Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 22

1852 - Koblenz : Bädeker
22 Karl Martell. lossagen wollten (wie die Thüringer, Alemannen und Baiern), theils feindlich gegen dieselben auftraten, wie die Sqchsen und Friesen. Kaum war sein Reich im Innern beruhigt, als die Araber unter Abderrhaman (mit 400,000 M.) durch die baskischen Pässe in Aqui- tanien einfielen, alle Festungen eroberten, die Einwohner niedermach- ten und den Herzog von Aquitanien durch eine Niederlage nöthigten, bei Karl Schutz zu suchen. Dieser bot schleunigst den Heerbann auf und nach siebentägigen kleinern Gefechten setzte er durch den entschei- denden Kampf zwischen Tours und Poitiers (732) den Eroberun- gen der Araber ein Ziel und befestigte durch diesen glänzenden Sieg die Macht des karolingischen Hauses für immer. Um aber mit der Macht auch die Würde eines Königs zu verbinden, ließ sein Sohn Pipin, nachdem der Adel und die Geistlichkeit für den Plan gewon- nen waren, mit Zustimmung des (von den Longobarden bedrängten) Papstes (Zacharias), bxtrcf) einen Reichstag der Bischöfe und welt- lichen Großen und eine Volksversammlung zu Soissons den blöd- sinnigen Childerich Iii. absetzen und in ein Kloster verweisen, sich selbst aber als König der Franken („von Gottes Gnaden") aner- kennen. 8- 6. Culturzustand Deutschlands zur Zeit der Merovinger. I. Religion. a) Die Einführung des Christenthums unter den germa- nischen Völkern ist das wichtigste Ergebniß der Wanderungen im 3. bis 6. Jahrh. Die Gothen haben von allen deutschen Völkern zu- erst die christliche Religion angenommen. Schon auf dem Concilium zu Nicäa (325) erscheint ein gothischer Bischof (Theophilus), dessen Nachfolger Ulfilas die Bibel in's Gothische übersetzte und sich um die Verbreitung der Lehre des Arius bemühte, welche bald bei den Westgothen, Ostgothen, Burgundern, Vandalen und Longobarden die herrschende wurde; bei den Ostgothen und Vandalen hörte sie erst mit der Auflösung ihrer Reiche auf, die übrigen bekehrten sich später zur katholischen Lehre. Diese war auch von den Franken nach ihrem Siege über die Alemannen angenommen worden, allein die fränki- schen Könige bemühten sich nicht um die Bekehrung der abhängigen Völker in Deutschland, welchen erst im 7. Jahrh. Glaubensboten oder Missionäre aus Irland das Evangelium verkündeten, so der h. Columban und dessen Schüler Gallus den Alemannen, der h. Kilian

2. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 23

1852 - Koblenz : Bädeker
Einführung des Christenthums in Deutschland. Lehnswesen. 23 dm Thüringern, der h. Emmeran den Baiern. Der eigentliche „Apostel der Deuts^en" aber war der Benedictinerrnönch Winfried aus Westsex, als Bischof Bonifacius genannt, welcher das Bekeh- rungswerk in Deutschland (716—754), namentlich bei den Friesen und Hessen (Umstürzung der heil. Donnereiche bei Geismar) mit dem größten Eifer betrieb, Kirchen, Klöster und Schulen stiftete, (8) neue Bisthümer errichtete, die unmittelbar dem römischen Stuhle un- tergeordnet wurden. Er war Bischof, dann Erzbischof von Germa- nien ohne bestimmten Sitz bis zur Errichtung des ersten deutschen Erzbisthums in Mainz (745), unternahm aber auch als Metropolit der gesammten deutschen Kirche nochmals eine Reise zu den Friesen, wo er als ein siebenzigjähriger Greis den Märtyrertod fand 754. Ii. Verfassung. а) Das Lehnswesen. Der König theilte das eroberte Land mit seinem Gefolge, jeder erhielt ein Loos, Allodium, als erb- liches Grundeigenthum zur beliebigen weiteren Vertheilung. Die Könige und Anführer erhielten bei dieser Vertheilung ein größeres Grundeigenthum, als die Glieder ihres Gefolges, und gaben Ein- zelnen ihrer „Getreuen", Vasten oder Vasallen genannt, ein Stück von ihrem Grundeigenthum, Lehen (lenäum oder benelieium) ge- nannt, zur lebenslänglichen Nutznießung gegen das Versprechen der Treue und des Kriegsdienstes. Die Lehen waren Anfangs nicht erblich, doch wurde die Erblichkeit derselben allmälig theils von den Königen zugegeben, theils von den Vasallen usurpirt. Dieses Lehns- wesen hat sich in allen germanischen Reichen von längerer Dauer, vorzüglich bei den Franken, Angelsachsen und Longobarden, ausgebildct. б) Die Gerichtsverfassung. Bis um die Mitte des 5. Jahrhunderts blieb das Recht der germanischen Stämme ein unge- schriebenes; in den drei nächsten Jahrhunderten entstanden bei den verschiedenen im fränkischen Reiche vereinigten Völkern (den Saliern, Ripuariern, Alemannen, Baiern, Burgundern), so wie bei den West- gothen, Longobarden und Angelsachsen geschriebene leges, die, mit Ausnahme der angelsächsischen, alle in lateinischer Sprache abgefaßt waren und den Zweck hatten, das alte Volksrecht von seinen heid- nischen Elementen zu reinigen und dagegen christlichen Ansichten Ein- gang zu verschaffen. Diese Gesetze enthalten säst nur Strafbestimmungen. Die Beweise bestanden bei Civilsachen in Zeugen und Urkunden, welche meist der Klager beibringen

3. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 57

1872 - Elberfeld : Bädeker
Am Mittwoch vor Martinstag, den 7. Nov. 1307, traten die drei Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold Melchthal, jeder von zehn Männern begleitet, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Ufer des Vierwaldstüdter See's, zusammen. Hier stifteten sie einen Bund und schwuren mit ausgestreckten Händen, daß sie alle nach einem gemeinsamen Plan handeln, keiner nach eigenem Gutdünken etwas unternehmen, keiner den andern verlassen wolle: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. Das Volk fing an, kecker sein Haupt zu erheben; das reizte Geßler's Uebermnth; um den Gehorsam des Volkes zu prüfen, ließ er auf dem Markte zu Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkündigen. Jeder, der vorbeigehe, sollte diesem Hute dieselbe Ehre erweisen, wie dem Herzoge selbst. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, mit seinem Knaben vorüberging, ohne dem Hute seine Ehrfurcht zu erweisen, wurde er von den Wächtern ergriffen. Geßler, der zufällig herzukam, befahl dem Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem Sohn einen Apfel vom Haupte zu schießen; dann solle er ohne Strafe davonkommen, wenn er diesen Meisterschuß gethan habe. Tell bat um Gotteswillen, ihn nicht zu einer so unnatürlichen That zu zwingen; Geßler blieb unerbittlich; da schoß Tell und traf den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. Vorher hatte er aber noch einen Pfeil in fein Koller gesteckt, und als ihn Geßler nach der Ursache fragte, wollte er sich anfangs ausweichend entschuldigen; dann aber gedrängt gestand er ein, dieser Pfeil sei für den Landvogt bestimmt gewesen, falls er sein Kind getroffen habe. Da ließ ihn Geßler, der ihm das Leben versprochen hatte, binden, um ihn mit nach Küßnacht zu nehmen und ins Gefängniß zu setzen. Man mußte über den See fahren; auf einmal brach ein wüthenber Winb, der Föhn, los, der dem Schiffe den Untergang drohte. Nur Tell, hieß es, kann in dieser Noth retten; ba hieß Geßler ihn losbinben und ihm die Leitung des Schiffes Übergeben. Tell trieb nun das Schiff dem Ufer zu, und als sie nahe bei einer felsigen Uferstelle waren, der jetzigen Tellplatte, ergriff er Bogen und Pfeil, sprang ans dem Schiff, stieß dieses mit dem Fuß in den See zurück und rettete sich ans Land. Geßler

4. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 28

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 28 — 3m nächsten Frühjahr verschanzte er sich mit seinen Gefährten, die sich allmählich um ihn gesammelt hatten, in einer waldigen und sumpfigen Gegend. Von hier ans machte er glückliche Streifzüge und schlug die Dänen tu einzelnen kleinen Gefechten. Einst schlich er sich als Harfner verkleidet in das Lager der Dänen und erforschte alle Schwächen desselben. Dann überfiel er sie und erfocht einen so vollstänbigen L>ieg, daß sie den größten Theil ihrer Eroberungen wieber herausgeben mußten. Währenb der Zeit des Friebens ließ Alfreb die zerstörten Städte wieder ausbauen und namentlich eine Flotte, wie Festungen am Meeresufer zum Schutze der Küsten errichten. So konnte er einem Heer der Dänen, die bald ihre Ranb-züge wiederholten, die Spitze bieten und nach dreijährigem Kampfe den Feind vollständig überwinden. So genoß denn nun das Land einen dauernden Frieden und Alfred konnte, nachdem er in sechsunb-fünfztg Schlachten persönlich gefochten hatte, daran denken, die inneren Angelegenheiten des Reiches zu ordnen. Er stellte die früheren angelsächsischen Einrichtungen wieder her, gab ein neues Gesetzbuch, in welchem er die besten Gesetze der früheren Könige sammelte, und hielt strenge barans, daß Recht und Gerechtigkeit geübt würde. Nirgenbs soll die Sicherheit des Eigenthums und der Personen so groß gewesen sein, als in seinem Laube; die Normänner, die sich ihm unterwarfen und in Oftangeln Wohnsitze erhalten hatten, stellte er den Angel-Sachsen völlig gleich. Aber auch für die Verbreitung höherer Bilbung war er unge-mein thätig. Das Christenthum war von den Sachsen, als sie nach England kamen, verfolgt und ausgerottet; aber kaum war der erste Sturm vorüber, als sie es willig von den Mönchen annahmen, die der Papst Gregor der Große dorthin gesandt hatte (um 600.) Ja es gedieh bei ihnen auf eine herrliche Weise und streute den Samen einer höheren Cultur aus, so daß die angelsächsischen Geistlichen und Mönche bald allenthalben ihrer wissenschaftlichen Bildung wegen in Ansehen standen; von hier aus waren auch die Versuche ausgegangen, in Deutschland das Christenthum zu verkündigen, und Winfrib, aus Wessex gebürtig, mit seinem geistlichen Namen Bonisacius, hatte in Friesland und in Hessen das Evangelium gepredigt, war auch vom Papste zum Erzbischof von Mainz ernannt. Aber die fortwährenden Kriege hatten biefe Blüthen der Cultur in Cuglanb ge-

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 45

1906 - Langensalza : Gressler
45 werden so Uten. Gegen diesen Beschluß legten jedoch fünf Fürsten und vierzehn Reichsstädte feierlichen Protest ein mit der Begründung, daß ein einmütig gefaßter Beschluß auch nur durch einen einmütigen Beschluß wieder aufgehoben werden und daß m Sachen der Religion die Mehrheit überhaupt keine allgemein gültigen Beschlüsse aufstellen könne. Der Name Protestanten, den ihnen die Katholiken darnach gaben, und die Protestationskirche in Speier erinnern noch heute an ihre kühne ^Lat. Da sowohl der Kaiser als auch sein Bruder Ferdinand von Österreich die Annahme des Protestes verweigerte, mußten die Protestanten befürchten, daß sie mit Gewalt die Beschlüsse des zweiten Reichstages zu Speier durchsetzen wollten. Sie schlossen deshalb einen Buud ] da sie ober allein gegen die katholischen yürjten zu schwach waren, forderten sie die Schweizer, die damals, veranlaßt durch den Prediger Huldreich Zwiugli, zum größten Teil eine Lehre angenommen hatten, die mit der Lehre Luthers in vielen Stücken übereinstimmte, zum Eintritt in den Buud aus. Huldreich Zwingli wurde im Jahre 1484 in dem Dorfe Wildhaus im Kanton St. Gallen geboren. Obgleich sein Vater, der Amtmann war, acht Söhne hatte, sorgte er doch, daß sie gut unterrichtet wurden, und schickte Huldreich nach Basel und später nach Bern ans die Schule. Nachdem er in Wien und in Basel studiert hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier fiel ihm zum erstenmale eine Bibel in die Hände. Sie wirkte ans ihn ebenso wie aus Luther. Alles zog ihn unwiderstehlich an, und er konnte nicht von ihr wegkommen. Je länger er sie studierte, desto klarer wurde es ihm, daß von vielem, was die katholische Kirche lehrte, kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er dann im Jahre 1516 Prediger in dem berühmten Kloster und Wallfahrtsorte Maria ©insiedeln geworden war, trat er mit Unerschrockenheit zur Verteidigung der Wahrheit aus. Er predigte dem zu Tausenden nach dem Gnadenorte strömenden Volke, daß die Wallfahrten und die anderen äußeren Leistungen keinen Wert hätten, wenn der innere Mensch sich nicht bessere. Wohl mochten die

8. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 205

1876 - Essen : Bädeker
205 Aber als dein Diener unverrückt beharrete in seiner Treue, nahmen ihn die Feinde, zogen ihm alle seine Kleider aus und jagten ihn, nackend, mit Spott von dannen. Sage, mein König! wirst du, wenn er also zu dir kommt, ihm nicht von deinen besten Kleidern geben und ihm die Schande mit Ehre vergelten?“ Da antwortete der König und sprach: „„Nun wohl! aber was soll dieses, und wo ist solches geschehen?"" Da sprach der fromme Bischof: „Siehe! du kannst mich auch entkleiden von diesem irdischen Gewände... Aber ich habe einen Herrn, der wird mich neu bekleiden. . . Sollte ich denn des Kleides achten und die Treue dafür hingeben?" Da sprach der heidnische König: „„Gehe; ich schenke dir dein Leben!"" 5. Ausbreitung des Reiches Christi in Deutschland. Zu der Zeit, da unser Heiland auf Erden wandelte, waren unsre Vorfahren in Deutschland noch wilde Heiden, die in dichten Wäldern und an Flüssen lebten, und sich an Krieg und Jagd ergötzten. Sie waren ein starkes, kühnes, kräftiges Volk. Die Alles besiegenden Römer, welche über 5o Castelle oder Burgen am Rhein zur Zeit Christi erbaueten, wagten es selten, und dann nie ungestraft, in unser Vaterland einzudringen, und gestehen selbst, daß die Deutschen ein biederes Volk gewesen, dem gute Gewohnheiten und Sitten viel galten. Aber sie beteten oie Sonne, die Erde und andere Dinge an, bis Boten des Herrn auch hier auf- traten. Der erste christliche Kaiser, Konstantin der Große (gest. 337 in Konstautinopel), ließ auf seine Kosten viele Kirchen bauen, und seine Mutter soll auch am Rheine mehrere Kirchen gestiftet haben; Helena war ihr Name. Dann geschahen, wie durch manche römische Kriegsleute, so durch die Völkerwan- derung einige christliche Anfänge. Der Bischof Ulphilas (Wölflein) verbreitete unter die Gothen an der Donau das Evangelium (395), lehrte sie lesen und schreiben, und übersetzte ihnen das Wort Gottes in ihre Sprache. Die noch vor- handenen Stücke dieser Uebersetzung sind zugleich das älteste Denkmal der ger- manischen (deutschen) Sprache. Llodwig, König der Franken, die allmählig Gallien (das heutige Frankreich) erobert hatten, ließ sich nach dem Siege bei Zülpich unweit Köln (496) über die Alemannen, da er zuvor Christum um Hülfe angefleht, von dem er durch seine Gemahlin Chlotilde (eine Christin) gehört hatte, mit 3000 seiner Leute taufen. Aber sie gedachten nicht der armen Heiden in den benachbarten deutschen Landen. Da kamen um's Jahr 6oo bis 750 n. Chr. von England und Irland viele Friedensboten nach Deutschland. In den Rhein- landen wirkten St. Goar und Suidbert (gest. 1. Mai 717 zu Kaiserswerth), rin Gefährte des Willibrod (gest. 739 zu Utrecht). Bet Elberfeld steht seit 1838 ein Denkmal mit der Inschrift: „Dem ersten Boten des Evangeliums lm Lande der Berge, Suitbertus. Geb. ln England, ging heim ln Kaisers- werth 717.“ Zwei seiner Gefährten, die Gebrüder Ewald, der Schwarze (nach den Haaren so genannt) und der Weiße, predigten den Sachsen im benachbarten Westphalen das Evangelium, wurden aber unweit Weitmar im Kreise Bochum (695) ermordet und ihre Leichname in die Ablerbecke geworfen. Die Engländer Wiro, Plechelmus und Otger lehrten um diese Zeit in Köln und dessen Umgegend. Unter Allen zeichnete sich der Engländer Winfried (Kriegsfried) — Boni- facius (d. h. Wohlthäter) genannt — am meisten aus; er lehrte in Hessen, Thüringen, Barern, Friesland und Sachsen oft unter großer Lebensgefahr. Als 70jähriger Greis ging er noch einmal zu den Friesen, und als die Neubekehrter des Morgens in der Ebene von Dokum eingesegnet werden sollten, stürmte früh eir Haufe wilder Heiden mit Schwert und Spieß keran, die tödteten ihn und 53 der Seinen (5. Juni 755). — Später lehrten in Westphalen und in der Ruhrgegcnd

9. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 205

1867 - Essen : Bädeker
205 Aber als dein Diener unverrückt beharrete in seiner Treue, nahmen ihn die Feinde, zogen ihm alle seine Kleider aus und jagten ihn, nackend, mit Spott von dannen. Sage, mein König! wirst du, wenn er also zu dir kommt, ihm nicht von deinen besten Kleidern geben und ihm die Schande mit Ehre vergelten?" Da antwortete der König und sprach: „„Nun wohl! aber was soll dieses, und wo ist solches geschehen?"" Da sprach der fromme Bischof: „Siehe! du kannst mich auch entkleiden von diesem irdischen Gewände. . . Aber ich habe einen Herrn, der wird mich neu bekleiden. . . Sollte ich denn des Kleides achten und die Treue dafür hingeben?" Da sprach der heidnische König: „„Gehe; ich schenke dir dein Leben!"" I. Ausbreitung des Reiches Christi in Deutschland. Zu der Zeit, da unser Heiland auf Erden wandelte, waren unsre Vorfahren in Deutschland noch wilde Heiden, die in dichten Wäldern und an Flüssen lebten, und sich an Krieg und Jagd ergötzten. Sie waren ein starkes, kühnes, kräftiges Volk. Die Alles besiegenden Römer, welche über 50 Castelle oder Burgen ani Rhein zur Zeit Christi erbaueten, wagten es selten, und dann nie ungestraft, in unser Vaterland einzudringen, und gestehen selbst, daß die Deutschen ein biederes Volk gewesen, dem gute Gewohnheiten und Sitten viel galten. Aber sie beteten die Sonne, die Erde und andere Dinge an, bis Boten des Herrn auch hier auf- traten. Der erste christliche Kaiser, Konstantin der Große (gest. 337 in Konstantinopel), ließ auf seine Kosten viele Kirchen bauen, und seine Mutter soll auch am Rheine mehrere Kirchen gestiftet haben; Helena war ihr Name. Dann geschahen, wie durch manche römiscke Kriegsleute, so durch die Völkerwan- derung einige christliche Anfänge. Der Bischof Ul philas (Wölflein) verbreitete unter die Gothen an der Donau das Evangelium (395), lehrte sie lesen und schreiben, und übersetzte ihnen das Wort Gottes in ihre Sprache. Die noch vor- handenen Stücke dieser Uebersctzung sind zugleich das älteste Denkmal der ger- manischen (deutschen) Sprache. Clodwig, König der Franken, die allmählig Gallien (das heutige Frankreich) erobert hatten, ließ sich nach dem Stege bei Zülpich unweit Köln (496) über die Alemannen, da er zuvor Christum um Hülfe angesteht, von dem er durch seine Gemahlin Chlotilde (eine Christin) gehört hatte, mit 3000 seiner Leute taufen. Aber sie gedachten nicht der armen Heiden in den benachbarten deutschen Landen. Da kamen um's Jahr 600 bis 750 n. Chr. von England und Irland viele Friedensboten nach Deutschland. In den Rhein- landen wirkten St. Goar und Suidbert (gest. 1. Mai 717 zu Kaiserswerth), ein Gefährte des Wtllibrod (gest. 739 zu Utrecht). Bei Elberfeld steht seit 183z ein Denkmal mit der Inschrift: „vom ersten Lotsn de8 Evangeliums im Lande der Berge, Suitbertus. Geb. in England, ging heim in Kaisers- werth 717.“ Zwei seiner Gefährten, die Gebrüder Ewald, der Schwarze (nach den Haaren so genannt) und der Weiße, predigten den Sachsen im benachbarten Westphalen das Evangelium, wurden aber unweit Weitmar im Kreise Böckum (695) ermordet und ihre Leichname in die Ablerbecke geworfen. Die Engländer Wiro, Plechelmus und Otger lehrten um diese Zeit in Köln und dessen Umgegend. Unter Allen zeicknete sich der Engländer Winfried (Kriegsfried) — Boni- faciuß (d. h. Wohlthäter) genannt — am meisten aus; er lehrte in Hessen, Thüringen, Baiern, Friesland und Sachsen oft unter großer Lebensgefahr. Als 70jähriger Greis ging er noch einmal zu den Friesen, und als die Neubekehrtcn des Morgens in der Ebene von Dokum eingesegnet werden sollten, stürmte früh ein Haufe wilder Heiden mit Sckwert und Spieß heran, die tödteten ihn und 53 der Seinen (5. Juni 755). — Später lehrten in Westphalen und in der Ruhrgegend

10. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 49

1880 - Essen : Bädeker
Das Mittelalter bis zur Teilung des Frankenreichs. 49 Karl Martell in bei Schlacht bei Tours und Poitiers 732. dem weiteren Vorbringen des Islam Einhalt that. Hierauf erhielt die Kalifenwürbe das Haus der Abbassiben, welchem der berühmte Harun al Raschib, ein Zeitgenosse Karls des Großen, angehörte. — Unter biesen Kalifen gelangten Kunst und Wissenschaft Lei den Arabern zu hoher Blüte. Moscheen, Paläste und Gärten würden in allen arabischen (Städten angelegt, Gewerbfleiß und Handel würden die Quelle großen Reichtums. Baukunst und Malerei, Musik, Gesang und Dichtkunst fanben an den glänzenden Kalifensitzen zu Damaskus und Bagbab Pflege und Aufmunterung. Auf den arabischen Universitäten würden Grammatik, Naturwissenschaften mtb Heilkunde, Mathematik und Astronomie gelehrt. Der arabische Makamenbichter Harm und die persischen Dichter Firdusi, Saabi und Hafis waren hochgefeiert. Auch Spanien erfreute sich unter der Herrschaft der Araber einer hohen Blüte. Volkreiche Stabte erhoben sich. Prunkenbe Paläste mit herrlichen Gartenanlagen, wie die Alhambra in Granaba und der Alkazar in Cörbova, zeugten von dem Wohlstand des Landes. Gewerbe, Ackerbau uu'd Viehzucht fanben Pflege; Künste und Wissenschaften würden gesintert. Aber Mb zerfiel die arabische ober maurische Herrschaft in Arabien wieder. Die Christen brangen aufs neue siegreich vor . und grünbeten mit der Zeit brei Königreiche: Castilien, Aragonien und Portugal. Glänzenbe Helbenthaten christlicher Ritter geschahen ba, und besonders hat die Dichtung in herrlichen Romanzen biejeitigeit des Cib aufbewahrt. §• 50. Mipin der Kleine und Kart der Hroße. Der Papst Stephan Iii. hatte in feierlicher Weise dem neuen Frankenkönige Pipin dem Kleinen die Königsweihe erteilt, 752 und aus Dankbarkeit verlieh dieser dem römischen Stuhle ein ^ italienisches Gebiet mtb legte dadurch beit Grunb zur welterlichen Macht des Papstes. Vott Jrlanb und England herüber waren schon um bäs Jahr 600 verschiebene christliche Senbboten nach Deutschland gekommen, um baselbst den Samen des Evangeliums auszustreuen. So hatten Columlan und Gallus unter den Alemannen gewirkt und letzterer in der Schweiz das berühmte Kloster St. Gallen gestiftet. Der Angelsachse Willi'brorb wirkte unter bett Friesen mtb Suibbert als Bischof in. Westfalen höchst segensreich. Aus England stammte auch der heilige Bonifatius, eigentlich Winfrieb. Er prebigte das Evangelium itt Hessen, wo er die Abtei Fttlba stiftete, dann auch' unter den Thüringern, Franken und Bettern. Überall gründete er Bistümer und Lehranstalten und erhielt barum bett Beinamen des „Apostels ©toljtt, Hilfsbuch s. b. Geschichtsunterricht. 4
   bis 10 von 27 weiter»  »»
27 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 27 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 5
8 1
9 0
10 5
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 1
27 15
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 20
38 1
39 0
40 0
41 0
42 0
43 10
44 1
45 0
46 2
47 0
48 8
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 22
1 263
2 10
3 49
4 215
5 22
6 53
7 27
8 32
9 85
10 29
11 46
12 37
13 30
14 43
15 50
16 185
17 825
18 18
19 55
20 43
21 180
22 25
23 143
24 78
25 29
26 46
27 6
28 122
29 37
30 8
31 32
32 14
33 7
34 31
35 16
36 104
37 19
38 52
39 239
40 149
41 42
42 68
43 50
44 48
45 169
46 21
47 9
48 32
49 34
50 32
51 29
52 65
53 5
54 84
55 76
56 38
57 19
58 27
59 34
60 113
61 81
62 9
63 16
64 74
65 85
66 16
67 30
68 71
69 11
70 46
71 89
72 60
73 21
74 36
75 49
76 65
77 434
78 26
79 54
80 23
81 12
82 121
83 95
84 87
85 30
86 35
87 103
88 69
89 9
90 42
91 56
92 566
93 5
94 353
95 50
96 32
97 6
98 219
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 7
3 0
4 36
5 0
6 12
7 0
8 0
9 0
10 12
11 0
12 2
13 4
14 0
15 0
16 2
17 0
18 3
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 1
30 2
31 1
32 0
33 25
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 11
41 1
42 1
43 1
44 1
45 1
46 0
47 0
48 1
49 0
50 7
51 8
52 0
53 0
54 2
55 3
56 0
57 4
58 19
59 16
60 0
61 0
62 2
63 0
64 3
65 0
66 0
67 0
68 36
69 0
70 0
71 1
72 25
73 0
74 0
75 1
76 0
77 1
78 0
79 1
80 2
81 35
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 2
90 0
91 2
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 8
98 0
99 0
100 35
101 0
102 15
103 0
104 0
105 1
106 12
107 2
108 0
109 0
110 0
111 2
112 5
113 0
114 1
115 0
116 6
117 0
118 0
119 0
120 0
121 3
122 0
123 4
124 0
125 0
126 0
127 1
128 0
129 0
130 0
131 5
132 1
133 2
134 0
135 0
136 2
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 3
143 2
144 0
145 6
146 0
147 1
148 2
149 0
150 0
151 1
152 2
153 0
154 2
155 0
156 1
157 1
158 1
159 0
160 0
161 9
162 0
163 0
164 0
165 5
166 0
167 0
168 2
169 1
170 0
171 7
172 1
173 6
174 0
175 7
176 0
177 13
178 0
179 5
180 0
181 0
182 2
183 10
184 0
185 0
186 1
187 23
188 1
189 0
190 0
191 3
192 2
193 0
194 12
195 1
196 3
197 3
198 0
199 2