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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 57

1872 - Elberfeld : Bädeker
Am Mittwoch vor Martinstag, den 7. Nov. 1307, traten die drei Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold Melchthal, jeder von zehn Männern begleitet, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Ufer des Vierwaldstüdter See's, zusammen. Hier stifteten sie einen Bund und schwuren mit ausgestreckten Händen, daß sie alle nach einem gemeinsamen Plan handeln, keiner nach eigenem Gutdünken etwas unternehmen, keiner den andern verlassen wolle: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. Das Volk fing an, kecker sein Haupt zu erheben; das reizte Geßler's Uebermnth; um den Gehorsam des Volkes zu prüfen, ließ er auf dem Markte zu Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkündigen. Jeder, der vorbeigehe, sollte diesem Hute dieselbe Ehre erweisen, wie dem Herzoge selbst. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, mit seinem Knaben vorüberging, ohne dem Hute seine Ehrfurcht zu erweisen, wurde er von den Wächtern ergriffen. Geßler, der zufällig herzukam, befahl dem Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem Sohn einen Apfel vom Haupte zu schießen; dann solle er ohne Strafe davonkommen, wenn er diesen Meisterschuß gethan habe. Tell bat um Gotteswillen, ihn nicht zu einer so unnatürlichen That zu zwingen; Geßler blieb unerbittlich; da schoß Tell und traf den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. Vorher hatte er aber noch einen Pfeil in fein Koller gesteckt, und als ihn Geßler nach der Ursache fragte, wollte er sich anfangs ausweichend entschuldigen; dann aber gedrängt gestand er ein, dieser Pfeil sei für den Landvogt bestimmt gewesen, falls er sein Kind getroffen habe. Da ließ ihn Geßler, der ihm das Leben versprochen hatte, binden, um ihn mit nach Küßnacht zu nehmen und ins Gefängniß zu setzen. Man mußte über den See fahren; auf einmal brach ein wüthenber Winb, der Föhn, los, der dem Schiffe den Untergang drohte. Nur Tell, hieß es, kann in dieser Noth retten; ba hieß Geßler ihn losbinben und ihm die Leitung des Schiffes Übergeben. Tell trieb nun das Schiff dem Ufer zu, und als sie nahe bei einer felsigen Uferstelle waren, der jetzigen Tellplatte, ergriff er Bogen und Pfeil, sprang ans dem Schiff, stieß dieses mit dem Fuß in den See zurück und rettete sich ans Land. Geßler

2. Geschichte des Mittelalters - S. 128

1880 - Braunschweig : Bruhn
— 128 — 11. Die Mystiker: „Innere Freiheit des Menschen und Innerlichkeit des Christentums," besonders Tauler, Suso und Thomas v. Kempen. *) („Nachfolge Christi.") 12. Die deutschen Predigten des Geiler v. Kaisersberg (über Seb. Brandt's „Narrenschiff") wirkten auf das Volk. Alle diese bereiteten ganz allmählich langsam aber sicher der Reformation den Boden. Verfall der päpstlichen Macht. Zeichen des Verfalles: 1. Niederlage des Papstes Bonifacius Viii. durch Philipp Iv. 1302. Veranlassung des Kampfes: Phuippp besteuert die Geistlichen. (Kampf gegen England.) Papst Bannstrahl. Verlauf: Philipp läßt Bonifacius gefangen nehmen. Der Papst wird befreit, f 1303 im Wahnsinn.*) 2. Niederlage Johann's Xxii. durch Ludwig den Bayern 1338. Veranlassung: Der Papst beansprucht a. Bei zwiespältiger Kaiserwahl Entscheidung. b. Bei Erledigung des Trones Reichsverwaltung. Ludwig erkennt diese Ansprüche nicht an. In Folge dessen Bannstrahl gegen Ludwig, Interdikt gegen Deutschland. Verlauf: Der Bannstrahl zündet nicht. Die Reichsstände, besonders die Städte, königlicher gesinnt als der König selbst, bleiben Ludwig treu und weisen im Kurverein zu Rhense die Ansprüche des Papstes zurück. Beschluß, ergänzt auf dem Fürstentag zu Sachsenhausen: „Der von der Majorität gewählte König bedarf der Bestätigung des Papstes nicht. Der gewählte König hat ohne Krönung durch den Papst das Recht, den Kaisertitel zu führen." (Vgl. die Fürsten unter Heinrich Iv. Dies ist der beste Beweis für den veränderten Zeitgeist.) 1) S. Weber, Lesebuch p. 128—134. 2) Es bewahrheitete sich die Weissagung des Papstes Cölestin V.: „Du wirst eindringen wie ein Fuchs, du wirst herrschen wie ein Löwe, du wirst sterben wie ein Hund." Bonifacius Viii. überbot noch die Anmaßung Innocenz' Iv.: „Die weltliche Autorität muß der geistlichen Gewalt unterworfen sein, sie muß von dieser gerichtet werden, die geistliche von Niemand als von Gott selbst." Wattenbach „Geschichte des römischen Papsttums" p. 216.

3. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 30

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 30 — zu verwalten. Dafür traf ihn auch das Schicksal des Johannes. Gei-lana, eine zweite Herodias, ließ ihn und seine Begleiter tu der Abwesenheit des Königs grausam ermorden, als sie eben beteten. Willig starben sie (687). Aber auch hier bewährte sich das Wort: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche." Große Scbaaren der östlichen Franken hatten sich bereits zum Herrn bekehrt und ihre Zahl wuchs nun immer mehr. e. Willibrord. Die meisten Hindernisse fand die Ausbreitung des Christenthums unter den Sachsen und Friesen. Zur Bekehrung der Letzteren machte sich Willibrord, ebenfalls ein Irländer, mit noch 12 Gefährten auf den Weg. Er landete in der Mündung des Rheins. Gern gab Pipin von Herstall, der damalige Beherrscher des Frankenlandes, ihm die Erlaubniß, in Dem ihm unterworfenen Theile des Friesenlandes für die Mission thätig zu sein. Und siehe da, der Erfolg seiner Thätigkeit war ein ganz überraschender; überall im Lande erhoben sich Kirchen, überall entstanden blühende Gemeinden. Anders aber stand es in demjenigen Gebiete, in welchem noch der friesische König Radbod herrschte. Hier wirkte der fränkische Bischof Wulfram mit gleicher Treue, aber mit bei Weitem weniger Erfolg. Zwar hatte es einmal den Anschein gehabt, als sollte auch hier das Bekehrungswerk rasch von statten gehen; denn der König hatte seinen eigenen Sohn taufen lassen und sich selbst zur Taufe bereit erklärt. Schon stand er mit einem Fuß im Wasser, Da fiel ihm plötzlich ein, seinen Lehrer, der ihm viel von des Himmels Herrlichkeit und den Schrecken der Hölle erzählt, zu fragen, an welchem von den beiden Oertern seine königlichen Vorfahren wären. Wulfram erwiderte, da sie ohne Taufe gestorben seien, so könne man sie nur in der Hölle suchen. Schnell zog Radbod seinen Fuß aus Dem Wasser heraus und sagte: „So will ich Denn lieber mit solchen tapferen Helden in die Hölle hinabfahren, als mit solchen elenden Bettlern, wie ihr seid, im Paradiese sein." — Nach Wulfram versuchte es auch Willibrord bet dem Könige, richtete aber ebensowenig etwas aus. Die Dänen, welche es in der Wildheit den Friesen gteichthaten, besuchte Willibrord auch; aber auch hier fand das Wort der Wahrheit keine Stätte. Alles, was er thun konnte, war, daß er 30 Knaben kaufte und sie unterrichtete. Unterwegs kam Willibrord aus die Insel Helgoland, woselbst sich eine Quelle befand, welche die Heiden für heilig hielten, also, daß man nur stillschweigend daraus trinken dürfe. Willibrord kehrte sich natürlich nicht daran, taufte sogar Die Kinder Daraus und schlachtete in unmittelbarer Nähe Das Vieh, welches ihm und seinen Begleitern zum Unterhalte dienen sollte. Entsetzt über solche Kühnheit, erwarteten die Heiden, daß ihn augenblicklich Die Strafe Der Götter treffen werde, und als das nicht geschah, verklagten sie ihn bei dem Könige, der den kühnen Zeugen zu seinem Fürsten Pipin zurücksandte. Willibrord starb im Jahre 739.

4. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 32

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 32 - Thüringerland. welches er sich zu seinem Arbeitsfelde ausersehen hatte. Aber die Verhältnisse müssen hier keine günstige gewesen sein, denn wir treffeai den unermüdlichen Mann bald darauf an der Seile des alten Willibrord im Friesenlande, wo mit dem Tode Radbod's die letzte stütze des Heidenthums gefallen war und unter dem Schutze Karl Martell's die Kirche sich rasch aufbaute. Willibrord hätte ihn gern den Friesen zum Bischos gegeben, aber sein Sinnen blieb auf Deutschland gerichtet. 722 begab er sich abermals dorthin. Unterwegs übernachtete er im Kloster zu Trier. Bei Tische las ein Knabe, Namens Gregor, aus der lateinischen Bibel vor. Win- fried, überall bedacht, dem Herrn Seelen zu gewinnen, fragte den Knaben: „Verstehst Pu auch, was du gelesen hast?" und als derselbe dies verneinte, übersetzte er die gelesene Stelle ins Deutsche und hielt darüber eine ergreifende Rede. Alsbald erklärte Gregor, ihn nicht mehr verlassen zu wollen. Allen Gegenvorstellungen zum Trotze folgte er ihm und ward später ein gesegnetes Werkzeug zur Bekehrung der Heiden im nördlichen Deutschland. Bald darauf traf Winfried auf feinem Arbeitsfelde ein. Zu Amöneburg in Hessen durfte er sich des ersten Segens seiner Arbeit erfreuen. Zwei Fürsten mit vielen ihrer Unterthanen ließen sich von ihm taufen. Nachdem er ein Kloster angelegt hatte, Den Neube- kehrten zum Schutze gegen das sie umringende Heidenrhum, ging er zu den Sachsen. Vieles halte er zu dulden: Mangel und Verfolgung; aber er blieb feft, und siehe, Tausende ließen sich taufen und begehrten Unterricht. 3. Voll Freude über den glücklichen Erfolg eilte er 723 nach Rom zum Papste, ihm zu erzählen, was der Herr Christus gethan unter den Heiben. Der Papst gab ihm den lateinischen Namen Bonifacius, b. i. Wohlthäter, und ernannte ihn zum Bischof über die nenbegrünbeten Gemeinben, nahm ihm aber auch das eidliche Versprechen ab, in den# selben so zu predigen, zu singen und zu beten, wie es in der römischen Kirche geschah. So ist es beim gekommen, daß Deutschland katholisch geworben und geblieben ist bis der Gottesmann Dr. Martin Luther unsere Kirche von dem Aberglauben und bcn Irrlehren des Katholicismus reinigte. Von Rom reifete Bonisacins zunächst zu dem Herzoge Karl Mattel!, der ihm seinen Schutz bei der Bekehrung ter Heiden versprach. Daraus wandte er sich wieder in das Hessenland. Bei Geismar fand er eine Menge Heiden um eine mächtige, uralte Eiche, welche dem Thor geweiht war und den Mittelpunkt des Heibenthums in dortiger Gegend bildete, versammelt. Erfüllt von Mitleib über die Bltnbhctt des Volkes und von einem glühenden Eifer für sein Werk beseelt, halt er den Versammelten einen ergreifenden Vortrag über die Nichtigkeit ihrer Götter und die Herrlichkeit des Herrn Himmels und der Erden und kündigt endlich den

5. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 37

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 37 — Jetzt konnte Ansgar sich von dem Schauplatze seiner rastlosen Thätigkeit zurückziehen, um den Abend seines Lebens in Ruhe zuzubringen. Er starb am 3. Februar 865 in seinem Erzbisthum Hamburg. Das Scharthor und der Scharmarkt in Hamburg führen noch heute nach ihm ihren Namen. 2. Adalbert, der Apostel der Preußen. Bruno. Christian. Zu dem weit ausgedehnten Stamme der Slaven, der sich während der Völkerwanderung von dem äußersten Osten Europas her bis zur Elbe vorgedrängt batte, gehörten: Die Bulgaren, Mähren, Böhmen (Czecheu), Russen, Polen, Preußen, Wenden (in Schlesien und in der Lausitz, in Brandenburg, Meklenburg, Holstein und Pommern) ic. Bei allen diesen Völkerschaften fand das Christenthum verhältnißmäßig spät Eingang. Wir beschränken uns hier auf einige Nachrichten über die Bekehrung der Preußen und Wenden. Als den ersten Apostel der Preußen nennt uns die Geschichte den Erzbischof Adalbert von Prag. Er war im Jahre 956 in Böhmen geboren und erst 27 Jahre alt, als er die erzbischöfliche Würde empfing. Aber trotz seiner Jugend dachte er über die Verantwortung seines Amtes sehr ernst. Das zeigen uns die folgenden Worte, die er auf die Frage, warum er immer so ernst sei und nie lächle, erwiderte: „Es ist eine leichte Sache, eine Bischofsmütze und ein Kreuz zu tragen, aber vor dem Richter über Leben und Tod von einem Bisthum Rechenschaft zu geben, ist eine fürchterliche Sache." Diesen ernsten und gewissenhaften Mann sehen^wir in Begleitung von 30 Soldaten, die ihm der um ihn besorgte Polenkönig mitgegeben, in der damals polnischen Grenzstadt Danzig landen und sofort mit vielem Segen das Evangelium verkündigen. Am frischen Hass entließ er die Soldaten und fuhr mit nur zwei Begleitern in einem Kahne nach einer Insel am Ausflüsse der Pregel in die Ostsee. Aber kaum war er gelandet, da drangen die Bewohner, mit Knitteln bewaffnet, auf die Fremdlinge ein. Ein Schlag mit einem Ruder streckte Adalbert besinnungslos zu Boden. Als er wieder zu sich gekommen war, sprach er: „Ich danke Dir, Herr, daß Du mir verliehen hast, wenigstens einen Schlag für meinen Gekreuzigten zu leiden!" Die Missionare begaben sich nun an das andere Ufer der Pregel. Aber aud) hier duldete mau ihre Gegenwart nicht. So blieb ihnen denn nichts Anderes übrig, als an den Ausgangspunkt zurückzukehren, um auf einem anderen Wege in das Land einzudringen. Es geschah. Eines Tages hatten sie sich nach einem langen und anstrengenden Marsche niedergelegt, um auszuruhen, nachdem sic vorher durch den Genuß des heiligen Abendmahls und durch ein einfaches Mahl Seele und Leib erquickt hatten. Da, während, sie ruhig schliefen, fielen die wilden Heiden tobend über sie her, nicht ahnend, daß die Fremdlinge gekommen waren, ihre größten

6. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 87

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 87 — hatte dies weiter keine Folgen. Durch die Gründung der Universität Königsberg (1544) schuf Herzog Albrecht seinem Lande eine Schule zur Ausbildung tüchtiger Prediger. Xiii. Die Reformation in der Schweh. 1. Ulrich Zwingli. Fast gleichzeitig mit der deutschen, aber unabhängig von ihr, begann die Reformation in der Schweiz durch Ulrich Zwingli. De>.selbe war am 1. Januar 1484 zu Wildhaus in der Grafschaft Toggenburg, wo sein Vater Amtmann war, geboren. Von früher Jugend an zeichnete ihn eine große Liebe zur Wahrheit aus und dieser Umstand mag wohl dazu beigetragen haben, daß sein Vater ihn zum geistlichen l tan de bestimmte. Schon als Knabe dachte er darüber nach, ob nicht die Lüge härter zu bestrafen fei als der Dikbstahl und auch späterhin nannte er die Wahrhaftigkeit die Mutter aller Tugenden. Er besuchte die lateinischen Schulen zu Bern und Basel. In ersterem Orte wäre der vielversprechende Knabe bald den Dominikanern in die Hände gerathen; aber sein Vater bekam Nachricht davon und rief ihn schnell nach Hause. L-o wurden ihm btc harten Kämpfe erspart, die Luther im Augustinerkloster zu Ersurt durchmachen mußte. In seinem 15. Jahre bezog er die Universität Wien, wo Eck, später sein und Luther's erbittertster Gegner, sein Studiengenosse war. Von Wien ging er nach Basel, wo der gelehrte Thomas Wylten« bach, der schon damals von der Unlauterkeit der päpstlichen Lehre überzeugt" war und die bevorstehende Reinigung der Kirche ahnte, ihn zu der Erkenntniß führte, daß Christi Tod die einzige Bezahlung für unsere Sünden sei und kein päpstlicher Ablaß dieselben zu tilgen vermöge. Spätere Forschungen in der heiligen (E(trist machten ihm dann dieje Erkenntniß zur Gewißheit. 22 Jahre alt, ward Zwingli zum Prediger in Glarus erwählt, wo er 10 Jahre verblieb. In seinen Predigten beobachtete er hier noch eine große Vorsicht und ließ von seiner besseren Einsicht in Glaubenssacken ja nichts laut werden. Zwar predigte er nichts, was mit der Schristlebre nicht übereinstimmte und hütete sich sorgfältig vor aller Anpreisung dessen, was er als Lüge und Irrthum erkannt hatte; aber er trat auch nicht gegen die Irrlehren der katholischen Kirche ans. Desto mehr eiferte er gegen alle Unreinigkeit im Leben uns Wandel. Und das that noth; denn das einst so sittenreine Volk der freien Schweizer war tief gesunken. Es war eine beliebte Mode geworden, daß die tapfern Schweizer sich von allen möglichen Potentaten anwerben ließen. Ueppigkeit, frechen Leichtsinn und Laster aller Art brachten sie dann in die Heimath zurück. Die

7. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 36

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 36 — Hier aber empfingen die Einwohner sie mit stumpfer Gleichgültigkeit oder wohl gar mit bitterm Haß; denn ihre Gemüther waren rauh, wie ihr Land^ und aufbrausend, wie das Meer an ihren Küsten. Älles, was die Missionare thun konnten, war, daß sie zu Haddeby (Schleswig), an der Schlei, eine Schule errichteten, worin sie eine Anzahl gekaufter Kinder im Christenthum unterwiesen. Schon nach zwei Jahren sah sich Autbert wegen Kränklichkeit zur Rückkehr gezwungen, und Ansgar, der nun ganz allein stand, mußte ihm bald folgen. 829 wandte er sich nach Schweden, von wo Gesandte den Kaiser um Lehrer ersucht hatten. Unterwegs wurde er durch Seeräuber aller seiner Habe, namentlich auch seiner Bücher, beraubt. /Ansgar aber ließ sich dadurch nicht entmuthigen und gelangte nach mancherlei Mühseligkeiten glücklich an Den Ort seiner Thätigkeit. Sein treues Ausharren sollte nicht unbelohnt bleiben. Während seiner 1 ^jährigen Thätigkeit in Schweden sah er die von ihm gestreute Saat herrlich aufgehen und schöne Fruchte heranreifen. Ein schwedischer Edelmann erbaute aus seinem Landgute die erste Kirche. Um der jungen Kirche des Nordens einen festen Stützpunkt zu geben, errichtete der Kaiser das Erzb is th u m Ham bürg (831) und Ansgar ward der erste Erzbischof daselbst. Als solcher hatte er sich das Feld feiner Thätigkeit erst selbst zu schaffen, denn das neue Erzbiskhum hatte für's Erste noch gar keine Bischöfe und erst vier Kirchen (Hamburg, Melders, Schenefeld und Heiligen siebten), welchen ec drei neue (Bramstedt, K ellinghufen und Faldera ober Wippendorf — Neumünster) hinzufügte. In Hamburg wurde auch ein Kloster gegründet, mit welchem eine Missionsschule verbunden ward. Aber noch war die Zeit der Prüfung für den frommen Jünger nicht vorüber. Im Jahre 845 zerstörte der Dänenkönig Erich oder Horts die neue Schöpfung in Hamburg bis auf den Grund. Ansgar mußte fliehen. Indessen stellte der Kaiser später Alles wieder her und verlieh ihm nun auch das Bisthum Bremen. — Nach längerer Zeit ward endlich auch der wilde Dänenkönig für das Christenthum gewonnen. 850 wurde die erste Kirche in Schleswig erbaut und nun ging die Ausbreitung des Christenthums in diesen Gegenden rasch von Statten. Im Jahre 853 ging Ansgar abermals nach Schweden, wo das Heidenthum wieder triuinphirte, und er hatte die Freude, den König Olaf für das Christenthum gewonnen und sein Volk dem Beispiele feines Fürsten folgen zu sehen. 854 kehrte er zurück und gerade zur rechten Zeit; denn der König Erich war inzwischen gestorben und sein Nachfolger Erich Barn (d. i. das Kind) hatte das Christenthum in feinem Lande förmlich verboten. Indessen genügte Ansgar's Erscheinen bet dem Könige, um denselben völlig umzustimmen. Auch in Ripen durste jetzt eine Kirche erbaut werden.

8. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 88

1876 - Braunschweig : Bruhn
Beamten vom nichtigsten bis zum höchsten, waren zu feilen Dienern der fremden Herren, von welchen sie nicht selten förmliche Jahrgelder bezogen herabgefunken. Die Geistlichen waren um kein Haar besser So batte die allgemeine Sittenlosigkcit alle Schichten des Volks durchdrungen Sogar Zwingli hatte sich davon nicht frei zu halten vermocht; auch er bezog ein solches Jahrgeld und zwar von dem Papst. Um so tiefer war er von dem allgemeinen Verderben ergriffen und um so entschiedener drang er auf Besserung. Besonders trat er gegen das „Reislaufen " d i. das Eintreten in fremde Kriegsdienste, als die Quelle alles Unheils aus. Vorerst konnte er indessen mit seinen wohlgemeinten Ermahnungen noch nicht durchdringen. Seine Widersacher behielten die Oberhand und Zwmgli sah sich genöthigt, Glarus zu verlassen. Von 1512 bis 1516 machte er als Feldprediger einen Feldzug gegen die Franzosen mit und ward dann Pfarrer zu Maria Einfiedeln im Kanton Schwyz, einem berühmten katholischen Wallfahrtsorte Hier fing er schon an, gegen das Unwesen des Wallfahrens und die Vereh-rung bet Maria zu predigen und ließ auch die Inschrift über dem bortigen Jt Io ft er, welche die Wallfahrer von nah und fern zu dem dortigen wundertätigen Marienbilde heranlocken sollte und also lautete: Hier ist voll- kommener Ablaß für die Sünden!" in aller Stille entfernen r if !r19, er "ster Prediger am Münster in Zürich, wo er in fortlaufenden Predigten das ganze neue Testament erklärte und sehr bald auai Die Freude hatte, daß der Rath und die Einwohnerschaft der Stadt sich feiner Sehre zuneigte. Jetzt trat er ganz offen gegen die Irrthümer 5 katholischen Kirche auf. Die nächste Veranlassung dazu war merk* wut-feiger Weise ganz dieselbe wie in Deutschland, — der Ablaßhandel Der Barfußermönch Bernhard Samsott zog mit Ablaßbriefen im Züricher Lande umher und bot sie mit gleicher Frechheit, wie Tetzel, feil; ja seme Snndentare war sogar noch billiger als die Tetzel'sche. Gegen Solchen Unfug ircit Zwingli auf und fand dann im Nachforschen und Nachdenken darüber immer mehr Uebelstände der herrschenden Kirche und griff sie in Schriften und Predigten an. Seine Gegner erhoben ein gewaltiges Geschrei und hätten ant liebsten den kühnen Zeugen aus der Welt geschafft; aber der Magistrat zu Zürich nahm ihn in Schutz und veranstaltete auf feinen Rath 1523 ein Religionsge'-sprach- Zwingli hatte seine Lehre in 67 Sätzen ober Schlußreden zusammengefaßt, die er mit einem solchen Erfolge vertheidigte, daß einer feiner Gegner nach dem anberen verstummen mußte. Die Regierung gebot nun allen Pfarrern, Gottes Wort rein nach der Schrift zu lehren; die Messe, der Bilderdienst und anbcre Mißbräuche würden abgelchatft. An bett Kanton Zürich schlossen sich Basel, wo der gelehrte und sattste Oe ko lampab i ns, der Melanchthon Zwingli's, lehrte, Scht^i Jc‘ au. Das ist die Reformation der deutschen

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3
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