nicht findend. Da traf ihn der dritte Schlag, auch Kurfürst Moritz fei verwundet. Eben war der Sieg entschieden worden; da wurde Moritz von hinten von einer Kugel erreicht, die ihm in die Eingeweide fuhr. Man hob ihn vom Pferde und lehnte ihn an eine Weide, von wo er noch den nahestehenden Soldaten zurief, die Feinde nachdrücklich zu verfolgen. Jetzt kam der alte, funnnerbelcistete Heinrich. Beim Anblicke des verwundeten Freundes vergaß er des eigenen Verlustes und sorgte, daß der Kranke ins Lager getragen würde. Dieser glaubte, ungeachtet großer Schmerzen, die Wunde sei nicht gefährlich, und freute sich über die uni ihn heruingesteöten erbeuteten

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 173

1906 - Langensalza : Gressler
173 Noch kein Jahr nach jener Tat auf dem Schlosse in Prag starb Kaiser Matthias (1019) und fand im Grabe die Ruhe, die er auf dem Throne nicht gefunden hatte. Er starb zu rechter Zeit, um noch größeren Übeln zu entgehen: denn der Krieg hatte wirklich schon begonnen. Graf Thurn schlug zwei kaiserliche Heere, die nach Böhmen einrückten, zurück und fiel in Mähren und Cfterreid) ein. Allenthalben nahm ihn das Volk mit Freuden auf und erhob sich gegen den Kaiser; jn Thnrn drang bis Wien vor, wo sich Ferdinand befand, und belagerte es. Wirklich war Ferdinand in der mißlichsten Lage. Überall zeigte sich offene Empörung oder heimliches Mißvergnügen. Schon pfiffen die Kugeln der Böhmen durch fein Schloß, und, um feine Verlegenheit vollkommen zu machen, erschienen vor ihm 16 Abgeordnete der österreichischen Stände und verlangten mit drohenden Worten feine schriftliche Einwilligung zu ihrer Bewaffnung und zu einem Bündnisse mit den Böhmen. Ja, einer derselben soll gar so weit gegangen sein, ihn beim Knopfe seines Ramses zu fassen und zu rufen; „Nandel, gib dich! du mußt unterschreibe!" — Ta schmetterten plötzlich Trompeten ans dem Schloßhofe. Es waren 500 Kürassiere, welche eingezogen waren, um Ferdinands Befehle zu vernehmen. Ter Trompetenschall wirkte ans die Abgeordneten wunderbar. Sie beurlaubten sich in größter Schnelligkeit und kamen nicht wieder, und Ferdinand war erlöst; denn auch Thurn zog sich bald darauf von Wien zurück. Bald darauf wurde er zum deutschen Kaiser gewählt. Als solcher hieß er Ferdinand It. (1619 — 37). Nur die Böhmen wollten ihn schlechterdings nicht als ihren König anerkennen. Sie setzten ihn förmlich ab und wählten den 23jährigen Kurfürsten von der Pfalz. Friedrich V., zu ihrem Könige. Zwar war er reformiert; aber sein Oheim war Moritz von Eranien und sein Schwiegervater König Jakob I. von England, und diese Verbindungen empfahlen ihn den Wählenden besonders; dazu war er das Haupt der Union. Anfangs besann er sich; die große Gefahr, in die er sich begeben sollte, schwebte feinem Geiste vor, und manche Freunde warnten ihn. Seine Mutter Juliane sagte: „Ach, nun geht die Pfalz nach Böhmen!" Aber

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 251

1906 - Langensalza : Gressler
Wenn die armen Leute beteuerten, sie wären bereit, für den König Gut und Blut zu lassen, aber ihr Gewissen gehöre Gott allein an, dann rückten Dragoner ein, die von Mönchen geführt wurden. Sie besetzten die Ausgänge des Ortes, drangen mit dem Säbel in der Faust ein und riefen: „Sterbt oder werdet katholisch!" Dann quartierten sie sich bei den Reformierten ein, ließen keinen von ihnen aus dem Hause, zehrten alle Lebensmittel auf und betrachteten alles, was sie im Hause fanden, als ihr Eigentum. Zuletzt mißhandelten sie die Einwohner aufs empörendste. Die Kinder wurden den Müttern entrissen, die geistlichen Bücher durch den Henker verbrannt, den Weibern, die reformierte Lieder sangen, die Haare abgeschnitten, die Geistlichen, die ihre Gemeinde nicht verlassen wollten, gerädert, Greise an den Altar geschleppt und gezwungen, das Abendmahl auf katholische Weise zu nehmen, die Leichen der Gestorbenen wieder ausgegraben, mit Fußen getreten und auf den Anger geworfen. Die Schandtaten wurden nicht nur an Bürgern und Bauern verübt, sondern der Religionshaß wütete vorzüglich auch gegen die Edelleute. Gern wären nun die Unglücklichen ausgewandert; aber die Grenzen wurden besetzt, und niemand sollte hinausgelassen werden. Dennoch entkamen binnen drei Jahren an 50 000 der fleißigsten und geschicktesten Familien. Dadurch litt Frankreich einen unersetzlichen Schaden. Alle benachbarten evangelischen Länder nahmen die Vertriebenen mit Freuden aus; in England, in den Niederlanden und besonders auch im Brandenburgischen ließ sich eine Menge von ihnen nieder und nun brauchte man nicht erst aus Frankreich die französischen Waren zu holen, Hüte, Strümpfe. Tressen und seiöene Stosse wurden nun im eigenen Lande von den fleißigen Kolonisten hergestellt. Vielen Einfluß auf des Königs Entschluß, das Edikt von Nantes aufzuheben, hatte eine Frau, die durch ihre sonderbaren Schicksale sowohl als durch ihren großen Verstand sehr berühmt geworden ist. Es war die Frau van Ma inte non. Sie wurde in einem Gefängnisse geboren, in welchem ihre Eltern wegen Schulden saßen. Ihr Vater war ein Herr von A u b i g n e. Als ein dreijähriges Mädchen kam sie nach Amerika. Als sie im 12. Jahre nach Frank-
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