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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 89

1906 - Langensalza : Gressler
89 des Glaubens" gab. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Paters schon im 18. Jahre die 24jährige Prinzessin Katharina von A r a g o n i e n heiraten müssen, die ihm bald zuwider geworden war. Indessen hatte er sie aus Gefühl der Pflicht geduldet; sie hatte ihm auch nie Gelegenheit zur Unzufriedenheit gegeben, und er hatte eine Tochter von ihr, welche M a r i a hieß. Plötzlich aber, nachdem er schon 18 Jahre lang mit ihr verheiratet gewesen war, behauptete er, die Ehe mit ihr sei unrechtmäßig, weil sie srüherhiu seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Ter eigentliche Grund war wohl, daß eine Hofdame seiner Frau, A u n a Boleyn (sprich Bullen), ihn durch ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit so bezaubert hatte, daß er seine Frau los sein wollte, um jene zu heiraten. Aber um sich scheiden zu lassen und eine andere zu nehmen, war die Erlaubnis des Papstes nötig. Dieser hätte es wohl auch bewilligt; aber Katharina war Kaiser Karls V. Tante, und der nahm sich ihrer daher an und drohte dem Papste, wenn er die (Scheidung ans-rechen würde. Geradezu wagte indessen der Papst nicht, dem Könige von England sein Gesuch abzuschlagen: er stellte sich daher, als wollte er die Sache erst untersuchen und hielt ihn damit gegen vier Jahre hin. Endlich riß dem leidenschaftlichen Heinrich die Gednld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher, Crannter (der Erzbischof von Eanterbury) auf den Einfall kam, der König könne ja bei den Universitäten sich Rats erholen, ob es unrecht sei, sich von Katharina zu scheiden und Anna Boleyn zu heiraten, so ergriff er diefen Rat geschwind. Zu seiner großen Freude sprachen auch die Universitäten ganz so, wie er gewünscht hatte. Sie erklärten die Ehe mit Katharina für-unrechtmäßig und die mit jeder andern für erlaubt. Katharina weinte bittere Tränen und beschwor ihren Gemahl, sie doch nicht zu verstoßen. Aber Heinrich war unerbittlich, und so erhielt sie die Weisung, sich nach einem der königlichen Lustschlösser zu begeben, wo sie vier Jahre später gestorben ist. Heinrich heiratete gleich nach Katharinas Verstoßung Anna Boleyn und fühlte sich überaus glücklich. Aber aus den Papst war

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 93

1906 - Langensalza : Gressler
93 Ehe mit Anna von Cleve wurde sofort wieder durch einen Parlamentsbeschluß geschieden. Heinrich tröstete sich bald über den Mißgriff und heiratete als fünfte Frau eine vornehme Engländerin, K a 1 h a r i n a Howard (sprich hauherd) mit welcher er anfangs überaus glücklich lebte. Noch war aber kein Jahr vergangen, da entdeckte er, daß sie eine lasterhafte Person war. die ihre Neigung andern Männern geschenkt hatte. Da er sie aufrichtig geliebt hatte, so stand er wie vernichtet da; lange konnte er kein Wort hervorbringen, und endlich brach er in Tränen aus. Aber die Verbrechen der Königin waren so offenbar und der Stolz und die Ehre des Königs so stark beleidigt, daß er dem Gerichte freien Lauf lassen mußte, welches sie zum Tode verurteilte. Man hätte glauben sollen, nun wäre das Heiraten dem Könige verleidet gewesen. Aber wenige Jahre darauf vermählte er sich mit der Witwe eines Lords. Katharina P a r r (sprich pürr), und wirklich hat er mit keiner seiner vorigen Frauen so glücklich gelebt wie mit dieser. Sie war aber auch eine Frau von hoher Geistesbildung und vielem Verstände und wußte ihn zu behandeln und sich in seine Launen zu schicken. Dennoch wäre sie einmal beinahe schlecht angekommen. Heinrich wurde im Alter so verdrießlich und grausam, daß alle vor ihm zitterten. Nur seine treue Frau hielt bei ihm aus, pflegte ihn mit Sorgfalt, unterhielt ihn und war die Sanftmut und Folgsamkeit selbst. Am liebsten sprach Heinrich über theologische Gegenstände, über die er seine eigenen, sonderbaren Begriffe hatte, die er aber für uuwidersprechlich richtig hielt und worin ihm niemand widersprechen durste. Bei einer solchen Unterredung legte ihm Katharina auch ihre Meinung einmal vor, ohne sich dabei etwas Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, teilte er seine Entdeckung seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr ausbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Prozeß machen zu lassen, denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Prozeß eingeleitet, ohne daß tue- Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 97

1906 - Langensalza : Gressler
duldsamen Vorsätze hindern: die Wahl eines Mannes. Sie erklärte sich für Philipp Ii., Karls V. einzigen Sohn. Die Verwandtschaft mit ihm, die Gleichheit des Glaubens, seine vornehme Geburt und seine Jugend (er war erst 26 Jahre, sie schon 38 alt) empfahlen ihn vorzüglich. Ganz England war über diese Heirat ausgebracht; man fürchtete den Stolz und die Grausamkeit des heimtückischen Philipp. Diese Stimmung benutzten Sussolk und noch andere ehrgeizige Männer, einen Ausruhr zu erregen, aber nur zu ihrem und der armen Johanna Unglück. Maria unterdrückte die Unruhen schnell, Sussolk und die anderen wurden hingerichtet und nun auch der Johanna und ihres Mannes Tod beschlossen, so unschuldig beide auch an der Unternehmung ihres Vaters waren. Johanna empfing die Nachricht von ihrer Verurteilung mit großer Ruhe und beklagte mehr als sich ihren jungen Gatten und besonders ihren Vater, den der Vorwurf peinigen mußte, seine Tochter aufgeopfert zu haben. Maria honte, sie wenigstens im Angesichte des Todes zu der römischen Kirche herüberzuziehen, und schickte einen gelehrten und seingebildeten Geistlichen zu ihr. Sie empfing ihn mit einer Milde und Zartheit, die ihn selbst tief bewegte. Mit ihm über Religion Zu streiten, vermied sie. Sie habe, sagte sie, die wenigen übrigen Stunden nötig, sich zu sammeln und auf den wichtigen Schritt vorzubereiten. Er glaubte in diesen Worten ihren Wunsch zu erkennen, daß die Hinrichtung aufgeschoben würde, und bewirkte ihr eine Frist von drei Tagen. Sie war ihr willkommen. Bei den wiederholten Besuchen verteidigte sie gegen den Geistlichen ihren Glauben mit Gewandtheit und Beredsamkeit, und schrieb an ihren ehemaligen Lehrer, der aus Furcht seinen Glauben gegen die katholische Lehre ausgegeben hatte, einen bitteren Brief, der mit den innigsten Bitten, zur Wahrheit zurückzukehren, endigte. Auch an ihre Schwester schrieb sie einen rührenden Abschiedsbrief und beschwor sie, dem evangelischen Glauben treu zu bleiben. So kam der Tag des Todes heran. Guilsord Dudlet) sollte Zuerst sterben. Er wünschte Johanna noch einmal zu sehen. Sie fürchtete aber das Ergreifende der Abschiedsszene und ließ ihn bitten, Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte 111. 7

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 104

1906 - Langensalza : Gressler
104 Katharina von Medici konnte sie nicht leiden. Sie entschloß sich also, tn ihr Vaterland zurückzukehren, so sehr auch ein dunkles Vorgefühl dagegen sprach, und hielt bei Elisabeth um die Erlaubnis an, ihren Weg durch England nehmen zu dürfen. Tie Antwort 'var. sie solle die freundlichste Aufnahme finden, wenn sie den Titel und das ^-apven einer Königin von England ablege. Mit dieser Antwort war Maria sehr unzufrieden, und sie konnte ihre Empfindlichkeit gegen den englischen Gesandten nicht verbergen. „Nichts beunruhigt mich so sehr-, sprach sie, ..als daß ich so angelegentlich um eine Gefälligkeit gebeten habe, an deren Erlangen mir tm Grunde wenig gelegen ist. Ich kann mit Gottes Gnade in mein Land zurückkehren ohne ihre Erlaubuis." Solche Reden wurde» Elisabeth getreulich hinterbracht, und ihr Haß wurde immer heftiges. Sie rüstete eilig eine Flotte aus, um Maria abzufangen, wert» diese von Frankreich nach Schottland führe. Ohne diese Gefahr zu ahnen, schiffte sich Maria in Calais ein und nahm gerade den Weg, wo die englische Flotte lauerte. Glücklicherweise verbarg sie ein starker Nebel, und so entkam sie. Marias erste Aufnahme in Schottland war besser, als sie selbst erwartet hatte. Von allen weiten strömten ihre Untertanen herbei, sie zu sehen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt in der Blüte ihrer Schönheit und Jugend, ttnd ihr freundliches, anmutiges Wesen nahm aller Herzen für sie ein. Aber dieser Trost blieb ihr nur kurze Zeit. „Soll man leiden", schrien die Prediger von den Kanzeln, „daß dieser Götze (die katholische Letzte) wieder in dem Reiche ausgerichtet werde?" Nichts half, daß sie jedem seinen Glaubett ließ und nur für sich um die Erlaubnis bat, Meffe in ihrer eigenen Kapelle halten zu dürfen. „Die Messe ist schreck-licher , ries Ktto^ vou der Kanzel, als 10 000 fremde Soldaten, die in dem Königreiche landeten", und ein Kirchendiener, den das Volk Lichter in ihre Kapelle tragen sah, wurde vor dem Schlosse Marias mißhandelt und entging mit Mühe der Ermordung. Maria, durch ihre Jugend und Erziehung an muntere und gesellige Freude gewöhnt, verwünschte wohl tausendmal ihren Entschluß, nach Schottland gekommen zu sein, und versank in eine

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 105

1906 - Langensalza : Gressler
105 bittere Wehmut, wenn sie die in Frankreich so froh verlebten Tage mit ihrem jetzigen Leben verglich. Jede Freude ward ihr hier verbittert; ihre Munterkeit wurde für Leichtsinn, ihr ungezwungenes Wesen für Eitelkeit gescholten, und in dieser Strenge, mit der man sie beurteilte, mag wohl zum Teil der Grund ihrer nachmaligen Vergehungen liegen. In ihier hilflosen Lage mußte bei ihr der Wunsch rege werden, sich mit Elisabeth auszusöhnen, damit sie inx schlimmsten Falle an ihr einen Rückhalt gegen ihre Feinde hätte. Sie ließ daher Elisabeth begrüßen und sie bitten, sie doch als nächste Verwandte zur Nachfolgerin zu ernennen, gern wollte sie dagegen allen gegenwärtigen Ansprüchen entsagen. Aber Elisabeth traute der Aufrichtigkeit Marias richt und gab ihr eine abweisende Antwort. Doch versöhnten sie sich znm Scheine und wechselten seit dieser Zeit Briefe, so daß ks schien, als wären sie Freundinnen geworden. Aber immer blieb Elisabeth in einer ängstlichen Spannung; denn der Gedanke au die Möglichkeit, daß Maria sich mit einem auswärtigen Fürsten vermählen könnte, ließ ihr keine Ruhe. Endlich rückte sie mit dem Vorschlage heraus, wenn Maria sich entschließen könnte, Robert Dudley, den Grafen von Lei ce st er (sprich Lester), einen Bruder des unglücklichen Guilford, zu heiraten, so sei sie bereit, sie als Thronerbin anzuerkennen. Dieser Seicefter war damals Elisabeths Günstling, und Elisabeth mochte teils durch diesen Vorschlag ihrem Liebling ein Glück bereiten, teils hoffen, aus diese Weise sich vor Marias Ränken sicher zu stellen. Indessen wurde sie bald andern Sinnes, und als Maria sich zu der Verbindung bereit erklärte, machte Elisabeth Ausflüchte, und Maria war über dies doppelzüngige Benehmen nicht wenig erzürnt. Fast wäre es schon damals zu einem Bruche zwischen beiden Königinnen gekommen. Dieser Bruch trat bald darauf ein, als sich Maria mit dem englischen Grasen Heinrich Darnley (sprich Dauili) vermählte. Er war ein Nachkomme einer Schwester Heinrichs Viii., also mit beiden Königshäusern nahe verwandt. Aber gerade dadurch mochte diese Verbindung Elisabeth mißfallen; sie befürchtete, daß Maria dadurch einen Grund mehr geltend machen werde, um ihr Recht aus die englische Krone zu beweisen.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 109

1906 - Langensalza : Gressler
109 welche Bothwell und Maria die Mörder des Königs nannten, und häufig fand man an den Straßenecken Zettel angeklebt, die ungefähr dasselbe behaupteten. Ob Maria an der Ermordung Tarnleys unschuldig mar. ist zwar nicht ei wiesen, aber unwahrscheinlich. Sie zeigte zwar eine tiefe Betrübnis und setzte eine große Belohnung auf die Entdeckung des Mörders; aber es ist nicht zu glauben, das; Bothwell ohne ihre Zustimmung die Schandtat gewagt haben würde Höchst unbesonnen war, daß sie nicht einmal den Schein vermied. Zwar wurde ein Gericht niedergesetzt; da es aber an bestimmten Beweisen fehlte und ein Freund Bothwells Vorsitzer des Gerichtes war, so wurde er für unschuldig erklärt. Darauf beging sie in ihrer Verblendung die Unbesonnenheit, seinen Bitten um Vermählung nachzugeben. In dieser Absicht verabredete sie mit ihm eine Ent-führnng. Bei einem Spazierritt, den sie in weniger Begleitung unternahm, begegnete er ihr mit einigem Gefolge wie zufällig und führte sie nach feinem Schlosse. Hier vermählte sie sich, als wenn sie e« halb gezwungen täte, drei Monate nach Tarnleys Ermordung mit ihm (1567). Dieser Leichtsinn war um so sträflicher, da Bothwell sich, um sie heiraten zu können, von feiner Frau, mit der er erst ein halbes Jahr vorher vermählt worden war, mußte scheiden lassen. Ter ganze schottische Adel war über die Vermählung Marias mit Bothwell dermaßen empört, daß er sich gegen die Königin verband und ins Feld zog. Schon eingeschlossen, entwischten Maria und Bothwell, konnten sich aber in offenem Felde nicht halten Maria ergab sich daher den Verbündeten, und Bothwell entfloh nach den Orkney-Inseln. Hier trieb er eine Zeitlang Seeränbereien und flüchtete dann nach Dänemark, wo er im Gefängnis wahnsinnig wurde und nach etwa 10 Jahren starb. Fast noch härter büßte Maria ihren Leichtsinn. Sie wurde vou den Rebellen im Triumphe nach Ediuburg geführt, wo der Pöbel sie verhöhnte und ihr eine Fahne vortrug, auf welcher die Ermordung Tarnleys zu sehen war. Man denke sich, wie Maria bei diesem Anblick litt! Von hier führte man sie in ein festes Schloß (Lochleven), behandelte sie mit der größten Strenge und Verachtung und zwang sie endlich, eine

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 113

1906 - Langensalza : Gressler
113 sie gefangen gesetzt nnb Ballarb und Babington nebst zwölf nnbern enthauptet. Tiefe Verschwörung erfüllte Elisabeth aufs neue mit Entsetzen; sie lchauberte vor der Gefahr, in welche die verhaßte Maria sie gestürzt hatte. Graf Leicester riet, sie heimlich durch Gift aus der Welt zu schaffen, aber rechtlichere Räte erklärten ihren Abscheu ba-vor. Zunächst würde sie nach Fotheringhay (sprich Foberinghe) bei Peterborough gebracht und in engen Verwahrsam genommen, dann ein Gericht von 47 Lorbs niedergesetzt, welches ihren Anteil au der Verschwörung untersuchen sollte. Alle Anklagepunkte räumte sie ein; nur das leugnete sie hartnäckig, daß sie in die Ermordung Elisabeths gewilligt hätte. Diese Anschuldigung beruhte aus den Aussagen ihrer Schreiber Nau und Kurte. Maria bat. mit diesen vor dem Gericht zusammengestellt zu werden, aber dies wollten die Richter vermeiden und schlugen ihr Begehren ab. Endlich sprachen sie (25. Oktober 1586) das Todesurteil über Maria aus, und sobald das Parlament es bestätigt hatte, wurde es ihr bekannt gemacht. Sie empfing die Nachricht mit vieler Fassung und dankte Gott für die Gnade, die er ihr erwiese, indem er ihren zwanzigjährigen Qualen ein Ende fetzte. Ihre Hüter erhielten nun Beseht, alle Zeichen der königlichen Würde aus ihrem Zimmer wegzuräumen. Sie lächelte bitter bei dieser Demütigung. „Was auch eure Monarchen immer tun mag," sagte sie mit Ruhe, „so bin ich bis an meinen letzten Hauch doch Königin. Mein Charakter ist unauslöschlich, und ich werbe ihn mit meiner &eele Gott wiebergeben Don dem ich ihn empfangen habe und der meine Unfchulb kennt." Es fehlte zu der Vollziehung des Tobesurteils nur noch die Unterschrift Elisabeths. Da sie bamit zögerte, so legte das Parlament ihr die Bitte vor, der Gerechtigkeit ihren Laus zu lassen. *tie Antwort Elisabeths lautete, sie habe nie das Verberben Marias gesucht, ja ihr früher das Anerbieten gemacht, die öffentliche Unter-fuchung aufzuheben, wenn sie ihr insgeheim ihre Schulb bekennen wolle. „Wüßte ich," fuhr sie fort, „daß bies Reich durch meinen -lob glücklicher werben würde, so wäre ich ja gern bereit, mein Seben hinzugeben, um euch einen besseren Herrscher zu verschaffen. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt. Weltgeschichte lll. q

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 83

1906 - Langensalza : Gressler
83 Plötzlich aber starb Johanna von Navarra, und die Hugenotten munkelten, daß sie vergiftet worden sei. Ihr Mißtranen stieg aufs höchste; aber die Unruhe legte sich bald wieder bei den fortgesetzten Freundschaftsversicherungen der Katholiken. Coligny wurde währenddessen vom Könige Karl mit der ausgesuchtesten Höflichkeit und Ehrerbietung behandelt. Er nannte ihn seinen Vater, setzte seine bisherigen Ratgeber beiseite und saß oft bis in die tiefe Nacht mit ihm zusammen. Da Coligny wußte, daß der erst 22jährige König von Herzen gut, aber ein gefügiges Werk-I zeug in der Hand seiner ränkevollen Mutter war, redete er ihm herzlich zu. sich dem Einflüsse seiner Mutter zu entziehen und mit i Gerechtigkeit zu regieren. Karl hörte ihm mit der größten Ausmerk-samkeit zu und dankte ihm herzlich für seine guten Ratschläge; ja er versprach ihm sogar, mit seiner bisherigen Politik ganz zu brechen und sich mit den Niederländern, die damals für ihre Freiheit kämpften, gegen den König Philipp Ii. von Spanien zu verbinden. Das war freilich nicht im Sinne seiner Mutter, die durch L>päher alles erfuhr. In ihrer Seele keimte jetzt der häßliche Gedanke, Coligny zu ermorden. Als der Admiral eines Tages aus dem Palaste des Königs nach seiner Wohnnng ging, fiel ans einem Hause plötzlich ein Schuß, der ihm den linken Arm durchbohrte und den Zeigefinger der rechten Hand zerschmetterte. Er hatte noch so viel Besonnenheit, auf das Fenster zu weisen, aus welchem der Schuß gekommen war. Während einige seiner Begleiter ihn nach Hause führten, schlugen andere die Haustür ein; aber der Mörder hatte sich bereits gerettet. Als der König von dem Mord» anschlage erfuhr, spielte er gerade Federball. Wütend warf er das Schlagnetz auf den Boden und rief: „Werde ich denn nie Ruhe haben?" Dem jungen Eonde und Navarra, die zu ihm kamen, um sich über den versuchten Meuchelmorb zu beschweren, beteuerte er, niemanb könne barüber ausgebrachter sein als er, und er werbe den Täter aufs härteste bestrafen. Dann besuchte er mit seiner Mutter den kranken Abmiral und schwur bei Gott, er werbe eine schreckliche Rache ausüben. Katharina bebte vor Wut. Sie hielt sofort mit ihren ver- 6*

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 124

1906 - Langensalza : Gressler
r 124 wieder dienen zu dürfen. Manchmal brach bei diesen Gesinnungen der Königin das Herz; aber teils hielten immer neue Nachrichten von seiner schlechten Verwaltung in Irland, teils das Vorgeben seiner Feinde, daß er noch lange nicht genug gedemiitigt sei, den Ausbruch der königlichen Gnade noch immer zurück. Essex hatte bisher den sehr einträglichen Alleinhandel mit süßen Weinen gehabt. Jetzt war die Zeit um, und Essex bat Elisabeth, ihm diese Vergünstigung zu verlängern. Er hatte bei sich beschlossen, die Entscheidung der Königin solle über seine Hoffnungen entscheiden, ob er je wieder zu Gnade angenommen oder für immer verworfen werden würde. Hätte er gewußt, daß dies die letzte Prüfung sein ollte, die ihm Elisabeth auflegte, gewiß würde er sich von seiner Hoffnungslosigkeit nicht zum Majestätsverbrechen haben hinreißen lassen. Kurz, Elisabeth schlug ihm seine Bitte ab. Das hatte Essex nicht erwartet. Lange genug, meinte er, habe er seinen Stolz unlerdrückt, jede Demütigung willig ertragen. Er warf jeden Schein der Mäßigung und Ehrerbietung ab und ließ seiner natürlichen Heftigkeit ganz den Zügel schießen. Durch Gastfreiheit und Freundlichkeit suchte er die Zahl seiner Freunde unter dem Volke zu vermehren. Über Elisabeth stieß er die beleidigendsten Reden aus. Er nannte sie ein altes Weib, das so krumm an der Seele wie am Körper sei. Das wurde der Königin getreulich hinterbracht und diese kannte sich kaum vor Wut: denn nichts konnte sie mehr ausbringen als Beleidigungen ihrer Eitelkeit. Effex ging noch weiter. Er ließ sich in eine Verbindung mit Jakob Vi. von Schottland ein und entwarf mit einem Haufen anderer unruhiger Köpfe eine Verschwörung gegen Elisabeth. Er zog mit ihnen nach London und rief das Volk in den Straßen zur Beihilfe auf. Alle gafften ihn voll Neugier an, aber nur wenige wollten für ihn zu den Waffen greifen. Er hatte gehofft, das ganze Volk würde für ihn sich gegen Elisabeth erheben; da er nun das Gegenteil sah, sank ihm und seinen Begleitern der Mut. Nachdem einer nach dem andern sich fortgemacht, sah er auch keine andere Rettung als in der Flncht. Er warf sich in sein Haus, wo er, von allen verlassen, sich auf Gnade und Ungnade

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 125

1906 - Langensalza : Gressler
125 der Wache, die Elisabeth gegen ihn ausgeschickt hatte, ergeben mußte. Sein Verbrechen lag zu sehr am Tage, als daß er diesmal der Verurteilung entgehen konnte; alle Richter sprachen das Todesurteil über ihn aus. Und Elisabeth? — Ihr Zustand war diesmal wirklich bemitleidenswert. In ihrer Seele kämpften unaufhörlich Haß und Liebe, gekränkter Stolz und Mitleid, die Pflicht, ein solches Verbrechen streng zu ahnden, und der Wunsch, ihren Liebling nicht ganz sinken zu lassen. Bald unterzeichnete sie den Befehl znr Hinrichtung, bald widerrief sie ihn. Weitn er sie nur wenigstens um Gnade bäte, meinte sie, so würde sie ihm wohl vergeben. Immer noch hoffte sie darauf; aber da keine demütige Unterwerfung erfolgte, willigte sie endlich in einem Anfalle von Erbitterung in die Hinrichtung. Sie ging 1601 im Tower vor sich. Essex, erst 34 Jahre alt, starb mit tiefer Reue und dem Bekenntnis, feine Strafe verdient zu haben. Zwei Jahre darauf verfiel die Königin in eine tiefe Schwermut. Als Ursache gibt man eine traurige Entdeckung an, die von ihr in betreff des unglücklichen Essex gemacht worden war. In den Zeiten der höchsten Gunst hatte Essex der Königin einst sein Bedauern geäußert, daß die Gunst der Großen so unbeständig sei. Gerührt schenkte sie ihm damals einen Ring mit dem Beifügen, er möchte auch noch so sehr in Ungnade fallen, so würde sie doch, sobald er ihr diesen Ring sende, allen Gtoll fahren lassen. Sorgfältig hatte Essex dieses wichtige Kleinod verwahrt und sich feiner in den mannigfachen Verlegenheiten feines Hoflebens nicht bedient, ihn immer für die äußerste Not aussparend. Als er aber zum Tode verurteilt war und auch die letzte Hoffnung sank, nahm er zu ihm seine Zuflucht. Er überreichte ihn der Gräfin Nottingham (sprich Nottingham» und bat sie, ihn der Königin einzuhändigen. Unglücklicherweise war der Gemahl der Gräfin ein Todfeind des Essex; er beredete sie daher, den Ring nicht abzugeben, und so erhielt Elisabeth keine Nachricht davon, wie sehnlich Essex auf das Wort der Gnade harrte. Erst als drei Jahre darauf die Gräfin auf dem Sterbebette lag und von ihrem Gewissen beunruhigt wurde, ließ sie die Königin um einen Besuch bitten, eröffnete ihr das Ge-
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