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1. Die deutsche Kultur - S. 25

1907 - Leipzig : Brandstetter
tiere, Auerochsen, Wildschweine. Wilde Pferde grasten auf den grünen Rasenflächen. Die Germanen trieben im Anfange der Besiedlung meist ein nomadisierendes Leben. Nur wenig Land wurde urbar gemacht. Den Lebensunterhalt bildeten die Beute der Jagd, die Erträgnisse der Herden und die freiwilligen Gaben der Natur. Das Land zu bebauen und die Früchte des Feldes abzuwarten, zu säen und zu ernten, dazu hatten die alten Deutschen wenig Lust. Sie überließen die Sorge für Haus, Herd und Land den Frauen und knechten. Es war mühsam, dem rauhen Boden eine Ernte abzuringen. Gewonnen wurde das Acker- und Weideland durch Niederbrennen des Waldes. Als seit etwa dem 5. und 6. Jahrhundert das Volk setzhaft wurde und sich stark vermehrte, da zogen Generationen auf Generationen nach-geborner Söhne in den Urwald, um in den unerschöpflichen Beständen der Bergwälder zu sengen und zu roden zur Gewinnung fruchtbaren Ackerlandes. Mit Hilfe des Hakenpfluges, d. H. eines gekrümmten Baumastes mit festgebundener Eisen- oder Steinspitze, riß man den Boden auf, um den Samen in die Erde zu streuen. Man baute 5torn und Gerste, Hafer und Flachs. Rettiche, eine Lieblingsspeise der Deutschen, Mohrrüben und ein spargelähnliches Gemüse gediehen vorzüglich. An edlen Obstbäumen war das Land arm. Die Apfelbäume trugen nur bittere Holzäpfel, die im Spätsommer reiften. Sie wurden aber von den wenig empfindlichen Gaumen der alten Deutschen ebensowenig verschmäht, wie die Früchte der Eichen und Buchen, welche Waldriesen damals als Fruchtbäume betrachtet wurden. Mehr Pflege als auf den Ackerbau wurde auf die Viehzucht verwendet. Unter allen Tieren war den alten Deutschen das Pferd das edelste und wertvollste. Es lief in Wald und Weide wild umher und diente wohl ebenso zur Nahrung wie zum Dienst im Krieg, zur Jagd und im Gespann. Allgemein verbreitet war die Rindviehzucht, zur Arbeit auf dem Felde und jeder Art von Zugdienst nicht minder wichtig, wie zur Beschaffung der Nahrung. Besonders scheint die Aufzucht von Jungvieh betrieben worden zu sein; die Mästung war wohl gänzlich ausgeschlossen, da es ebenso an Stallungen und Futter wie an Absatz für Mastfleisch fehlte. Butter wurde nur als Nebenprodukt gewonnen und auch die Käsebereitung, obwohl zur täglichen Nahrung Käse gehörte, trat jenem Hauptzweig der Viehzucht gegenüber zurück. Große Schafhaltung war schon wegen der für die tägliche Bekleidung wichtigen Wolle geboten; aber auch das Fleisch und die Milch der Schafe war für den täglichen Bedarf benötigt. Die Schweinezucht war überall in Deutschland durch die reichen Eichenwälder besonders begünstigt und wegen der bei geringer Pflege großen Er- 25

2. Die deutsche Kultur - S. 29

1907 - Leipzig : Brandstetter
war und blieb bis tief ins 12. Jahrhundert hinein die Kirche die eigentlich germanisierende Macht. Ein deutscher Klerus zog ein; spärlich verteilte Mutterkirchen entwickelten um sich herum bis auf die Entfernung vieler Meilen einen Kranz von Kapellen in Wald und Feld, und von allen Altären segneten deutsche Priester. Der erste Orden, der im Slawenlande weithin Fuß faßte, war jener der Prä-monstratenser, der in seiner Bedeutung für die Landwirtschaft noch übertroffen wurde von den Zisterziensern. Ihr Orden, der zuerst in den deutschen Niederlanden ansässig war, hatte sich ganz dem Ackerbau zugewendet und fand deshalb im Osten die beste Gelegenheit zu neuen Ansiedlungen. Weit hinaus schon über die Grenzen deutscher politischer Herrschaft, über die noch engeren Marken deutscher volkstümlicher Besiedlung hatten die kühnen Mönche ihre Ziele gespannt, über Pommern hinweg erstreckten sie Fühler bis zu den Grenzen der Preußen. In dem Lande zwischen Weichsel und Memel, zwischen den sandigen Nerungen des Frischen und des Kurischen Haffs und der Kette von Landseen und Urwäldern wohnten die Preußen, die zur Zeit der Kreuzzüge noch auf der Kulturstufe der Germanen der Urzeit standen. Hier begann im Jahre 1226 der Deutsche Ritterorden eine erfolgreiche Kolonisation. Nach langen Kämpfen und endlicher Unterjochung der Eingebornen wurde das Land mit Bauern und Bürgern, vornehmlich aus Mitteldeutschland, besiedelt. Zahlreich waren die jüngeren Söhne des deutschen, besonders des fränkischen, schwäbischen und bayrischen Adels, die sich in dem neuen Lande niederließen. Sie erhielten weite Landflächen von 100, 150 und mehr Hufen und wurden so kleine Grundherren über preußische Grundholde nach dem Vorbilde der Heimat. Wurde durch die Kolonisation des deutschen Ostens das Ackerbaugebiet mächtig erweitert, so erfuhr der Landbau aber auch eine bedeutende Hebung durch bessere Bewirtschaftung. Der wachsende Bedarf der Städte (nicht weniger derjenige der königlichen, bischöflichen, herzoglichen und adeligen Hofhaltungen) an Getreide, Milch und Fleisch übte auf die Förderung des Ackerbaues und der Viehzucht eine günstige Wirkung aus. Der Mehrbedarf führte eine Preissteigerung herbei. So kostete 1 Huhn im 10. Jahrhundert noch V2 Pfennig, im 11. schon 1 Pfennig. Denselben Preis hatte 1 Mandel Eier, den doppelten oder dreifachen 1 Gans. Ein fettes Schwein kostete 20 bis 24 Pfennig, ein Schaf 10 Pfennig. Durch den vermehrten Reiterdienst gewann die Pferdezucht, mit dem Wollgewerbe in den Städten hob sich die Schafzucht. Das Wachs der Bienen lieferte den Kirchen und Klöstern die Kerzen, aus dem Honig bereitete man den Met, auch diente er als Würze für allerlei Speisen und Gebäck. Die allmählich

3. Die deutsche Kultur - S. 33

1907 - Leipzig : Brandstetter
der Kartoffel, einer Gabe Amerikas. Während sie bereits 1588 als botanische Seltenheit gepflanzt wurde, ging ihre Verbreitung als Nährfrucht sehr langsam vonstatten. 3m Jahre iß40 kam sie nach Hessen-Darmstadt, Westfalen und Niedersachsen, 1647 nach Graun-schweig, 1650 nach Berlin und erst 1740 in das Murgtal und in die Dörfer der Schwäbischen Alb. Als „sündhafte Teufelswurzel" wurde die Kartoffel von den Geistlichen beim Bauernvolk verlästert. Da und dort nutzte deshalb die Regierung (in der Mark und in Pommern) den Anbau den Bauern gewaltsam aufnötigen. Von den Soldaten Kaiser Karls V. und durch die spanischen Kriegsvölker des Dreißigjährigen Krieges wurde der Tabak nach Deutschland gebracht. Der Genuß desselben wurde so lange verboten, bis man herausfand, daß durch den Anbau der Landwirtschaft ein Dienst erwiesen würde. Bereits 1630 wurde in Bayern und Thüringen Tabak gebaut, und seine Kultur verbreitete sich 1681 nach Brandenburg, 1697 nach Hessen und in die Pfalz. (Aus dem sonnigen Arabien kam der Kaffee, der ein so treuer Gefährte des Tabaks werden sollte. Von England her, wo 1652 das erste europäische Kaffeehaus aufgetan wurde, kam die Sitte des Kaffeetrinkens nach Deutschland.) Mit den auswärtigen und überseeischen Pflanzen und Nahrungsstoffen kamen eine Menge neuer Heilkräuter nach Deutschland, die dann in botanischen Gärten gepflegt wurden. In den deutschen Küchengärten wurden zu Anfang des 17. Jahrhunderts gepflanzt: Kohl, märkische Rüben, rote Rüben, Mohrrüben, Rettiche, Meerrettiche, Kresse, Gurken, Kürbisse, Kartoffeln, Petersilie, Sellerie, Erbsen, Salat, Zwiebeln, Knoblauch, Tabak, Wirsing, Zipollen, Winterendivien, Kops- und Blumenkohl. Die Blumengärten damaliger Zeit prangten mit Anemonen, Violen, Hyazinthen, Rosen, Skabiosen, Rosmarin, Lilien, Nelken, Mohn, Thymian, Lavendel, Salbei, Lack und Tulipanen. 5. Die Landwirtschaft im 18. Jahrhundert. 2benn auch schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein dankenswertes Bemühen mancher Regierung hervortrat, für Hebung der Landwirtschaft zu sorgen, so begann doch der Aufschwung derselben erst nach dem Siebenjährigen Kriege. Die wirtschaftlichen Zustände namentlich Preußens hatten durch den Krieg bedeutend gelitten. Wenn wir hören, daß König Friedrich Ii. mehr als 70 Mill. Mark verwendete, die angerichteten Verwüstungen zu beseitigen, daß er nicht weniger als 800 Dörfer wieder aufbauen ließ, für 45 000 obdachlose Familien Wohnsitze beschaffte, 35 000 Pferde und 40 000 Scheffel Saatkorn verteilte, so können wir uns eine Vorstellung von der Größe des 5ofmann, Die deutsche Kultur. 3 qq

4. Die deutsche Kultur - S. 90

1907 - Leipzig : Brandstetter
Mit dem wachsenden Wohlstand der deutschen Bevölkerung sind auch die Bedürfnisse gestiegen, die nur durch Zufuhr fremdländischer Erzeugnisse befriedigt werden können. (Tee, Kaffee, Kakao, Südfrüchte.) Vor allem aber macht sich eine größere Einfuhr notwendig aus der großen Entwicklung der deutschen Industrie. Deutschland kann selbst nicht so viel Rohprodukte liefern, als die Industrie nötig hat, einzelne Industriezweige sind überhaupt ganz auf die Erzeugnisse des Auslandes angewiesen. Der Handel muß Rohprodukte beischaffen, um Tausenden von Arbeitern Verdienst und Arbeit zu schaffen. Durch Verarbeitung dieser Rohprodukte in der deutschen Industrie und Versendung der fertigen Fabrikate an das Ausland wird der Wohlstand gefördert. Erleichtert wird endlich die Einfuhr durch die Vervollkommnung der Verkehrsmittel. Der Wert der Einfuhr an Rohstoffen für die Industrie, an fertigen Fabrikaten, Edelmetallen, Nahrungs-, Genußmitteln und Vieh beläuft sich jährlich auf mehr als 6 Milliarden Mark. Ungefähr 1 Milliarde bezahlen wir an das Ausland für Getreide, Schlachtvieh und tierische Produkte. Unsere Lieferanten sind namentlich Rußland, Österreich-Ungarn, die Vereinigten Staaten, Argentinien, Dänemark, Rumänien, Belgien und die Schweiz. Kolonialwaren (Kaffee, Tee, Reis, Kakao, Südfrüchte, Gewürze) beziehen wir für 400 Mill. Mark aus Brasilien, Meriko, Ostindien, China, Italien, Spanien, Griechenland, Nordafrika, Kleinasien, von den Sundainseln und der Türkei. Durch den Anbau dieser Erzeugnisse in den deutschen Kolonien sucht man die große Ausgabe an das Ausland zu vermindern. An Rohprodukten für die Industrie bezieht Deutschland: Baumwolle aus Nordamerika und Ostindien (für 427,5 Mill. Mark), Wolle aus Australien (für 450.6 Mill. Mark), Seide aus Italien und der Schweiz (für 192.7 Mill. Mark), Metalle aus Amerika, Australien (für 500 Mill. Mark), Holz aus Rußland, Österreich, Schwede^ (für 350 Mill. Mark), tierische Produkte (Häute, Pelze, Talg, Därme) aus Amerika, Afrika, Sibirien, Italien, Österreich (für 120 Mill. Mark). 4. Die Ausfuhr aus Deutschland. Wenn der großen Einfuhr von Waren nicht eine entsprechende Ausfuhr gegenüberstünde, so müßte das deutsche Volk allmählich verarmen. Die Einfuhr bedeutet für ein Land eine Ausgabe, die Ausfuhr aber die Einnahme. Durch die Ausfuhr werden die großen Summen der Ausgabe wieder zurückgewonnen. Wenn im Auslande ein großer Absatz von Waren erzielt werden soll, so müssen diese sich durch Billigkeit und Güte auszeichnen. Durch beide Eigenschaften haben

5. Die deutsche Kultur - S. 31

1907 - Leipzig : Brandstetter
4. Die Landwirtschaft nach der Reformation. Sah es nach dem Bauernkrieg in vielen Gegenden trostlos genug aus, so waren doch auch einzelne Gebiete von den verheerenden Kämpfen verschont geblieben. Einzelne Fürsten waren bemüht, den Landfrieden aufrecht zu erhalten und gegen Straßenräuber und „Schnapphähne" mit allem Ernst einzuschreiten. Der Einsicht mancher Landesherren entging es auch nicht, daß die Lage der Bauern verbessert werden müsse, da dadurch die Landwirtschaft und der Staat nur Vorteil habe. Besonders Kurfürst August von Sachsen hat sich um sein Land die größten Verdienste erworben durch Verbesserung des Forstwesens, Ausrodung von Waldungen und Urbarmachung von Wüsteneien. Man war auch überzeugt, daß die Pachtwirtschaft bessere Ergebnisse liefere, als die Bebauung des Grund und Bodens durch Leibeigne. Man übergab daher Zeit- oder Erbpächtern solche Ländereien, die ehemals geistlichen. Stiften gehört hatten und durch die Reformation in weltliche Güter umgewandelt worden waren. In jenen Gebieten, wo Haupthandelsplätze lagen, zog der Landbau aus dem Verkehr mit dem Auslande großen Nutzen, indem die Fortschritte des landwirtschaftlichen Betriebes, die anderswo hervortraten, sich daselbst bald einbürgerten. Die allmählich erstarkende Macht der Landesherren gewährte dem Bauern Schutz und Schirm, indem er gegen gewaltsame Eingriffe der Herrschaften einen Rückhalt fand. Der Wert der Grundstücke hob sich, der Preis der Landesprodukte nahm zu. Im allgemeinen bewirtschaftete man die Güter in Deutschland fast durchgängig nach der Dreifelderwirtschaft mit reiner Brache, so z. V. in Sachsen, Hessen, Brandenburg, Schlesien, Franken, Schwaben und Bayern. Am Niederrhein dagegen befolgte man einen vier- bis fünfjährigen Fruchtwechsel. Die Kultur von Handelsgewächsen erlangte im 16. Jahrhundert eine große Wichtigkeit. Der Waidbau wurde besonders in den thüringischen Städten, namentlich in Erfurt mit großem Fleiß betrieben. Der thüringische Waid galt als der vorzüglichste in ganz Deutschland und stand dem französischen und italienischen an Güte gleich. Nicht unbedeutend war der Krapp-, Saflor- und Safranbau. Olgewächse waren um Erfurt und am Niederrhein heimisch. Der Anbau von Anis, Koriander, Fenchel und Weberfarben war in manchen Gegenden im Gebrauche. Die Viehzucht würde in einigen Gebieten mit Verstänbnis betrieben. Der Zucht der Pferbe kamen die fürstlichen Stutereien, die stehenben Heere, die einen erhöhten Bebarf forberten, zugute. Man suchte durch Einführung frember Tiere eine Vereblung der Rassen zu erzielen, so brachte man spanische und türkische Pferbe nach Österreich. Schaf- 31

6. Die deutsche Kultur - S. 39

1907 - Leipzig : Brandstetter
Zuckerfabriken gibt es vor allem in der Provinz Sachsen, in Anhalt, Vraunschweig, Posen, Westpreuszen, Brandenburg, Pommern, Rheinland und Mecklenburg. e) Der Anbau von Handels- und Industriepflanzen ist in Deutschland nicht sehr bedeutend. Da Deutschland das erste Bier-land der Erde ist (es werden jährlich fast 70 Mill. hl Bier erzeugt), so ist auch der Bedarf an Hopfen ein großer. Hauptgegenden des Hopfenbaues sind Bayern (Mittelfranken, Nieder- und Oberbayern), Württemberg, das Unterelsaß und Posen. Deutschlands Hopfenbau macht 2/5 der Hopfenernte der ganzen Erde aus. Der Anbau in Deutschland deckt nicht nur den Bedarf, sondern es können noch beträchtliche Mengen ausgeführt werden. Der fast ausschließlich in Süddeutschland betriebene Anbau von Hanf und der besonders in Bayern, Schlesien, Hannover und Ostpreußen gepflegte Flachsbau deckt den heimischen Bedarf lange nicht. Hanf muß jährlich für 25 Mill. Mark aus Italien, Österreich-Ungarn und Rußland eingeführt werden. Flachs bezieht Deutschland ebenfalls aus Österreich und Rußland jährlich für 32 Mill. Mark. Aus Deutschland wird dagegen jährlich ausgeführt an Hanf für 10 Mill. und Flachs für 9 Mill. Mark (nach England). Dem Tabakbau sind weite Strecken der Kölner Tieflandsbucht, der Rheinpfalz und des Elsaß gewidmet. Trotzdem werden jährlich für 97 Mill. Mark unbearbeitete Tabakblätter eingeführt (auch geringe Mengen aus unseren Kolonien). Die Tabakblätter werden meist in Kleinbetrieben, die für Großfabrikanten liefern, verarbeitet. f) Ein eigenartiges Gepräge gibt der deutschen Landschaft der Wiesenreichtum. Rund Ve des deutschen Bodens ist Wies- und Weideland. Wir finden solches am ausgedehntesten da, wo der Boden feucht ist und die Höhenlage des Landes keine andere Kultur zuläßt. Die vorzüglichste Almenwirtschaft hat das Gebirgsland zwischen Bodensee und Lech, das Algäu. Eine ähnliche Ausdehnung der Wiesen und Hutungen wie im Alpenland und im kühlfeuchten Süden des Reiches finden wir an der Nordseeküste, wo infolge des Seeklimas ausgiebige Niederschläge und hohe Luftfeuchtigkeit den Wuchs des Grases begünstigen. Auf den armen Sandböden Norddeutschlands treffen wir die einförmige Heidelandschaft und im nordöstlichen Tiefland ausgedehnte Moorflächen, die durch Entwässerung zu Weidetriften umgewandelt sind. Diese Landschaften begünstigen die Viehzucht in hohem Maße. 3. Der Gemüse-, Obst- und Weinbau. a) Die Deutschen lieben die Blumen, wie sie den Gesang lieben. Am Fenster und im Garten prangen die schönsten Blumen in den prächtigsten Farben. Aber auch zum Handel und zur Samenzucht 39

7. Die deutsche Kultur - S. 71

1907 - Leipzig : Brandstetter
und Färberröte, mit Wein und Pferden, um dafür die Beutestücke des germanischen Kriegers, seine Sklaven oder Vieh, Federn oder Bernstein einzutauschen. Lebhafter wurde der Handel, als sich in den Hauptorten der Grenzlande und namentlich am Rhein römische Händler angesiedelt hatten. Während in der germanischen Urzeit der Germane wenig Lust zeigte, sich selbst am Handel zu beteiligen, hören wir aus der Römerzeit vereinzelte Kunde von germanischen Kaufleuten, wie von hermundurischen Händlern, die nach dem römischen Augsburg kamen. Ihre Tätigkeit war im wesentlichen eine fahrende. Sie holten, wie auch die römischen Händler, aus dem Innern oder von den entlegenen Rüsten auf unbequemen Schleichwegen oder auf uralten Handelsstraßen, wie sie sich namentlich für den Bernsteinhandel gebildet hatten, heran, was das fremde, große Kulturreich gebrauchen konnte. Der rhätische Wein hatte bereits seinen Weg nach der Tafel des Augustus gefunden. Jetzt machten auch die saftigen Schinken aus den Walddörfern, die Braten und die Daunen der fetten Gänse von den üppigen Weiden, die stämmigen, kurzgehörnten Ochsen des Hochlandes, ja selbst die deutschen Mohrrüben ihre Reise nach Italien. Die Eitelkeit der schönen Italienerinnen ließ das lichtblonde und rötliche Lockenhaar der germanischen Bauernjugend, wohl mehr noch der Sklavinnen und Mägde auf den deutschen Höfen, zu einem Gegenstände des Handels werden. Die Pelze der grimmigen Raubtiere, die Hörner und Häute der hochgehörnten Ungeheuer des Urwaldes fanden ihre Liebhaber. Wie schon mancher tapfere deutsche Kriegsgefangene zur Lust des römischen Pöbels aller Stände sein Blut bei den grausamen Fechterspielen im Amphitheater hatte verströmen müssen, so wurden auch Sklaven aus Deutschland nach den romanischen Ländern ausgeführt. Von den Römern her brachten die Händler dafür Wein, Gewänder, Schmuck, besonders aber früh Metallwaren. Wenn der romanische Krämer es verstand, die naive Einfalt und Gutmütigkeit, leider auch die Spielwut und Trunksucht der Deutschen zu reizen, wenn er sich dabei wohl zu hüten wußte, die oft blitzartig auflodernde Wut dieser wilden Recken zu entzünden, dann konnte die welsche Schlauheit manches nur allzu vorteilhafte Geschäft machen. 2. Der Handel zur Zeit der fränkischen Könige. Der ausgedehnte römische Handel ging mit dem römischen Reiche zur Zeit der Völkerwanderung zugrunde, und Konstantinopel wurde der Mittelpunkt des Handelsverkehrs zwischen dem Morgen- und Abendlande. Wo die Germanen sich auf römischem Boden niederließen, schonten sie die Reste des römischen Handels. Als wieder Ruhe im 71

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 170

1863 - Essen : Bädeker
170 Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Groß- städterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen- (Schwarz-) Brod, in Westphalen Pumpernickel genannt, und Weizen- (Weiß-)Brod — Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend zu bereiten weiß — Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als in Süddeutschland — Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben, Baiern und Österreich als im Norden — Kaffee, seit 100 Jahren all- gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeit vertretend — Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Baiern — Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland — Milch vorzugsweise in den Alpenländern — Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks; allein das Kauen des- selben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklasse. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen zu- meist den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen, und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln liegenden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen — mit ihren Obstbäumen, welche oft kleine Wäldchen bilden und dem ermüdeten Landmann Schatten, so wie seinem Hause Schutz gegen die Stürme gewähren — haben oft das Ansehen eines Parkes, aus dem hier und da die Spitze eines Kirchthurmes freundlich hervorsieht. Die armseligsten Wohnungen der Landleute trifft man aber im Osnabrück'schen und in einem Theil von Ostfriesland, die oft nur aus Rasen oder Torf aufgeführt und mit ein paar Sparren und Stroh bedeckt sind, so daß der Reisende oft im Zweifel ist, ob er eine menschliche Wohnung oder einen Viehstall erblickt. Was endlich das Volk der Deutschen in Hinsicht seiner Geistes- bildung anbelangt, so können wir kühn behaupten, daß kein Volk die Deutschen an geistiger Bildung übertrifft; denn nirgends ist mehr für Volksunterricht und Volksbildung geschehen, als in Deutschland. Von Charakter gilt der Deutsche für ehrlich, bieder, fleißig, ausdauernd und besonnen. Von deutscher Treue und Tapfer-

9. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 315

1863 - Essen : Bädeker
315 <ils alle diese, sind Englands außereuropäische Besitzungen; denn außerdem, daß es die Herrschaft auf allen Meeren erobert, und das reiche Indien unterworfen, besitzt es Colonien in Südafrika, Nord- und Südamerika und Australien. So stehen mehr als 130,000 Millionen Menschen in fremden Erdtheilen unter Europas Herrschaft. — Und wie Europa einst die christliche Religion und mit ihr Gesittung und Bildung von Asien her erhalten hat; so scheint es jetzt dazu berufen, Gesittung und Bildung, Kunst und Gewerbfleiß nach allen Erdtheilen zu verbreiten. Wiederholangsfragen! — Zeichnen und Beschreiben! — B. Die übrigen Erdtheile. 23. Asien. Ihr seht auf der Karte, daß der große Erdtheil Asien an drei Seiten vom Meere umgeben ist: da im Norden vom Eismeer, dort im Osten vom großen, stillen Ocean, und hier im Süden vom indischen Ocean; der mittlere und nördliche Theil aber grenzt in Westen an Europa, und der südliche hängt nur durch die Landenge Hon Suez mit Afrika zusammen. Mit Einschluß der Inseln, welche allein 82,000 Quadratmeilen enthalten, hat Asien einen Flächenraum von 800,000 Quadratmeilen. Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und der südliche bis gegen den Äquator reicht, so findet man hier die kältesten und wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder. Während Nordasien (Sibirien) eine unwirthbare, rauhe, traurige Wildniß bildet, welche eben, wasserarm And unbeschreiblich kalt ist, und nur spärlich Gras und Gestrüppe hervorbringt; und während Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Himalaya ist 26,000 Fuß hoch) und ungeheuer großen Sand wüsten und Steppen besteht: bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europas hervor, von denen so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt worden sind, sondern trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfreuen kann. Da prangen immergrüne undurchdringliche Waldungen mit riesenhaften Bäumen; es wachsen hier die Kokos- und Sago« palme, der Brodbaum, der Zimmet-, Äuskat- und Gewürz- nelkenbaum, Kampfer, Pfeffer-, Ebenholzbäume, Reiß, Zucker, Kaffee, Thee, Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Far- bstoffe, z. B. der Indigo, welcher aus den Blättern der in In- dien wachsenden Indigopflanze bereitet wird. Außer den gewöhnlichen Produkten, an welchen das Mineralreich in Asien sehr reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant, den härtesten, durchsichtigsten und theuersten Edelstein, Rubine rc., so wie im Uralgebirge viel Gold, Platina, Silber und den Magnetstein.

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 137

1853 - Essen : Bädeker
137 Bereitung des Flachses nicht leicht ist, so herrscht doch gewöhnlich große Fröhlichkeit dabei, freilich bisweilen anch Leichtsinn, indem man bei dem Dörren mit dem Feuer nicht vorsichtig umgeht. Es sind schon ganze Ortschaften dadurch in Feuersnoth gekommen. So groß die Ähnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und Flach- ses ist, so ungleich sind die Pflanzen selbst. An dem Hanf ist alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Samenkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies alles anders. Dennoch erträgt der letztere mehr Kalte und kommt in geringerem Bo- den fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der beste Hanf aus Italien. Übrigens läßt sich aus Br en un esse ln noch feinere Lein- wand bereiten, als aus Flachs. Wäre es nur nicht zu mühsam! 71. Die Kartoffel. Bei der Kartoffel können wir auf unserer Wanderung durch das Pflanzenreich unmöglich vorübergehen, ohne sie ein wenig näher anzu- schauen. Die armen Irländer von 1816 könnten euch ein Liedlein singen von dem Werthe derselben; denn in diesem Jahre allein starben ihrer Hunderttausende den Hungertod, weil die Kartoffel, wie in ganz Europa, besonders in ihrem Lande, mißrathen und krank geworden war. Auch unsere deutschen Brüder, die armen Weber in Schlesien, könnten euch noch manches davon erzählen, was es heißt, eine Kartoffel haben und nicht haben. Und ich wette, es hat schon mancher unter euch ein schief Gesicht gezogen, wenn die Frau Mama nichts weiter als ein Schüßlein mit Kartoffeln auf den Tisch setzte und noch dazu recht dank- bar zu oben sagte: „Gesegn' es Gott!" Wem der Fall mit dem sauren Gesicht noch einmal begegnen sollte, der denke nur an die hun- derttausend Irländer! — Dreifach gesegnet sei der noch in seinem Grabe, welcher die Kartoffel zuerst aus dem nördlichen Amerika nach Europa brachte, mag es nun Franz Drake im 16. Jahrhundert oder ein anderer gewesen sein; denn genau ist's nicht bekannt. Wie die Kartoffel mit Wurzel, Stengel, Blatt und Blüthe aus- sieht, das wißt ihr alle; vielleicht aber hat mancher von euch die uns nährende Kartoffel für die Früchte des Gewächses gehalten, während die doch michts weiter als jene gelblich grünen Äpfelchen sind, welche sich gegen den Herbst aus der Blüthe entwickeln. An der Kartoffel- blume werdet ihr bisher wohl nicht viel Schönheit gefunden haben, und doch hat sie einst der unglückliche König Ludwig Xvi. von Frank- reich im Knopfloche und seine Gemahlin auf dem Hute getragen, wie es auch in neuester Zeit die Königin von Griechenland that, die aus dem Oldenburger Lande stammt, wo man auch die Kartoffeln recht gut kennt. Das haben diese Großen der Erde aber gethan, um die Kar- toffelpflanze bei ihren Völkern erst in Aufnahme zu bringen, aus keinem andern Grunde, und das nenn' ich doch schön! Die Blüthe besitzt
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