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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 36

1906 - Langensalza : Gressler
36 ehren, wie er wollte. Aber die Bauern nahmen das anders und glaubten, Luther meine, sie brauchten ihren Herren nicht mehr zu gehorchen. In Schwaben, in der Nähe des Bodensees, brach 1525 der Aufruhr der Bauern zuerst aus und verbreitete sich mit Blitzesschnelle weiter, ehe noch die anwohnenden Fürsten Zeit hatten, ihre Truppen zusammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Baueru noch ziemlich manierlich. Sie setzten ihre Forderungen in 12 Artikeln auf. schickten sie nach Wittenberg und baten Melanchthon und Luther um ihre Meinung. Luther erließ zuerst ein Schreiben an die Fürsten und Herren und ermahnte sie zur Nachgiebigkeit und Milde; denn einige Forderungen der Bauern waren gerecht und billig. Den Bauern rieten beide, sich sogleich zu unterwerfen. „Vergesset nicht," schrieben sie, „daß in der heiligen Schrift geschrieben stehet: die Na che ist mein; ich will vergelten. -Los hatten die Aufrührer nicht erwartet. Sie beschlossen nun, sich selbst zu helfen. Indessen rückten auch die Truppen herbei und schlugen auf sie los. Dadurch entstand ein wütender Krieg, in welchem scheußliche Grausamkeiten verübt wurden, öost überall mußten die Bauern den kürzern ziehen: dafür rächten sie sich an denen, die ihnen in die Hände fielen, yn dem württembergischen Städtchen Weinsberg fiel ein Graf von Helfenstein nebst 70 Mann, Rittern und Knechten, in ihre Hände, und da sie gerade erfahren hatten, daß der schwäbische Bund einige der gefangenen Bauern hatte hinrichten lassen, so verurteilten sie den Grasen und dessen Leute zum Tode. Vergebens warf sich die Gräfin, eine Stieftochter Kaiser Maximilians, die, von Angst getrieben, ihr zweijähriges Kind auf dem Arme, herbeigelaufen war, auf die Knie und flehte um fein Leben. Der rohe Haufen verhöhnte sie in ihrem Jammer und machte noch vor ihren Augen Anstalten zu seinem Tode. Vergebens bot der Graf 30 000 Gulben für sein Leben; man antwortete ihm mit Hohnlachen. Währenb einige ihre Spieße vorhielten, jagten die andern ihn mit Peitschenhieben hinein, und ein Junge, der früher in feinen Diensten gestanden hatte, spielte ihm aus Hohn auf der Pfeife dazu vor. Der Gräfin

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 8

1906 - Langensalza : Gressler
8 3. Der Humanismus in Deutschland. Luthers Jugend. Während der Humanismus in Italien vielfach zu einer behaglichen. heiteren Lebensauffassung führte, die oft mit den Gesetzen der Moral und der Religion in Widerspruch stand, regte er in Deutschland die Geister zu ernstem Forschen an. Die deutschen Humanisten, deren bedeutendste Vertreter Johann Geiler von K a is e r s b er g, E r n 3m u § von Rotterdam, und Ulrich non Hutten sind, wandten sich neben dem Studium der klassischen Literatur vor allem auch dem Studium der kirchlichen Be-kenntnisschristeu zu. Sv studierte und übersetzte Erasmus das Neue Testament, während Johann Renchlin als der beste Kenner des Alten Testamentes galt. Durch ihr 'Studium gerieten sie nun oft in Zwiespalt mit den Anschauungen der Kirche, in der damals besonders die Dominikaner, die als Ketzerrichter mit finsterer Strenge ihres Amtes walteten, den neuen, freien Geist zu unterdrücken suchten. Es fehlte daher in jenen Tagen nicht ein Schriften, die bald mit Ernst, bald mit Satire diese oder jene Einrichtung der Kirche befehdeten, und Tausende, die unter dem Drucke der Inquisition oder unter dem Aberglauben ihrer Tage vergeblich nach einem Retter ausschauten, lasen sie mit Vergnügen. Doch so sehr auch diese Bücher die gebildeten Kreise bewegten, ins Volk drangen sie wenig oder nicht. Das Verdienst, den neuen, freien Geist — der frei ist von knechtischer Furcht, aber gebunden durch die Moral und die ewige Grundlage aller Religion: den Glauben an einen lebendigen Gott, den wir unsern Vater nennen — in weite Kreise getragen zu haben, gebührt vor allem einem Manne, der, nachdem er sich selbst in hartem Kampfe zur Klarheit durchgerungen hatte, nicht müde wurde, durch Wort und Schrift feine Lehre zu verkünden. Dr. Martin Luther war der Mann, der von der Vorsehung bestimmt war, die heilige Flamme des Lichts und der Wahrheit, die in Wielifs Hand als Funke steh entzündet hatte und in Hus eine hell aufglühende, strahlende Fackel geworden war. triumphierend durch die Welt zu tragen.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 40

1906 - Langensalza : Gressler
40 die Schwärmer an, die immer mehr Anhang unter den Bürgern fanden. Nachdem sie bei Erneuerung des Magistrats durchgesetzt hatten, daß lauter Wiedertäufer zu Magistratspersonen gewählt wurden, erhielten sie die Oberhand und bemächtigten sich des Zeughauses. Ter Bischos war schon früher weggegangen. Rottmann und Knipperdolling ließen den Leuten auf dem Lande sagen, sie möchten nur zu Hause alles stehen und liegen lassen und nach der Stobt kommen, da sollten sie das zehnfach wiederbekommen; denn sie forderten wie Münzer eine allgemeine Gütergemeinschaft. Die Reichen mußten alles hergeben und verließen je eher, je lieber die Stadt, die nun den Armen und den Wiedertäufern allein überlassen blieb. Matthiesen befahl, daß jeder bei Lebensstrafe fein Gold, Silber und übriges Eigentum in ein bestimmtes Haus bringen sollte. Es geschah. Tann wurden alle Bücher, die Bibel ausgenommen, verbrannt, und alle Kirchenbilder, Orgeln, gemalte Fenster, Turmuhren it. bgl. zertrümmert. Jnbessen rückte der Bischof von Münster mit einem Heere herbei, die Stadt zu belagern. Ta erschien der Bäcker Matthiesen auf dem Markte, suchte sich 30 Männer aus und rief, Gott habe ihm geoffenbart, daß er mit diesen Leuten allein das ganze Heer des Bischofs in die Flucht schlagen würde. Wirklich zog der Tollkops aus, und alle waren neugierig, wie es ihm gehen würde. Aber er wurde gleich vom ersten Soldaten niebergestochen. Da trat der Schneiber Bockold auf und sprach, das habe er längst gewußt; denn er sei ja bestimmt, seine Witwe zu heiraten und auch als Bürgermeister an seine Stelle zu treten Aber diese Würbe verrückte dem armen Schneiber vollenbs den Kopf. Auf fein Geheiß mußte ein anberet Prophet dem Volke bekannt machen, Gott habe ihm offenbart, daß Bockolb König sein, den ganzen Erdball beherrschen und alle Fürsten totschlagen solle. Ta fiel Bockold auf feine Knie und rief: „Meine Brüder, das hat mir Gott schon vor vielen Tagen offenbart; aber ich wollte warten, bis ein anberer es euch verfünbigte." So würde aus dem Schneiber ein König; er ließ sich golbene Kronen, einen Zepter, ein Schwert u. f. w. machen, erteilte Aubienzen, ließ einen Thron ans dem Markte errichten, wo

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 12

1906 - Langensalza : Gressler
12 sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner ist ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der fromme Mensch leicht, wenn er die feste Überzeugung hat, daß Gott es so haben will, und diese Gewißheit hatte Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft höreu, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studieren, sondern mit Einsammeln von Eiern, Butter, Brot it. s. w. dem Kloster nützlich zu werden suchen. Sein Gemüt befand sich in einer gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes weltlichen Gedankens die allerheftigsten Vorwürfe und glaubte immer, den Vorschriften Gottes kein Genüge zu leisten, so streng er auch die Klostergelübde beobachtete. Dabei kasteite er seinen Körper so ab, daß er nur ganz wenig aß und trank, ja manchen Tag nichts als ein wenig Brot zu sich nahm. Wie aber Gott denen, die ihn mit redlichem Herzen suchen, sich nicht im« bezeugt läßt, so ließ er ihn gutgesinnte Leute finden, die ihm Trost und Mut einsprachen, wenn er vor Angst vergehen wollte. So lebte in demselben Kloster ein alter, ehrwürdiger Bruder, dem er manchmal seine Gewissensangst beichtete. Dieser wies ihr vornehmlich aus das Hauptgrundstück des Glaubens hin, wo es heißt: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden." Dieser Zuspruch machte einen tiefen, wundersamen Eindruck aus sein gequältes Gemüt. Ebenso sprach ihm der Vorgesetzte seines Ordens, der ehrwürdige Johannes von Staupitz, Trost ein. Dieser echt-christliche Mann, Professor an der Universität in Wittenberg, zeichnete den frommen Luther bald vor allen andern Mönchen aus und suchte ihn aufzurichten. „Du willst mit Gewalt ein Sünder fein." sagte er einst, „und hast doch feine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Humpelwerk nitd Puppensünden umgehen und aus jedem Gedanken gleich eine Sünde machen." Dergleichen Zuspruch half wenigstens auf eine Zeit; dann

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 44

1906 - Langensalza : Gressler
44 Tür; Suleimcm, des weiten Rückwegs gedenkend, brach auf und zog nach Ungarn zurück. Tie ungarische Krone gab er dem Za-polya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sich als König bis zu seinem Tode (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Österreich gebieben. Während so der Kampf uni die Krone Ungarns im Osten tobte, kämpften die Heere Karls in Italien gegen Franz I. von Frankreich und den Papst Clemens, der den französischen König sofort nach seiner Freilassung von seinem Eide losgesprochen hatte. Karl, der ein treuer Sohn der Kirche war. kämpfte nur höchst ungern gegen das Oberhaupt derselben. Aber was hals es? Während er in Deutschland gar zu geiit die Reformation unterdrückt hätte, mußte er es zulasseu daß seine Truppen, denen er gewöhnlich keinen Sold bezahlen konnte, gegen Rom marschierten, die Stadt einnahmen und plünderten und den Papst gefangen nahmen. Er wurde erst wieder freigelassen, als er ein hohes Lösegeld bezahlt hatte. $)ät wechselndem Glücke kämpften dann in Norditalien die deutschen Landsknechte gegen die französischen, bis die Kräfte beider Gegner erschöpft waren. Im Jahre 1529 schlossen sie zum zweitenmal Frieden. Franz gab seine Ansprüche auf Italien auf, behielt aber Burgund, für das er au Karl zwei Millionen Kronen zu zahlen versprach. In demselben Jahre fand in Speier ein für die Reformation sehr wichtiger Reichstag statt. Ter Kaiser, der jetzt dem Papste gern gefällig sein wollte, forderte durch seine Beauftragte, daß die Be-schlüffe des erste» Reichtages zu Speier, die den Fürsten und Reichs-ständen in Sachen der Religion vollefreiheit ließen, aufgehoben würden, und die katholische Reichstagsmehrheit setzte einen Beschluß durch, daß die, welche beim Wormser Edikt bisher geblieben, auch fernerhin mit ihren Untertanen dabei beharren sollten, daß die anderen Stände wenigstens jeder weiteren Neuerung sich enthalten, die M e £ g o 11 e s t> i e n st e nicht mehr abgetan, noch jemand irgendwo n in Hören der M esse verhindert, auch Untertanen eines Standes nirgends von einem anderen Stand gegen jenen in Schutz genommen

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 46

1906 - Langensalza : Gressler
46 anderen Geistlichen darüber den Kopf schütteln; aber keiner wagte den frommen Mann anzugreifen. Nun berief man ihn nach Zürich, zwei Jahre später, als Luther die 95 Satze angeschlagen hatte. Gleich in seiner ersten Predigt lehrte er das reine Evangelium, wie es uns die Apostel hinterlassen haben, frei von allen menschlichen Zusähen, und so fuhr er fort zu lehren und bekämpfte mutig Aberglauben, Unglauben und Lasier, wo er sie fand. Damals reiste in der Schweiz ein italienischer Franziskanermönch. Bernhard Samson, umher und predigte, wie Tezel in Norddeutschland, den Ablaß. Aber Zwingli eiferte gegen den schändlichen Mißbrauch so laut, daß Samson nicht in Zürich eingelassen wurde. Dies ermunterte Den braven Zwingli weiter zu gehen und auch die anderen Mißbräuche der römischen Kirche anzugreifen, und dadnrch wurde ihm sein Werk erleichtert, daß der Rat von Zürich ihm Beifall gab und feine Verbesserungen unterstützte; ja schon 1520 mürbe befohlen, daß in Zürich und dessen Gebiete das Wort Gottes ohne menschliche Zusätze gelehrt werden soll te, und nachdem dies zwei Jahre lang geschehen war, wurden auch die äußeren Gebräuche, die dem reinen Evangelium zuwider sind, die Messe, die Ohrenbeichle u. dergl. abgeschafft. Da nun Zwingli fortfuhr, für Ausbreitung der einfachen Lehre Jefu tätig zu wirken, so bot ihm der Papst Hadrian hohe geistliche Ehrenstetten an in der Hoffnung, ihn dadurch zum Schweigen zu bringen. Aber Zwingli achtele den Beifall Gottes und den Schatz im Himmel für höher als menschliche Ehre und lehnte alle Anträge ab. Der Rat von Zürich berief daher alle Geistliche, die Zwinglis Lehre glaubten wiederlegen zu können, nach dieser Stadt, und obgleich über 600 zusammenkamen, so ging er doch siegreich aus der Disputation hinweg. Nun gab er sein Glaubensbekenntnis von der wahren und falschen Religion heraus und äußere sich darin fast ganz genau auf dieselbe Weise wie Luther. „Nur die Bibel," sagte er, „muß über unsern Glauben und unser Tun entscheiden ; alle menschlichen Zusätze sind verwerflich, und eher wird es um uns nicht gut stehen, bis wir zu der Einfachheit der christlichen Kirche, wie sie in der ersten Zeit nach Jesu Weg

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 47

1906 - Langensalza : Gressler
47 gang mar, zurückkehren." Nur in einigen unwesentlichen Stücken wich er von Luther ab. besonders in der Lehre vom Abendmahl, indem er lehrte, daß bei dem Tische des Herrn Brot und Wem als Erinnerungszeichen an Jesus genossen würde; denn die Worte: „Das t ft mein Leib!" hießen nichts anderes als: „Das bedeutet meinen Leib!" und behaupten zu wollen, man genieße wirklich den Leib und das Blut Jesu, sei ja gegen alle Vernunft. Luther aber war anderer Meinung und behauptete, man müsse sich an den Buchstaben der heiligen Schrift halten und nicht an den Worten Jesu kugeln. Dieser habe einmal gesagt: „Das ist mein Leib!" und dabei müsse es bleiben. Wie das zugehe, daß das Brot Jesu Leib werde, wüßten wir freilich nicht anzugeben; aber darüber müßten wir auch nicht forfchen; Gottes Wort sage es nun einmal, und darum müßten wir es glauben. Philipp von Hessen gab sich Mühe, beide Männer zu vereinigen, und veranstaltete deshalb ein Religionsgefpräch in Marburg (1529), zu welchem sich außer Luther und Zwingli auch der edle Melanchthon einfand. Luther behandelte feinen Gegner liebevoll und freundlich, vereinigte sich auch mit ihm über die Haupt-lehren des Christentums; nur was die Abendmahlslehre betrifft, blieb jeder bei seiner Meinung; aber sie schieden mit dem Versprechen, sich dennoch christlich zu lieben. Zwei Jahre daraus brach der Haß zwischen den katholischen Kantonen der Schweiz und dem evangelisch gesinnten Zürich in einen erbitterten Krieg aus. und Zwingli erhielt vom Züricher Rate den Ruf, als Prediger das Banner zu begleiten. Vor seiner Wohnung aus dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegstiolf. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau Anna: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit dem Unsern!" Und als er sie zum letztenmal in seine Anne schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!"

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 22

1906 - Langensalza : Gressler
22 uoch nicht aufgebrochen sei. Tas betrübte den guten Luther tief; fast wäre fein Gemüt verzagt. Aber seine Frömmigkeit ließ ihn nicht sinken. „Vater itnb Mutter verlassen mich," rief er aus, beit heiteren Blick gen Himmel gerichtet, „aber der Herr nimmt mich auf!" Und noch über Tische Mürbe ihm von demselben Manne ein zweiter Brief gebracht, er solle doch bleiben, wenn er nocb da wäre, der Kurfürst wolle ihn schützen. Um die Zeit lernte Luther einen Mann kennen, der zur Reformation recht viel mitgewirkt hat, Philipp Melanchthon. Dieser liebe, freundliche Mann war 1497 in Breiten, einem 3tädt= chen im jetzigen Großherzogtum Baden, geboren worben, also 14 Jahre jünger als Luther. Eigentlich hieß er Schwarzerb; aber nach der damaligen Gewohnheit der Gelehrten verwandelte er feinen deutschen Namen in den gleichbedeutenden griechischen. Sein Vater war ein ehrlicher, fleißiger Stückgießer und Waffenschmied und ba= bei ein echtfrommer Mann, der nebst der Mutter den kleinen Philipp schon früh zum Gebete angehalten hatte. Taburch hatte das von Natur sauste und weiche Gemüt des Knaben eine so schöne Richtung für Religiosität erhalten, daß nichts imstatibe war, ihn auf Abwege zu führen. Schon im 11. Jahre hotte er feinen braven Vater verloren: ba gab ihm der Großvater einen treuen und geschickten Mann zum Erzieher, bis er auf eine Gelehrtenschule kam. Hier machte er durch eisernen Fleiß so schöne Fortschritte, daß er schon im 14. Jahre auf die Universität nach Heibelberg gehen konnte. Aber was babei am meisten zu bewunbern ist: er blieb der stille bescheidene Jüngling, der er gewesen war, bildete sich nichts auf fein Wissen ein und gewann dadurch aller Herzen. Jeht wurde er, weil feine ungemeine Kenntnis der griechischen Sprache ihm schon großen Ruf erworben hatte, von Friedrich dem Weisen an die Universität nach Wittenberg berufen. Er war noch nicht 22 Jahre alt. Zufällig war Luther feine erste Bekanntschaft. Bald wurden beide Männer die unzertrennlichsten Freunde. Nur der Tod hat dieses Band für die Erde ausgelöst. Dabei waren sie von ganz verschiedenem Temperamente. War Luther überaus feurig, höchst kräftig, mutig vorwärts strebend, so war bagegen

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 29

1906 - Langensalza : Gressler
29 lägen, als die seinigen erkenne und ob er widerrufen wolle. Tie erste Frage bejahte er; aber wegen der zweiten bat er sich Bedenkzeit aus, die ihm der Kaiser auch gewährte. Erst als er den Saal hinter sich hatte, atmete er wieder frei. Tas sah er nun doch ein, daß es keine Kleinigkeit sei, so vor Kaiser und Reich zu stehen und seine Meinung zu verfechten: so schlimm batte er es sich nicht gedacht. Aber schnell gab ihm der Gedanke an den Beistand Gottes, für dessen Wort er hier zu reden habe, neue Kraft, und er freute sich, als er schon am folgenden Nachmittag um 4 Uhr tuieber zur Versammlung abgerufen würde. Nach-bem er zwei ganze Stnnben braußen hatte warten müssen, nm-brängt von unzähligen Neugierigen, öffneten sich für ihn die Türen, und er trat ein. Schon brannten im Saale alle Kerzen und Fackeln. „Allergnädigster Kaiser, gnädigste Kurfürsten, Fürsten und Herren!" hob er au, „ich erscheine gehorsam auf dem Termine, so mir gestern abenb angesetzt ist, und bitte durch Gottes Barmherzigkeit. Ew. Maj. und ©naben wollten biefe gerechte und wahrhaftige Sache, wie ich hoffe, gncibigst hören; und so ich ans Unverstanb vielleicht einem jeglichen seinen gebührlichen Titel nicht geben ober mich sonst nicht nach Hofgebrauch in Gebärden erzeigen sollte, mir es gnäbigst zugute halten, als der ich nicht zu Hofe gewest, sonbern immer im Kloster gesteckt bin und von mir anders nicht zeugen kann, benn daß ich dem, was von mir bishero mit einfältigem (aufrichtigem) Herzen gelehrt ober geschrieben worben, allein Gottes Ehre und der Christgläubigen Nutz und Seligkeit angesehen und gesucht habe." Dann rebete er von seinen Büchern und von den barin enthaltenen Lehrsätzen, alles in beutscher Sprache. Ta erinnerte man ihn, der Kaiser verstehe bavon nicht viel, er solle boch das mit lateinischen Worten wteberholen. Tas tat er auch, ob ihm gleich wegen des Getümmels sehr heiß war. Nachbem er lange überaus bescheiben gesprochen hatte, siel ihm der Vikar in die Rebe und verlangte eine runbe, richtige Antwort, ob er wiberrufen wolle ober nicht. „D eil benn", antwortete Luther, „kaiserliche Majestät, Kur- und Fürstliche Gnaden eine schlichte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die Weber Hörner noch Zahne haben soll, nämlich
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