Aclteste Verfassung Deutschlands. 6
kennen wir nicht mehr. Die Opfer bestanden theils in Menschen-
opfern (gefangene Feinde, gekaufte Sclaven oder schwere Verbrecher),
theils in Thieropfern (besonders Pferde), verbunden mit Mahlzeiten,
auch wohl in Darbringung von Früchten und Blumenkränzen. —
Die Priester waren zugleich beim Volksgerichte thätig, und bei
Heerzügen gebührte ihnen die Handhabung der Zucht.
B. Die älteste Verfassung Deutschlands beruhte auf der
Herrschaft der Volks gemeinde. Sowohl die Versammlung
der freien Grundbesitzer einer jeden Gemeinde, als die größere
Versammlung der Grundbesitzer eines aus mehreren Gemeinden be-
stehenden Gaues hatte die Gesetzgebung, die Wahl der obrigkeitlichen
Personen (Fürsten und Herzoge), die richterliche Gewalt und die
Entscheidung über Krieg und Frieden.
Die Volksversammlungen waren theils regelmäßige, namentlich zur
Zeit des Neu- und Vollmonds, theils außerordentliche. Man versammelte sich
bewaffnet, am liebsten auf Bergen oder in einem heil. Haine, der König oder
ein Priester leitete die Verhandlungen, denen wahrscheinlich ein Opfer voranging
und folgte, und mit denen auch Trinkgelage verbunden waren. Die Zustimmung
zu dem Vorgeschlagenen gab man durch Zusammenschlagen der Waffen, Miß-
billigung durch Murren zu erkennen. Alle Rechtshäudel wurden mündlich und
öffentlich verhandelt und durch Geschworene entschieden nach gesetzlichen, Bestim-
niuugen, die lange Zeit blos durch Tradition sortgepstanzt und erst seit dem 5.
Zahrh. ausgezeichnet wurden. Oie Strafen bestanden in Schadenersatz und an-
dern Bußen an Geld, Vieh u. s. w., selbst für Todtschlag; die Todesstrafe
(Aufhängen) traf Vaterlandsverräther und Feiglinge. Während der Zeit, wo
die Gemeinde nickt versammelt war, übte ein Graf mit Zuziehung eines Aus-
schusses von C100) Freien (Schöffen) das Richteramt, und wahrscheinlich über-
haupt die vollziehende Gewalt aus.
Das Königthum bestand Anfangs (zur Zeit des Tacitus)
nur bei den germanischen Stämmen im Osten (Markomannen, Qua-
den, Gothen); bei einigen läßt sich der Ursprung desselben noch Nach-
weisen (wie bei Marbod's Herrschaft), bei andern nicht. Später
haben die meisten Völkerschaften (mit Ausnahme der Sachsen), wenn
sie sich zu einer größer» Herrschaft vereinigten oder tiene Wohnsitze
aufsuchten, sich einen König gewählt, in dessen Familie dann auch
diese Würde in der Regel blieb, ohne daß das Recht zu wählen
aufgehoben war.
Der neue König wurde auf einen Schild gehoben und in der Volksver-
sammlung unter dem Beifall des Volks dreimal herumgetragen, damit ihn Jeder
sehen könnte. Die ältesten Könige zeichneten sich in Tracht und Kleidung wenig
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Theilung deö fränkischeil Reiches.
21
Der jüngste von Chlodwig's 4 Söhnen, Clotar I., überlebte
seine Brüder und deren Nachkommen, daher vereinigte er wie-
der die ganze fränkische Monarchie, aber nur auf 3 Jahre
(558—561); denn da er auch 4 Söhne hinterließ, so zerfiel die
Monarchie nach seinem Tode wieder in vier Reiche und nach Cha-
ribert's, Königs von Paris, Tode (569?) in drei Reiche.
Seit dieser Zeit hören die auswärtigen Eroberungen der Fran-
ken auf, es folgen Bürgerkriege unter den Enkeln Chlodwig's,
in denen die Trennung des fränkischen Reiches in seine beiden
Hauptmassen:
a) Das westfränkische Reich oder Neustrien mit roma-
nischem Charakter,
d) Das ostfränkische Reich oder Austrasien mit echt
deutschen: Charakter,
bestimmter hervortritt, neben welchen Burgund als Mittelreich
sich nur eine Zeit lang behauptete und bald den: einen, bald dem
andern Reiche zufiel. Beständige innere Zerrüttungen und eine Reihe
von Freveln und Verbrechen, vorzüglich erzeugt durch den Haß der
beiden Königinnen Brunehilde in Austrasien und Fredegunde in Sois-
sons, füllen die Geschichte der Nachfolger Clotar's I. aus bis zur
zweite:: Vereinigung des Reiches durch Clotar Ii. von
Soissons, einen Urenkel Chlodwig's, 613.
In dieser Zeit der Zerrüttung brachten die Naioros domus,
welche ursprünglich nur Aufseher des königlichen Haus- und Hof-
wesens, später Anführer der Lehnsleute (der Leudes) wäre::, all-
mälig die ganze Civil- und Militärverwaltung der (nach Dagobert's I.
Tode wieder getheilten) fränkischen Reiche in ihre Hände und regier-
ten in: Namen der meistens unmündigen und schwachen Könige. Da-
her entstand um den Besitz dieser Würde eine Reihe von Kämpfen
unter den fränkischen Großen, bis der Austrasier Pipin von Heri-
stal (bei Lüttich) durch einen Sieg über den neustrischen König und
Ugior domus (bei Testri an der Somme, in der Nähe von St.
Quentin, 687) alleiniger Maior domus im gesummten fränkischen
Reiche wurde.
Die von Pipin begründete, fast unabhängige Herrschaft befestigte
sein Sohn Karl Martell (717 — 741) durch eine lange Reihe
meist glücklicher Kriege gegen die deutschen Völker von der Nordsee
bis zu den Alpen, welche sich theils von der fränkischen Herrschaft
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Extrahierte Personennamen: Clotar_I. Quentin Karl_Martell Karl
Extrahierte Ortsnamen: Cha- Paris Fran- Burgund Sois- Nordsee
Der lombardische Städtebund.
64
dinälen eine kaiserliche und eine antikaiserliche Partei, diese wählte
Alexander Ii!., jene Paschal Ii!., wodurch ein 18jähriges (1159—77)
Schisma entstand. Friedrich wollte als Schirmvogt der Kirche eine
Ausgleichung herbeiführen, allein Alexander sprach ihm das Recht
dazu ab und verband sich mit den Städten Oberitaliens gegen ihn.
Auf einem 3. Zuge nach Italien (1163) ohne Heer suchte der von
Aleranker Ui. mit dem Kirchenbanne belegte Kaiser die Unzufriedenheit, welche
sich über die Härte der von ihm eingesetzlen Beamten geäußert hatte, zu be-
schwichtigen.
Auf dem 4. italienischen Zuge (1166 — 68) zwang Frie-
drich die Römer (durch einen Sieg bei Tusculum), den Papst Pa-
schal Hl. anzuerkennen und ließ sich nebst seiner Gemahlin von ihm
krönen. Damals stand er auf dem Gipfel seiner Macht — aber
nur für kurze Zeit. Denn da sein Heer durch eine pestartige Krank-
heit fast gänzlich aufgerieben wurde, floh er verkleidet und fast ganz
allein über die Alpen. Die lombardischen Städte aber, deren Be-
schwerden über die kaiserlichen Statthalter keine Abhülfe gefunden
hatten, waren in einen großen Bund zusammen getreten, sie führten
die Mailänder in ihre Stadt zurück und erbauten eine Festung als
Schutzwehr gegen die Deutschen, die sie dem Kaiser zum Trotz
Alessandria nannten. Als Friedrich diese
auf dem 5. italienischen Zuge (1174 — 78) belagerte, fiel
Heinrich der Löwe von ihm ab (weil er diesem die für seine Hülfs-
leistnng geforderte Abtretung der Stadt Goslar nicht bewilligte).
Bittend soll der Kaiser sich dem stolzen Herzog zu Füßen geworfen
haben, um ihn zu fernerm Beistand zu bewegen — aber vergebens.
Ehe er neue Verstärkungen erhalten hatte, wurde er von den er-
muthigten Lombarden bei Leg nano 1176 angegriffen und so ent-
schieden geschlagen, daß er sich genöthigt sah, mit Alexander Iii. zu
Venedig Frieden und mit den Lombarden zuerst einen Waffenstill-
stand auf 6 Jahre und nach dessen Ablauf einen förmlichen Frie-
den zu Constan.; zu schließen 1183, in welchem er den Städten
gegen einen Geldzins einen großen Theil der Hoheitsrechte überließ.
Nach Deutschland zurückgekehrt, sprach Friedrich über Heinrich
den Löwen, der ihn in Italien verlassen hatte und auf eine fünf-
malige Vorladung nicht erschienen war, die Reichsacht aus, und
zersplitterte dessen Besitzungen, indem er Baiern dem Pfalzgrafen
Otto von Wittelsbach (dessen Nachkommen noch heute in Baiern
regieren), das westliche Sachsen dem Erzbischöfe von Köln, das öst-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Ii Alexander Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Alexander_Iii Alexander Friedrich_über_Heinrich Friedrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Goslar Deutschland Italien Baiern Sachsen
37
Heinrich Vi. Philipp von Schwaben u. Otto I V.
Landes gegen die Einfälle der heidnischen Preußen dem Orden das
Kulmerland - (nebst dem Gebiete vor: Löbau) abzutreten, an. Nach
einem 53 jährigen Kampfe gelangte der Orden zur Herrschaft über
Preußen. Als Akkon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz
des Ordens gewesen, an den Sultan von Aegypten verloren ging
1291, zog der Hochmeister (Konrad von Feuchtwangen) nach Vene-
dig, und als diese Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte
(wegen der Eroberung Ferraras), ward der Hauptsitz nach Marien-
burg verlegt (1309).
3. Heinrich Vi. 1190 — 1197,
der schon während des Kreuzzuges seines Vaters die Reichsverwal-
tung geführt hatte, folgte ohne weitere Anerkennung von Seiten der
Fürsten wie in einem Erbreiche. Nach den: Aussterben des norman-
nischen Königshauses ging er nach Italien, ließ sich in Rom krönen
und hoffte das Erbe seiner Gemahlin, Apulien und Sicilien, in
Besitz zu nehmen. Aber die Sicilianer hatten aus Abscheu gegen
die deutsche Herrschaft den Grafen Tankred und nach dessen Tode
seinen Sohn Wilhelm Iii. zun: Könige ernannt. Diese machten den:
Kaiser sein Erbland noch 5 Jahre lang streitig. Eine angebliche
Verschwörung diente ihm zum Vorwände, an seinen Gegnern die
grausamste Rache zu nehmen, die Ersten der Geistlichkeit und des
Adelstandes wurden gehenkt, verbrannt, oder, wie König Wilhelm,
verstümmelt und geblendet; deshalb, so wie wegen Richard's Löwen-
herz Behandlung sprach der Papst den Bann über ihn aus. Als
er im Begriffe war, einen Kreuzzug anzutreten, überraschte ihn der
Tod (zu Messina) zur allgemeinen Freude der Italiener.
Heinrich der Löwe war aus England zurückgekehrt und hatte vielen Anhang
gefunden, aber alle Versuche, seine früheren Besitzungen wieder zu gewinnen
waren erfolglos; er starb 1195 zu Braunschweig.
4. Philipp von Schwaben 1198 — 1208 und
Otto Iv. 1198 — 1215.
Nach Heinrich's Vi. Tode trennten sich die deutschen Fürsten in
Bezug auf eine neue Wahl in zwei Parteien: eine hohenstaufensche,
welche Heinrich's jüngsten Bruder Philipp von Schwaben (Hein-
rich's Sohn Friedrich war erst 3 I. alt), und eine welfische, welche
Otto, den zweiten Sohn Heinrich's des Löwen, wählte. Die letz-
tere übertrug die Entscheidung dem Papste Innocenz Hi., welcher
nach vergeblichen Vermittelungsversuchen den Otto als König aner-
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Extrahierte Ortsnamen: Akkon Italien Rom Apulien Sicilien Messina England
Friedrich 31.
69
als Sklaven (»ach Alexandria) verkauft; von 20000 deutschen Knaben kehrte ein
großer Ttieil bald zurück, die übrigen kamen auf der Reise durch Italien aus
Mangel um oder fanden doch keine Mittel zur Weiterreise.
5. Friedrich Ii. 1215—1250.
Obgleich er dem Papste Innocenz Iii., seinem Wohlthäter und
Oberlehnsherrn, versprochen hatte, 1) die sicilische Krone seinem
schon als König von Sicilien gekrönten Sohne Heinrich abzutreten,
und 2) einen Krenzzug zu unternehmen, so beschloß er doch nun
Deutschland als Nebenland an seinen Sohn zu gebeu und Italien
zum Hauptsitz seiner Macht zu inacheu, und ließ deshalb seinen Sohn
Heinrich zum Nachfolger im deutscheil Reiche wählen und zum römi-
scheu Könige krönen, wofür er den Fürsten eine Menge von Reichs-
rechten preisgab.
Wiederholt und dringend wurde er vom Papste (Honorius Iii.)
aufgefordert, den bei seiner Tbroilbesteigung und nochmals bei seiner
Kaiserkrönung versprochenen Kreuzzug anzutreten. Allein die An-
ordnung der innern Angelegenheiten Deutschlands und Italiens nö-
thigten den Kaiser sich vom Papste die Frist dreimal verlängern zu
lassen und zuletzt (im Vertrage von St. Germano 1226) zuzngeben,
daß er, wenn er den Kreuzzug uicht in zwei Jahren antrete, dadurch
ohne weiteres in den Bairn verfalle. Kaum hatte er ihn angetreten,
so kehrte er wegen Krankheit zurück. Der Papst Gregor Ix. hielt
die Krankheit für Verstellung und sprach den Banil über den Kaiser
aus. Dieser ging 1228 wirklich nach Palästina und erhielt in einem
Vertrage mit dem Sultan Kamel von Aegypten und Jerusalem, wo
er sich selbst krönte, nebst dem umliegenden Gebiete bis nach Tyrus,
Akkon und Sidon. Doch führte eine Verletzung des Waffenstillstan-
des durch einige Pilger bald abermals den Verlust Jerusalems her-
bei (1239), und ailch die beiden vom französischen Könige Ludwig Ix.
oder dem Heiligen später unternommenen Kreuzzüge nach Aegypten
(1248) und nach Tunis (1270) blieben ohne wesentlichen Erfolg.
Nach seiner Rückkehr aus Palästina kam durch Vermittelung des
Deutschmeisters Hermann von Salza eine Aussöhnung zwischen Papst
und Kaiser zu Staude. Nachdem dieser in seinen Erblanden mit der
Gesetzgebung eine gänzliche Reform vorgenommen hatte (s. §. 30),
ging er nach Deutschland zurück, setzte seinen Sohn Heinrich ab, der
sich vom Vater unabhängig inacheu wollte und sich deshalb mit den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Innocenz_Iii Innocenz Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Honorius_Iii Honorius Gregor_Ix Gregor Ludwig_Ix Ludwig Hermann_von_Salza Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Alexandria Italien Sicilien Deutschland Italien Deutschlands Italiens Palästina Jerusalem Tyrus Akkon Jerusalems Tunis Palästina Deutschland
Friedrichs Absetzung und Gegenkönige. Das Interregnum. 61
wich. Von hier aus versuchten sie zwar noch einmal nach Oesterreich
vorzudringen, als aber ihnen dort ein großes christliches Heer unter
dem Könige (Wenzel) von Böhmen und den Herzögen von Oesterreich
und Kärnthen entgegentrat, kehrten sie zurück und räumten auch Un-
garn auf die Nachricht von deni Tode ihres Groß-Khans.
Nachdem Gregor Ix., fast 100 Jahre alt, gestorben, erhielt
Friedrich einen noch heftigern Gegner in dessen zweitem Nachfolger,
Innocenz Iv. Dieser sprach über den Kaiser, der dem Papste sein
Land vorenthielt, zu Lyon, wohin er eine allgemeine Kirchenversamm-
lung (1245) berufen hatte, auch die Absetzung aus und forderte die
deutschen Fürsten zu einer neuen Wahl auf, ohne Rücksicht auf den
schon früher zum römischen Könige gewählten zweiten Sohn Fried-
rich's, Konrad. Aber fast nur geistliche Fürstelt wählten den (frühern
Regenten für Konrad) Landgrafen Heinrich Raspe von Thü-
ringen zum Gegenkönig (1246), und als dieser (schon 1247 auf
der Wartburg) starb, erhoben die rheinischen Erzbischöfe im Einver-
ständniß mit einigen weltlicheil Fürsteil eilten neuen Gegenkönig in
der Person des (20jährigen) Grafen Wilhelm von Holland.
Während Deutschland zwischen den beiden jungen Königen Konrad
und Wilhelm getheilt war, setzte Friedrich betx Kampf gegen die
Lombardell mit immer mehr abnehmendem Glücke fort bis zu seinem
Tode 1250.
6. Konrad Iv. 1250—54. Wilhelm —1256.
Konrad ging bald (gleich seinem Vater die Herrschaft in Ita-
lien der in Deutschland vorziehend) nach Apulien, welches sein Bru-
der Manfred als Statthalter gegen den Papst behauptet hatte. Hier
starb er schon 1254, mit Hinterlassung eines zweijährigen Sohnes
Konradin. Wilhelm von Holland blieb auf einem Zuge gegen die
Westfriesen, die er ju einem Tribute zwingen wollte, mit seinem
Pferde im Eise steckeil und ward von einigen Friesen, die ihn nicht
kanntell, erschlagen.
8- 14-
Das Interregnum 1237—1273.
Da nach Wilhelm's Tode der Papst (Alexander Iv.) die - Wahl
Konradin's bei Strafe des Bannes verboten und der Köllig Ottokar
von Böhmen die ihm angebotene Krone abgelehnt hatte, so wählte
ein Theil der bestochenen deutschen Fürsten den Grafen Richard
von Cornwallis, Andere den König Alfons X. von Ca-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Gregor_Ix. Gregor_Ix. Friedrich Friedrich Innocenz_Iv Innocenz Konrad Konrad Konrad) Konrad Heinrich_Raspe_von_Thü- Heinrich Wilhelm Konrad Konrad Wilhelm Friedrich_betx Friedrich Konrad_Iv Konrad Wilhelm Konrad Manfred Konradin Wilhelm Alexander_Iv. Alexander_Iv. Ottokar
von_Böhmen Ottokar Richard
von_Cornwallis Alfons_X
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Oesterreich Oesterreich Lyon Wartburg Holland Deutschland Ita- Deutschland Apulien Holland
72 Joh. Huß. Hieronymus von Prag. Brandenburg an Hohenjoller».
der Behauptung, er sei der einzige wahre Papst, und da durch die
Absetzung und Entlassung seiner Gegner auch das Schisma factisch
aufgehoben sei, so brauche man ihn nur überall anzuerkennen, um
die Einheit der Kirche herzustellen. Doch auch dessen Absetzung
wurde durch das Concilium ausgesprochen und Martin V. erwählt.
— Zugleich versuchte dieses Concilium die Ausrottung der Leh-
ren des Johann Huß, welcher die vom Papste für ketzerisch er-
klärten Grundsätze des Oxforder Theologen Johann Wycliff, trotz
aller Verbote des Erzbischofes von Prag und des Papstes, in Böh-
men verbreitete. Da Huß und sein Freund Hieronymus Faulfisch,
der zuerst Wycliff's Schriften nach Prag gebracht hatte, auch einen
vom Papste Johann Xxiii. verkündeten Ablaß bekämpften, die Ab-
laßbulle unter dem Galgen verbrennen ließen und die Ablaßprediger
verspotteten und mißhandelten, so sprach der Papst den Bann über
Huß und das Jnterdict über Prag aus. Huß wurde vor das Con-
cilium geladen und er erschien dort, nachdem ihn der Kaiser zu sei-
ner persönlichen Sicherheit mit einem Geleitsbriefe versehen hatte.
Als alle Versuche, ihn zum Widerruf seiner Lehren zu bewegen,
scheiterten, erklärte das Concilium ihn als Ketzer und übergab ihn
zur Bestrafung dem Kaiser, welcher ihn gemäß einer Bestimmung
des Schwabenspiegels verbrennen ließ 1415. Die Aufregung,
welche in Böhmen bei der Nachricht von Huß' Tode entstand, hielt
das Conciliuin nicht ab, auch den Prozeß des Hieronymus von
Prag vorzunehmen, der zur Vertheidigung seines Freundes ebenfalls
nach Constanz gekommen war; dieser widerrief alle seine dem katho-
lischen Glauben widersprechende Lehren, nahm aber den Widerruf
zurück und starb ebenfalls den Feuertod.
Auf diesem Concilium geschah 1417 auch die feierliche Beleh-
nung des Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg aus dem
Hause Hohenzollern mit der Mark Brandenburg, welche
Sigmund diesem schon einige Jahre vorher verpfändet und dann
als Tilgung einer Schuld von 400,000 ungarischen Gulden über-
tragen hatte.
Der Hussitenkrieg 1419 — 1436.
Als ein päpstlicher Legat in Böhmen erschien, um die Anhän-
ger des Huß mit Hülfe des weltlichen Armes der Kirche wieder zu
unterwerfen, nahm sich Wenzel Anfangs der Hussiteu oder Cali;-
/ tiner (wie man sie nach dem von Jacob von Mies eingeführten
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Extrahierte Personennamen: Martin_V. Johann Johann_Wycliff Johann Hieronymus_Faulfisch Johann_Xxiii Johann Friedrich_Vi Friedrich Wenzel Jacob_von_Mies
74 Sigmund römischer Kaiser. Albrecht 1!. Friedrich Iii.
böhmischen Reiches durch innere Zwistigkeiten verschwunden war,
machte man den Böhmen Zugeständnisse und ließ von dem Verlan-
gen unbedingter Unterwerfung ab. Das Baseler Concilium brachte
wenigstens mit der gemäßigten Partei oder den Calixtinern (auch
Utraquisten) einen Vergleich zu Stande, indem es den Gebrauch
des Kelches unter der Bedingung gestattete, daß die Priester lehren
sollten, der Empfang des Abendmahls unter einer Gestalt sei eben
so vollständig. Als die Taboriten und Waisen sich weigerten, diesem
Vergleich beizutreten, wurden sie von den Calixtinern, in Vereini-
gung mit den Katholiken, durch zwei Niederlagen genöthigt, ihre
festen Plätze zu übergeben und Ruhe zu halten. Darauf folgte die
Anerkennung Sigmund's als König von Böhmen.
Erst während des Conciliums zu Basel, im 24. Jahre seiner
Regierung (1433), empfing Sigmund die Kaiserkrone, und auch er
sah, wie sein Vater und Bruder, mehr auf das Wohl der eigenen
Länder, als auf das des Reiches. Die Sorge für sein Königreich
Ungarn, dessen innere Verwaltung, Beruhigung und Sicherstellung
gegen äußere Feinde veranlaßte seine fast beständige Abwesenheit aus
den deutschen Landen.
e. Könige aus dem Hause Oesterreich seit 1438.
1. Albrecht Ii. von Oesterreich 1438 — 1439.
Sigmund's Schwiegersohn, Herzog Albrecht V. von Oesterreich,
ward ohne sein Zuthun von den Kurfürsten, die das Bedürfniß
eines mächtigen Kaisers fühlten, einstimmig gewählt, und die Kai-
serwürde blieb nun bis zu ihrem Erlöschen beim Hause
Oesterreich. Er folgte zugleich in Böhmen und Ungarn als
König, kehrte aber schon im nächsten Jahre krank von einem unglück-
lichen Feldzuge gegen die Türken, welche in Siebenbürgen eingefallen
waren, zurück und starb. Auf diese kürzeste aller Kaiserregierungen
folgte die längste, indem Albrecht's Vetter,
2. Friedrich Ih. 1440 — 1493,
der letzte in Rom gekrönte Kaiser, 53 Jahre, aber meistens unglück-
lich regierte. Ein nachgeborner Sohn Albrecht's Ii., Ladislav Post-
humus, erhielt die Krone von Böhmen und Ungarn, nach dessen
Tode (1457) trennten sich aber beide Länder von dem Hause Habs-
burg: die Böhmen wählten ihren bisherigen Statthalter Georg Po-
diebrad zum Könige, die Ungarn den Matthias Corvinus, den Sohn
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Albrecht_Ii Albrecht Albrecht_V._von_Oesterreich Albrecht_V. Friedrich_Ih Friedrich Ladislav_Post- Georg_Po- Matthias_Corvinus
140
Krieg mit Oesterreich.
2) Krieg mit Oesterreich 1809.
Um seinen Lieblingsplan, England durch das Continentalsystem
zu Grunde zu richten, auch im südlichen Europa durchzuführen, hatte
Napoleon Portugal besetzt, den König von Spanien zur Verzichtung
auf seine Krone gezwungen, und diese seinem eigenen Bruder Joseph,
die von Neapel aber seinem Schwager Murat verliehen, und endlich
auch die Aufhebung der weltlichen Gewalt des Papstes ausgesprochen,
den Kirchenstaat mit dem französischen Reiche vereinigt, und den Papst
selbst als Gefangenen nach Savona bringen lassen. Die ganze spa-
nische Nation war mit großer Erbitterung und nicht ohne Erfolg
gegen den ihr hinterlistig aufgedrungenen König aufgestanden, und
dies ermuthigte den über jene Gewaltschritte empörten Kaiser Franz s.
noch einmal die Waffen gegen den fremden Unterdrücker zu versu-
chen und im Vertrauen auf die Stimmung des Volkes den Krieg
an Frankreich zu erklären. Sein Aufruf an die deutschen Völker zur
Theilnahme am Kampfe für die Freiheit des gemeinsamen Vaterlan-
des blieb ohne Erfolg, und der ganze Plan wurde durch Napoleons
Schnelligkeit vereitelt.
Erzherzog Karl betrieb mit großen: Eifer eine neue Einrichtung
des Heerwesens (die Errichtung einer allgemeinen Landwehr und ei-
ner dreifachen Reserve), und als, Napoleon wegen dieser Rüstungen
die Fürsten des Rheinbundes aufforderte, ihre Contingente in Bereit-
schaft zu halten, beschloß der Wiener Hof, dessen Angriffe zuvorzu-
kommen. Die Brüder des Kaisers, die Erzherzöge Karl und Johann,
als Oberbefehlshaber der nach Baiern und Italien vorrückenden
Armee, forderten durch Proclamationen an die deutschen Völker auf
zur Theilnahine an dem Kampfe Oesterreichs für die Freiheit des
deutschen Vaterlandes, jedoch ohne Erfolg. Das in Baiern unter
dem Erzherzoge Karl eingerückte Heer ward vor: Napoleon haupt-
sächlich mit deutscher: Truppen nach fünftägigen Gefechten (19.—23.
April) bei Abendsberg, Landshut, Eckmühl, Regensburg mit groß-
ßem Verluste über die Donau nach Böhmen zurückgedrängt und
Wien (13. Mai) zum zweiter: Male erobert. Ohne Aufenthalt ging
Napoleon den: (freilich zu spät) zum Entsätze herbeieilender: Erzher-
zoge Karl entgegen und erlitt nach einem zweitägigen Kampfe bei den
unweit der Donau liegenden Dörfern Aspern und Esling (21.
u. 22. Mai) die erste Niederlage. Nachdem er sich darauf mit
der unter Eugen Beauharnais herbeigekommenen italienischen Armee
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Joseph Franz_s Franz Napoleons Karl Karl Napoleon Karl_und_Johann Karl Johann Karl Karl Napoleon Napoleon Karl Karl Eugen_Beauharnais Eugen
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Iso Die heilige Allianz. Der zweite Pariser Friede.
im gefährlichsten Augenblicke Blücher auf dem Schlachtfelde eintraf
und ein vereinter Angriff beider Heere den Sieg entschied. Unauf-
haltsam verfolgten die Preußen das in gänzlicher Auflösung fliehende
französische Heer unter beständigen siegreichen Gefechten bis nach Pa-
ris, wo Napoleon schon (am 22. Juni) zum zweiten Male zu Gun-
sten seines Sohnes der Krone entsagt hatte. Mit dem Plane sich
nach Amerika einzufchiffen, ging er, als die Preußen ihn (in Mal-
maison) gefangen nehmen wollten, nach Rochefort, konnte jedoch nicht
auslaufen, ohne englischen Schiffen zu begegnen und vertraute sich
der Großmuth der englischen Regierung an, die ihn zufolge einer
Bestimmung der Verbündeten als Kriegsgefangenen nach St. Helena
abführen ließ, wo er nach beinahe 6jährigen Leiden am 5. Mai
1821 starb.
Die Verbündeten rückten mit Ludwig Xviii. in Paris ein, wo
die beiden Kaiser und der König von Preußen durch den heiligen
Bund (26. September), dem später fast alle europäischen Mächte bei-
traten, sich verpflichteten einander bei jeder Gelegenheit Hülfe und
Beistand zu leisten und nach dem Geiste der christlichen Religion ihre
Völker zu regieren. Der zweite Pariser Friede (20. November)
bestätigte die Beschlüsse des Wiener Kongresses und beschränkte Frank-
reich auf die Grenzen von 1790, es mußte zwei Grenzfestungen im
N. (Philippeville und Marienburg) an die Niederlande, Saarlouis
an Preußen, Landau, welches dritte Bundesfestnng ward, an Baiern,
den westlichen Theil Savoyens an Sardinien abtreten, 700 Millio-
nen Francs Kriegskosten zahlen, die geraubten Kunstwerke und lite-
rarischen Schätze zurückgeben und ein Heer der Verbündeten von
150,000 M. in den Grenzprovinzen unterhalten, deren Zurückziehung
jedoch schon 1818 ans dem Monarchen-Congresse zu Aachen be-
schlossen ward.
§. 35.
Deutschland ein Staatenbund.
Der europäische Fürstencongreß schuf durch die Bundesacte vom
8. Juni 1815 „zur Bewahrung der Unabhängigkeit und Unverletz-
lichkeit der einzelnen Bundesstaaten und zur Erhaltung der äußern
und innern Sicherheit Deutschlands" den unauflöslichen deutschen
Bund, bestehend ans folgenden 34 unabhängigen Staaten und 4
freien Städten:
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
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