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1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 16

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 16 — zwei Jünglinge ans Argos, Kleobis und Biton, die sich durch Körperstärke auszeichneten und einst bei Gelegenheit eines Festes, bei welchem ihre Mutter als Priesterin das Opfer darbringen mußte, dieselbe selbst zum Tempel fuhren, weil die Stunde des Opfers da war und die Zugthiere ausblieben. Da habe die Mutter, sagte er, die Göttin angefleht, ihren Söhnen das Beste zu geben, was den Menschen zu Theil werden könnte; hierauf seien sie nach eingenommenem Opfermahl eingeschlafen und nimmermehr erwacht. Ungnädig entließ Cröfns den Solon, weil er sein Glück für gar nichts achtete, erfuhr in der Folge aber durch herbe Schicksalsschläge, wie Solon Recht gehabt hatte. Als dieser nach zehn Jahren in seine Heimath zurückkehrte, fand er den Staat von neuen Verwirrungen zerrissen; er zog sich daher als hochbejahrter Mann von den Staatsgeschäften zurück. Er mußte es noch erleben, daß ein talentvoller und schlauer Mann, Pisistrams mit Namen, diese Verwirrungen und Parteiungen benutzend sich zum Herrn, oder, wie man es damals nannte, zum Tyrannen*) von Athen auswarf. Derselbe ließ indeß Solons Verfassung bestehen und regierte überhaupt mit Freundlichkeit und Milde, und Athen genoß unter ihm die lang entbehrte Ruhe und gelangte zu großem Wohlstand. Solon soll sich in seinen letzten Lebensjahren nach der Insel Cypern begeben haben und dort gestorben sein. §. 10. Oolykrates, Tyrann von Samos. (530 v. Chr.) In den ältesten Zeiten herrschten in allen griechischen Staaten Könige, wie wir das schon in der Geschichte des trojanischen Krieges gesehen haben. In den Jahrhunderten, die demselben folgten, wurde aber in den meisten Staaten die Königswürde abgeschasst; nur in Sparta erhielt sich dieselbe. An die Stelle der Könige traten nun die vornehmen Geschlechter, die aus ihrer Mitte Leute wählten, welche unter verschiedenen Namen mit der Leitung des Staates betraut wurden. Aber allmählich gelangten die übrigen Bürger zum größeren Wohlstand, bekamen somit Selbstgefühl und begehrten, an der Regierung Theil zu nehmen. Darüber geriethen sie mit dem Adel in Streit und das führte oft zu blutigen Kämpfen. In solchen Zeiten trat denn nicht selten ein einzelner Bürger aus, der durch geschickte Benutzung der Verhältnisse, ohne gesetzlich dazu berechtigt *) S. über dieses Wort den folg. S-

2. Leitfaden bei dem Unterrichte in der Geschichte des Preußischen Staates - S. 62

1876 - Leipzig : Bädeker
62 Friedrich Wilhelm Iv. Die Verfassung. §. 15. Entwicklung durch Vereinigung der acht Provinziallandtage zu einem „vereinigten Landtage" (bestehend aus: a) der Herren-Curie, b) der Curie der drei Stände: Ritterschaft, Städte und Landgemeinden) mit dem Rechte der Bewilligung neuer Staats-Anleihen in Friedenszeiten, so wie der Zustimmung zur Einführung neuer oder der Erhöhung bestehender Steuern. Erst die Rückwirkung der Februar-Revolution in Paris (1848) führte die Berufung einer Nationalversammlung zur Vereinbarung der Verfassung des preußischen Staates herbei. Diese Versammlung ward jedoch in Folge wiederholter Tumulte in der Hauptstadt erst aus dieser (nach Brandenburg) verlegt, dann aufgelöst und vom Könige selbst eine neue Verfassung gegeben und (nach ihrer Revision 1850) beschworen. Zufolge der revidirten Verfassung übt der König die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem allgemeinen Landtage, welcher in das Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten zerfällt. Das Herrenhaus besteht lseit seiner Umgestaltung 1852) außer den großjährigen königlichen Prinzen theils aus erblichen, theils aus vom Könige auf Lebenszeit ernannten, theils aus gewählten Mitgliedern. Das Haus der Abgeordneten besteht aus indirekt gewählten Mitgliedern, indem die (wenigstens 24 Jahre alten) Urwähler „Wahlmänner" ernennen, und diese die Abgeordneten wählen. Die Urwähler werden nach Maßgabe der von ihnen zu entrichtenden Staatssteuern in 3 Abtheilungen getheilt. Eine gleichzeitig in Frankfurt zusammengetretene „verfassunggebende Versammlung" von Abgeordneten aus ganz Deutschland beschäftigte sich unter heftigen Parteikämpfen mit der Berathung der deutschen Reichsverfassung; die auf Grund derselben dem Könige Friedrich Wilhelm Iv. angebotene erbliche Kaiserwürde in Deutschland wurde von diesem abgelehnt und die Versammlung durch Abberufung der Abgeordneten Seitens der Regierungen aufgelöst. Ein angeblich zum Zwecke der Durchführung der beschlossenen Reichsverfassung in Sachsen, in der Pfalz und Baden ausgebrochener Aufstand, zum Theil republikanischen Charakters, ward von preußischen Truppen fettn Rhein unter Anführung des Prinzen Wilhelm von Preußen) unterdrückt. Eine fernere Erweiterung des Staatsgebietes erfolgte durch die Vereinigung der beidenfürftenthümerhohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen mit Prenßen (1849) und durch die Erwerbung eines kleinen Gebietes am Jahdebufen zur Anlage eines Kriegshafens (1853). Dagegen wurde das Souveraiuetätsrecht über (das 1848 abgefallene) Neuenburg und Valeudis aufgegeben (1857). Die Ruhe nach Außen hin wurde nur durch einen kurzen, in seinem Endresultate erfolglosen Krieg gegen Dänemark (1848

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 80

1906 - Langensalza : Gressler
80 beigebracht hatte; dann aber ergriff er die neue, ober vielmehr die altchristliche Lehre mit der ganzen Kraft inniger Überzeugung. Er legte nun seine Pfarrstelle nieber und ergriff das Stubium der Rechte. Aber so große Fortschritte er auch barin machte, weil er alles mit Verstaub und Eifer anfing, so zog ihn boch balb der Gebanke, die aus der Bibel geschöpften Wahrheiten des Evangeliums unter den Menschen zu verbreiten, noch mehr an. Er vrebigte und fanb großen Beifall. Das trieb ihn noch mehr an, seinen Entschluß auszuführen, und nun trat er ganz zu der Lehre Zwinglis über, die in Frankreich schon viele Verehrer gefunben hatte. Ta aber der König von Frankreich, Franz I., die Evangelischen verfolgte, so sah sich auch Calvin genötigt, das Reich zu verlassen. Er toanbte sich nach Basel, und als er auf feiner Reife in Gens bewogen würde zu prebigen, fanb er so ungeheuren Beifall, daß man ihn nicht mehr wegließ und er eine Prebigerstelle annehmen mußte. Mit der größten Tätigkeit nahm er sich nun hier seiner Kirche an; aber seine Herrschsucht und Rechthaberei zog ihm viele Feinde zu, so daß noch keine zwei Jahre vergangen waren, als der Magistrat ihn schon aus der Stadt wies. Kaum hörte man baöon in Straßburg, als man den nun schon berühmten Mann als Professor und Prebiger berief. Hier heiratete er and), blieb aber nur brei Jahre ba: benn in Genf hatte sich inbeffen die Stimmung geänbert. Seine Freuitbe im Magistrat hatten die Oberhaub gewonnen und baten ihn nun zurückzukehren. Das tat er auch, und er würde mit Entzücken empfangen. Sein Ansehen war durch den Wechsel so gestiegen, daß man sich nun allen feinen Vorschriften unterwarf. Er führte eine strenge Kirchenzucht ein, zwang alle, welche unsittlich lebten, zu einer Kirchenbuße und ließ sich durch kein Geschrei bagegen irre machen. Auch ist babei nicht zu leugnen, daß er ein sehr rechtschaffener, arbeitsamer und uneigennütziger Mann war. Obgleich er nur 50 Taler Gehalt nebst einigen Nebeneinkünften hatte, so wollte er boch burchauz keine Zulage annehmen und würde ernsthaft böse, als seine Freunbe barauf bestehen wollten. So brav nun auch biefer Sinn Calvins war und so viele

5. Die alte Geschichte - S. 272

1899 - Langensalza : Gressler
272 45. Antonius, Oktavia und Rlropatra. Antonius und l ftntiion sahen bald ein, daß ihnen Lepidus weder nützlich noch gefährlich war, und verfuhren daher mit ihm ohne Umstände. Sie gaben ihm bloß einen Teil der Nordküste von Afrika; sie selbst aber teilten sich in das übrige und zwar so. daß Oktavian Italien und den ganzen Westen und Antonius die östlichen Länder erhielt. Dahin begab sich nun Antonius, und da es dort nicht viel zu thun gab. so überließ er sich ganz der Schwelgerei. Er war ein Mann von vorzüglichen Talenten, die er aber nur in Zeiten der Gefahr anwandte. Als er in Kleinasien eins Land gestiegen war, eilten die kleinen Könige herbei, ihm in tiefster Demut ihre Aufwartung zu machen. Antonius nahm die Huldigung zwar gnädig aus, erklärte ihnen aber gleich zum Willkommen, daß das Laud in einem Jahre die zehnjährigen Abgaben bezahlen müßte. Als sie versicherten, daß dies unmöglich sei und um Erlassung baten, war er anfangs unerbittlich: endlich aber gab er nach und bewilligte, daß sie in zwei Jahren einen neunjährigen Tribut zahlen sollten. Uw Geschäfte bekümmerte er sich gar nicht. Seine Residenz nahm er in Tarsus. Hierhin beschied er auch Kleopatra, die Königin von Ägypten, eine Schwester des jungen Ptolemäus, der Pomvejns hatte morden lassen. Diese Frau war von reizender Schönheit, unwiderstehlicher Anmut und lebhaftem Geiste; aber sie hat durch ihr böses Herz viel Unheil gestiftet und sich selbst dadurch zu Grunde gerichtet. Daß sie im hohen Grade verstand, sich, wenn sie wollte, bei andern einzuschmeicheln, hatte sie schon bei Cäsar gezeigt. Als er in Ägypten war, hatte sie gerade einen Krieg mit ihrem Bruder und fürchtete, Cäsar möchte diesem das Land zusprechen. Sie hätte gern selbst mit ihm geredet, weil sie wußte, daß er sich ihrer dann schon annehmen würde; aber zum Unglücke war er in Alexandria, welches von ihren Feinden besetzt war. Sie schlich sich daher bis in die Nähe der Stadt; dann ließ sie sich in einen großen Teppich wickeln und von einem vertrauten Diener mitten durch die Stadt bis in Cäsars Zimmer tragen. Wie erstaunte dieser, als man die Decke

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 39

1859 - Essen : Bädeker
39 Angelegenheiten — der Minister der auswärtigen Angele- genheiten — der Finanzminister — der Kriegsminister — der Minister für Handel, Gewerbe, Ackerbau und öffentliche Arbeiten — und der Justiz min ist er. Unter den Ministern stehen für die Provinzen die Oberpräsidenten — unter diesen für die Re- gierungsbezirke die Regierungen — und unter den Regierungen für die Kreise die Landräthe. Es giebt im Staate 7 Minister, 8 Oberprä- sidenten, 26 Regierungen und für die 327 Kreise des Staates eben so viele Landräthe. Leicht ist nun einzusehen, daß die Verwaltung des Staates sehr viel Geld kostet. Zur Bestreitung dieser Kosten und somit zur Erhaltung der Ordnung, des Rechtes, des Gesetzes, kurz zur Beförderung der allgemeinen Wohlfahrt ist jeder Staatsbürger verpflichtet, nach seinem Vermögen Abgaben oder Steuern an den Staat zu entrichten. Diese Steuern heißen Staats steuern und sind entweder 1. Grundsteuern, die vom Grund und Boden, oder 2. Klassen- und Einkommensteuern, welche vom Vermögen oder Einkommen, oder 3. Gewerbesteuern, die von den einzelnen Gewerben erhoben werden. Jeder brave Staatsbürger zahlt gerne die ihn treffenden Steuern und ist auch sonst überall bereit, für die Wohlfahrt des ganzen Staates , nach Kräften mitzuwirken. Denn der Staat ist nächst der Familie und Gemeinde die große Gesellschaft, in welcher Gott unsern Vätern ihren Wirkungskreis angewiesen hat, in welcher sie mit ihren Fa- milien Schutz stnden für ihr Leben, ihre Ehre und ihre Habe — er ist das Land, in welchem wir geboren sind, unsere Kindheit verleben und für unsern dereinstigen Lebensberuf in so vielen nützlichen Dingen unterrichtet werden: er ist unser Vaterland. Wie sollten wir unser Vaterland nicht durch die That lieben? — Jeder aber, der sein Vaterland und seinen Fürsten liebt, besitzt Vaterlandsliebe oder mit einem fremden Worte Patriotismus — ist ein Patriot. Der preußische Staat ist ein Theil von Deutschland, und fast sämmtliche Bewohner reden die deutsche Sprache. Darum ist Preußen ein deutscher Staat, und seine Bewohner sind Deutsche. Aus wie viel Provinzen besteht der preussische Staat? — Wie heissen sie? — In welcher Provinz wohnen wir? — In welchem Regierungsbezirk? — In welchem Kreise? — In welcher Gemeinde? — Wie liegen die übrigen Provinzen von unserer heimathlichen Provinz? — Welche grenzen an unsere Provinz und welche nicht? — Gieb die Provinzendes östlichen — dann des westlichen Theiles an! — Gieb die Grösse und Einwohnerzahl des Staates an! — Wie heissen die bedeutendsten Gebirge des Staates? — Wo? — Wie heisst das höchste Gebirge? — Gebet jetzt an, was ihr vom Thier-, Pflanzen- und Mineralreich im Staate wisst! — An welche See grenzt der Staat? — Wo? — Welche Provinzen haben viele Laridseen? — Wie heissen die Haupt- flüsse des Staates? — In welcher Richtung und durch welche Provinzen Liessen sie? — Nennt die Eisenbahnen in Preussen und gebt an, welche Provinzen sie mit einander verbinden und welche Hauptstädte sie berühren! — Wie heissen die Hauptstände der Bewohner des Staates? — Wofür sorgt der Nährstand? — der Lehrstand? — der Wehrstand? — Jeder soll jetzt angeben, zu welchem Stande sein Yater gehört! — Wie heisst unser

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 49

1859 - Essen : Bädeker
49 schönen Bauwerken, Sammlungen von Gemälden, Bildersammlungen und andern Kunstwerken übertrifft München alle übrigen Hauptstädte Deutschlands. Auch hat München eine bedeutende Universität und die größte Bibliothek in Deutschland, die aus 800,000 Bänden besteht. Für den Fremden ist also vielehssi dort zu sehen. Daß so viel Bier in München und überhaupt in Baiern getrun- ken wird, mag ihm vielleicht auffallend erscheinen; er wird dabei aber bedenken, daß eben dadurch der weit. schädlichere Branntwein, die Pest so . vieler Orte, verdrängt wird. Die Brauereien in Mün- chen und in ganz Baiern gehören zu den großartigsten Gewerben; sie fördern den Ackerbau, und die Ausfuhr der baierischen Biere ist nicht unbedeutend. Die Stadt Regensburg an der Donau war einst bedeutender als jetzt, hat aber immer noch Reste ihrer vormaligen Größe. Dahin gehört die vortreffliche steinerne Brücke -über die Donau, die einzige ganz gemauerte, welche über diesen Strom führt. Auf fünfzehn Bogen ruhend, trotzt sie nun bereits 700 Jahre der Strömung, dem Eis- gänge und anderen Unfällen. In Regensburg residirt der Fürst von Thurn und Taxis, dessen Vorfahren die Posteinrichtung zuerst in Ausführung gebracht und zum Danke dafür das Recht erhalten haben, in den deutschen Staaten die Posten auf ihre eigene Rechnung verwalten zu lassen; einige Staaten jedoch, obenan natürlich Preußen und Österreich, haben dieses Recht durch Entschädigung abgelöst. Von Rcgensburg erblickt man auf einem, mit einer Ruine versehenen Hügel ein großartiges neues Gebäude, Walhalla genannt. Dies hat der vorige König von Baiern zum Gedächtniß der verstorbenen großen Männer Deutschlands erbaut, deren Bildsäulen entweder darin auf- gestellt werden, oder deren Namen, in Marmor gegraben, mit Gold- glanz strahlen. Augsburg am Lech war in früheren Zeiten eine der wichtigsten Handelsstädte in Süddeutschland. Jetzt ist Augsburg zwar immer noch gewerbsam, aber an die frühere Bedeutung der Stadt reicht das jetzige Leben nicht. Eine der merkwürdigsten Erinnerungen an Augs- burgs vormaligen Reichthum ist die eine Straße mit 50 Häusern, worin arme Bürger gegen den geringen Miethzins von jährlich 2 Gul- den ein anständiges Unterkommen finden. Diese Stiftung ist von zwei Grafen von Fugger gemacht, die von dem armen Leinweber Johannes Fugger abstammten, der 1370 nach Augsburg zog und Leinwand- handel zu treiben anfing. Seine Nachkommen erweiterten durch seltenen Fleiß, große Geschicklichkeit und Redlichkeit ihre Handelsgeschäfte so sehr, daß sie sich unermeßliche Reichthümer und ausgebreiteten Ruhm erwarben. Auch im Frankenlande, an dem Maine und dessen Nebenflüffen liegen noch bedeutende Städte: Würzburg, Bamberg und Nürnberg. In Rheinbaiern ist Speier die Hauptstadt. Haesters' Lesebuch für Oberkl. Kathol. Ausgabe. 4

8. Teil 1 - S. 224

1895 - Essen : Bädeker
22-1 Die freien Stunden, welche ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er der Musik und wissenschaftlichen Thätigkeit. Auch als Schriftsteller erwarb er sich Ruhm. Er bediente sich aber der französischen Sprache, denn seine Erziehung war eine französische gewesen. Dazu kam, daß die deutsche Sprache und Dichtung zu seiner Zeit noch nicht so ausgebildet waren wie die französische und daher den großen Geist nicht mächtig genug anzogen. Während der Mahlzeit unterhielt er sich am liebsten mit den gebildetsten seiner Offiziere und mit berühmten Gelehrten, die er gern zu seiner Tischgesellschaft wählte. Da war er in witzigeil, sinnreichen Reden unerschöpflich. Jedes Jahr bereiste er die Provinzen, um die Truppen zu nmstern und zugleich nach allem in der bürgerlichen Verwaltung zusehen; hohe und niedere Beanlte mußten da Rechenschaft über ihre Thätigkeit ablegen, und damit auch die Zeit, welche der König auf der Landstraße zubrachte, nicht unbenutzt bleibe, mußten die Landräte und Amtleute neben seinem Wagen herreiten und ihm von den: Zlistande der Kreise und Ortschaften erzählen. Auch Kaufleute sah er gern, nur sich bei ihnen nach den Gewerbsverhältnissen und dem Gange der Geschäfte zu erkundigen. Mit Bauern und geringen Leuten redete er freuildlich und treuherzig. Alle Stände hatten sich seiner Hülfe und unermüdeten Fürsorge zu erfreuen. Nach dein 7 jährigen Kriege war seine erste Sorge darauf gerichtet, die Wunden zu heilen, welche der Kainpf seinem Lande geschlagen hatte. Das Getreide, welches er schon für beit nächsten Feldzug hatte ankaufen lassen, verteilte er als Saatkorn unter die verarmten Landleute, und die Pferde, welche für das Geschütz und Gepäck bestimmt waren, gab er für den Ackerbau her. Aus seinen eigenen Ersparilissen baute er die niedergebrannten Ort- schaften wieder auf, ließ er notleidenden Gegenden Unterstützungen zufließen. Denn für sich selbst brauchte der König sehr wenig; seine Lebensweise und Kleidung waren sehr einfach. „Ich bin arm", pflegte er zu sagen, „aber der Staat ist reich; mein Schatz gehört nicht mir, sondern dem Staate." So half er mit freigebiger Hand und unermüdlicher Fürsorge dem gesunkenen Wohlstände seines Landes wieder auf. Ja, er erhob durch Herbeiziehung von Ansiedlern, die ganze Strecken wüstliegenden Bodens urbar machten, durch Unterstützung der Gewerbthätigkeit und des Handels, durch Förderung der Rechtspflege und der Volksbildung sein Land zu einer Blüte, wie es sie vorher nie gekannt hatte. Von großer Bedeutung für das Schicksal Preußens war, daß der Geist treuer Pflichterfüllung, der Ordnung, Pünktlichkeit und Sparsanckeit allmählich auch auf das Volk überging. Wie der König, so dachten auch die Beamten immer an ihren Dienst; er war ihre Ehre, ihr Stolz. Da saßen vor den Thoren z. B. die Zoll - Einnehmer, alte Soldaten des Königs, die seine Schlachten gewonnen hatten und im Pnlverdampfe ergraut waren; sie rauchten aus ihrer Holzpfeife, erhielten sehr geringes Gehalt, konnten sich gar nichts zu gute thun, aber sie waren vom frühen Morgen bis zum späten Abend zur Stelle, thaten ihre Pflicht, kurz und pünktlich, wie alle Soldaten pflegen. Da war in jeder Kreisstadt ein Einnehmer der Steuern; er hauste in einer kleinen Dienststube und sammelte in einer großen Schüssel die Grundsteuern, welche die Schulzen allmonatlich in seine Stube trugen. Viele Tausende von Thalern wurden auf langer Liste verzeichnet und bis auf den letzten Pfennig in die großen Hauptkassen abgeliefert. Gering war die Besoldung eines solchen Mannes; er saß, nahm ein und packte in Beutel, bis sein Haar weiß wurde

9. Teil 1 - S. 374

1895 - Essen : Bädeker
374 Aufgaben. 1. Wilhelm St., Lehrling beg Karl M., giebt seinen Eltern Nachricht über seine Lage. Er dankt seinem Vater, daß er ihn in eine so gute Lehre gebracht hat. Der Meister und seine Frau behandeln ihn sehr freundlich; im Hause herrscht ein schönes Zusammen- leben. Die Kost läßt nichts zu wünschen übrig; die Schlafstube entspricht bescheidenen Ansprüchen. Der Meister schenkt den Lehrlingen große Aufmerksamkeit und giebt sich viele Mühe, dieselben auf alles aufmerksam zu machen, was zum tüchtigen Verständnis des Gewerbes beiträgt. Außerdem hält er viel aus das Sprichwort: „Morgenstunde hat Gold im Munde", weil sich die Wahrheit desselben auch in feinem eigenen Leben erprobt; daher müssen alle Glieder der Familie und des Geschäfts morgens bald an der Arbeit sein, dafür schließt aber auch dieselbe in nicht zu später Abendstunde. Am Sonntag darf nicht gearbeitet werden. Der Lehrherr sieht sehr auf den regel- mäßigen Besuch der Fortbildungsschule und des sonntäglichen Gottesdienstes, wofür ihm der Lehrling von Herzen dankbar ist. Die jungen Leute müssen sich nach Schluß der Lehrzeit an den freiwilligen Lehrlings- Prüfungen beteiligen. Im nächsten Brief wird der Lehrling etwas über seinen jetzigen Wohnort und dessen liebliche Umgebung schreiben. — Nochmals innigen Dank und ein herzliches Lebewohl. 2. Ph. meldet seinen Eltern eine überstandene Krankheit. — Lange nicht geschrieben — wohl Unruhe gehabt — war mir nickt möglich — sieben Wochen krank — fürchtete, nicht mehr aufzukommen — wollte darum keine Nachricht geben lassen, weil zu weit entfernt — jetzt auf der Besserung — werde bald völlig wiederhergestellt sein — Meister väterlich gesorgt — gute Pflege verschafft — meine Ersparnisse an Arzt und Apotheker ausgegeben — einige Mark notwendig — recht dankbar sein — Auslagen wieder ersetzen. (Angabe der Adresse). 3. «schreiben an einen Arzt. Der Vater ist mit dem Pferde gestürzt. Keine gefährliche Verletzung, aber viel Blut verloren. Bitte an den Arzt, gleich mit dem Boten zu kommen. 4. Heinrich schreibt dem Großvater: Seine Eltern hätten vernommen, daß er mit der Saat nicht fertig werden könne, weil ihm ein Pferd krank geworden sei. Der Vater habe bereits alle Felder bestellt und wolle den Knecht mit einem Pferde zur Aushülfe schicken, wenn der Großvater es wünsche. Bitte um Antwort. d. Bittschreiben. Lieber Karl! Sei doch so gut und schicke mir durch den Überbringer dieser Zeilen auf einige Tage Dein'reißzeug. Ich habe eine Arbeit anzufertigen, zu der ich ein Reißzeug notwendig brauche. Am Sonntag erhältst Du es zurück. Im voraus besten Dank. Zu Gegendiensten findest Du immer bereit Ort und Tag. Deinen Illeinrick. Sehr geehrter Meister N! Zu voriger Woche war ich bei Ihnen, um Sie zu bitten, mich als Lehr- ling in Ihr Geschäft aufzunehmen. Auf Ihre Forderung, 150 Mark Lehrgeld zu zahlen, können meine Eltern aber leider nicht eingehen, da sie arm siild. Ich möchte Sie deshalb ebenso freundlichst als ergebenst bitten, diese Be- dingung fallen zil lassen. Sehr gern will ich dafür ein Jahr länger bei Ihnen in der Lehre bleiben. Zugleich verspreche ich Ihnen, durch Fleiß, Treue, Pünktlichkeit und gute Aufführung mir Ihre Zufriedenheit zu erwerbeil und zu erhalten. In der Hoffnung, daß Sie meine Bitte gewähren und mich und meine Eltern durch baldig/ und günstige Nachricht erfreuen, verbleibe ich mit Hochachtung Ihr ergebener Ort und Tag. N N.

10. Teil 1 - S. 406

1895 - Essen : Bädeker
406 periodisch - regelmäßig, von Zeit zu Zeit wiederkehrend, perpendikulär - senkrecht. Perspektiv - Fernglas. Petition - Bittschrift. Phänomen - Naturerscheinung, außerordent- licher Vorfall. Phantasie - Einbildungskraft, Wahngebiide. Physik - Naturlehre. Physiognomie - Gesichtsbildung, Gesichts- ausdruck. Piedestal - Fußgestell, Säulenfuß, planieren - ebnen. Plantage - Anpflanzung. Plastik - bildende Kunst, Bildhauerkunst, plombieren - verbleien, mit Bleistempel versehen. Pomade - Haar-, Lippensalbe, populär - volkstümlich. Poren - Zwischenräume. Portal - Haupteingang, Einfahrtsthor. Portier - Pförtner. Portemonnaie - Geldbeutel, Börse. Portion - Anteil. Portrait - Bildnis. Posamentier - Bortenwirker, Bortenhändler. Position - Stellung, Lage. Positur - Haltung. Potentat - Machthaber, positiv - bestimmt, ausgemacht, bejahend. Postament - Fußgestcll, Unterbau, postnumerando - nachzuzahlen, praktisch - ausübend, zweckdienlich. Prämie - Belohnung, Vergütung, pränumerando - vorauszuzahlen, präparieren - vorbereiten, zurichten. Präsident i . Vorsitzender, Leiter. Präses ! Prinzipal - Oberhaupt, Geschäftsherr. Prinzip, Princip - Grundsatz, privat - außeramtlich, eigen. Privilegium - Vorrecht, pro - für. p. a., d. h. pro anno - für das Jahr. Produktion - Erzeugung, produzieren - herstellen, hervorbringen. Profession - Beruf, Gewerbe. Profil - Querschnitt, Seitenumriß. Profit - Gewinn. progressiv - fortschreitend, sich steigernd. Projekt - Entwurf, Riß. proklamieren - ausrufen, verkündigen. Proportion - Ebenmaß, Verhältnismäßigkeit. Proposition - Vorschlag, Anerbieten. Prospekt - Ansicht, Ankündigungsschreiben. Protektion - Gönnerschaft, Schutz. Protest - Einspruch, Vorbehalt. Protokoll - Verhandlungsurkunde. Provision - Vorrat, Vergütung. Proviant - Vorrat, Lebensmittel, provisorisch - einstweilig. Prozeß - Rechtshandel, Entwickelungsgang. Publikum - Öffentlichkeit, Zuschauer, Zuhörer, pyramidal - spitzkantig, spitz zulaufend. H. Quader - kantiger Baustein. Quadrat - Viereck, qualifizieren - befähigen. Qualität - Beschaffenheit, Güte. Quantität t _ M Quantum I Quarantäne - Beobachtungssperre, -zeit. Quart - Viertel. Quartal - Vierteljahr. Quartier - Stadtviertel, Unterkommen, quittieren - den Empfang bescheinigen. R. Rabatt - Abzug, Preisnachlaß, radikal - gründlich, umstürzend, raffinieren - verfeinern, läutern, rangieren - ordnen, einordnen, rapportieren - berichten. Rasse - Art, Gattung, Stamm. Rate - Anteil, Teilbetrag. Ration - Tagesfutter, Mundteil. Reaktionär - rückwärts streben, rückschrittlich, realisieren - durchführen, verwirklichen. Rebell - Aufrührer, recensieren - beurteilen. Recherche - Untersuchung, Nachforschung. Redacteur - Herausgeber, Schriftleiter, redigieren - herausgeben, druckfertig machen.. Reduktion - Zurückführung, Herabdrückung, reell - zuverlässig, rechtschaffen, referieren - berichten, vortragen. Referendar, Referent - Berichterstatter, reflektieren - zurückstrahlen, sein Augenmerk richten. Reform - Um-, Neugestaltung, registrieren - eintragen. Reglement - Vorschrift, Verordnung, regulieren - ordnen, festsetzen, rekapitulieren - wiederholen, nochmals auf- zählen. reklamieren - zurückfordern, beanspruchen.
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