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1. Die alte Geschichte - S. 130

1899 - Langensalza : Gressler
130 das Odeon, wo musikalische Wettstreite abgehalten wurden. Aber sein herrlichstes Werk in Athen war der Parthenon und die Bildsäule der Athene, die er umschloß. In Athen war nämlich auf einem Berge die sogenannte Burg, dieselbe, wo Kekrops sich zuerst aubaute. Tiese wurde nun so verschönert, daß selbst die Rninen jetzt noch die Bewunderung jedes Reisenden auf sich ziehen. Eine hohe Treppe von weißem Marmor, breiter als unsere breitesten Straßen, führte vou der Stadt aus hinauf. Welch ein Anblick, wenn man in die Straße einlenkte, die dahin führte, und plötzlich vor dem erstaunten Auge die ungeheuere, glänzende Treppe sich erhob! War man oben angelangt und wandte man den Blick rückwärts, so lag zu den Füßen die große Stadt mit ihrem unendlichen Gewimmel. Etwas weiter sah man die drei Häfen mit einem Walde von Mastbäumen und endlich das Meer mit den berühmten Inseln Salamis und Ägina, dahinter in äußerster Ferne die Berge des Peloponnes. Dann trat man ein in ein großes, marmornes Säulenthor mit süns Durchgängen, an welches rechts und links große Flügelgebäude stießen. Das links war ein Tempel der Siegesgöttin; rechts aber war eine lange, weite Säulenhalle, alles aus großen, weißen Marmorquadern. Hier hingen in langen Reihen Gemälde, die großen Thaten der Athener vorstellend; dort sah man die Zerstörung Trojas, des Theseus Großthaten, die Schlacht bei Marathon, in welcher die Helden der Athener nach dem Leben dargestellt waren, und viele andere. Hier gingen gern die athenischen Jünglinge umher, und der Anblick der thaten der Borsahreu munterte sie zu ähnlichen Krastanstrengungen auf. War man hiermit fertig, so kam man durch das erwähnte fünffache Thor, die Propyläen, auf einen großen Platz, auf dem vor allem der berühmte Parthenon, des Phidias Meisterstück, hervorragte. Dies war ein Tempel der Athene, aus weißem Marmor, in länglich viereckiger Gestalt gebaut. Inwendig stand die herrliche Bildsänle der Göttin, auch durch des Phidias Kunst aus Gold und Elfenbein hergestellt. Alles an ihr war mit der feinsten Kunst ausgearbeitet, aus ihrem Schilde z. B. eine Schlacht dargestellt, in welcher er auch sein und des Perifies Bild verewigt hatte. Sie war mit einem äußerst

2. Die alte Geschichte - S. 309

1899 - Langensalza : Gressler
309 Er schlug die Hände über dem Kopfe zusammen und rief die Götter zu Zengen, daß er an diesen Greueln nicht schuld sei, er habe ja den Juden so oft Gnade angeboten. Die Angriffe der Römer währten fort: ein Teil der Stadt nach dem andern fiel in ihre Hände; endlich wurde auch der Tempel erstürmt. Wie gern hätte Titus dies herrliche Gebäude erhalten! Aber der Widerstand der Zeloten war so heftig, daß sie nur durch Anzündung des Gebäudes herausgetrieben werden konnten. Noch einen Monat länger hielt sich die Burg, und nun ward erfüllt, was Jesus vorhergesagt hatte. Die ungeheure Stadt sank in Trümmer; die meisten Einwohner wurden erschlagen, viele als Sklaven verkauft oder in fremde Länder abgeführt. Noch muß von Vespafian erwähnt werden, daß er das herrliche Kolosseum erbaut hat, ein ungeheures Amphitheater, welches für 60000 Menschen eingerichtet war und zum Teil noch jetzt steht. Rings um den großen, mit Sand geebneten Platz, wo wilde Tiere kämpften oder Fechterscharen auftraten, erhoben sich hintereinander die Sitzreihen der Zuschauer. Noch jetzt erstaunt man über die Größe dieses gewaltigen Gebändes. Nach Vespasians Tode regierte sein trefflicher Sohn Titus (79—81). Er that gleich zu Anfang seiner Regierung das Gelübde, keinen zum Tode zu verurteilen, und hat es auch gehalten. Wo er nur jemandem Gutes erweisen konnte, da that er es mit Vergnügen. Einmal wollten ihn zwei Patricier ums Leben bringen; es wurde aber entdeckt. Er ließ sie zu sich kommen, machte ihnen freundliche Vorstellungen und behielt sie gar zum Essen bei sich. Wer hätte einen solchen Mann nicht lieben sollen? Und wirklich nannten ihn auch die Römer die Freude und Lust des menschlichen Geschlechts. Daß die geheimen Anklagen gleich verboten wurden, versteht sich von selbst. Sein Grundsatz war, daß niemand vom Kaiser mißvergnügt weggehen dürfe, und wenn er einmal an einem Tage feine Gelegenheit hatte, jemand eine Wohlthat zu erweisen, so rief er am Abende schmerzlich aus: „Heute habe ich einen Tag verloren!" Unter diesem guten Kaiser wurde Italien von drei großen Unglücksfällen heimgesucht: in Rom brach eine Feuersbrunst aus, die

3. Die alte Geschichte - S. 131

1899 - Langensalza : Gressler
131 kostbaren Kleide aus dem feinsten Golde bekleidet, welches an- und abgenommen werden konnte. Sie stand noch mehrere Jahrhunderte, ist aber endlich, ebenso wie die andern Werke des Phidias. man weiß nicht ob durch die Barbarei der Römer oder eines andern Volkes, geraubt oder durch Erdbeben verschüttet worden. Der Parthenon selbst steht noch. — Eine andere, noch weit höhere Bildsäule der Athene stand ans demselben Felsen, auf dessen höchster Spitze. Ihr langer Speer, ihr mächtiger Helm und alle Formen an ihr waren so ungeheuer groß, daß man sie schon fünf Meilen weit erkannte; ein Wahrzeichen für Athen. Aber nicht allein Perikles, Phidias und die andern Meister hatten den feinen Sinn für die Kunst. Das ganze athenische Volk nahm lebhaften Anteil daran und unterstützte dadurch die Bemühungen jener. Als Phidias die Anfertigung der Bildsäule der Athene für den Parthenon übernahm, wollte er anfangs sie aus weißem Marmor bilden; „denn," sagte er, „da kostet sie euch nicht soviel wie von Gold und Elfenbein." — „Nein, nein," rief gleich das ganze Volk, „mache sie nur ans den kostbarsten Stoffen!" — Ein andermal legte Perikles die Rechnungen für die großen Bauten dem Volke vor; aber dieses murrte über die großen Ausgaben und verlangte, daß manches unterbleiben solle. „Nein," rief Perikles, „das geht nicht an! Was angefangen ist, muß auch vollendet werden; aber wenn das alles euch zu kostbar ist, so werde ich es aus meinem Vermögen vollenden; doch, das sage ich euch, dann lasse ich auch über jedes dieser Gebäude meinen Namen setzen." — „Nicht doch," rief wieder das ganze Volk, „laß nur bauen; wir wollen es schon bezahlen!" — Auch darin erscheint Perikles merkwürdig, daß er sich in mancher Beziehung über den Aberglauben jener Zeit wegsetzte. Einst schiffte er sich ein, um gegen die Feinde einen Zug zu unternehmen, als — eine Sonnenfinsternis einfiel. Das hielt man für ein sehr schlimmes Zeichen, und der Steuermann war in sichtlicher Bestürzung. Nur Perikles stand ruhig da. Er nahm seinen Mantel, warf ihn über den Kopf des Schiffers und fragte ihn: „Siehst du jetzt etwas?" — „Nein!" — „Hältst du das für ein böses Zeichen?" — „Keineswegs!" — „Nun also, und doch 9*

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 328

1863 - Essen : Bädeker
328 Auf der südlichen Spitze von Afrika, im Kap land, ist das evan- gelische Christenthum die herrschende Religion, die sich immer weiter nach Norden im Innern hinein ausbreitet. — Die Juden sind in Nordafrika zahlreich. Die Inseln um Afrika sind im indischen Meere: Madagas- car, Moritzinsel und Bourbon; im atlantischen Meere: St. Helena, wo Napoleon I. im Jahre 1821 starb und die Ostindien- fahrer frisches Wasser nehmen, die 12 kanarischen Inseln, das Vaterland der Kanarienvögel, Madaira und die 8 Azoren. 30. Ägypten. Ägypten, dieses durch seine natürliche Beschaffenheit, wie durch uralte Denk- male menschlicher Kunst und Thätigkeit gleich merkwürdige Land, ist von Kanaan, wo Jakob wohnte, nur durch einen Theil des nördlichen Arabiens getrennt. Es ist das nord-östliche Land von Afrika und hängt durch die Landenge Suez, welche zwischen dem mittelländischen und rothen Meree oder dem ara- bischen Meerbusen liegt, mit Asien zusammen. Das Land wird der Länge nach von dem großen Nilslusse durchströmt, welcher sich in mehreren Armen in das mittelländische Meer ergießt. Durch diesen Fluß wird das Thal, wel- ches er durchströmt, regelmäßig jeden Sommer überschwemmt und dadurch ver- mittels des zurückbleibenden Schlammes überaus fruchtbar gemacht, so daß bei der heißen Beschaffenheit des Klimas in einem Jahre mehrfache Ernten stattfinden, und ein großer Überfluß, besonders an verschiedenen Getreidearten erzeugt wird. Nicht selten aber hat dieser faulende Nilschlamm auch die Pest verursacht, welche sich von Ägypten her schon öfter verheerend verbreitet hat. Die ausnehmende Fruchtbarkeit des Niltbals erklärt uns den frühern Anbau deffelbcn, und dieser, so wie die eigenthümliche Beschaffenheit des Landes selbst, die frühere Aus- bildung mehrerer Gewerbe, Künste und Kenntnisse in Ägypten, z. B. des Acker- baues, des Kanalbaues, der Baukunst, Meßkunft u. s. w. Als Jakob mit den Seinigen dahin wanderte, war Ägypten schon ein geordneter Staat wi.'. * ' zum Theil stark bevölkert. Schon vor länger als 3000 Jahren baute man Wohnungen aus gebrannten Ziegelsteinen oder gehauenen Felsstücken. Von der Beharrlichkeit und Kunst in Aufführung großer Bauwerke in einer Zeit, die über alle unsere Nachrichten hinausgeht, zeugen noch heute die Obelisken,das sind 50 bis 180 Fuß hohe, spitz zulaufende Säulen, oft aus einem einzigen Steine, deren einige später, als die Römer Herren von Ägypten waren, nach Rom gebracht und daselbst aufgerichtet worden sind. Noch bewundernswürdiger sind die Pyra- miden, große viereckige, spitz zulaufende Gebäude, 200 bis 800 Fuß hock, mit inneren Gemächern ohne Thüren und Fenster. Sie dienten wahrscheinlich zu Grab- mälern für die Könige; wenigstens hat man in chnen viele einbalsamirte Leichname oder Mumien gefunden, deren man mehrere auch nach Europa gebracht hat. Auch die Schreibkunst war in Ägypten schon frühe bekannt. In den älte- sten Leiten aber schrieben die Menschen auf Stein und Holz. Später schrieben die Ägypter auf Blätter der Papierstaude. Indessen eine Buchstabenschrift kannten sie noch nicht; sondern zeichneten ganze Figuren zum Ausdruck des Gedankens. So z. B. bedeutete eine Schlange, die sich in den Schwanz biß, die Zeit oder den Kreislauf des Jahres; ein Auge die Vorsicht u. s. w. Diese Bilder- und Zeichenschrift nannte man Hieroglyphen. Die weit vollkommenere und leichter verständliche Buchstabenschrift ist eine Erfindung der Phönizier, eines handeltreibenden Volkes, welches in Asien, nördlich von Canaan am mittelländischen Meere wohnte. Die bedeutendsten Städte Ägyptens find Alexandrien und Kairo.

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 328

1864 - Essen : Bädeker
Auf der südlichen Spitze von Afrika, im Kapland, ist das evan- gelische Christenthum die herrschende Religion, die sich immer weiter nach Norden im Innern hinein ausbreitet. — Die Juden sind in Nordafrika zahlreich. Die Inseln um Afrika sind im indischen Meere: Madagas- kar, Moritzinsel und Bourbon; im atlantischen Meere: 'St. Helena, wo Napoleon I. im Jahre 1821 starb und die Ostindien- fahrer frisches Wasser nehmen, die 12 kanarischen Inseln, das Vaterland der Kanarienvögel, Madeira und die 9 Azoren. 30. Ägypten. Ägypten, dieses durch seine natürliche Beschaffenheit, wie durch uralte Denk- male menschlicher Kunst und Thätigkeit gleich merkwürdige Land, ist von Kanaan, wo Jakob wohnte, nur durch einen Theil des nördlichen Arabiens getrennt. Es ist das nord-östliche Land von Afrika und hängt durch die Landenge Suez, welche zwischen dem mittelländischen und rothen Meree oder dem ara- bischen Meerbusen liegt, mit Asien zusammen. Das Land wird der Länge nach von dem großen Nilfluffe durchströmt, welcher sich in mehreren Armen in das mittelländische Meer ergießt. Durch diesen Fluß wird das Thal, wel- ches er durchströmt, regelmäßig jeden Sommer überschwemmt und dadurch ver- mittels des zurückbleibenden Schlammes überaus fruchtbar gemacht, so daß bei der heißen Beschaffenheit des Klimas in einem Jahre mehrfache Ernten stattfinden, und ein großer Überfluß, besonders an verschiedenen Getreidearten erzeugt wird. Nicht selten aber hat dieser faulende Nilschlamm auch die Pest verursacht, welche sich von Ägypten her schon öfter verheerend verbreitet hat. Die ausnehmende Fruchtbarkeit des Nilthals erklärt uns den frühern Anbau desselben, und dieser, so wie die eigenthümliche Beschaffenheit des Landes selbst, die frühere Aus- bildung mehrerer Gewerbe, Künste und Kenntnisse in Ägypten, z. B. des Acker- baues, des Kanalbaues, der Baukunst, Meßkunst u. s. w. Als Jakob mit den Seinigen dahin wanderte, war Ägypten schon ein geordneter Staat und zum Theil stark bevölkert. Schon vor länger als 3000 Jahren baute man Wohnungen aus gebrannten Ziegelsteinen oder gehauenen Felsstücken. Von der Beharrlichkeit und Kunst in Aufführung großer Bauwerke in einer Zeit, die über alle unsere Nachrichten hinausgeht, zeugen noch heute die Obelisken,das sind 50 bis 180 Fuß hohe, spitz zulaufende Säulen, oft aus einem einzigen Steine, deren einige später, als die Römer Herren von Ägypten waren, nach Nom gebracht und daselbst aufgerichtet worden sind. Noch bewundernswürdiger sind die Pyra- miden, große viereckige, spitz zulaufende Gebäude, 200 bis 800 Fuß hock, mit inneren Gemächern ohne Thüren und Fenster. Sie dienten wahrscheinlich zu Grab- mälern für die Könige; wenigstens hat man in ihnen viele einbalsamirte Leichname oder Mumien gefunden, deren man mehrere auch nach Europa gebracht hat. Auch die Schreibkunst war in Ägypten schon frühe bekannt. In den älte- sten Leiten aber schrieben die Menschen auf Stein und Holz. Später schrieben die Ägypter auf Blätter der Papierstaude. Indessen eine Buchstabenschrift kannten sie noch nicht; sondern zeichneten ganze Figuren zum Ausdruck des Gedankens. So z. B. bedeutete eine Schlange, die sich in den Schwanz biß, die Zeit oder den Kreislauf des Jahres; ein Auge die Vorsicht u. s. w. Diese Bilder- und Zeichenschrift nannte man Hieroglyphen. Die weit vollkommenere und leichter verständliche Buchstabenschrift ist eine Erfindung der Phönizier, eines handeltreibenden Volkes, welches in Asien, nördlich von Canaan am mittelländischen Meere wohnte. Die bedeutendsten Städte Ägyptens sind Alexandrien und Kairo.

6. Teil 1 - S. 129

1895 - Essen : Bädeker
129 Nicht jeder Gottesdienst hat bei den ihm dienenden Völkern in gleichem Maße das heilige Feuer der Kunst anzufachen gewußt, auch ist der Sinn für das Schöne in der Kunst wohl kaum bei allen Völkerstämmen gleich verteilt. Wenigstens lehrt uns die Geschichte, daß in der alten Welt vorzugsweise die Ägypter und vor allen die Griechen in ihren Tempeln Bauwerke von vollendeter Schönheit schufen. Ihnen zunächst stehen in der neuen Welt als Träger des Christentums die germanischen Völker; auch bei diesen hat die Begeisterung für das Erhabene in der unseren nordischen Verhältnissen entsprechenden Kirchen- bauweise einen ureigenen Ausdruck gefunden, welcher mächtig genug war, zur Zeit seiner höchsten Blüte weit über die Grenzen germanischen Völkergebiets auch die Baukunst fremder Völker zu beherrschen. Während das Wesentliche des heidnischen Tempelbanes darin bestand, das Bildnis der Gottheit, der die Stätte geweiht war, aufzunehmen, und es in der Regel nur den: Priester erlaubt war, das Innere der Tempel zu be- treten, indes das Volk vor den Tempechallen des Opfers harrte, geboten die Vorschriften des Christentums, daß die Gemeinschaft der Gläubigen sich inner- halb des Gotteshauses versammle und Andacht übe. Hierdurch waren von Anfang an zwei hochwichtige Unterschiede zwischen dem heidnischen Tempel und der christlichen Kirche gegeben. 1. mußte der innere Raum der Kirche wesentlich größer sein, um die Gläubigen aufnehmen zu können, und 2. war dieser größere Raum vollständig zu überdecken, während bei den Völkern des Altertunis der innere Tempelraum nur teilweise überdeckt und in der Mitte oben offen war. Auf der Lösung dieser beiden Aufgaben beruht hauptsächlich die Entwickelung und das Eigentümliche des christlicher: Kirchenbanes, dessen Errungerffchaften später auch auf die weltliche Baukunst des Mittelalters übertragen wurden. Die ersten Baumeister christlicher Kirchen gingen zur Erreichung ihres Zieles von römischen Bauwerken aus, in denen sie sowohl was die Grund- form, als auch was die Bauart der Decken anlangte, Vorbilder fanden, mittelst deren sie den ersten räumlichen Bedürfnissen genügten. In dem Maße nun wie sich das Christentum ausbreitete und die Zahl der Gläubigen vermehrte, mußten auch die kirchlichen Anlagen vergrößert werden. Als das Christentum die herrschende Religion geworden, galt es nunmehr nicht bloß Bauwerke her- zustellen, welche ihren zwecklichen Bedürfnissen genügten, sondern auch das Wesen des Christentums in seinem erhabenen Grundgedanken versinnbildlichen sollten. So erhielt nach und nach die Grundforn: der Kirchen die Gestalt eines Kreuzes, bei welchem das Chor ausschließlich den gottesdienstlichen Handlungen diente, während das Schiff zur Aufnahme der Gläubigen bestimmt war. Später erhielt das Chor einen weiteren Schmuck durch Umbauung mit Kapellen, in welchen bestimmte Heilige verehrt wurden. In gleicher Weise, vergrößerte sich nach und nach das Schiff, und da die Schwierigkeit des Überdeckens weit gespannter Räume der weiteren Ver- größerung Grenzen setzte, ging man dazu über, das Schiff durch Säulen- reihen der Länge nach zu teilen, jedoch so, daß das Mittelschiff von überwiegender Breite gegen die Seitenschiffe blieb und unterschied nun je nach dem so geteilten Raume drei- oder fünfschiffige Anlagen. Zur Weite dieser Teilungen stand ihrerseits die Höhe des umschlossenen Raumes in bestimmten Verhältnissen. Die Decken bestanden entweder nur aus dem auch von innen sichtbaren Dach, oder aus geraden, in Felder eingeteilten Holzdecken, oder aus Gewölbebildungen ver- Schürmann u. Windmöller, Lehr- u. Leseb. f. Fortbildungs- u. Gewerîesch. I. g

7. Teil 1 - S. 420

1918 - Essen : Bädeker
420 Die Renaissance. „Sie kommen, alter Geselle! Es werden die Deutschen wach; Sie kommen ans allen Gauen, Zu sühnen die alte Schmach!" So klingt's, und es murmeln die Wellen Und rauschen von Gau zu Gau; — Da bebt im innersten Grunde Der alte steinerne Bau. Zur mitternächtigen Stunde Am Turme der Meister steht. Und mit den Gesellen allen Ins Reich hinaus er späht. Und sieh, da gleißt es und blitzt es Und rasselt und trabt durch die Nacht; Es zieht in langen Reihen Herüber die deutsche Macht. Sie ziehen in hellen Hansen; Sie schreiten über den Rhein; Sie wallen am Dome vorüber Ins Land der Welschen hinein. Lang steht entzückt der Meister ! Und schaut und lauscht hinab; I Dann stieg er mit seinen Gesellen j Herunter in sein Grab. Dann legt er sich ruhig nieder Am alten deutschen Strom; Denn deutsch ist wieder sein Boden, Und deutsch ist wieder sein Dom. 227. Oie Renaissance.1) Durch das Studium des klassischen Altertumsi) 2) angeregt, nahm man im 15. Jahrhundert in Italien mit großer Begeisterung die alten (antiken) Formen in Kunst und Gewerbe wieder auf. Man ahmte jedoch diese Formen nicht einfach nach, sondern suchte sie gemäß den veränderten Zwecken und Bedürfnissen des Lebens selbständig zu gestalten. In den Bau- und Zierformen erkennen wir sofort die Vorbilder, die sie vor Augen hatten, aber wir sehen auch zugleich, daß sie ihre Muster mit großer Freiheit und doch anmutig und schön in Marmor wie in Metall, in Holz wie in Ton umzubilden wußten. Diese selbständige Erneuerung und Verwendung der Bau- und Zierformen der Italiener in allem, was Kunst und Gewerbe in der damaligen Zeit hervorbrachten, bezeichnet man mit dem Worte Renaissance, d. i. Wiedergeburt (Fig. 45). Daß diese Wiedergeburt von Italien ausging und von hier aus allmählich sich über ganz Europa verbreitete, darf uns nicht wunder nehmen. Man sah sich hier von den großartigsten Resten der Bauten des Altertums stets umgeben; die alte Überlieferung war daselbst nie ganz verloren gegangen, die ernste romanische und gotische Bauweise eigentlich niemals heimisch geworden, weil sie dem lebens- frohen, genußfreudigen italienischen Volksgeiste nicht zusagte. Eben- so läßt sich nicht verkennen, daß auch das Klima des Landes die neue Bauweise begünstigen mußte. Weite, kühle Räume, hohe Hallen, luftige Säulengänge sind in warmen Ländern Bedürfnis. i) spr. Renässangß. 2) Klassisch — mustergültig, besonders von den Kultur- erscheinungen des Altertums gebraucht, da die Griechen und Römer zuerst in der Geschichte Mustergültiges auf den verschiedenen Lebensgebieten geleistet haben (die Griechen in Kunst und Wissenschaft, die Römer im Staats- und Rechtsleben).

8. Teil 1 - S. 129

1900 - Essen : Bädeker
129 Nicht jeder Gottesdienst hat bei den ihm dienenden Völkern in gleichem Maße das heilige Feuer der Kunst anzufachen gewußt, auch ist der Sinn für das Schöne in der Kunst wohl kaum bei allen Völkerstämmen gleich verteilt. Wenigstens lehrt uns die Geschichte, daß in der alten Welt vorzugsweise die Ägypter und vor allen die Griechen in ihren Tempeln Bauwerke von vollendeter Schönheit schufen. Ihnen zunächst stehen in der neuen Welt als Träger des Christentums die germanischen Völker; auch bei diesen hat die Begeisterung für das Erhabene in der unseren nordischen Verhältnissen entsprechenden Kirchen- bauweise einen ureigenen Ausdruck gestnrden, welcher mächtig genug war, zur Zeit seiner höchsten Blüte weit über die Grenzen germanischen Völkergebiets auch die Baukunst fremder Völker zu beherrschen. Während das Wesentliche des heidnischen Tempelbaues darin bestand, das Bildnis der Gottheit, der die Stätte geweiht war, aufzunehmen, und es in der Regel nur dem Priester erlaubt war, das Innere der Tempel zu be- treten, indes das Volk vor beit Tempelhallen des Opfers harrte, geboten die Vorschriften des Christentums, daß die Gemeinschaft der Gläubigen sich inner- halb des Gotteshauses versammle und Andacht übe. Hierdurch waren von Anfang an zwei hochwichtige Unterschiede zwischen dem heidnischen Tempel und der christlichen Kirche gegeben. 1. mußte der innere Raum der Kirche wesentlich größer sein, um die Gläubigen aufnehnien zu können, und 2. war dieser größere Raum vollständig zu überdecken, während bei den Völkern des Altertums der innere Tempelraum nur teilweise überdeckt und in der Mitte oben offen war. Auf der Lösung dieser beiden Aufgaben beruht hauptsächlich die Eutwickelung und das Eigentümliche des christlichen Kirchenbanes, dessen Errungenschaften später auch auf die weltliche Baukunst des Mittelalters übertragen wurden. Die ersten Baumeister christlicher Kirchen gingen zur Erreichung ihres Zieles von römischen Bauwerken ans, in denen sie sowohl was die Grund- form, als auch was die Bauart der Decken anlangte, Vorbilder fanden, mittelst deren sie den ersten räumlichen Bedürfnissen genügten. In dem Maße nun wie sich das Christentum ausbreitete und die Zahl der Gläubigen vermehrte, mußten auch die kirchlichen Anlagen vergrößert werden. Als das Christentum die herrschende Religion geworden, galt es nunmehr nicht bloß Bauwerke her- zustellen, welche ihren zwecklichen Bedürfnissen genügten, sondern auch das Wesen des Christentums in seinem erhabenen Grundgedanken versinnbildlichen sollten. So erhielt nach und nach die Grundform der Kirchen die Gestalt eines Kreuzes, bei welchem das Chor ausschließlich den gottesdienstlichen Handlungen diente, während das Schiff zur Aufnahme der Gläubigen bestimmt war. Später erhielt das Chor einen weiteren Schmuck durch Umbauung mit Kapellen, in welchen bestimmte Heilige verehrt wurden. In gleicher Weise^ vergrößerte sich nach und nach das Schiff, und da die Schwierigkeit des Überdeckens weit gespannter Räume der weiteren Ver- größerung Grenzen setzte, ging man dazu über, das Schiff durch Säulen- reihen der Länge nach zu teilen, jedoch so, daß das Mittelschiff von überwiegender Breite gegen die Seitenschiffe blieb und unterschied nun je nach dem so geteilten Raume drei- oder fünfschiffige Anlagen. Zur Weite dieser Teilungen stand ihrerseits die Höhe des umschlossenen Raumes in bestimmten Verhältnissen. Die Decken bestanden entweder nur aus dem auch von innen sichtbaren Dach, oder aus geraden, in Felder eingeteilten Holzdecken, oder aus Gewölbebildungen ver- Schürmann u. Windmoller, Lehr- u. Leseb. f. Fortbildungs- u. Gewerbesch. I. A. g

9. Teil 1 - S. 403

1899 - Essen : Bädeker
403 der Bau- und Zierformen der Italiener in allem, was Kunst und Gewerbe in der damaligen Zeit hervorbrachten, bezeichnet man mit dem Worte Renaissance, d. i. Wiedergeburt. (Fig. 45.) Dass diese Wiedergeburt von Italien ausging und von hier aus allmählich sich über ganz Europa verbreitete, darf uns nicht wunder nehmen. Man sah sich hier von den grossartigen Resten der Bauten des Alterstums stets umgeben; die alte Überlieferung war daselbst nie (Fig. 45.) ganz verloren gegangen, die ernste romanische und gotische Bauweise eigentlich niemals heimisch geworden, weil sie dem lebensfrohen, genuss- freudigen italienischen Volksgeiste nicht zusagte. Ebenso lässt sich nicht verkennen, dass auch das Klima des Landes die neue Bauweise begünstigen musste. Weite, kühle Räume, hohe Hallen, luftige Säulengänge sind in warmen Ländern Bedürfnis. Dies alles findet sich in den Bauten der Alten und konnte auch ausgeführt werden, da der Reichtum der Bürger damaliger Zeit sich so etwas gestatten durfte. Während die gotische Baukunst den zum Himmel gekehrten Sinn in der senkrechten Linie sehr bezeichnend zum Ausdruck bringt, gelangte jetzt in den Gebäuden wieder mehr die wagerechte Linie zur Geltung. Zugleich kam man, zunächst im Kirchenstil, auf den Kuppelbau, für den man im Pantheon *) in Rom ein herrliches Muster aus dem Altertum 0 Ein den Göttern geweihter Tempel von M. Agrippa erbaut. 26*

10. Teil 1 - S. 110

1891 - Essen : Bädeker
Nicht jeder Kultus hat bei den ihm dienenden Völkern in gleichem Maße das heilige Feiler der Kunst anzufachen gewußt, auch ist der Sinn für das Schöne iil der Kunst wohl kaum bei allen Völkerstämmen gleich verteilt. Wenigstens lehrt uns die Geschichte, daß in der alten Welt vorzugsweise die Ägypter und vor allen die Griecheil in ihren Tempeln Bauwerke von idealster Schönheit schufen. Ihnen zunächst stehen in der neuen Welt als Träger des Christentums die germanischen Völker; auch bei diesen hat die Begeisterung für das Erhabene in der unseren nordischen Verhältnissen entsprechenden Kirchen- bauweise einen ureigenen Ausdruck gefunden, welcher niächtig genug war, zur Zeit seiner höchsten Blüte weit über die Grenzen germanischen Nassengebiets auch die Baukunst freinber Völker zu beherrschen. Während das Wesentliche des heidnischen Tempelbaues darin bestand, das Bildilis der Gottheit, der die Stätte geweiht war, aufzunehmen, und es in der Regel nur den: Priester erlaubt war, das Innere der Tempel zu be- treten, indes das Volk vor den Tempelhallen des Opfers harrte, geboten die Vorschriften des Christentums, daß die Gemeinschaft der Gläubigen sich inner- halb des Gotteshauses versammle und Andacht übe. Hierdurch waren von Anfang an zwei hochwichtige Unterschiede zwischen dem heidnischen Tempel und der christlichen Kirche gegeben. 1. mußte der innere Raum der Kirche wesentlich größer sein, um die Gläubigen aufnehmen zu können, und 2. war dieser größere Raum vollständig zu überdecken, während bei den Völkern des Altertmns der innere Tempelranm nur teilweise überdeckt und in der Mitte oben offen war. Auf der Lösung dieser beiden Aufgaben beruht hauptsächlich die Entwickelung und das Eigentümliche des christlichen Kirchenbaues, dessen Errungenschaften später auch ans die weltliche Baukunst des Mittelalters übertrageil wurden. Die ersten Baumeister christlicher Kirchen gingen zur Erreichung ihres Zieles von römischen Bauwerken aus, in denen sie sowohl was die Grundform, als auch was die Konstruktion der Decken anlangte, Vorbilder fanden, mittelst deren sie den ersten räumlichen Bedürfnissen genügten. In dem Maße nun als sich das Christentum ausbreitete und die Zahl der Gläubigen vermehrte, mußten auch die kirchlichen Anlagen vergrößert werden. Als das Christentum die herrschende Religion geworden, galt es nunmehr nicht bloß Bauwerke herzustellen, welche ihren zwecklichen Bedürfnissen genügten, sondern auch das Wesen des Christentums in seiner erhabenen Idee versinnbildlichen sollten. So erhielt nach und nach die Grundform der Kirchen die Gestalt eines Kreuzes, bei welchem das Chor speziell den Kultushandlnngen diente, während das Schiff zur Aufnahme der Gläubigen bestinnnt war. Später erhielt das Chor einen weiteren Schmuck durch Umbauung mit Kapellen, in welchen be- stimmte Heilige verehrt wurden. In gleicher Weise vergrößerte sich nach und nach das Schiff, und da die Schwierigkeit des Überdeckens weit gespannter Räume der weiteren Ver- größerung Grenzen setzte, ging man dazu über, das Schiff durch Säulenreihen der Länge nach zu teilen, jedoch so, daß das Mittelschiff von überwiegender Breite gegen die Seitenschiffe blieb und unterschied nun je nach dem so ge- teilten Raume drei- oder fünfschiffige Anlagen. Zur Weite dieser Teilungen stand ihrerseits die Höhe des umschlossenen Raumes in bestimmten Verhält- nissen. Die Deckensysteme bestanden entweder in der sichtbaren Dachkonstruktion oder in geraden Holzdecken in Kaseltenform, oder in Gewölbebildungen ver-
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