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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 57

1872 - Elberfeld : Bädeker
Am Mittwoch vor Martinstag, den 7. Nov. 1307, traten die drei Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold Melchthal, jeder von zehn Männern begleitet, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Ufer des Vierwaldstüdter See's, zusammen. Hier stifteten sie einen Bund und schwuren mit ausgestreckten Händen, daß sie alle nach einem gemeinsamen Plan handeln, keiner nach eigenem Gutdünken etwas unternehmen, keiner den andern verlassen wolle: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. Das Volk fing an, kecker sein Haupt zu erheben; das reizte Geßler's Uebermnth; um den Gehorsam des Volkes zu prüfen, ließ er auf dem Markte zu Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkündigen. Jeder, der vorbeigehe, sollte diesem Hute dieselbe Ehre erweisen, wie dem Herzoge selbst. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, mit seinem Knaben vorüberging, ohne dem Hute seine Ehrfurcht zu erweisen, wurde er von den Wächtern ergriffen. Geßler, der zufällig herzukam, befahl dem Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem Sohn einen Apfel vom Haupte zu schießen; dann solle er ohne Strafe davonkommen, wenn er diesen Meisterschuß gethan habe. Tell bat um Gotteswillen, ihn nicht zu einer so unnatürlichen That zu zwingen; Geßler blieb unerbittlich; da schoß Tell und traf den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. Vorher hatte er aber noch einen Pfeil in fein Koller gesteckt, und als ihn Geßler nach der Ursache fragte, wollte er sich anfangs ausweichend entschuldigen; dann aber gedrängt gestand er ein, dieser Pfeil sei für den Landvogt bestimmt gewesen, falls er sein Kind getroffen habe. Da ließ ihn Geßler, der ihm das Leben versprochen hatte, binden, um ihn mit nach Küßnacht zu nehmen und ins Gefängniß zu setzen. Man mußte über den See fahren; auf einmal brach ein wüthenber Winb, der Föhn, los, der dem Schiffe den Untergang drohte. Nur Tell, hieß es, kann in dieser Noth retten; ba hieß Geßler ihn losbinben und ihm die Leitung des Schiffes Übergeben. Tell trieb nun das Schiff dem Ufer zu, und als sie nahe bei einer felsigen Uferstelle waren, der jetzigen Tellplatte, ergriff er Bogen und Pfeil, sprang ans dem Schiff, stieß dieses mit dem Fuß in den See zurück und rettete sich ans Land. Geßler

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 379

1906 - Langensalza : Gressler
379 damit jede Generation ihren Platz finde", schrieb Friedrich Ii. an seine Schwester, die Herzogin von Brannschweig. So groß auch seine Schmerzen waren, so klagte er doch selten und war in der Regel still und heiter. Bis zwei Tage vor seinem Tode betrieb er feine Geschäfte nach wie vor. Als er am 16. August 1786 mittags aus einem betäubenden Schlummer erwachte, fragte er zum erstenmal in feinem Leben nicht nach feinen Arbeiten, und dies hielten die Ärzte für ein untrügliches Zeichen des nahen Todes. Um 9 Uhr abends trat ein fortdauernder Husten mit starkem Röcheln ein, der das Atemholen immer mehr erschwerte, und am 17. August morgens um 2 Uhr 20 Minuten stand das Herz des großen Mannes still. Sein Leben hatte über 74, feine Regierung über 46 Jahre gewährt. Er liegt in der Garnisonkirche in Potsdam in einem Gewölbe unter der Kanzel begraben. Seine Untertanen betrauerten ihn wie einen Vater, und selbst die, welche im Leben seine Feinde gewesen waren, empfingen die Nachricht von feinem Tode mit Rührung. „Wann wird", sagte Fürst Kaunitz, der erste Minister Kaiser Josephs, „ein solcher König das Diadem wieder zieren?" Ta Friedrich keine Kinder hinterließ, so folgte ihm fein Neffe, Friedrich Wilhelm Ii., in der Regierung. 46. Der iwrdamerikaiiilche Befreiungskrieg. Zu der Zeit, wo Cortez Mexiko eroberte und Pizarro Peru einnahm, war der Teil von Nordamerika, der jetzt die Vereinigten Staaten von Amerika heißt, noch ganz unbekannt und nur von Wilden bewohnt. Erst unter der Königin Elisabeth von England gründete der berühmte Seefahrer Walter Rale > gh die erste Niederlassung auf jener Küste und nannte die Gegend Vtrginien. Aber die ersten Anbauer wurden teils ein Cpfer der Beschwerden, teils von Wilden erschlagen, und der kleine Überrest ließ sich von Francis Drake wieder nach England übersetzen. Doch unternahmen einzelne Schiffe neue Reifen nach Nordamerika und trieben einen äußerst einträglichen Pelzhandel mit den Eingeborenen, während die Franzosen aus demselben Grunde nach Kanada segelten und dort

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 329

1906 - Langensalza : Gressler
wollte er sich aus dem Fenster stürzen, und als man dieses verhinderte, bar er flehentlich, die Hinrichtung aufzuschieben, er wolle an den König schreiben und für den Preis der Begnadigung seines Freundes seinem Rechte auf die Thronfolge entsagen. Das dürfe man nicht, antwortete man ihm, der König sei unerbittlich. „O mein liebster Kutte,“ rief er nun, „wie unglücklich bin ich! Ich bin schuld an Ihrem Tode! Wollte Gott, ich stände an Ihrem Platze!" — „Ach, gnädiger Herr," antwortete Katte, „wenn ich tausend Leben hatte, so würde ich sie alle gern für Sie hingeben!" In dem Augenblicke fiel er auf die Knie nieder und rief: „Mein Gott, ich gebe meinen Geist in deine Hände!" und sogleich fiel fein Kopf zu Boden. Er war erst 22 Jahre alt. Ter Kronprinz sah hiervon nichts mehr. Ohnmächtig sank er um und wurde auf sein Bett gelegt. Als er wieder zu sich kam, war er in einer schrecklichen Stimmung. Bald meinte er, bald starrte er in dumpfer Betäubung vor sich hin und wollte durchaus sterben, und nur der Gedanke an feine Mutter und an seine geliebte Schwester konnte ihn bewegen, sirf) etwas zu schonen. Sehr wohltätig für sein verstörtes Gemüt war der Besuch des Feldpredigers Müller, der den unglücklichen Katte zum Tode bereitet hatte und nun kam, um die letzten Grüße desselben dem Prinzen zu überbringen. Katte ließ ihm sagen, er möge sich ja durch die letzten Ereignisse zur Buße führen lassen, feinem Vater sich unterwerfen und nicht denen folgen, die seinen Leidenschaften schmeichelten, sondern die, welche ihm die Wahrheit sagten, für feine besten Freunde halten. Mit dem braven Prediger unterhielt sich der Prinz gern. Er ließ ihn oft zu sich kommen, und es gelang jenem nach und nach, sein Gemüt den Gefühlen der Religion zu offnen und es dadurch zu beruhigen. Auch bewog er ihn, dem Könige einen ehrfurchtsvollen Brief zu schreiben, und obgleich dieser von ihm noch nichts wissen wollte, so entließ er ihn doef) bald aus seinem Gefängnisse, befahl aber, er solle nicht aus der Festung gehen und als unterster Kriegsrat dort arbeiten. Dadurch lernte Friedrich den Gang der Geschäfte kennen, was ihm nachmals als König von großem Nutzen war. In den Nebenstunden studierte er feine Lieblingswissenfchasten, besonders Geschichte,

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 342

1906 - Langensalza : Gressler
342 (1745 - 65) gewählt worden war. konnte immer noch nicht Schlesien vergessen. August Iii. von Polen schloß sich schnell an sie an, weil sein Minister Brühl fortfuhr, Friedrichs bitterer Feind zu fein, und die Kaiserin von Rußland, Elisabeth, eine Tochter Peters des Großen, war gegen Friedrich aufgebracht, weil er einst über der Tafel sich über ihre leichtsinnige Aufführung lustig gemacht hotte. Zu diesem Bunde gesellten sich auch Ludwig Xv., König von Frankreich, Adolf Friedrich. König von Schweden, und der größte Teil der deutschen Fürsten. Mit allen diesen Feinden sollte Friedrich fertig werden. Sie waren auch ihres Sieges schon so gewiß, daß sie bereits verabredet hatten, wie sie sich in seine Staaten teilen wollten. Dazu kam, daß er fast allein dastand. Nur der König von England, Georg Ii. (1727— 60), gab ihm einige Hilfstruppen: ebenso die Herzoge von Braunfchweig und Gotha und der Landgraf von Hessen-Kassel: aber was waren diese wenigen gegen seine zahllosen Feinde! Zum Glück war Friedrich unerschöpflich im Aufsuchen von Hilfsmitteln und wurde von der Tapferkeit seiner Preußen herrlich unterstützt. Durch einen treulosen Schreiber in Dresden mit Namen Menzel erfuhr Friedrich, daß Rußland, Österreich, Sachsen und Frankreich ihn im folgendem Jahre anfallen wollten, und er erhielt durch ihn die Abschriften ihrer Verträge. Er beschloß ihnen zuvorzukommen, und schnell rüstete er sich, um in Böhmen einzufallen. Ehe es sich feine Feinde versahen, stand er schon an der sächsischen Grenze und verlangte freien Durchmarsch. Da der König von Polen ihm diesen verweigerte, so nahm er von ganz Sachsen Besitz, und August Iii. und Brühl mußten eiligst die Flucht ergreifen. Friedrich hielt seinen Einzug in Dresden, benahm sich aber hier mit musterhafter Mäßigung. Alles Privateigentum des Königs ließ er unangetastet, und als er die Bildergalerie besuchte, bat er den Aufseher um die Erlaubnis, eines der Gemälde kopieren lassen zu dürfen. Das war eine Aufregung an allen Fürstenhöfen Europas, als die Nachricht kam, daß Friedrich mitten im Frieden in Sachsen eingefallen war! Selbst manche heimliche Freunde des großen Königs stimmten ihm diesmal nicht zu und meinten, er habe doch

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 330

1906 - Langensalza : Gressler
330 aber freilich nur insgeheim: denn der König hatte das streng ver- boten. Alle diese Leiden dienten dazu, sein Herz zu veredeln, ihn zum Nachdenken über sich selbst zu gewöhnen und den Vorsatz in ihm zur Reise zu bringen, für die Zukunft überlegter zu handeln, und so wurde auch für thu das Unglück eine treffliche Schule der Tugend. Nach einem Jahre erhielt er die Erlaubnis, nach Berlin zurückzukehren. Bei der Vermählung der Prinzessin Wilhelmine mit dem Erbprinzen von Bayreuth traf er dort ein. Tie Königin wußte von seiner Begnadigung so wenig wie die Prinzessin; um so angenebmer war die Überraschung*). Von diesem Tage an begann für den Kronprinzen eine glücklichere Zeit. Noch einmal hielt der König ihm sein Vergehen ernsthaft vor, sagte ihm aber auch zugleich, daß dies das letzte Mal sei und daß er nun das Vergangene vergessen und vergeben wolle. Er hielt auch sein Wort: es schien, als ob mit dem letzten Sturme seine Heftigkeit sich ausgetobt hätte. Auch tat Friedrich alles Mögliche, seinem Vater seinen guten Willen zu zeigen. Kein Regiment *) Die Prinzessin erzählt in ihren hinterlassenen Denkwürdigkeiten selbst diesen Vorfall ir.it folgenden Wmten: „Ich tanzte sehr gem. Mitten in einem Menuett unterbrach mich der Minister von Grur/.kow. „Mein Gott", sagte er, „es scheint, daß Sie von der Tarantel gestochen sind: sehen Sie nicht die Fremden, die eben angekommen sind?" Ich blieb schnell stehen, sah mich nach allen Zeiten um und erblickte endlich einen jungen, grau gekleideten Mann, der mir ganz unbekannt war. „Umarmen Sie doch den Kronprinzen," lag-e jener, „da steht er ,a vor Ihnen." Alles Blut stockte mir vor Freude. „C Himmel! mein Bruder!" rief ich lernt. „Aber ich sehe ihn ja nicht! Wo ist er denn? Zeigen Sie mir ihn um des Himmels willen." Grumkow führte mich zu ihm. Erst als ich ihm näher kam, erkannte ich ihn, aber mit Mühe. Er war sehr stark geworden, auch sein Gesicht hatte sich geändert. Ich fiel ihm um den Hals und ivar so ergriffen, daß ich nur einzelne Worte hervorbrachte. Ich weinte und lachte ivie unsinnig. In meinem Leben habe ich feine fo lebhafte Freude empfunden. Nach den ersten Aufwallungen der Freude warf ich mich dem Könige zu Fußen. „Bist du nun zufrieden?" sagte er, „du siehst, daß ich dir Wort gehalten habe." Ich nahm meinen Bruder bei der Hand und bat den König, ihm feine Liebe wieder zu schenken. Diese Szene war so rührend, daß die ganze Versammlung bis zu Tränen bewegt wurde."

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 45

1906 - Langensalza : Gressler
45 werden so Uten. Gegen diesen Beschluß legten jedoch fünf Fürsten und vierzehn Reichsstädte feierlichen Protest ein mit der Begründung, daß ein einmütig gefaßter Beschluß auch nur durch einen einmütigen Beschluß wieder aufgehoben werden und daß m Sachen der Religion die Mehrheit überhaupt keine allgemein gültigen Beschlüsse aufstellen könne. Der Name Protestanten, den ihnen die Katholiken darnach gaben, und die Protestationskirche in Speier erinnern noch heute an ihre kühne ^Lat. Da sowohl der Kaiser als auch sein Bruder Ferdinand von Österreich die Annahme des Protestes verweigerte, mußten die Protestanten befürchten, daß sie mit Gewalt die Beschlüsse des zweiten Reichstages zu Speier durchsetzen wollten. Sie schlossen deshalb einen Buud ] da sie ober allein gegen die katholischen yürjten zu schwach waren, forderten sie die Schweizer, die damals, veranlaßt durch den Prediger Huldreich Zwiugli, zum größten Teil eine Lehre angenommen hatten, die mit der Lehre Luthers in vielen Stücken übereinstimmte, zum Eintritt in den Buud aus. Huldreich Zwingli wurde im Jahre 1484 in dem Dorfe Wildhaus im Kanton St. Gallen geboren. Obgleich sein Vater, der Amtmann war, acht Söhne hatte, sorgte er doch, daß sie gut unterrichtet wurden, und schickte Huldreich nach Basel und später nach Bern ans die Schule. Nachdem er in Wien und in Basel studiert hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier fiel ihm zum erstenmale eine Bibel in die Hände. Sie wirkte ans ihn ebenso wie aus Luther. Alles zog ihn unwiderstehlich an, und er konnte nicht von ihr wegkommen. Je länger er sie studierte, desto klarer wurde es ihm, daß von vielem, was die katholische Kirche lehrte, kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er dann im Jahre 1516 Prediger in dem berühmten Kloster und Wallfahrtsorte Maria ©insiedeln geworden war, trat er mit Unerschrockenheit zur Verteidigung der Wahrheit aus. Er predigte dem zu Tausenden nach dem Gnadenorte strömenden Volke, daß die Wallfahrten und die anderen äußeren Leistungen keinen Wert hätten, wenn der innere Mensch sich nicht bessere. Wohl mochten die

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 270

1906 - Langensalza : Gressler
270 berühmten Philosophen Leibniz, den vertrauten Freund und Ratgeber der Königin. Auch die Universität Halle, die durch berühmte Männer wie Aug. Herm. Francke, Spener, Canstein und T h o m a s i u s in kurzer Zeit zu großer Blüte kam, verdankt Friedrich ihre Entstehung. So wirkte das Königspaar auf allen Gebieten der Künste und Wissenschaften anregend und fördernd. Friedrich I. starb am 25. Februar 1713. Vor seinem Tode hatte er noch die Freude, daß ihm ein Enkel geboren wurde. Es war der später so berühmte große Friedrich, der von der Vorsehung dazu berufen war, Preußen größeren Zielen entgegen-zuführen. 32. Der spanische Erbfolgekrieg, 1701—14. Eine große Demütigung erfuhr Ludwig Xiv. gegen Ende seiner Regierung. Im Jahre 1700 starb der König Karl Ii. von Spanien, ohne einen Erben zu hinterlassen. Schon zu seinen Lebzeiten war zwischen den Kabinetten der europäischen Staaten wiederholt über die spanische Erbfolge unterhandelt worden. Die nächsten Verwandten waren der deutsche Kaiser Leopold und Ludwig Xiv., dieser war mit einer älteren, jener mit einer jüngeren Schwester Karls Ii. vermählt. Zwar hatte die Gemahlin Ludwigs Xiv. auf jede Erbfolge verzichtet; aber darnach fragte dieser nicht. Wilhelm Iii. von Dramen, der den englischen Königsthron bestiegen hatte, wollte weder Frankreich noch Österreich zu mächtig werden lassen; daher überredete er Ludwig zu einem Vertrage, worin dieser die Ansprüche eines dritten Bewerbers, des Kurprinzen Joseph Ferdinand von Bayern, anerkannte; Frankreich und Österreich sollten sich mit kleinen Teilen der Erbschaft begnügen. Auch Karl Ii. stimmte diesem Vertrage bei; da starb plötzlich der Kurprinz an den Pocken. Während man noch über eine Teilung der Länder verhandelte, starb Karl Ii., und nun fand sich ein Testament des verstorbenen Königs, durch welches Philipp von Anjou, einem Enkel Ludwigs Xiv., die ganze spanische Monarchie vermacht war. Ludwig hatte nämlich den schwachen Karl in seinen letzten Tagen

10. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 131

1880 - Essen : Bädeker
Die neueste Zeit. 131 von Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. bedeutend vergrößert wurde, bildete unter seiner Führung den norddeutschen Bund, dessen südliche Grenzlinie der Main war. §. 110. Aer französische Krieg 1870—1871. Mit Neid hatte Napoleon Iii. den ungeahnten Ausgang des Krieges und die bedeutende Machtvergrößerung Preußens wahrgenommen und suchte nun für Frankreich ebenfalls eine Gebietserweiterung zu erlangen. Nachdem seine Forderung, ihm Mainz abzutreten, kurzweg abgewiesen war, schloß er mit dem Könige von Holland einen Vertrag, nach welchem ihm dieser das Großherzogtum Luxemburg nebst der bisherigen deutschen Bundesfestung gegen eine Geldsumme abtreten wollte. Aber Preußen erhob auch hiergegen Einsprache, und bereits schien der Krieg unvermeidlich, als König Wilhelm sich dazu verstand, die preußische Garnison aus Luxemburg zurückzuziehen, wogegen diese Festung geschleift werden mußte. Auch ein Versuch, Belgien mit Zustimmung Preußens zu erwerben, scheiterte an der Rechtlichkeit des preußischen Königs und der Geschicklichkeit seines großen Staatsmannes Bismarck. Da beschloß Napoleon Iii., um seinen Thron zu sichern, und um Preußen von seiner Höhe herabzustürzen, den Krieg gegen dasselbe, einen Krieg, welcher nach französischer Anschauung unfehlbar von glänzendem Siege gekrönt sein würde. Den gewünschten Vorwand bot die Wahl eines Prinzen von Hohenzollern zum spanischen Könige. Napoleon erklärte, er erblicke in dieser Wahl einen Versuch, Preußens Macht und Einfluß in Europa noch zu vergrößern. Da verzichtete der hohenzollernsche Prinz auf die Wahl; dennoch aber, und obgleich die preußische Regierung mit dieser Sache gar nichts zu schaffen hatte, stellte der französische Botschafter an den im Bade Ems weilenden greisen Monarchen in zudringlichster Weise die dreiste Zumutung, er solle einen Entschuldigungsbrief an den französischen Kaiser richten. Der über ein solches unwürdiges Verhalten empörte König wies das Ansinnen ganz entschieden zurück, worauf man in Frankreich Anstalten zu dem gewünschten Kriege traf. Napoleon Iii. hoffte es mit Preußen allein zu thun zu haben, aber die süddeutschen Staaten hielten fest an dem mit Preußen geschlossenen Schutz- und Trutzb'ündnisse und stellten ihre Heere unter die Führung des Königs von Preußen. Wahrhaft erhebend war die allgemeine, patriotische Begeisterung. Am 19. Juli 1870 war die französische Kriegserklärung erfolgt. Am 4. August wurde die Lauter, der französische Grenzfluß, von der Armee des Kronprinzen überschritten und Weißenburg erstürmt. Am 6. August schlug der Kronprinz 9*
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