Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der neueren Zeit - S. 8

1906 - Langensalza : Gressler
8 3. Der Humanismus in Deutschland. Luthers Jugend. Während der Humanismus in Italien vielfach zu einer behaglichen. heiteren Lebensauffassung führte, die oft mit den Gesetzen der Moral und der Religion in Widerspruch stand, regte er in Deutschland die Geister zu ernstem Forschen an. Die deutschen Humanisten, deren bedeutendste Vertreter Johann Geiler von K a is e r s b er g, E r n 3m u § von Rotterdam, und Ulrich non Hutten sind, wandten sich neben dem Studium der klassischen Literatur vor allem auch dem Studium der kirchlichen Be-kenntnisschristeu zu. Sv studierte und übersetzte Erasmus das Neue Testament, während Johann Renchlin als der beste Kenner des Alten Testamentes galt. Durch ihr 'Studium gerieten sie nun oft in Zwiespalt mit den Anschauungen der Kirche, in der damals besonders die Dominikaner, die als Ketzerrichter mit finsterer Strenge ihres Amtes walteten, den neuen, freien Geist zu unterdrücken suchten. Es fehlte daher in jenen Tagen nicht ein Schriften, die bald mit Ernst, bald mit Satire diese oder jene Einrichtung der Kirche befehdeten, und Tausende, die unter dem Drucke der Inquisition oder unter dem Aberglauben ihrer Tage vergeblich nach einem Retter ausschauten, lasen sie mit Vergnügen. Doch so sehr auch diese Bücher die gebildeten Kreise bewegten, ins Volk drangen sie wenig oder nicht. Das Verdienst, den neuen, freien Geist — der frei ist von knechtischer Furcht, aber gebunden durch die Moral und die ewige Grundlage aller Religion: den Glauben an einen lebendigen Gott, den wir unsern Vater nennen — in weite Kreise getragen zu haben, gebührt vor allem einem Manne, der, nachdem er sich selbst in hartem Kampfe zur Klarheit durchgerungen hatte, nicht müde wurde, durch Wort und Schrift feine Lehre zu verkünden. Dr. Martin Luther war der Mann, der von der Vorsehung bestimmt war, die heilige Flamme des Lichts und der Wahrheit, die in Wielifs Hand als Funke steh entzündet hatte und in Hus eine hell aufglühende, strahlende Fackel geworden war. triumphierend durch die Welt zu tragen.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 22

1906 - Langensalza : Gressler
22 uoch nicht aufgebrochen sei. Tas betrübte den guten Luther tief; fast wäre fein Gemüt verzagt. Aber seine Frömmigkeit ließ ihn nicht sinken. „Vater itnb Mutter verlassen mich," rief er aus, beit heiteren Blick gen Himmel gerichtet, „aber der Herr nimmt mich auf!" Und noch über Tische Mürbe ihm von demselben Manne ein zweiter Brief gebracht, er solle doch bleiben, wenn er nocb da wäre, der Kurfürst wolle ihn schützen. Um die Zeit lernte Luther einen Mann kennen, der zur Reformation recht viel mitgewirkt hat, Philipp Melanchthon. Dieser liebe, freundliche Mann war 1497 in Breiten, einem 3tädt= chen im jetzigen Großherzogtum Baden, geboren worben, also 14 Jahre jünger als Luther. Eigentlich hieß er Schwarzerb; aber nach der damaligen Gewohnheit der Gelehrten verwandelte er feinen deutschen Namen in den gleichbedeutenden griechischen. Sein Vater war ein ehrlicher, fleißiger Stückgießer und Waffenschmied und ba= bei ein echtfrommer Mann, der nebst der Mutter den kleinen Philipp schon früh zum Gebete angehalten hatte. Taburch hatte das von Natur sauste und weiche Gemüt des Knaben eine so schöne Richtung für Religiosität erhalten, daß nichts imstatibe war, ihn auf Abwege zu führen. Schon im 11. Jahre hotte er feinen braven Vater verloren: ba gab ihm der Großvater einen treuen und geschickten Mann zum Erzieher, bis er auf eine Gelehrtenschule kam. Hier machte er durch eisernen Fleiß so schöne Fortschritte, daß er schon im 14. Jahre auf die Universität nach Heibelberg gehen konnte. Aber was babei am meisten zu bewunbern ist: er blieb der stille bescheidene Jüngling, der er gewesen war, bildete sich nichts auf fein Wissen ein und gewann dadurch aller Herzen. Jeht wurde er, weil feine ungemeine Kenntnis der griechischen Sprache ihm schon großen Ruf erworben hatte, von Friedrich dem Weisen an die Universität nach Wittenberg berufen. Er war noch nicht 22 Jahre alt. Zufällig war Luther feine erste Bekanntschaft. Bald wurden beide Männer die unzertrennlichsten Freunde. Nur der Tod hat dieses Band für die Erde ausgelöst. Dabei waren sie von ganz verschiedenem Temperamente. War Luther überaus feurig, höchst kräftig, mutig vorwärts strebend, so war bagegen

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 78

1906 - Langensalza : Gressler
78 zu können, und malte für seinen freundlichen Hauswirt viele treffliche Stücke. Einst fragte ihn Morus, wie der englische Große geheißen. der ihn zuerst zur Reife nach England aufgemuntert habe. -Ich weiß es nicht," antwortete er, „aber feine Züge sind mir noch gegenwärtig." Und nun malte er sogleich das Bild des Herrn auf eine Tafel mit so treffender Ähnlichkeit, daß Morus sogleich ausrief: „Das ist Graf Arundel!" König Heinrich Viii. pflegte den Kanzler öfters nuf feinem Landhause zu besuchen. Einst kam er auch, und Morus führte ihn in die Halle, bereit Wände mit deu Gemälden Holbcins ganz bedeckt waren. Der König, ein Freund der Kunst, erstaunte; etwas so Herrliches hatte er noch nie gesehen. „Lebt der Künstler noch," sagte er, „und ist er für Geld zu haben?" — „Er wohnt bei mir, Sire," antwortete Morns, „und die ganze Sammlung steht Ew. Majestät zu Diensten." — Sogleich wurde Holbein geholt und dem Könige vorgestellt, der ihn in seine Dienste nahm. „Nun ich den Meister habe," sagte der König, „bedarf ich dieser Bilder nicht; er soll mich schon befriedigen." Nun begann für Hans Holbein ein ganz neues Leben. Der sonst so arme Baseler Maler, der froh war. wenn er Häuser und Aushängeschilder zu malen hatte, wohnte nun im königlichen Schlosse, bekam ein bestimmtes Gehalt und wurde außerdem noch für jedes Gemälde besonders bezahlt. Er war jetzt ein feiner Weltmann geworden und wurde von allen Großen eifrig gesucht. Obgleich England damals voll von geschickten Malern war, io erkannten doch alle Hans Holbein den ersten Rang in der Porträtmalerei zu; denn er malte getreu noch der Natur und zwar mit solcher Klarheit und Genauigkeit, daß man unwillkürlich davon angezogen wurde. Nach einem dreijährigen Aufenthalte reiste Holbein nach Basel zum Besuch, um sein Weib und seine Kinder zu sehen. Zugleich schickte Morus seinem Freunde Erasmus ein Gemälde, seine Familie vorstellend, von Holbein gemalt, worüber der Beschenkte eine große ölende hatte. „Ich habe keine Worte," schrieb er an des Kanzlers Tochter zurück, „meiner Freundin, der Zierde Britanniens, die Freude zu schildern, die mir der Familienverein gemocht hat, den Holbeins

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 81

1906 - Langensalza : Gressler
81 Achtung er auch deshalb verdiente, so verwerflich war die Heftigkeit und Unduldsamkeit, die er gegen Andersdenkende zeigte. Am auffallendsten ist dies in der Geschichte des unglücklichen Michael Servet. Dieser Mann war ein spanischer Arzt und ein großer Freund theologischer Untersuchungen. ' Während er als Arzt im südlichen Frankreich lebte, hatte er mehrmals an Calvin geschrieben. Aber kaum nahm dieser aus den Briefen wahr, daß Servet über die Lehre von der Dreieinigkeit andere Begriffe hatte, als er sogleich den Briefwechsel abbrach; ja, als endlich Servet seine Ansichten in einem besonderen Werke umständlicher auseinandersetzte, betrachtete ihn Calvin als einen fluchwürdigen Ketzer! Der Spanier ahnte von dem allen nichts, und als er nach einiger Zeit auf einer Reise durch Genf kam, hielt er sich in dieser evangelischen Stadt sicherer als irgendwo. Aber kaum erfuhr Calvin, der von ihm so verabscheute Servet sei angekommen, so drang er in den Magistrat, den Mann sogleich festnehmen und ihm als Ketzer und Verbreiter falscher Lehren den Prozeß machen zu lassen. Wie erstaunte Tervet. als man ihn ins Gefängnis führte und Calvin als sein Ankläger gegen ihn auftrat! Zuerst gab diefer sich alle Mühe, den Fremden zur Abschwörung feiner Meinungen zu bewegen. Da bezeugte, er könne nicht gegen seine Überzeugung sprechen so wurde der Arme wirklich zum Tode aus dem Scheiterhaufen verurteilt. Anfangs schien es ihm ganz unglaublich, daß man in einer evangelischen Stadt so unduldsam sein könnte; dann bat er, man möchte, wenn er nun einmal durchaus wegen seiner Meinung sterben sollte, ihn doch nur enthaupten. „Nein", schrie man, „ein Ketzer muß verbrannt werden"! Und das geschah wirklich, und Calvin glaubte in seinem Eifer eine recht verdienstliche Handlung u begehen. Elf Jahre darauf (1564) starb Calvin. Die Kirche, welche Zwingli und Calvin durch ihre Lehre i gründeten, wurde die reformierte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, im westlichen Deutschland und in Frankreich Eingang, so grausam auch Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformierten nannte, verfolgte. Meisterwerke. Bd. Ix. Nöi > elt, Weltgeschichte Iii. (j

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 115

1906 - Langensalza : Gressler
115 ihrer Gefahr, und die neue Verschwörung der Katholiken gegen ihr Seben. welcher der französische Gesandte nicht fremd gewesen zu sein schien, hielt sie in beständiger Aufregung. Dazu kam, daß das Volk und das Parlament sich für die Hinrichtung Marias deutlich ausgesprochen hatten. Wir müssen uns daher ihren Gemütszustand als sehr peinlich vorstellen, und ihr Benehmen zeigte deutlich, daß sie zu keinem Entschluß kommen konnte. Man sah sie oft allein und nachdenkend, bald schweigend, bald halbverständliche Reden bei sich murmelnd. Endlich ließ sie ihren Sekretär Davison (Devisen) rufen und befahl ihm, einen Befehl zur Hinrichtung der Königin aufzusehen und für den Fall, daß wieder ein Versuch, Maria zu befreien, gemacht würde oder fremde Truppen landeten, davon Gebrauch zu machen. Sie unterschrieb ihn und befahl Davison, von dem Kanzler das Siegel darunter drücken zu lassen. Am folgenden Tage ließ sie ihm sagen, die Vollziehung noch aufzuschieben, und als Daviiou ihr meldete, daß das Siegel bereits darunter wäre, schien sie etwas unwillig, ohne aber sich deutlich zu erklären. Der Sekretär wußte nicht, wie er das verstehen sollte, und fragte die Mitglieder des geheimen Rats, was zu tun sei. Diese versicherten, es fei die Absicht Elisabeths, das Urteil vollstrecken zu lassen, versprachen, die ganze Verantwortung zu übernehmen, und schickten es sogleich an die Grasen von Shrewsbury isprich schrußberi) und K ent mit dem Befehle, die Anstalten zur Hinrichtung zu treffen. Beide Grafen begaben sich unverzüglich am 6. Februar 1587 nach Fotheringhay, und sagten Maria, sie möchte sich zum folgenden Morgen um 8 Uhr zum Tode fertig halten. Sie schien über diese Nachricht mehr verwundert als erschrocken und sagte mit heiterem Gesichte, sie glaube nicht, daß Elisabeth in ihren Tod gewilligt habe, da sie nicht unter den Gesetzen und der Gerichtsbarkeit Englands stehe. ..Wenn es aber ihr Wille ist", fügte sie hinzu, „so soll der Tod, der alle meine Leiden beendigt, mir sehr willkommen sein. x$ch kann auch d i e Seele der Seligkeit des Himmels nicht sür würdig halten, die ihren Körper unter den Schrecken des ^odesganges nicht auszurichten vermag." Daraus bat sie die beiden S*

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1906 - Langensalza : Gressler
Stelle alles dasjenige, was Stargarb entrichten soll, zahlen zu lassen, und sollten sich die Stargarder auch bis aufs Hemde ausziehen müssen." Ähnliche Klagen ergingen auch von anderen Fürsten, und alle baten, das; der übermütige Wollenstem abgesetzt werde. Diesen vereinigten Klagen und Bitten konnte der menschlich sühlenbe Kaiser nicht widerstehen, so sehr auch Wallensteins Freunde ant Hose ihn zu entschuldigen suchten. Aber er fürchtete sich vor Wallenslein. Endlich unterschrieb er mit schwerem Herzen das Absetzungsdekret. Nun war die Frage, ob Wallenstein auch gehorchen würde. Wenn er sich weigerte, womit wollte ihn der Kaiser zwingen? Zwei alte Freunbe Wallensteins (Graf Werbenberg und Freiherr Cuestenberg) würden an ihn abgeschickt, ihn vorzubereiten. Er empfing sie freunblich und sagte ihnen, er wisse schon, warum sie kämen; beim sein Vetter hätte ihn schon von allein unterrichtet. Dann las er ihnen eine astrologische Schrift vor. „Ihr Herren", sagte er, „hieraus könnt ihr sehen, daß ich euren Auftrag gewußt habe. Dem Kaiser lege ich keine Schulb bei; aber es tut mir wehe, daß Jhro Majestät sich meiner so wenig angenommen haben. Ich will aber Gehorsam leisten." — Wie froh waren die Abgeorbneten, wie froh der Kaiser, wie froh enblich alle Fürsten! — Dann ging Wauensteiit auf seine Güter und wählte besonbers Gitschin zu seiner Resibenz. Aus den Sternen glaubte er zu lesen, daß er noch zu etwas Höherem bestimmt wäre. Nun machte man weniger Umstänbe mit ihm und nahm ihm auch noch Mecklenburg wieber ab. 23. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Au Wallensteins Stelle erhielt der alte Tilly wieber den Oberbefehl über die Truppen der Liga und des Kaisers; benn schon staub ein neuer Feind auf, Gustav Aböls, König von Schweden. Die Nachricht bavon erhielt der .Kaiser noch in Regensburg. „Da haben wir halt a Feinbel mehr", sagte er zu Tilly. Dieser aber hatte richtigere Begriffe von dem Schwebenkönige, und als bic kaiserlichen Höflinge biesen einen Schneekönig nannten, der botb

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 404

1906 - Langensalza : Gressler
404 Als er alle fremden Weine verbot, schenkte er seinen ganzen Weinvorrat an ein Hospital und erlaubte auf seiner Tafel nur österreichische und ungarische Weine. Vom Morgen bis an den Abend arbeitete er mit seinen Räten und suchte so viel wie möglich selbst zu sehen. Jeder seiner Untertanen hatte Zutritt zu ihm. Den ganzen Vormittag konnte man ihn sprechen. Stets war der Gang vor seinem Arbeitszimmer mit Leuten besetzt, die etwas anzubringen hatten, und alle Stunden ging er hinaus, um die Bittschriften anzunehmen. So gut es nun auch der wackere Joseph mit seinen Untertanen meinte, so wurden doch seine Absichten von den meisten verkannt; ja viele arbeiteten ihm absichtlich entgegen, und statt geliebt zu werden, wie er es so sehr verdiente, erntete er nur Undank. So war es in seinen deutschen Staaten, noch mehr aber in Ungarn und in den österreichischen Niederlanden. Ungarn war ein besonderes Königreich und hatte wie jetzt noch seine eignen Gesetze und Freiheiten; auch wurden die Gerichtsverhandlungen in lateinischer Sprache geführt. Aber Joseph wollte, daß alle seine Länder nur ein Ganzes ausmachen sollten, und befahl daher, daß künftig in Ungarn die deutsche Sprache die allgemeine Landessprache sein sollte. Wer binnen drei Jahren sie nicht verstände, sollte kein Amt mehr erhalten. Außerdem wurde die ganze Einrichtung des Landes ver- ändert, so daß die Gärung in diesem Lande, dessen Einwohner an ihrer nationalen Selbständigkeit hingen, immer größer wurde. Kavalier von guter Familie jein, ohne andere Verdienste zu haben, als die, daß man durch ein Spiel des Zufalls ein Edelmann geworden sei. Ich kenne Ihren Sohn, und ich kenne, was zum Soldaten gehört. Demnach finde ich. daß ihr Sohn keinen Charakter zum Kriegsmanne hat und daß er zu sehr mit seiner Geburt beschäftigt ist, um mir solche Dienste von ihm zu versprechen, auf die sein Vaterland einst stolz sein könnte. Weswegen ich Sie bedaure, Madame, ist, daß ihr Sohn weder zum Offizier, noch zum Staatsmanne, noch zum Priester taugt, kurz gesagt, daß er nichts als ein Edelmann und das von ganzer Seele ist. Danken Sie es Ihrem günstigen Schicksale, daß, indem es Ihrem Sohne alle Talente versagt, es ihn zugleich in den Besitz ansehnlicher Güter versetzt bat, die ihn dafür hinlänglich entschädigen und die ihm zugleich meine ganze Gnade entbehrlich machen."

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 373

1906 - Langensalza : Gressler
anderer, und er strebte, diese Tugenden selbst zu haben. Wortschwall, weitschweifige Reden, äußerer Prunk und unnütze Zeremonien waren ihm lehr zuwider." Hart, grausam und rachsüchtig war Friedrich nie, so leicht er auch auffahren konnte. Auch bei großen Vergehungen hat er nie harte Strafen ausgeübt, eher zu große Gelindigkeit bewiesen. Einem Kammerhusaren, der eingestehen mußte, die ihm anvertraute Privatkasse säst ganz ausgeleert zu haben, gab er das wenige, was noch darin war. noch dazu und entließ ihn dann mit den Worten: „Nun lauf, daß du aus dem Lande kommst; sonst hängen sie dich." Sein liebstes Vergnügen war, mit geistvollen Männern sich zu unterhalten und sich mit den Wissenschaften zu beschäftigen. Er hat verschiedene Werke hinterlassen, die man noch jetzt mit Vergnügen und Belehrung liest. Bie sind aber in französischer Sprache geschrieben, die der große König leider der deutschen vorzog. Auch die deutschen Gelehrten achtete er wenig; sie waren ihm zu schwerfällig und geschmacklos. Im allgemeinen war dies zu feiner Zeit wohl der Fall: allein selbst dann, als die Literatur durch Lessing, Herder, Wieland und Goethe einen großartigen Aufschwung nahm, mußte sie Friedrichs Anerkennung entbehren. Musik hörte und trieb er gern. Auf der Flöte spielte er meisterhaft. Alle Abende war bei ihm Konzert, in welchem er selbst spielte und zu dem er immer mit sehr guter Laune kam. Außerdem spielte er oft für sich allein, besonders morgens, wo er manchmal stundenlang zwischen seinen Geschäften, auf der Flöte phantasierend, im Zimmer aus- und abging. Dabei dachte er aber nicht an das, was er spielte, sondern die wichtigsten ■rachen wurden dabei überlegt. Gewiß hat die Musik einen sehr guten Einfluß aus sein Gemüt ausgeübt; denn sie stimmte feine Gefühle zur Sanftmut und Milde. Als er in seinem 67. Jahre ambörte, sich viel damit zu beschäftigen, wurde er reizbarer, empsind-licher und mißtrauischer. Vorzüglich war bei Friedrich die große Crdnung in seiner Lebensweise und die fortwährende Tätigkeit zu bewundern. Was Müßiggang und Langeweile waren, wußte er gar nicht. Er stand früh aus, im Sommer, zu der Zeit feiner Reisen, schon um 2 Uhr,

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 51

1906 - Langensalza : Gressler
51 Di eligionsf riebe im ^afire 1532 zustande, worin beide -leite versprachen, bis 511 einem allgemeinen Konzil, aus dem die Qmaubens-ftreitigfeiten nach dem Worte Gottes entschieben werben sollten, feine Feindseligkeiten gegeneinander auszuüben. Dieser Friede war natürlich für die Ausbreitung der Reformation sehr günstig, und in den solgeuden fahren traten eine Reihe von Staaten, wie Württemberg, Baden, Mecklenburg, Pommern und einige Städte zur neuen Lehre über. Auch im Herzogtum Sachsen und im Kurfürstentum Brandenburg nahm man im Jahre 1539 die Lehre Luthers an. In dem letzteren Lande konnte die Reformation lange feinen Eingang finden, weil der Kurfürst Joachim I. ein eifriger Gegner derselben war. Er hielt sogar verschiedene Reden gegen sie. Aber er mußte erleben, daß die ihm verhaßte Lehre sogar in sein eigenes Haus drang. Seine Gemahlin Elisabeth öffnete dem Evangelium, wie es von Mittenberg ausging, Herz und Ohr und nahm heimlicherweise das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Als der Kurfürst davon erfuhr und sehr wütete, entfloh sie und sand bei dem Kurfürsten von Sachsen auf einem Schlosse bei Wittenberg eine Zufluchtsstätte. Nun mochte Joachim wohl einsehen, daß er zu hart gegen sie gewesen war. Er verfolgte sie nicht und gestattete auch ihren Kindern, sie zu besuchen. So lernten auch sie die Reformatoren kennen, und ihre Lehre fand auch in ihren Herzen Eingang. Als Joachim Ii., der im Jahre 1535 feinem Vater in der Regierung gefolgt war, einsehen mußte, daß die längst versprochenen Reformen der Kirche auf eine unbestimmte Zeit vertagt waren, trat er 1539 mit seinem ganzen Hofe und zahlreicher Ritterschaft zur Lehre Luthers über, und das Land, das diesen Tag längst ersehnt hatte, folgte seinen Beispiele. Daß bei diesen beständigen Übertritten die Feindschaft zwischen den Protestanten und den Katholiken sich nicht verringerte,, tijt sich wohl denken. Glücklicherweise erlebte Luther den Ausbruch des Krieges nicht mehr. So konnte er seine ganze Tätigkeit der Forderung seines großen Werkes widmen. Er arbeitete mit solchem Eifer, daß er gar nicht merkte, wie seine Gesundheit dabei imnijr 4* I

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 26

1906 - Langensalza : Gressler
26 er etwas Ähnliches 511 tun und tat durch einen öffentlichen Anschlag fund, er werde cim 10. Dezember 1520 um 9 Uhr vormittags auf einem Platze vor dem Elstertore in Wittenberg die päpstliche Bulle verbrennen. Eine große Menge von Bürgern fand sich ein. Ein Scheiterhaufen war schon aufgerichtet. Endlich erschien Luther, begleitet vou einer großen Schar jubelnder Studenten. Er zündete den Holzstoß an, warf die Bulle hinein und ries: „Weil du deu Heiligen des Herrn betrübet hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer!" — Tie Handlung war sehr wichtig; denn dadurch sagte er sich von dein Gehorsam gegen den Papst ganz los. An eine Aussöhnung war nun nicht mehr zu denken; er konnte nicht mehr zurück; nun mußte er obsiegen ober untergehen. — Wie ausgebracht der Papst gegen ihn war, zeigte sich bald. Es erschienen zwei päpstliche Gesandte, die vom Kurfürsten verlangten, daß er Luthers Schriften verbrennen, ihn selbst aber gefangen nehmen lassen und nach Rom schicken sollte. Aber sie erhielten zur Antwort, wenn Luther etwas Unrechtes getan oder geschrieben habe, so möge ihn der Papst vor gleichen, gelehrten, frommen und unverdächtigen Richtern aus ein frei, sicher und genugsam Geleit an ungefährlichen Orten verhören lassen; denn nnverhört und unüberwunden würden seine Bücher nicht verbrannt werden. Kaiser Karl hatte ans das Jahr 1521 einen Reichstag ausgeschrieben, der in Worms gehalten werden sollte, und schrieb an den Kurfürsten, er möge doch auch kommen und Luther mitbringen, damit dessen Sache da verhandelt würde. Ter Kurfürst meinte es schon damals mit Luther herzlich gut und schrieb daher zurück, man möchte ihn damit verschonen. Als er aber Luther fragte, ob er wohl nach Worms gehen würde, wenn ihn der Kaiser dahin entböte. so antwortete er: „Wenn ich berufen werde, will ich, so viel an mir ist, mich eher krank hinführen lassen, falls ich nicht gesund kommen könnte; benu es ist nicht zu zweifeln, daß ich von Gott berufen werbe, so mich der Kaiser beruft. Wollen sie die Sache mit Gewalt hanbelrt, wie es scheint, so ist die Sache Gott zu beichten. Der lebet und herrschet noch, welcher die drei Männer im feurigen Ofen erhalten. 'ii;itl er aber mich nicht erhalten, ist's um
   bis 10 von 43 weiter»  »»
43 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 43 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 36
3 6
4 5
5 92
6 0
7 39
8 0
9 12
10 182
11 15
12 30
13 0
14 30
15 0
16 30
17 0
18 0
19 6
20 51
21 2
22 1
23 34
24 9
25 5
26 5
27 27
28 23
29 0
30 2
31 57
32 0
33 47
34 11
35 1
36 25
37 313
38 2
39 10
40 4
41 5
42 3
43 53
44 0
45 43
46 0
47 12
48 7
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 1
3 3
4 0
5 0
6 0
7 0
8 2
9 0
10 0
11 0
12 0
13 2
14 1
15 0
16 3
17 21
18 0
19 1
20 5
21 0
22 1
23 1
24 0
25 5
26 3
27 0
28 4
29 0
30 0
31 2
32 0
33 0
34 0
35 4
36 1
37 0
38 3
39 7
40 1
41 0
42 2
43 3
44 0
45 18
46 0
47 1
48 0
49 0
50 0
51 1
52 9
53 0
54 2
55 4
56 0
57 0
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 1
64 0
65 0
66 0
67 0
68 5
69 1
70 0
71 10
72 0
73 0
74 0
75 2
76 2
77 9
78 1
79 0
80 0
81 0
82 1
83 0
84 0
85 1
86 3
87 7
88 3
89 1
90 7
91 0
92 21
93 0
94 7
95 2
96 0
97 0
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 2
2 1
3 1
4 2
5 1
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 2
16 1
17 0
18 0
19 0
20 1
21 0
22 4
23 0
24 0
25 1
26 5
27 1
28 0
29 1
30 5
31 0
32 0
33 18
34 1
35 2
36 0
37 1
38 0
39 0
40 6
41 0
42 2
43 7
44 1
45 0
46 0
47 0
48 0
49 6
50 2
51 1
52 0
53 0
54 0
55 1
56 0
57 0
58 7
59 22
60 0
61 3
62 1
63 1
64 6
65 11
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 0
72 0
73 1
74 7
75 0
76 0
77 2
78 0
79 2
80 0
81 19
82 2
83 0
84 1
85 2
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 4
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 9
101 0
102 2
103 1
104 0
105 1
106 1
107 1
108 1
109 0
110 1
111 3
112 0
113 1
114 3
115 4
116 5
117 1
118 1
119 0
120 1
121 2
122 0
123 4
124 2
125 1
126 1
127 9
128 0
129 1
130 0
131 4
132 0
133 0
134 1
135 0
136 15
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 1
144 0
145 1
146 1
147 0
148 0
149 0
150 4
151 0
152 4
153 0
154 3
155 2
156 2
157 4
158 0
159 1
160 0
161 5
162 3
163 2
164 0
165 3
166 12
167 1
168 1
169 1
170 1
171 0
172 5
173 22
174 1
175 15
176 0
177 8
178 0
179 11
180 0
181 1
182 4
183 32
184 0
185 1
186 0
187 2
188 0
189 1
190 1
191 1
192 1
193 1
194 0
195 0
196 15
197 0
198 1
199 1