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1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 97

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 97 — Stande mit dem Zusatz, daß er für einen Feind des Vaterlandes angesehen werden würde, wenn er nicht gehorche. Die Volks-tribnnen flohen verkleidet aus Rom und begaben sich in Cäsars Lager, wo die Soldaten sogleich erklärten, sie würden den ihrem Feldherrn angethanen Schimpf und die Beleidigung der Tribunen rächen. Diese (Stimmung seines Heeres benutzend eilte Cäsar zum Rubico, der Grenze seiner Provinz in Oberitalien und Umbriens (an der Ostküste), stand hier eine Zeit lang überlegend, ob er den entscheidenden Schritt thun sollte, und rief dann endlich: „So sei es denn, der Würfel sei geworfen!" Mit diesen Worten setzte er über den Fluß und die Soldaten folgten ihm; das war der Beginn des Bürgerkrieges. Pompejus hatte nichts gethan, um den Angriff des Cäsar abzuwehren; er mochte wohl nicht geglaubt haben, daß dieser so weit gehen würde, und lebte noch in dem stolzen Selbstvertrauen, er brauche nur mit dem Fuße auf die Erde zu stampfen, um Legionen hervorwachfen zu lassen. Als er nun den Cäsar in Eilmärschen herankommen sah, floh er mit seinen Anhängern nach Bruudufium (Brindisi). Cäsar, der in fechszig Tagen sich des ganzen Italiens bemächtigt hatte, folgte ihm dorthin nach und begann, ihn einzuschließen, als es dem Pompejus gelang, die Blockade zu durchbrechen und nach Dyrrachium (Durazzo) an der gegenüberliegenden Küste zu entwischen. Cäsar ging nun nach Rom, bemächtigte sich des Staatsschatzes und eilte dann nach Spanien, wo er das sieben Legionen starke Herr des Pompejus zwang, sich ihm zu ergeben. Er wollte, wie er sagte, erst das Heer ohne Feldherrn und dann den Feldherrn ohne Heer besiegen. Dann kehrte er nach Rom zurück, wurde hier zum Dictator ernannt, vertauschte diese Würde indeß schon nach einigen Tagen mit dem Cousulat und begab sich nun nach Griechenland, wo Pompejus ein bedeutendes Heer gesammelt hatte. Lange lagen sie sich bei Dyrrachium gegenüber, ohne daß etwas Entscheidendes geschah, da Cäsar noch nicht seine ganze Macht zusammen hatte, und seine Truppen, die noch in Italien standen, an der Ueber-fahrt verhindert wurden. Da bestieg er einst selbst in einer stürmischen Nacht ein Boot, und als der Steuermann erklärte, die Fahrt sei unmöglich, und umkehren wollte, rief er ihm das berühmte Wort zu: „Fürchte dich nicht, denn du fährst Cäsar und sein Glück." 7

2. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 38

1873 - Elberfeld : Bädeker
- 38 — Handelte es sich um die Loskaufung eines gefangenen Bürgers oder um die Ausstattung einer Tochter eines armen Freundes, so hielt er eine Versammlung seiner Bekannten und bestimmte dort, wie viel Geld ein jeder nach Maßgabe seines Vermögens geben sollte. Einst kam ein Abgesandter des Königs von Persien zu ihm, um ihrt durch eine große Summe Geldes zu bestimmen, dem Könige einen Gefallen Zn thun. Diesem sagte er: „Wenn der König das will, was den Thebancrn nützlich ist, so bin ich bereit, es umsonst zu thun; wenn aber das Gegentheil, so hat er nicht Gold und Silber genug; denn ich will nicht die Schätze des ganzen Erdkreises annehmen für die Liebe zum Vaterlande." Zugleich befahl er ihm, sobald als möglich Theben zu verlassen, damit nicht Andere durch ihn bestochen würden. Seine Thätigkeit erstreckte sich namentlich darauf, den Einfluß der Spartaner im Peloponnes zu schwächen; die Bewohner der in der Mitte dieses Landes belegenen Provinz, Arkadien, strebten damals danach, sich zu einem Bunde zu vereinigen und von Sparta's Einfluß unabhängig zu machen. Um das zu erreichen, wandten sie sich nach Theben. Ein großes Heer der Thebaner erschien unter Pelopidas und Epaminondas im Peloponnes; dasselbe rückte sogar in Lakonien ein und drang bis in die Nähe der Hauptstadt, die seit fünfhundert Jahren keinen Feind in ihrem Gebiete gesehen hatte. Epaminondas schwächte Sparta's Einfluß noch dadurch, daß er den Messentern ihre Freiheit wiedergab und die Arkadi er veranlaßte, eine gemeinsame Bundesstadt, Megalopolis, zu bauen. Noch einigemal zog er nach dem Peloponnes, indem er immer ^ denselben Zweck im Auge behielt. Auf seinem vierten Zuge 362 v. Chr. versuchte er noch einmal eine Ueberrumpelung Sparta's und war schon bis ans den Markt gedrungen, als Agesilaus, der in Arkadien lagerte, plötzlich erschien und der Stadt zur Hilse kam; dadurch wurde Epaminondas gezwungen, sich zurückzuziehen. Dieser wandte sich nun gegen die arkadische Stadt Mautinea, die es mit den Spartanern hielt; dorthin folgte ihm Agesilaus nach, und so kam es im Jahre 362 zur blutigsten Schlacht des ganzen Krieges. Von beiden Seiten wurde muthig gekämpft, aber auch diesmal trugen die Thebaner durch die Kriegskunst des Epaminondas, der abermals die schiefe Schlachtordnung in Anwendung brachte, den Sieg davon. Die Feinde waren bereits auf allen Punkte« am Weichen, als Epa-

3. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 57

1872 - Elberfeld : Bädeker
Am Mittwoch vor Martinstag, den 7. Nov. 1307, traten die drei Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold Melchthal, jeder von zehn Männern begleitet, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Ufer des Vierwaldstüdter See's, zusammen. Hier stifteten sie einen Bund und schwuren mit ausgestreckten Händen, daß sie alle nach einem gemeinsamen Plan handeln, keiner nach eigenem Gutdünken etwas unternehmen, keiner den andern verlassen wolle: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. Das Volk fing an, kecker sein Haupt zu erheben; das reizte Geßler's Uebermnth; um den Gehorsam des Volkes zu prüfen, ließ er auf dem Markte zu Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkündigen. Jeder, der vorbeigehe, sollte diesem Hute dieselbe Ehre erweisen, wie dem Herzoge selbst. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, mit seinem Knaben vorüberging, ohne dem Hute seine Ehrfurcht zu erweisen, wurde er von den Wächtern ergriffen. Geßler, der zufällig herzukam, befahl dem Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem Sohn einen Apfel vom Haupte zu schießen; dann solle er ohne Strafe davonkommen, wenn er diesen Meisterschuß gethan habe. Tell bat um Gotteswillen, ihn nicht zu einer so unnatürlichen That zu zwingen; Geßler blieb unerbittlich; da schoß Tell und traf den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. Vorher hatte er aber noch einen Pfeil in fein Koller gesteckt, und als ihn Geßler nach der Ursache fragte, wollte er sich anfangs ausweichend entschuldigen; dann aber gedrängt gestand er ein, dieser Pfeil sei für den Landvogt bestimmt gewesen, falls er sein Kind getroffen habe. Da ließ ihn Geßler, der ihm das Leben versprochen hatte, binden, um ihn mit nach Küßnacht zu nehmen und ins Gefängniß zu setzen. Man mußte über den See fahren; auf einmal brach ein wüthenber Winb, der Föhn, los, der dem Schiffe den Untergang drohte. Nur Tell, hieß es, kann in dieser Noth retten; ba hieß Geßler ihn losbinben und ihm die Leitung des Schiffes Übergeben. Tell trieb nun das Schiff dem Ufer zu, und als sie nahe bei einer felsigen Uferstelle waren, der jetzigen Tellplatte, ergriff er Bogen und Pfeil, sprang ans dem Schiff, stieß dieses mit dem Fuß in den See zurück und rettete sich ans Land. Geßler

4. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 69

1877 - Essen : Bädeker
69 3. Der Habenichts. Vor vielen hundert Jahren lebte der Ritter Walter von Habe- nichts. Von diesem stammt die große Familie der Habenichtse ab, Welche in der ganzen Welt zerstreut ist. Ganz nahe verwandt mit Dieser Familie sind die Taugenichtse; mancher junge Habenichts wird Ein alter Taugenichts, und mancher junge Taugenichts wird ein alter Habenichts. Hört nur einige Geschichten von den Habenichtsen. Ein junger Habenichts von sieben Jahren erhielt, wie seine übrigen Geschwister, eine Sparbüchse zum Geschenk. Dabei versprach ihnen ^er Vater, so oft ein Kind unbefohlen etwas Nützliches im Hause verrichte, ihm einen Kreuzer zu geben. Mit diesen Kreuzern sollten sie die Sparbüchse füllen, und wenn Jahrmarkt wäre, dürfte sich jedes nach seinem Belieben etwas kaufen. Da waren die Kinder voll Äeude und Eifer, jedes gab Acht, ob es nichts zu thun gebe, was Eltern nützen könne. Das eine fand hier und da altes Eisen, sammelte es und brachte es dem Vater; das andere schüttelte die Maikäfer von den Bäumen, und warf sie in einen Topf und übergab ihn dem Vater, damit sie getödtet wurden. Ein Mädchen strickte noch einmal so viel an seinem Strumpf, als ihm aufgegeben war, ein anderes füllte die Gießkanne und begoß die Pflanzen im Garten und die Leinwand auf der Bleiche. Alle verdienten sich manchen Kreuzer; nur kein Habenichts wollte nichts einfallen, was er Nützliches thun könnte. Denn er wirklich etwas anfing, so brachte er es nicht bis zu Ende. Endlich erbarmte sich doch einmal die Mutter über ihn, und schenkte ihm drei Kreuzer. Aber kaum hörte er diese in seiner Sparbüchse Kappern, so machte er auch schon tausend Anschläge, das Geld aus- zugeben. Ehe der Jahrmarkt kam, hatte er den einen Kreuzer ver- nascht, für den zweiten steinerne Spielkügelchen gekauft, und diese sogleich verspielt, den dritten hatte er gar aus seiner löchernen Tasche verloren. Als der Markttag kam, und die andern sich schöne Waaren kauften, hatte er allein nichts. Er war und blieb sein Leben lang ker Habenichts. Ein alter Habenichts mußte betteln gehen, obgleich er früher Haus und Hof und Feld und Vieh besesten hatte, so gut wie irgend einer. Auch war ihm sein Haus nicht abgebrannt, sein Feld nicht über- schwemmt worden, sein Vieh nicht an der Viehseuche gestorben; sondern der Herr Habenichts war auch ein Taugenichts. Er hatte nicht gearbeitet, sondern viel geschlafen, viel im Wirthshaus gesessen, viel gegeffen, viel getrunken, viel gespielt. So war es gekommen, daß ^ einen Acker nach dem andern, ein Stück Vieh nach dem andern verkaufen mußte, und daß zuletzt sein Haus von dem Gericht ver- steigert wurde. Als er gar nichts mehr hatte, da wurde er ein Bettler, und durchzieht nun mit dem Stock und dem Bettelsack das Land. Allein oft muß der Habenichts Hunger leiden, weil die Leute sagen: „Du bist ja noch gesund und stark. Warum arbeitest du nicht?" Aber das hilft nun nichts mehr; denn wer in seiner Jugend nicht

5. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 32

1877 - Essen : Bädeker
32 Gefährten sahen, murrten sie, und das Pferd nahm sich ein Herz zu fragen: Warum thust du also, Gebieter? Verdienen wir nicht mehr deine Liebe, als dieses unnütze Thier? — Aber der Herr streichelte seinen Hund noch zärtlicher und sprach: Nicht also: dieser hat mein einziges geliebtes Söhnchen kühn und treu aus den rauschen- den Wafserfluthen gerettet, wie sollte ich nun seiner vergessen können? —' 3 Das Schäfchen. Das Schäfchen auf der Weide hat Wolle, weich wie Seide, um den Hals ein rothes Band, frißt Bröckchen aus der Kinder Hand! lieb Schäfchen, lieb Schäfchen! Hopps kann das Schäfchen springen; am Hals die Glöckchen klingen; die Mutter hing mit eigner Hand die Glöckchen an das rothe Band. Lieb Schäfchen, lieb Schäfchen! Blä, blä! schreit es vor Freude, thut niemand was zu Leide; es ist so sanft, es ist so fromm, ach laß dich streicheln, Schäfchen, komm? Lieb Schäfchen, lieb Schäfchen! 4l Nachricht und Bitte. Lieber Karl! Mein Vater hat uns Kindern gestern ein sehr großes Vergnügen gemacht. Er kaufte uns nämlich zwei schöne Kaninchen. Mein Bruder und ich haben ihnen ein schönes Ställchen gebaut. Komme doch bald zu mir, damit ich Dir die lieben Thierchen zeigen kann. Mülheim, den 20. Juli 1856. Dein Freund Wilhelm Müller. 3. Von der Undankbarkeit. In einer Stadt, weit von hier, hatten die Leute eine kleine Kirche gebaut, ein Thürmchen darauf gesetzt und eine Glocke darein gehängt. Das Kirchlein stand immer offen, und jeder konnte zu jeder Zeit hin- eingehen. Und mitten in dieser Kirche hing oben von der Decke herab ein Seil, das war an der Glocke im Thurm befestigt; und wenn man an dem Seile zog, dann läutete die Glocke. Durfte dann aber jeder läuten, der nur wollte? — That das nicht bloß der Küster? — Nein, jeder durfte läuten, der einen andern wegen Undankbarkeit zu verklagen hatte. Und wenn er so das Glöcklein der Undankbarkeit läutete, daß es hell durch die kleine Stadt ertönte und alle Leute es hörten: dann kamen mehrere der Ältesten in die Kirche und fragten den Kläger: „Was willst du?" Und dann ließen sie auch den ver- klagten Undankbaren kommen und straften ihn nach ihrer Weis- heit mit Worten und Thaten, und nöthigten ihn mit Liebe, daß er sich bedankte, und wieder Gutes thäte dem, der ihm Gutes gethan hatte. Nun wohnte aber auch in derselben Stadt ein reicher Mann, der hielt sich ein Reitpferd, und wenn er verreiste, mußte ihn dasselbe immer tragen, den ganzen Tag lang und den folgenden auch wieder. Mit der Zeit wurde aber das treue Thier immer älter und immer

6. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 131

1877 - Essen : Bädeker
131 8. Schwimm Irrst. Könnt' ich schwimmen wie's Fischlein klein, schwimmen wollt' ich ms Wasser hinein, schwimmen auf den tiefsten Grund, machen die Wunder der Tiefe kund. 9. Das beste Getränk. Der beste Wein für Kinder, der weiße ist's fürwahr, der aus der Felsenquelle so lustig fließt und klar. Er fließt durch grüne Auen, ihn trinken Hirsch und Reh und Lerch' und Nachtigallen, er macht den Kopf nicht weh. Und ist er gut für Kinder, der klare, weiße Wein, mich dünkt, er muß nicht minder auch gut für Große sein. 10. Die Quelle und der Wanderer. Ein Wanderer kam im heißesten Sommer zu einer frischen Quelle. Er war stark und lange gegangen; der Schweiß stand auf seiner Stirne; seine Zunge war vor Durst fast vertrocknet. Da sah er dies silber- helle Wasser, glaubte hier neue Kräfte zu sammeln und trank. Aber die große, zu schnell abwechselnde Kälte wirkte schädlich auf ihn, und er sank zu Boden. — „Ach, schändliches Gift!" rief er, „wer hätte unter einem so reizenden Anschein eine solche Bosheit vermu- tet?" „Ich ein Gift?" sprach die Quelle. „Wahrlich du ver- leumdest mich. — Sieh, die Flur rings umher grünt und lebt durch Mich. Von mir tränken sich die Heerden. Tausende deiner Brüder fanden hier Erfrischung und Labetrunk. Nur Übermaß und Un- vorsichtigkeit von deiner Seite machten den Genuß dir schädlich. Ich bin schuldlos an deinen Schmerzen; selbst an deinem Tode — wenn er erfolgen sollte — würde ich's sein." 11. Das Büblein auf dem Eise. Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis. Das Büblein steht am Weiher und spricht zu sich ganz leis: „Ich will es einmal wagen, das Eis muß doch nun tragen. Wer weiß?" Das Büblein stampft und hacket mit seinem Sticfelein. Das Eis auf einmal knacket, und krach, schon brichts hinein. Das Büblein platscht und krabbelt als wie ein Krebs und zappelt mit Arm Und Bein. „O helft, ich muß versinken in lauter Eis und Schnee, o helft, ich muß ertrinken im tiefen, tiefen See!" — Wär' nicht ein Mann gekommen, der sich ein Herz genommen, o weh! Der packt es bei dem Schopfe und zieht es dann heraus, vom Fuße bis zum Kopfe wie eine Wassermaus. Das Büblein hat getropfet, der Vater hat geklopfet es aus zu Haus. 12. Die drei Goldfischchen. Ein guter Mann hatte einst drei Goldfischchen, die niedlichsten, kleinen Fische von der Welt. Er hatte sie in einen klaren Teich 8* I

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 12

1906 - Langensalza : Gressler
12 sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner ist ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der fromme Mensch leicht, wenn er die feste Überzeugung hat, daß Gott es so haben will, und diese Gewißheit hatte Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft höreu, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studieren, sondern mit Einsammeln von Eiern, Butter, Brot it. s. w. dem Kloster nützlich zu werden suchen. Sein Gemüt befand sich in einer gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes weltlichen Gedankens die allerheftigsten Vorwürfe und glaubte immer, den Vorschriften Gottes kein Genüge zu leisten, so streng er auch die Klostergelübde beobachtete. Dabei kasteite er seinen Körper so ab, daß er nur ganz wenig aß und trank, ja manchen Tag nichts als ein wenig Brot zu sich nahm. Wie aber Gott denen, die ihn mit redlichem Herzen suchen, sich nicht im« bezeugt läßt, so ließ er ihn gutgesinnte Leute finden, die ihm Trost und Mut einsprachen, wenn er vor Angst vergehen wollte. So lebte in demselben Kloster ein alter, ehrwürdiger Bruder, dem er manchmal seine Gewissensangst beichtete. Dieser wies ihr vornehmlich aus das Hauptgrundstück des Glaubens hin, wo es heißt: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden." Dieser Zuspruch machte einen tiefen, wundersamen Eindruck aus sein gequältes Gemüt. Ebenso sprach ihm der Vorgesetzte seines Ordens, der ehrwürdige Johannes von Staupitz, Trost ein. Dieser echt-christliche Mann, Professor an der Universität in Wittenberg, zeichnete den frommen Luther bald vor allen andern Mönchen aus und suchte ihn aufzurichten. „Du willst mit Gewalt ein Sünder fein." sagte er einst, „und hast doch feine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Humpelwerk nitd Puppensünden umgehen und aus jedem Gedanken gleich eine Sünde machen." Dergleichen Zuspruch half wenigstens auf eine Zeit; dann

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 44

1906 - Langensalza : Gressler
44 Tür; Suleimcm, des weiten Rückwegs gedenkend, brach auf und zog nach Ungarn zurück. Tie ungarische Krone gab er dem Za-polya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sich als König bis zu seinem Tode (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Österreich gebieben. Während so der Kampf uni die Krone Ungarns im Osten tobte, kämpften die Heere Karls in Italien gegen Franz I. von Frankreich und den Papst Clemens, der den französischen König sofort nach seiner Freilassung von seinem Eide losgesprochen hatte. Karl, der ein treuer Sohn der Kirche war. kämpfte nur höchst ungern gegen das Oberhaupt derselben. Aber was hals es? Während er in Deutschland gar zu geiit die Reformation unterdrückt hätte, mußte er es zulasseu daß seine Truppen, denen er gewöhnlich keinen Sold bezahlen konnte, gegen Rom marschierten, die Stadt einnahmen und plünderten und den Papst gefangen nahmen. Er wurde erst wieder freigelassen, als er ein hohes Lösegeld bezahlt hatte. $)ät wechselndem Glücke kämpften dann in Norditalien die deutschen Landsknechte gegen die französischen, bis die Kräfte beider Gegner erschöpft waren. Im Jahre 1529 schlossen sie zum zweitenmal Frieden. Franz gab seine Ansprüche auf Italien auf, behielt aber Burgund, für das er au Karl zwei Millionen Kronen zu zahlen versprach. In demselben Jahre fand in Speier ein für die Reformation sehr wichtiger Reichstag statt. Ter Kaiser, der jetzt dem Papste gern gefällig sein wollte, forderte durch seine Beauftragte, daß die Be-schlüffe des erste» Reichtages zu Speier, die den Fürsten und Reichs-ständen in Sachen der Religion vollefreiheit ließen, aufgehoben würden, und die katholische Reichstagsmehrheit setzte einen Beschluß durch, daß die, welche beim Wormser Edikt bisher geblieben, auch fernerhin mit ihren Untertanen dabei beharren sollten, daß die anderen Stände wenigstens jeder weiteren Neuerung sich enthalten, die M e £ g o 11 e s t> i e n st e nicht mehr abgetan, noch jemand irgendwo n in Hören der M esse verhindert, auch Untertanen eines Standes nirgends von einem anderen Stand gegen jenen in Schutz genommen

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 158

1906 - Langensalza : Gressler
158 Gustav einen treulosen, undankbaren Menschen; dieser entschuldigte sich, er habe fliehen müssen und würde ihm die verbürgte Summe wiedererstatten. Die Ratsherren entschieden endlich für Bauer, und dieser wollte schon mit Erichsou abziehen, als der Bürgermeister Broms vortrat und vorstellte, die Klugheit und Rechtlichkeit zugleich erforderten, daß sie sich Erichsons annähmen. Seine Stimme drang durch, und nach sieben langen Monaten erhielt Erichson endlich heimlich ein Schiff, welches ihn nach Schweden übersetzte. Wie sroh war er nun, als er den vaterländischen Boden wieder unter den Füßen hatte! Aber sein erstes Auftreten versprach [wenig Erfolg. In der Stadt Calmar fand er eine schlechte Aufnahme, und der schwedische Kommandant drohte ihm, er würde ihn an Christian ausliefern, wenn er nicht gleich wegginge. Geschwind zog Erichson seine Bauernkleider wieder an und wanderte weiter, immer von lauernden Feinden verfolgt. Sein Nachtlager mußte er bald im Walde, bald im Korne nehmen, und mehr als einmal war er in Gefahr, erkannt zu werden. Sonntags, wenn die Bauern müßig dastanden, gesellte er sich zu ihnen und ermunterte sie, doch die Waffen gegen die Danen zu ergreifen; aber keiner wollte ihn anhören. So kam er endlich zu seinem Schwager, dem Reichsrate B r a h e. Aber auch hier predigte er tauben Ohren. Brahe wollte eben nach Stockholm reisen, dem Könige zu huldigen, und er sowohl als seine Frau baten Erichson flehentlich, doch nicht sie und sich ins Unglück zu stürzen. Wie seufzte er über die feigen Seelen! Er reiste wieder ab und ging auf das Gut R ä f n ä s , das seinem Vater gehörte. Hier lebte er eine Zeitlang einsam und in tiefer Verborgenheit, Indessen bereitete Christian dem hohen schwedischen Adel ein schreckliches Schicksal. Er glaubte, daß er, so lange die schwedischen Edelleute lebten, nicht ruhig regieren könnte, und entschloß sich, sie umbringen zu lassen. Nur eins beunruhigte ihn dabei; er hatte ihnen versprochen, sich nicht wegen ihrer frühern Widersetzung an ihnen zu rächen. Da schlug sein Beichtvater S l a g h ö ck , der es von einem Barbiergesellen bis zum Erzbischof gebracht hatte, vor, er könne ihnen ja als König sein Wort halten, aber als Vollzieher des päpstlichen Bannes —• denn der Papst hatte die Schweden in

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 160

1906 - Langensalza : Gressler
160 sie, um sie recht zu martern, an den Haaren in die Höhe ziehen und so ihnen die Köpfe abschlagen Selbst der Scharfrichter wurde durch das Benehmen der Kinder so gerührt, daß er das Blntschwert wegwarf. Aber gleich fand sich ein anderer, der den Mord verrichtete und auch dem mitleidigen Scharfrichter den Kopf abhieb. Erichfon erhielt in Räfnäs die Nachricht von dem Blutbade. Er schauderte; aber er hatte keine Zeit, seiner Betrübnis nachzuhängen ; denn Christians Soldaten suchten ihn überall. Es war war sogar ein hoher Preis auf seinen Kopf gesetzt und dem der Tod gedroht, der ihn aufnehmen würde. Daher fand er überall die Türen verschlossen, und selbst ein Karthäuserkloster, welches seine Borfahren gestiftet hatten, weigerte sich, ihn aufzunehmen. Wohin sollte er nun? Da wandte er sich in das Gebirge von Dalekarlien, das von einem rauhen, aber tapferen, ehrlichen und aufrichtigen Menschenstamme bewohnt wurde. Dort konnte er sich am besten verbergen; auch hoffte er bei den ehrlichen Dalekarliern am ersten Hilfe zu erhalten. Aber ehe er noch das Gebirge erreichte, traf ihn ein neuer Unfall. Der einzige Bediente, den er mitgenommen hatte, ging ihm mit allen seinen Sachen durch, und nachdem ihm Erichson vergebens lange nachgesetzt war, mußte er zuletzt sein eigenes Pserd, weil es zu ermüdet war, mit dem letzten Gepäcke zurücklassen. Er hüllte sich in einen groben Bauernkittel, schnitt sich die Haare kurz ab, setzte sich einen runden Hut auf und wanderte weiter, die Axt auf der Schulter tragend. Eine Zeitlang arbeitete er in Falun in den Kupferbergwerken als Handlanger bei schmaler Kost; aber ungewohnt der schweren Arbeit in den feuchten Gruben, lief er Gefahr, feine Gesundheit zu verlieren, und suchte andere Dienste über der Erde. Er fand sie bei einem reichen Manne, namens Pehrson, der ihn als Drescher annahm. Die Mitknechte merkten aber bald an seinen Sitten, daß er noch nicht lange diese Arbeit verrichtete; auch entdeckte man, daß er ein feines Hemd trug. Pehrfon faßte ihn nun scharf ins Auge und erkannte endlich in ihm seinen ehemaligen Universitätsfreund. Erichson erzählte ihm von dem Stockholmer Blutbade und bat ihn mit Tränen, doch mit seinen Knechten die Waffen zu ergreifen. Aber Pehrfon
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