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1. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 74

1852 - Koblenz : Bädeker
74 Sigmund römischer Kaiser. Albrecht 1!. Friedrich Iii. böhmischen Reiches durch innere Zwistigkeiten verschwunden war, machte man den Böhmen Zugeständnisse und ließ von dem Verlan- gen unbedingter Unterwerfung ab. Das Baseler Concilium brachte wenigstens mit der gemäßigten Partei oder den Calixtinern (auch Utraquisten) einen Vergleich zu Stande, indem es den Gebrauch des Kelches unter der Bedingung gestattete, daß die Priester lehren sollten, der Empfang des Abendmahls unter einer Gestalt sei eben so vollständig. Als die Taboriten und Waisen sich weigerten, diesem Vergleich beizutreten, wurden sie von den Calixtinern, in Vereini- gung mit den Katholiken, durch zwei Niederlagen genöthigt, ihre festen Plätze zu übergeben und Ruhe zu halten. Darauf folgte die Anerkennung Sigmund's als König von Böhmen. Erst während des Conciliums zu Basel, im 24. Jahre seiner Regierung (1433), empfing Sigmund die Kaiserkrone, und auch er sah, wie sein Vater und Bruder, mehr auf das Wohl der eigenen Länder, als auf das des Reiches. Die Sorge für sein Königreich Ungarn, dessen innere Verwaltung, Beruhigung und Sicherstellung gegen äußere Feinde veranlaßte seine fast beständige Abwesenheit aus den deutschen Landen. e. Könige aus dem Hause Oesterreich seit 1438. 1. Albrecht Ii. von Oesterreich 1438 — 1439. Sigmund's Schwiegersohn, Herzog Albrecht V. von Oesterreich, ward ohne sein Zuthun von den Kurfürsten, die das Bedürfniß eines mächtigen Kaisers fühlten, einstimmig gewählt, und die Kai- serwürde blieb nun bis zu ihrem Erlöschen beim Hause Oesterreich. Er folgte zugleich in Böhmen und Ungarn als König, kehrte aber schon im nächsten Jahre krank von einem unglück- lichen Feldzuge gegen die Türken, welche in Siebenbürgen eingefallen waren, zurück und starb. Auf diese kürzeste aller Kaiserregierungen folgte die längste, indem Albrecht's Vetter, 2. Friedrich Ih. 1440 — 1493, der letzte in Rom gekrönte Kaiser, 53 Jahre, aber meistens unglück- lich regierte. Ein nachgeborner Sohn Albrecht's Ii., Ladislav Post- humus, erhielt die Krone von Böhmen und Ungarn, nach dessen Tode (1457) trennten sich aber beide Länder von dem Hause Habs- burg: die Böhmen wählten ihren bisherigen Statthalter Georg Po- diebrad zum Könige, die Ungarn den Matthias Corvinus, den Sohn

2. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 155

1852 - Koblenz : Bädeker
Versuche zur Umgestaltung der Bundesverfassung. 133 Während der Umgestaltung der Verfassung in den Einzelstaaten hatte eine aus Abgeordneten von ganz Deutschland (einschließlich der Provinzen Ost- und Westpreußen, Schleswigs und des deutschen Theiles von Posen) gebildete „verfassunggebende Versamm- lung" in Frankfurt eine provisorische Centralgewalt für das ge- sammte Deutschland gebildet und den Erzherzog Johann von Oester- reich zum Reichsverweser für Deutschland gewählt. Die Versamm- lung beschäftigte sich unter heftigen Parteikämpfen mit der Feststellung der Grundrechte des deutschen Volkes und mit der Berathung der deutschen Reichsverfassung; die auf Grund derselben dem Könige von Preußen angebotene erbliche Kaiserwürde wurde von diesem nicht an- genommen und die Versammlung durch Abberufung der Abgeord- neten Seitens der Regierungen aufgelöst. Ein angeblich für die Durchführung der Reichsverfassung sich in Sachsen, der Pfalz und Baden erhebender Aufstand wurde von preußischen Truppen schnell unterdrückt. S- 36. Culturzustand Deutschlands in neuerer Zeit. 1) Kirchliche Verhältnisse. Die Stiftung neuer Orden, wie der Capuziner, Ursulinerinnen u. s. w. uitb die Reform schon bestehender förderte die seit dem Tridentiner Concilium begonnene Verbesserung des Klosterlebens. Am einflußreichsten wirkte die von Ignatius Loyola gestiftete Gesellschaft Jesu (s. S. 97), bis Papst Clemens Xiv. sich von den Bourbonischen Höfen bewegen ließ, den Orden aufzuheben (1773), den jedoch Pius Vh. wiederherstellte (1814). Die Säcularisation der geistlichen Herrschaften, welche seit der Reformation begonnen hatte, durch den westphälischen Frieden , und durch Joseph Ii. erneuert worden war, kam durch den Reichs- deputationshauptschluß vollständig zur Ausführung. — In der pro- testantischen Kirche entstand zu Herrnhut in der Lausitz 1722 durch die Bemühungen des Grafen von Zinzendorf die evangelische Brü- dergemeine der Herrnhuter. Eine Vereinigung (Union) der lutheri- schen und reformirten Kirche zu einer evangelischen erfolgte bei der Feier des dritten Reformations-Jubiläums (31. Oct. 1817) zuerst in Nassau und Preußen, bald darauf auch in andern Staaten. 2) Die wesentlichen Veränderungen, welche die Reichs Ver- fassung durch den westphälischen Frieden, die Stiftung des Rhein-

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 12

1906 - Langensalza : Gressler
12 sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner ist ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der fromme Mensch leicht, wenn er die feste Überzeugung hat, daß Gott es so haben will, und diese Gewißheit hatte Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft höreu, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studieren, sondern mit Einsammeln von Eiern, Butter, Brot it. s. w. dem Kloster nützlich zu werden suchen. Sein Gemüt befand sich in einer gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes weltlichen Gedankens die allerheftigsten Vorwürfe und glaubte immer, den Vorschriften Gottes kein Genüge zu leisten, so streng er auch die Klostergelübde beobachtete. Dabei kasteite er seinen Körper so ab, daß er nur ganz wenig aß und trank, ja manchen Tag nichts als ein wenig Brot zu sich nahm. Wie aber Gott denen, die ihn mit redlichem Herzen suchen, sich nicht im« bezeugt läßt, so ließ er ihn gutgesinnte Leute finden, die ihm Trost und Mut einsprachen, wenn er vor Angst vergehen wollte. So lebte in demselben Kloster ein alter, ehrwürdiger Bruder, dem er manchmal seine Gewissensangst beichtete. Dieser wies ihr vornehmlich aus das Hauptgrundstück des Glaubens hin, wo es heißt: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden." Dieser Zuspruch machte einen tiefen, wundersamen Eindruck aus sein gequältes Gemüt. Ebenso sprach ihm der Vorgesetzte seines Ordens, der ehrwürdige Johannes von Staupitz, Trost ein. Dieser echt-christliche Mann, Professor an der Universität in Wittenberg, zeichnete den frommen Luther bald vor allen andern Mönchen aus und suchte ihn aufzurichten. „Du willst mit Gewalt ein Sünder fein." sagte er einst, „und hast doch feine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Humpelwerk nitd Puppensünden umgehen und aus jedem Gedanken gleich eine Sünde machen." Dergleichen Zuspruch half wenigstens auf eine Zeit; dann

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 81

1906 - Langensalza : Gressler
81 Achtung er auch deshalb verdiente, so verwerflich war die Heftigkeit und Unduldsamkeit, die er gegen Andersdenkende zeigte. Am auffallendsten ist dies in der Geschichte des unglücklichen Michael Servet. Dieser Mann war ein spanischer Arzt und ein großer Freund theologischer Untersuchungen. ' Während er als Arzt im südlichen Frankreich lebte, hatte er mehrmals an Calvin geschrieben. Aber kaum nahm dieser aus den Briefen wahr, daß Servet über die Lehre von der Dreieinigkeit andere Begriffe hatte, als er sogleich den Briefwechsel abbrach; ja, als endlich Servet seine Ansichten in einem besonderen Werke umständlicher auseinandersetzte, betrachtete ihn Calvin als einen fluchwürdigen Ketzer! Der Spanier ahnte von dem allen nichts, und als er nach einiger Zeit auf einer Reise durch Genf kam, hielt er sich in dieser evangelischen Stadt sicherer als irgendwo. Aber kaum erfuhr Calvin, der von ihm so verabscheute Servet sei angekommen, so drang er in den Magistrat, den Mann sogleich festnehmen und ihm als Ketzer und Verbreiter falscher Lehren den Prozeß machen zu lassen. Wie erstaunte Tervet. als man ihn ins Gefängnis führte und Calvin als sein Ankläger gegen ihn auftrat! Zuerst gab diefer sich alle Mühe, den Fremden zur Abschwörung feiner Meinungen zu bewegen. Da bezeugte, er könne nicht gegen seine Überzeugung sprechen so wurde der Arme wirklich zum Tode aus dem Scheiterhaufen verurteilt. Anfangs schien es ihm ganz unglaublich, daß man in einer evangelischen Stadt so unduldsam sein könnte; dann bat er, man möchte, wenn er nun einmal durchaus wegen seiner Meinung sterben sollte, ihn doch nur enthaupten. „Nein", schrie man, „ein Ketzer muß verbrannt werden"! Und das geschah wirklich, und Calvin glaubte in seinem Eifer eine recht verdienstliche Handlung u begehen. Elf Jahre darauf (1564) starb Calvin. Die Kirche, welche Zwingli und Calvin durch ihre Lehre i gründeten, wurde die reformierte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, im westlichen Deutschland und in Frankreich Eingang, so grausam auch Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformierten nannte, verfolgte. Meisterwerke. Bd. Ix. Nöi > elt, Weltgeschichte Iii. (j

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 132

1906 - Langensalza : Gressler
132 Übereinstimmung kommen. Ein Teil hielt sich streng an Luthers Worte und meinte, das ganze Christentum hänge von der genauen Befolgung seiner Vorschriften ab; die andern dagegen hingen Melauchthons milderem Geiste an, der immer auf Frieden und Einigkeit gedrungen hatte. Wie schwer ist es doch, sich selbst rein ’u erhalte« von deu Fehlern, die man an andern rügt! Wie hatten doch am Anfange der Reformation die Lutheraner über die unchristliche Verfolgungssucht der Katholiken geklagt! Nun machten sie es um nichts besser. Es ist zu bedauern, daß Ferdinand den Jesuiten erlaubte, sich in den österreichischen Staaten niederzulassen. Seine Absicht dabei war allerdings gut; er wollte nämlich auch dadurch seine Duldsamkeit zeigen und hoffte, daß durch diese Leute, die allerdings zum Teil recht gelehrt waren, der Unterricht in seinen Ländern ver- bessert würde. Ties mag auch wohl im ganzen geschehen sein; aber aus der andern Seite haben sie dadurch unsäglichen Schaden gestiftet, daß sie, wenn auch nicht unter Ferdinand und seinem Sohne, doch unter den folgenden Kaisern heimlich den Evangelischen entgegenarbeiteten und die Kaiser znr Unduldsamkeit aufforderten. Ihnen besonders ist es zuzuschreiben, daß die österreichischen Untertanen, die größtenteils sich zur evangelischen Lehre hinneigten, zur katholischen Lehre zurückkehren mußten. Unter Ferdinand wurde das Konzil in 2rieitt (1545 63) beendigt. Die große Verdorbenheit der römischen Geistlichkeit, die vielen Mißbräuche und die gänzliche Abweichung von dem Geiste der apostolischen Kirche hatten vielen Fürsten, namentlich auch dem Kaiser Karl V., es wünschenswert gemacht, daß eine Kirchenversammlung die Mißbrauche abschaffte und den Frieden in der Kirche wieder herstellte. Aber die Päpste fürchteten, daß ihrer Gewalt dadurch Abbruch geschehe, und suchten allerlei Ausflüchte, und erst als es unvermeidlich schien, willigte der Papst Paul Iii. in die Versammlung, suchte sie aber für sich gleich dadurch unschädlich zu machen, daß seine Legaten den Vorsitz einnahmen, daß er durchsetzte, daß nach Personen gestimmt werden sollte — ans Italien waren die meisten Bischöfe gekommen — und daß er ausdrücklich

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 11

1906 - Langensalza : Gressler
jetzt in jedermanns Händen und für weniges Geld zu kaufen ist, war damals äußerst selten, sehr fetter und in deutscher Übersetzung fast gar nicht zu haben. Tazu suchten auch die höheren Geistlichen das Lesen des Buches möglichst zu verhindern, damit das Volk ja nicht erfahre, daß vieles vou den,, was sie lehrten, gar nicht von Jesus gelehrt sei. Nuu saß Luther ganze Nächte über der Bibel, und immer mehr ging seiner Seele ein neues Licht auf. Tabei fühlte er sich so mächtig angezogen von dem, was er darin fand, daß er mit Schaudern ent den Willen seines Vaters dachte, ein Rechtsgelehrter werden zu sollen, und dadurch die Hoffnung aufzugeben, sich ganz Gott und dem Heilande zu weihen. So geängstigt von widersprechenden Gefühlen und Entschlüsfen, wurde er — er war bereits Magister der Philosophie geworden und hielt schon selbst Vorlesungen — durch zwei Ereignisse tief erschüttert. Sein liebster Frennd Alexius wurde durch eineu Unglücksfall plötzlich hiiiweggerafst, und als er kurze Zeit darauf vou einem Besuche bei seinen Eltern nach Ersnrt zurückkehrte, überfiel ihn ein heftiges Gewitter, und eiu Blitzstrahl schlug dicht neben ihm in die Erde, so daß er ganz betäubt davon war. „Hilf, heilige St. Anna," rief er in feinem Schrecken ans, „ich will ein Mönch werden!" Dnrch dieses Gelübde hielt er sich gebunden, sein Leben Gott und der Kirche zu weihen. Noch einmal lud er seine liebsten Freuude zu sich eiu und gab ihnen einen kleinen Abschiedsschmaus; dann ging er noch in derselben Nacht nach dem Angnstinerkloster in Ersttrr und ließ sich hier einkleiden. Seinem Vater schickte er seine weltlichen Kleider und seinen Magisterring mit einem zärtlichen Briese, in welchem er ihm seine Gründe auseinandersetzte. Ter alte Mann, der gehofft hatte, sein Martin sollte einmal ein gewandter Rechtsgelehrter werden und damt ihn und die Mutter im Alter unterstützen, kümmerte sich darüber sehr, konnte aber endlich nicht umhin, den Gründen seines Sohnes recht zu geben. Im Kloster ging es Luther zuerst gar traurig. Während seines Probejahrs wurden ihm die allerdrückendsten Geschäfte aufgebürdet. Er mußte die allerniedrigsten Dienste verrichten: die Kirche ausfegen, die Türen ans- und zuschließen, die Turmuhr aufziehen, ja

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 51

1906 - Langensalza : Gressler
51 Di eligionsf riebe im ^afire 1532 zustande, worin beide -leite versprachen, bis 511 einem allgemeinen Konzil, aus dem die Qmaubens-ftreitigfeiten nach dem Worte Gottes entschieben werben sollten, feine Feindseligkeiten gegeneinander auszuüben. Dieser Friede war natürlich für die Ausbreitung der Reformation sehr günstig, und in den solgeuden fahren traten eine Reihe von Staaten, wie Württemberg, Baden, Mecklenburg, Pommern und einige Städte zur neuen Lehre über. Auch im Herzogtum Sachsen und im Kurfürstentum Brandenburg nahm man im Jahre 1539 die Lehre Luthers an. In dem letzteren Lande konnte die Reformation lange feinen Eingang finden, weil der Kurfürst Joachim I. ein eifriger Gegner derselben war. Er hielt sogar verschiedene Reden gegen sie. Aber er mußte erleben, daß die ihm verhaßte Lehre sogar in sein eigenes Haus drang. Seine Gemahlin Elisabeth öffnete dem Evangelium, wie es von Mittenberg ausging, Herz und Ohr und nahm heimlicherweise das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Als der Kurfürst davon erfuhr und sehr wütete, entfloh sie und sand bei dem Kurfürsten von Sachsen auf einem Schlosse bei Wittenberg eine Zufluchtsstätte. Nun mochte Joachim wohl einsehen, daß er zu hart gegen sie gewesen war. Er verfolgte sie nicht und gestattete auch ihren Kindern, sie zu besuchen. So lernten auch sie die Reformatoren kennen, und ihre Lehre fand auch in ihren Herzen Eingang. Als Joachim Ii., der im Jahre 1535 feinem Vater in der Regierung gefolgt war, einsehen mußte, daß die längst versprochenen Reformen der Kirche auf eine unbestimmte Zeit vertagt waren, trat er 1539 mit seinem ganzen Hofe und zahlreicher Ritterschaft zur Lehre Luthers über, und das Land, das diesen Tag längst ersehnt hatte, folgte seinen Beispiele. Daß bei diesen beständigen Übertritten die Feindschaft zwischen den Protestanten und den Katholiken sich nicht verringerte,, tijt sich wohl denken. Glücklicherweise erlebte Luther den Ausbruch des Krieges nicht mehr. So konnte er seine ganze Tätigkeit der Forderung seines großen Werkes widmen. Er arbeitete mit solchem Eifer, daß er gar nicht merkte, wie seine Gesundheit dabei imnijr 4* I

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 101

1906 - Langensalza : Gressler
101 machte ihr Herz unempfänglich für die Gefühle der Rachsucht. Sie schien alles Gedächtnis für früher ihr zugefügte Kränkungen verloren zu haben und empfing selbst die, welche ihr früher alles Herzeleid angetan hatten, mit Freundschaft. Das gewann ihr natürlich aller Herzen. So oft sie sich öffentlich sehen ließ, strömte das Volk herbei, und die Gesprächigkeit und Herablassung, die sie bei solchen Gelegenheiten zeigte, machten sie zum -Abgott des Volkes. Elisabeth war damals 25 Jahre alt. Ohne eigentlich schön zu sein, besaß sie außerordentlich viel Liebenswürdigkeit, die nie mehr bezaubert, als wenn sie durch hohe Geburt und Bescheidenheit noch mehr gehoben wird. Dazu hatte sie ausgezeichnete Kenntnisse, ohne andern damit lästig zu werdeu, und einen sehr gebildeten Verstand. Während ihrer ländlichen Einsamkeit hatte sie den Wissenschaften mit großem Eifer obgelegen. — Ihre erste Handlung nach ihrer Thronbesteigung war. daß sie die evangelische Lehre einführte; nur behielt sie mehr Zeremonien und die bischöfliche Verfassung bei. Sie verlangte die Annahme von 39 Artikeln, die in einzelnen Stücken von der lutherischen und reformierten Lehre abwichen. Aber auch hier verfuhr sie als kluge Frau. Nur langsam und nach und nach wurden die unter Maria wieder eingeführten katholischen Gebräuche abgeschafft. Keine solchen Grenelszenen, wie unter Heinrich Viii. und Maria kamen dabei vor; doch ließ sie diejenigen, welche ihre Befehle nicht befolgen und die von ihr eingeführte bischöfliche Kirche stürzen wollten, streng bestrafen. Besonders betraf' dies die Puritaner (auch Presbyterianer genannt), welche nicht nur alle Zeremonien, Bilder Kreuze, Altäre Orgeln u. s. w verwarfen, sondern auch die Oberaufsicht der Regierung über die Kirche (Suprematie) nicht anerkennen wollten. Elisabeth hat sich nie vermählt. Ob sie gleich gern sich mit Männern unterhielt, schien sie einen Widerwillen gegen jede Art von Gebundenheit zu haben, vielleicht eine Folge der Unterdrückung, in welcher sie früherhiu gelebt hatte. Jederzeit hatte sie einen ober mehrere Günstlinge; aber zu einer bleibenden Neigung konnte sie sich nie entschließen, so viele einheimische Große und fremde Könige
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