Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 62

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 62 — das Haupt des Appius den Fluch herab und bahnte sich durch die aufgeregte Menge den Weg zum Thore. Das über solche Frevelthateu der Decemvirn erbitterte Volk wanderte abermals aus und kehrte nicht eher zurück, als bis die Absetzung derselben beschlossen war. Appius, angeklagt und in's Gefängniß geführt, entleibte sich selbst. § 8. Karcus Iurius Kamillus. (390 v. Chr. Geb.) Neben vielen innere Kämpfen zwischen den beiden Ständen in Rom war das Volk auch mit äußeren Kriegen beschäftigt. Der wichtigste darunter ist der mit Veji, einer Stadt in Etrurien. Schon früher war es zwischen Römern und Vejentern zu mannigfachen Streitigkeiten gekommen. Endlich schlossen die Römer die Stadt im Jahre 402 v. Chr. G. durch eine Belagerung ein. Da sich diese in die Länge zog, so errichtete man damals zuerst Hütteu für den Winter, und die Soldaten, die ihren Geschäften zu Hause nicht nachgehen konnten, erhielten einen Sold. Um diese Zeit schwoll der Albaner See an. Da verkündigte das Orakel zu Delphi, Veji könne nicht eingenommen werden, während der Albaner See seine Ufer überströme, aber Rom werde untergehen, sobald die Gewässer des Sees das Meer erreichten. Daher beschloß man, den See abzuleiten und sein Wasser in Bäche zu zertheilen. Nun wählten die Römer den M. Furius Camillns zum Dictator, d. h. zum unumschränkten Gebieter, und neuer Muth belebte das römische Heer. Camillns ließ einen Erdgang graben und führte denselben gegen die feindliche Burg. Nachdem er vollendet war, zog er mit einer bewaffneten Schaar hindurch und kam gerade zu der Zeit in der Burg au, als die Vejeuter ein Opfer schlachten wollten. Der Opferfchaner weissagte von ihm: „Wer dieses Thier den Göttern schlachtet, der gewinnt den Sieg." Da drangen die Römer vor, die Priester, flohen, und Tempel und Burg waren in der Feinde Händen. Zugleich erstürmten die Römer von außen her die Wälle und drangen in die Stadt ein. Eine reiche Beute fiel ihnen zu; Camillus hielt einen prächtigen Triumph in Rom, bei dem er auf einem mit vier weißen Rossen bespannten Wagen fuhr. Dieser Uebermuth beleidigte das Volk; noch mehr wurde der Uumuth gegen ihn rege, als er den zehnten Theil der bereits vertheilten Beute zurückforderte, unter dem Vor-

2. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 9

1872 - Elberfeld : Bädeker
Me warf ihm in erheucheltem Zorn die Schmach vor, daß er sich habe binden lassen und spaltete ihm das Haupt; ebenso machte er es mit dem Bruder, weil er dem König nicht zur Hülse gekommen sei und als die Verräther sich darüber beklagten, daß sie mit dem unechten Golde betrogen seien, sagte er ihnen-höhnisch, sie sollten sich freuen, daß er sie für den Verrath nicht hinrichten lasse. Auf ähnliche Weise machte er es mit den übrigen Verwandten, und als alle aus dem Wege geräumt waren, trat er in einer öffentlichen Versammlung auf und sprach mit verstellter Traurigkeit: Wehe mir, daß ich dastehe, wie ein Fremdling unter Fremdlingen, und keinen theueren Verwandten mehr habe, der nur tut Unglücke beistehen könnte!" Das that er aber bloß, setzt sein Geschichtsschreiber, Gregor von Tours, hinzu, in der hinterlistigen Absicht, daß, wenn noch etwa einer seiner Verwandten am Leben sei, diese sich verriethen und so gleichfalls aus dem Wege geränmt werden konnten. Chlodwig starb schon im fünfundvierzigsten Jahre seines Lebens, im dreißigste» seiner Regierung, 511 zu Paris und hinterließ das Reich seinen vier Söhnen, die es nach seiner Anordnung unter sich theilten, ein Beweis, daß ihm nicht die Absicht beiwohnte, auf die Dauer ein großes, mächtiges und starkes Reich zu gründen, sondern daß blos Ländergier und Eroberungssucht ihn geleitet hatten?) Sein Reich umfaßte Frankreich bis aus Provence und Languedoc (Burgund war ihm wenigstens zinspflichtig); ferner beträchtliche Theile Deutschlands zu beiden Seiten des Rheins und am Main. §. 3. Justiniani oströmischer Kaiser. (527—565.) Nachdem das weströmische Reich durch die Stürme der Völkerwanderung untergegangen war, hielt sich das oströmische noch viele Jahrhunderte hindurch bis zum Jahre 1453, wo es dem Andrange der Türken erlag. Die Geschichte desselben bietet nicht viel Erfreuliches; Thronstreitigkeiten, Parteizwist und religiöse Zänkereien *) freilich ftcfien wir noch später auf die Erscheinung, daß fränkische und auch ander-beut»! »fbn lütt Sänkt, unter ijt. i" »urte. •«» Ei»Ä £."Ä -2- theilen könnte.

3. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 75

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 75 - aber nicht der Wahrheit getreu dargestellt ist; denn Colnmbns wußte die aufgeregten Gemüther zu beschwichtigen, und zu einem solchen Grade von Meuterei, wie es in jenem Gedichte dargestellt ist, ist es nie gekommen. Er soll ihnen zuletzt versprochen haben, ihrem Willen zu genügen, wenn sich am dritten Tage kein Land gezeigt habe. Endlich, als die Aufregung am höchsten gestiegen war, sah Columbus am 11. Oktober zwei Stunden vor Mitternacht in der Ferne ein Licht schimmern und am 12. Oktober zwei Uhr Morgens feuerte das voraussegelude Schiff Pinto einen Kanonenschuß ab, und vom Mastkorbe erscholl der Ruf: „Land, Land!" Wer kann sich das Uebermaß der Freude denken, das die Matrosen nach wochenlanger Todesangst plötzlicherfaßte! Sie fielen einander in die Arme und baten den Führer wegen ihrer Verzagtheit um Vergebung. Es war die Insel Guanahani, von ihm selbst St. Salvador genannt, die er am Morgen nach Tagesanbruch im prangenden Festkleide, mit einer Fahne in der einen und einem Schwert in der andern Hand unter rauschender Musik betrat und im Namen der Krone Spaniens in Besitz nahm. Man fand dort eine völlig unbekleidete Bevölkerung von knpferrother Farbe, die neugierig die Fremden anstaunte, sich übrigens gutmüthig und friedfertig zeigte, und nach Süden hinwies, als die Spanier ihnen durch Zeichen andeuteten, sie wünschten die Heimat der Goldbleche zu erfahren, die sie in Nasen und Ohren trugen. Man entdeckte aus der Weiterfahrt in dieser Richtung noch mehrere kleine Inseln, die alle zur Gruppe der Lucayen oder Bahama Inseln gehörten, und dann die größte Insel Euba, die zu den Antillen gehört; er glaubte in derselben das Festland von Ostindien gefunden zu haben und daher ist es gekommen, daß man auch dieses Land Indien, und später, als man zur richtigen Erkenntniß des Sachverhalts gekommen war, Weitindien nannte. Von hier aus gelangte er zur Insel Haiti, welche auch Hispaniola, d. h. Kleinspanien oder St. Domingo heißt; auch hier deuteten die Einwohner, als man sich nach dem Goldlande erkundigte, nach Süden. Indeß sah sich Columbus genöthigt, nach Spanien zurückzukehren, da eins der Schiffe gescheitert war, ein anderes sich heimlich entfernt hatte, und ihm nur noch ein einziges übrig geblieben war. Er ließ neun und dreißig Spanier auf der Insel zurück, für die er eine kleine Festung erbauen ließ, und empfahl ihnen ein friedliches Be-

4. Die alte Geschichte - S. 311

1899 - Langensalza : Gressler
311 Stellen des Berges Feuerströme heraus; Flammen durchzuckten die Finsternis; denn es war nun Nacht geworden. Pliuius legte sich, obgleich die Gefahr immer größer wurde und die Flammen immer gräßlicher aufschlugen, ruhig zu Bett, während alle übrigen wach blieben und von Zeit zu Zeit ängstlich hiuaussabeu. Nach einigen Stunden aber mußte man ihn wecken: denn die Asche und die Steine fielen so dicht, daß man fürchtete, die Thür seines Zimmers möchte zuletzt dadurch versperrt werden. Nun wurde überlegt, was zu machen sei. Tie Erde sing an, immer heftiger zu schwanken; jeden Angenblick besorgte man den Einsturz des Hauses, und doch midi wagte man sich nicht ans demselben, weil die glühenden Steine immer dichter herabfielen. Endlich wurde der Ausbruch beschlossen. Jeder band sich ein Kopfkissen aus den Kopf, um die Steine abzuwehren, und nun ging die Reise durch die stockfinstere Nacht, die Sklaven mit Fackeln voraus. Als der sehr starkbeleibte Mann, auf die Schultern zweier Sklaven gestützt, so forteilte, erhitzte er sich durch die Anstrengung und stürzte plötzlich, vom Schlage getroffen, tot zu Boden. Alle übrigen eilten indessen weiter, sich der dringenden Gefahr zu entziehen, und erst einige Tage später konnte man den Leichnam aufsuchen, um ihn zu bestatten. — Ter Neffe des alten, der jüngere Pliuius, war indessen mit feiner Mutter in der Stadt Misenum zurückgeblieben. Hier war er Zeuge der schrecklichen Naturerscheinung, und wir haben noch zwei Briese übrig, in welchen er die Begebenheiten jener Tage beschreibt. Auch an diesem vom Vulkan durch den Meerbusen getrennten Orte wurde stündlich das Erdbeben ärger und erreichte in der Nacht eine solche Stärke, daß alles Hausgerät sich bewegte und die Häuser zusammenzustürzen drohten. Da stürzte die alte Mutter voll Angst ins Zimmer, den Sohn zu wecken, der indessen schon aufgestanden war. Sie begaben sich an das Meer, um hier, wo sie sich sicher glaubten, den Tag abzuwarten. Lo wurde es morgens 6 Uhr; aber die Sonne konnte durch den Aschenregen nicht durchdringen; es wurde kaum dämmerig, und die ganze Natur war in fürchterlichem Aufruhr. Hier und da stürzten Häuser ein, das Meer schlug schäumende Wellen und wars Seetiere bis weit aufs Land; die unglückbringende Wolke lag noch immer

5. Die alte Geschichte - S. 286

1899 - Langensalza : Gressler
286 auch wieder die wilden Gestalten der Deutschen und machten unaufhörliche Anfälle. Immer noch brauste der Sturm; immer noch goß der Regen herab, und immer dünner schon wurden die Reihen der Römer. Noch einmal erbarmte sich die Nacht der Ermüdeten; sie bargen sich in einem halbverschanzten Lager und sahen jeden Augenblick einem nächtlichen Anfalle der Deutschen entgegen, deren widriges Kriegsgeheul ihnen schrecklich herübertönte. Der dritte Tag brach an, und mit ihm wuchs die Not. Die Deutschen der entfernteren Gaue waren eingetroffen, und immer heftiger würde der Anbrang. Von allen Seiten würde den Römern der Weg versperrt; der Sturm heulte in den krachenden Wipfeln; Pfeile und Wurfspieße waren durch den Regen unbrauchbar geworben, und triefenb hingen die Schilbe am Arme. Die Deutschen dagegen ertrugen wohlgemut des Wetters Ungestüm. Ihre abgehärteten Körper achteten dessen nicht; die Siegeslust ließ sie die Beschwerden vergessen, und Armin, die Seele von allem, ordnete die Keile und sprach den Streitenden Mut zu. Jetzt brachen sie von allen Seiten ein, dahin, wo Varus stand. Er verzweifelte zu entrinnen, sah den entsetzlichen Andrang und stürzte sich in sein eigenes Schwert. Nun entfiel allen der Mut. jede Ordnung löste sich auf; die römischen Adler, die statt der Fahnen das Sammlungszeichen waren, wurden genommen. Da bemächtigte sich Verzweiflung aller Gemüter. Einige folgten dem Beispiele ihres Heerführers, andere warfen die Waffen von sich und ließen sich wie Schlachttiere würgen. Nur sehr wenigen gelang es. halb durch ein Wunder, über den Rhein zu entkommen. Die Gefangenen wurden in der Siegeswut von den Deutschen in Gruben geworfen oder an Bäume geknüpft, oder, wenn es Anführer waren, in den Hainen auf den Altären den Göttern geschlachtet. Am fürchterlichsten aber ließ sich der Rachedurst an den römischen Sachwaltern aus. die vor Gericht oft Recht in Unrecht verkehrt hatten. Die Deutschen stachen ihnen die Augen aus, hieben die Hände ab, und einer riß sogar einem solchen die Zunge heraus, stopfte ihm den Mund zu und rief: „Zische nun, Natter, wenn du kannst." Kein Mann wäre entkommen, hätten nicht die Deutschen zu früh die Beute geplündert; aber die wenigen.

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 183

1864 - Essen : Bädeker
183 Ein grimmer Leu, ein wilder Stier, Die stürzen in die Schranken, Begegnen sich mit Kampfbegier, Und keiner wollte wanken. Jetzt aber reißt des Leuen Zahn Den Ur tn dem Genicke, Und reißt ihn nieder auf den Plan, Blut, Feu'r und Wuth im Blicke. Wer ist von euch, — so fragt Pipin, Und blitzte durch die Reihen — Wer ist von euch so stark und kühn, Entreißt die Beut' dem Leuen? Da machen große Augen zwar Ringsum die großen Leute-, Doch jeder bebt vor der Gefahr, Und keiner will zum Streite. Und wie noch Alle schweigend stehn Und an dem Kampf verzagen. Sieht man Pipin zum Kampfplatz gehn, Allein den Strauß zu wagen. Er ruft den blut'gen Löwen an Mit donnerreicher Stimme; Der stürzt auf ihn mit Wuth heran Und brüllt vor wildem Grimme. Und alles Volk sieht es mit Graus, Pipin nur ohne Grausen. Sein gutes'schwert zur Scheid' heraus, Läßt's durch die Lüfte sausen. Und schlägt den Löwen in den Bart, Daß todt er niederstürzet. Das war ein Schlag nach Heldenart, Mit Heldenkraft gewürzetl Nun rafft der wilde Ur sich auf, Den neuen Feind er wittert, - Und rennt heran mit vollem Lauf, Daß Schrank' und Boden zittert. Doch unser Held steht mauerfest Und wankt nicht von der Stelle: Das Schwert er wieder sausen läßt Und schwingt's mit Blitzesschnelle. Und trifft Len Schnaubenden so gut Dicht an des Nackens Rande — Ta spritzt zum Himmel schwarzes Blut, Das Haupt stürzt hin zum Sande. „Wie nun, ihr großen Recken ihr, Was dünkt euch von dem Kleinen? Mag nun der Held im Kampfrevier Euch groß genug erscheinen?" — Es stehn beschämt die Spötter werth, Gesenkt die stolzen Blicke; Pipin steckt ein sein gutes Schwert, Dann tritt er schnell zurücke. Des Volkes Jubel aber füllt Ringsum die weiten Schranken, Empor ihn hebend auf dem Schild Zeigt ihn der Frank' dem Franken. Als König grüßt ihn alle Welt, Die Spötter müssen schweigen Und ihm, der Leu und Ur gefällt, Demüthiglich sich neigen. (Baur.) 9. Karl der Große. (Geb. 742, gest. 814 zu Aachen.) Des tüchtigen Pipin eben so tüchtiger, aber noch weit berühmterer Sohn war Karl der Große. Im Jahre 768 folgte er seinem Vater in der Regierung. Man nannte ihn Karl den Großen, weil er im Frieden und im Kriege sich als ein Mann von hohen Geistes» sähigkeiten bewies, und seine Völker zu bessern, verständigern und glücklichern Menschen zu machen suchte. Rohe, unwissende Menschen waren ihm zuwider. Er ließ daher eine Menge Schulen anlegen, vor allem eine Hosschule für die Kinder ffeiner Edelleute und Hof- bedienten, erschien auch mehrmals unvermuthet selbst mitten unter den Schülern, um mit eigenen Augen zu sehen, wie es bei dem Unterricht herging. Einst fand er bei einem solchen Schulbesuch, daß die Söhne der Edelleute und Vornehmen den Bürgerkindern an Fleiß und Fort- schritten weit nachstanden. Diese mußten sich zu seiner Rechten, jene aber zu seiner Linken stellen. Dann sagte er zu den armen, aber fleißigen Kindern: „Ich danke euch, meine Kinder, ihr habet ganz nieinen Wünschen entsprochen, euch zur Ehre und zum bleibenden

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 201

1864 - Essen : Bädeker
201 22. Olto der Große von Wittelsbach*) Ln der Berner Klause. Im Jahre 1155 mußte Kaiser Friedrich I. mit seinem Heere auf dem Rückwege aus Italien durch die engen Pässe an der Etsch, die sogenannte Berner Klause, ziehen. Auf der einen Seite hatte er den Fluß, auf der anderen Seite das ansteigende Gebirge vor sich. Alberich, ein Edelmann aus Verona, hatte die unzu- gänglichen Höhen des Gebirges mit 500 Mann besetzt, ließ große Felsenstücke Lereithalten, welche dem deutschen Heere den Untergang drohten, und verlangte, daß jeder Deutsche, welcher unbeschädigt durchziehen wollte, den freien Durchgang entweder mit Geld, oder mit seinem Pferde, oder im Nothfalle auch mit seinem Panzer erkaufen sollte. Entrüstet über solche übermüthige Forderung des Italieners, warf der Kaiser einen Blick auf die Helden, welche um ihn her stan- den, und betrachtete sie der Reihe nach. Sodann sprach er: „Otto von Wittelsbach, es würde einem Manne, wie ihr seid, wohl an- stehen, 'diesen Schimpf zu rächen!" — Der tapfere Pfalzgraf von Bayern ließ sich nicht zwei Mal mahnen; er kletterte mit 200 Kriegern,, welche er ausgewählt hatte, auf einem Umwege über die schauerlichen Felsen, bis er die Italiener tief unter sich hatte. Während der Kaiser sich stellte', als ob er von unten herauf die unzugänglichen Felsen er- stürmen wollte, worüber die Italiener lachten, kam der Pfalzgraf von. oben herab. Das Hohngelächter verwandelte sich in Schrecken, und die Feinde wurden theils mit den Schwertern getödtet, theils von den Felsen herabgestürzt. Von fünfhundert waren am Ende nur noch zwölf am Leben. Unter diesen befand sich auch ein Franzose, welcher demüthig um sein Leben bat, indem er sagte, man habe ihn mit Ge- walt gezwungen, diese furchtbaren Höhen zu besteigen. Das Leben wurde ihm geschenkt unter der Bedingung,' daß er die andern elf auf- hängen müsse. — Otto's Ruhm erscholl durch ganz Deutschlands Er war fortan 30 Jahre lang als treuester Freund des Kaisers in dessen nächster Umgebung und leistete ihm als Rathgeber, als Feld- hauptmann und als Gesandter die wichtigsten Dienste. Zum Lohne verlieh ihm daher der dankbare Kaiser, als Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, wegen Verweigerung der Heeres- folge seiner Herzogthümer entsetzt wurde, das Herzogthum Bayern (1180). Dadurch wurde Otto von Wittclsbach der Stammvater des noch jetzt regierenden bayerischen Königshauses. — Sein Sohn Ludwig wurde vom Kaiser Friedrich Ii. auch mit der Rhein- pfalz belehnt, doch gelangte erst dessen Sohn Otto (der Erlauchte) durch seine Vermählung mit Agnes, der Tochter des Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach war -in Nachkomme des bayerischen Herzogs Arnulf, dessen. Arnulf durch Kaiser Otto den Großen zu», Pfalzqrafen in Bayern ernannt worden ^ìe Stammschlo,,er der bayerischen Psalzgrafen waren die Burg Scheuern bei Pfaffenhofen und das Schloy Wittelsbach bei Aichach in Oberbayern. (S. bayer. Fürstenbilder Nr. 9 I)

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 223

1864 - Essen : Bädeker
2-23 und Edeln gefangen. Sv erkämpfte er endlich dem Lande Ruhe und?- durch eine kräftige Regierung brachte er die Kurpfalz zu neuem Glanz, und Ansehen. Er starb 1476. 38. Das Mahl Der Pfalzgraf sah vom hohen Schloß In die abendlichen Gelände: Goldgelbe Saat die Ebne durchfloß, Wein deckte die Hügelwändc. Und plötzlich erblickte er rothen Schein, Es wogte wie brennende Fluthen: So seltsam bricht nicht der Abend herein Mit seinen flammenden Gluthen! O nein, das ist kein Wiederlicht Bon funkelnden Sonnenstrahlen! Sieh, manche Dampfessäule bricht Braunflackernd auf in den Thaten! Ja, das ist lichterloher Brand! Rings glühn der Verwüstung Zeichen! Und Boten kommen daher gerannt, Den Schloßherrn zu erreichen. Sie rufen: „Kurfürst, hemme den Mord, O, steure dem Feuerschaden, Denn Metz und Speyer sengen dort Mit Württemberg und Baden!" — Wohl hört der starke Friedrich den Ruf, Stets siegreich ist er gewesen: Biel Neis'ge auf Rosten mit schnellem Huf, Viel Kriegsvolk hat er erlesen. Er führt sie Nächtens ins Feld hinein, Thalwärts geht's lange Stunden, Und wo sich der Neckar einet dem Rhein, Hat Morgens den Feind er gefunden. Das war kein lang durchdachter Plan, Das war frischkeckes Beginnen! Die Schlacht hub dort urplötzlich an: Wer wagt, der muß gewinnen! — Das war ein kurzes und wildes Gefecht! Sein Volk schlüpft unter die Pferde: Aufschlitzt es den Rosten die Bäuche nicht schlecht; Die Reiter stürzen zur Erde. Und wer sich auch erhebt und lebt, Der kann doch nimmer entlaufen: Hier Welle, dort Woge! — Hei, wie das bebt! „Ergebt Euch, sonst müßt Ihr er- saufen!" — zu Heidelberg. So fing Herr Friedrich mit seinem Troß. Zwei Bischöfe und zwei Grafen: „Hoch auf dem Heidelberger Schloß Dort sollt Ihr mir speisen und schlafen! Und als sie dort saßen beim Abcndstrahl,. Da rief der Kurfürst mächtig: „Nun rüstet, ihr Diener, das Sieges- mahl, Und rüstet es reich und prächtig!" — Wohl sahn die Gefangenen düster drein,. Dock rücken sie an die Tische; In hohen Pokalen perlet der Wein, Es dampfen Wildbrät und Fische. Der Sänger erhebt zur Harfe den Sang, Es tönen die Hörner und Flöten, Doch bleiben die Gäste traurig und bang. Sie harren in stillen Nöthen. Der Kurfürst nur scherzt voll Uebermuth: „Genießt, Ihr Herren, der Stunden: Der Wein ist edel, die Schüsseln sind gut, Laßt Speis' und Trank Euch munden! „Bei Gott, Ihr eßt und trinket nicht! Geschah nicht nach meinem Gebote? So redet, was dem Mahle gebricht?" — Sie sprechen: „Es fehlt am Brote!" — Da hebt sich Friedrich ernsthaft groß. Und donnert: „Das ist Eure Schande! Jst's nicht genug mit Stich und Stoß? Ihr wüthet auch mit dem Brande! „Ihr habt verwüstet durch Feuersgluth Die goldnen Gottessaaten, Es sind — Schmach Eurem frevlen Muth — Die Scheunen in Flammen gerathen! „Dem Landmann habt Ihr die Hütten versengt, Ihr habt ihm das Dasein vernichtet: In Bande bleibt Ihr eingezwängt, Bis Ihr ihm die Schuld entrichtet! „Gott gab mir ob solcher Sünde den Sieg: Solch Unrecht kann nicht dauern! Und führt Ihr wieder schnöden Krieg, Dann schont die armen Bauern!" (Wslfgauz Müller von Königiwinter.) —2e--------- Von 1437 an folgten in Deutschland nur Kaiser aus dem habsbur- gi sehen (österreichischen) Hause. Ein solcher -war auch Ma.rhn1- Iiaa I, welcher von 1493—1ö19 regierte. Deutschland hat ihm viele nütz-

9. Teil 1 - S. 244

1895 - Essen : Bädeker
244 stellten sich Zustände im Innern derselben heraus, welche unerträglich waren. Es öffneten sich die Thore der hungernden Weltstadt dem Verkehre, und ein Teil des siegreichen deutschen Heeres betrat am 1. März die feindliche Hauptstadt. Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse trat Frankreich an Deutschland das Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich, 5 Milliarden Frank Kriegskosten zu zahlen. So endete der Krieg, der in Bezug auf die Großartigkeit seiner Erfolge alles übertrifft, was die Geschichte bis auf unsere Zeit zu erzählen vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer sind etwa 150 Gefechte und 17 große Schlachten geliefert worden; es wurden 27 Festungen, darunter Straßburg, Metz, Belfort, Paris, eingenommen und an 400 000 französische Soldaten als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen •.7000 Geschütze und 800000 Gewehre fielen den Siegern als Beute in die Hände. Kath. Schulbl. u. a. 122. Bei Oravelotte. Das war ein heifser, ein blutiger Tag, Wohl manchem Helden das Auge brach. Wie reifes Korn vor der Sense Wucht, So sinken die Reihen hinab in die Schlucht. Bataillone werden hinweggemäht, Schwadronen vernichtet, — die Schlacht, sie steht! Mit Trauern sieht es der König. Die Kugel zischt, die Granate kracht, Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht. Schon sind Regimenter in Splitter zer- spellt, Und immer neue rücken ins Feld, Sie stürmen hinan die tödlichen Höh’n, Bricht’s vor und schwenkt sich mächtig herum; Die Erde zittert, — Feind, zitt’re mit! — Es ist der wuchtige Massenschritt Der pommerschen Grenadiere. In breiten Kolonnen, Mann an Mann, Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan. Es kracht keine Salve, es fällt kein Schuss,. Bajonett und Kolben, sie machen den Schluss. Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht: der Feind — Sie haben’s ihm gar zu ernst gemeint, Die pommerschen Grenadiere. Sie stürmen und fallen, — die Schlacht bleibt stehn! Mit Trauern sieht es der König. Die Sonne neigt sich — noch steht die Schlacht! Was dröhnt dort dumpf aus der Waldes- nacht? In blauen Säulen, lautlos und stumm, Und nun mit Hurra hinter ihm drein, Und werft ihn vollends nach Metz hinein 1 Kanonen blitzen noch durch die Nacht, Das grause, das blutige Werk ist vollbracht. Die Schlacht ist gewonnen, verlöre» Bazaine — Im Auge des Königs die Thränen stehn ^ Gott lohn' euch, ihr tapferen Toten! 123. Die Wiederaufrichtung des Deutschen Weiches. In Deutschland war der Wunsch immer lauter geworden, daß die auf den Schlachtfeldern vollzogene Einigung aller deutschen Stämme durch die Wiederherstellung des Deutschen Reiches mit einem Kaiser an seiner Spitze eine feste und dauernde Gestalt gewinnen möge. Nachdem die süddeutschen Staaten, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen, über ihren Eintritt in den norddeutschen Bund Verhandlungen angeknüpft hatten, und die Erweiterung, desselben zu einem deutschen Bunde durch Verträge mit den einzelnen Staaten gesichert war, richtete König Ludwig von Bayern an alle deutschen Fürsten und freien Städte ein Schreiben, in welchem er denselben den Antrag unter- breitete, dem König Wilhelm für sich und seine Nachfolger auf dem Throne Preußens die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Infolgedessen stellte der nord- deutsche Bundesrat bei dem in Berlin versammelten Reichstag den Antrag,, „daß der neu gegründete Bund den Namen „Deutsches Reich" und das Oberhaupt desselben den Titel „Deutscher Kaiser" führen solle."

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 162

1872 - Essen : Bädeker
162 räth nicht in die Wuth, welche zu Grausamkeit verleitet, und die Klug- heit vermag geht im Kriege mehr, als die rohe Körperstärke. Doch weit wichtiger ist das Blei durch die Erfindung des Mainzers Johann Guttenlerg geworden. Mit einem geringen Zusatz von Spießglanz, welcher dem allzu weichen Blei etwas mehr Härte giebt, wird das sogenannte Letterngut bereitet, aus welchem die Lettern, worauf sich die Buchstaben befinden, gegossen werden. Durch dieses Mittel, und weil man die einmal in Ordnung gesetzten Buchstaben gar viel tausendmal abdrucken kann, und zwar mit einer unbegreiflichen Geschwindigkeit, ist es möglich geworden, Alles, was ein einzelner Mensch gedacht und niedergeschrieben hat, unzählig vielen zu lesen zu geben. Nun weiß jeder, der Leffn gelernt hat, aus der Zeitung, was in Rußland, in der Türkei geschieht; er erfährt, wenn Schiffe ankommen und abgehen, was für neue Waaren die Kaufleute erhalten haben, aber auch, was für Spitzbuben entsprun- gen sind, und wie dieselben aussehen. Was sich aber all' aus Büchern lernen läßt, das ist gar nicht aufzuzählen; denn kein Mensch lernt jemals aus. Bücher giebt es jetzt in allen Häusern; ohne Blei und Buchdruckerkunst wären sie aber den meisten Leuten zu theuer, selbst den wohlhabenden. Und ich glaube, nicht der hundertste Theil von den Menschen, welche jetzt lesen und schreiben können, hätten dies gelernt, wenn es keine gedruckten Bücher, also auch keine Abc-Bücher gäbe. Wenn das Blei auf diese Weise der ganzen Menschheit nützlich geworden ist, so hat man nicht nöthig, erst anzuführen, daß es auch zu Brunnenröhren gebraucht wird, und daß die weiße Ölfarbe aus Bleiweiß, einer giftigen Verkalkung des Blei's, bereitet wird. 84. Geschichte eines Fingerhutes. Wenn der stählerne Fingerhut seine Geschichte erzählen könnte, würde er also sprechen: Vor nicht langer Zeit lag ich tief, tief in der Erde in einem langen, dunkeln Gefängnisse. Ein ganzes Heer von Fingerhüten, die jetzt wohl in alle Welt zerstreut sein mögen, waren meine Kameraden. Aber keiner konnte zu dem andern kommen, jeder mußte für sich bleiben. Wir waren damals noch unansehnliches Eisengestein und lagen regungslos zwischen den meilenlangen Felswänden unseres Gefängnisses wie hineingegossen da. Wären wir nicht ans Tageslicht gekommen, wir wären immer starres Gestein geblieben. Lange, ach gewiß viele tausend Jahre, mochten wir so dagelegen haben, als wir einstens ein Pochen an der dicken Wand unseres Kerkers vernahmen. Es war so taktmäßig, wie das Picken der Wanduhr hier in der Stube. Gern hätte ich erfah- ren, was das sei; denn obwohl ich damals noch kein Fingerhut mit vielen Augen war, so war ich doch schon etwas neugierig. Zu Zeiten hörte das Picken und Pochen auf; aber dann erdröhnte ein gewaltiger Donner, daß wir alle zitternd zusammenschraken, die Gefängnißmauern mit. Das Klopfen kam mit jedem Tage näher, und eines Tages ver- nahm ich es ganz dicht vor meinen Ohren. Ehe ich's mich versah,
   bis 10 von 18 weiter»  »»
18 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 18 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 3
2 10
3 1
4 12
5 18
6 0
7 18
8 1
9 1
10 151
11 2
12 14
13 1
14 13
15 1
16 2
17 0
18 0
19 3
20 16
21 2
22 9
23 8
24 2
25 19
26 2
27 4
28 12
29 5
30 1
31 17
32 0
33 3
34 13
35 7
36 7
37 111
38 2
39 13
40 2
41 15
42 5
43 9
44 0
45 23
46 8
47 4
48 16
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 19
2 0
3 3
4 14
5 1
6 6
7 0
8 0
9 2
10 0
11 2
12 16
13 2
14 3
15 11
16 36
17 74
18 1
19 4
20 0
21 83
22 5
23 31
24 19
25 1
26 4
27 0
28 50
29 1
30 1
31 2
32 0
33 0
34 0
35 2
36 1
37 2
38 0
39 8
40 8
41 0
42 7
43 2
44 7
45 13
46 1
47 1
48 2
49 2
50 3
51 2
52 3
53 0
54 7
55 13
56 0
57 5
58 5
59 2
60 2
61 4
62 0
63 0
64 7
65 4
66 0
67 0
68 4
69 0
70 4
71 3
72 2
73 0
74 0
75 9
76 2
77 116
78 0
79 2
80 0
81 10
82 37
83 6
84 10
85 0
86 0
87 4
88 2
89 0
90 0
91 17
92 66
93 2
94 17
95 3
96 0
97 2
98 18
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 5
3 0
4 0
5 0
6 3
7 0
8 0
9 2
10 1
11 0
12 2
13 2
14 0
15 0
16 0
17 2
18 0
19 3
20 0
21 1
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 3
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 1
42 0
43 1
44 1
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 2
51 3
52 1
53 1
54 0
55 0
56 5
57 1
58 0
59 15
60 0
61 0
62 1
63 0
64 2
65 0
66 0
67 2
68 0
69 0
70 0
71 0
72 1
73 0
74 0
75 1
76 1
77 0
78 0
79 0
80 1
81 10
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 1
88 0
89 3
90 2
91 0
92 0
93 0
94 0
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0
100 0
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 0
107 2
108 0
109 0
110 2
111 0
112 2
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 6
122 0
123 1
124 1
125 0
126 0
127 0
128 0
129 1
130 0
131 9
132 3
133 0
134 0
135 0
136 1
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 3
144 0
145 0
146 1
147 3
148 0
149 0
150 1
151 0
152 1
153 0
154 0
155 0
156 4
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 1
163 0
164 0
165 0
166 1
167 0
168 0
169 0
170 1
171 3
172 0
173 0
174 0
175 3
176 0
177 1
178 1
179 0
180 0
181 0
182 2
183 3
184 1
185 0
186 0
187 1
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 2
197 0
198 1
199 0