Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Vorgeschichte. * 1. Die Pfahlbauer und die älteste Keltenzeit. 1. Vor der Einwanderung der Germanen wohnten die Kelten in unserm Land. Auch sie hatten darin bereits ein anderes Volk vorgefunden. Dieses Urvolk, vielleicht finnischen Stammes, nutzte ihnen dienen oder in die Berge weichen; in den Sagen von mißgestalteten Zwergen, die in der Nachtzeit wirken, scheint es noch heute da und dort fortzuleben. 2. Diese Menschen der Urzeit mögen ursprünglich (als „Tro-glodyten") in Höhlen gewohnt haben. Allmählich gingen sie, um den unabsehbaren Gefahren des Urwalds zu entgehen, zurrt Pfahlbau über: mit unsäglicher Mühsal errichteten sie in seichtem Gewässer Dörfer auf eingerammten Pfählen. Ihre Geräte und Waffen fertigten die Pfahlbauer aus roh behauenen Steinen, die sie schleifen und mit Wasser und Quarzkörnern zu glätten gelernt hatten. Das war die vorgeschichtliche Steinzeit. 3. Die Wohlhabenderen tauschten von phönizischen und etruskischen Händlern Bronze ein; dieses Metall verstanden sie bald selber zu gießen, wie die Eutzformen beweisen, die man in Gräbern und Pfahlbauten gefunden hat; ihre Schmiede bereiteten daraus lange, gespitzte Schwerter und Lanzen nebst allerhand Hausrat: Ärte, Hacken, Spinnwirtel, Kämme und Schmuck, Armringe z. V., die auf dünne Arme patzten, sowie Hals- und Ohrringe, Heft- und Haarnadeln. Funde von Schmucksachen aus Glas und Bernstein, von griechischen und römischen Münzen deuten auf uralte Handelsverbindungen mit Griechen, Phöniziern und Römern. Sogar Webereien aus Wolle und (Besätze, die ohne Töpferscheibe hergestellt, aber geschmackvoll verziert waren, hat man an verschiedenen Orten gefunden. Die stattlichen Reste dieser Pfahlbaudörfer hat man zuerst in dem wasserarmen Sommer 1853/4 im Züricher See, dann in allen Seen am Nordrande Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teiln. 1

2. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Germanen. I li—3. 5 die Friesen und Sachsen, befuhren auch schon das Meer. Vereinzelt lagen die Höfe an Quell und Bach, umgeben von gerodetem Acker- und Weideland. Herden von Schafen, Schweinen, Ziegen, unscheinbaren Rindern und Gänsen bildeten den Reichtum des Mannes; seine Freude waren die kleinen, aber dauerhaften Pferde. Als Hauptnahrung diente Hafermus sowie Fleisch, besonders Wildbret, als Getränke Milch und Met, der aus wildem Honig gewonnen wurde. * Schott verstand man die Bereitung von Butter (anko, im Alemannischen Hebels: „Anke") und Reise (kuosmero, Ruhschmer); von den Römern nahm man dann ein besseres Verfahren und die heute übliche Bezeichnung an, die dem Lateinischen entlehnt ist.d Von Fremden lernte man bald Gerste anbauen und „Gerstenwein" (Bier) bereiten. Später pflanzte man Flachs, Rüben und große Rettiche, die sich Kaiser Tiberius regelmäßig aus Germanien kommen ließ; das Obst zu veredeln verstand man noch nicht. Salz lieferten Quellen oder das Meer. * *2. Die ältesten Nachrichten über unsere Vorfahren stammen von den Römern C. Julius Cäsar (in seinem Bericht über den Gallierkrieg) und P. Cornelius Tacitus, der um das Jahr 100 n. Chr. Sitten und Treiben der Germanen in einem eigenen Buch („Germania") geschildert hat. Manche wertvolle Auskunft verdanken wir den Gräbern der Alten, denen man neben den Waffen allerhand Gebrauchs- und Schmuckgegenstände mitgab in die Todesruhe. Die Germanen hatten noch keinen gemeinsamen Volksnamen, ja noch kein Gefühl der Zusammengehörigkeit; die einzelnen Stämme waren in Mundart, Tracht und Sitten vielfach verschieden. So trugen die süddeutschen Stämme (Sueben — Schwaben, die Schweifenden) die Haare über dem Wirbel in einen Schopf zusammengeknotet; die andern ließen sie frei herabhängen. Kämme und Scheren □ haben die Gräber aufbewahrt. □ 3. Den Römern fielen die Germanen auf durch hohen, kraftvollen Wuchs, helle Haut, blaue, trotzige Augen; in mächtigen Strähnen wallten die goldfarbigen oder roten Haare; die Rinder mit ihren Flachsköpfen kamen den Südländern wie Greise vor. Jung und alt, Männer und Frauen kleideten sich in zusammengenähte Tierfelle und Pelze, nachmals in kurze, enge Leinenröcke, die sie mit Heidelbeeren rot oder blau, mit Ginster gelb oder grün färbten; den Mantel hielt ein Dorn oder eine Bronzeschnalle auf

3. Geschichte des Mittelalters - S. 7

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Germanen. I 13—i. 7 wände waren mit farbigem Lehm bestrichen, die Stirnseite mit Geweihen und Pferdeköpfen geschmückt. *Mit der Zeit erweiterten sich die Höfe zu Dörfern; diese wurden etwa nach dem gemeinsamen Vorfahr oder Gründer (mit der Endung mg, ingen, ungen) oder mit dem Dativ der Mehrzahl: Hofen, hausen, büren, beuem (— Bauer, Häuser) oder nach den Bächen und Bergen (Fritzlar: Ort eines Frido, Goslar: Ort an der Gose) benannt. Der Einödhof faßte, wie es heute noch im Schwarzwald üblich ist, sein Gebiet mit einer Hofwehre von aufgeschichteten Steinen oder von Pfählen ein.d In der Halle bewirtete der vornehme Hausherr Freunde und Fremde, die immer willkommen waren. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte waren rechtlos, wurden aber weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied im Freien auf. Für Reinlichkeit und Abhärtung sorgten tägliche Flußbäder, auch im Winter; das Schwimmen wurde mit demselben Eifer geübt wie das Reiten. 6. Der freie Jüngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Verwandten oder Fürsten die Waffen: Schwert und Speer. Fortan nahm er teil an der Volksversammlung und dem Opferschmaus, an Fehden und Kriegszügen; er jagte zu Roß, mit Rüden und Falken den Wolf und den Scheich, den Luchs und den Biber; stolz brachte er die Bärenfelle heim und die Hörner des Urochsen, die dann, mit Gold beschlagen, bei den Trinkgelagen kreisten. 7. Des freien Germanen höchste Lust war der Krieg. Zunächst konnten nur die Reichen Schwert oder Speer mit Eisenspitze beschlagen : die Schmiedekunst ehrte man als das älteste Handwerk. Der Speer (Ger, Frame), war das Merkmal des freien Mannes; erst später kam die längere Lanze auf. Andere Trutzwaffen waren Bogen und Schleuder, Beil und Wurfaxt (aus Stein oder Erz), ferner die Keule, die aus Hartholz bestand, im Feuer gehärtet und mit Nägeln beschlagen war. Der Schild, aus Lindenholz, mit Flechtwerk überzogen und in einer Hülle von Tierfell getragen, hatte bei den verschiedenen Stämmen verschiedene Farben. Im Lederkvller, einzelne auch im geflochtenen Kettenhemd, meist aber nackt und barhäuptig oder mit einer Tierhaut, deren Kopf samt Hörnern als Helm dienen mußte, mit hölzernem Schild: so zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland

4. Geschichte des Mittelalters - S. 66

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
66 Sachsen- und Franken-Kaiser. Schüler, Wirtschaftsgebäude, dazwischen Höfe und Gärten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. Was der einzelne bei seinem Eintritt besaß oder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen, für die man im Ienseits Vergeltung erwartete, erweiterten den Besitz. Die Brüder waren Lehrer und Vorbilder der Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Weinbau. Wie bereits die Mönche der Merowingerzeit, entwickelten auch später die Klöster in wirtschaftlicher Tätigkeit vorbildlichen Land- und Gartenbau; ihre Wirtschaftsräumlichkeiten enthielten in immer wachsendem Umfang Gesindewohnungen, Stallungen, Speicher und Retter, Keltereien, Brauereien, Mühlen und Bäckereien sowie Werkstätten für allerlei Handwerker. Die Mönche legten Wasserleitungen an, die dem Mühlenbetrieb und der Fischzucht, aber auch der Bewässerung der Felder und Wiesen dienten. In den Klostergärten reiften die ersten Pfirsiche und Aprikosen, blühten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Hausbau und Gewerbeleben waren die Mönche Lehrmeister sowie im Fischfang, der durch die Fasttage in größere Aufnahme kam. 3. Seine Beschäftigung wählte jeder selbst. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, die Knechte und die Laienbrüder, die oft vornehmen Häusern entstammten; andere zogen mit Spieß und Keule auf die Jagd oder den Räuberfang, und kam ein Feind ins Land, so trug auch der Pater unter der gegürteten Kutte den Panzer und führte Schwert und Speer; ein dritter schrieb für die Klosterbücherei oder auf Bestellung reicher Leute lateinische oder griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Initialen) ab; ein vierter verlegte sich auf Malerei oder schnitzte in Holz oder Elfenbein; ein fünfter spielte Harfe und Orgel und leitete den damals aufkommenden mehrstimmigen Gesang. Armen- und Krankenpflege war eine der höchsten Pflichten des Mönchslebens. Ihren wachsenden Reichtum benutzten die Klöster zu weitherziger Mildtätigkeit und zu einer Gastfreundschaft, die „um Gottes willen" fast dasselbe bot wie heute die Gasthöfe. 4. Fromme Elternpaare widmeten oft ein Kind schon bei der Geburt dem Kloster; kein Königskind erschien zu gut, um Mönch oder Nonne zu werden. Sehr häufig nahmen Geistliche jeden Ranges, aber auch Weltleute in alten Tagen das Mönchsgewand, um eine Schuld zu büßen oder sich auf den Tod vorzubereiten.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 28

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
28 Die Völkerwanderung. * O Die Germanienreiche in Italien, Afrika und Spanien konnten keine Dauer haben. Die Verschmelzung der Eroberer mit den früheren Einwohnern war unvermeidlich; sie mußte die Barbaren ihrer Eigenart berauben, da die Römer ihnen an Zahl und an Bildung, in der Haus- und Staatswirtschaft wie in der Rechtspflege überlegen waren. Die Germanen waren über das ganze Land verzettelt; nur die Vandalen wohnten beisammen. Seit Theoderichs Tod hörte auch die Verbindung unter den neuen Staaten auf; in den einzelnen Völkerstämmen bekämpften sich Gegner und Anhänger der römischen Gesittung; dabei fehlte es an überlegenen Führern. □ Am schlimmsten war die Zwietracht bei den Vandalen. □ 2. Nach Genserichs Tod waren sie in dem heißen Mauretanien (Marokko und Algerien) verweichlicht. Ihre Vornehmen waren Großgrundbesitzer, die ihre Untergebenen in harter Zucht hielten. In der allgemeinen Not gingen sie in Eold und Seide und frönten zügellosem Wohlleben, das nur Raubzüge und Löwenjagden unterbrachen. Im Krieg wurden sie schlaff und zügellos; ihre Flotte vernachlässigten sie. Ihr König Eelimer hatte seinen römisch gesinnten Vorgänger gestürzt und gab so dem oströmischen Kaiser erwünschten Anlaß, einzugreifen und Afrika zurückzuerobern. Nun landete der oströmische Feldherr Belisär mit nur 5000 Reitern in Afrika. Nach einem rühmlosen Treffen gab Gelimer Karthago auf, nach einem zweiten warf er sich entmutigt in eine unzugängliche Felsenschlucht. Germanische Söldner schlossen ihn ein. Lange Zeit leistete er verzweifelten Widerstand. Als er aber seinen Neffen mit einem Mauren um ein Stückchen Brot raufen sah, ergab er sich. Auf einem Landgut in Galatien schloß er sein Leben. Rühmlos ist sein Volk verschwunden; die reichen Schätze, die es zusammengeraubt, fielen Belisar zur Beute. 3. Um so glanzvoller ist der Stern der Goten untergegangen. In ihnen lebte Theoderichs Geist; unter drei Heldenkönigen verteidigten sie fast zwei Jahrzehnte lang ihr geliebtes Südland, in dem sie weithin zerstreut wohnten. In überraschendem Angriff gewann Belisar Sizilien und das ungerüstete Neapel. Nun erhob das Volk den erprobten Kriegsmann Witigis auf den Schild. * *Aber Belisars Umsicht und Tapferkeit entriß den Goten Rom und vereitelte die Rückeroberung: die Mauer Aurelians und Hadrians Grabmal hielten allen Stürmen stand. Dagegen belagerte Belisar

6. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
74 Sachsen- und Franken-Kaiser. Aber mit Ausnahme der Sachsen erkannte niemand Rudolf an; am Abend seines Kronungstages mußte er aus Mainz flüchten. In Hellem Zorn kehrte Heinrich zurück; wie die Lombarden stellten sich die Schwaben, Bayern, Franken aus seine Seite; selbst Kaufleute traten in sein Heer ein, und Rudolf verblutete schließlich in der Feldschlacht. Inzwischen führte der Röntg einen Eegenpapst nach Rom und ließ sich von ihm in der Peterskirche krönen. Gregor schloß er ein in der Engelsburg, dem alten Grabmal Hadrians; der Normannenherzog Robert Guiscard rettete ihn in das unteritalische Land, mit 1075 dem ihn der Papst belehnt hatte. Dort starb Gregor zu Salerno, nachdem er alle Gebannten gelöst hatte bis auf Heinrich und den Eegenpapst. „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; darum sterbe ich in der Verbannung," soll er gesprochen haben. 6. Daheim wütete allerorten der Bürgerkrieg. In Schwaben spannten die Bauern einander selbst vor den Pflug, weil sie keine Zugtiere mehr hatten. Aber Kaiser Heinrich gewann durch Milde und rastlose Bemühungen immer mehr Große; er schützte und förderte durch seinen Gottesfrieden die Bauern und namentlich die aufblühenden Städte, Gewalttat züchtigte er mitunter nach der grausamen Sitte der Zeit durch Stäupen, Abschlagen der Hand. Heinrichs ältester Sohn Konrad hatte sich zum Kummer des Vaters von der päpstlichen Partei zum König von Italien krönen lassen: er verzichtete auf die Investitur und erkannte den Papst als seinen Lehnsherrn an. Als er im Aufruhr reuevoll verdorben war, reizten die Ritter, die nicht mehr auf Raub ausreiten konnten mit Scharlachmantel und goldenen Sporen, den zweiten, Heinrich, zur Empörung. * 7. *Der junge Heinrich mochte besorgen, sein Erbrecht zu verlieren, falls sein Vater durch eine Fürstenverschwörung gestürzt würde. Er stützte sich auf die Sachsen und den Papst, dem er Deutsch-□ land wieder zuführen wollte. □ Durch erheuchelte Reue verleitete er den unglücklichen Vater, sein Heer zu entlassen, nahm ihn auf der Burg Böckelheim bei Ingelheim gefangen und zwang ihn zur Abdankung. Nun aber rüsteten die Städte am Unterrhein für den alten Kaiser; er widerrief seine Abdankung, war aber so arm, daß er sein Reitzeug gegen Brot versetzen mußte. Da starb der früh gealterte Herrscher in Lüttich, auf fremder Erde, wie Gregor, und im Kirchenbann.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 85

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Friedrich I. und die Lombarden. V 4a—6. 85 Fremdherrschaft abzuschütteln, zusammen zu einem Städtebund, stellten Mailand wieder her und bauten mit dem Segen des Papstes Alerander Iii., den Friedrich nicht anerkannte, die Bundesfestung Alessandria. Als nun die Pest in Rom ein kaiserliches Heer vernichtete, brach der Aufstand aus; mit Mühe entkam Friedrich über Susa und den Mont Cenis nach Burgund. Da Heinrich der Löwe sich ihm versagte, erlitt er die schwere Niederlage bei Legn ano: die Deutschen wurden von Italienern, die Ritter von Fußsoldaten geschlagen! Alexander Iii. war längst zur Versöhnung bereit. Jetzt erschien der Kaiser in stolzer Galeere zu Venedig. In der Vorhalle des Markusdoms erwartete ihn der Papst; der Hohenstaufe sank vor ihm nieder und küßte ihm die Füße; Alexander hob ihn auf und bot ihm Friedenskuß und Segen; darauf hielt ihm Friedrich den Zügel. Die beiden Herren der Christenheit schieden als Freunde. Die Städte erkannten in einem Frieden, der zu Konstanz beschworen wurde, den Kaiser als ihren Lehnsherrn an, leisteten ihm und seinem Sohne den Treueid und verpflichteten sich zu Geldleistungen. * * Friedrich gewährte ihnen dagegen die Selbstverwaltung: nur die Bestätigung ihrer Ratsherren und beträchtliche Geldleistungen bei seinen Besuchen in Italien behielt er sich vor. Aber die Lombarden waren auch zu der Einsicht gelangt, wie wertvoll ihnen ein Kaiser sein mußte, bei ihren großen Handelsunternehmungen als Schirm- □ Herr, bei ihren Streitigkeiten als Schiedsrichter.^ 5. Inzwischen lud Friedrich den Welfen auf drei Reichstage; als er nicht erschien, sprach er mit innerm Widerstreben die vom Reichstag beschlossene Acht über ihn aus und zersplitterte seine Herzogtümer. Aber der „Löwe" wehrte sich trotzig, bis ein Reichsaufgebot gegen ihn erging und seine Vasallen abfielen. Vis über die Elbe drang Friedrich vor; er eroberte Lübeck und gab der Stadt große Vorrechte. Nun erst warf sich Heinrich, von allen verlassen, auf dem Reichstag in Erfurt ihm zu Füßen; der Kaiser umarmte ihn mit Tränen, verbannte ihn aber aus dem Reiche. Heinrich ging zu seinem Schwiegervater, dem König Heinrich Ii. von England. * *6- Mit dem Sturze Heinrichs des Löwen beginnt die rasche Auflösung der Herzogtümer. Der Erzbischof von Köln wurde Herzog von Sachsen; aber ein großer Teil des Landes kam an das Haus der Askanier (Anhalt). Heinrich behielt die vom Kaiser Lothar

8. Geschichte des Mittelalters - S. 92

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
92 Staufer und Kreuzzüge. und die geistlichen Fürsten wählten einen Gegenkönig. Jeden Sonntag nutzte in den Kirchen Deutschlands durch die Pfarrer, auf öffentlichen Plätzen durch Bettelmönche der Bann gegen den Kaiser verkündet und dabei als Sinnbild seines ewigen Verderbens eine Kerze ausgelöscht werden. Wer am Kaiser festhielt, verfiel dem Bann: so die Bürgerschaft ganzer Städte, wie Worms und Erfurt; ganze Länder lagen im „großen Schweigen" des Interdikts; jede gottesdienstliche Handlung mußte unterbleiben, auch Orgelspiel und Glockengeläut. Trotzdem blieben die Städte, sogar einige in der Lombardei, und die meisten weltlichen Fürsten dem Kaiser treu, der in einer selbst-verfaßten Denkschrift den Grundsatz aussprach: das Staatsoberhaupt ist nur vor Gott verantwortlich und kann von keinem Menschen gerichtet werden. Im Gegensatze zu den Anschauungen des großen Hohenstaufen sprach Bonifazius Viii. die Ansprüche der Kirche aus: Gott habe dem Papste zwei Schwerter gegeben, ein weltliches und ein geistliches; □ das erstere verleihe der Papst den weltlichen Fürsten. □ 5. Friedrich Ii. war ein mittelgroßer, bartloser Blondkopf, ein leutseliger, fröhlicher Herr und einer der gebildesten Fürsten: „er verstand zu lesen, zu schreiben, zu singen," sagt ein Zeitgenosse, „und wußte Lieder und Sangesweisen" wie sein Vater. Besonders liebte er Natur- und Sternkunde. Er hielt sich einen Tiergarten und hatte seine Freude an seinen Pferden und Falken; er begründete Kunst- und Büchersammlungen und erbaute Schlösser voll märchenhafter Pracht. Als er sich die Lombardei wieder unterwerfen wollte, entbrannte der Kampf zwischen den Ghibellinen (Waiblingern) und Euelfen (Welfen) furchtbarer als je und brachte dem Kaiser viel Kummer. Sein Sohn Heinrich, den er zum Deutschen König gemacht hatte, empörte sich gegen ihn und sank in ein frühes Grab; ein andrer Sohn, Enzio, geriet in Gefangenschaft und lag bis zu seinem Tode 23 Jahre lang zu Bologna im Kerker. Mitten unter Rüstungen starb der Kaiser ungebeugt. Er ruht neben seinem Vater im Dom zu Palermo. 6. Sein Sohn, König Konrad Iv., eilte nach Italien, um sein Erbe festzuhalten; dort starb er nach wenigen Jahren. Apulien verlieh der Papst dem französischen Ritter Karl von Anjou; in der Schlacht gegen ihn, auf dem „Rosenfelde" bei Benevent, fiel der schöne König Manfred, Konrads Iv. Bruder. Konrads sechzehnjähriger Sohn Konradin, der das apulische

9. Geschichte des Mittelalters - S. 94

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
94 Fürsten und Städte. Rudolf war ein schon bejahrter Herr von hohem Wuchs, schlicht und leutselig, mit einer Adlernase im bartlosen Gesicht; er soll in Breisach geboren sein; Kaiser Friedrich Ii. hatte ihn aus der Taufe gehoben. Auch er vermochte die Auflösung des Reiches nicht zu hemmen. Alle Macht lag in den Händen der Fürsten. Das Reich hatte keinen Grundbesitz und fast keine Einkünfte. Die Fehde galt immer noch als Rechtsmittel. O ^Rudolfs nächste Sorge war, dem Reiche Geld zu verschaffen. Daher legte er den Städten eine feste Steuer auf, den „Dreißigsten Pfennig". Die Erregung, die diese ganz neue Maßregel hervorrief, benützte ein rätselhafter Abenteurer, Dietrich Holzschuh oder Tile Kolup, um sich für Kaiser Friedrich Ii. auszugeben. Er endete zu □ Wetzlar auf dem Holzstoß. U) 2. Dann suchte Rudolf das verschleuderte Reichsgut zurückzugewinnen und die widerstrebenden Fürsten zur Anerkennung seiner Oberhoheit zu zwingen. König Ottokar von Böhmen hatte nach dem Aussterben der Babenberger Österreich, Steiermark und Kram, von einem andern Geschlecht Kärnten geerbt: er gebot von den Sudeten bis zur Adria. Die Kaiserkrone lehnte er hochfahrend ab. Nach einer kurzen Aussöhnung, die Rudolf dem stolzen Tschechen aufnötigte, erlag 1278 Ottokar auf dem Marchfelde der schweren Reiterei des Königs mit ihren „verdachten" (gepanzerten) Rossen. Rudolf selber focht tapfer mit. Ottokar fiel. Seinem Sohn nahm der Sieger die von dem unglücklichen König eroberten Länder ab. Nur Böhmen verblieb dem jungen Fürsten. * * Rudolfs Sieg hat dem Deutschtum die Ostmarken gerettet. Mit Recht stimmten die Fürsten ihm zu, als er Österreich und Steiermark seinen Söhnen verlieh und sv den österreichischen Staat □ gründete. □ 3. An der Spitze eines reisigen Heeres, dem er selbst das Vorbild genügsamer Lebensweise bot, schirmte er den Landfrieden im Reiche; in Thüringen nahm und zerstörte er in einem Monat 66 Raubburgen. Der greise Herrscher erfreute sich allgemeinen Ansehens. Bei der Krönung in Aachen vermählte er zwei feiner sieben Töchter mit den Herzögen von Bayern und Sachsen. In Erfurt sammelten sich die Fürsten Mittel- und Norddeutschlands um ihn; gleich am ersten Tag seines Erfurter Aufenthaltes liefe er 29 Raubritter vor den Toren

10. Geschichte des Mittelalters - S. 136

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
136 Anbruch der neuen Zeit. ihn ein Priester auf, Christ zu werden. Der Inka warf die Bibel, die ihm nichts sage, zur Erde. Da nahmen ihn die Spanier gefangen und verurteilten ihn, obgleich er zu seiner Lösung ein ganzes Zimmer mit ©old füllte, zum Tode; weil er noch schnell die Taufe nahm, wurde er nicht verbrannt, sondern gehängt. 6. Eine nach Osten abgesprengte Truppe unter Orellana fand den Amazonen ström und fuhr auf ihm hinunter nach Westindien. Nach einem Frauenvolk, das die Reisenden angriff, soll der Strom benannt sein. -v5n Venezuela, an dessen Küste ein auf Pfählen errichtetes Dorf Amerigo Vespucci an Venedig erinnert hatte, gründeten die Welser eine Handelsniederlassung, die nach schweren Opfern wieder einging. Darauf beruht der Schluß von Wildenbruchs „Rabensteinerin". Die Rüste Nordamerikas entdeckte der Venezianer Cabot mit englischen Schiffen von Neufundland südwärts bis zum heutigen □ Carolina; aber niemand ahnte die große Zukunft dieser Länder. □ 9. Kaiser Mar. 1. Zwischen dem zerfallenden Deutschland und dem mit England ringenden Frankreich entwickelte sich aus einem französischen Nebenland und aus deutschem Reichsgebiet das Herzogtum Burgund. *-Röntg Johann von Frankreich hatte 1363 seinen dritten Sohn, Philipp den Kühnen, mit Burgund (der Bourgogne) sowie mit Artois und Flandern ausgestattet; Philipps Nachfolger erwarb Bra- □ bant und Limburg. □ Durch Gewerbe und Handel wurde Burgund eines der reichsten Länder der Welt. In ganz Europa herrschte burgundische Mode: hohe Federhüte der Männer, zuckerhutförmige Mützen der Frauen mit langen Nackenschleiern, Turm- und Homfrisuren, Puffärmel am lang herabwallenden Kleid und Schnabelschuhe. * Philipp wurde von französischen Großen ermordet; darum verband sich sein Sohn, Philipp der Gute, mit den Engländern. Seim Friedensschluß wurde seine Unabhängigkeit von Frankreich anerkannt. Die kleinen Staaten am Unterrhein und an der Nordsee gingen in seinem Reich auf; im Besitz königlicher Gewalt und unermeßlichen Reichtums, den sein Orden vom Goldenen Vlies verkündete, strebte er nach der Kaiserkrone. Den Reichtum seines Landes mehrten
   bis 10 von 3302 weiter»  »»
3302 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 3302 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 156
1 49
2 49
3 58
4 414
5 493
6 27
7 361
8 40
9 57
10 641
11 60
12 90
13 63
14 155
15 60
16 114
17 17
18 59
19 94
20 75
21 32
22 88
23 105
24 135
25 290
26 84
27 91
28 127
29 309
30 145
31 66
32 6
33 210
34 155
35 83
36 63
37 1384
38 333
39 272
40 25
41 117
42 136
43 183
44 8
45 505
46 102
47 65
48 96
49 71

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 37
1 468
2 63
3 108
4 390
5 53
6 96
7 59
8 94
9 330
10 70
11 106
12 68
13 73
14 101
15 85
16 277
17 1381
18 19
19 118
20 70
21 335
22 110
23 230
24 172
25 71
26 48
27 7
28 202
29 89
30 13
31 105
32 31
33 12
34 60
35 69
36 155
37 43
38 135
39 376
40 208
41 175
42 112
43 289
44 69
45 337
46 52
47 21
48 54
49 47
50 63
51 49
52 182
53 24
54 169
55 115
56 150
57 18
58 34
59 84
60 336
61 145
62 39
63 40
64 105
65 101
66 31
67 61
68 143
69 37
70 212
71 198
72 129
73 26
74 47
75 94
76 130
77 763
78 47
79 86
80 37
81 27
82 239
83 72
84 156
85 41
86 72
87 185
88 96
89 30
90 85
91 118
92 1064
93 14
94 519
95 94
96 54
97 17
98 323
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 501
1 532
2 372
3 498
4 160
5 490
6 581
7 467
8 47
9 241
10 226
11 164
12 1080
13 682
14 104
15 204
16 137
17 158
18 170
19 350
20 22
21 191
22 257
23 72
24 636
25 313
26 202
27 182
28 786
29 166
30 168
31 53
32 331
33 1889
34 506
35 282
36 142
37 198
38 65
39 794
40 257
41 233
42 911
43 889
44 234
45 38
46 498
47 189
48 89
49 144
50 1033
51 2521
52 1255
53 58
54 650
55 183
56 153
57 115
58 242
59 1715
60 118
61 215
62 403
63 83
64 141
65 509
66 129
67 328
68 68
69 25
70 69
71 362
72 178
73 108
74 200
75 519
76 111
77 133
78 278
79 101
80 286
81 4429
82 140
83 167
84 514
85 212
86 105
87 40
88 124
89 431
90 49
91 344
92 51
93 119
94 97
95 224
96 85
97 159
98 87
99 280
100 1938
101 122
102 1227
103 188
104 61
105 183
106 147
107 461
108 136
109 133
110 345
111 694
112 407
113 190
114 430
115 290
116 528
117 108
118 90
119 215
120 384
121 558
122 255
123 472
124 1068
125 693
126 160
127 439
128 89
129 505
130 110
131 1160
132 137
133 458
134 39
135 154
136 1519
137 207
138 57
139 127
140 158
141 110
142 440
143 548
144 82
145 420
146 187
147 127
148 238
149 13
150 146
151 379
152 1094
153 50
154 869
155 300
156 418
157 265
158 136
159 107
160 49
161 181
162 130
163 143
164 277
165 248
166 446
167 172
168 407
169 244
170 122
171 234
172 246
173 661
174 156
175 2134
176 216
177 706
178 20
179 671
180 107
181 142
182 393
183 2004
184 123
185 129
186 56
187 152
188 374
189 107
190 271
191 122
192 197
193 115
194 192
195 379
196 1328
197 98
198 131
199 221