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1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 19

1873 - Elberfeld : Bädeker
endigen werde, da er in Allem Glück habe und sogar wiederfinde, was er fortgeworfen hätte. Er sandte daher einen Herold nach Samos und ließ ihm die Freundschaft aufkündigen, damit er nicht, wenn ein großes und schweres Mißgeschick jenen träfe, in seiner Seele betrübt würde um einen Mann, der sein Gastfreund fei.*) Das Unglück, welches Amasis gefürchtet hatte, trat einige Zeit nachher wirklich ein. Auf der Küste von Kleinasien regierte damals in Sardes der persische Statthalter Oroetes. Dieser faßte den Plan, den Polykrates zu verderben, obschon dieser ihm nichts Böses gethan hatte. Der Grund dazu wird verschieden angegeben; am wahrscheinlichsten ist, daß er die reiche und so nahe liegende Insel Samos unter die Herrschaft des Königs zu bringen strebte. Er sandte daher einen Boten an ihn mit der Meldung, er habe gehört, daß Polykrates nach größeren Dingen strebe, daß ihm aber das nöthige Geld fehle. Er habe solches im Ueberflnß, wovon er sich überzeugen könne, wenn er einen Vertrauten zu ihm schicke. Dieses Geld wollten sie unter sich theilen, wenn er ihn aus der Gewalt des Königs errette, der auf fein Verderben sänne. Der Tyrann schickte wirklich seinen Geheimschreiber zum Satrapen, der denselben täuschte, indem er acht Kisten mit Steinen füllen ließ, die oben mit einer Lage Gold bedeckt Daren. Nun beschloß Polykrates, selbst hinzureisen, obschon die Wahrsager und die Freunde es ihm sehr abriethen, auch noch dazu seine Tochter einen ängstlichen Traum gehabt hatte. Sie sah in demselben ihren Vater, wie er in der Luft hing und von Zeus gewaschen und der Sonne gesalbt wurde. Darum bot sie Alles auf, um ihren Vater von der Reise abzuhalten, und als er dennoch ging, prophezeihte sie ihm Unglück. Denn ungeachtet aller dieser Warnungen schiffte er sich ein zum Oroetes, indem er noch viele Freunde mitnahm. Als er aber nach Magnesia gekommen war, ließ ihn dieser greisen und kreuzigen, und so wurde das Traum-gesicht seiner Tochter erfüllt, denn wenn es regnete, so wurde er von Zeus gewaschen, und in der Sonnenhitze wurde er gesalbt, indem er die Feuchtigkeit aus dem Körper ausdünstete. *) Man vergleiche mit dieser Erzählung nach Herodot die schöne Äallade von Schiller: Der Ring des Polykrates, und achte auf die Ver- änderungen, die Schiller aus poetischen und künstlerischen Gründen daran vorgenommen hat.

2. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 93

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 93 — war geboren im Jahre 100 v. Chr. in dem Monat, der damals Quintilis, später ihm zu Ehren Julius hieß, aus einem alten Geschlechte, das seinen Stammbaum bis auf Julus oder Ascanius, den Sohn des Aeneas, zurückführte. Seine Mutter, die ebenfalls aus einer alten Familie war und den König Ancus Marcius zu ihren Ahnen zählte, gab ihm nach dem frühzeitigen Tode ihres Mannes eine sorgfältige Erziehung, die bei seinen trefflichen Anlagen, feinem guten Gedächtniß und seinem scharfen Verstände die herrlichsten Früchte trug. Schon frühe versuchte er sich in der Dichtkunst, glänzte als Redner und gehört noch jetzt als Darsteller seiner eigenen Thaten in den Kriegen in Gallien und gegen den Pompejns zu den gefeiertsten Geschichtsschreibern. Seine erste Frau Cornelia war eine Tochter des Cinna; außerdem stand er mit Marius in verwandtschastlichem Verhältnisse, da seine Tante Julia diesen zum Manne hatte. Als ihm Sulla befahl, feine Gemahlin zu verstoßen, gehorchte er nicht und kam deshalb auf die Proscriptionsliste; er mußte fliehen und eine Zeit lang im Sabinerlande verkleidet umherirren. Aus die Fürsprache einiger Freunde und der Vestalinnen, deren Wort sehr einflußreich war, begnadigte ihn Sulla, sagte aber dabei: „Dieser Jüngling, den ihr als so unbedeutend und harmlos schildert, wird einst alle meine Einrichtungen vernichten; denn in dem einen Cäsar stecken viele Marius." Da Cäsar indeß den Gesinnungen des Sulla nicht traute, so begab er sich nach Asien, wo die Römer damals Krieg führten, und that sich namentlich bei der Eroberung Mitylene's hervor. Später ging er nach Rhodus, wo damals der Lehrer der Beredsamkeit Molo eine blühende Schule hatte, um sich in dieser Kunst auszubilden. Auf dieser Reise wnrde er von Seeräubern gefangen und mußte vierzig Tage bei ihnen verweilen, bis das Löfe-geld zusammengekommen war, das er selbst ans fünfzig Talente festgesetzt hatte, während die Piraten nur zwanzig verlangten. Diese Summe, meinte er, sei für einen Mann von feinem Werthe viel zu wenig. Er hatte ihnen während der Gefangenschaft, wenn sie feine Reden und Verse nicht genug lobten, oft wie im Scherze gedroht, sie sämmtlich an's Kreuz schlagen zu lassen. Diese Drohung führte er nach feiner Loskansnng wirklich aus, indem er einige Schiffe bemannte und sie überwältigte. Er ließ sie jedoch zur Milderung der Strafe vorher erwürgen. Rach Rom zurückgekehrt, wußte er sich durch

3. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 60

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 60 — aber durch einen Senatsbeschluß aus der Stadt gewiesen. Da beschlossen die Volsker den Krieg, und Coriolau wurde zum Anführer gewählt. Er rückte gegen Rom und schlug sein Lager eine Meile vou der Stadt auf. Er ließ namentlich die Grundstücke der Patricier verschonen, dagegen die der Plebejer plündern. Da forderten letztere laut, man solle eine Gesandtschaft an ihn abschicken, um wegen des Friedens zu unterhandeln. Die Gesandten wurden rauh abgewiesen, und als sie zum zweiten Male kamen, gar nicht vorgelassen. Auch die Priester, die in ihrer Amtstracht erschienen, richteten nichts aus. Da versammelten sich die Frauen bei Coriolan's Mutter Veturia und seiner Gattin Volnmnia und brachten es dahin, daß beide mit ihnen in's feindliche Lager gingen, um ihn durch Thränen und Bitten zu erweichen. Als die Ankunft derselben gemeldet wurde, zeigte er sich Anfangs noch viel hartnäckiger. Nachdem er aber vernommen hatte, daß seine Mutter unter ihnen sei, da sprang er fast sinnlos von seinem Sitze aus und eilte mit ausgebreiteten Armen derselben entgegen. Sie hielt an ihn eine eindringliche Anrede und wies seine Umarmung zurück, bis sie wisse, ob sie zum Feinde oder zum Sohne komme. Nun fielen ihm seine Gattin und ihre mitgebrachten Kinder um den Hals und die Schaar der Frauen fing an zu wehklagen. — Das brach endlich den Sinn des Mannes; er entließ die Seinigen mit Umarmungen und zog dann ab, indem er der Mutter zurief: „Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren." Nach Einigen sollen ihn die Volsker aus H,aß getödtet haben, nach Anderen lebte er unter denselben bis zum Greifenalter und soll oft den Aus# fpruch gethan haben, für einen Greis fei die Verbannung noch viel jammervoller, als für einen jüngeren Mann. § 7. Uppius Ktaudius. (450 v. Chr.) 3tn Innern des Staates dauerten indeß die Streitigkeiten zwischen Plebejern und Patriciern fort. Ein großer Uebelstand war der, daß keine geschriebenen Gesetze da waren, nach denen Recht gesprochen wurde, und somit die Plebejer der Willkür der Patricier preisgegeben waren. Deshalb forderten sie und setzten es endlich durch, daß Männer ernannt würden, die zusammentreten und Gesetze abfassen sollten, um dieselben dann auf ehernen Tafeln eingegraben öffentlich aufzustellen. Zu dem Ende schickte man Gesandte nach

4. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 31

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 31 - Göttin aus Elfenbein und Gold, das Odenm, ein rundes Gebäude für musikalische und poetische Vorträge. Ein solcher Aufwand von Kosten mußte den Bundesgenossen sehr mißfallen, da dies Alles zum großen Theil von ihrem Gelde bestritten wurde. Als einige derselben abfielen, wurden sie mit Gewalt zum Gehorsam zurückgeführt und dann sehr hart bestraft. Die mißvergnügten kleinen griechischen Staaten wandten sich nun an Sparta und fanden dort williges Gehör. Namentlich waren es die Korinther und Megarenser, die sich in Sparta hart über Athen beklagten; man beschloß daher, gewisse Forderungen an Athen zu stellen, deren Abweisung man schon im Voraus erwarten konnte, und, wenn man dort nicht darauf einginge, den Krieg zu erklären. Perikles brachte das Volk dahin, daß auf sämmtliche Forderungen eine abschlägige Antwort ertheilt wurde, und so entstand im Jahre 431 der furchtbare peloponnesische Krieg, der sieben und zwanzig Jahre lang Griechenland verwüstete und die Kraft der Nation schwächte. Der spartanische König Archidamus rückte mit einem Heere in Attika ein und lagerte sich in der Nähe der Stadt, in die- sich alle Bewohner des flachen Landes geflüchtet hatten, so daß dieselbe überfüllt war. Vergebens suchten die Athener den Perikles zu bestimmen, dem Feinde eine Schlacht zu liefern; er weigerte sich, dieses Begehren zu erfüllen, da er die Macht des Feindes für zu stark hielt und nicht Alles auf den Wurf einer Schlacht ankommen lassen wollte. Dagegen schickte er eine Flotte aus und ließ die Küsten des Peloponnes verheeren. Die Spartaner zogen im Winter ab, kamen aber im folgenden Jahre wieder, in welchem in der Stadt eine furchtbare Seuche, Pest genannt, wüthete und eine große Masse Menschen hinraffte. Nun wandte sich die Wuth des Volkes gegen Perikles; man gab ihm Schuld, daß er all' dieses Elend verursacht habe, und entsetzte ihn seiner Würde. Schon früher hatte man seine Freunde Phidias und Anaxagoras angeklagt, jenen, weil er Geld unterschlagen habe, das er zur Ausschmückung der Bildsäule der Minerva verwandte, diesen, weil er die Götter leugne, an die das Volk glaubte. Dazu traf ihn häusliches Unglück; er verlor durch die Pest seine Schwester und seinen ältesten Sohn. Als kurz darauf auch der zweite Sohn von der Krankheit fortgerafft wurde, verließ ihn feine Seelenstürke, die er bisher bewiesen hatte, und er brach in Thränen und laute Klagen aus. Zwar erkannten

5. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 69

1872 - Elberfeld : Bädeker
' % — 09 - tenden Reiche herangewachsen, das außer den genannten Länderstrichen noch Brabant, Limburg, Luxemburg, Holland, Seeland, Friesland und einen Theil Lothringens umfaßte. Unter Karl dem -Kühnen, der 1467 den Thron bestieg, erreichte das Land die größte Ausdehnung, und Carl dachte schon daran, sich die Königskrone zu erwerben, weshalb er Unterhandlungen mit Kaiser Friedrich Iii. anknüpfte. Diese hatten sich aber zerschlagen. Als Carl nun in seinem Streben nach Vergrößerung der Macht auch die freien Schweizer angriff, wurde er von ihnen wiederholt bei Granson und Murten geschlagen und fand 1477 in der Schlacht bei Nancy seinen Tod. Noch im August desselben Jahres heirathete Maximilian seine Tochter Marie, mit der er schon früher verlobt gewesen war, und wies die Ansprüche des Königs von Frankreich, Ludwigs Xi., aus das erledigte Reichslehen zurück, indem er ihn in der Schlacht bei Guinegate in Artois besiegte. Diese glückliche Ehe, aus der zwei Kinder geboren wurden, Philipp und Margaretha, würde schon balb durch den frühzeitigen Tod der Marie, die auf einer Jagd vom Pferde stürzte, gelöst. Maximilian, der nun die Vormundschaft über seine Kinder führte, hatte viele ärgerliche Händel mit den ihm abgeneigten und aufrührerischen Niederländern auszufechten, die ihm die Vormundschaft streitig machten und sogar gefangen nahmen. Durch ein deutsches Hilfsheer wurde er seiner Feinde Herr. Nachdem Maximilian Kaiser geworden war, strebte er vor allen Dingen barnach, einen gcorbneten Rechtszustand in Deutsch* sanb ;n schaffen und ließ zu dem Ende 1495 auf dem Reichstage Zu Worms den ewigen Lanbfrieben verkünben, durch den das Faustrecht aufgehoben und zur Schlichtung der Streitigkeiten das Reichskammergericht (anfangs zu Frankfurt, baun zu Speier und später zu Wetzlar), eingesetzt würde. Später theilte er Deutschland znr bessern Hanbhitbung bieses Lanbsriebens in zehn Reichskreise, an deren Spitze jedesmal ein Kreishauptmann stand, dem ein Kreiscontingent zu Gebote stand, um den Aussprüchen des Gerichts Geltung zu verschaffen. Auch das Postwesen verdankt ihm seine Einführung in Deutschland, indem er 1516 den Fürsten von Thuru und Taxis bewog, eine Post von Brüssel nach Wien anzulegen. Die Kriege, welche Maximilian führte, hatten nicht immer einen glücklichen Ausgang; bei all seinem Helbenmutlj und feiner persön-

6. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 40

1872 - Elberfeld : Bädeker
- 40 — empörten sich gegen den Vater. Conrad starb bald, aber gegen Heinrich mußte der Kaiser die Waffen ergreifen. Da der Sohn sich zu schwach fühlte, es mit dem Heere seines Vaters aufzunehmen, griff er zur Heuchelei und List. Er veranlaßte eine Zusammenkunft mit dem Vater, bat ihn reumüthig um Vergebung und veranlaßte ihn, seine Mannen zu entlassen und mit ihm nach Mainz zu gehen, wo er die Aussöhnung mit den Fürsten und dem neuen Papste Paschalis Ii., der Heinrichs Gegner war, betreiben wollte. Als man nach Bingen gekommen war, erhielten sie die Nachricht, der Erzbischof von Mainz wolle den gebannten Kaiser nicht aufnehmen. Da überredete der Sohn den Vater, sich in die Burg Böckelheim bei Kreuznach zu begeben, um dort den Verlauf der Sache abzuwarten. Daselbst angelangt, wurde er sofort wie ein Gefangener behandelt und ihm der Trost der Religion und die Spendung des H. Abendmahles versagt. Von hier nach Ingelheim gebracht, wurde er durch seinen Sohn, den Erzbischof von Mainz und die Fürsten unter Androhung des Todes genöthigt, seine Würde als Reichsoberhaupt niederzulegen. Tiefgebeugt verstand er sich endlich dazu, ohne vom Bann erlöst zu werden; als er jedoch merkte, daß man Miene mache, ihn gefangen zu halte«, entwich er heimlich nach Cöln, wo ihn die Bürger freundlich aufnahmen und von da nach Lüttich zu dem ihm befreundeten Bischof Olbert brachten. Sein Sohn war indeß zu Mainz unter dem Namen Heinrich V. zum Kaiser erklärt und brach nuu zur Verfolgung seines Vaters aus, für den der Herzog Heinrich von Niederlothringen im Bunde mit den Städten vom Niederrhein Partei nahm; so brach abermals ein Bürgerkrieg aus, in welchem ßöltt vergeblich vom jungen Heinrich belagert wurde. Als er sich von dort nach Aachen aufmachte, erhielt er die Nachricht, daß fein Vater von Gram gebeugt gestorben sei, 1106. Nicht einmal feine Leiche fand Ruhe; als der Bischof von Lüttich dieselbe in einer Kirche der Stadt in allen Ehren beisetzen ließ, erklärte der gegnerische Bischof, der im Leben ans der Kirche Ausgeschiedene, müsse auch im Tode aus ihr ausgeschlossen werben, und so wurde der Leichnam ausgegraben und unbeerbigt auf eine Insel in der Maas hingestellt. Hier fang ein mitleidiger Mönch aus Jerusalem Tag und Nacht Bußpsalmen für des Kaisers Seele. Nach einiger Zeit würde die Leiche nach Lpeier gebracht; auch bort wurde ein ehrliches Begräbniß

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 89

1906 - Langensalza : Gressler
89 des Glaubens" gab. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Paters schon im 18. Jahre die 24jährige Prinzessin Katharina von A r a g o n i e n heiraten müssen, die ihm bald zuwider geworden war. Indessen hatte er sie aus Gefühl der Pflicht geduldet; sie hatte ihm auch nie Gelegenheit zur Unzufriedenheit gegeben, und er hatte eine Tochter von ihr, welche M a r i a hieß. Plötzlich aber, nachdem er schon 18 Jahre lang mit ihr verheiratet gewesen war, behauptete er, die Ehe mit ihr sei unrechtmäßig, weil sie srüherhiu seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Ter eigentliche Grund war wohl, daß eine Hofdame seiner Frau, A u n a Boleyn (sprich Bullen), ihn durch ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit so bezaubert hatte, daß er seine Frau los sein wollte, um jene zu heiraten. Aber um sich scheiden zu lassen und eine andere zu nehmen, war die Erlaubnis des Papstes nötig. Dieser hätte es wohl auch bewilligt; aber Katharina war Kaiser Karls V. Tante, und der nahm sich ihrer daher an und drohte dem Papste, wenn er die (Scheidung ans-rechen würde. Geradezu wagte indessen der Papst nicht, dem Könige von England sein Gesuch abzuschlagen: er stellte sich daher, als wollte er die Sache erst untersuchen und hielt ihn damit gegen vier Jahre hin. Endlich riß dem leidenschaftlichen Heinrich die Gednld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher, Crannter (der Erzbischof von Eanterbury) auf den Einfall kam, der König könne ja bei den Universitäten sich Rats erholen, ob es unrecht sei, sich von Katharina zu scheiden und Anna Boleyn zu heiraten, so ergriff er diefen Rat geschwind. Zu seiner großen Freude sprachen auch die Universitäten ganz so, wie er gewünscht hatte. Sie erklärten die Ehe mit Katharina für-unrechtmäßig und die mit jeder andern für erlaubt. Katharina weinte bittere Tränen und beschwor ihren Gemahl, sie doch nicht zu verstoßen. Aber Heinrich war unerbittlich, und so erhielt sie die Weisung, sich nach einem der königlichen Lustschlösser zu begeben, wo sie vier Jahre später gestorben ist. Heinrich heiratete gleich nach Katharinas Verstoßung Anna Boleyn und fühlte sich überaus glücklich. Aber aus den Papst war

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 93

1906 - Langensalza : Gressler
93 Ehe mit Anna von Cleve wurde sofort wieder durch einen Parlamentsbeschluß geschieden. Heinrich tröstete sich bald über den Mißgriff und heiratete als fünfte Frau eine vornehme Engländerin, K a 1 h a r i n a Howard (sprich hauherd) mit welcher er anfangs überaus glücklich lebte. Noch war aber kein Jahr vergangen, da entdeckte er, daß sie eine lasterhafte Person war. die ihre Neigung andern Männern geschenkt hatte. Da er sie aufrichtig geliebt hatte, so stand er wie vernichtet da; lange konnte er kein Wort hervorbringen, und endlich brach er in Tränen aus. Aber die Verbrechen der Königin waren so offenbar und der Stolz und die Ehre des Königs so stark beleidigt, daß er dem Gerichte freien Lauf lassen mußte, welches sie zum Tode verurteilte. Man hätte glauben sollen, nun wäre das Heiraten dem Könige verleidet gewesen. Aber wenige Jahre darauf vermählte er sich mit der Witwe eines Lords. Katharina P a r r (sprich pürr), und wirklich hat er mit keiner seiner vorigen Frauen so glücklich gelebt wie mit dieser. Sie war aber auch eine Frau von hoher Geistesbildung und vielem Verstände und wußte ihn zu behandeln und sich in seine Launen zu schicken. Dennoch wäre sie einmal beinahe schlecht angekommen. Heinrich wurde im Alter so verdrießlich und grausam, daß alle vor ihm zitterten. Nur seine treue Frau hielt bei ihm aus, pflegte ihn mit Sorgfalt, unterhielt ihn und war die Sanftmut und Folgsamkeit selbst. Am liebsten sprach Heinrich über theologische Gegenstände, über die er seine eigenen, sonderbaren Begriffe hatte, die er aber für uuwidersprechlich richtig hielt und worin ihm niemand widersprechen durste. Bei einer solchen Unterredung legte ihm Katharina auch ihre Meinung einmal vor, ohne sich dabei etwas Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, teilte er seine Entdeckung seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr ausbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Prozeß machen zu lassen, denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Prozeß eingeleitet, ohne daß tue- Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 97

1906 - Langensalza : Gressler
duldsamen Vorsätze hindern: die Wahl eines Mannes. Sie erklärte sich für Philipp Ii., Karls V. einzigen Sohn. Die Verwandtschaft mit ihm, die Gleichheit des Glaubens, seine vornehme Geburt und seine Jugend (er war erst 26 Jahre, sie schon 38 alt) empfahlen ihn vorzüglich. Ganz England war über diese Heirat ausgebracht; man fürchtete den Stolz und die Grausamkeit des heimtückischen Philipp. Diese Stimmung benutzten Sussolk und noch andere ehrgeizige Männer, einen Ausruhr zu erregen, aber nur zu ihrem und der armen Johanna Unglück. Maria unterdrückte die Unruhen schnell, Sussolk und die anderen wurden hingerichtet und nun auch der Johanna und ihres Mannes Tod beschlossen, so unschuldig beide auch an der Unternehmung ihres Vaters waren. Johanna empfing die Nachricht von ihrer Verurteilung mit großer Ruhe und beklagte mehr als sich ihren jungen Gatten und besonders ihren Vater, den der Vorwurf peinigen mußte, seine Tochter aufgeopfert zu haben. Maria honte, sie wenigstens im Angesichte des Todes zu der römischen Kirche herüberzuziehen, und schickte einen gelehrten und seingebildeten Geistlichen zu ihr. Sie empfing ihn mit einer Milde und Zartheit, die ihn selbst tief bewegte. Mit ihm über Religion Zu streiten, vermied sie. Sie habe, sagte sie, die wenigen übrigen Stunden nötig, sich zu sammeln und auf den wichtigen Schritt vorzubereiten. Er glaubte in diesen Worten ihren Wunsch zu erkennen, daß die Hinrichtung aufgeschoben würde, und bewirkte ihr eine Frist von drei Tagen. Sie war ihr willkommen. Bei den wiederholten Besuchen verteidigte sie gegen den Geistlichen ihren Glauben mit Gewandtheit und Beredsamkeit, und schrieb an ihren ehemaligen Lehrer, der aus Furcht seinen Glauben gegen die katholische Lehre ausgegeben hatte, einen bitteren Brief, der mit den innigsten Bitten, zur Wahrheit zurückzukehren, endigte. Auch an ihre Schwester schrieb sie einen rührenden Abschiedsbrief und beschwor sie, dem evangelischen Glauben treu zu bleiben. So kam der Tag des Todes heran. Guilsord Dudlet) sollte Zuerst sterben. Er wünschte Johanna noch einmal zu sehen. Sie fürchtete aber das Ergreifende der Abschiedsszene und ließ ihn bitten, Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte 111. 7

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 105

1906 - Langensalza : Gressler
105 bittere Wehmut, wenn sie die in Frankreich so froh verlebten Tage mit ihrem jetzigen Leben verglich. Jede Freude ward ihr hier verbittert; ihre Munterkeit wurde für Leichtsinn, ihr ungezwungenes Wesen für Eitelkeit gescholten, und in dieser Strenge, mit der man sie beurteilte, mag wohl zum Teil der Grund ihrer nachmaligen Vergehungen liegen. In ihier hilflosen Lage mußte bei ihr der Wunsch rege werden, sich mit Elisabeth auszusöhnen, damit sie inx schlimmsten Falle an ihr einen Rückhalt gegen ihre Feinde hätte. Sie ließ daher Elisabeth begrüßen und sie bitten, sie doch als nächste Verwandte zur Nachfolgerin zu ernennen, gern wollte sie dagegen allen gegenwärtigen Ansprüchen entsagen. Aber Elisabeth traute der Aufrichtigkeit Marias richt und gab ihr eine abweisende Antwort. Doch versöhnten sie sich znm Scheine und wechselten seit dieser Zeit Briefe, so daß ks schien, als wären sie Freundinnen geworden. Aber immer blieb Elisabeth in einer ängstlichen Spannung; denn der Gedanke au die Möglichkeit, daß Maria sich mit einem auswärtigen Fürsten vermählen könnte, ließ ihr keine Ruhe. Endlich rückte sie mit dem Vorschlage heraus, wenn Maria sich entschließen könnte, Robert Dudley, den Grafen von Lei ce st er (sprich Lester), einen Bruder des unglücklichen Guilford, zu heiraten, so sei sie bereit, sie als Thronerbin anzuerkennen. Dieser Seicefter war damals Elisabeths Günstling, und Elisabeth mochte teils durch diesen Vorschlag ihrem Liebling ein Glück bereiten, teils hoffen, aus diese Weise sich vor Marias Ränken sicher zu stellen. Indessen wurde sie bald andern Sinnes, und als Maria sich zu der Verbindung bereit erklärte, machte Elisabeth Ausflüchte, und Maria war über dies doppelzüngige Benehmen nicht wenig erzürnt. Fast wäre es schon damals zu einem Bruche zwischen beiden Königinnen gekommen. Dieser Bruch trat bald darauf ein, als sich Maria mit dem englischen Grasen Heinrich Darnley (sprich Dauili) vermählte. Er war ein Nachkomme einer Schwester Heinrichs Viii., also mit beiden Königshäusern nahe verwandt. Aber gerade dadurch mochte diese Verbindung Elisabeth mißfallen; sie befürchtete, daß Maria dadurch einen Grund mehr geltend machen werde, um ihr Recht aus die englische Krone zu beweisen.
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