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51. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 50

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 50 — mal vergebens vor einen Reichstag laden und sprach dann, als er auch zum vierten Male nicht erschien, 1080 die Acht über ihn aus, weil er das Reich in der Stunde der Gefahr verlassen und den schuldigen Gehorsam verweigert habe; zugleich erklärte er ihn seiner Lehen für verlustig, gab Sachsen dem Bernhard von Askanien, Sohn Albrechts des Bären, und Baieru dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach. Heinrich setzte sich freilich zur Wehre; da er sich aber durch seinen übermäßigen Stolz sehr verhaßt gemacht hatte, wurde er von seinen Vasallen verlassen und sah sich gezwungen, zu Erfurt die Gnade des Kaisers anzuflehen. Dieser verzieh ihm zwar, gab ihm aber seine Herzogthümer nicht zurück, sondern ließ ihm bloß seine Erbgüter Braunschweig und Lüneburg und verbannte ihn auf drei, und nachher noch einmal auf sieben Jahre, welche Zeit Heinrich bei seinem Schwiegervater, dem Könige von England, zubrachte. Als der sechsjährige Waffenstillstand abgelaufen war, schloß Friedrich mit den Lombarden den Frieden zu Constanz (1183) mit der Bestimmung, daß die Städte alle ihre Rechte innerhalb ihrer Mauern behalten, ihre Beamten selbst wählen, aber dem Kaiser als Lehnsherrn huldigen sollten. Um den wiederhergestellten Frieden zu feiern, veranstaltete er ein großes Reichsfest zu Mainz (1184), zu welchem eine große Menschenmenge zusammenströmte; seinem Sohne Heinrich ertheilte er den Ritterschlag. Dann ging er ohne Heer zum sechsten Male nach Italien, und wurde dort, wo man Alles vergessen zu haben schien, freundlich aufgenommen und hatte das Glück, seinen Sohn Heinrich mit der Constanze, der Erbin des Königs von Neapel und Sicilien, zu vermählen und so seinem Hause die Anwartschaft auf diese Länder zu erwerben. So hätte Friedrich seine letzten Tage in Ruhe und Frieden verleben können, wenn nicht die Kunde erschollen wäre, daß Jerusalem in die Hände der Ungläubigen gefallen sei. Saladiu, Sultan von Aegypten und Syrien, ein wegen seines Edelmnthes hochgeachteter Mann, hatte in Folge einer von christlichen Rittern seiner Mutter zugefügten Beleidigung, wofür man die Genugthuung verweigerte, die Christen mit Krieg überzogen, sie bei Tiberias geschlagen und dann Jerusalem erobert. Die Kunde davon brachte in Europa eine ungeheure Aufregung hervor; überall zeigte sich Begeisterung für die Wiedergewinnung des Landes und einen Krenzzug dorthin. Die drei

52. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 15

1872 - Elberfeld : Bädeker
-lö- test« alles Umstände sind, die das Land feit Jahrtausenden gegen den Einfall fremder Eroberer sicher gestellt haben. Nur der südwestliche Küstenstrich oder das Land Yemen mit seinem Eitern Hunmel und fruchtbaren Boden, weshalb es von den Alten das glückliche Arabien genannt wurde, bringt kostbare Erzeugnisse hervor, unter denen Aloe, Myrrhen, Weihrauch, Kaffee, Zucker. Reis und Baumwolle zu nennen sind. Mekka und Medina sind die Hauptstädte des Landes. Die Einwohner sind theils Nomaden, Beduinen, d. h. Söhne der Wüste, welche mit ihren Heerden das Land durchziehen und jtn den fruchtbaren Stellen, Oasen genannt, Halt machen, theils Städtebewohner, die Handel und Gewerbe treiben. Die Beduinen sehen sich als die ächten Nachkommen des Jsmael, Sohnes des Abraham und der Hagar, an, sind ein kräftiger Menschenschlag, freiheitsliebend, gastfrei, aber auch raubsüchtig. Die herrschende Religion der Araber war vor Mohammed der Sterndienst oder Sabäismus; doch zählte auch das Juden- und Christenthum Anhänger unter ihnen. Das Nationalheiligthum zu Mekka hieß die Kaaba, d. h. Viereck, und war eigentlich ein schwarzer Stein, den Gott dem Adam aus dem Paradiese auf die Erde mitgab, bei der Sündfluth wieder in den Himmel nahm und später dem Abraham, als er den Tempel zu Mekka baute, durch den Engel Gabriel schenkte. Unter diesem Volke stand Mohammed oder Muhammed, d. h. der Vielgepriesene, aus dem Stamme der Koreischiteu auf, um der Stifter einer neuen Religion zu werden. Frühe verwais't wurde er von seinem Oheim, Fürsten von Mekka und Aufseher der Kaaba, angenommen und erzogen. Im Auftrage desselben bereis te er in Handelsgeschäften Palästina, Syrien und Mesopotamien und wurde später von ihm einer reichen Wittwe, Chadidscha, empfohlen, deren Handelsgeschäfte er mit solchem Erfolg betrieb, daß sie ihn heirathete. Im Besitze eines bedeutenden Vermögens beschloß er nun, die Geschäfte daran zu geben und sich ganz mit religiösen Betrachtungen zu beschäftigen, zu denen er sich schon früher lebhaft hingezogen fühlte. Er zog sich zu diesem Zwecke in die Einsamkeit zurück und brachte einmal einen ganzen Monat in einer Höhle zu. Von den Religionen, die er kannte, fand keine seine vollständige Billigung, namentlich war er gegen das Christenthum eingenommen, das er nur äußerlich kennen gelernt hatte und wegen der beständigen Strei-

53. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 62

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 62 — der Inschrift: Jesus Maria. Außerdem trug sie ein Schwert, das nach ihrer Anweisung in einer Kirche zu Fair-Bois unter alten Waffen gefunden war, am Griffe mit fünf Kreuzen geschmückt, das sie aber nur gebrauchte, um sich zu vertheidigen. Ihre erste Sorge war, Zucht und Sitte unter den wilden Soldatenhausen herzustellen, sie zum Gebete und zur Erfüllung der religiösen Pflichten anzuhalten und so einen Grund zur Hoffnung auf glückliches Gelingen zu legen. Glücklich brachte sie die Zufuhr während eines Ausfalles nach Orleans hinein, und neuer Muth belebte Aller Herzen. Alle ihre Ausfälle hatten einen glücklichen Erfolg, und als es ihr gelang, einen festen Thurm der Engländer jenseits der Loire zu erstürmen, sahen diese, nachdem auch sonst viele ihrer Belagerungswerke zerstört waren, die Erfolglosigkeit ihrer Veranstaltungen ein und zogen ab. So war Orleans befreit. Nun drang sie in den König, sich von ihr nach Rheims zur Krönung führen zu lassen und setzte ihre Ansicht durch, trotz des Widerspruchs der Feldherren, die einen solchen Zug mitten durch ein von zahlreichen Feinden besetztes Land für unmöglich hielten. An der Spitze eines Heeres von siebentausend Mann schlug sie den Weg nach Rheims ein und eroberte auf dem Marsche mehrere Festungen mit Gewalt, theils auch ergaben sie sich ihr bei der bloßen Annäherung. Am 16. Juli 1429 öffnete Rheims die Thore, und am folgenden Tage ging die Krönung vor sich, bei der Johanna, die Fahne in der Hand, neben dem Könige stand. Dann bat sie den König mit Thränen in den Augen, sie in ihre Heimat zu entlassen, da ihre Sendung erfüllt sei. Doch der König drang in sie, noch ferner beim Heere zu bleiben und es zum Siege zu führen; ungern gehorchte sie und wohnte noch verschiedenen Schlachten bei. Als sie sich 1430 in die Stadt Eompiegne geworfen hatte, um sie gegen den Herzog von Burgund zu vertheidigen, nahm sie eines Tages an einem Ausfalle Theil und ward bei dieser Gelegenheit, da man das Thor zu früh schloß, gefangen. Es scheint fast, als ob man die Absicht gehabt habe, sich des Mädchens zu entledigen, das seine Rolle ausgespielt hatte; wenigstens that man nachher von Seiten des Hofes nichts, um sie aus der Gefangenschaft zu befreien. Der Herzog von Burgund lieferte sie für zehntausend Livres den Engländern aus; diese brachten sie nach Rouen und setzten sie in ein abscheu-

54. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 20

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 20 — zur weltlichen Macht des Papstes und zum Kirchenstaate legte; ferner mußte er ihm versprechen, Rom nicht mehr zu beunruhigen. Pipin machte noch einige glückliche Feldzüge gegen die Friesen^ Sachsen und den abtrünnigen Herzog von Aquitanien im südwestlichen Frankreich, dessen Land er mit seinem Reiche vereinigte; so sicherte er die Grenzen des Reichs nach allen Seiten. Noch ist zu merken, daß er die großen Reichsversammlungen, die bisher am 1. März gehalten waren, der rauhen Jahreszeit wegen auf den 1. Mai verlegte; diese Versammlungen hießen seit der Zeit die Maifelder. Vor seinem Tode, der im Jahre 768 erfolgte, theilte er das Reich unter seine Söhne Carl und Carlmann. §. 6. Carl der Große. (768 — 814.) Einer der bedeutendsten Männer des Mittelalters, dessen Einrichtungen auf Jahrhunderte hin die Gestalt der europäischen Menschheit bestimmt haben, ist Carl der Große, dessen Leben und Thaten wir nur in den Hauptzügen darstellen können, wenn wir nicht das Maaß unseres Büchleins überschreiten wollen. Carl, schon im zwölften Jahre seines Alters vom Papste Stephan Ii. nebst seinem Bruder Carlmann als künftiger Nachfolger seines Vaters gekrönt, folgte demselben im sechsundzwanzigsten Jahre in der Regierung. Anfangs regierte er mit seinem Bruder gemeinsam; als aber derselbe schon 771 plötzlich starb, wurde er mit Ausschließung der Söhne seines Bruders zum alleinigen Könige der Franken erhoben. Fast seine ganze Regierungszeit ist mit Kriegen ausgefüllt; denn er glaubte, seine Herrschaft nicht besser befestigen zu können, als wenn er die Grenzen des Reichs erweiterte und unruhige und gefährliche Nachbarn unterwerfe. Zuerst stritt er wider die Sachsen, die im nördlichen Deutschland von der Grenze des Frankenreichs am Rhein bis zur Elbe und der Nordsee, also im jetzigen Westfalen, in Hannover, Oldenburg und Holstein wohnten, und bei denen man nicht an das jetzige Königreich Sachsen denken darf. Er hatte bei den Kriegen mit denselben eine doppelte Absicht, einmal zu verhüten, daß sie nicht später einen Einfall in Frankreich über den Rhein machten, und dann, sie zum Christenthum zu be-

55. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 69

1872 - Elberfeld : Bädeker
' % — 09 - tenden Reiche herangewachsen, das außer den genannten Länderstrichen noch Brabant, Limburg, Luxemburg, Holland, Seeland, Friesland und einen Theil Lothringens umfaßte. Unter Karl dem -Kühnen, der 1467 den Thron bestieg, erreichte das Land die größte Ausdehnung, und Carl dachte schon daran, sich die Königskrone zu erwerben, weshalb er Unterhandlungen mit Kaiser Friedrich Iii. anknüpfte. Diese hatten sich aber zerschlagen. Als Carl nun in seinem Streben nach Vergrößerung der Macht auch die freien Schweizer angriff, wurde er von ihnen wiederholt bei Granson und Murten geschlagen und fand 1477 in der Schlacht bei Nancy seinen Tod. Noch im August desselben Jahres heirathete Maximilian seine Tochter Marie, mit der er schon früher verlobt gewesen war, und wies die Ansprüche des Königs von Frankreich, Ludwigs Xi., aus das erledigte Reichslehen zurück, indem er ihn in der Schlacht bei Guinegate in Artois besiegte. Diese glückliche Ehe, aus der zwei Kinder geboren wurden, Philipp und Margaretha, würde schon balb durch den frühzeitigen Tod der Marie, die auf einer Jagd vom Pferde stürzte, gelöst. Maximilian, der nun die Vormundschaft über seine Kinder führte, hatte viele ärgerliche Händel mit den ihm abgeneigten und aufrührerischen Niederländern auszufechten, die ihm die Vormundschaft streitig machten und sogar gefangen nahmen. Durch ein deutsches Hilfsheer wurde er seiner Feinde Herr. Nachdem Maximilian Kaiser geworden war, strebte er vor allen Dingen barnach, einen gcorbneten Rechtszustand in Deutsch* sanb ;n schaffen und ließ zu dem Ende 1495 auf dem Reichstage Zu Worms den ewigen Lanbfrieben verkünben, durch den das Faustrecht aufgehoben und zur Schlichtung der Streitigkeiten das Reichskammergericht (anfangs zu Frankfurt, baun zu Speier und später zu Wetzlar), eingesetzt würde. Später theilte er Deutschland znr bessern Hanbhitbung bieses Lanbsriebens in zehn Reichskreise, an deren Spitze jedesmal ein Kreishauptmann stand, dem ein Kreiscontingent zu Gebote stand, um den Aussprüchen des Gerichts Geltung zu verschaffen. Auch das Postwesen verdankt ihm seine Einführung in Deutschland, indem er 1516 den Fürsten von Thuru und Taxis bewog, eine Post von Brüssel nach Wien anzulegen. Die Kriege, welche Maximilian führte, hatten nicht immer einen glücklichen Ausgang; bei all seinem Helbenmutlj und feiner persön-

56. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 33

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 33 — langem Kampfe gelang es Otto, in der Rechten das Schwert, in der Linken die heilige Lanze haltend, die Ungarn in den Fluß zurückzudrängen. Bald war die Flucht allgemein, zwei Tage lang wurden sie verfolgt und Alles, was man traf, niedergemetzelt; nur sieben Ungarn sollen mit abgeschnittenen Nasen und Ohren die Heimat wiedergesehen haben. Dieser Sieg auf dem Lechfelde (10. Aug. 955) hatte den Erfolg, daß seitdem die Ungarn nie mehr nach Deutschland gekommen sind. Die Wiederherstellung der römischen Kaiserwürde erfolgte im Jahre 962. Italien war durch eine Reihe furchtbarer Kämpfe zerrüttet worden. Der Stamm Carls des Großen war dort schon früh ausgestorben; später war das Land noch einmal unter einem deutschen König, Carl dem Dicken, mit den übrigen Theilen des Frankenreichs zu einem Reiche vereinigt worden. Nach dessen Tode 888 stritten sich verschiedene Herzöge um den Königstitel. Im Jahre 950 starb der König Lothar eines plötzlichen Todes und das Gerücht beschuldigte den Markgrafen Berengar von Jvrea, ihn ver-giftet zu haben. Dieser ließ sich jetzt zum König von Italien krönen und wollte die Wittwe Lothar's, die schöne Adelheid, zwingen, seinen Sohn Adalbert zu heiratheu. Da sie das nicht wollte und sich dem Andrängen durch die Flucht zu entziehen suchte, ließ er sie aufgreifen und in einen Kerker werfen. Ein treuer Priester befreite sie aus demselben und brachte sie in das sichere Schloß von Canossa, wo sie Schutz fand. Derselbe Priester ging dann in ihrem Aufträge nach Deutschland und überbrachte Otto ein Schreiben von ihrer Hand, in welchem sie ihn um Schutz anrief und ihm ihre Hand nebst der Krone antrng. Otto zog mit Heeresmacht über die Alpen, vertrieb den Berengar und eroberte die Hauptstadt Pavia, wo er 951 seine Vermählung mit Adelheid feierte. Hierauf zog Otto nach Deutschland zurück, wo er Streitigkeiten in seiner Familie zu schlichten hatte. Dies benutzte Berengar, um in Italien neue Unruhen zu erregen; da rief der Papst Otto wieder herbei, und dieser kam nach Italien, setzte sich die lombardische Königskrone auf und erhielt 962 die römische Kaiserkrone, die seit dieser Zeit bis zum Jahre 1806 bei den deutschen Königen geblieben ist. Otto beschloß sein thatenreiches Leben zu Memleben an der Unstrut im Jahre 973. 3

57. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 78

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 78 — Durchfahrt nach Ostindien in dem neu entdeckten Lande zu suchen; denn zu der Ueberzeugung war er jetzt gelangt, daß die entdeckten Striche nicht zum Festlande Ostindiens gehörten. Mit des Königs Genehmigung segelte er 1502 aus dem Hafen von Cadix und fuhr südwärts an der Küste von Panama hin immer in der Hoffnung, hier eine Durchfahrt zu finden; er hatte mit schrecklichem Sturme zu kämpfen, zwei der mitgenommenen Schiffe sanken unter, mit den übrigen zwei gelangte er kaum nach Jamaika, wo sie auseinanderfielen. Hier saß er nun mit seiner Mannschaft unter Wilden und hätte hier wohl sein Leben beschließen müssen, wenn nicht zwei mnthige Männer es gewagt hätten, ans sogenannten Canoes, ausgehöhlten Baumstämmen, durch das Meer nach Haiti zu fahren, um Schiffe zu holen. Der Statthalter daselbst, der oben genannte Ovando, hielt sie ein Jahr lang hier, während Columbus auf Jamaika durch Krankheit an's Bett gefesselt dalag, und sogar in Gefahr kam, Hungers sterben zu müssen, da die Insulaner, gereizt durch das Benehmen seiner Leute, ihm keine Lebensmittel mehr liefern wollten. Nur seine Klugheit und Wissenschaft rettete ihn. (Sr hatte eine Mondfinsterniß berechnet und verkündigte den Indianern, die Götter zürnten ihnen wegen ihres Benehmens gegen ihn, und dieser Zorn würde sich am Abend zeigen durch Verfinsterung des Mondes. Als dies nun wirklich eintrat, baten sie ihn um Ver- zeihung und lieferten ihm fortan willig alle seine Bedürfnisse. Endlich erschienen zwei Schiffe, und Columbus wurde erlöst. Er kehrte nach Spanien zurück, 1504, wo bald darauf seine Gönnerin Jsabella starb. Mit ihrem Tode schwand jede Hoffnung auf Erfüllung des geschlossenen Vertrages. Er mußte es sogar erleben, daß man den Werth seiner Entdeckung herabsetzte; so von Krankheit und Kummer gebeugt, starb er 1506, neunundfünfzig Jahre alt, zu Valladolid. Seine Leiche wurde später nach San Domingo gebracht und dort beigesetzt; als aber 1796 die Spanier diese Insel an die Franzosen abtraten, führten sie die Ueberreste nach Havana auf Cuba hinüber; feint Ketten hatte er befohlen ihm mit in’s Grab zu geben.*) Der Sinn für Entdeckungen war unter den Spaniern nun einmal erwacht; eine Menge Abenteurer zogen aus, um in dem ■ *2 ®“ F“ entdeckte Welttheil erhielt seinen Namen von einem getoiffen Italiener Amengo Sespucct, der bte erste Beschreibung desselben herausgab.

58. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 39

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 39 - indeß die Anerbietungen der lombardischen Städte, mit Gewalt des Papstes sich zu bemächtigen, mit Entschiedenheit zurückwies. Bald jedoch verband er sich wieder mit den Feinden des Papstes, und als die Fürsten ihn zu einer Reichsversammlung nach Forchheim einluden, erschien er dort nicht. Sie schritten daher zur Wahl eines neuen Kaisers in der Person Rudolphs von Schwaben, der indeß im südlichen Deutschland und am Rhein auf großen Widerstand stieß. Auf diese Kunde eilte Heinrich sofort nach Deutschland, fand dort Unterstützung und lieferte seinem Gegner eine Schlacht bei Melrichstadt in der Nähe von Fulda. Der unheilvolle Krieg zwischen den beiden Gegnern dauerte eine Zeit lang fort; der Papst, der anfangs den theilnahmlosen Zuschauer gespielt hatte, erklärte sich zuletzt für Rudolph und erneute den Baun gegen Heinrich. Dieser war aber so glücklich, in der Schlacht bei Mölsen 1080 seinen Gegner zu schlagen; in dieser Schlacht trug Gottfried von Bouillon, Herzog von Nieder-lothringen, das Reichspauier, stieß Rudolph nieder und hieb ihm, wie es heißt, die rechte Hand ab. Dieselbe wird noch jetzt im Dome zu Merseburg, wo er begraben liegt, gezeigt. Heinrichs Anhang vermehrte sich von da an, und er konnte es sogar wagen, nach Italien zu gehen und an Gregor Rache zu nehmen. Er belagerte Rom und zwang den Papst, sich in die Engelsburg zurückzuziehen; er ließ sogar einen Gegenpapst wählen, der den Namen Clemens Iil annahm und ihn zum Kaiser krönte. Da zog aber der tapfere Normannenherzog Robert Guiscard, der in Unteritalien ein Reich besaß, zur Rettung des Papstes heran; Heinrich, der Macht desselben weichend, zog sich nach Deutschlaub zurück und überließ die Römer, welche heftige Feinde des Papstes waren, der Rache der Normannen, die schrecklich in der eroberten Stadt wütheten. Der Papst würde zwar aus der Engelsburg befreit und in Rom wieber eingeführt ; aber ba er die feinbliche Gesinnung des Volkes kannte, begab er sich nach Salerno und starb bort 1085, inbem er noch im Todeskampfe die Worte ausrief: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und bas Unrecht gehaßt, barurn sterbe ich in der Verbannung." Heinrich fanb durch den Tod feines Feinbes noch keine Ruhe; in Dentfchlanb wählte man einen neuen Gegenkaiser, Heinrich von Luxemburg, der inbeß im Gefühl feiner Ohnmacht selbst die Krone nieberlegte; auch die eigenen Söhne des Kaisers, Conrab und Heinrich

59. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 40

1872 - Elberfeld : Bädeker
- 40 — empörten sich gegen den Vater. Conrad starb bald, aber gegen Heinrich mußte der Kaiser die Waffen ergreifen. Da der Sohn sich zu schwach fühlte, es mit dem Heere seines Vaters aufzunehmen, griff er zur Heuchelei und List. Er veranlaßte eine Zusammenkunft mit dem Vater, bat ihn reumüthig um Vergebung und veranlaßte ihn, seine Mannen zu entlassen und mit ihm nach Mainz zu gehen, wo er die Aussöhnung mit den Fürsten und dem neuen Papste Paschalis Ii., der Heinrichs Gegner war, betreiben wollte. Als man nach Bingen gekommen war, erhielten sie die Nachricht, der Erzbischof von Mainz wolle den gebannten Kaiser nicht aufnehmen. Da überredete der Sohn den Vater, sich in die Burg Böckelheim bei Kreuznach zu begeben, um dort den Verlauf der Sache abzuwarten. Daselbst angelangt, wurde er sofort wie ein Gefangener behandelt und ihm der Trost der Religion und die Spendung des H. Abendmahles versagt. Von hier nach Ingelheim gebracht, wurde er durch seinen Sohn, den Erzbischof von Mainz und die Fürsten unter Androhung des Todes genöthigt, seine Würde als Reichsoberhaupt niederzulegen. Tiefgebeugt verstand er sich endlich dazu, ohne vom Bann erlöst zu werden; als er jedoch merkte, daß man Miene mache, ihn gefangen zu halte«, entwich er heimlich nach Cöln, wo ihn die Bürger freundlich aufnahmen und von da nach Lüttich zu dem ihm befreundeten Bischof Olbert brachten. Sein Sohn war indeß zu Mainz unter dem Namen Heinrich V. zum Kaiser erklärt und brach nuu zur Verfolgung seines Vaters aus, für den der Herzog Heinrich von Niederlothringen im Bunde mit den Städten vom Niederrhein Partei nahm; so brach abermals ein Bürgerkrieg aus, in welchem ßöltt vergeblich vom jungen Heinrich belagert wurde. Als er sich von dort nach Aachen aufmachte, erhielt er die Nachricht, daß fein Vater von Gram gebeugt gestorben sei, 1106. Nicht einmal feine Leiche fand Ruhe; als der Bischof von Lüttich dieselbe in einer Kirche der Stadt in allen Ehren beisetzen ließ, erklärte der gegnerische Bischof, der im Leben ans der Kirche Ausgeschiedene, müsse auch im Tode aus ihr ausgeschlossen werben, und so wurde der Leichnam ausgegraben und unbeerbigt auf eine Insel in der Maas hingestellt. Hier fang ein mitleidiger Mönch aus Jerusalem Tag und Nacht Bußpsalmen für des Kaisers Seele. Nach einiger Zeit würde die Leiche nach Lpeier gebracht; auch bort wurde ein ehrliches Begräbniß

60. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 45

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 45 — Durch eine furchtbare Pest aufgehalten, konnten die Christen ihren Marsch erst im Anfange des Jahres 1099 fortsetzen; endlich am 6. Juni gelangten sie über Emmaus auf eine Anhöhe, von wo sie Jerusalem erblickten. Das Gefühl einer unendlichen Wonne durchdrang bei diesem Anblick die ermatteten Kreuzfahrer; sie sanken auf die Kniee und priesen den Höchsten, daß sie am Ziele ihres Unternehmens seien. Doch noch fünf und dreißig Tage mußten sie Jerusalem belagern, dann noch zwei Tage stürmen, und erst am 15. Juli 1099 gelang ihnen die Einnahme der Stadt, in welcher sie ein schreckliches Morden anrichteten und so ihren Namen als Christen schändeten. Von den siebenzigtausend Einwohnern blieben weniger am Leben, als zur Bestattung der Todten hinreichten. Gottfried vermochte nicht, diesen Gräueln zu wehren; er war der erste, der im wollenen Büßerhemde sich zur Kirche des h. Grabes begab und dort dem Allmächtigen seinen Dank für die glückliche Vollendung des Unternehmens abstattete. Ihm folgte das ganze Heer. Man sah bald die Nothwendigkeit ein, in Jerusalem eine starke Regierung zu errichten, da man rings von Feinden umgeben war; man rief daher Gottfried zum Könige von Jerusalem aus. Er übernahm gerne die Regierung des neuen Staates, verbat sich aber den Königstitel und die Königskrone in der Stadt, wo sein Erlöser die Dornenkrone getragen habe, und begnügte sich mit dem Titel eines Beschützers des heiligen Grabes. Er erfreute sich nicht lange dieser Würde; nachdem er noch einzelne der heranziehenden Schaaren der Feinde geschlagen hatte, erkrankte er und starb, vierzig Jahre alt, zu Jerusalem. Ihm folgte mit dem Königstitel sein Bruder Balduin I. Das heilige Land war nun erobert; doch machten die Mohammedaner immer neue Versuche, dasselbe den Christen wieder zu entreißen, und um es zu behaupten, mußten immerfort Heere aus Europa nachgesandt werden. So unterscheidet man sieben Haupt* ^euzzüge. Fast zweihundert Jahre dauerten diese Kämpfe um deu Besitz Palästinas, bis es 1270 den Christen für immer verloren ging.
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