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1. Das Mittelalter - S. 24

1893 - Leipzig : Dürr
— 24 — weil der Ostgotenkönig Theoderich der Große, der Schwiegervater des Westgotenkönigs Alarich Ii. war und das Reich desselben in seinen mächtigen Schutz genommen hatte. Trotzdem beharrte Chlodowech dabei, vielleicht vertraute er auf den geheimen Beistand der katholischen Römer int südlichen Gallien. Alles wurde ohne Aussehen zu machen vorbereitet, und plötzlich überschritt er in bester Ordnung die Loire. In aller Eile raffte Alarich Ii. ein Heer zusammen, in welches allerdings auch viele katholische Römer eingestellt wurden, und bei Voullon bei Poitiers rangen die beiden germanischen Stämme in blutiger Schlacht miteinander (507). Die Westgoten wurden geschlagen, Alarich selbst fiel von Chlodowechs Lanze durchbohrt. Nnn durchzog Chlodowech das westliche Land, sein Sohn Theuderich die Auvergne und der Burgunder Gundobad die Provence. Schon hatte Chlodowech die westgotische Hauptstadt Toulouse bezwungen und den Königsschatz gehoben, da erschien der Ostgotenkönig Theoderich mit einem starken Heere und gebot als Vormund seines unmündigen Enkels, des Sohnes Alarichs, deut fränkischen Eroberer Halt. Im raschen Siegeslaufe gewann er die Provence zurück und machte dadurch Chlodowech zu Friedensverhandlungen geneigt. Die Frauken behielten das Land bis zur Garonne, das übrige bis zu den Pyrenäen und Spanien verblieb den Westgoten, nur die Provence schlug Theoderich zu Italien, das er beherrschte. So hatte sich Chlodowech ein großes Reich begründet, und es fehlte nur noch, daß die fränkischen Teilkönige ihm ihre Gebiete abtraten. Dahin brachte er es mit Hinterlist und Mord. Die christliche Taufe hatte seinen Charakter nicht geändert, denn um die Mittel, durch die er seine Pläne verwirklichen wollte, war er nie verlegen. Den Kronprinzen der ripuarischen Franken überredete er, seinen alten gelähmten Vater umzubringen, und als der Mörder ihn einlud, mit ihm die Schätze des Ermordeten zu teilen, schlug er dem Thoren mit dem schweren Deckel der Truhe, in die dieser sich hinabbeugte, das Haupt ab. Mit leichter Mühe überredete er dann die Ripuarier, ihn an Stelle des Gerichteten als König anzuuehmeu. Einen anderen Verwandten überzog er mit Krieg, nahm ihn samt dem Sohne gefangen und ließ dann beide erst scheren — dies war der größte Schimpf für einen fränkischen Edlen, dann ermorden. Einen dritten König und dessen Bruder hieb er mit eigner Hand nieder, als sie gebunden vor ihn gebracht wurden, weil er Angehörige des Königsgeschlechtes in Fesseln nicht ersehen könne. Nachdem er alle regierenden Vettern und deren Söhne aus dem Wege geräumt hatte, klagte er öffentlich, daß ihm kein lieber Verwandter übrig geblieben fei, der ihm im Unglücke

2. Das Mittelalter - S. 41

1893 - Leipzig : Dürr
— 41 — wurde dem Kalifen gesandt. Der Sieg der Mauren war ein voll-kommener und hatte die Folge, daß ihnen bald die ganze Halbinsel gehorchte. Die Christen, welche sich nicht unterwerfen wollten, zogen sich tu die nördlichen Gebirge zurück, von wo ans sie später nach und nach wieder siegreich nach dem Süden vorrückten.. Das Haus der Omajjaden nahm bald darauf ein schreckliches Ende. Abul Abbas, ein Nachkomme Alis, wußte sich einen bedeutenden Anhang zu verschaffen und wurde zum Kalifett ausgerufen. Sei es, daß sich die Omajjaden durch ihre despotische Willkür und Genußsucht verhaßt gemacht hatten, sei es, daß der Heiligenschein, welcher die Abkömmlinge aus dem Hause des Propheten umgab, seine Wirkung übte, der Kalif von Damaskus sah sich von dem Heere verlassen, als er dem Gegner die Schlacht anbieten wollte. Zwar sammelte er neue Streitkräfte und verteidigte sich in Ägypten, aber er wurde geschlagen und in einer christlichen Kirche von den Verfolgern getötet (750). Furchtbar war die Rache, welche Abul Abbas oder vielmehr dessen Feldherr und Oheim, der blutige Abdallah au den Omajjaden nahm. Alle Glieder des Hanfes wurden ermordet, selbst die Säuglinge in der Wiege nicht verschont. Nnr einer, Abderaman mit Namen, entkam, ans unzähligen Gefahren wunderbar errettet, durch Nordafrika noch Spauieu und gründete dort das Kalifat von Cor-dova. Die Abbafiden machten Bagdad zu ihrer Residenz. 4. I>as fränkische Ueich. 1. Die Merovinger. Während das Germanentum im Süden unter dem Einflnfse römischer Sittenverderbnis elendiglich zu Grtutde ging, gewann im Norden das germanische Wesen unter Führung des Frattkenvolkes die Oberhand. Unter Chlodowechs Söhnen hatte der älteste, Theuderich dett Vorraug im Rate der Brüder und residierte in Rheims. Da er nicht nur das Frankenland, sondern auch das der Ala-ittslttneit beherrschte, so waren seilte Nachbarn int Osten die Thüringer, in mächtiges Volk, das sich von den Donangcgettden bis zum Harze ausbreitete und so das gauze mittlere Germanien inne hatte. Theuderich strnii) anfangs mit Herinittfried, dem Könige der Thüringer, im besten Einvernehmen, aber die Eintracht wurde bald gestört, und es kam zum Kriege. Theuderich forderte die Sachsen in Norddentschland

3. Das Mittelalter - S. 72

1893 - Leipzig : Dürr
— 72 — für das Land, denn zur Belagerung von ummauerten Städten hatten die Ungarn weder Luft noch Zeit, und so wußten die Laudleute, wo sie Schutz vor den Schrecken der ungarischen Ranbfcharen finden konnten. Heinrich hat mit diesen Befestigungen deu Grund zum Städtewefeu gelegt, das den Deutschen bis dahin noch ziemlich fremd war. Indem er überdies gebot, daß der Markt und das Gericht in den geschützten Orten abgehalten würden, gab er bereits dem Stadtleben, das sich freilich erst später daraus entwickelte, die erste Grundlage. Die wichtigsten Burgflecken, die Heinrich gründete oder befestigte, sind Quedlinburg, Goslar, Merseburg, Gandersheim, Esseu, Nordhausen, Pöhlde, Duder-stadt, Grona. Auch durch kirchliche Stiftungen, auf die Heinrich nicht weniger Sorge und Einkünfte verwandte, find diese Orte ausgezeichnet. Der Dom zu Merseburg, die Fraueuklöster zu Gandersheim und Quedlinburg versetzen uns in seine Zeit. Während er diese Einrichtungen eifrig betrieb, begann er, gleichsam als Vorübung für den Kampf mit den Ungarn, den Krieg mit den Slaven, die mit den ersteren fast immer im Bunde waren und auch ihrerseits häufige Einfälle in Sachsen machten. Wie die Germanen, Kelten, Griechen und Römer waren sie in der Urzeit aus Asien eingewandert und bildeten mit diesen eine Völker-familie, die von einem und demselben asiatischen Volke abstammte. Der Name Slaven ist ihnen erst von den Germanen beigelegt worden und kaun recht wohl mit dem Worte „Sklave" gleichbedeutend fein, weil in den fortwährenden Grenzkriegen immer neue Tausende derselben in Knechtschaft gerieten. Sie selbst hatten keinen gemeinschaftlichen Volksnamen, sondern nannten sich mit den Namen der Hanptstämme Winden, Serben u. f. w. Heinrich zog zuerst gegen die Slaven an der Havel und Spree und bezwang sie nach vielen blutigen Gefechten dadurch, daß er ihre Feste Breuuabor (Brandenburg) eroberte. Diese Burg war vou Sümpfen umgeben und schien unzugänglich zu sein. Heinrich benutzte einen starken Frost, der den Übergang über die Sümpfe ermöglichte und nahm die Mauern im Sturm. Damit war der Stamm der Heveller unterworfen. Dann wandte er sich gegen die Dalemineier im heutigen Sachsen. Auch hier mußte erst eine Feste, Gana, erobert werden, ehe sich die Slaven für besiegt erklärten. Im Jahre 929 konnte Heinrich an einem Elbübergange die Bnrg Meißen anlegen, und damit erhielten die deutschen Eroberungen an der Slavengrenze einen festen Mittelpunkt. Von Meißen aus zog Heinrich nach Böhmen. Als er sich der Hauptstadt Prag näherte, beeilte sich der Herzog Wenzeslav die gänzliche Unterjochung dadurch abzuwenden, daß er einen jährlichen

4. Das Mittelalter - S. 76

1893 - Leipzig : Dürr
— 76 — Heinrich war entflohen, kehrte aber zurück und ergab sich aus Gnade und Ungnade. Der König ließ ihn nach Ingelheim bringen. Als Otto am Weihnachtsmorgen des Jahres 941 mit den Seinen den Dom zu Frankfurt betrat, nahte sich ihm sein Bruder Heinrich im Büßergewand und fiel ihm zu Füßen. Otto zögerte, ihn aufzuheben, aber auf Bitten der Mutter verzieh er noch einmal dem Sünder und schloß ihn in die Arine. Er hat es nie zu bereuen gehabt, Heinrich blieb ihm lebenslang treu. Otto erkannte die Ausrichtigkeit seiner Gesinnung bald und übertrug ihm die Verwaltung des erledigten Herzogtums Bayern, mit Lothringen belehnte er den fränkischen Grafen Konrad den Roten, den gewaltigsten Krieger seiner Zeit, und um ihn noch fester an sich zu fesseln, gab er ihm seine Tochter zur Gemahlin. In Schwaben, das ebenfalls frei geworden war, setzte er seinen Sohn Ludolf als Herzog ein, und zum Erzkanzler des Reichs machte er seinen gelehrten, weisen und ihm treu ergebenen Bruder Brun, den Erzbischof von Köln. So schien aus Leid und Verwirrung Vertrauen und Sicherheit hervorzugehen. Während der inneren Unruhen regten sich die Reichsfeinde an der Nord- und Ostgrenze von neuem. Die Ungarn versuchten wiederholt in Deutschland einzufallen, wurden aber sowohl aus Sachsen und Franken, als auch aus Süddeutschland blutig zurückgeworfen. Der Dänenkönig Harald Blauzahn bemächtigte sich der Mark Schleswig, und die Slaven schickten sich allerwärts an, das deutsche Joch abzuschütteln. Gegen die letzteren hatte Otto zwei gewaltige und treue Kriegsmänner als Grenzfeldherrn und Grenzwächter: den Sachsen Hermann Billung an der Nord- und Ostsee, von der Elbmnnduug bis zur Peene, und den Markgrafen Gero im Osten zwischen Elbe und Oder. Gras Gero, ein Mann, der nicht durch Geburt auf einen hohen Rang Anspruch machen konnte, aber von Otto mit richtigem Blicke ausgewählt worden war, ist recht eigentlich der Begründer der östlichen Marken. Die Länder Brandenburg, die Lausitz und Meißen bildeten das weite Gebiet seines Wirkens, Kämpseus und Herrschend Unaufhörlicher Krieg war die Losung seines Lebens und die Forderung, die er an seine Mannen stellen mußte. So schwer lastete der Grenzdienst aus jedem einzelnen, daß selbst die erprobtesten Kriegsmänner zuweilen widerwillig wurden. Darum mußte auch der Markgraf ein harter Mann sein, und hart war Graf Gero in hohem Grade. Einst erfuhr er, daß die slavischen Fürsten ihn zu einer Zusammenkunft verlocken und ermorden wollten. Da lud er dreißig dieser Häuptlinge zu einem Gastmahl und ließ sie alle erschlagen bis ans einen, der entfloh. Solch' grausame Rache reizte die Slaven zu einem Verzweiflungskampfe, der kein Ende nehmen

5. Das Mittelalter - S. 137

1893 - Leipzig : Dürr
— 137 — von Meißen und Landgraf von Thüringen, so Ottokar von Böhmen, dem zu Ehren Königsberg gegründet worden ist, und der Markgraf Otto von Brandenburg. Marien bürg an der Weichsel imtrde die Hauptstadt des Ordenslandes. Hier residierte der Ordensmeister mit seinen Rittern. Freilich zu einem rechten Einvernehmen zwischen den Fremden und den Eingeborenen kam es nie. Die Deutschherren waren nur Krieger, nur Eroberer, die Preußen nur besiegte und dienstbare Leute, die dem Orden zinspflichtig und Unterthan waren. Die Ritter zeigten sich bald gewaltthätig und hochmütig gegen das unterworfene Volk und entarteten durch Genußsucht. Während sich so im Reiche und an den Grenzen desselben viel Neues bildete, sank die Kaiserwürde immer tiefer und tiefer. Der Gegenkönig der letzten Hohenstaufen, Wilhelm vou Holland, war im Kampfe gegen die Friesen gefallen, dann wurden zwei Ausländer gewählt, die sich als Gegenkönige gegenüber standen und sich wenig oder-gar nicht im Reiche sehen ließen, der Engländer Richard von Cornwall, gewühlt vom Erzbischof von Köln, und Alfons X. von Kastilien, gewählt vom Erzbischof von Trier. Sie waren nur Namenkönige, die keinen Einfluß hatten. 15. Das Ende der Kreuzzüge. Bald nach dem Untergange der Hohenstaufen mußten die Christen auch auf Jerusalem verzichten. Der Sultan vou Ägypten bemächtigte sich vou neuem des heiligen Landes. Dies bestimmte im Jahre 1248 den französischen König Ludwig Ix., den Heiligen, einen Kreuzzug (beit sechsten) zu unternehmen. Von Cypern ans wanbte er sich bireft gegen Ägypten, um bort bte Freigebung des heiligen Laubes zu erzwingen. Er eroberte Damtette und rückte gegen Kairo vor. Allein ehe er noch etwas Eutscheibendes gegen biefe starke Festung thun konnte, würde ihm der Rückweg nach Damiette abgeschnitten, und er geriet mit seinem ganzen Heere in Gefangenschaft. Nur durch hohes Losegelb konnte er seine Freilassung erlangen, vou seinen Kämpfern sahen nicht viele die Heimat wieber. Troh bieses elenben Ausganges der Kreuzfahrt entschloß er sich im Jahre 1270 zu einer neuen, die noch mißlicher verlies. Sein Bruder, der durch seinen Geiz berüchtigte Karl von Anjou, überrebete ihn, zunächst nach Tunis zu fahren, um den Bey zur Zahlung einer Summe zu bewegen, die biefer ihm fchulbete. Auch biefer Zug hatte keinen Erfolg, Ludwig selbst starb in Afrika, das Heer ging bis auf wenige Trümmer zu Grnnbe. Im Jahre 1291 eroberten die Mamelucken Acre, barauf räumten die Christen ihre letzten Besitzungen,

6. Das Mittelalter - S. 21

1893 - Leipzig : Dürr
— 21 — Valentinian als Lösegeld zahlen mußte, wandte sich Attila nordwärts. Aber schon im nächsten Jahre wiederholte er den Raubzug nach dem Süden. Durch die Westalpen wollte er in Gallien eindringen, doch die Alanen, welche dort wohnten, versperrten ihm die Pässe. Bald daraus starb er infolge eines Blutsturzes, der Ort ist nicht bekannt. Die Hunnen begruben ihn an einer Stelle, wo niemand seine Ruhe stören konnte, und kehrten heim. So war ihm doch noch Alarichs Schicksal beschieden, obwohl er Rom nicht erobert hatte. Nach seinem Tode zerfiel das Hnnnenreich, das er ausgerichtet hatte, sehr bald. Seine Söhne stritten miteinander um die Herrschaft. Die germanischen Völker machten sich frei, und endlich führte der jüngste Sohn die Hunnen in die russischen Steppen, wo sie allmählich mit den finnischen Völkern verschmolzen. 8. Romnlns Angustns. Unterdes ging das weströmische Kaisertum seinem Untergänge entgegen. Valentinian (Iii.) war so kurzsichtig, mißtrauisch und wankelmütig, daß er, von elenden Höflingen aufgehetzt, seinen Minister und. Feldherrn Aetius, die Stütze des Reichs, mit eigner Hand niederstieß Bald darauf wurde er selbst von den Soldaten des Aötins ermordet. Die verwitwete Kaiserin Endokia rief zu ihrem Schutze die Vandalen herbei, und diese, wie schon oben erwähnt, plünderten Rom 14 Tage lang. Als sie endlich abzogen, schleppten sie die Kaiserwitwe und ihre Töchter als Gefangene mit sich. Der römische Thron ward ein Spielball in der Hand der Heerführer und Hofleute. Der Oberfeld- herr der germanischen Hilfstruppen, Ri ei m er, ein Sueve, setzte Kaiser ein und ab, wie es ihm beliebte, er selbst nahm die wertlos gewordene Krone nicht au. Nach seinem Tode erhob der Patrizius Orestes seinen Sohn Romnlns ans den Thron. Aber dies steigerte die An- maßungen der fremden Truppen. Sie verlangten den dritten Teil des Grund und Bodens in Italien. Als Orestes ihnen diese Forderung abschlug, empörten sich die germanischen Söldner unter Odoakers Führung und eroberten Pavia. Bei dem Kampfe um die Stadt wurde Orestes gefangen genommen und getötet. Nun rückten die Aufständischen vor Ravenna, wo Romnlns Angnstnlns, so nannte man ihn zum Spott, sich aufhielt und zwangen den machtlosen Kaiser abzudanken. Er mußte sich mit einer Villa am Gols von Bajä in Campanien und einem Gnadengehalt begnügen. Odoaker aber nannte sich König der Germanen in Italien. Die Provinzen wurden aufgegeben. Nur im nördlichen Gallien blieb noch eine Zeit lang eine römische Statthalterschaft bestehen, aber ohne Zusammenhang mit Rom. In Sar-

7. Das Mittelalter - S. 182

1893 - Leipzig : Dürr
— 182 den jungen König nach Reims zur Krönung zu führen. Der Ritter Vaudrieourt, Befehlshaber in Vaueouleurs, der sich nach einigem Zögern überreden ließ, führte sie an den Hos. Auch hier ward es ihr nicht leicht, den Glauben an ihre göttliche Sendung zu erwecken, und sie mußte manches Verhör bestehen. Endlich erreichte sie ihr Ziel, der König und seine Räte zeigten sich ihrem Plane geneigt, und sie trat an die Spitze des Heeres. Die Wirkung war eine überraschende. Die Krieger folgten siegesgewiß der Jungfrau, welche eine Fahne mit dem Bilde des Heilands vorantragend sie von Kamps zu Kampf führte. Orleans wurde entsetzt und der König in Reims gekrönt (1429). Johanna hatte mit hohem Ernste und in heiligster Demut ihre Aufgabe gelöst, allen Prunk, alle Genüsse verschmähend; etwas Brot in Wein getaucht war ihre ganze Nahrung. Sie wollte nun in die Heimat zurückkehren, aber zu ihrem Unglück ließ sie sich bewegen, an der Spitze des Heeres zu bleiben. Es mag sein, daß sie von nun an die innere Sicherheit vermißte. Die Erstürmung von Paris mißlang, mehr infolge der Unthätigkeit des Königs, der ihr keine Unterstützung sandte, als durch ihre Schuld, und bei einem Ausfalle aus Compisgne wurde sie von den Burgundern gefangen genommen und au die Engländer ausgeliefert. Auf Anstiften der englischen Offiziere erging gegen sie die Anklage der Zauberei und Ketzerei. Der von den Engländern beherrschte, charakterlose Bischof von Beauvais, der Vorsteher des geistlichen Gerichtes, fand sie schuldig, und die Richter verurteilten sie zu lebenslänglichem Gefängnis, nachdem man sie durch die härteste und roheste Behandlung zum Widerruf ihrer Behauptung, daß sie von Gott beauftragt worden fei, gezwungen hatte. Aber dabei beruhigten sich ihre Feinde nicht, sie sollte sterben. Als sie unter den grausamen Quälereien im Kerker nur den Schein des Ungehorsams erweckt hatte, wurde die an Leib und Geist Gebrochene 1431 in Ronen verbrannt. Doch das Volk verehrte sie und verfolgte die Jnquisitions-richter mit Haß und Verwünschung. Auch den Engländern brachte der Tod der Jungsrau keinen Segen. Sie mußten aus allen eroberten Plätzen in Frankreich weichen, nur Calais behielten sie. Der Nachfolger Karls Vh., Ludwig Xi., ein verschlagener Mann, der, die äußere Hoheit des Hoflebens verachtend, Leute niederer Herkunft, wie einen Barbier, zu feinen Vertrauten machte, befestigte die königliche Gewalt in Frankreich dadurch, daß er die Herzöge und Grafen, soweit es ihm möglich war, durch Meuchelmord und Hinterlist ans dem Wege räumte und so eine Provinz nach der anderen unter die unmittelbare Herrschaft der Krone brachte. Er war es auch, der nach dem Tode Karls des Kühnen Burgund, das unter französischer und deutscher Lehnsoberhoheit stand, an sich riß.

8. Das Mittelalter - S. 97

1893 - Leipzig : Dürr
— 97 — da aus verbreitete er sich immer weiter. Deutschland erfreute sich also einer Zeit des Friedens; Ackerbau, Handel und Gewerbe fingen an zu blühen, die Städte entwickelten sich zu größerem Wohlstände — Köln galt schon als ein Haupthandelsplatz — und die Bürger standen treu zu dem Kaiser, dem Beschützer des Friedens. Dies aber verdroß die Fürsten. Der Adel, sowohl der niedere als der hohe, vermißte den Krieg, der ihm Beute, Aufregung und Ehre brachte, und auch die Bischöfe zürnten dem Kaiser, wenn er die Bürgerschaft, die sich gern von Fronden und Abgaben frei machen wollte, gegen sie in Schutz nahm. Die Unzufriedenheit wuchs mehr und mehr, fo daß die Aufstellung eines neuen Gegenkönigs nicht unmöglich schien. Dies mochte wohl auch Heinrich, des Kaisers Sohn, fürchten. Er war bereits zum König gewählt, aber er hatte dem Vater geloben müssen, sich, so lange dieser lebte, nicht in die Regierung zu mischen. Plötzlich stellte er sich an die Spitze der Grollenden. Er verließ 1104 das Hoflager, errichtete feilten eigenen Hofstaat und begann den Krieg. Der Kaiser wich mehrmals einer Schlacht ans, er wollte erst seine Freunde um sich versammeln, aber der Sohn folgte ihm, und bei Koblenz standen sie sich gegenüber. Da beging der Sohn einen Verrat, der feinen Namen in der Geschichte für immer geschändet hat. Er versprach, sich dem Vater zu unterwerfen, wenn dieser fein Heer entlasse. Heinrich Iv. that dies, aber alsbald wurde er gefangen genommen und nach Böckelheim, später nach Ingelheim gebracht. Darauf berief Heinrich der Sohn einen Reichstag nach Mainz, auf welchem er die Absetzung des Vaters beantragte. Man zwang den alten Kaiser, in Ingelheim auf die Krone zu verzichten, ja man fügte den Schimpf hinzu, daß er im Dom vor allem Volke ein langes Sündenbekenntnis ablesen mußte. Der Sohn hatte ihm die Freiheit zugesagt, wenn er dies alles gethan haben würde, aber nachdem es geschehen war, behielt ihn der Ungetreue in Haft. Es konnte nicht ausbleiben, daß diese schmähliche Behandlung des alten Kaisers alle Besserdenkeudeu ties erschütterte. Besonders die Bewohner der Rheinftädte waren empört darüber; sie machten Anstalt, ihm zu helfen. Da entfloh Heinrich von Ingelheim nach Köln. Die bewaffneten Handwerker standen zu ihm, auch die lothringischen Fürsten leisteten ihm Zuzug. Von Stadt zu Stadt den Rhein hinaus ging ein Brief, in dem die Bürger gelobten, Gut und Blut für den alten Herrn hinzugeben. Heinrich Y. belagerte Köln, aber vergeblich, er mußte abziehen. Immer größer ward die Macht des Kaisers, schon war fein endlicher Sieg gewiß, da starb er, 56 Jahre alt, im August 1106 in Lüttich. Die Reichsinfignien sandte er vom Sterbebette aus

9. Das Mittelalter - S. 102

1893 - Leipzig : Dürr
— 102 Könige von Dänemark, Norwegen urtb Schweden hatten übrigens bis-her eine sehr beschränkte Macht gehabt, nur in langen Kämpfen mit den Stammeshäuptlingen (den Jarlen) gelangten sie endlich zur Obergewalt. Die unzufriedenen Jarle, die das alte Wanderleben noch nicht aufgeben wollten, fuhren fort, sich nach anderen Wohnstätten und Herrschergebieten umzusehen. So wurde Island von Norwegen aus bevölkert, auch auf Grönland legten die Norweger eine Kolonie an, die bis in das 14. Jahrhundert dauerte, und Isländer unternahmen bereits Fahrten nach Nordamerika (Winland). Wie im Westen, fo entstanden normannische Niederlassungen auch im Osten Europas. Die Normannen, hier Wäringer genannt, unternahmen Streifzüge nach den Slavenländern an der Ostsee und am Dnjepr. Ein solcher Wäringerstamm, die Russen, gründeten die Fürstentümer Nowgorod und Kiew. Auch in diesen östlichen Ländern gelangt um das Jahr 1000 das Christentum zum Siege. Wladimir der Große, Fürst von Kiew, läßt sich taufen, bekennt sich aber nicht zur römisch-katholischen, sondern zur griechisch-katholischen Kirche. Die Polen unter ihren Herzögen aus dem Stamme der Piasten, und die Ungarn unter Stephan dem Heiligen bekennen sich zum Christentums, das sie von Deutschland aus erhielten. Im Süden waren es die schönen Länder Unteritalien und ©teilten, welche die Normannen anlockten. Diese normannischen Eroberer kamen jedoch nicht ans Skandinavien, sondern wie Wilhelm der Eroberer ans der Normandie. Robert Guiseard schuf sich ein Reich, Neapel, und sein Bruder Roger beherrschte Sicilieu. Als Robert Guiscard kinderlos starb, erbten Rogers Nachkommen auch Unteritalien und seitdem gab es ein Königreich Neapel und Sicilieu. In Spanien geboten im 10. Jnhrhnndert die Kalifen von Cor-dova. Da die Mauren in der Kultur bereits sehr weit fortgeschritten waren, so wußten sie das schöne und reiche Land bald in den blühendsten Zustand zu versetzen. Sie trieben Ackerbau, Bergbau und allerlei Gewerbe, und in den volkreichen Städten fanden Wissenschaften und Künste die sorgsamste Pflege. Arzneikuude, Astronomie und Mathematik wurden an den Universitäten, vor allem in Salamanca gelehrt und verbreiteten sich von hier aus über das christliche Europa, die Baukunst entfaltete sich in dem Palast Alhambra in Granada und in vielen anderen Palästen und Moscheen zu großer Prucht. Aber während die Mohammedaner in Spanien ein reges Leben und Schaffen zeigten, hörte das Kalifat zu Bagdad ganz auf (1037). Es schieden sich nun einzelne mohammedanische Reiche aus, die, voneinander unabhängig, ant Über-

10. Das Mittelalter - S. 112

1893 - Leipzig : Dürr
— 112 ronkalischen Ebene hielt er Heerschau, berief die italienischen Großen und die Abgeordneten der Städte zu sich, um ihre Huldigung entgegen zu nehmen, und ließ dann unter Zuziehung der berühmtesten Rechts-gelehrten Italiens die kaiserlichen Rechte, die Regalien (Landeshoheit, Rechtspflege, Zölle, sonstige Einkünfte) feststellen. Allein dies wurde die Veranlassung zu neuen Streitigkeiten. Crema, das seine starken Mauern niederreißen sollte, hatte Friedrichs Gesandten gemißhandelt, die Mailänder wiesen den kaiserlichen Oberrichter (Podesta) zurück. Crema wurde belagert, erobert und dem Erdboden gleich gemacht, die Einwohner retteten nichts als das nackte Leben. Unterdessen war Papst Hadrian Iv. gestorben. Bei der nun folgenden Wahl war ein Zwiespalt (Schisma) unvermeidlich; die Kaiserlichgesinnten wählten Viktor Iv., die Strengkirchlichen, welche den Papst über den Kaiser setzten, Alexander Hi. Friedrich veranstaltete ein Konzil zu Pavia, das die Wahl nochmals prüfen sollte, und die versammelten Bischöse entschieden sich für Viktor, aber da die englische und französische Geistlichkeit fehlte, so war ihr Urteil erfolglos. So leicht ließ sich also Alexander nicht beseitigen. Die Willenskraft und Entschiedenheit dieses Mannes war außerordentlich. Durch nichts konnte er bewogen werden, nachzugeben, und das Glück war auf seiner Seite. Da Friedrich mit dem kirchlichen Streite nicht zu einem Ende kommen konnte, so wandte er sich zunächst wieder den lombardischen Angelegenheiten zu. Das widerspenstige Mailand wurde von neuem belagert und nach erbittertem Kampfe im März 1162 zur Unterwerfung gezwungen. Meilenweit im Umkreise hatten die Deutschen das Land verwüstet, die Hungersnot in der Stadt stieg aufs höchste, so daß die fast zur Verzweiflung getriebenen Einwohner endlich die Konsuln zur Übergabe auf Gnade und Ungnade drängten. Alle Bürger mußten in wenigen Tagen die Stadt verlassen, diese selbst wurde dann in einen Trümmerhaufen verwandelt, nur der Dom blieb verschont. Das schreckliche Schicksal Mailands bewirkte, daß sich alle die übrigen Städte Oberitaliens dem Kaiser unterordneten. Allein auch diese Strenge hatte nur die Folge, daß der Kamps mit größerer Erbitterung wieder aufloderte, Denn auf die Seite der Lombarden stellte sich Papst Alexander Hi. mit der ganzen ihm eigentümlichen Energie. Friedrich sah bald nach der Zerstörung Mailands die lang entbehrte Heimat wieder. Hier fand er alles in bester Ordnung. Herzog Heinrich der Löwe und Markgraf Albrecht der Bär setzten rüstig die Germanisierung und Christianisierung Mecklenburgs, Pommerns, der Mittelmark und Neumark (an der Oder) fort. Flandrer,
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