Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Tier-Geographie - S. 6

1893 - Leipzig : Hinrichs
6 Hindernisse der Verbreitung der Tiere. durch das Uralgebirge getrennt. Das Felsengebirge von Nord- Amerika trennt die Tierwelt der östlichen Vereinigten Staaten von der Oregons und Kaliforniens, und auch die südamerika- nischen Anden bilden eine Faunenscheide. — Für die Welt der Fische werden schon geringe Bodenanschwellungen zu Scheide- wänden. Flußaal, Lachs und Stör sind Charakterfische der Elbe; Wels, Huchen und Hausen solche der Donau. Ferner setzen nicht nur weite 3. Meere, sondern auch schmale Sunde der Verbreitung vou Landtieren unüberwindliche Schranken. Abgesehen davon, daß die meisten Landtiere nicht hinreichende Transportmittel besitzen, die sie über weite Wasserflächen befördern könnten, sind auch die Wassertiere auf bestimmte Gebiete beschränkt. Denn obwohl Süßwassertiere, wie Stichling, Lachs, Aal, Stör zeit- weilig im Meere und umgekehrt manche echte Meerestiere, wie die südamerikanischen Manati und Delphine, die Seeschlange u. a., in süßem Wasser leben können, so ist doch der Salzgehalt des Wassers für viele Wassertiere eine unüberwindliche Schranke. So sterben z. B. die Frösche schon, wenn man sie in Wasser, wel- ches nur l1^ Prozent Salz gelöst enthält, bis auf Mund und Nase eintaucht. 4. Tie Wüsten hindern die Verbreitung der Tierwelt, weil in ihnen die wichtigsten Lebensbedingungen der Tiere, wie Feuchtigkeit und Nahrung, fehlen. 5. Der Kampf ums Dasein (vergl. „Pflanzengeographie", S. 13) endlich ist das größte Hindernis unumschränkter Aus- breitung der Tiere. Die gefährlichste Konkurrenz machen sich gegenseitig die größten Raubtiere infolge des bei ihrer über- mäßigen Vermehrung sehr bald eintretenden Beutemaugels. Hier gilt nur das Recht des Stärkeren. Am heftigsten entbrennt der Kampf unter nahe verwandten Arten. Als Beispiel sei nur die Ratte erwähnt. In Europa ward die gotische Ratte von der vandalischen, diese von der hunnischen verdrängt. Die schwarze normannische vertrieb in Großbritannien die alte braune angelsächsische. Noch dauert dieser Kampf in England fort, während auf dem Kontinent die normännische Ratte vor der russischen zu verschwinden beginnt. Und vor den europäischen Ratten sind nun allerwärts (z. B. Peru, Neuseeland) die einheimischen Arten gewichen.

2. Tier-Geographie - S. 54

1893 - Leipzig : Hinrichs
54 Charakter-Vögel Asiens. er spreche und unterhalte sich mit ihnen. Seine Freude, seinen Mut und seinen Sieg bezeugt er durch Krähen, womit er auch den Anbruch des Tages verkündet. Wegen seiner Kühnheit und Wachsamkeit ist der Hahn oftmals zu einem Sinnbilde kriegerischer Tugenden gemacht worden: namentlich stellten ihn die alten Griechen neben die Bildsäule des Mars und der Minerva, und brauchten ihn zum Wahrzeichen aus den Schildern ihrer be- rühmten Helden. — „Die Hennen sind lange nicht so gescheit, wenigstens nicht so listig, als der Hahn; aber zum Rechtthun und zur Erfüllung ihrer Naturpflichten sind sie gescheit genug. All ihr Verstand ist Mutterliebe, und Mutterliebe hat all ihren Verstand in sich aufgenommen. Nacht und Tag geben sie nur feine Töne von sich, es sei denn, sie haben ein Ei gelegt; dann aber thun sie solches der Welt laut genug kund. Nimmt man der Henne, wie wir es thun, die Eier immer wieder weg, so legt sie immer wieder von Tag zu Tag, immer hoffend, man lasse sie ihr. Geschieht das. und hat sie eine Anzahl zusammen, so fängt sie an zu brüten. Um die Jungen bekümmert sich der Hahn gar nicht, fondern überläßt die Fürsorge und Erziehung unbedingt der Mutter. Er darf es aber auch; denn diese sorgt für sie treueu und sorgfältigen Herzens, und wie des Hahnes Wachsamkeit zum Sprüchworte geworden, so der Gluckhenne Mutterliebe. Christus selbst hielts nicht unter seiner Würde, seine Liebe zu seinem großen Volke mit der Liebe einer Gluck- Henne zu ihrem kleinen Volke zu vergleichen. Das Bild ist eins der wohltuendsten und lieblichsten! Wie sie scharrt, wie sie ruft, wie sie so zärtlichruft, wie sie den Jungen die Körnchen und Würmchen zerbeißt und vor das Schnäbelchen legt, wie sorglich sie stets auf sie sieht, wie sie zwischen ihnen steht und um sie hergeht, wie sie warnt, wenn ein Raubvogel in der Höhe dräuet! Die Jungen aber verstehen die Mutterstimme wohl und laufen herbei, und sie verbirgt sie alle unter ihre ausgebreiteten Flügel und macht sich zum sichernden Schild und Gewölbe, an welchem der Raubschnabel des Tieres, das nicht auf die Erde kommt, sondern nur im Fluge und Stoße eins erhaschen will, vergeblich anprallt, weil die Federn elastisch sind. Sie stellt sich vor sie auch gegen Hunde und Menschen. Alle Jungen kennen sie, und sie kennt alle genau. Wenn mehrere Gluckhennen neben einander weiden, und die eine ruft, so laufen nur die ihrigen zu ihr; rufen beide von verschiedenen Seiten,

3. Tier-Geographie - S. 70

1893 - Leipzig : Hinrichs
70 Charakter-Säugetiere Afrikas. um die Hörner befestigt hat, in welchen sich die wilden mit Füßen und Hörnern verstricken. So schützt also weder die Wüste, welche Löwen, Panther, Schakale und Hyänen mit ihnen teilen, noch die Schnelligkeit ihrer Füße die schönen Gazellen vor ihren zahlreichen Feinden. Und doch mindern sich ihre Herden nicht. 4. Wie so oft im Leben, so mag auch in uuserm Bilde neben dem Zarten und Behenden das Plumpe und Schwerfällige uns entgegentreten, nach der zierlichen Gazelle das mißgestaltete Flus;pferd (Nilpferds), ein lebendiger Überrest der Massen- haften Urwelt, in welcher es mehrere seines Gleichen gehabt zu haben scheint, — unzweifelhaft der Behemot der heiligen Schrift. Jetzt ist das Tier in ganz Ägypten und Nubien ausgerottet worden, findet sich aber in allen größeren Strömen und Seen Jnner-Asrikas. Diese Tiere sind übrigens hinsichtlich ihrer Gefräßigkeit eine wahre Landplage; denn die Bewohner haben kein Mittel, sie von ihren Pflanzungen abzuhalten; alles, was sie thuu, ist, in der Nacht mit einer kleinen Trommel zu lärmen und stellenweise Feuer zu unterhalten. An einigen Orten sind die Hippopotamen so kühn, dnß sie nur dann ihren Weideplatz räumen, wenn eine große Anzahl von Menschen schreiend mit Stöcken auf sie zukommt. Es hat zwar ein plumpes Ansehn, aber dabei eine große Gewandtheit zu Wasser und zu Lande; außerdem ist es mutig, wie ein Stier, wenn es gereizt wird, und geht, wenn es auf dem Lande verwundet wird, auf die Menschen los und zertritt sie mit seinen riesigen Füßen. Nie soll es aber aus dem Wasser zur Versolguug und Rache ans Land gehen. In Südafrika findet es sich in allen Strömen, weicht aber überall vor dem Anbaue und der Zivilisation zurück, als siihle es selbst, daß es nicht zu den edleren Formen und Verhältnissen einer späteren Schöpfungsperiode mehr passe. So ist auch nur noch für Hottentotten sein Fleisch ein Leckerbissen, der europäischen Gaumen schwerlich schmecken würde; schon der Geruch ist unerträglich. 5. Ein anderes charakteristisches Tierzeichen im Bilde Afrikas ist die allbekannte Giraffe im mittleren und südlichen Afrika und zwar nur in ebenen Steppengegenden. Am Kongo 1) Die Bezeichnung ist sehr schlecht, am besten ist es mit einem riesigen, unförmigen Mastschweine zu vergleichen.

4. Tier-Geographie - S. 49

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 49 nicht stören in der dankbaren Anerkennung der großen und wesentlichen Dienste, welche es der Menschheit leistet; denn was wollten die Grenzbewohner der Wüsten und Steppen anfangen, wie mit einander verkehren, wenn sie das Kamel nicht hätten? Abgesehen davon, daß es das einzige Lasttier ist, welches durch seine Stärke, Schnelligkeit und Ausdauer die kahlsten und ödesten Gegenden der alten Welt bewohnbar macht, und einen Verkehr über eine Schranke unterhält, welche sonst unüberschreit- bar sein würde, giebt das Kamel jenen Völkern, wie das Renn- tier dem Lappländer, Nahrung und Kleidung; denn die fette Milch in ihren verschiedenen Formen, so wie das Fleisch be- sonders der jüngeren Tiere, nährt ihre Familien, aus der Haut werden Schuhe und Reitzeug, aus den Haaren Kleidungsstücke und Zelte gemacht, und selbst der Mist desselben hat eine höhere Bedeutung, indem er getrocknet in jenen holzarmen Gegenden das gewöhnliche Brennmaterial liefert. So kann es nicht be- fremden, daß der Wohlstand der Nationen in den genannten Ländern hauptsächlich nach ihren Kamelherden berechnet wird, und der Reichtum des einzelnen dort für unermeßlich gilt, wenn man die Zahl seiner Kamele nicht kennt. Einige trockene Blätter, einige stachlichte und dürre Kräuter stillen schon ihren Hunger und sie bedürfen dabei, des glühenden Sandes und der Hitze ungeachtet, nur alle 5—6 Tage Wasser, bei saftiger Pflanzennahrung können sie es wochenlang entbehren. Ihr vor- trefflicher Geruch wittert aber aus weiter Ferne die dürftige Quelle im weiten Sandmeere; den Kopf hoch in die Luft haltend, verdoppeln sie dann ihre Schritte, um bald das gewünschte Ziel zu erreichen und den Durst löschen zu können, der gewöhnlich ihre Herren noch mehr plagt als sie selbst. Auch die unserm Auge so häßlich vorkommenden Höcker gehören mit zu den wunderbaren Organen des merkwürdigen Tieres und vermehren dessen Brauchbarkeit; denn sie sind Fettmagazine, welche die überflüssigen Nahrungsstoffe, die zur Zeit einer reichlichen Weide sich absondern, auf die Zeit der Not aufbewahren. Nach langen Reisen sind daher diese Höcker klein, schlaff und fast hängend kaum 2—3 kg schwer, füllen sich aber bei eintretender Ruhe und reichlicher Nahrung bald wieder an und erhalten ihre vorige Härte und Größe wieder und sind bis 15 kg schwer. Das noch weiter verbreitete, aber etwas schwächer und kleinere ein- höckerige Kamel oder Dromedar wird uns in Afrika be- Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 4

5. Tier-Geographie - S. 78

1893 - Leipzig : Hinrichs
78 Charakter-Vögel Afrikas. auf den großen dürren Ebenen vom Kap landeinwärts bis zum Südrand der Sahara. Ein stattlicher Vogel, fast von der Größe unseres Kranichs; denn er mißt, wenn er ausrecht steht, über 3 Fuß. Er scheint nur zum Segen für die afrikanische Menschheit bestimmt zu sein, weshalb ihm die Natur auch Schlauheit und Scharfblick genug verliehen hat, sich seinen Feinden zu entziehen, obgleich er mehr läuft als fliegt. Sein Gang ist leicht, und er tragt seinen Körper mit Anstand. Nur wenn er überrascht wird, oder wenn man ihn zu Pferde ver- folgt, fliegt er, aber immer nnr knrze Strecken und nie hoch. Seine Nahrung besteht vorzüglich in Reptilien, und er soll die giftigsten Schlangen ebensowohl angreifen, als die unschädlichen, denn seine langen Beine schützen den Körper vor dem Biß dieser Tiere. Bemerkt er eine Schlange, so eilt er ihr nach; richtet sie sich gegen ihn, so macht er starke Sprünge nach allen Seiten, und ein solcher Kampf ist sehr unterhaltend für den Zuschauer. Dem Angriffe und den Zähnen der Schlange setzt er besonders seine Flügel entgegen; beißt die Schlange, so trifft ihr Biß die Federn, und so entleert sich ihr Gift, indem sie zugleich von den wiederholten Flügelschlägen, welche der Vogel mit großer Schnelligkeit austeilt, betäubt wird, wobei ein stumpser Sporn am Flügel als tüchtige Waffe besonders kräftig mitzuwirken scheint. So ermüdet er die Schlange bald, zer- bricht nun mit einem Schnabelhiebe den Kopf derselben und verschlingt sie ganz, wenn sie nicht groß ist. Größere zer- stückelt er mit Schnabel und Klauen. Neben den Schlangen nährt er sich von Eidechsen, kleinen Schildkröten und Insekten, besonders Heuschrecken. Demnach scheint er in diesen trockenen Regionen ganz dieselben Dienste zu leisten und gleiche Be- stimmnng zu haben, wie das zahlreiche Heer der Reiher und Störche in den sumpfigen Niederungen der verschiedenen Erd- teile; nur daß er im Kampfe gegen die giftigen Schlangen noch weit besser gerüstet ist. Man hält ihn am Kap häufig gezähmt, und zwar nicht blos zum Vergnügen, sondern auch, damit er Ratten, Mäuse, Schlangen und anderes Getier, welches oft in die Hühnerhöfe eindringt, vertreibe, und hat ihn zu gleichem Zwecke selbst nach Westindien, namentlich nach Guadeloupe und Martinique, zu verpflanzen gesucht. 4. Weit länger bekannt und als Symbol und Bote segnen- der Naturkräfte schon vor Jahrtausenden in Ägypten dankbar

6. Tier-Geographie - S. 79

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Afrikas. 79 verehrt ist der heilige Ibis. Dieses ist der Vogel, welchen man in den Tempeln des alten Ägyptens mit einer Verehrung aufzog und behandelte, die an Anbetung grenzte, und den man nach seinem Tode einbalsamierte, so daß noch jetzt Mumien des- selben neben denen anderer Tiere sich finden. Sein eigentliches Vaterland ist Nubieu und Äthiopien; doch findet er sich über ganz Afrika verbreitet. Er ist ungefähr von der Größe eines Haushuhnes, weiß, außer den Spitzen der Schwungfedern, welche, wie die Füße, der Schnabel und die nackten Teile des Kopses und Halses, schwarz sind. Wodurch er zu so hohen Ehren gelangt, weiß man nicht. Wahrscheinlich deshalb, weil sein Erscheinen das ersehnte, Fruchtbarkeit und Segen bringende, Wachsen des Niles verkündete; denn wer ehrt nicht gern die Boten guter Kunde? Und in der That kommen diese Vögel noch jetzt mit dem wachsenden Nile im südlichen Nnbien an, und ihre Zahl wächst oder mindert sich, wie die Gewässer. Gewöhnlich sieht man sie dann ganz nahe beisammen sitzen und stundenlang mit dem Schnabel im Schlamme wühlen und dabei Schritt vor Schritt, fast iu Reihe und Glied, langsam vorwärts schreiten; mit Ende Juni reisen sie wieder ab und ziehen nach Äthiopien und weiter südlich. Es ist wohl glaublich, daß der Ibis wirklich kleine Schlangen verzehrt, jedoch mit größeren und gefährlichen sich nicht einläßt. Während der Regenzeit be- steht seine Nahrung, wenn nicht ausschließlich, so doch vor- zugsweise aus Kerbtieren. In dem Magen der Erlegten fanden sich entweder Heuschrecken oder Käfer verschiedener Art. ins- besondere Dungkäfer; an den Gefangenen beobachtete man, daß sie vorgeworfene kleine Lurche nicht verschmähten, Kerfe aber vorzogen. Im Sudan stellt man dem Ibis nicht nach, obgleich sein schmackhaftes Fleisch die Jagd wohl lohnen würde. Ein zu- fällig gefangener Ibis wird übrigens von den Eingebornen gern gegessen und von den freien Negern außerdem noch seiner zerschlissenen Federn beraubt, weil diese den Kriegern jener Stämme zu einem beliebten Kopfschmucke dienen. 5. Um das Verwandte nicht zu trennen, erwähnen wir 1) Keineswegs aber der lange fälschlich dafür gehaltene afri- kanisch e Nimmersatt (Tantalus Ibis), der weit größer ist und nur selten nach Ägypten kommt, sondern mehr am Senegal zu Hause ist.

7. Tier-Geographie - S. 81

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter- Amphibien Afrikas. 81 prachtvoller Vogel. Der Marabu endlich ist schon oben (S. 58) erwähnt. c. Amphibien. Auch in seinen Amphibien behauptet Afrika seinen Schrecken er- regenden Charakter, obgleich es zu trocken ist, um deren viele hervor- zubringen; denn es bietet ihnen blos Wärme. Viele seiner Flüsse ver- schwinden in der heißen Jahreszeit im Sande, und nur wenige Gegen- den sind feucht und schattig. Die Waldungen sind selten, und noch seltener groß und dicht, also ganz im Gegensatze zu den herrlichen und merkwürdigen Urwäldern Amerikas, welche im undurchdringlichen Ge- wirre der durch Schlingpflanzen zu einem Ganzen verbundenen und mit einer Menge Schmarotzerpflanzen untermischten Masse den Sonnen- strahlen nur sparsam zugänglich, immer Feuchtigkeit genug behalten. Allein auch die dürren Sandwüsten Afrikas sind darum doch nicht leer von Reptilien: Schlangen — mehr giftige als sehr große') — nud Eidechsen leben da. Neben dem Flußpferde ernähren die großen Flüsse Afrikas hauptsächlich die Krokodile. Schildkröten sind nicht viele Arten daselbst angetroffen worden. Unter allen Amphibien dieses Erdteiles ist keins demselben so charakteristisch eigen als das Nilkrokodil (S. oben S. 62). Sehr groß ist der Schaden, den die Krokodile nicht nur unter den Herden anrichten, sondern auch unter den Menschen. Im ganzen Sudan giebt es nicht ein einziges Dorf, aus dem durch die Krokodile nicht schon Menschen geraubt wären; deshalb bildet auch die Krokodiljagd eine wichtige Beschäftigung der Einge- bornen und Europäer. Die günstige Jahreszeit für diese Jagd ist der Winter, wo das Krokodil gewöhnlich auf sandigen Strecken in der Sonne schläft. Der Jäger merkt sich den Ort; aus der Südseite desselben, das heißt unter dem Winde, gräbt er sich ein Loch in den Sand mit einem Erdauf- würfe nach der Seite, wo man das Krokodil erwartet; der Jäger ver- birgt sich dort, bleibt er unbemerkt, so kommt das Tier an seinen ge-- wohnlichen Lagerplatz, wo es bald bei der Wärme der Sonnenstrahlen einschläft. Nun wirft der Jäger mit kraftvollem Arme das Tier mit einer Harpune an; das Eisen muß, um den Zweck zu erreichen, wenig- stens vier Zoll tief eindringen, damit der Widerhaken gehörig fassen kann. Das angeworfene Krokodil eilt in das Wasser und der Jäger 1) Zu den giftigsten gehören: die Hornviper, durch welche sich Kleopatra den Tod gegeben haben soll, die ägyptische Aspis oder Brillenschlange und die furchtbaren Wüstenottern, besonders die Puffotter am Kap. Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 6

8. Tier-Geographie - S. 92

1893 - Leipzig : Hinrichs
92 Charakter-Vögel Nordamerikas. werden, wie es die Walfische unter den Säugetieren geworden sind. Robbenähnliche Gebilde finden sich nur unter den Polar- vögeln. Leider ist der merkwürdigste unter ihnen, einst der charakteristische Bewohner der arktischen Zone, und namentlich Islands und Neusundlands, jetzt völlig ausgerottet: der Niesen? Alk, der nahe Verwandte der noch etwas tiefer stehenden Pin- guine oder Flossentaucher in den antarktischen Gewässern, süd- lich vom Kap Horn. Er hielt mit den Robben und Eisbären gleichsam Wache an den äußersten Grenzen des physischen Lebens. Dort hauste dieser Vogel, der die Größe einer Gans erreicht, ein trefflicher Schwimmer, da ihm neben den Füßen auch die kurzen Flügel als Ruder dienen mußten. Auf deni Lande war seine Stellung gewöhnlich sitzend und aufrecht, sein Gang plump und langsani, kurz ein unbeholfenes Tier, mit dem Pinguin die letzte Anstrengung der Natur, einen Vogel zu bilden, den sie aber, als eine sorgliche Mutter, iu den wärnisten Flaum hüllte, der so dicht war. daß ihn die Grönländer jedem Pelz- werke vorzogen und deshalb den Vogel nicht nur um seines Fleisches, sondern auch uni seines Kleides willen verfolgten. In Grönland ist er schon seit 1815 nicht mehr gesehen worden und im Jahre 1844 sind wohl überhaupt die letzten gesangen worden. Jetzt bevölkern statt seiner unzählige Scharen von Enten, Möven, Sturnivögelu, Seeschwalben u. dgl. m. die Nordküste Amerikas, die sie bisweilen im buchstäblichen Sinne ganz bedecken, der Pflanzenwelt dort den ersten Boden bereitend. 2. Viel weiter südlich und schon mitten in die hohen Eichen- und Buchenwaldungen des Binnenlandes führt uns der nächste Vogel unseres Bildes. Es ist derselbe, den Franklin zum Wappenbilde der nordamerikanischen Staaten gewählt wissen wollte: der stattliche, nützliche Truthahn oder Puter, der wirklich eingeborene Nationalvogel, der sich jenseits der Grenzen dieses Festlandes nirgends wild findet, der Herold des Morgens für den europäischen Ansiedler in den tiefen Waldungen Louisia- nas. Dort strahlt der schöne Vogel in fast zauberischer Farben- pracht; denn wer den Truthahn nur bei uns auf dem Hühner- Hofe gesehen hat, kann sich keine Vorstellung von dem Glänze des Gefieders eines schönen wilden, in seinem Hochzeitkleide, kurz vor der Brütezeit, machen. Sein Federschmuck flimmert dann in der glänzendsten Goldbronze, mit einem nach der Stellung wechselnden Farbenspiele von blau, violet oder grün,

9. Tier-Geographie - S. 95

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Nordamerikas, 95 Laufe des Sommers werden Wiesen und Kornfelder, im Herbste die Gärten und Weinberge, im Winter Gegenden, wo es viele Beeren giebt, aufgesucht. Gegen den Winter hin schlägt sich das Präriehuhn da, wo es häufig ist, in zahlreiche Flüge zusammen, welche sich erst mit Anbruch des Frühlings wieder in Trupps von etwa 20 Stück zersprengen. Jede dieser Gesellschaften erwählt sich jetzt einen besonderen Platz, auf welchem sie täglich zusammen- kommt, um die nunmehr beginnenden Liebesspiele und Tänze aufzuführen. In den dreißiger Jahren erschien ein Gesetz zum Schutze der Präriehühner, welches jeden mit zehn Dollars Strafe be- droht, der ein Stück dieses Wildes außer der auf die Monate Oktober und November beschränkten Jagdzeit erlegte. Es ist wahrscheinlich, daß infolge dieses Gesetzes die Zahl der Hühner an gewissen Orten sich wieder beträchtlich vermehrt hat; denn gegenwärtig kommen allwinterlich Massen von ihnen auf die Märkte, und zuweilen können hunderte von lebenden gekauft werden. 4. Ein anderes Charakterzeichen der Neuen Welt ist die zierliche, langgeschwänzte, in schillernde Farben gekleidete hoch- berühmte Wlludertllube, deren Heimatland ebenfalls nur Nord- amerika ist, wo sie in fo auffallender Weise auftritt. Sie ist der Hering des Luftmeeres für einen großen Teil der nördlichen Hälfte des amerikanischen Fest- landes, von der Hudsonsbai bis zu den südlichen Grenzen der Vereinigten Staaten und von den Felsengebirgen bis zur Ostküste, wo sie immer nur gesellig und zwar in so unge- heueren Zügen erscheint, daß oft die Luft buchstäblich von ihren Schwärmen angefüllt und wie bei einer Sonnenfinsternis ver- dunkelt wird. Bei diesen Zügen, welche sie zum Aufsuchen ihrer Nahrung — vorzüglich Buchnüssen, kleiner Eichelarten, außerdem aber auch Hanf, Mais, Reis und Beeren — unter- nehmen, entwickeln sie eine so ungeheuere Flugkrast, daß sie, nach sicheren Berechnungen, in einer Minute eine englische Meile durchfliegen, sie könnte also in weniger als 3 Tagen nach Eu- ropa gelangen. Die Rast- oder Lagerstelle der Zugtauben ist stets in Wäldern und nimmt einen ausgedehnten Raum ein. Wenn sie sich läugere Zeit irgendwo aufgehalten haben, so be- kommt dort alles das sonderbarste Ansehen: während der Erd-

10. Tier-Geographie - S. 100

1893 - Leipzig : Hinrichs
100 Allgemeine Übersicht über Südamerika. den indischen und afrikanischen weit weniger der Fall ist. Ver- glichen mit denen anderer Weltteile sind die Affen des neuen Kontinentes kleiner, weniger Pavian- oder orangartig und haben weder Gesicht- noch Gesäßschwielen; aber die Arten sind sehr zahlreich. Die Fledermäuse sind sehr mannigfaltig und zahl- reich: es giebt Insekten fressende, von Früchten lebende und Blut saugende. Die Fleisch fressenden oder reißenden Tiere sind im Verhältnisse zu den asiatischen und afrikanischen meist klein und furchtsam. Sehr zahlreich dagegen sind im Ver- hältnis zur geringen Artzahl der ganzen Gruppe die zahnlosen Tiere (Edentata): Faultiere, Ameisenfresser, Panzertiere. Die Lamas und andere wolltragende Tiere sind mehr den hohen Anden eigen. Herrlich gefärbte Vögel und bunte Insekten be- leben vorzüglich die Küste, wo mit zunehmender Vegetation auch die Abwechselung in der Tierwelt viel größer ist. Die niederen, trockenen Ebenen sind viel weniger bewohnt. In den höheren Tafelländern des Innern dagegen erscheinen wieder andere Formen; die Insekten sind hier sparsam, und man kann Stun> den lang reisen, ohne einem einzigen Schmetterlinge zu be- gegnen; denn die Vegetation hat ihre Üppigkeit verloren und damit das Vermögen, zahlreiche Formen von Insekten zu er- nähren. Die niedrigen, beerentragenden Gesträuche liefern den Finken und kleinen Papageien Nahrung; die Kolibris lieben die offenen, blumenreichen Gegenden. In ornithologifcher Hinsicht ist Brasilien das reichste Land. Die Raubvögel, besonders die Geier, sind sehr eigentümlich; die Eulen sind klein; am zahl- reichsten sind die Singvögel; die Sumpfvögel finden sich mehr an den großen Strömen, als an den Seeküsten. Unter den Amphibien find Schildkröten und Schlangen sehr zahlreich. Merkwürdig sind die vielen eigentümlichen Landkrabben. Die Skorpione sind, mit Ausnahme der von Surinam, nicht größer, als die südeuropäischen. Unter den Käfern sind besonders die- jenigen häufig, deren Larven vom Holze leben. Die vielen Blumen begünstigen das Vorhandensein zahlreicher Schmetter- linge, die fast alle ihre besonderen Eigentümlichkeiten haben. An Weichtieren ist besonders die Ostküste des tropischen Amerika arm; viel reicher daran ist Peru und Chile; die Flüsse sind im allgemeinen nicht so reich an Muscheln, als die nordamrikae- nischen. Vergleichen wir die Fauna Südamerikas mit der der übrigen Erdteile, so finden wir mehrere Züge, welche uns an
   bis 10 von 3609 weiter»  »»
3609 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 3609 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 114
1 82
2 54
3 43
4 594
5 285
6 62
7 319
8 18
9 36
10 714
11 395
12 76
13 28
14 121
15 87
16 77
17 118
18 49
19 73
20 161
21 68
22 352
23 182
24 119
25 205
26 100
27 86
28 83
29 67
30 171
31 129
32 50
33 119
34 207
35 95
36 56
37 1078
38 335
39 174
40 50
41 294
42 70
43 88
44 9
45 911
46 98
47 46
48 123
49 217

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 123
1 271
2 73
3 328
4 176
5 29
6 63
7 61
8 108
9 106
10 24
11 121
12 61
13 40
14 279
15 87
16 302
17 1115
18 17
19 62
20 115
21 416
22 81
23 179
24 150
25 316
26 114
27 36
28 175
29 53
30 83
31 50
32 35
33 33
34 59
35 73
36 126
37 35
38 54
39 249
40 90
41 249
42 142
43 738
44 84
45 294
46 52
47 199
48 90
49 70
50 175
51 37
52 216
53 84
54 111
55 192
56 81
57 8
58 30
59 51
60 192
61 84
62 142
63 71
64 251
65 139
66 103
67 78
68 143
69 54
70 227
71 151
72 102
73 28
74 190
75 69
76 87
77 558
78 78
79 107
80 21
81 37
82 154
83 86
84 202
85 41
86 60
87 102
88 138
89 150
90 57
91 70
92 1343
93 10
94 394
95 347
96 62
97 74
98 702
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 482
1 628
2 275
3 386
4 182
5 566
6 673
7 516
8 151
9 988
10 236
11 180
12 738
13 463
14 173
15 121
16 484
17 116
18 319
19 453
20 192
21 325
22 122
23 51
24 720
25 339
26 212
27 297
28 540
29 368
30 242
31 253
32 424
33 1640
34 618
35 136
36 131
37 90
38 104
39 1170
40 306
41 60
42 537
43 593
44 386
45 209
46 411
47 312
48 284
49 313
50 506
51 1318
52 905
53 133
54 456
55 403
56 138
57 169
58 242
59 1431
60 164
61 148
62 506
63 221
64 303
65 355
66 238
67 213
68 144
69 68
70 154
71 209
72 127
73 297
74 398
75 634
76 265
77 218
78 355
79 173
80 390
81 3283
82 98
83 404
84 359
85 445
86 208
87 342
88 339
89 474
90 105
91 623
92 553
93 353
94 737
95 242
96 218
97 240
98 1046
99 480
100 1368
101 324
102 676
103 808
104 332
105 109
106 197
107 662
108 97
109 508
110 363
111 324
112 200
113 690
114 352
115 124
116 327
117 103
118 141
119 393
120 100
121 364
122 217
123 231
124 929
125 407
126 277
127 1408
128 233
129 495
130 363
131 1068
132 259
133 459
134 444
135 107
136 1633
137 257
138 168
139 145
140 189
141 78
142 465
143 413
144 241
145 266
146 149
147 170
148 160
149 110
150 285
151 217
152 805
153 220
154 840
155 242
156 318
157 179
158 140
159 395
160 248
161 142
162 166
163 308
164 317
165 412
166 532
167 115
168 327
169 207
170 235
171 258
172 172
173 1061
174 271
175 2366
176 610
177 1273
178 276
179 648
180 191
181 279
182 813
183 1722
184 634
185 235
186 299
187 294
188 326
189 496
190 83
191 463
192 306
193 400
194 213
195 665
196 633
197 425
198 298
199 547