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ehren, wie er wollte. Aber die Bauern nahmen das anders und glaubten, Luther meine, sie brauchten ihren Herren nicht mehr zu gehorchen.
In Schwaben, in der Nähe des Bodensees, brach 1525 der Aufruhr der Bauern zuerst aus und verbreitete sich mit Blitzesschnelle weiter, ehe noch die anwohnenden Fürsten Zeit hatten, ihre Truppen zusammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Baueru noch ziemlich manierlich. Sie setzten ihre Forderungen in 12 Artikeln auf. schickten sie nach Wittenberg und baten Melanchthon und Luther um ihre Meinung. Luther erließ zuerst ein Schreiben an die Fürsten und Herren und ermahnte sie zur Nachgiebigkeit und Milde; denn einige Forderungen der Bauern waren gerecht und billig. Den Bauern rieten beide, sich sogleich zu unterwerfen. „Vergesset nicht," schrieben sie, „daß in der heiligen Schrift geschrieben stehet: die Na che ist mein; ich will vergelten. -Los hatten die Aufrührer nicht erwartet. Sie beschlossen nun, sich selbst zu helfen. Indessen rückten auch die Truppen herbei und schlugen auf sie los. Dadurch entstand ein wütender Krieg, in welchem scheußliche Grausamkeiten verübt wurden, öost überall mußten die Bauern den kürzern ziehen: dafür rächten sie sich an denen, die ihnen in die Hände fielen, yn dem württembergischen Städtchen Weinsberg fiel ein Graf von Helfenstein nebst 70 Mann, Rittern und Knechten, in ihre Hände, und da sie gerade erfahren hatten, daß der schwäbische Bund einige der gefangenen Bauern hatte hinrichten lassen, so verurteilten sie den Grasen und dessen Leute zum Tode. Vergebens warf sich die Gräfin, eine Stieftochter Kaiser Maximilians, die, von Angst getrieben, ihr zweijähriges Kind auf dem Arme, herbeigelaufen war, auf die Knie und flehte um fein Leben. Der rohe Haufen verhöhnte sie in ihrem Jammer und machte noch vor ihren Augen Anstalten zu seinem Tode. Vergebens bot der Graf 30 000 Gulben für sein Leben; man antwortete ihm mit Hohnlachen. Währenb einige ihre Spieße vorhielten, jagten die andern ihn mit Peitschenhieben hinein, und ein Junge, der früher in feinen Diensten gestanden hatte, spielte ihm aus Hohn auf der Pfeife dazu vor. Der Gräfin
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3. Der Humanismus in Deutschland. Luthers Jugend.
Während der Humanismus in Italien vielfach zu einer behaglichen. heiteren Lebensauffassung führte, die oft mit den Gesetzen der Moral und der Religion in Widerspruch stand, regte er in Deutschland die Geister zu ernstem Forschen an. Die deutschen Humanisten, deren bedeutendste Vertreter Johann Geiler von K a is e r s b er g, E r n 3m u § von Rotterdam, und Ulrich non Hutten sind, wandten sich neben dem Studium der klassischen Literatur vor allem auch dem Studium der kirchlichen Be-kenntnisschristeu zu. Sv studierte und übersetzte Erasmus das Neue Testament, während Johann Renchlin als der beste Kenner des Alten Testamentes galt. Durch ihr 'Studium gerieten sie nun oft in Zwiespalt mit den Anschauungen der Kirche, in der damals besonders die Dominikaner, die als Ketzerrichter mit finsterer Strenge ihres Amtes walteten, den neuen, freien Geist zu unterdrücken suchten. Es fehlte daher in jenen Tagen nicht ein Schriften, die bald mit Ernst, bald mit Satire diese oder jene Einrichtung der Kirche befehdeten, und Tausende, die unter dem Drucke der Inquisition oder unter dem Aberglauben ihrer Tage vergeblich nach einem Retter ausschauten, lasen sie mit Vergnügen. Doch so sehr auch diese Bücher die gebildeten Kreise bewegten, ins Volk drangen sie wenig oder nicht. Das Verdienst, den neuen, freien Geist — der frei ist von knechtischer Furcht, aber gebunden durch die Moral und die ewige Grundlage aller Religion: den Glauben an einen lebendigen Gott, den wir unsern Vater nennen — in weite Kreise getragen zu haben, gebührt vor allem einem Manne, der, nachdem er sich selbst in hartem Kampfe zur Klarheit durchgerungen hatte, nicht müde wurde, durch Wort und Schrift feine Lehre zu verkünden. Dr. Martin Luther war der Mann, der von der Vorsehung bestimmt war, die heilige Flamme des Lichts und der Wahrheit, die in Wielifs Hand als Funke steh entzündet hatte und in Hus eine hell aufglühende, strahlende Fackel geworden war. triumphierend durch die Welt zu tragen.
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immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten.
Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der
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sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner ist ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der fromme Mensch leicht, wenn er die feste Überzeugung hat, daß Gott es so haben will, und diese Gewißheit hatte Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft höreu, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studieren, sondern mit Einsammeln von Eiern, Butter, Brot it. s. w. dem Kloster nützlich zu werden suchen. Sein Gemüt befand sich in einer gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes weltlichen Gedankens die allerheftigsten Vorwürfe und glaubte immer, den Vorschriften Gottes kein Genüge zu leisten, so streng er auch die Klostergelübde beobachtete. Dabei kasteite er seinen Körper so ab, daß er nur ganz wenig aß und trank, ja manchen Tag nichts als ein wenig Brot zu sich nahm. Wie aber Gott denen, die ihn mit redlichem Herzen suchen, sich nicht im« bezeugt läßt, so ließ er ihn gutgesinnte Leute finden, die ihm Trost und Mut einsprachen, wenn er vor Angst vergehen wollte. So lebte in demselben Kloster ein alter, ehrwürdiger Bruder, dem er manchmal seine Gewissensangst beichtete. Dieser wies ihr vornehmlich aus das Hauptgrundstück des Glaubens hin, wo es heißt: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden." Dieser Zuspruch machte einen tiefen, wundersamen Eindruck aus sein gequältes Gemüt. Ebenso sprach ihm der Vorgesetzte seines Ordens, der ehrwürdige Johannes von Staupitz, Trost ein. Dieser echt-christliche Mann, Professor an der Universität in Wittenberg, zeichnete den frommen Luther bald vor allen andern Mönchen aus und suchte ihn aufzurichten. „Du willst mit Gewalt ein Sünder fein." sagte er einst, „und hast doch feine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Humpelwerk nitd Puppensünden umgehen und aus jedem Gedanken gleich eine Sünde machen." Dergleichen Zuspruch half wenigstens auf eine Zeit; dann
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Tür; Suleimcm, des weiten Rückwegs gedenkend, brach auf und zog nach Ungarn zurück. Tie ungarische Krone gab er dem Za-polya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sich als König bis zu seinem Tode (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Österreich gebieben.
Während so der Kampf uni die Krone Ungarns im Osten tobte, kämpften die Heere Karls in Italien gegen Franz I. von Frankreich und den Papst Clemens, der den französischen König sofort nach seiner Freilassung von seinem Eide losgesprochen hatte. Karl, der ein treuer Sohn der Kirche war. kämpfte nur höchst ungern gegen das Oberhaupt derselben. Aber was hals es? Während er in Deutschland gar zu geiit die Reformation unterdrückt hätte, mußte er es zulasseu daß seine Truppen, denen er gewöhnlich keinen Sold bezahlen konnte, gegen Rom marschierten, die Stadt einnahmen und plünderten und den Papst gefangen nahmen. Er wurde erst wieder freigelassen, als er ein hohes Lösegeld bezahlt hatte. $)ät wechselndem Glücke kämpften dann in Norditalien die deutschen Landsknechte gegen die französischen, bis die Kräfte beider Gegner erschöpft waren. Im Jahre 1529 schlossen sie zum zweitenmal Frieden. Franz gab seine Ansprüche auf Italien auf, behielt aber Burgund, für das er au Karl zwei Millionen Kronen zu zahlen versprach.
In demselben Jahre fand in Speier ein für die Reformation sehr wichtiger Reichstag statt. Ter Kaiser, der jetzt dem Papste gern gefällig sein wollte, forderte durch seine Beauftragte, daß die Be-schlüffe des erste» Reichtages zu Speier, die den Fürsten und Reichs-ständen in Sachen der Religion vollefreiheit ließen, aufgehoben würden, und die katholische Reichstagsmehrheit setzte einen Beschluß durch, daß die, welche beim Wormser Edikt bisher geblieben, auch fernerhin mit ihren Untertanen dabei beharren sollten, daß die anderen Stände wenigstens jeder weiteren Neuerung sich enthalten, die M e £ g o 11 e s t> i e n st e nicht mehr abgetan, noch jemand irgendwo n in Hören der M esse verhindert, auch Untertanen eines Standes nirgends von einem anderen Stand gegen jenen in Schutz genommen
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarns Karls Italien Deutschland Norditalien Italien Burgund
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uoch nicht aufgebrochen sei. Tas betrübte den guten Luther tief; fast wäre fein Gemüt verzagt. Aber seine Frömmigkeit ließ ihn nicht sinken. „Vater itnb Mutter verlassen mich," rief er aus, beit heiteren Blick gen Himmel gerichtet, „aber der Herr nimmt mich auf!" Und noch über Tische Mürbe ihm von demselben Manne ein zweiter Brief gebracht, er solle doch bleiben, wenn er nocb da wäre, der Kurfürst wolle ihn schützen.
Um die Zeit lernte Luther einen Mann kennen, der zur Reformation recht viel mitgewirkt hat, Philipp Melanchthon. Dieser liebe, freundliche Mann war 1497 in Breiten, einem 3tädt= chen im jetzigen Großherzogtum Baden, geboren worben, also 14 Jahre jünger als Luther. Eigentlich hieß er Schwarzerb; aber nach der damaligen Gewohnheit der Gelehrten verwandelte er feinen deutschen Namen in den gleichbedeutenden griechischen. Sein Vater war ein ehrlicher, fleißiger Stückgießer und Waffenschmied und ba= bei ein echtfrommer Mann, der nebst der Mutter den kleinen Philipp schon früh zum Gebete angehalten hatte. Taburch hatte das von Natur sauste und weiche Gemüt des Knaben eine so schöne Richtung für Religiosität erhalten, daß nichts imstatibe war, ihn auf Abwege zu führen. Schon im 11. Jahre hotte er feinen braven Vater verloren: ba gab ihm der Großvater einen treuen und geschickten Mann zum Erzieher, bis er auf eine Gelehrtenschule kam. Hier machte er durch eisernen Fleiß so schöne Fortschritte, daß er schon im 14. Jahre auf die Universität nach Heibelberg gehen konnte. Aber was babei am meisten zu bewunbern ist: er blieb der stille bescheidene Jüngling, der er gewesen war, bildete sich nichts auf fein Wissen ein und gewann dadurch aller Herzen. Jeht wurde er, weil feine ungemeine Kenntnis der griechischen Sprache ihm schon großen Ruf erworben hatte, von Friedrich dem Weisen an die Universität nach Wittenberg berufen. Er war noch nicht 22 Jahre alt. Zufällig war Luther feine erste Bekanntschaft. Bald wurden beide Männer die unzertrennlichsten Freunde. Nur der Tod hat dieses Band für die Erde ausgelöst. Dabei waren sie von ganz verschiedenem Temperamente. War Luther überaus feurig, höchst kräftig, mutig vorwärts strebend, so war bagegen
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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des Glaubens" gab. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Paters schon im 18. Jahre die 24jährige Prinzessin Katharina von A r a g o n i e n heiraten müssen, die ihm bald zuwider geworden war. Indessen hatte er sie aus Gefühl der Pflicht geduldet; sie hatte ihm auch nie Gelegenheit zur Unzufriedenheit gegeben, und er hatte eine Tochter von ihr, welche M a r i a hieß. Plötzlich aber, nachdem er schon 18 Jahre lang mit ihr verheiratet gewesen war, behauptete er, die Ehe mit ihr sei unrechtmäßig, weil sie srüherhiu seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Ter eigentliche Grund war wohl, daß eine Hofdame seiner Frau, A u n a Boleyn (sprich Bullen), ihn durch ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit so bezaubert hatte, daß er seine Frau los sein wollte, um jene zu heiraten. Aber um sich scheiden zu lassen und eine andere zu nehmen, war die Erlaubnis des Papstes nötig. Dieser hätte es wohl auch bewilligt; aber Katharina war Kaiser Karls V. Tante, und der nahm sich ihrer daher an und drohte dem Papste, wenn er die (Scheidung ans-rechen würde. Geradezu wagte indessen der Papst nicht, dem Könige von England sein Gesuch abzuschlagen: er stellte sich daher, als wollte er die Sache erst untersuchen und hielt ihn damit gegen vier Jahre hin. Endlich riß dem leidenschaftlichen Heinrich die Gednld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher, Crannter (der Erzbischof von Eanterbury) auf den Einfall kam, der König könne ja bei den Universitäten sich Rats erholen, ob es unrecht sei, sich von Katharina zu scheiden und Anna Boleyn zu heiraten, so ergriff er diefen Rat geschwind. Zu seiner großen Freude sprachen auch die Universitäten ganz so, wie er gewünscht hatte. Sie erklärten die Ehe mit Katharina für-unrechtmäßig und die mit jeder andern für erlaubt. Katharina weinte bittere Tränen und beschwor ihren Gemahl, sie doch nicht zu verstoßen. Aber Heinrich war unerbittlich, und so erhielt sie die Weisung, sich nach einem der königlichen Lustschlösser zu begeben, wo sie vier Jahre später gestorben ist.
Heinrich heiratete gleich nach Katharinas Verstoßung Anna Boleyn und fühlte sich überaus glücklich. Aber aus den Papst war
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
93
Ehe mit Anna von Cleve wurde sofort wieder durch einen Parlamentsbeschluß geschieden.
Heinrich tröstete sich bald über den Mißgriff und heiratete als fünfte Frau eine vornehme Engländerin, K a 1 h a r i n a Howard (sprich hauherd) mit welcher er anfangs überaus glücklich lebte. Noch war aber kein Jahr vergangen, da entdeckte er, daß sie eine lasterhafte Person war. die ihre Neigung andern Männern geschenkt hatte. Da er sie aufrichtig geliebt hatte, so stand er wie vernichtet da; lange konnte er kein Wort hervorbringen, und endlich brach er in Tränen aus. Aber die Verbrechen der Königin waren so offenbar und der Stolz und die Ehre des Königs so stark beleidigt, daß er dem Gerichte freien Lauf lassen mußte, welches sie zum Tode verurteilte.
Man hätte glauben sollen, nun wäre das Heiraten dem Könige verleidet gewesen. Aber wenige Jahre darauf vermählte er sich mit der Witwe eines Lords. Katharina P a r r (sprich pürr), und wirklich hat er mit keiner seiner vorigen Frauen so glücklich gelebt wie mit dieser. Sie war aber auch eine Frau von hoher Geistesbildung und vielem Verstände und wußte ihn zu behandeln und sich in seine Launen zu schicken. Dennoch wäre sie einmal beinahe schlecht angekommen. Heinrich wurde im Alter so verdrießlich und grausam, daß alle vor ihm zitterten. Nur seine treue Frau hielt bei ihm aus, pflegte ihn mit Sorgfalt, unterhielt ihn und war die Sanftmut und Folgsamkeit selbst. Am liebsten sprach Heinrich über theologische Gegenstände, über die er seine eigenen, sonderbaren Begriffe hatte, die er aber für uuwidersprechlich richtig hielt und worin ihm niemand widersprechen durste. Bei einer solchen Unterredung legte ihm Katharina auch ihre Meinung einmal vor, ohne sich dabei etwas Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, teilte er seine Entdeckung seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr ausbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Prozeß machen zu lassen, denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Prozeß eingeleitet, ohne daß tue- Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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reich, wo sie an Franz Ii., den ältesten Sohn der Katharina von Medici, vermählt wurde.
Mit Besorgnis dachten die Engländer daran, wer einmal König werden sollte, wenn Eduard stürbe; denn er war schwindsüchtig. Er hatte zwar zwei Stiefschwestern, Maria und Elisabeth; aber jene war wegen ihrer Vorliebe für die katholische Lehre verhaßt, und wenn sie übergangen wurde, mußte auch Elisabeth übergangen werden. Da beredete ein überaus ehrgeiziger Mann. der Herzog von N orthumberland (sprich Northömberländ), der den jungen König ganz in seiner Gewalt hatte, denselben, Johanna Gray, eine Enkelin der jüngsten Schwester Heinrichs Viii., zur Nachfolgerin zu ernennen. Eduard willigte ein und Northumberland vermählte sie an seinen Sohn Guilford Dudlet) (sprich Gilsord Döddli). Eduard selbst richtete die Hochzeit prächtig aus: denn er hatte die sechzehnjährige Johanna, die mit ihm ausgewachsen, viele Lehrstunden mit ihm geteilt und oft ihn übertreffen hatte, herzlich lieb. Guilford war nur ein Jahr älter, und nie war Jugend und Unschuld in einem Brautpaare schöner erschienen. Bald daraus starb der junge König nach sechsjähriger Regierung.
Sogleich reiften ihr Vater, der Herzog von Snffolk (sprich ssöfoki, und der Herzog von Northumberland nach ihrem stillen Landsitze, wo sie sich mit den Wissenschaften beschäftigte, und kündigten ihr auf den Knien — so wollte es die Sitte — ihre Erhebung als Königin an. Im ersten Augenblicke war sie betroffen; als sie sich gefaßt hatte, bot sie alle Beredsamkeit auf, um die angebotene Würde, die .ihr nicht gebühre, von sich abzulehnen. „Ter Schwester Eduards", sprach sie, „nicht mir, kommt der Thron zu. Ungeachtet meiner Jugend bin ich alt genug, um die Wechsel des Glücks zu kennen, und habe in Katharina von Aragonien und Anna Boleyn warnende Beispiele. Auch suhle ich mich zu schwach für eine solche Würde und möchte meine Freiheit und meine Ruhe nicht gegen goldene Fesseln vertauschen. Wer mich wahrhast liebt, wird mich nicht Stürmen aussetzen wollen, die unvermeidlich sind."
Aber Vater, Schwiegervater und Gemahl stürmten mit Bitten auf sie ein. Endlich ergab sie sich. Als sie in London einzog,
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