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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 57

1872 - Elberfeld : Bädeker
Am Mittwoch vor Martinstag, den 7. Nov. 1307, traten die drei Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold Melchthal, jeder von zehn Männern begleitet, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Ufer des Vierwaldstüdter See's, zusammen. Hier stifteten sie einen Bund und schwuren mit ausgestreckten Händen, daß sie alle nach einem gemeinsamen Plan handeln, keiner nach eigenem Gutdünken etwas unternehmen, keiner den andern verlassen wolle: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. Das Volk fing an, kecker sein Haupt zu erheben; das reizte Geßler's Uebermnth; um den Gehorsam des Volkes zu prüfen, ließ er auf dem Markte zu Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkündigen. Jeder, der vorbeigehe, sollte diesem Hute dieselbe Ehre erweisen, wie dem Herzoge selbst. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, mit seinem Knaben vorüberging, ohne dem Hute seine Ehrfurcht zu erweisen, wurde er von den Wächtern ergriffen. Geßler, der zufällig herzukam, befahl dem Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem Sohn einen Apfel vom Haupte zu schießen; dann solle er ohne Strafe davonkommen, wenn er diesen Meisterschuß gethan habe. Tell bat um Gotteswillen, ihn nicht zu einer so unnatürlichen That zu zwingen; Geßler blieb unerbittlich; da schoß Tell und traf den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. Vorher hatte er aber noch einen Pfeil in fein Koller gesteckt, und als ihn Geßler nach der Ursache fragte, wollte er sich anfangs ausweichend entschuldigen; dann aber gedrängt gestand er ein, dieser Pfeil sei für den Landvogt bestimmt gewesen, falls er sein Kind getroffen habe. Da ließ ihn Geßler, der ihm das Leben versprochen hatte, binden, um ihn mit nach Küßnacht zu nehmen und ins Gefängniß zu setzen. Man mußte über den See fahren; auf einmal brach ein wüthenber Winb, der Föhn, los, der dem Schiffe den Untergang drohte. Nur Tell, hieß es, kann in dieser Noth retten; ba hieß Geßler ihn losbinben und ihm die Leitung des Schiffes Übergeben. Tell trieb nun das Schiff dem Ufer zu, und als sie nahe bei einer felsigen Uferstelle waren, der jetzigen Tellplatte, ergriff er Bogen und Pfeil, sprang ans dem Schiff, stieß dieses mit dem Fuß in den See zurück und rettete sich ans Land. Geßler

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 208

1906 - Langensalza : Gressler
208 Die Schreckenspost durcheilt schnell das ganze schwedische Heer. Aber anstatt den Mut der tapferen Scharen zu ertöten, entzündet sie ihn vielmehr zu einem neuen, wilden, verzehrenden Feuer. Herzog Bernhard beschließt die Erneuerung der Schlacht*). Mit Löwengrimm werfen sich die schwedischen Regimenter zum zweitenmal auf den Feind: die Gräben werden wieder übersprungen, die feindlichen Kanonen genommen, ein Pulverwagen im Rücken der Kaiserlichen fliegt in die Luft, der Feind wird in Verwirrung gebracht; und das Schicksal des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblick — da erscheint Pappenheim auf dem Schlachtfelde mit einer Schar; alle erhaltenen Vorteile sind verloren, eine neue Schlacht fängt an. Ter Befehl, welcher ihn nach Lützen zurückrief, hatte ihn in Halle erreicht. Ohne sein zerstreutes Fußvolk zu erwarten, ließ er acht Regimenter Reiterei aufsitzen und eilte an der Spitze derselben spornstreichs auf Lützen zu. Er kam noch eben recht, um die Flucht des kaiserlichen linken Flügels, den Gustav Horn aus dem Felde schlug, anzusehen. Aber mit schneller Gegenwart des Geistes sammelte er die flüchtigen Völker wieder und führte sie aufs neue gegen den Feind. Fortgerissen von seinem wilden Mute bricht er fürchterlich in die schwedischen Scharen des rechten Flügels, die, ermattet vom Siege, dieser Flut von Feinden endlich unterliegen, und schnell benutzt Wollenstem den günstigen Augenblick, das Treffen zu erneuern. Die dichtgeschlossenen schwedischen Bataillone werden unter einem mörderischen Gefecht durch Generalleutnant Piccolomini und Graf Terczka über die Gräben zurückgetrieben. Wallknstein selbst sah man mitten unter dem feindlichen Kugelregen mit kühner Seele feine Truppen durchreiten, dem Notleidenden nahe mit Hilfe, dem Tapferen mit Beifall, dem Verzagten mit seinem strafenden Blicke. Um und neben ihm stürzten seine Völker entseelt dahin, und sein Mantel wurde von vielen Kugeln *) Bernhard durchritt die schwedischen Reihen: „Ihr Schweden, ihr ginnen und ihr Deutschen, euer und unser Verfechter der Freiheit ist tot. Für euch ist das Leben fein Leben mehr, wenn ich seinen Tod nicht rächen soll. Wohlan denn! Greift unverzagt den Feind an. und wer beweisen will, daß er den König lieb gehabt, der tue es jetzt!"

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 175

1906 - Langensalza : Gressler
175 entschieden. Vier- bis fünftausend Böhmen lagen auf dem Schlachtfelde tot oder verwundet, etwa tausend waren im Flusse ertrunken, und die Geretteten stürzten in wilder Flucht auf die Tore von Prag zu (1620). Friedrich saß gerade bei der Tafel, als die Schlacht anfing. Da das Schießen immer heftiger wurde, zeigte er sich zu Pferde und ritt auf den Wall, von wo er aber schon mit Schrecken die verwirrte Flucht der ©einigen wahrnahm. Tie Prager baten ihn flehentlich, sie doch jetzt nickt 511 verlassen, sie hätten noch Lente genug, die Stadt zu verteidigen. Aber der schwache König hatte dafür feine Ohren. Wie betäubt setzte er sich am andern Morgen mit Frau und Kindern in einen Wagen, nahm den Grafen Thurn mit und fuhr nach Breslau. ..Ich weiß nun, wer ich bin", sagte er, als er in den Wagen steigen wollte. „Es gibt Tugenden, welche wir nur im Unglück lernen können, und nur in Widerwärtigkeiten erfahren wir Fürsten, wer wir find." Nach der Pfalz blieb Friedrich keine Zuflucht mehr übrig; denn die Spanier waren von den Niederlanden aus den Rhein hinaufgezogen und hatten ihm sein Land weggenommen, und so floh er denn von Breslau weiter über Berlin nach Holland. Nie hat der unglückliche Mann sein Land wieder erhalten. Ta er nur etwa ein Jahr lang König gewesen war. legte ihm das Volk den Spottnamen ..Winterkönig" bei. Wie ging es aber nun den Böhmen? — Am Tage nach der Schlacht öffnete Prag seine Tore, und die hier anwesenden Stände unterwarfen sich der Gnade des Kaisers. Voll Angst warteten sie auf die Entschließung desselben: aber drei Monate vergingen rnhig, und schon hofften sie, sie würden mit der bloßen Angst wegkommen, als plötzlich an einem Tag 48 der vornehmsten Teilnehmer festgenommen wurden. Auf dem Platze vor dem Rathause der Altstadt wurde ein Blutgerüst aufgefchagen. 27 der Verhafteten, aus den edelsten Familien und in hohen Würden, wurden zum Tode verurteilt. Einige wurden enthauptet, andere gevierteilt; dem Rektor der Universität, Jessenins, der die evangelische Lehre in ergreifender Rede verkündigt, wurde vorher die Zunge ausgeschnitten, einem andern die Hand abgehauen, ein dritter wurde, bevor man

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 181

1906 - Langensalza : Gressler
181 Zuerst ging Wollenstem (1626) gegen den Grasen Mansfeld, der bei Dessau über die Elbbrücke gehen wollte. Hier erwartete er den Grafen hinter schnell ausgeworfenen Schanzen und schlug ihn. da er stürmte, mit großem Verluste zurück. Er verfolgte ihn dann durch Schlesien bis nach Ungarn, wohin Mansfeld flüchtete, um sich mit Bethlen Gabor, dem Großfürsten von Siebenbürgen, zu vereinigen. Wirklich gelang es ihm auch zu entkommen; aber vergebens suchte er Bethlen Gabor zu einem neuen Feldzuge zu überreden. Er verlangte vor allen Dingen Geld; Mansfeld hatte aber nichts zu bieten als hungrige Soldaten. So wurde der kühne Plan Mansfelds nicht ausgeführt, er mußte sein Heergerät verkaufen und seine alten Kriegskameraden entlassen. Noch war seine .Kraft ungebrochen; er wollte nach Venedig und von da nach Holland reisen. Aber ehe er noch Venedig erreichte, wnrde er durch den Tod aus seinen Entwürfen herausgerissen. Als ihm der Arzt sagte, daß er nur noch wenige Stunden zu leben habe, ließ er sich seinen Waffenrock anlegen und den Degen umgürten; dann erwartete er, gestützt auf die Schultern zweier Offiziere, den Tod. So starb der eiserne Mann im 46. Jahre seines Lebens (1626). Wenige Monate vorher war auch sein kühner Waffengefährte Christian von Braunfchweig in noch jugendlichem Alter verschieden. Während Wallenstein den Grasen Mansfeld verfolgte, war auch der General Stillt) nicht müßig. Er traf das Heer Christians Iv. bei Lutter am Barenberge und zwang ihn zur Schlacht. König Christian wurde vollständig geschlagen und mußte sich nach Schleswig zurückziehen. Als jetzt Wallenstein zurückkehrte, verfolgte er ihn auch dorthin. In kurzer Zeit hatte er Schleswig und Jütland mit feinen Soldaten überschwemmt, und Christian mußte stob fein, daß er ihm nicht nach seinen Inseln folgen konnte. Hätt6 Wallenstein nur Schiffe gehabt! So blickte er ihm nur wütend nach und soll vor Zorn gar glühende Kugeln ins Meer haben feuern lassen. Daß alles geschah durch ihn allein, während der alte Tilly in einem Winkel von Deutschland ihm zusehen mußte. Und wie fürchterlich hausten die Wallensteiner! Wohin sie kamen, gingen Städte und Dörfer in Rauch auf, nachdem sie ausgeplündert

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1906 - Langensalza : Gressler
Stelle alles dasjenige, was Stargarb entrichten soll, zahlen zu lassen, und sollten sich die Stargarder auch bis aufs Hemde ausziehen müssen." Ähnliche Klagen ergingen auch von anderen Fürsten, und alle baten, das; der übermütige Wollenstem abgesetzt werde. Diesen vereinigten Klagen und Bitten konnte der menschlich sühlenbe Kaiser nicht widerstehen, so sehr auch Wallensteins Freunde ant Hose ihn zu entschuldigen suchten. Aber er fürchtete sich vor Wallenslein. Endlich unterschrieb er mit schwerem Herzen das Absetzungsdekret. Nun war die Frage, ob Wallenstein auch gehorchen würde. Wenn er sich weigerte, womit wollte ihn der Kaiser zwingen? Zwei alte Freunbe Wallensteins (Graf Werbenberg und Freiherr Cuestenberg) würden an ihn abgeschickt, ihn vorzubereiten. Er empfing sie freunblich und sagte ihnen, er wisse schon, warum sie kämen; beim sein Vetter hätte ihn schon von allein unterrichtet. Dann las er ihnen eine astrologische Schrift vor. „Ihr Herren", sagte er, „hieraus könnt ihr sehen, daß ich euren Auftrag gewußt habe. Dem Kaiser lege ich keine Schulb bei; aber es tut mir wehe, daß Jhro Majestät sich meiner so wenig angenommen haben. Ich will aber Gehorsam leisten." — Wie froh waren die Abgeorbneten, wie froh der Kaiser, wie froh enblich alle Fürsten! — Dann ging Wauensteiit auf seine Güter und wählte besonbers Gitschin zu seiner Resibenz. Aus den Sternen glaubte er zu lesen, daß er noch zu etwas Höherem bestimmt wäre. Nun machte man weniger Umstänbe mit ihm und nahm ihm auch noch Mecklenburg wieber ab. 23. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Au Wallensteins Stelle erhielt der alte Tilly wieber den Oberbefehl über die Truppen der Liga und des Kaisers; benn schon staub ein neuer Feind auf, Gustav Aböls, König von Schweden. Die Nachricht bavon erhielt der .Kaiser noch in Regensburg. „Da haben wir halt a Feinbel mehr", sagte er zu Tilly. Dieser aber hatte richtigere Begriffe von dem Schwebenkönige, und als bic kaiserlichen Höflinge biesen einen Schneekönig nannten, der botb

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 367

1906 - Langensalza : Gressler
367 beschwert, widmete er dennoch hier manche Stunde den geistigen Erholungen und den Wissenschaften. Zeine Abneigung gegen die deutschen Gelehrten ist bekannt: aber der berühmte Professor Gell ert, den er damals zu sich rufe» ließ, erhielt seinen Beisall. Friedrich nannte ihn „den vernünftigsten aller deutschen Gelehrten". Das Jahr 1761 eröffnete die traurigsten Aussichten für den König von Preußen. Seine besten Soldaten waren tot oder gefangen ; die großen Verluste wieder zu ersetzen, war unmöglich; die Engländer weigerten sich, ihn fernerhin mit Geld zu unterstützen, und alle seine Staaten waren gänzlich erschöpft. Das arme Sachsen mußte also herhalten und die Not die Härte entschuldigen, mit welcher man seine letzten Kräfte auspreßte. Friedrich wandte sich diesmal nach Schlesien, und hier stellten sich ihm gleich so zahlreiche russische und österreichische Heere entgegen, daß er es für eine Tollheit hielt, eine Schlacht gegen sie zu wagen. Er bezog daher ein Lager bei Bunzelwitz, eine Meile von Schweidnitz, und befestigte cs so, daß die überlegenen Feinde ihn nicht anzugreifen wagten. Am Tage ließ er das Heer ruhen und schlafen: aber ieden Abend wurden die Zelte abgebrochen und die Soldaten in Schlachtordnung gestellt, als wenn der Feind im Anmarsch wäre. Erst mit der Morgendämmerung gingen alle wieder auseinander. Diese Einförmigkeit machte die Soldaten mißmutig, mehr aber als sie alle war es der König. Ihm schienen die Aussichten in die Zukunft die trübsten zu 'ein. Was für ein Ende sollte das alles noch nehmen? Sein Heer wurde von ^ahr zu Jahr schwächer, seine Feinde dagegen zahlreicher. L ft saß er sorgenvoll in seinem Zelte oder suchte auch wohl Trost bei feinem freunde Zieten, der die Hoffnung, daß alles noch einen guten Ausgang haben werde, nie ausgab. Als Zieten einst dies wieder fest behauptete, fragte Friedrich schmerzlich lächelnd, ob er ihm endlich einen Bundesgenossen verschafft habe. „Nein", antwortete der General, „nur den bisherigen da oben, der verläßt uns gewiß nicht." — „Ach", sagte der König, „der tut keine Wunder mehr." — „Deren brauchts auch nicht", erwiderte Zieten gläubig, „er streitet dennoch für uns und läßt uns nicht sinken". Hier im Lager von Bunzelwitz lag Friedrich bis in den Sep-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 214

1906 - Langensalza : Gressler
214 macht hatte. Er wurde vor kein Gericht, keinen Anklägern gegenüber gestellt und seinen Feinden die Wahl gelassen, ihn entweder an einen sicheren Ort zu bringen, oder ihn zu ermorden. Natürlich zogen sie das letztere vor. Tabei wurde jenes Patent heimlich erlassen, so daß Wallenstein nicht einmal Gelegenheit hatte, sich zu rechtfertigen. Tas Schändlichste dabei war, daß der Kaiser noch volle drei Wochen nach jener Achtserklärung mit Wallenstein im freundlichsten Briefwechsel blieb, ihn seinen lieben Oheim nannte, ihm Beweise von Vertrauen gab, ihn noch immer als Oberfeldherr» betrachtete und ihm versicherte, daß er ihm mit kaiserlicher Huld gewogen beibe. So reichte also der Kaiser den; Feldherrn die eine Hand mit der Versicherung seiner Gunst, während er mit der andern deu Mördern den Tolch übergab, den lästigen Schuldner zum Schweigen zu bringen. Wallenstein ahnte anfangs von der gegen ihn gemachten Verschwörung nichts: er schenkte seinem Verräter Piccolomini noch immer sein Vertrauen, und da er selbst krank lag, so führte Terzka deu Briefwechsel mit Gallas, der sich auch nicht merken ließ, daß er bereits an seiner Stelle zum Ober-seldherru ernannt war. Dagegen zog dieser heimlich die dem Feld-Herrn feindlichen Generale in die Verschwörung, verschwieg aber das kaiserliche Patent noch den übrigen Offizieren. Nur seinen Vertranten teilte er es mit und befahl ihnen, keinen Befehl mehr von Wallenstein anzunehmen. Indessen war es nicht möglich gewesen, die Sache so geheim zu halten, daß der Herzog nicht endlich von der gegen ihn gesponnenen Verschwörung etwas erfahren hätte. Er setzte darauf, noch tu Pilsen, gemeinschaftlich mit den hier aufs neue versammelten Obersten eine feierliche Erklärung auf. „daß es keinem von ihnen in deu Sinn gekommen fei, wider des Kaisers Majestät das Geringste zu gedenken, noch irgend eine Machination anzustellen, sie hätten sich dadurch bloß verbindlich machen wollen, Feldherr und Oberste, treu und redlich bis aus den letzten Blutstropfen beieinander zu halten und sich nicht trennen zu lassen." Zugleich befahl Wallenstein den Obersten, mir seine, Jllos und Terzkas Befehle zu befolgen. Aber jetzt kam jede Maßregel zu spät; der Stab war bereits

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 216

1906 - Langensalza : Gressler
216 andern, den der Kaiser bestimmen werde, zu übergeben. Aber Piccolomini fing beide unterwegs auf und setzte sie fest, so daß der Kaiser nichts von der Angst seines verfolgten Feldherrn erfuhr. ?lls nun Wallenstein sah, daß alle seine Nahe wie die eines -Verpesteten flohen und nur wenige Kompanien Reiter bei ihm aushielten, hielt er sich in Pilsen nicht mehr sicher und zog sich mit den wenigen Getreuen nach Eg er. um der sächsischen und fränkischen Grenze nahe zu sein, von wo er noch immer Beistand in der höchiteu Not hoffte. Auch rechnete er ganz auf die Treue des Kommandanten von Eger, des Obersten G o r d o n , eines Schott-länders, den er erst vor kurzem zum Obersten erhoben hatte. Um Wallenstein waren außer Jllo, Terzka und Kinsky auch der Rittmeister Neu mann, der bei ihm die Dienste eines Sekretärs versah, und Oberst Buttler, der 200 Reiter befehligte. Dieser hatte sich für reichen Lohn erboten, den Herzog lebendig oder tot zu überliefern. Am 24. Februar, nachmittags 4 Uhr kani Wallenstein in Eger an. Er war krank und wurde in einer Sänste von zwei Pferden getragen. Wohl mochte er nicht ahnen, daß er nicht wieder herauskommen würde. Er nahm sein Quartier in der Amtswohung des Bürgermeisters auf dem Markte; Terzka und Kinsky mit ihren grauen wohnten in dem Eckhause daneben. Buttler ließ die Hälfte feiner Dragoner draußen vor der Stadt, die andern nahm er mit hinein. ©ordern und der unter diesem stehende Oberstwachlineister Lesley (sprich leßli) hatte anfangs gegen Wollenste in nichts Böses im Sinne; denn als sie nebst Buttler ihm nach seiner Ankunft ihre Aufwartung mochten und er ihnen ohne Rückhalt mitteile, zu welchem äußersten Schritte es mit ihm gekommen sei, onwortete Lesley, er sei bereit, wenn der Herzog ihn seines dem Kaiser geleisteten Eides entbinden könnte, mit seinen Landsleuten bei ihm, dem sie so viele gute Tage verdankten, treu auszuhalten. Aber auf dem Heimwege nahm der heimtückische Buttler sie auf die Seile und zeigte ihnen die kaiserlichen Befehle vor. Diese änderten ihre Gesinnungen sogleich. Anfangs waren sie der Meinung, die Geäch-
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