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1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 33

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 33 — abgehärtet, so daß er Kälte, Hitze, Hunger und Durst ohne Beschwerde ertrug. Er wollte aber das, was er durch Erforschen und Nachdenken, wie durch Erfahrung und Uebung gewonnen hatte, nicht für sich allein behalten, sondern er fand seine Freude daran, geistvolle und schöne Jünglinge an sich zu fesseln und ihnen den Weg zu einem guten und glücklichen Leben auf Erden zu zeigen. Er suchte gerade schöne Jünglinge an sich zu ziehen, weil nach seiner Meinung in einem schönen Körper auch eine schöne Seele wohne. Da er beständig bemüht war, Andere auf ihre Fehler und das Verkehrte in ihrer Handlungsweise aufmerksam zu machen, so konnte es nicht fehlen, daß er sich den Haß manches Mitbürgers zuzog. ‘ Auch wollte es das Unglück, daß gerade einige seiner hervorragendsten Schüler, wie Alcibiades und Kritias, das Haupt der dreißig r Tyrannen, mannigfaches Unglück über den Staat gebracht hatten. Kurz nachdem die Tyrannen gestürzt waren, traten seine Feinde mit der Anklage auf, er verderbe die Jugend und verwerfe die Götter, an die der Staat glaube, führe dagegen neue Götter ein. Letztere Anklage hatte insofern einen Grund, als Sokrates allerdings das Dasein nur eines höchsten und vollkommenen Wesens annahm, welches die Welt regiere und die Schicksale der Menschen lenke; dennoch ^achtete er bte äußeren Formen der Staatsreligion und machte die Gebräuche derselben mit. ' Die Gegner des Sokrates konnten um so eher hoffen, mit ihrer Anklage durchzudringen, als im Volke noch die Erinnerung an die Schreckensherrschaft der Dreißig und des Kritias lebendig war. Sokrates, bamals ein Mann von stebenzig Jahren, verschmähte es, durch künstliche Mittel das Mitleib der Richter rege zu machen und so seine Freisprechung zu erwirken. In einfacher Rebe entwickelte er ein Bilb seines vergangenen Lebens und bcffen, was er erstrebt habe; babei sagte er ihnen manche Wahrheit, und als er am Schluß gar die kühne Aeußerung that, er verbiene als Lohn für feine Wirksamkeit im Prytaneum (Stabthause) auf öffentliche Kosten gespeist zu werben, eine Ehre, die zu Athen tmr verbienten Staatsmännern wiberfuhr, so erbitterte er die Richter in dem Grabe, daß sie ihn zum Tode vertheilten. Zufällig war am Tage vorher das heilige Schiff nach Delos abgegangen, um dem Apollo ein Opfer zu bringen; bis zu seiner Rückkehr bürste kein Tobesurtheil vollstreckt werben. So lebte Sokrates noch breißig 3

2. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 45

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 45 — Durch eine furchtbare Pest aufgehalten, konnten die Christen ihren Marsch erst im Anfange des Jahres 1099 fortsetzen; endlich am 6. Juni gelangten sie über Emmaus auf eine Anhöhe, von wo sie Jerusalem erblickten. Das Gefühl einer unendlichen Wonne durchdrang bei diesem Anblick die ermatteten Kreuzfahrer; sie sanken auf die Kniee und priesen den Höchsten, daß sie am Ziele ihres Unternehmens seien. Doch noch fünf und dreißig Tage mußten sie Jerusalem belagern, dann noch zwei Tage stürmen, und erst am 15. Juli 1099 gelang ihnen die Einnahme der Stadt, in welcher sie ein schreckliches Morden anrichteten und so ihren Namen als Christen schändeten. Von den siebenzigtausend Einwohnern blieben weniger am Leben, als zur Bestattung der Todten hinreichten. Gottfried vermochte nicht, diesen Gräueln zu wehren; er war der erste, der im wollenen Büßerhemde sich zur Kirche des h. Grabes begab und dort dem Allmächtigen seinen Dank für die glückliche Vollendung des Unternehmens abstattete. Ihm folgte das ganze Heer. Man sah bald die Nothwendigkeit ein, in Jerusalem eine starke Regierung zu errichten, da man rings von Feinden umgeben war; man rief daher Gottfried zum Könige von Jerusalem aus. Er übernahm gerne die Regierung des neuen Staates, verbat sich aber den Königstitel und die Königskrone in der Stadt, wo sein Erlöser die Dornenkrone getragen habe, und begnügte sich mit dem Titel eines Beschützers des heiligen Grabes. Er erfreute sich nicht lange dieser Würde; nachdem er noch einzelne der heranziehenden Schaaren der Feinde geschlagen hatte, erkrankte er und starb, vierzig Jahre alt, zu Jerusalem. Ihm folgte mit dem Königstitel sein Bruder Balduin I. Das heilige Land war nun erobert; doch machten die Mohammedaner immer neue Versuche, dasselbe den Christen wieder zu entreißen, und um es zu behaupten, mußten immerfort Heere aus Europa nachgesandt werden. So unterscheidet man sieben Haupt* ^euzzüge. Fast zweihundert Jahre dauerten diese Kämpfe um deu Besitz Palästinas, bis es 1270 den Christen für immer verloren ging.

3. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 98

1877 - Essen : Bädeker
98 Früchte. Die Blüthen der Eiche sind Kätzchen. Die Früchte sind eirund und sitzen mit dem untern Ende in einem Näpfchen. Sie heißen Eicheln. Die Rinde ist rauh, dick und rissig. Die Blätter der Eiche nennt man gewöhnlich Eichenlaub. Die Blätter sind glatt und am Rande gebogen ausgeschnitten; sie sind buchtig. Die Eich^ ist ein sehr nützlicher Baum. Man gebraucht ihr Holz zum Bauen- der Häuser, der Mühlen und Schiffe. Aus dem Eichenholz werden Karren- und Wagenräder und viele andere Acker- und Hausgeräthe verfertigt. Die Rinde wird, wenn sie abgeschält, getrocknet und ge- mahlen ist, Lohe genannt und dient zur Zubereitung des Leders oder zum Gerben. Mit den Eicheln werden die Schweine gemästet. Ihr habt wohl schon eine große Eiche gesehen und euch gewundert, daß sie so dick und groß geworden ist. Wo sie steht, da wurde viel- leicht vor hundert oder mehr Jahren eine Eichel in den Boden gelegt- Aus der Eichel ist der Baum mit seinem hohen Stamme, seinen vielen Ästen und Zweigen hervorgewachsen. Anfangs war er so klein, daß man ihn ohne Mühe mit der Hand hätte ausreißen können. Durch seine Wurzeln zog er Nahrung aus der Erde, Thau und Regen tränkten ihn, und so wuchs er allmählich empor. Jetzt ist er vielleicht hundert Fuß hoch; seinen Stamm kannst du mit beiden Armen nicht umfassen, und die ausgebreiteten Äste beschatten mit ihren belaubten Zweigen einen großen Platz. Mit seinen starken Wurzeln ist der Eichbaum in der Erde so fest gewurzelt, daß der starke Wind seine Zweige wohl durcheinander peitschen, ihn selbst aber nicht ausreißen, nicht ent- wurzeln kann. Der Mensch aber, welcher die Eichel in den Boden gelegt hat, ist nun schon lange todt. 2. Die Tanne. Wachsen, ausschwitzen, kleben, geben, tragen, stehen, beschatten, welkew verdorren, brechen, festwurzeln, sich entwurzeln, umfallen, nutzen, brennen- Das Ausschwitzen, der Schweiß; das Kleben, das Klebrige, die Klebrigkeit u. s. w. Das Ausschwitzen der Tanne, der Schweiß der Menschen, die Klebrige keit des Peches u. s. w. Die Tanne ist schlank. Die Tannen sind schlank. Ist die Tanne schlank? Sind die Tannen schlank? U. s. w. Die Tanne ist ein Baum. Die Tannen sind Bäume. Ist die Tanne ein Baum? Sind die Tannen Bäume? U. s. w. Die Tanne schwitzt aus. Die Tannen schwitzen aus. Schwitzt d«e Tanne aus? Schwitzen die Tannen aus? U. s. w. Die Tanne ist ein schlanker und schöner Waldbaum, der hundert bis hundert achtzig Fuß hoch werden kann. Sie hat statt der Blätte- Nadeln und bleibt während des ganzen Jahres grün. Ihre Rind'-' ist bräunlich oder grau, rauh und zerrissen; sie ist klebrig, weil r Harz ausschwitzt. Aus diesem Harz wird Terpentin, Geigen^ harz oder Kolophonium, Theer und schwarzes Pech oder Schifft pech bereitet. Die untern Äste sind ziemlich lang und stehen gewöhn i

4. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 131

1877 - Essen : Bädeker
131 8. Schwimm Irrst. Könnt' ich schwimmen wie's Fischlein klein, schwimmen wollt' ich ms Wasser hinein, schwimmen auf den tiefsten Grund, machen die Wunder der Tiefe kund. 9. Das beste Getränk. Der beste Wein für Kinder, der weiße ist's fürwahr, der aus der Felsenquelle so lustig fließt und klar. Er fließt durch grüne Auen, ihn trinken Hirsch und Reh und Lerch' und Nachtigallen, er macht den Kopf nicht weh. Und ist er gut für Kinder, der klare, weiße Wein, mich dünkt, er muß nicht minder auch gut für Große sein. 10. Die Quelle und der Wanderer. Ein Wanderer kam im heißesten Sommer zu einer frischen Quelle. Er war stark und lange gegangen; der Schweiß stand auf seiner Stirne; seine Zunge war vor Durst fast vertrocknet. Da sah er dies silber- helle Wasser, glaubte hier neue Kräfte zu sammeln und trank. Aber die große, zu schnell abwechselnde Kälte wirkte schädlich auf ihn, und er sank zu Boden. — „Ach, schändliches Gift!" rief er, „wer hätte unter einem so reizenden Anschein eine solche Bosheit vermu- tet?" „Ich ein Gift?" sprach die Quelle. „Wahrlich du ver- leumdest mich. — Sieh, die Flur rings umher grünt und lebt durch Mich. Von mir tränken sich die Heerden. Tausende deiner Brüder fanden hier Erfrischung und Labetrunk. Nur Übermaß und Un- vorsichtigkeit von deiner Seite machten den Genuß dir schädlich. Ich bin schuldlos an deinen Schmerzen; selbst an deinem Tode — wenn er erfolgen sollte — würde ich's sein." 11. Das Büblein auf dem Eise. Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis. Das Büblein steht am Weiher und spricht zu sich ganz leis: „Ich will es einmal wagen, das Eis muß doch nun tragen. Wer weiß?" Das Büblein stampft und hacket mit seinem Sticfelein. Das Eis auf einmal knacket, und krach, schon brichts hinein. Das Büblein platscht und krabbelt als wie ein Krebs und zappelt mit Arm Und Bein. „O helft, ich muß versinken in lauter Eis und Schnee, o helft, ich muß ertrinken im tiefen, tiefen See!" — Wär' nicht ein Mann gekommen, der sich ein Herz genommen, o weh! Der packt es bei dem Schopfe und zieht es dann heraus, vom Fuße bis zum Kopfe wie eine Wassermaus. Das Büblein hat getropfet, der Vater hat geklopfet es aus zu Haus. 12. Die drei Goldfischchen. Ein guter Mann hatte einst drei Goldfischchen, die niedlichsten, kleinen Fische von der Welt. Er hatte sie in einen klaren Teich 8* I

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 81

1906 - Langensalza : Gressler
81 Achtung er auch deshalb verdiente, so verwerflich war die Heftigkeit und Unduldsamkeit, die er gegen Andersdenkende zeigte. Am auffallendsten ist dies in der Geschichte des unglücklichen Michael Servet. Dieser Mann war ein spanischer Arzt und ein großer Freund theologischer Untersuchungen. ' Während er als Arzt im südlichen Frankreich lebte, hatte er mehrmals an Calvin geschrieben. Aber kaum nahm dieser aus den Briefen wahr, daß Servet über die Lehre von der Dreieinigkeit andere Begriffe hatte, als er sogleich den Briefwechsel abbrach; ja, als endlich Servet seine Ansichten in einem besonderen Werke umständlicher auseinandersetzte, betrachtete ihn Calvin als einen fluchwürdigen Ketzer! Der Spanier ahnte von dem allen nichts, und als er nach einiger Zeit auf einer Reise durch Genf kam, hielt er sich in dieser evangelischen Stadt sicherer als irgendwo. Aber kaum erfuhr Calvin, der von ihm so verabscheute Servet sei angekommen, so drang er in den Magistrat, den Mann sogleich festnehmen und ihm als Ketzer und Verbreiter falscher Lehren den Prozeß machen zu lassen. Wie erstaunte Tervet. als man ihn ins Gefängnis führte und Calvin als sein Ankläger gegen ihn auftrat! Zuerst gab diefer sich alle Mühe, den Fremden zur Abschwörung feiner Meinungen zu bewegen. Da bezeugte, er könne nicht gegen seine Überzeugung sprechen so wurde der Arme wirklich zum Tode aus dem Scheiterhaufen verurteilt. Anfangs schien es ihm ganz unglaublich, daß man in einer evangelischen Stadt so unduldsam sein könnte; dann bat er, man möchte, wenn er nun einmal durchaus wegen seiner Meinung sterben sollte, ihn doch nur enthaupten. „Nein", schrie man, „ein Ketzer muß verbrannt werden"! Und das geschah wirklich, und Calvin glaubte in seinem Eifer eine recht verdienstliche Handlung u begehen. Elf Jahre darauf (1564) starb Calvin. Die Kirche, welche Zwingli und Calvin durch ihre Lehre i gründeten, wurde die reformierte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, im westlichen Deutschland und in Frankreich Eingang, so grausam auch Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformierten nannte, verfolgte. Meisterwerke. Bd. Ix. Nöi > elt, Weltgeschichte Iii. (j

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 312

1906 - Langensalza : Gressler
312 Mit tränenden Augen und gefallenen Händen bekannte Alexei wiederholt: ,,Jch habe mich schwer an Gatt und meinem Vater versündigt. Ich bin des Lebens unwert und hoffe nicht, von der Krankheit zu genesen. Nur flehe ich Euch an, vor meinem Ende den Fluch, deu Ihr aus mich gelegt, von mir zu nehmen ititd mein Verbrechen zu verzeihen, mir den Vaterfegen zu erteilen und für meine Leele beten zu lassen." Alle Anwesenden waren tief gerührt, der Zar aber mächtig erschüttert. Als er sich etwas gefaßt hatte, gab er ihm seinen Segen, verzieh alles Vergangene und schied von ihm in tiefer Bewegung. Gegen Abend nahmen die Beängstigungen des Kranken zu: er begehrte dringend, noch einmal den Vater zu sprechen. Schwer entschloß sich Peter dazu; aber schon auf dein Wege erhielt er die Nachricht, daß Alexei gestorben sei. Dieser plötzliche Todessall regte, wie gewöhnlich, den Argwohn der Leute auf, und nun hieß es, Peter habe ihn heimlich töten lassen- Auf dieses traurige Ereignis folgt ein fröhlicheres, der Friede mit Schweden in Nystadt in Finnland (1721), nachdem Karl Xii. vor Friedrichshall erschossen war. Die ersten russischen Staatsbe- hörden beschlossen bei dieser Gelegenheit, die großen Verdienste ihres Zaren dadurch anzuerkennen, daß sie ihn baten, den Titel eines Vaters des Vaterlandes, eines Kaisers aller Reußen und des Großen anzunehmen. Nach einigem Sträuben willigte er ein. — Beit der Zeit nahmen jedoch seine Kräfte sichtlich ab. Seine ungeheure Tätigkeit, die vielen drückenden Sorgen und Kümmernisse und zum Teil auch seine heftigen Leidenschaften untergruben vor der Zeit seine Lebenskräfte. Er ging in den letzten Jahren wenig mehr aus, las viel, und nur die Drechselbank verschaffte ihm dann und wann Erholung. Zu dieser Kränklichkeit kam noch eine heftige Erkältung. Er sah eines Abends ein Boot in Gefahr unterzugehen. Ohne an sich zu denken, steuerte er schnell an den gefährlichen Ort, sprang selbst bis an die Brust ins Wasser und hals das Boot wieder flott machen. Bald darauf fiel er in feine letzte Krankheit, wobei er große Schmerzen litt. Als ihn die Geistlichen dabei ans Jesus, als das große Trostmittel aller Leidenden, hinwiesen, sprach er mit erheitertem Gesicht: „Ja, dies ist das einzige, was meinen

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 225

1906 - Langensalza : Gressler
225 unter Hatzfeld und Götz bei I e n k a u oder Iankowitz in Böhmen, südlich von Prag (1645). Schon streiften seine leichten Truppen bis Wien, während von Osten her der Fürst Ragoczy von Siebenbürgen zum Schutze der evangelischen Ungarn heranzog, mit den Schweden gemeinschaftlich Wien anzugreifen. Der ge-angstigte Kaiser wurde nur dadurch gerettet, daß die Festung Brünn die Schweden aufhielt und Ragoczl) sich mit Torstensohn veruneinigte. Indessen hatte die Krankheit dieses Feldherrn so zugenommen. daß er den Oberbefehl niederlegen mußte. General Wrang el trat an feine Stelle: aber das Geschick Torstensohns fehlte ihm. Schon bald nach dem Prager Frieden hatte man angefangen, über einen allgemeinen Frieden zu unterhandeln, dlber es halt ja oft schon schwer, daß sich zwei Feinde vertragen, wie viel schwerer bei einem Streite, in welchen so viele Fürsten verwickelt waren, von denen jeder einen Vorteil bei dem Frieden für feine Kriegsopfer haben wollte. Daher ist kein Wunder, daß man lange nicht zum Schluß kommen konnte, besonders da die Franzosen, die mit zum Frieden hatten zugezogen werden müssen, die Verhandlungen aufhielten und meisterhast verwirrten. Endlich — endlich wurde der langersehnte Friede in Münster und O s n a b r ü ck in Westfalen unterzeichnet; man nennt ihn daher den Westfälischen Frieden. Das Wichtigste darin war, daß für die Evangelischen, auch für die Reformierten, völlig freie Religionsübung ausgemacht wurde; nur für die kaiserlichen Erbländer wurde beschlossen, daß in Schlesien nur die evangelischen Herzoge und die Stadt Breslau die bisherige evangelische Religionsübung behalten und die übrigen Protestanten drei neue Kirchen in Schweidnitz, Jauer und Glogau bauen durften. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und die Bistümer Bremen und Verden. Brandenburg, das Erb-ansprüche aus Pommern geltend machte, erhielt Hinterpommern und als Ersatz für Vorpommern das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Minden, Halberstadt und Kamin. Frankreich bekam zu den Bistümern Metz. Toul und Verdun, die es schon seit 1552 besetzt hatte, das österreichische Elsaß; doch blieb die Stadt Straß- Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 15

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 245

1906 - Langensalza : Gressler
seine Gemahlin habe gar kein Recht gehabt, für sich und ihre Nachkommen auf alle Erbsolgerechte zu verzichten, und er habe den Vertrag nie anerkannt. Als man feine Ansprüche zurückwies, fiel er im Jahre 1666 in die Franche-Comte ein, und seine beiden Feldherren (Sonde und Turenne besetzten Flandern. Tie Spanier vermochten ihm nicht zu widerstehen, und die übrigen Fürsten Europas sahen anfangs dem Kampfe ruhig zu. Bald aber erkannten die Holländer, daß auch ihrem Lande nach der Wegnahme Belgiens große Gefahr drohe, und sie schlossen mit England und Schweden einen Bund gegen Frankreich. Nun mußte Ludwig nachgeben. Er schloß 1 6 6 8 mit Spanien den Frieden zu Aachen. Die Franche-Comte mußte er zurückgeben; dagegen behielt er 12 Städte in Flandern, die er sofort durch den Kriegsbaumeister V a u t n n in starke Festungen verwandeln ließ. Ludwig konnte den Holländern nicht verzeihen, daß sie ihn in seinem Siegeslaufe gehindert hatten; dazu mochte auch das mächtig emporblühende Land feine Eroberungssucht reizen. Nachdem er mit den Königen von England und Schweden und dem Kurfürsten von Köln ein Bündnis abgeschlossen und sich durch Bestechung des Ministers Lobkowitz versichert hatte, daß ihm der Kaiser keinen kräftigen Widerstand entgegensetzen würde, griff er im Jahre 16 7 2 die Niederlande an. Da war Holland in Not; denn dav Landheer war schlecht ausgebildet, und die wenigen Festungen waren in einem kläglichen Zustande. Trotzdem verzagten die Holländer nicht. Sie wählten den 22 jährigen Prinzen Wilhelm von £) r a n i e n zu ihrem Statthalter, und dieser Jüngling, der den Geist seiner Ahnen geerbt zu haben schien, zögerte nicht, das ganze Land durch Öffnung der Schleifen unter Wasser zu setzen. Dadurch wurde es den französischen Feldherren vorläufig unmöglich, weiter vorzurücken. Nuu sahen sich die Holländer auch nach Bundesgenossen um; aber anfangs wollte ihnen niemand beistehen, bis sich der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg zum Kampfe entschloß und durch fein energisches Einschreiten auch den schwachen Kaiser Leopold veranlaßte. Frankreich den Krieg zu erklären. Aber der kaiserliche Feldherr 9jcontecuculi bekam von

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 301

1906 - Langensalza : Gressler
301 ihren Weg fort. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt. Dabei war nichts zu essen da. Tie Kosaken jagten sich Rebhühner und wilde Schafe, die Schweden aßen bittere Mandeln und wilde Kirschen und tranken Wasser aus einem jaulen Moraste dazu. Nach zwei Tagen erreichte man den Bug. Jenseits fing das türkische Reich an. Karl sandte einen General hinüber, dem nächsten Pascha in Oczakow seine Ankunst zu melden. Dieser aber wollte erst in Konstantinopel anfragen. Bis dahin wären alle Schweden verhungert oder von den nacheilenden Russen gefangen worden. Zum Glück brachten Kaufleute Lebensrnittel ins Säger, und viele Schweden drängten sich mit Gewalt über den Fluß. Tie übrigen wurden richtig von den Russen gefangen. Indessen hatte der Pascha von Bender, Jussuf Pascha, der von des Königs Taten ganz bezaubert war, seine Annäherung erfahren. Er schickte ihm gleich Boten entgegen und bereitete ihm einen glänzenden Empfang. Zum Glück für Karl war der damalige Sultan, Achmet Iii., ein großmütiger Mann, der sogleich Befehl erteilte, für die Schweden bei der Stadt Bender ein Lager zu errichten. Hier im Lager traf Karl ‘die Nachricht, daß seine um ein Jahr ältere geliebte Schwester, die Witwe des Herzogs von Holstein, der in der Schlacht bei Klissow gefallen war, gestorben fei. Man hatte ihm, um ihn zu schonen, diesen Verlust lange verschwiegen, bis er ihn durch Zufall erfuhr. „Ach meine Schwester," rief er aus, „meine Schwester!" Ein Augenzeuge sagt: ,,Wie sehr ihm diese Nachricht zu Herzen ging, ist kaum zu beschreiben. Jedermann hatte geglaubt, sein Heldenleben hätte alle seine Gefühle abgestumpft, da er weder Zorn, noch Begierde, noch Freude, noch Sorge zu äußern pflegte und selbst über seine Wunde und über das Unglück bei Pul» tawa nicht die geringste Gemütsverstimmung zeigte; aber dieser Verlust rührte sein Herz so sehr, daß Augen, Hände und Sprache die tiefste Traurigkeit verrieten und er lange in diesem Zustande blieb." An seine jüngere Schwester schrieb er bald daraus: „Meine einzige Hoffnung ist, daß meine Herzensschwester sich bei fester Gesundheit befinden möge. Unser Herr erhalte sie ferner und mache mich einst so glücklich, sie noch einmal zu sehen. Diese Hoffnung macht mir

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 52

1906 - Langensalza : Gressler
52 mehr zurückging. Besonders litt er an heftigem Schwindel, der ihn oft verhinderte, seine sonntäglichen Predigten zu halten. Aber diese waren ihm so lieb geworden, daß er sie nur höchst ungern aussetzte und dann zu Hause mit seiner Familie und wenigen Freunden sich erbaute. Um diese Zeit war unter den Grafen von Mansfeld, seinen ehemaligen Landesherren, ein Zwist über die dortigen Silberbergwerke entstanden, und nachdem sie zu ihrem großen Nachteile eine Weile miteinander Prozesse geführt hatten, kamen sie aus den vernünftigen Einfall, es fei ja besser, den ehrwürdigen Luther zu bitten, nach Eisleben zu kommen und den Streit zu entscheiden. So kränklich dieser nun auch schon war, so machte er sich doch am 23. Jannar 1546 von Wittenberg auf, nahm von feiner lieben Frau, die er nicht wiedersehen sollte, Abschied und ließ sich von seinen Söhnen Martin und Paul begleiten. Als er nach Halle kam, mußte er drei Tage bei seinem Freunde, dem Superintendenten Justus Jonas bleiben, weil die Saale ausgetreten war, und nicht ohne Lebensgefahr setzte er endlich ans einem Kahne über. So kam er am 28. Januar 1546 nach Eisleben, wo ihn die Grasen mit vielen Reitern feierlichst empfingen. Wie klopfte sein Herz vor Frende, seine liebe Geburtsstadt einmal wiederzusehen! Alles das aber griff ihn so an, daß er sterbenskrank in seine Wohnung kam, und erst nachdem man ihn mit warmen Tüchern stark gerieben hatte, kam er wieder zu sich und erholte sich auch bald so, daß er wöchentlich zwei- bis dreimal den Sitzungen mit den Grafen beiwohnen konnte. Dabei war er stets heiter, fcherzte oft über Tische und ließ es sich gut schmecken; „denn", sagte er, „wohl schmeckt es nicht besser als im Vaterlande." Aber am 17. Februar befand er sich schwächer als vorher, und die Grafen sowohl als seine Freunde, Doktor Jonas und der Prediger Cölius von Mansfeld, baten ihn, doch lieber heute zu Haufe zu bleiben und nicht in die Sitzung zu gehen. Er blieb und ging dann und wann in seinem Zimmer umher, sah auch öfters zum Fenster hinaus, und hier hörte man ihn auch halblaut beten. Einmal wandte er sich zu seinen Freunden. „Doktor Jonas und
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