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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 196

1906 - Langensalza : Gressler
196 die sich dorthin gerettet und seit drei Tagen nichts gegessen hätten. Er schenkte ihnen das Leben und befahl, daß man Brot unter sie austeile. Dann begab er sich selbst in diese Kirche und ließ das Tedeum singen. An den Kaiser schrieb er: „Seit dem Untergange von Troja und von Jerusalem ist kein ähnlicher Sieg erfochten worden.*) *) Wir hoben noch einige Erzählungen von solchen Einwohnern übrig, die sich gerettet hoben. Die kürzeste davon mög hier stehen: „Als unser Schullehrer am 20. Moi morgens seinen Unterricht geendigt hatte und mit seinen Schülern, zu denen ich gehörte, betete, entstand ein Geschrei in der Straße. die Statu sei erobert. Flintenschüsse bestätigten die Wahrheit dieser Aussage, noch mehr das Sturmgeläute. Sogleich ließ uns der Lehrer ous-einondergehen. Er empfahl uns dem Schutze Gottes und sagte, daß wir unwahrscheinlich erst im Himmel wiedersehen würden. In einem Augenblicke mochten wir uns alle davon, der eine hierhin, der andere dorthin. Ich erreichte den breiten Weg (die Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führt! und sah der Stadtwage gegenüber, neben der Hauptwoche, einen Haufen Soldaten, den Säbel in der Hand. 4,'eben ihnen lagen viele andere Soldaten auf der Erde tot ausgestreckt. Dieser Anblick mochte mich schaudern. Ich lief aus ollen Kräften und schlug die Pelikanstraße ein, in der Hoffnung, dos Haus meines Vaters erreichen zu können. Aber kaum batte ich in dieser Absicht einige Schritte getan, als ich micb mitten unter einem andern Haufen Soldaten befand, die eben einen Menschen niederstießen, den ich sich in feinem Blute wälzen sah. Dieser Anblick erschütterte mich mit solcher Gewalt, daß ich nicht weiter laufen konnte. Ich flüchtete mich indessen in ein Haus, dem Wirtshouse zum Pelikan gegenüber. Hier stieß ich auf einen alten Mann, der mtr sagte: „Liebes Kind, was suchst du hier? Rette dich lieber, ehe du den Soldaten in die Hände fällst." Ich wollte eben seinem Rote folgert, aber dazu hatte ich feine Zeit mehr; denn ein Häufe Kroaten drang in dos Haus ein, als ich es eben verlassen wollte. Sie schwangen den Säbel über dem alten Monn und forderten olles, was er habe. Ungesäumt öffnete ihnen dieser einen Kosten voll Gold, Silber und Kleinodien. Sie fielen darüber her, steckten ein, so viel in ihre Toschen ging, dos übrige taten sie in einen Korb. Dann schossen sie den alten Mann nieder. Ich schlich mich geschwind fort und suchte mich hinter einige alte Kisten zu verstecken. Indem ich so überall herumkroch, erblickte ich eine sehr schöne junge Dame, die mich dringend bat fortzugehen, um sie nicht zu verraten. Ich gehorchte ihr; ehe ich aber noch wußte, wohin ich mich wenden sollte, hielten mich die Kroaten fest und einer von ihnen schrie: „Halt, du Hundejunge! da

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 389

1906 - Langensalza : Gressler
389 und überreichte ihr eine Karte, auf der sie -auf der einen Seite mit der Krone auf dem Haupte, auf der andern aber mit einem Nonnenschleier abgebildet war, uni) dabei Rad und Galgen für ihre Anhänger. Er drang in sie, ja nicht länger zu säumen, das erstere zu wählen, weil sonst das letztere unfehlbar ihr Los sein würde. Sie willigte endlich ein und begab sich des Nachts mit ihm und dem Kammerjunker Woronzow in die Kaserne der Gardegrenadiere. Hier brachte sie einen Teil der Soldaten gleich auf ihre Seite und ließ dann durch Woronzow und L'estocq mit Hilfe der Soldaten den Prinzen und die Prinzessin von Braunschweig nebst dein kleinen 11 4 jährigen Kaiser Iwan im Winterpalaste verhaften. Auch Münnich, Ostermann und andere hohe Staatsbeamte wurden gefangen gesetzt. Am andern Morgen beschicd sie den Senat und die höchsten Beamten zu sich, teilte ihnen das in der Nacht Geschehene mit und wurde von ihnen anerkannt. Das Volk vernahm das Ereignis mit stiller Trauer, und erst nach und nach fand es sich in die Veränderung. Elisabeth (1741—62) eilte, alle jene Gefangene zu verurteilen, obgleich sie kein anderes Verbrechen begangen hatten, als der Prinzessin Anna treu gedient zu haben. Münnich wurde zur Vierteilung, Ostermann zum Rabe, noch andere zur Enthauptung verurteilt: doch wurde allen das Leben geschenkt. Oftermann erfuhr dies erst, als er schon das Haupt auf deu Block gelegt hatte. Alle wurden nach Sibirien geschickt, Münnich begegnete aus der Reise dahin in der Vorstadt von Kasan dem aus Sibirien zurückgerufenen Biron; sie starrten sich an. ohne zu grüßen, und fuhren still aneinander vorüber. Münnich mußte dasselbe Häuschen beziehen, welches für Biron nach feiner Zeichnung gebaut worden war. Welch sonderbarer Glückswechsel! - Ter arme kleine Iwan, der, unwissend, was mit ihm geschah, in das Hurra der Garden, welche in der Nacht seiner -ihronentsetzung vor dem Winterpalaste die neue Kaiserin hoch leben ließen, durch kindisches Geschrei eingestimmt hatte, wurde seinen Eltern entrissen und in der Schlüsselburg eingesperrt, wo er genau bewacht wurde; der wachthabende Offizier hatte den Befehl, ihn augenblicklich zu durchbohren, wenn ein Versuch zu seiner Befreiung

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 142

1906 - Langensalza : Gressler
142 er nicht eingeftnnb, nuf die Folter gebracht. Nie erfuhr er, wer fein Ankläger war. So war also niemanb sicher; des Morgens wußte feiner, ob er noch am Abenb unter den ©einigen fein würde. Sobald sich ein schlechter Mensch fanb, der sich an ihm rächen ober ihn um sein Vermögen bringen wollte, so gab er ihn an, bies ober jenes gegen die römische Lehre gesagt, ober ein evangelisches Lieb gesungen, ober eine Versammlung der Evangelischen besucht zu haben, und sogleich war es um seine Freiheit geschehen. Wer einmal in den Schlunb der Inquisition fiel, kam nicht wieber heraus. Entweber mußte er im Gefängnisse als ein lebenbig Begrabener seine noch übrigen Lebensjahre vertrauern, ober er würde nn den Tagen der großen Verbrennung mit den übrigen Schlachtopseru zum Scheiterhaufen geführt. Mit feierlichem Pompe zog der traurige 3u9 durch die Gassen nach dem Richtplatze. Eine rote Blutfnhne wehte voran, alle Glocken würden geläutet. Voran zogen die Priester im Meßgewanbe und sangen ein heiliges Lieb. Ihnen folgte der verurteilte Sünber, in ein gelbes Gewanb gefleibet, auf welches schwarze Teufelsgestalten gemalt waren. Aus dem Kopse trug er eine Mütze von Papier, die in eine Menschenfigur enbigte, um welche Fenerflatnmen schlugen und scheußliche Dämonen flogen. Weggekehrt von dem ewig Verbammten würde das Bilb des Gekreuzigten getragen; benn für ihn galt die Erlösung nicht mehr. So wie sein sterblicher Leib den irbifchen Flammen, so gehörte seine unsterbliche Seele den Flammen der Hölle. Im Munbe trug er einen Knebel, bamit er Weber seinen Schmerz durch Klagen linbern und das Mitleib der Umstehenben durch Erzählung seines Unglücks wecken, noch die Geheimnisse seines Prozesses ausschwatzen konnte. Hinter ihm brein gingen die Geistlichen im festlichen Ornate, die Obrigkeit und der Abel. Die Väter, die ihn gerichtet hatten, beschlossen den traurigen Zug. Man glaubte eine Leiche zu sehen, die zu Grabe geleitet würde; aber es war ein lebenbiger Mensch, an besten langsamen Dualen das Volk sich ergötzen sollte. Solche Hinrichtungen würden gewöhnlich bis zu hohen Feiertagen aufgespart und dann viele zugleich vollstreckt. - - Diese Inquisition, wie sie schon in Spanten und Portugnl im besten Gange war,

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 143

1906 - Langensalza : Gressler
143 wurde nun auch nach den Niederlanden verpflanzt, und dadurch wurden alle Bande des Vertrauens aufgelöst. Keiner durfte nun noch dem andern trauen; überall fürchtete man einen Lauscher, und diese Furcht erschreckte jeden Blick des Auges und unterdrückte jedes Wort auf der Zunge. Die freisinnigen Niederländer hätten dies scheußliche Gericht gleich aus dem Lande gejagt, wenn nicht Philipp das ganze Land mit spanischen Soldaten belegt hätte, die jeden Laut des Mißvergnügens niederdrückten. Als Philipp die Niederlande verließ, setzte er seine 37jährige Halbschwester Margareta von Parma zur (Statthaltern ein. Sie war eine männliche Frau; ihr Gang. ihre Lebensart, selbst ihre Vergnügungen — sie war eine leidenschaftliche Jägerin — waren männlich. Doch sahen die Niederländer sie nicht ungern, weil sie dort geboren war, und hatte sie gleich den römischen Glauben, so war sie doch nicht grausam. Desto mehr gehaßt wurde ihr Ratgeber, der Kardinal und Erzbischof von Mecheln Gran -vella, ein eifriger Diener König Philipps, der nur daran dachte, feinen Herrn in den Niederlanden recht mächtig zu machen. Er behandelte die niederländischen Großen mit empörender Verachtung, und diese dagegen schwuren, sich an ihm zu rächen. So wuchs immer mehr die Unzufriedenheit, und ihr Ausbruch wurde nur noch durch die spanischen Soldaten zurückgehalten. Inzwischen wurde die Inquisition durch Granvella verschärft, und überall sah man Calvinisten — denn der reformierte Glaube hatte in den Niederlanden mehr Eingang gefunden als der lutherische — die zum Tode geführt wurden. Aber die Heldengröße, mit der sie für ihren Glauben starben, erwarb diesem immer neue Bekenner und aus einem Märtyrer lebten gewiß zehn Gläubige auf. Überall, auf den Landstraßen. auf Schiffen, von Wagen herab sah man die reformierten Prediger -heben an das Volk halten, und wollte die Inquisition sich ihrer bemächtigen, so beschützte das Volk ihre geliebten Lehrer, trug sie auf den Schultern in die Kirche und verjagte die Wache mit Steinen. Viele Opfer, die schon auf dem Wege nach dem Nichtplatze waren, wurden vom Pöbel befreit.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 307

1906 - Langensalza : Gressler
307 schon Ende November; die Soldaten litten sehr von der Kälte; daher betrieb er die Belagerung mit vielem Eifer und sah täglich der Arbeit in den Laufgräben zu. Am 11. Dezember, einem Sonntage, wohnte er noch nach seiner Gewohnheit des Vor- und Nachmittags dem Gottesdienste bei. Am Abend ging er in Begleitung des Ingenieurs Megret und des Adjutanten Sickert, zweier Franzosen, nach den Laufgräben, stützte sich mit beiden Armen aus die Brustwehr und sah dem Feuern aus der Festung ruhig zu. Die beiden Offiziere, die nicht weit davon standen, wunderten sich endlich, daß der König so lange blieb, und glaubten schon, er sei eingeschlafen. Endlich gingen sie hin und fanden ihn tot. Eine Kugel war ihm mitten durch den Kopf gegangen. Man hat behauptet, jene beiden Franzosen hätten ihn ermordet, und es ist wahr, daß Sickert vier Jahre daraus im Wahnsinne sich den Mörder des Königs nannte. Aber man glaubt ja doch sonst den Aussagen eines Wahnsinnigen nicht, und der Verdacht ist keineswegs erwiesen. Daß seine Soldaten ihn aufrichtig betrauerten und mit zahllosen Tränen ihn zu Grabe trugen, braucht nicht erst gesagt zu werden. Er war erst 36 Jahre alt. Karl hatte großen Verstand, einen Akut, der an Verwegenheit grenzte, und einen so festen, eisernen Willen, daß vor ihm alle Hindernisse schwanden. Seine Haupttugendeu waren Wohlwollen und Redlichkeit. Aber weil er gegen sich selbst streng war, so ließ er auch in seinen Forderungen an andere nichts nach. Fand er Hindernisse und Schwierigkeiten, so verdoppelten sich seine Kräfte. Um überwunden zu werden, ließ er sich eher brechen als beugen. Dieser Eigensinn war sein Unglück. Er hatte ihn schon in seiner Jugend gezeigt. Pserde zu bändigen und Bären zu jagen, war seine Hauptlust; einmal zwang er sein Pserd, mit ihm über einen Holzhaufen zu klettern. Sonst war er ein sehr achtungswerter Mensch, voll Gottesfurcht, frommer Ergebung, frohen und unerschütterlichen Mutes, strenger Gerechtigkeit und durchaus unbefleckten Wandels vor Gott und den Menschen. Auch hatte er ein angenehmes Äußere. Er war groß und schlank gewachsen, von gerader Haltung, bräunlicher Gesichtsfarbe, und feine blauen Augen strahlten 20*

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 98

1906 - Langensalza : Gressler
sich und ihr den Kampf zu ersparen und sie lieber jenseits zu erwarten, da nur wenige Angenblicke zwischen ihrer Wiedervereinigung lägen. Als er zum Tode geführt wurde, winkte sie ihm aus dem Fenster ihres Gefängnisses das letzte Lebewohl zu, sah bald darauf den in ein weißes Tuch gehüllten Leichnam vorübertragen und freute sich, zu hören, daß er standhaft und seinem Glauben treu gestorben sei. Der Leutnant des Towers bat sie um ein Andenken. Sie gab ihm ihre Schreibtafel, in welche sie eben noch einige Denksprüche über die Nichtigkeit alles Irdischen und über das gerechte Gericht, welches die Unschuld jenseits erwarten dürfe, geschrieben hatte Da man besorgte, die Öffentlichkeit ihrer Hinrichtung möchte Unruhen erregen, hatte man befohlen, das Blutgerüst innerhalb des Towers zu errichten. Der katholische Geistliche begleitete sie ohne ihren Willen. Ihr Gebetbuch in der Hand, achtete sie wenig auf seine Zuspräche. Doch dankte sie ihm noch zuletzt sehr freundlich für seine teilnehmende Güte. Dann hielt sie eine kurze Rede an die Umstehenden, klagte sieb an, daß sie schwach genug gewesen sei, die Krone anzunehmen, obgleich ihr Herz sich nie danach gesehnt habe, und demütigte sich vor Gvtr, der sie durch Leiden von der Liebe zum Irdischen habe losreißen wollen. ..Ich bin nicht ganz frei gewesen", sprach sie, „von Eitelkeit und Wohlgefallen an vergänglicher Lust. Aber ich habe durch mein Unglück Zeit bekommen, meine Fehler zu bereuen und meinen Frieden mit Gott zu machen. Übrigens nehme ich Sie, Mylords und die übrigen hier Versammelten zu Zeugen, daß ich als eine evangelische Christin sterbe und allen Verdiensten vor Gott durch meine Werfe entsage, ba ich wohl weiß, wie viel au ihnen fehlt, um nicht allein auf seine Gnabe und auf das Verbienst Jesu zu rechnen." Daranf nahm sie selbst Halstuch und Haubschuhe ab und ließ sich von ihren treuen Dienerinnen das Oberkleid ausziehen. Dem knieend um Verzeihung bittenden Scharfrichter antwortete sie freunblich und bat ihn nur, schnell mit ihr zu enben. Als man ihr das Tuch zum Verbinben der Augen reichte und sie den Block erblickte, fragte sie: „Wirb mich der Hieb treffen, ehe ich mich baranf gelegt habe?" Da man ihr das Gegenteil versicherte, verbanb sie sich schnell

7. Die alte Geschichte - S. 70

1899 - Langensalza : Gressler
70 gewachsenen Sohn, Telemachos; aber was vermochte der eine gegen so viele? Auch war er noch ein zarter Jüngling. Mit verbissenem Unmute sah er die zügellose Wirtschaft mit an; aber er mußte wohl schweigen; denn mehr als einmal hatten sie ihm schon gedroht, ihn umzubringen, und nur die Furcht vor dem Volke hielt sie zurück. So sah es im Hanse des Odysseus aus, als er auf der ^nsel landete. Um die Freier unerkannt desto besser überraschen zu können, verwandelte ihn Minerva in einen alten, schmutzigen Bettler mit kahler Glatze, vielen Runzeln, triefigen Augen und schlotternden Gliedern, der in Lumpen gehüllt war und einen garstigen und schmutzigen Rauzen auf dem Rücken trug. In dieser kläglichen Gestalt kam er zuerst an die Wohnung seines Schweinehirten Eumäos, einem alten, verständigen Manne, den wir nicht mit unsern Schweinetreibern vergleichen dürfen. Er war von königlichem Geblüt (denn Herden zu hüten war für die Vornehmsten keine Schande) und ein recht inniger Freund des Hauses seines Herrn. Mit tiefem Verdruß sah er, wie ihm die Freier ein fettes Schwein nach dem andern verzehrten, und sehnte sich gar sehr nach der Rückkunft seines Herrn. Zu diesem Manne kam Odysseus in Bettlergestalt, wurde freundlich aufgenommen, mit Gastfreundschaft bewirtet und alsbald befragt, ob er nichts von Odysseus unterwegs gesehen habe. „Nein," meinte der Bettler, „aber ich habe gehört, daß er noch lebe und auf dem Wege nach Jthaka sei." — Das wollte ihm aber der edle Sauhirt nicht glauben. Am folgenden Tage kam auch Tele mach zu Eumäos. Der sprang ihm freudig entgegen und umarmte ihn mit vielen Küssen. Telemach war nämlich eben erst von einer gefahrvollen Reise zurückgekehrt, die er zu Nestor und Mertelaos nach dem Peloponnes unternommen hatte, um zu fragen, ob sie nichts von Odyssens wüßten. Aber sie konnten ihm keine Nachricht geben, außer daß Menelaos eine Weissagung mitteilte, die er einst gehört hatte, daß Odysseus nach zehnjährigem Umherirren endlich glücklich heimkehren würde. Mit dieser Nachricht war er fröhlich nach Jthaka zurückgeeilt; aber die Freier hatten ihm aufgelauert, um ihn zu ermorden; zum Glück hatte Athene ihn gewarnt und an einer andern Seite landen lassen. Ehe er nach Hanse

8. Die alte Geschichte - S. 130

1899 - Langensalza : Gressler
130 das Odeon, wo musikalische Wettstreite abgehalten wurden. Aber sein herrlichstes Werk in Athen war der Parthenon und die Bildsäule der Athene, die er umschloß. In Athen war nämlich auf einem Berge die sogenannte Burg, dieselbe, wo Kekrops sich zuerst aubaute. Tiese wurde nun so verschönert, daß selbst die Rninen jetzt noch die Bewunderung jedes Reisenden auf sich ziehen. Eine hohe Treppe von weißem Marmor, breiter als unsere breitesten Straßen, führte vou der Stadt aus hinauf. Welch ein Anblick, wenn man in die Straße einlenkte, die dahin führte, und plötzlich vor dem erstaunten Auge die ungeheuere, glänzende Treppe sich erhob! War man oben angelangt und wandte man den Blick rückwärts, so lag zu den Füßen die große Stadt mit ihrem unendlichen Gewimmel. Etwas weiter sah man die drei Häfen mit einem Walde von Mastbäumen und endlich das Meer mit den berühmten Inseln Salamis und Ägina, dahinter in äußerster Ferne die Berge des Peloponnes. Dann trat man ein in ein großes, marmornes Säulenthor mit süns Durchgängen, an welches rechts und links große Flügelgebäude stießen. Das links war ein Tempel der Siegesgöttin; rechts aber war eine lange, weite Säulenhalle, alles aus großen, weißen Marmorquadern. Hier hingen in langen Reihen Gemälde, die großen Thaten der Athener vorstellend; dort sah man die Zerstörung Trojas, des Theseus Großthaten, die Schlacht bei Marathon, in welcher die Helden der Athener nach dem Leben dargestellt waren, und viele andere. Hier gingen gern die athenischen Jünglinge umher, und der Anblick der thaten der Borsahreu munterte sie zu ähnlichen Krastanstrengungen auf. War man hiermit fertig, so kam man durch das erwähnte fünffache Thor, die Propyläen, auf einen großen Platz, auf dem vor allem der berühmte Parthenon, des Phidias Meisterstück, hervorragte. Dies war ein Tempel der Athene, aus weißem Marmor, in länglich viereckiger Gestalt gebaut. Inwendig stand die herrliche Bildsänle der Göttin, auch durch des Phidias Kunst aus Gold und Elfenbein hergestellt. Alles an ihr war mit der feinsten Kunst ausgearbeitet, aus ihrem Schilde z. B. eine Schlacht dargestellt, in welcher er auch sein und des Perifies Bild verewigt hatte. Sie war mit einem äußerst

9. Die alte Geschichte - S. 153

1899 - Langensalza : Gressler
153 nicht auf zu pfeifen und zu zischen. Demosthenes stand da wie vernichtet; er hätte in die Erde sinken mögen. Er hüllte fein Gesicht in den Mantel und lief nach Hause. Da warf er sich voll bittern Unmuts in den Sessel. Noch saß er da, als ihn ein Freund, ein berühmter Schauspieler, besuchte. Demosthenes beklagte sich bitter über sein Unglück. ..Das Volk," rief er, „weiß nicht, was es will. Mich verlacht es mit meiner fleißig ausgearbeiteten Rede, während es Schwätzern und ungeschickten Menschen mit Aufmerksamkeit zuhört." — „Höre," erwiderte der Schauspieler, ..ich will dir wohl sagen, worau es liegt. Sei nur einmal so gut, mir irgend eine Stelle zu deklamieren." Demosthenes that es und glaubte seine Sache recht schön gemacht zu haben. Aber wie erstaunte er, als nun jener dieselbe Stelle auch hersagte, aber mit einem Ausdrucke der Stimme und mit einer so lebhaften und treffenden Gestikulation, daß Demosthenes eine ganz andere Stelle zu hören glaubte. Nun merkte er erst, woran es ihm fehle. Er hatte eine schwache Stimme und einen kurzen Atem, konnte das R nicht aussprechen und hatte endlich zum Überfluß noch die Gewohnheit, fast bei jedem Komma mit der einen Schulter zu zucken; kein Wunder also, daß er Sachen erregte. Nun fing er geschwind neue Übungen an. Bald ging er an den Meeresjtraud und suchte hier die tobende Brandung zu überschreien; bald legte er sich kleine Steine auf die Zunge und bemühte sich, trotz dieses Hindernisses deutlich zu sprechen; bald sagte er, einen steilen Berg hinaufsteigend, laut lange Reden her. Nachdem er so eine stärkere Stimme, einen längeren Atem und eine deutlichere Aussprache bekommen hatte, mietete er eine Wohnung unter der Erde, schloß sich ein und schnitt sich, damit er ja nicht Sust bekommen sollte auszugehen, auf der einen Seite des Kopfes die Haare ganz kurz ab. Nun stellte er sich vor den Spiegel, sagte lange Reden her und übte sich in der Bewegung der Arme, und wenn er müde war, setzte er neue Reden auf. Um sich das Zucken abzugewöhnen, hängte er ein bloßes Schwert an der Decke auf und stellte sich darunter, so daß die Spitze seine Schulter berührte und

10. Die alte Geschichte - S. 131

1899 - Langensalza : Gressler
131 kostbaren Kleide aus dem feinsten Golde bekleidet, welches an- und abgenommen werden konnte. Sie stand noch mehrere Jahrhunderte, ist aber endlich, ebenso wie die andern Werke des Phidias. man weiß nicht ob durch die Barbarei der Römer oder eines andern Volkes, geraubt oder durch Erdbeben verschüttet worden. Der Parthenon selbst steht noch. — Eine andere, noch weit höhere Bildsäule der Athene stand ans demselben Felsen, auf dessen höchster Spitze. Ihr langer Speer, ihr mächtiger Helm und alle Formen an ihr waren so ungeheuer groß, daß man sie schon fünf Meilen weit erkannte; ein Wahrzeichen für Athen. Aber nicht allein Perikles, Phidias und die andern Meister hatten den feinen Sinn für die Kunst. Das ganze athenische Volk nahm lebhaften Anteil daran und unterstützte dadurch die Bemühungen jener. Als Phidias die Anfertigung der Bildsäule der Athene für den Parthenon übernahm, wollte er anfangs sie aus weißem Marmor bilden; „denn," sagte er, „da kostet sie euch nicht soviel wie von Gold und Elfenbein." — „Nein, nein," rief gleich das ganze Volk, „mache sie nur ans den kostbarsten Stoffen!" — Ein andermal legte Perikles die Rechnungen für die großen Bauten dem Volke vor; aber dieses murrte über die großen Ausgaben und verlangte, daß manches unterbleiben solle. „Nein," rief Perikles, „das geht nicht an! Was angefangen ist, muß auch vollendet werden; aber wenn das alles euch zu kostbar ist, so werde ich es aus meinem Vermögen vollenden; doch, das sage ich euch, dann lasse ich auch über jedes dieser Gebäude meinen Namen setzen." — „Nicht doch," rief wieder das ganze Volk, „laß nur bauen; wir wollen es schon bezahlen!" — Auch darin erscheint Perikles merkwürdig, daß er sich in mancher Beziehung über den Aberglauben jener Zeit wegsetzte. Einst schiffte er sich ein, um gegen die Feinde einen Zug zu unternehmen, als — eine Sonnenfinsternis einfiel. Das hielt man für ein sehr schlimmes Zeichen, und der Steuermann war in sichtlicher Bestürzung. Nur Perikles stand ruhig da. Er nahm seinen Mantel, warf ihn über den Kopf des Schiffers und fragte ihn: „Siehst du jetzt etwas?" — „Nein!" — „Hältst du das für ein böses Zeichen?" — „Keineswegs!" — „Nun also, und doch 9*
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