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1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 100

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 100 — des Philosophen Plato über die Unsterblichkeit der Seele gelesen hatte, durch Selbstmord endigte. Man nennt ihn daher gewöhnlich, zum Unterschiede von dem älteren Cato, Cato von Utica. Nachdem Cäsar nach Rom zurückgekehrt war, wurde er zum Dictator auf zehn Jahre ernannt, feierte einen viertägigen Triumph, Hegte in den öffentlichen Schatz 72 Millionen Thaler und über 20,000 Pfund Gold, beschenkte seine treuen Soldaten reichlich mit Ländereien und Geld (jeden Gemeinen mit 1000 Thlr.) und ließ -unter die armen Bürger Geld, Oel und Getreide vertheilen. Aber er wollte noch in ausgedehnterem Maaße Wohlthäter des römischen Volkes werden; er suchte die Schäden zu heilen, welche die langen Bürgerkriege verursacht hatten, er sorgte für die öffentliche Sicherheit durch strenge Bestrafung der Verbrechen, er suchte dem Luxus und der Unsittlichkeit zu steuern durch weise Verordnungen, die er dagegen erließ, auch erwarb er sich kein geringes Verdienst nicht blos um die Römer, sondern um die ganze Menschheit durch Verbesserung des Kalenders. Bisher hatten die Römer ein Mondjahr von 355 Tagen gehabt; um dasselbe mit dem Sonnenjahr von 365 Tagen in Uebereinstimmung zu bringen, schob man alle zwei Jahre einen Schaltmonat von 22 oder 23 Tagen ein. Aber durch die Willkür und Unredlichkeit der Oberpriester, die das Kaleuderwesen leiteten, waren die Jahreszeiten so verrückt worden, daß man hinter dem wirklichen Jahre 67 Tage zurück war. Cäsar berief aus Alexandrien den Astronomen Sosigenes, und auf dessen Rath fügte er außer den 23 Tagen des Schaltmonats die fehlenden 67 Tage dem Jahre 46 v. Chr. hinzu, so daß dasselbe 15 Monate enthielt, und bestimmte, daß von da an nach Sonnenjahreu von 365 Tagen gerechnet werden solle mit einem alle vier Jahre fallenden Schalttage. Dieser Kalender, der sogenannte Julianische, ist noch in der griechischen Kirche im Gebrauch und galt auch im übrigen Europa bis zum Jahre 1582, wo Papst Gregor Xiii. eine neue Verbesserung vornehmen ließ, da im Laufe der Jahrhunderte das bürgerliche Jahr hinter dem wahren allmählich zurüäblieb (jetzt schon um 12 Tage). *) *) Die Protestanten in Deutschland nahmen den verbesserten Kalender erst im Jahre 1700, die Engländer und Schweden sogar erst 1752 und 1753 an.

2. Leitfaden bei dem Unterrichte in der Geschichte des Preußischen Staates - S. 75

1876 - Leipzig : Bädeker
Wilhelm I. Der deutsch-französische Krieg. §. 16. <0 19. Jan.) fein Einhalt geschehen. Daher erschien Jules Favre, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, im deutschen Hauptquartier zu Versailles, und schloß mit dem deutschen Bundeskanzler, Graf Bismarck, einen Waffenstillstand (auf drei Wochen) ab (28. Jan.), demzufolge den deutschen Truppen die sämmtlichen?yorts um ^aris^eingeräumt, die Linientruppen, Marinesoldaten und Mobilgarden in Paris aber entwaffnet wurden. Ganz ohne Erfolg war der Versuch, mit einem Theile der französischen Flotte (7 Panzerschiffen) die deutsche Küste an der Nord- und Ostsee zu bedrohen und in Verbindung mit Dänemark Preußen zu nöthigen, eine bedeutende Armee im Norden aufzustellen, um die Landung eines französischen Heeres abzuwehren. Die Thätigkeit der Flotte beschränkte sich auf die Blocade der deutschen Handelshäfen und die Wegnahme vereinzelter deutscher Handelsschiffe. Bei Ablauf des (inzwischen verlängerten) Waffenstillstandes wurden zwischen dem von einer (nach dem Wahlgesetze von 1s4s berufenen) Nationalversammlung in Bordeaux zum „Chef der Executiv-Gewalt der französischen Republik" ernannten ehemaligen Minister Thiers und dem Grafen Bismarck die Friedenspräliminarien dahin verabredet, daß Frankreich Elsaß ohne Belfort und Deutsch-Lothringen mit Metz (263 Dm. mit V/2 Mill. Einwohner) an das erneuerte deutsche Reich (s. unten) abtreten und 5 Milliarden Francs Kriegskosten in 3 Jahren zahlen sollte. Die Nationalversammlung in Bordeaux genehmigte mit überwiegender Stimmenmehrheit diese Bestimmungen (1. März), die auch die Grundlagen des zu Frankfurt am Main (10. Mai) abgeschlossenen Definitivfriedens bildeten. Nur ein kleiner Theil des deutschen Heeres (etwa 30,000 M.) war, zur Beschleunigung der Ratification der Friedenspräliminarien durch die National-Versammlung, am 1. März in den westlichen Theil von Paris eingerückt, hatte dasselbe aber schon am 3. März, nach erfolgter Ratification, wieder verlassen. c. Die Erneuerung des deutschen Reiches und der deutschen Kaiserwürde. Der kriegerischen Einigung von Nord- und Süddeutschland folgte noch während des glorreichen Feldzuges die politische Einigung, so daß Napoleon durch diesen frevelhaften Krieg gerade das zur Reife brachte, was er hatte verhindern wollen. Gemäß besonderer Verträge mit den vier süddeutschen Staaten (von denen sich Baiern wichtige Particularrechte vorbehielt) ward der Norddeutsche Bund zu

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 130

1906 - Langensalza : Gressler
130 seiner grau indessen die Regentschaft übertragen. Sie plagte ihn aber, er möchte sie doch frönen lassen, damit sie mehr Ansehen habe, und ließ ihm nicht eher Ruhe, bis er nachgab. „Ach, mein Frennd", sagte er zu Sully, „wie sehr mißfällt mir diese Krönung! Ich weiß nicht, was das heißt; aber mein Herz prophezeit mir ein Unglück. Bei Gott, ich werde in der Stadt sterben, ich werde nie hinauskommen; sie werden mich umbringen, denn ich sehe wohl, daß sie kein anderes Mittel für sich haben als meinen Tod." Die Krönung ging endlich in St. Denys, eine Meile von Paris, vor sich, und drei Tage darauf sollte die Königin ihren feierlichen Einzug in Paris halten. Am Tage nach der Krönung, dem 14. Mai 1610, befahl der König nachmittags, den Wagen anzuspannen: er wollte die Anstalten dazu besehen. Sieben Hofleute begleiteten den König in den Wagen; Denn die Staatswagen waren damals sehr groß, etwa wie unsere Postwagen. Als er aus dem Schlosse fuhr, ließ er den Wagen von allen Seiten zurückschlagen, um alles genau sehen zu können. So kam er in eine Gasse, wo der Wagen wegen der vielen Karren, die im Wege standen, stillhalten mußte. Tie Bedienten gingen, um Platz zu machen; die dem Könige gegenüber sitzenden Herren hatten sich umgedreht, um nach den Pferden zu sehen, und der König bog sich eben zu seinem Begleiter und sagte ihm etwas ins Ohr. In dein Augenblicke sprang ein Mensch auf das eine Hinterrad und versetzte dem Könige mit einem langen, scharfen Messer schnell hintereinander zwei Stiche in die Brust. Keiner außer dem Könige hatte die Tat bemerkt. Dieser schrie: Mein Gott, ich bin verwundet!" und in dem Augenblicke überzog Totenblässe sein Gesicht; er war nicht mehr. Man kann sich leicht die Bestürzung denken, die sich aller bemächtigte. Ter Mörder hätte leicht entfliehen können, aber er blieb ruhig neben dem Wagen stehen, das blutige Messer in der Hand. Man ergriff ihn, während der Wagen langsam nach dem Schlosse zurückfuhr, und fragte, wer er sei. Ta. fand sich, daß er Franz Ravai 11 ac hieß und ehemals ein Barfüßermönch gewesen war; aber er war, weil man ihn für einen Narren hielt, aus dem Kloster gestoßen worden. Auf der Folter zeigte er die

4. Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 176

1871 - Koblenz : Bädeker
176 Der deutsch-franzsische Krieg, 18701871. . 37. deutschen Truppen besetzt wurde. Der gleichzeitigen Beschieung der Forts an der Nord-, Ost- und Sdseite (seit 5. Jan ) konnte durch zwei neue Massenausflle der Belagerten (unter Ducrot 14. Januar und den noch groartiger unter Trochu 19. Jan.) kein Einhalt geschehen. Daher erschien Jules Favre im deutschen Hauptquartier zu Versailles, um mit dem deutschen Bundeskanzler, Graf Bismarck, einen Waffenstillstand (auf 3 Wochen) abzuschlieen, demzufolge den deutschen Truppen die smmtlichen Forts um Paris eingerumt wurden. Ganz ohne Erfolg war der Versuch, mit einem Theile der fr an-zsischen Flotte (7 Mnzerschiffen) die deutsche Kste an der Nord-und Ostsee zu bedrohen und in Verbindung mit Dnemark Preußen zu nthigen, eine bedeutende Armee im Norden aufzustellen, um die Landung eines franzsischen Heeres abzuwehren. Die Thtigkeit der Flotte be-schrnkte sich auf die Blocade der deutschen Handelshfen und die Weg-nhme vereinzelter deutscher Handelsschiffe. Bei Ablauf des (inzwischen verlngerten) Waffenstillstandes wurden zwischen dem von einer (nach dem Wahlgesetze von 1848 berufenen) Nationalversammlung in Bordeaux zum Chef der Executiv-Gewalt der franzsischen Republik" ernannten ehemaligen Minister Thiers und dem Grafen Bismarck die Friedensprliminarien dahin verabredet, da Frankreich Elsa ohne Belfort und Deutsch-Lothringen mit Metz (und Thionville) an das erneuerte deutsche Reich abtreten und 5 Milliarden Francs Kriegskosten in 3 Jahren zahlen sollte. Die Nationalversamm-lung in Bordeaux genehmigte mit berwiegender Majoritt (546 gegen 107) diese Bestimmungen (1. Mrz), die auch die Grundlagendes zu Frankfurt am Main (10. Mai) abgeschlossenen Definitivfriedens bildeten. Nur ein kleiner Theil des deutschen Heeres (etwa 30,000 M.) war, zur Beschleunigung der Ratification der Friedensprliminarien durch die National-Versammlung, in den westlichen Theil von Paris eingerckt, hatte dasselbe aber schon am folgenden Tage, nach erfolgter Ratification,. wieder verlassen; die Forts auf der Nord- und Ostseite von Paris und mehrere nrdliche Departements blieben, zufolge der 'Friedensbedingungen, einstweilen von deutschen Truppen besetzt. Die Erneuerung des deutschen Reiches und der deutschen Kaiserwrde. Der kriegerischen Einigung von Nord- und Sddeutschland folgte noch während des glorreichen Feldzuges die politische Einigung, so da Napoleon durch diesen frevelhaften Krieg gerade das zur Reife brachte, was er hatte verhindern wollen. Gem besonderer Vertrge

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 271

1863 - Essen : Bädeker
271 Mit jedem seiner Söhne unterhielt der König sich einzeln Seinen Enkel Friedrich Wilhelm, Sohn des Prinzen von Preußen, gab er sein Schwert, mit dem Bedeuten, dasselbe, wenn er einst König werden sollte, nur für die Gerechtigkeit zu ziehen. Am ersten Pfingstfeiertage, den 7. Juni, nahete sich augenschein- lich die Todesstunde. Die Königliche Familie, die sich in den letzten Tagen immer in der Nähe des Krankenzimmers ausgehalten hatte, hielt am Morgen dieses Tages einen Familiengottesdienst, sich Trost und Stärkung für den Trauerfall zu erflehen. Der Kaiser Nicolaus von Rußland traf an diesem Morgen auch noch ein. Anfangs kannte ihn der König nicht. In einem lichten Augenblicke aber sprach er zum Kaiser sein letztes Wort: „Es geht schlecht!" — Die Domkirche konnte an diesem ersten Pfingstfeiertage die Zahl der Besuchenden nicht fassen. Ernst und feierlich waren die Worte, die man von der Kanzel herab vernahm: „Heute schwebt der Todes- engel über der Residenz, bereit, eine der frommsten und edelsten Seelen in sein Reich zu führen." — Wunderbar war die Wirkung dieser wenigen Worte. Aller Augen füllten sich mit Thränen. — Nachmittags, als die. gesammte Königliche Familie sich wieder im Nebenzimmer des Krankengemachs des Königs befand, wurde dem Kronprinzen, Sr. Majestät unserm jetzt regierenden König, die tief- erschütternde Botschaft gebracht, daß der gefürchtete Augenblick heran- nahe. Sämmtliche Mitglieder des Königlichen Hauses begaben sich nun in das Krankenzimmer und blieben um das Bett des scheidenden- Monarchen. So in der Mitte der Seinigen, die eine Hand von seinem königlichen Nachfolger, die andere von der Fürstin von Liegnitz gehalten, endete Nachmittags 3ij2 Uhr der beste und väterlichste König sein frommes und thatenreiches Leben so ruhig und sanft, daß es erst eines Zeichens der anwesenden Leibärzte bedurfte, um den Umstehenden zu verkünden, daß ihr Königlicher Vater bereits in die höhere Welt hinübergegangen sei. Alle Anwesenden sanken am Sterbelager ans die Kniee und beteten. Mit ihnen trauerte bald sein ganzes Volk in Thränen der Liebe und Dankbarkeit. Ja, so weit die Kunde des Todes unseres Landesvaters nur erscholl, selbst über Europa in andre Welttheile hinaus, wurde aufrichtig über den Tod dieses Gerechten getrauert, und noch ehe es den europäischen Höfen förmlich angezeigt war, daß Friedrich Wilhelm Iii. heimgegangen, legten diese auf die erste Kunde von diesem schmerzlichen Todesfall schon Trauer an. — In der Nacht vom 8. auf den 9. Juni wurde die sterbliche Hülle des verewigten Monarchen aus dem Palais in das Schloß gebracht, wo sie bis zum 11. Juni ausgestellt blieb. An diesem Tage geschah, nach Vorschrift des seligen Königs, die feierliche Beisetzung im Dome, auf welchem Wege dorthin von der Trauermusik des Verstorbenen Lieblingslied: „Was Gott thut, das ist wohlgethan," gespielt wurde. In der folgenden Mitternacht brachte man ohne alles Gepränge die theure Leiche nach Charlottenburg, um neben der Königin Luise in dem

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 275

1873 - Essen : Bädeker
275 Muthes. Die Armee ist voll Entschlossenheit. 300,000 Mann sind bereit, Paris bis zum Aenßersten zu vertheidigen. Sollte aber Paris unterliegen, so wirb Frankreich es zu rächen wissen." — Im großartigsten Maßstabe wurde die Massenbewaffnung betrieben: alle Männer von 20 bis 40 Jahren wurden einberufen, in die Armee einzutreten, um den Feind bis zum letzten Mann aus Frankreich zu vertreiben. Im deutschen Hauptquartier stand nach diesen Vorgängen die Über- zeugung fest, daß der Krieg jetzt mit verdoppelter Kraft fortgesetzt werden müsse und daß ein ehrenvoller und dauernder Friede nur in dem eroberten Paris geschlossen werden könne. — „Eilgut nach Paris!" hatten deutsche Truppen scherzhaft auf die Eisenbahnwaggons geschrieben, als sie durch die deutschen Gaue fuhren. Dies Wort ging jetzt in kurzer Zeit in Erfüllung. Auf verschiedenen Straßen begann die.hauptmacht des deutschen Heeres von Sedan aus ihren Vormarsch auf Paris. Husaren und Ulanen trabten voraus; zersprengte fran- zösische Freischaaren und Mobilgarden erschreckten die Städte, die oft wenigen deutschen Reitern ihre Thore öffneten. Ungeachtet der vielen Hindernisse, welche aufgerissene Eisenbahnen und zerstörte Brücken dem deutschen Heere in den Weg legten, schwärmten schon am 15. Septenrber die Ulanen in den Dörfern vor Paris, das Herannahen des deutschen Heeres verkündend. Am 19. September war die Einschließung von Paris vollendet. Ein Versuch, die Belagerung zu verhindern, endete damit, daß die Franzosen mit einem Verlust von 1000 Mann und 7 Kanonen in die Flucht geschlagen und hinter die Festungswerke ge- jagt wurden. Im Norden, Osten, Süden und Südwesten standen jetzt dicht die deutschen Armeen und im Nordwesten hatte die Kavallerie alle Verbindungen nach Außen abgeschnitten. Die ungeheure Riesenstadt mit nahezu 2 Millionen Einwohnern und einer Besatzung von 3- bis 400,000 Mann, die Stadt, von der man sagt: „Paris ist Frank- reich!" — sie lag da, sich selbst überlassen, eingeschlossen durch ein Heer von 250,000 Mann der deutschen Truppen. — Ein Theil der neuen Regierung, Gambetta an der Spitze, verließ vermittels eines Luftballons Paris und verlegte seinen Sitz nach Tours*). — Am 5. Oktober nahm König Wilhelm sein Hauptquartier in dem Schlöffe zu Versailles**). Je weiter aber die Hauptmacht der deutschen Armeen in Frankreich eingedrungen war, desto schwieriger wurden die Verhältniffe in ihrem Rücken. Hier mußten die eroberten Landestheile, die Haupt- straßen und Eisenbahnen besetzt werden zur Sicherung der Trans- porte von Truppen und Kriegsmaterial, von Kranken und Lebens- mitteln. Zudem ist Frankreich nach der deutschen und belgischen Grenze hin mit kleinern und größer» Festungen gleichsam übersäet, die alle von französischen Truppen besetzt waren und daher eingeschlossen und belagert werden mußten. Die bedeutendsten derselben sind — *) Sprich: Tuhr. **) „ Werßatj.

7. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 147

1869 - Essen : Bädeker
145 - gebührte, sollte mir im Garten arbeiten, hacken und graben, leichter ankommen, denn solche Mühe auf dem Hals zu haben." Von der Menge seiner Arbeit zeugen auch Alle, die um ihn gewesen sind. Einer sagte: „Luthern kann das nimmermehr ein andrer Mensch nach- thun, daß er bei so viel Anfechtung, Gefahr, Streit und Kämpfen so viele Bücher könnte lassen ausführen, als wie er thut; ja, wenn sich ein junger Mensch darüber setzte und sollte nichts Anderes thun, denn allein die Bücher, die Luther hat lassen ausgehen, nachschreiben, so würde es ihm fast unmöglich sein." Dennoch war Luther in allen Mühen und Widerwärtigkeiten wohlgemuth; er stärkte sich in denselben durch ein anhaltendes und inbrünstiges Gebet, in welchem er Gott die Verheißungen der Schrift vorhielt. Im Jahre 1546, im dreiundsechzigsten Jahre seines Alters, ging der treue Knecht ein zu seines Herrn Freude. Am 15. Februar die- ses Jahres fühlte er zu Eisleben, wohin er in Geschäften gereist war, nach dem Abendessen sein Ende herannahen, nachdem er kurz vorher mit seinen Freunden viel vom Tod und vom ewigen Leben und vom Wiedersehen im Himmel gesprochen hatte. Um zehn Uhr legte er sich zu Bett mit den Worten: „In deine Hände befehl' ich meinen Geist, du hast mich erlöset, Herr, du treuer Gott!" (Ps. 31, 6.) Nach Mitternacht stand er wieder mit diesen Worten auf, klagte sehr über Schmerzen in der Brust, betete viel und sagte: „Lieber Gott, wie ist mir so wehe! Ich fahre dahin, ich werde wohl hier zu Eisleben, wo ich geboren und getauft bin, bleiben." Nachdem er inbrünstig und zuversichtlich gebetet und Arzenei eingenommen hatte, sprach er wieder dreimal sehr eilend auf einander lateinisch: „Vater, in deine Hände befehl' ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott!" Da er nun still ward, rief Dr. Jonas und M. Celius ihm stark zu: „Ehrwürdiger Vater, wollet ihr auf Christum und auf die Lehre, wie ihr sie gepredigt habt, beständig sterben?" Darauf sprach er, daß man es deutlich hören konnte: „'Ja!" wendete sich auf die rechte Seite, faltete die Hände zum Gebet, und gab bald darauf mit einem tiefen, doch sanften Athemzug seinen Geist auf, Donnerstag, den 18. Februar 1546, Morgens um 2 Uhr, — in einem Alter von 62 Jahren 3 Monaten und 8 Tagen. Sein Leichnam ruht in der Schloßkirche zu Wittenberg. Meine Seele sterbe den Tod dieses Gerechten, und mein Ende sei wie Dieses Ende! (4. Mos. 23, 10.) Wenige Wochen nach dem Tode Luthers brach der schmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schlacht hei Mühlberg (1547) diehäupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste sogar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche, vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihn zum Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Augsburger Religionsfrieden, 26. Sept. 1555, gab der evangelischen Haesters' Leseb. f. evang. einklasfige (Land-) Schulen. Ii. Theil. 7

8. Teil 1 - S. 293

1918 - Essen : Bädeker
Der Tag von Düppel. 293 interessen. Der Vorsitzende Bundesstaat selber, dessen Länder nur teilweise zum Deutschen Bund gehörten, hielt sich möglichst abgeschlossen von dem übrigen Deutschland, verfocht nur seine eigenen Interessen und widerstrebte grundsätzlich allem, was die übrigen Glieder, namentlich Preußen, hätte kräftigen können. Selbst der so segensreich wirkende Zollverein kam nur durch das Vorgehen einzelner Staaten und im Widerspruch mit dem Bundes- tag zu stände. Es ist deshalb nicht zu verwundern, daß die so wenig beliebte Bundesverfassung von dem 1848 von Frankreich ausgehenden Revolutions- sturm über den Haufen geworfen wurde. Aber was sollte man an dessen Stelle setzen? So kam es, daß trotz der Verhandlungen des aus allgemeinen Wahlen hervorgegangenen Frankfurter Parlaments und trotz der Kämpfe, durch welche man in einzelnen Gegenden eine neue Reichsverfassung durch- zusetzen hoffte, man nicht zu einer einheitlichen Ordnung gelangen konnte — und der Bundestag seine Tätigkeit, oder vielmehr sein Nichtstun von neuem begann. Das Verhältnis zwischen den beiden „Vormächten", Österreich und Preußen, wurde immer gespannter, die beiderseitigen Sonderinteressen traten in einen immer schärferen Gegensatz, der von Ansang vorhandene aber nur dem eingeweihten Auge erkennbare Riß wurde immer klaffender. Es blieb nichts übrig als die Entscheidung der Waffen. Der gemeinsame Krieg gegen Dänemark wegen Schleswig-Holstein konnte diese Entscheidung zwar etwas verzögern, aber nicht verhindern. Die Schlacht bei Königgrätz (am 3. Juli 1866) nötigte Österreich aus dem Deutschen Bunde auszuscheiden und die Führung in Deutschland an Preußen zu überlasseu. Dieses schuf in dem Norddeutschen Bunde einen festgefügten Bundesstaat, mit welchem die süddeutschen Staaten in ein enges Vertragsverhältnis traten, und aus dem nach vier Jahren nach gewaltigen, welterschütternden Ereignissen das neue Deutsche Reich erblühte. P. Müller. 167. Der Tag von Düppel. Still! — vom achtzehnten April «in Lied ich singen will. Vom achtzehnten — alle Wetter ja! Das gab mal wieder ein Gloria! Ein „achtzehnter" war es voll und ganz, wie bei Fehrbellin und Belle-Alliance, April oder Juni ist all einerlei, «in Sieg fällt immer im Monat Mai. Ilm vier Uhr morgens der Donner begann; in den Gräben standen sechstausend Mann, und über sie hin sechs Stunden lang nahmen die Kugeln ihren Gang. Da war es zehn Uhr. Nun alles still; durch die Reihen ging es: „Wie Gott will!" Und vorgebeugt zu Sturm und Stoß, brach das preußische Wetter los.

9. Teil 1 - S. 46

1918 - Essen : Bädeker
4g Die Heimkehr von der Wanderschaft. 44. Die Heimkehr von der Wanderschaft. Meister Zeiland war der beste Grobschmied im ganzen Lande und der emsigste. Ehe der Tag anbrach, öffnete er seine Werk- stätte mit einem Morgenliede, und dann loderte das Feuer in seiner Esse, und die Blasebälge arbeiteten, und auf drei Ambossen seufzte ohne Unterlaß das sprühende Eisen unter den schweren Hämmern. Den ganzen Tag war er unermüdet bei der Aufsicht und Arbeit; aber wenn um sechs Uhr das Feuer ausgelöscht und die Werkstätte geschlossen war, dann lebte er sich selbst und dem Andenken seiner frohen Tage; und dann war wohl niemand zufriedener und ehr- würdiger als Zeiland, der Grobschmied. Bei heitern Abenden zur Sommer- und Herbstzeit saß er dann oft an seiner Tür auf dem Hofe unter den hohen Nußbäumen, die sein Großvater, auch ein Grobschmied wie er, gepflanzt hatte, als er nach einem großen Brande das Haus wieder aufbaute. Dann setzten sich meistenteils einige der ältesten Nachbarn um ihn her auf die hölzernen Bänke, und auch die jüngern Männer versammelten sich um ihn und hörten ihn gern, wenn er von alten Zeiten sprach und den Drangsalen des Krieges und von fremden Städten, in denen er gewesen war, und von seiner Jugend und seinen glücklichen Tagen. Namentlich erwähnte er oft des Tages seiner Rückkehr von der Wanderschaft. „Mein Vater,“ erzählte er einmal, „war ein tätiger und ernster Mann, der mir nicht erlaubte, viel umherzugaffen, sondern mich von klein auf scharf zur Arbeit anhielt. Was ein fester Baum werden soll, pflegte er zu sagen, das muß im Winde wachsen, und ein Handwerksmann darf nicht erzogen werden wie ein Edelmann. Ich ehrte ihn sehr und war folgsam gegen seine Befehle, weil es Gottes Gebot ist, doch nicht immer mit frohem und vollem Herzen, aber meine Mutter liebte ich über alles und tat alles mit Freuden, was sie mich hieß. Beide waren schon hoch in Jahren, als ich so weit herangewachsen war, daß ich mich auf die Wander- schaft begeben mußte; denn ich war von zehn Kindern das jüngste und nebst einer Schwester allein noch übrig. Ich verließ sie mit der Besorgnis, vielleicht keines von beiden wieder zu finden. Mit schwerem Herzen ging ich aus der Stadt und sah mich oft um; da ich aber bald in die Arbeit kam, wurde ich wieder guten Mutes. Acht Jahre bin ich in der Fremde gewesen und habe viel Neues gelernt, was mir in der Folge großen Vorteil gebracht hat. Ich hatte öfters Gelegenheit, mich unter guten Aussichten als Meister zu setzen; aber so gut es mir auch gehen mochte, so waren meine Gedanken doch immer nach meiner Heimat gerichtet. Es kam mir immer vor, als ob die väterliche Werkstätte die beste auf Erden sei, und diese Nußbäume unseres Hofes die schattigsten und schönsten. Eines Abends, es war am zweiten Ostertage, als ich müßig am Rhein unter den Bäumen saß und die Sonne mir gegenüber unterging, und der Fluß zu meinen Füßen rauschte und das junge Laub der Bäume über mir, da ergriff mich eine unbeschreibliche

10. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 105

1903 - Essen : Baedeker
Das Reisen in der „guten, alten Zeit". 105 Reisenden in aller Frühe auf; aber soo Schritte vor dem nächsten Dorfe fiel der wagen in eine Pfütze, so daß „alle garstig beschmutzt wurden, der Magd die rechte Achsel auseinanderbrach und der Knecht sich die Hand verstauchte." Außerdem war eine Radachse gebrochen und ein Pferd am linken vorderfuß gelähmt. Man mußte also zum zweitenmal übernachten und einen Leiterwagen mieten, auf welchen! die Reisenden endlich „ganz erbärmlich zusammengeschüttelt" am Mittwoch ums vesperläuten vor dem Tore von Ellwangen anlangten. Um die Mitte der zwanziger Zahre des Jahrhunderts war die Einrichtung der Schnellpost ein Ereignis, welches die höchste Neugierde und Bewunderung erregte. Die Fahrt von Berlin nach Königsberg wurde in der staunenswert kurzen Zeit von dreimal 2^ Stunden zurückgelegt -— jede Stunde eine Meile! Wenn der vierspännige Postwagen über die Bandstraße sauste, so standen die Zuschauer in dichten Scharen an der Seite, schrieen Hurra und schwenkten Mützen und Hüte. Mit Stolz wies Nagler, der damalige Leiter des preußischen Postwesens, auf sein Werk hin und ineinte, die Schnellpost sei doch ein ungeheures Zugeständnis an die Reisesucht der ruhelosen Menschheit. Allein ihre Segnungen konnten nur einem geringen Teile der Bevölkerung zu teil werden und zwar aus dem einfachen Grunde, weil die Zahl der Landstraßen noch gering war, die sich für solch ein Ver- kehrsmittel eigneten. Noch ums Zahr j83o war der Zustand der Straßen in Westfalen derartig, daß durchschnittlich nur s8 Zentner Nettolast auf ein Pferd kamen, und dabei war bei stärker ansteigenden Strecken noch Vorspann erforderlich. Täglich sah man auf den Landstraßen ganze Züge von Pferden, deren jedes 3 Scheffel Kohlen ^—5 Meilen weit auf dem Rücken trug. Da hörte man, daß waghalsige Menschen zwischen Nürnberg und Fürth eine durch Dampf getriebene Eisenbahn bauten, und daß man in: Königreich Sachsen ein ähnliches Unternehmen zwischen Leipzig und Dresden ausführte. Auch in Berlin siegte der Fortschritt, und man entschloß sich zum Bau einer Eisenbahn zwischen der Hauptstadt und Potsdam. Gar mancher schüttelte den Kopf über solch kühnes Unterfangen. „Die Fuhr- leute werden aufsässig!" — „Die Pferdezucht geht zu Grundel" — „Die Bahn wird nicht bestehen können, weil der Verkehr zwischen den beiden Städten viel zu gering ist." So urteilten selbst hohe Beamte. Zm Herbst \838 war die Eisenbahn bis Zehlendorf fertig. Es wurde eine Probefahrt angestellt. Der Zug erreichte schon in einer Stunde sein Ziel (jetzt braucht ein Schnellzug für diese Strecke (5 Minuten) und im wagen merkte man die rasende Geschwindigkeit gar nicht; nur Hinausblicken durfte man nicht; aber daran würde man sich schon gewöhnen, woran hat sich die reisende Menschheit nicht noch gewöhnt! Nachtzüge! Ein er. schreckender Gedanke! wer anders wird denn Nachts reisen als Diebe und Mörder! Mindestens durften die Nachtzüge nur sehr langsam fahren und nur rechtschaffene Reisende befördern, die nachweisen konnten, daß zwingende Umstände sie zu Nachtreisen nötigten, wirklich rollten die Nachtzüge zuerst mit zaghafter Geschwindigkeit; aber bald kehrte sich die Sache um: die Nachtzüge wurden Eilzüge, und gar mancher findet jetzt, daß das Reisen am Tage Zeitverschwendung ist. Er steigt in Berlin Abends in den Schnellzug, hält im Schlafwagen eine vortreffliche Nachtruhe und wickelt am Morgen in Köln frisch und munter seine Geschäfte ab.
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