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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 81

1906 - Langensalza : Gressler
81 Achtung er auch deshalb verdiente, so verwerflich war die Heftigkeit und Unduldsamkeit, die er gegen Andersdenkende zeigte. Am auffallendsten ist dies in der Geschichte des unglücklichen Michael Servet. Dieser Mann war ein spanischer Arzt und ein großer Freund theologischer Untersuchungen. ' Während er als Arzt im südlichen Frankreich lebte, hatte er mehrmals an Calvin geschrieben. Aber kaum nahm dieser aus den Briefen wahr, daß Servet über die Lehre von der Dreieinigkeit andere Begriffe hatte, als er sogleich den Briefwechsel abbrach; ja, als endlich Servet seine Ansichten in einem besonderen Werke umständlicher auseinandersetzte, betrachtete ihn Calvin als einen fluchwürdigen Ketzer! Der Spanier ahnte von dem allen nichts, und als er nach einiger Zeit auf einer Reise durch Genf kam, hielt er sich in dieser evangelischen Stadt sicherer als irgendwo. Aber kaum erfuhr Calvin, der von ihm so verabscheute Servet sei angekommen, so drang er in den Magistrat, den Mann sogleich festnehmen und ihm als Ketzer und Verbreiter falscher Lehren den Prozeß machen zu lassen. Wie erstaunte Tervet. als man ihn ins Gefängnis führte und Calvin als sein Ankläger gegen ihn auftrat! Zuerst gab diefer sich alle Mühe, den Fremden zur Abschwörung feiner Meinungen zu bewegen. Da bezeugte, er könne nicht gegen seine Überzeugung sprechen so wurde der Arme wirklich zum Tode aus dem Scheiterhaufen verurteilt. Anfangs schien es ihm ganz unglaublich, daß man in einer evangelischen Stadt so unduldsam sein könnte; dann bat er, man möchte, wenn er nun einmal durchaus wegen seiner Meinung sterben sollte, ihn doch nur enthaupten. „Nein", schrie man, „ein Ketzer muß verbrannt werden"! Und das geschah wirklich, und Calvin glaubte in seinem Eifer eine recht verdienstliche Handlung u begehen. Elf Jahre darauf (1564) starb Calvin. Die Kirche, welche Zwingli und Calvin durch ihre Lehre i gründeten, wurde die reformierte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, im westlichen Deutschland und in Frankreich Eingang, so grausam auch Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformierten nannte, verfolgte. Meisterwerke. Bd. Ix. Nöi > elt, Weltgeschichte Iii. (j

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1906 - Langensalza : Gressler
Stelle alles dasjenige, was Stargarb entrichten soll, zahlen zu lassen, und sollten sich die Stargarder auch bis aufs Hemde ausziehen müssen." Ähnliche Klagen ergingen auch von anderen Fürsten, und alle baten, das; der übermütige Wollenstem abgesetzt werde. Diesen vereinigten Klagen und Bitten konnte der menschlich sühlenbe Kaiser nicht widerstehen, so sehr auch Wallensteins Freunde ant Hose ihn zu entschuldigen suchten. Aber er fürchtete sich vor Wallenslein. Endlich unterschrieb er mit schwerem Herzen das Absetzungsdekret. Nun war die Frage, ob Wallenstein auch gehorchen würde. Wenn er sich weigerte, womit wollte ihn der Kaiser zwingen? Zwei alte Freunbe Wallensteins (Graf Werbenberg und Freiherr Cuestenberg) würden an ihn abgeschickt, ihn vorzubereiten. Er empfing sie freunblich und sagte ihnen, er wisse schon, warum sie kämen; beim sein Vetter hätte ihn schon von allein unterrichtet. Dann las er ihnen eine astrologische Schrift vor. „Ihr Herren", sagte er, „hieraus könnt ihr sehen, daß ich euren Auftrag gewußt habe. Dem Kaiser lege ich keine Schulb bei; aber es tut mir wehe, daß Jhro Majestät sich meiner so wenig angenommen haben. Ich will aber Gehorsam leisten." — Wie froh waren die Abgeorbneten, wie froh der Kaiser, wie froh enblich alle Fürsten! — Dann ging Wauensteiit auf seine Güter und wählte besonbers Gitschin zu seiner Resibenz. Aus den Sternen glaubte er zu lesen, daß er noch zu etwas Höherem bestimmt wäre. Nun machte man weniger Umstänbe mit ihm und nahm ihm auch noch Mecklenburg wieber ab. 23. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Au Wallensteins Stelle erhielt der alte Tilly wieber den Oberbefehl über die Truppen der Liga und des Kaisers; benn schon staub ein neuer Feind auf, Gustav Aböls, König von Schweden. Die Nachricht bavon erhielt der .Kaiser noch in Regensburg. „Da haben wir halt a Feinbel mehr", sagte er zu Tilly. Dieser aber hatte richtigere Begriffe von dem Schwebenkönige, und als bic kaiserlichen Höflinge biesen einen Schneekönig nannten, der botb

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 404

1906 - Langensalza : Gressler
404 Als er alle fremden Weine verbot, schenkte er seinen ganzen Weinvorrat an ein Hospital und erlaubte auf seiner Tafel nur österreichische und ungarische Weine. Vom Morgen bis an den Abend arbeitete er mit seinen Räten und suchte so viel wie möglich selbst zu sehen. Jeder seiner Untertanen hatte Zutritt zu ihm. Den ganzen Vormittag konnte man ihn sprechen. Stets war der Gang vor seinem Arbeitszimmer mit Leuten besetzt, die etwas anzubringen hatten, und alle Stunden ging er hinaus, um die Bittschriften anzunehmen. So gut es nun auch der wackere Joseph mit seinen Untertanen meinte, so wurden doch seine Absichten von den meisten verkannt; ja viele arbeiteten ihm absichtlich entgegen, und statt geliebt zu werden, wie er es so sehr verdiente, erntete er nur Undank. So war es in seinen deutschen Staaten, noch mehr aber in Ungarn und in den österreichischen Niederlanden. Ungarn war ein besonderes Königreich und hatte wie jetzt noch seine eignen Gesetze und Freiheiten; auch wurden die Gerichtsverhandlungen in lateinischer Sprache geführt. Aber Joseph wollte, daß alle seine Länder nur ein Ganzes ausmachen sollten, und befahl daher, daß künftig in Ungarn die deutsche Sprache die allgemeine Landessprache sein sollte. Wer binnen drei Jahren sie nicht verstände, sollte kein Amt mehr erhalten. Außerdem wurde die ganze Einrichtung des Landes ver- ändert, so daß die Gärung in diesem Lande, dessen Einwohner an ihrer nationalen Selbständigkeit hingen, immer größer wurde. Kavalier von guter Familie jein, ohne andere Verdienste zu haben, als die, daß man durch ein Spiel des Zufalls ein Edelmann geworden sei. Ich kenne Ihren Sohn, und ich kenne, was zum Soldaten gehört. Demnach finde ich. daß ihr Sohn keinen Charakter zum Kriegsmanne hat und daß er zu sehr mit seiner Geburt beschäftigt ist, um mir solche Dienste von ihm zu versprechen, auf die sein Vaterland einst stolz sein könnte. Weswegen ich Sie bedaure, Madame, ist, daß ihr Sohn weder zum Offizier, noch zum Staatsmanne, noch zum Priester taugt, kurz gesagt, daß er nichts als ein Edelmann und das von ganzer Seele ist. Danken Sie es Ihrem günstigen Schicksale, daß, indem es Ihrem Sohne alle Talente versagt, es ihn zugleich in den Besitz ansehnlicher Güter versetzt bat, die ihn dafür hinlänglich entschädigen und die ihm zugleich meine ganze Gnade entbehrlich machen."

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 373

1906 - Langensalza : Gressler
anderer, und er strebte, diese Tugenden selbst zu haben. Wortschwall, weitschweifige Reden, äußerer Prunk und unnütze Zeremonien waren ihm lehr zuwider." Hart, grausam und rachsüchtig war Friedrich nie, so leicht er auch auffahren konnte. Auch bei großen Vergehungen hat er nie harte Strafen ausgeübt, eher zu große Gelindigkeit bewiesen. Einem Kammerhusaren, der eingestehen mußte, die ihm anvertraute Privatkasse säst ganz ausgeleert zu haben, gab er das wenige, was noch darin war. noch dazu und entließ ihn dann mit den Worten: „Nun lauf, daß du aus dem Lande kommst; sonst hängen sie dich." Sein liebstes Vergnügen war, mit geistvollen Männern sich zu unterhalten und sich mit den Wissenschaften zu beschäftigen. Er hat verschiedene Werke hinterlassen, die man noch jetzt mit Vergnügen und Belehrung liest. Bie sind aber in französischer Sprache geschrieben, die der große König leider der deutschen vorzog. Auch die deutschen Gelehrten achtete er wenig; sie waren ihm zu schwerfällig und geschmacklos. Im allgemeinen war dies zu feiner Zeit wohl der Fall: allein selbst dann, als die Literatur durch Lessing, Herder, Wieland und Goethe einen großartigen Aufschwung nahm, mußte sie Friedrichs Anerkennung entbehren. Musik hörte und trieb er gern. Auf der Flöte spielte er meisterhaft. Alle Abende war bei ihm Konzert, in welchem er selbst spielte und zu dem er immer mit sehr guter Laune kam. Außerdem spielte er oft für sich allein, besonders morgens, wo er manchmal stundenlang zwischen seinen Geschäften, auf der Flöte phantasierend, im Zimmer aus- und abging. Dabei dachte er aber nicht an das, was er spielte, sondern die wichtigsten ■rachen wurden dabei überlegt. Gewiß hat die Musik einen sehr guten Einfluß aus sein Gemüt ausgeübt; denn sie stimmte feine Gefühle zur Sanftmut und Milde. Als er in seinem 67. Jahre ambörte, sich viel damit zu beschäftigen, wurde er reizbarer, empsind-licher und mißtrauischer. Vorzüglich war bei Friedrich die große Crdnung in seiner Lebensweise und die fortwährende Tätigkeit zu bewundern. Was Müßiggang und Langeweile waren, wußte er gar nicht. Er stand früh aus, im Sommer, zu der Zeit feiner Reisen, schon um 2 Uhr,

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 51

1906 - Langensalza : Gressler
51 Di eligionsf riebe im ^afire 1532 zustande, worin beide -leite versprachen, bis 511 einem allgemeinen Konzil, aus dem die Qmaubens-ftreitigfeiten nach dem Worte Gottes entschieben werben sollten, feine Feindseligkeiten gegeneinander auszuüben. Dieser Friede war natürlich für die Ausbreitung der Reformation sehr günstig, und in den solgeuden fahren traten eine Reihe von Staaten, wie Württemberg, Baden, Mecklenburg, Pommern und einige Städte zur neuen Lehre über. Auch im Herzogtum Sachsen und im Kurfürstentum Brandenburg nahm man im Jahre 1539 die Lehre Luthers an. In dem letzteren Lande konnte die Reformation lange feinen Eingang finden, weil der Kurfürst Joachim I. ein eifriger Gegner derselben war. Er hielt sogar verschiedene Reden gegen sie. Aber er mußte erleben, daß die ihm verhaßte Lehre sogar in sein eigenes Haus drang. Seine Gemahlin Elisabeth öffnete dem Evangelium, wie es von Mittenberg ausging, Herz und Ohr und nahm heimlicherweise das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Als der Kurfürst davon erfuhr und sehr wütete, entfloh sie und sand bei dem Kurfürsten von Sachsen auf einem Schlosse bei Wittenberg eine Zufluchtsstätte. Nun mochte Joachim wohl einsehen, daß er zu hart gegen sie gewesen war. Er verfolgte sie nicht und gestattete auch ihren Kindern, sie zu besuchen. So lernten auch sie die Reformatoren kennen, und ihre Lehre fand auch in ihren Herzen Eingang. Als Joachim Ii., der im Jahre 1535 feinem Vater in der Regierung gefolgt war, einsehen mußte, daß die längst versprochenen Reformen der Kirche auf eine unbestimmte Zeit vertagt waren, trat er 1539 mit seinem ganzen Hofe und zahlreicher Ritterschaft zur Lehre Luthers über, und das Land, das diesen Tag längst ersehnt hatte, folgte seinen Beispiele. Daß bei diesen beständigen Übertritten die Feindschaft zwischen den Protestanten und den Katholiken sich nicht verringerte,, tijt sich wohl denken. Glücklicherweise erlebte Luther den Ausbruch des Krieges nicht mehr. So konnte er seine ganze Tätigkeit der Forderung seines großen Werkes widmen. Er arbeitete mit solchem Eifer, daß er gar nicht merkte, wie seine Gesundheit dabei imnijr 4* I

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 94

1906 - Langensalza : Gressler
94 ftanb, aus der Tasche fallen. Einer der Anhänger der Königin fand ev und brachte es ihr, und nun sah sie, in welcher großen Gefahr sie schwebte. Aber als eine kluge Frau faßte sie sich bald. Sie ging zum Könige, setzte sich ruhig zu ihm, und als er wieder auf seine theologischen L-ätze das Gespräch brachte und sie um ihre Meinung fragte, antwortete sie, solche tiefe Untersuchungen paßten sich nicht für Weiber, dem Manne käme es allein zu, die Grundsätze für die Frau zu wählen, und diese müßte in allen Dingen die Denkart ihres Mannes annehmen, sie müsse das um so mehr, da sie so glücklich wäre, einen Mann zu besitzen, der imstande wäre, Neligionsvorfchriften für ganze Nationen zu entwerfen. Je länger sie sprach, desto mehr klärte sich das Gesicht des Königs auf, und endlich rief er, indem er sie umarmte: „Nein, bei der heiligen Maria, du bist ein Doktor geworden, Käthchen, und bist geschickter, mich zu unterrichten, als ich dich!" Sie antwortete bescheiden, dies Lob käme ihr gar nicht zu, sie habe wohl zuweilen gewagt, eine andere Meinung auszustellen, das habe sie aber nur getan, um mehr Leben in die Unterhaltung zu bringen und ihm Gelegenheit zu geben, sie zu belehren. „Ist das wirklich wahr, meine Liebe?" rief Heinrich, „nun dann sind wir ja wieder vollkommen gute freunde." Als nun beide in freundlichem Gespräche umhergingen, kam der Kanzler, rief den König beiseite und brachte ihm die Nachricht, daß der Prozeß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm an. Der König nannte ihn einen Narren über den andern, so daß der Mann ganz verwirrt davonschlich. — Heinrich starb im Jahre 1547. 14. Johanna Gray. — Maria brnt England. Heinrichs Viii. Sohn, Eduard Vi. (1547 — 53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger, gutgearteter Knabe. Obgleich er noch so jung war, wollte man ihn schon verheiraten und zwar an die junge Königin von Schottland, Marin Stuart, damit beide Königreiche vereinigt würden. Aber die Schotten konnten die Engländer nicht leiden und schickten die junge Maria lieber nach Frank-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 101

1906 - Langensalza : Gressler
101 machte ihr Herz unempfänglich für die Gefühle der Rachsucht. Sie schien alles Gedächtnis für früher ihr zugefügte Kränkungen verloren zu haben und empfing selbst die, welche ihr früher alles Herzeleid angetan hatten, mit Freundschaft. Das gewann ihr natürlich aller Herzen. So oft sie sich öffentlich sehen ließ, strömte das Volk herbei, und die Gesprächigkeit und Herablassung, die sie bei solchen Gelegenheiten zeigte, machten sie zum -Abgott des Volkes. Elisabeth war damals 25 Jahre alt. Ohne eigentlich schön zu sein, besaß sie außerordentlich viel Liebenswürdigkeit, die nie mehr bezaubert, als wenn sie durch hohe Geburt und Bescheidenheit noch mehr gehoben wird. Dazu hatte sie ausgezeichnete Kenntnisse, ohne andern damit lästig zu werdeu, und einen sehr gebildeten Verstand. Während ihrer ländlichen Einsamkeit hatte sie den Wissenschaften mit großem Eifer obgelegen. — Ihre erste Handlung nach ihrer Thronbesteigung war. daß sie die evangelische Lehre einführte; nur behielt sie mehr Zeremonien und die bischöfliche Verfassung bei. Sie verlangte die Annahme von 39 Artikeln, die in einzelnen Stücken von der lutherischen und reformierten Lehre abwichen. Aber auch hier verfuhr sie als kluge Frau. Nur langsam und nach und nach wurden die unter Maria wieder eingeführten katholischen Gebräuche abgeschafft. Keine solchen Grenelszenen, wie unter Heinrich Viii. und Maria kamen dabei vor; doch ließ sie diejenigen, welche ihre Befehle nicht befolgen und die von ihr eingeführte bischöfliche Kirche stürzen wollten, streng bestrafen. Besonders betraf' dies die Puritaner (auch Presbyterianer genannt), welche nicht nur alle Zeremonien, Bilder Kreuze, Altäre Orgeln u. s. w verwarfen, sondern auch die Oberaufsicht der Regierung über die Kirche (Suprematie) nicht anerkennen wollten. Elisabeth hat sich nie vermählt. Ob sie gleich gern sich mit Männern unterhielt, schien sie einen Widerwillen gegen jede Art von Gebundenheit zu haben, vielleicht eine Folge der Unterdrückung, in welcher sie früherhiu gelebt hatte. Jederzeit hatte sie einen ober mehrere Günstlinge; aber zu einer bleibenden Neigung konnte sie sich nie entschließen, so viele einheimische Große und fremde Könige

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 103

1906 - Langensalza : Gressler
103 Schottland verbreitet und hier einen außerordentlichen Beifall gesunden. Am ärgsten wurde der Lärm, als I o h a u n K n o x (sprich nocks), ein Schüler Calvins, aus Genf nach Schottland zurückkehrte und mit dem ganzen Feuer seiner Beredsamkeit und Überzeugung die neue Lehre empfahl. Seine gar zu heftigen Reden entflammten das Volk so zur Glaubenswut, daß es die katholischen Kirchen ausplünderte und die Priester mißhandelte Als die Regentin die Übermütigen bestrafen wollte, stand alles gegen sie auf, und sie mußte mit ihnen einen Vergleich eingehen, nach welchem 'der katholische Gottesdienst nicht nur ganz abgeschafft, sondern auch allen, die eine Messe lesen oder ihr beiwohnen würden, mit harter Strafe gedroht wurde. Noch während dieser Unruhen starb sie (1560) und überließ ihrer unerfahrenen Tochter die schwere Regierung. Maria Stuart war noch in Frankreich, als ihre Mutter starb. Sie schauderte vor dem Gedanken, dies Land mit dem rauhen Schottland zu vertauschen. Rauh, wie die Lust dieses Landes, war damals auch das Volk, dabei ohne Achtung vor der Königin und voll wilden Hasses gegen den katholischen Glauben, dem Maria zugetan war. Noch mißlicher aber wurde die Lage Marias durch die Königin Elisabeth. Auf Zureden der Guifen hatten früher Franz Ii. und Maria den Namen und das Wappen des englischen Königshauses angenommen, weil Elisabeth wegen der Verstoßung ihrer Mutter nicht allgemein für die rechtmäßige Erbin Heinrichs Viii. angesehen wurde. Dies war genug, um in Elisabeths Herzen Argwohn und Unwillen zu entzünden. Ihre ängstlichen und argwöhnischen Augen waren seit dieser Zeit bis zu Marias Gefangen-nehnuuig auf Schottland gerichtet, und feine Bewegung dort entging ihren aufmerksamen Blicken. Mit Vergnügen sah sie, wie die Schotten allgemein die reformierte Lehre einführten. Daß Maria Stuart in diese Veränderung nicht einwilligte, versteht sich von selbst; aber danach fragten die Schotten nicht weiter, um so weniger, da sie noch in Frankreich war. Hier hatte es sich aber für die arme Maria ganz geändert. Ihr Mann war tot, ihre Verwandten, die Guiseu, hatten gerade damals wenig zu sagen, und

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 252

1906 - Langensalza : Gressler
252 reich zurückgekehrt war, wurde sie von einer wohlhabenden Fran unterstützt, die ihr die Grundsätze der reformierten Kirche beibrachte.. Daher weigerte sie sich einst, ihre Mutter in die Messe zu begleiten,, und als diese darauf bestand, kehrte sie dem Altare den Rücken zu. Dafür erhielt sie eine Ohrfeige. Sie aber hielt auch die andere Backe hin und rief: „Schlagen Sie zu, liebe Mutter; es ist schön, der Religion wegen zu leiben." Da sie blutarm war, so mußte sie froh sein, daß sich eine reiche und stolze Dame ihrer annahm. Bei ihr mußte sie das Hühnervieh warten. Sie pflegte barüber in späteren Jahren zu scherzen, inbem sie sagte: „Ich fing früh an, Aufseherin zu werben; in meiner Jugend war ich es über Truthühner, und nun im Alter bin ich es über Prinzen geworden." Bei ihr hatte sie es aber so schlecht, daß sie das Mitleid des in der Nähe wohnenden Dichters Scarron erregte. Er fragte sie einst, ob sie in ein Kloster wolle, dann sei er bereit, das dazu nötige Geld ihr zu geben; oder ob sie Lust habe, ihn zu heiraten. Er war aber klein, häßlich und verwachsen. Dennoch nahm sie seine Hand an, um nur aus dem verhaßten Hause zu kommen. Es war ein sehr unähnliches Paar. So häßlich er war, so hübsch war sie, dazu war sie erst 16 Jahre alt. Aber sie lebte recht glücklich mit ihm und betrachtete ihn als ihren besten Freund, dem sie Dankbarkeit schuldig sei. Sein Haus war der Sammelplatz fast aller schönen Geister der Hauptstadt, und wenn diese seinen geistreichen Gesprächen zuhörten, so bewunberten sie auch die Be-fcheibenheit und die Liebeuswürbigkeit seiner jungen Frau, welche sich so leicht in ihre Sage fanb und sich so allgemein in Achtung zu setzen wußte, daß ein Höfling einst von ihr sagte, er würde es eher wagen, der Königin eine Unanstänbigfeit zu sagen als ihr. Ihr Geist bilbete sich inbeffen schnell aus, teils durch seine Gespräche, teils durch das Lesen geistreicher Bücher, ©üblich starb Scarron nach einer neunjährigen Ehe. Ein Marquis bot ihr feine Hand an; aber sie kannte ihn als einen albernen Gecken und schlug ihn aus. Jetzt ging es ihr eine Zeitlang gar nicht gut. Sie bat um eine Pension; aber es gelang ihr nicht, sie zu erhalten, und schern wollte sie als Erzieherin nach Portugal gehen,

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 283

1906 - Langensalza : Gressler
283 Kriege zerrütteten Wohlstand wieder zu heben gesucht. Nur für Deutschland hat er so gut wie nichts getan. Er hat bis 1740 regiert. Von seiner Tochter und Nachfolgerin Maria Theresia wird unten mehr die Rede sein. 34, Jugend und erste Regierungszeit Peters des Großen. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts rechnete man die wilden Moskowiter zu den asiatischen Völkern. Kaum wußte man in Europa von ihnen, und es war eine große Seltenheit, wenn einmal ein europäischer Fürst eine Gesandtschaft nach Moskau sandte. Sitten, Kleider, Bildung und Sprache unterschieden sie gänzlich von den gebildeten Völkern, die daher nichts nach ihnen fragten. Da trat Peter der Große auf; anfangs selbst ohne Bildung, strebte er nach solcher mit nie gestillter Wißbegier und tat dann so viel für die Bilbung seines Volkes durch Aufnahme und Nachtübung europäischer Kultur, daß es währenb seiner Regierung Fortschritte machte, zu denen sonst Jahrhunderte nötig sinb. Wenn auch diese Bilbung in vielen Stücken nur scheinbar und äußerer Anstrich der Roheit war, so hat boch Peter es erreicht, daß seit ihm die Russen unter die europäischen Völker eingetreten sind. Er erscheint als einer der großen Männer, deren sich die Vorsehung bedient hat, aus das Glück ganzer Völker einzuwirken. Seine Wißbegierde mag denen zur Beschämung dienen, die so viele Aufmunterung haben, ihren Geist zu bilben, und es nur mit Wiberwillen tun. Währenb der ersten 30 Regierungsjahre Lubwigs Xiv. regierte in Rußlanb der Zar Alexei aus dem Hause Romanow. Als er 1676 starb, hinterließ er mehrere Kinder, von benen der älteste Sohn gebor ihm folgte. Aber er starb schon nach sechs Jahren. Sein Tod ließ Unruhen fürchten; benn er ließ eine ehrsüchtige Schwester, Sophia, einen schwachsinnigen ©ruber, Iwan, und einen zehnjährigen Stiefbrnber, Peter, zurück. Sie blieben auch nicht aus. Zwar riefen die russischen Großen den jungen Peter zum Zaren aus; aber Sophia, die ihn und seine Mutter Natalia bis auf den Tod haßte, wiegelte die S tr elitzen — so nannte
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