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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 232

1906 - Langensalza : Gressler
Wie ganz anders wurde das zur Zeit des dreißigjährigen Krieges! Wie manche Stadt sank in Trümmer, wieviele wurden durch deu Krieg entvölkert! lind was hatten die Übriggebliebenen zu leiden! Wohl konnten sich die Städte gegen einzelne herumziehende Banden schützen; aber desto mehr hatten sie durch Kontributionen zu leiden. Kam irgend ein Feldherr in die Nähe der Stadt, ob Freund ob Feind, das war in den letzten Jahren des Krieges ganz gleich, so forderte er eine Summe Geldes, die oft kaum zu erschwingen war. Wehe, wenn sie nicht in wenigen Stunden gezahlt war! Tann war die Stadt vielleicht schon am folgenden Tage ein Trümmerhaufen; Männer, Frauen und Kinder wurden grausam hingemordet. Dazu kam im Jahre 1635 noch eine furchtbare Seuche, die Beulenpest. In manchen Städten starben so viele Menschen, daß man die Toten nicht mehr begraben konnte, und die wenigen, die leben blieben, schlichen vor Hunger gleich Schatten umher oder versanken in dumpfe Schwermut. Von 18 Millionen Menschen, die man vor dem großen Kriege gezählt hatte, waren nach demselben nur noch etwa 8 Millionen am Leben, in manchen Städten waren Tausende von Wohnungen leer, und in den Straßen und auf den Marktplätzen wuchs hohes Gras. Von den vielen Berichten, die uns dieses Elend schildern, möge hier nur einer Platz finden. Er lautet: „Wie jämmerlich stehen nun die großen Städte! Da zuvor tausend Gassen gewesen sind, sind nun nicht mehr denn hundert. Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken! Da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstört, daß weder Dach, Gesparr, Türen oder Fenster zu sehen sind. Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen? Sie haben sie verbrannt, zu Pferdeställen und Marketenderhäusern gemacht, die Altäre entweiht und die Glocken hinweggeführt. Ach Gott, wie jämmerlich steht es auf den Dörfern! Man wandert bei zehn Meilen und stehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen Orten ein alter Mann, ein paar alte Frauen zu finden. In allen Dörfern sind die Häuser voll Leichname und Äser gelegen, Mann, Weib, Kinder und Gesinde, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen neben

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 250

1906 - Langensalza : Gressler
250 Kaiserin Beatrix, der Gemahlin Friedrich Barbarossas, und ließ die Särge der fränkischen Kaiser nur darum ungestört, weil sie tiefer lagen und man in jenen nichts von Bedeutung gefunden hatte. Worms hatte einen Tag später dasselbe Schicksal und brannte in einem Nachmittage nieder. Der Dom blieb war stehen; aber alle Kostbarkeiten wurden weggenommen, die Gräber und Särge durchwühlt und die Leichen mit Hohngelächter umhergeworfen. Einige Offiziere, die durch den Anblick aller dieser Schändlichkeiten gerührt wurden, fragten einen Oberbefehlshaber, was denn die armen Bewohner verbrochen hätten. ,,Ter König will es!" war die Antwort, und zugleich wies er ihnen eine Liste von 1200 Städten und Dörfern, die noch verbrannt werden sollten. Indessen zur Ehre des Königs sei es gesagt, daß sein Name, wie das Königen oft geschieht, hierbei mißbraucht wurde. Er wußte die Grausamkeiten nicht in ihrem ganzen Umfange, und als er sie mehrere Monate später erfuhr, schalt er den Minister so aus, daß man es durch mehrere Zimmer hören konnte und Lonvois bald darauf vor Ärger starb. Noch bei einer andern Gelegenheit wurde des Königs Schwachheit mißbraucht. Seit dem guten Heinrich Iv., der das Edikt von Nantes gegeben, hatten die Reformierten in Frankreich gleiche Rechte mit den Katholiken. Aber das war nur, so lange er lebte-Schon Richelieu und nachher Mazarin hatten sie bei jeder Gelegenheit gedrückt, und doch bestanden gerade die fleißigsten Einwohner, die ganz in der Stille lebten, aus Reformierten; man rechnete ihrer gegen zwei Millionen in Frankreich. Jetzt aber drangen einige unduldsame Höflinge, vorzüglich sein Beichtvater. Der Pater la Chaise, in den König, doch nicht zu dulden, daß manche seiner Untertanen einen andern Glauben haben wollten als er selbst. Sie stellten ihm vor, welches Verdienst er sich für den Himmel erwürbe, wenn er diese verirrten Schafe zur wahren, allein seligmachenden Kirche zurückführte, und fo wurde er endlich überredet und gab 1685 seine Einwilligung in die Aufhebung des Edikts von Nantes. Zuerst wurde deu Reformierten des Königs Wille angekündigt, daß sie gleich katholisch werden sollten.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 248

1906 - Langensalza : Gressler
248 eröffnete er einen neuen Krieg. Dieser Krieg wurde mit einer Grausamkeit geführt, die kaum ihresgleichen in der Weltgeschichte hat. Um zu verhindern, daß die Deutschen durch Elsaß in Frankreich einfielen, befahl Sudtuig, daß die ganze Gegend, die man damals die Niederpfalz nannte, von Heidelberg bis in die Gegend von Mainz, völlig zur Wüste gemacht werden sollte. Mit der Gegend um Heidelberg wurde schon im Januar angefangen. Die französischen Reiter fielen in die Dörfer ein, plünderten sie aus und steckten sie an. Die Einwohner hatten ihnen nicht den geringsten Anlaß zu Klagen gegeben, sie hatten im Gegenteil pünktlich alle Forderungen der Franzosen befriedigt. Nun wurde ihnen ohne Ursache alles genommen, und sie wurden dem Mangel und der Kälte preisgegeben, ja viele von ihnen, die einiges zu retten suchten, wurden jämmerlich mißhandelt. Dann fielen die Mordbrenner über Heidelberg selbst her, plünderten das kurfürstliche Schloß, sprengten es in die Lust — die Ruinen stehen noch — und zündeten die Stadt an, die doch zum Teil gerettet wurde. Noch schlimmer ging es der schonen Stadt Mannheim. Die Einwohner hatten den ganzen Winter hindurch die Franzosen nach Kräften gut gepflegt, ihnen Quartier gegeben und alles getan, was sie verlangt hatten. Dennoch wurden jetzt die Häuser teils abgetragen, teils gesprengt, teils angezündet. Die Einwohner liefen ängstlich herbei, baten, flehten, weinten. Vergebens! „Der König will es so!" rief man ihnen zu. Sie mußten sehen, wie ihre ganze Stadt in einen Aschenhaufeu verwandelt wurde. In Tränen gebadet, wollten sie nun zu ihren entfernten Freunden ziehen, aber sie wurden mit Säbelhieben zurückgejagt. Nur auf das französische Gebiet durften sie flüchten. Dasselbe Schicksal traf alle übrigen Städte und Dörfer der Gegend. Endlich kamen auch die alten Städten Worms und Speier an die Reihe, die ungefähr so von den Franzosen behandelt wurden, wie einst Karthago von den Römern behandelt worden war. Als sie sich den Franzosen ergeben hatten, war ihnen feierlich versprochen worden, daß sie nur einige Hundert Mann einnehmen und dafür Vergütung bekommen sollten. Aber es wurde nicht ge-

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 319

1906 - Langensalza : Gressler
319 hergestellt waren. Dieselbe Einfachheit forderte er aber auch von seinen Untertanen. „Das Geld soll im Lande bleiben!" war ein Lieblingswort von ihm. Daher legte er hohe Zölle auf alle ausländischen Waren und verbot sogar das Tragen von ausländischen Btotren. Einmal soll er sogar einer Frau auf der Straße den fremdländischen Stoff vom Leibe gerissen haben. Auch über die Verwendung der Staatsgelder forderte er eingehende Berichte und genaue Belege. Da er selbst unmöglich alles selbst prüfen sonnte, setzte er die Ob errech n nn g skamm er ein, die noch heute bestehr und bekannt ist durch die Genauigkeit, mit der sie alle Rechnungen prüft. Wo es indessen Not zu lindern gab, da konnte der König auch mit beiden Händen geben. Das erfuhren besonders 20 000 Salzburger, die um ihres evangelischen Glaubens willen von dem Erzbischof des Landes, dem Freiherrn von Firm i an, verfolgt wurden. „Ich will die Ketzer aus meinem Lande haben, und sollten auch Dornen und Disteln auf den Äckern wachsen," hatte dieser Gottesmann gesagt. Entgegen den Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens verbot er feinen evangelischen Untertanen selbst die Auswanderung, ließ Männer und Frauen ins Gefängnis werfen und nahm ihnen die Kinder, die nun in katholischen Anstalten erzogen wurden. Vergebens verwandten sich mehrere Fürsten für sie; Firmian antwortete ihnen nicht einmal auf ihre Vorstellungen. Erst auf die Drohung Friedrich Wilhelms, daß er mit feinen katholischen Untertanen ebenso verfahren werde, gestattete der Erzbischof, daß sie auswandern dursten. Sie verließen mit schwerem Herzen ihr Vaterland, die wenigen Habseligkeiten in der Hand, die sie fortbringen tonnten; alles übrige mußten sie zurücklassen. Wohin sollten sie sich wenden? Da nahm sich Friedrich Wilhelm ihrer an -und lud sie ein, in sein Land zu kommen. In Regensburg wurden sie von einem hohen Beamten empfangen, und in Berlin hieß sie der König selbst herzlich willkommen. Da vorher die Pest einige Gegenden in Ostpreußen gänzlich entvölkert hatte, beschloß er, sie dort anzusiedeln. Er schenkte ihnen Brot, Vieh und Saatkorn und ließ ihnen Häuser, Kirchen und Schulen bauen. Die

5. Die alte Geschichte - S. 2

1899 - Langensalza : Gressler
2 Etwas eingehender ist unsere Kenntnis einer uns näher liegenden Vergangenheit, von der in Geräten, Werkzeugen und Bauwerken zwar stumme, aber doch lebendige Zeugen aufgefunden worden sind. Allenthalben widmet man jetzt der Altertu ms-forschung ein eifriges Studium, und gar manche wertvolle Entdeckung verdanken wir dieser Wissenschaft. Und einen nicht minder großen Erfolg hat in unsern Tagen die vergleichende Sprachforschung aufzuweisen, die aus dem Wortschätze und dem mehr oder minder ähnlichen Satzbaue Schlüsse zu ziehen sucht über die älteste Geschichte der Völker und über die Verwandtschaft derselben untereinander. Wir können selbstverständlich auf die Urgeschichte unserer Erde nicht näher eingehen und beginnen daher unsere Erzählungen aus der Geschichte mit einer Zeit, da die aufgefundenen Monumente schon verständlicher werden, und da glaubwürdige schriftliche Aufzeichnungen vorliegen. Gar manches freilich, was uns Denkmäler, Bauten und Schriftstücke als Geschichte erzählen, ist längst in das Gebiet der Sage verwiesen worben, und vieles, was uns noch als Geschichte gilt, wird es vielleicht für spätere Geschlechter nicht mehr sein. 2. Inder. Wir beginnen mit der Geschichte derjenigen Völker, über welche die Traditionen am weitesten zurückreichen. Als unser deutsches Vaterland, ja ganz Europa, noch in tiefer Wildnis lag, mit bichten Wälbern bebecft, vou wilben Tieren und teils von gar keinen, teils nur vou wilben Menschen bewohnt war, hatten manche Völker Asiens schon eine bewunberungswürbige Bilbung. Kein Volk aber scheint in biefem Erbteil eine höhere und eine frühere Kultur gehabt zu haben als die Jnber, die Bewohner des heutigen Vorderindiens. Leiber sagt uns die Geschichte fast nichts über die Geschichte jenes Volkes, über seine frühe Bilbung. über das rege Treiben, das hier gewiß in höherem Grabe stattgefunben hat, als wir jetzt ahnen. Aber stumme Zeugen, Überreste aus jener Zeit, sprechen noch zu

6. Die alte Geschichte - S. 62

1899 - Langensalza : Gressler
baren Schicksalen nach Hanse. Keiner erlebte dabei so viele Abenteuer wie Ulysses ober Obysseus, der König von Jthaka. Von seinen Irrfahrten handelt bte ganze Obyssee (von Homer). So anziehenb auch die Erzählung davon ist, so kann hier doch nur einiges davon gleichsam nur als Probe gegeben werden. Einmal kam Odysseus nach ©teilten. Hier wohnten damals furchtbare Riesen, Cyklopen genannt. Statt zweier Augen hatte jeder nur eins, welches mitten auf der Stirn blitzte. Odysseus nahm zwölf der tapfersten Gefährten, mit denen er ins Land hineinging, ruo er eine große Höhle fand. Sie traten ein, sahen große Ställe für Schafe und Ziegen und ringsum reinliche Geschirre mit Molken, Butter und Käse. Die Gefährten meinten, sie wollten hurtig das junge Vieh, welches in den Ställen war (beim das alte hatte der hier hausende Niese auf die Weide getrieben), nach den Schiffen treiben und dann die Anker lichten; ober Odysseus verbot es, weil ihn nach der Bekanntschaft des Riefen gelüstete. Sie fetzten sich also hin, aßen und tranken von der mitgebrachten Speise und dem Weine und sprachen auch dem Käse wacker zu, auf die Gast-freunbschaft Polyp he ms, so hieß der Cyklop, rechnend. Endlich hörten sie ein Blöken; es kam immer näher und näher, und zuletzt trat Polyphern selbst ein. Er trug eine tüchtige Ladung Holz; krachend warf er es mitten in die Höhle nieder, daß die Griechen sich vor Angst in den Winkel verkrochen. Dann trieb er die Herde ein, wälzte ein großes Felsstück vor die Öffnung der Höhle, daß nicht zweiundzwanzig Wagen es hätten fortrücken können, melkte die Schafe und Ziegen, und trank für den ersten Durst gleich die Hälfte der frischen Milch aus; die andere Hälfte wollte er bei der Abendmahlzeit zu sich nehmen. Nun zündete er das Feuer an und — erblickte die Gäste. „Wer seid ihr?" rief er, „wo kommt ihr her?" — „Ach!" sprach Odysseus zitternd — denn das rauhe Gebrüll des gräßlichen Unheheners hatte ihm allen Mut genommen — „wir sind Griechen, kommen von Troja und wollen ins Vaterland zurück. Nun sind wir zu dir gekommen und hoffen, du werdest, fürchtenb die Götter, uns mit Freuubfchaft aufnehmen und uns ein Gastgeschenk geben." — „Ein Gastgeschenk?" brüllte jener, „ja

7. Die alte Geschichte - S. 158

1899 - Langensalza : Gressler
158 Sklaven zu verkaufen. Lange hatten die Gedrückten ausgehalten: endlich fingen sie an zu murren und weigerten sich, in den Krieg zu ziehen. Doch hätten sie sich vielleicht noch beruhigen lassen, hätte nicht ein Vorfall die Gemüter noch mehr erhitzt. Ein hochbejahrter Mann kam jammernd ans den Markt gelaufen; sein zerrissenes Kleid war mit Schmutz bedeckt und deckte kaum den von gräßlicher Magerheit entstellten Körper; sein langer Bart und sein struppiges Haar machten sein Aussehen noch wilder. Man sammelte sich um ihn und erkannte in ihm einen ehemaligen Kriegsanführer, der sich durch viele rühmliche Thaten hervorgethan hatte. Von allen Seiten fragte man ihn, wie er in diese Lage gekommen sei. „Im letzten Kriege," sprach er, indem er seine ehrenvollen Narben sehen ließ, „haben mir die Feinde mein Feld verwüstet, die Ernte zerstört, meinen Hos verbrannt, mein Vieh, alles, alles geraubt; dennoch sollte ich die Stenern bezahlen. In meiner Verzweiflung mußte ich Schulden machen, und da ich diese so wenig wie die Zinsen bezahlen konnte, so wurde die Schuld endlich so groß, daß ich erst mein väterliches, dann mein großväterliches Erbteil und zuletzt meine ganze Habe und mein Gut hingeben mußte. Aber damit waren die Gläubiger noch nicht zufrieden; sie schleppten mich in die Sklaverei und warfen mich endlich gar auf die Folter. Von da bin ich eben entsprungen; seht nur meinen zerfetzten, noch blutigen Rücken!" Darüber entstand ein großer Lärm, der noch immer tobender wurde, als überall aus ihren Banden losgemachte Schuldner herbeigestürzt kamen und die Grausamkeit der Gläubiger bestätigten. „Das ist also der Lohn für unsere Kriegsdienste?" ries das aufgebrachte Volk und verlangte tobend, daß sich der Senat versammle. Dies geschah: aber die Senatoren konnten sich nicht einigen, und während einige rieten nachzugeben, andere aber Gewalt anwenden wollten, wurde der Schrecken durch die Nachricht, daß mächtige Feinde anrückten, noch vermehrt. Was^war zu thun? Das Volk weigerte sich, wieder die Waffen zu ergreifen. Da trat Konsul Servilius auf und sprach: „Es soll euch geholfen werden; aber jetzt ist der Feind vor dem Thore; erst müßt ihr den bekämpfen." Die Plebejer folgten, zogen dem Feinde willig entgegen, schlugen ihn zurück und verlangten nun

8. Die alte Geschichte - S. 278

1899 - Langensalza : Gressler
278 zweiflung: als er aber sah, daß Oktavian ihn nicht gleich verfolgte, überließ er sich wieder der alten Sorglosigkeit. Wirklich ließ ihm auch Oktavian bis ins folgende 5>nhr Ruhe, weil er noch andere Dinge zu besorgen hatte. Nun machte er sich aber nach Ägypten auf. — Als Antonius horte, daß Oktavian vor Alexandria angekommen war, ließ er ihn znm Zweikamps auffordern. Dieser aut-wortete if)in aber ganz kalt, wenn ihm soviel daran gelegen sei, zu sterben, so gäbe es der Mittel und Wege andere genug. Noch einen Versuch wollte Antonius machen; mit den wenigen Soldaten, die er noch hatte, zog er ihm entgegen. Aber sie gingen zu Ok-tavian über. Der Tag des Schreckens und der Vergeltung kam nun über ihn. Alle in Rom begangenen und befohlenen Mordthaten, alles der edlen Oktavia angethane Unrecht stand nun lebhaft vor seinem Gedächtnis, und er erkannte, daß er mit Recht unglücklich set. Als er allein noch der Stadt zurückkam und nach Cleopatra fragte, sagten ihm ihre Bedienten, wie sie thuen befohlen hatte, sie sei gestorben. Da geriet der bedauernswerte Mann in Verzweiflung; er warf seinen Panzer von sich und rief: „Daß ich dich nicht mehr habe, Cleopatra, betrübt mich nicht; denn ich betrete denselben Weg, den dn gegangen bist; aber daß ein Weib mich an Mut übertroffen hat, ist mir schimpflich." Zugleich stieß er sich das Schwert durch den Leib. Dies dauerte die Umstehenden und einer verriet ihm, daß Cleopatra noch lebe. Da bot er inständigst, ihn doch zu ihr zu bringen. Es geschah, und er starb in ihren Armen. Als Oktavian vom Tode seines ehemaligen Freundes hörte, vergoß er Thränen. Er hielt seinen Einzug in Alexandria und bemächtigte sich der Cleopatra; benn er hatte die Absicht, sie zu seinem Triumphe auszusparen; sie sollte als Gefangene vor seinem Wagen einhergehen. Darum stellte er sich auch recht sreurtblich gegen sie, damit sie seine Absicht nicht merke. Er besuchte sie, sprach ihr Mut ein und hoffte sie beschwatzt zu haben. Aber sie burchschaute seinen Plan und beschloß, die Schanbe nicht zu erleben. Das hatte Oktavian befürchtet und daher befohlen, sie streng zu bewachen und ihr kein scharfes Werkzeug zu lassen. Sie aber wallsahrtete erst nach dem Grabe des Antonius, warf sich unter Vergießung

9. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 104

1876 - Essen : Bädeker
104 stehen mcht, wie im Garten, in geraden Reihen, sondern unregel- mäßig durcheinander; denn sie haben sich meistens selbst gesäet. An manchen Stellen stehen sie so dicht Lei einander, daß man durch das Dickicht nicht hindurch gehen kann. Die Waldbäume sind entweder Laub-, oder Nadelhölzer. Die Sträucher und die untern Äste der Bäume werden bisweilen abgehauen, damit die Bäume desto besser wachsen können. Das abgehauene Holz wird als Reisig in Bündel gebunden; diese Reisigbündel heißen auch Schanzen. Sie dienen als Brennholz. Die Bäume bleiben stehen, bis sie hoch und dick genug sind. Dann werden sie umgehauen und zu Balken und Brettern zer- schnitten, um als Bauholz u. s. w. benutzt zu werden. Es dauert aber oft über hundert Jahre, ehe ein Baum hierzu dick und hoch ge- nug ist. Ja, es soll Eichen geben, die über tausend Jahre alt sind. Wenn die Holzhauer so einen Baum umhauen, dann gibt es ein gewaltiges Krachen und einen Fall, daß die Erde bebt. Die Äste der umgehauenen Bäume werden im Walde zu Brennholz zubereitet. Sie werden in 3 Fuß lange Klötze zersägt, und diese Klötze mit Kei- len in Splitter oder Scheite gespalten. Nun werden die Scheite sorgfältig zwischen Pfählen aufgeschichtet, 6 Fuß lang, 6 Fuß hoch und 3 Fuß breit, und das ist eine Klafter Holz. Das Scheit- oder Klafterholz wird alsdann verkauft und zum Heizen der Back- öfen u. s. w. benutzt. — Stehen in einem Walde nur Eichen, so ist er ein Eichenwald. Was ist nun ein Tannenwald? — Was ein Buchenwald? — U. s. w. — Unter den hohen Bäumen des Waldes stehen aber auch Sträucher oder Gesträuch aller Art: Haselnüsse, Himbeeren, Brombeeren und Waldbeeren, welche sich mei- stens selbst gesäet haben; und zwischen den Sträuchern wachsen wie- der mancherlei Kräuter und Gräser, Moose und Schwämme. In der Nähe des Waldes gibt es aber auch oft große Boden- flächen, welche nicht mit Bäumen und Sträuchern, sondern mit Gras und tausenderlei Blumen bewachsen sind. Das sind die Wiesen. Die Wiesen liegen gewöhnlich niedriger, als die Felder und Wälder, weil das Gras die Feuchtigkeit liebt. Oft wird deswegen auch das Wasser der Bäche und Flüsse in Rinnen über die Wiesen geleitet; sie werden bewässert. Dann rieselt das Wasser lispelnd durch das Gras und befeuchtet seine Wurzeln, und nun kann es noch ein- mal so gut wachsen. Es gibt auf der Wiese viele Arten Gräser. Sie haben ebenso, wie der Roggen und Weizen, einen hohlen, knoti- gen Halm und tragen auch, wie diese, ihren Samen in Ähren oder, wie der Hafer, in Rispen. Aber die Gräser in den Wiesen zieht man nicht wegen ihrer Frucht, sondern wegen ihrer Halme und Blätter, welche als Viehfutter benutzt werden. Sie heißen daher auch nicht Getreidegräser, sondern Futtergräser. Auch werden sie nicht, wie die Getreidegräser, alle Jahre neu gesäet, sondern sie pflanzen sich von selbst fort. Sie sind ausdauernde Pflanzen. —Im Früh- ling sproßt das Gras in den Wiesen hervor und wird immer höher

10. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 104

1867 - Essen : Bädeker
104 stehen nicht, wie im Garten, in geraden Reihen, sondern unregel- mäßig durcheinander; denn sie haben sich meistens selbst gesäet. An manchen Stellen stehen sie so dicht bei einander, daß man durch das Dickicht nicht hindurch gehen kann. Die Waldbäume sind entweder Laub-, oder Nadelhölzer. Die Sträucher und die untern Äste der Bäume werden bisweilen abgehauen, damit die Bäume desto besser wachsen können. Das abgehauene Holz wird als Reisig in Bündel gebunden; diese Reisigbündel heißen auch Schanzen. Sie dienen als Brennholz. Die Bäume bleiben stehen, bis sie hoch und dick genug sind. Dann werden sie umgehauen und zu Balken und Brettern zer- schnitten, um als Bauholz u. s. w. benutzt zu werden. Es dauert aber oft über hundert Jahre, ehe ein Baum hierzu dick und hoch ge- nug ist. Ja, es soll Eichen geben, die über tausend Jahre alt sind. Wenn die Holzhauer so einen Baum umhauen, dann gibt es ein gewaltiges Krachen und einen Fall, daß die Erde bebt. Die Äste der umgehauenen Bäume werden im Walde zu Brennholz zubereitet. Sie werden in 3 Fuß lange Klötze zersägt, und diese Klötze mit Kei len in Splitter oder Scheite gespalten. Nun werden die Scheite sorgfältig zwischen Pfählen aufgeschichtet, 6 Fuß lang, 6 Fuß hoch und 3 Fuß breit, und das ist eine Klafter Holz. Das Scheit- oder Klafterholz wird alsdann verkauft und zum Heizen der Back- öfen u. s. w. benutzt. — Stehen in einem Walde nur Eichen, so ist er ein Eichenwald. Was ist nun ein Tannenwald? — Was ein Buchenwald? — U. s. w. — Unter den hohen Bäumen des Waldes stehen aber auch Sträucher oder Gesträuch aller Art: Haselnüsse, Himbeeren, Brombeeren und Waldbeeren, welche sich mei- stens selbst gesäet haben; und zwischen den Sträuchern wachsen wie- der mancherlei Kräuter und Gräser, Moose und Schwämme. In der Nähe des Waldes gibt es aber auch oft große Boden- flächen, welche nicht mit Bäumen und Sträuchern, sondern mit Gras und tausenderlei Blumen bewachsen sind. Das sind die Wiesen. Die Wiesen liegen gewöhnlich niedriger, als die Felder und Wälder, weil das Gras die Feuchtigkeit liebt. Oft wird deswegen auch das Wasser der Bäche und Flüsse in Rinnen über die Wiesen geleitet;, sie werden bewässert. Dann rieselt das Wasser lispelnd durch das Gras und befeuchtet seine Wurzeln, und nun kann es noch ein- mal so gut wachsen. Es gibt auf der Wiese viele Arten Gräser. Sie haben ebenso, wie der Roggen und Weizen, einen hohlen, knoti- gen Halm und tragen auch, wie diese, ihren Samen in Ähren oder wie der Hafer, in Rispen. Aber die Gräser in den Wiesen zieht man nicht wegen ihrer Frucht, sondern wegen ihrer Halme und Blätter, welche als Viehfutter benutzt werden. Sie heißen daher auch nicht Getreidegräser, sondern Futtergräser. Auch werden sie nicht, wie die Getreidegräser, alle Jahre neu gesäet, sondern sie pstanzen sich von selbst fort. Sie sind ausdauernde Pstanzen. — Im Früh- ling sproßt das Gras in den Wiesen hervor und wird immer höher
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