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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 57

1872 - Elberfeld : Bädeker
Am Mittwoch vor Martinstag, den 7. Nov. 1307, traten die drei Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold Melchthal, jeder von zehn Männern begleitet, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Ufer des Vierwaldstüdter See's, zusammen. Hier stifteten sie einen Bund und schwuren mit ausgestreckten Händen, daß sie alle nach einem gemeinsamen Plan handeln, keiner nach eigenem Gutdünken etwas unternehmen, keiner den andern verlassen wolle: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. Das Volk fing an, kecker sein Haupt zu erheben; das reizte Geßler's Uebermnth; um den Gehorsam des Volkes zu prüfen, ließ er auf dem Markte zu Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkündigen. Jeder, der vorbeigehe, sollte diesem Hute dieselbe Ehre erweisen, wie dem Herzoge selbst. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, mit seinem Knaben vorüberging, ohne dem Hute seine Ehrfurcht zu erweisen, wurde er von den Wächtern ergriffen. Geßler, der zufällig herzukam, befahl dem Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem Sohn einen Apfel vom Haupte zu schießen; dann solle er ohne Strafe davonkommen, wenn er diesen Meisterschuß gethan habe. Tell bat um Gotteswillen, ihn nicht zu einer so unnatürlichen That zu zwingen; Geßler blieb unerbittlich; da schoß Tell und traf den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. Vorher hatte er aber noch einen Pfeil in fein Koller gesteckt, und als ihn Geßler nach der Ursache fragte, wollte er sich anfangs ausweichend entschuldigen; dann aber gedrängt gestand er ein, dieser Pfeil sei für den Landvogt bestimmt gewesen, falls er sein Kind getroffen habe. Da ließ ihn Geßler, der ihm das Leben versprochen hatte, binden, um ihn mit nach Küßnacht zu nehmen und ins Gefängniß zu setzen. Man mußte über den See fahren; auf einmal brach ein wüthenber Winb, der Föhn, los, der dem Schiffe den Untergang drohte. Nur Tell, hieß es, kann in dieser Noth retten; ba hieß Geßler ihn losbinben und ihm die Leitung des Schiffes Übergeben. Tell trieb nun das Schiff dem Ufer zu, und als sie nahe bei einer felsigen Uferstelle waren, der jetzigen Tellplatte, ergriff er Bogen und Pfeil, sprang ans dem Schiff, stieß dieses mit dem Fuß in den See zurück und rettete sich ans Land. Geßler

2. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 152

1887 - Hannover : Meyer
152 79. Ludwig der Fromme. Die Karolinger in Deutschland. berühmte Kalif von Bagdad, übersandte ihm außer andern kostbaren Gaben einen weißen Elefanten und eine durch Wasser getriebene Uhr. Letztere verkündete die Stunden dnrch Messingkugeln, welche auf ein metallenes Becken fielen, und alle zwölf Stunden kamen zwölf Reiter hervor. Wie staunten die Franken über ein solches Kunstwerk! Als Gegengeschenk sandte Karl fchöngewebte Leinewand, friesische Mäntel, spanische Rosse und starke Hunde für die Löwen- und Tigerjagd. 7. Karls Ende. Karl hatte den Kummer, zwei Söhne vor sich ins Grab sinken zu sehen; ihm blieb nur Ludwig, der jüngste und schwächste. Diesen ließ er im Jahre 813 nach seiner Lieblingsstadt Aachen kommen, wo er auch die Großen des Reichs versammelt hatte. Im kaiserlichen Schmuck begab er sich mit allen zur Kirche, wo er eine goldene Krone auf den Altar hatte legen lassen. Ludwig mußte vortreten, und mit lauter Stimme ermahnte ihn der Kaiser, Gott zu fürchten, gerecht und milde zu regieren und nur treue, fromme Beamte anzustellen. „Willst du das alles thun, mein lieber Sohn?" fragte er dann. Ludwig gelobte es mit Thränen. „Nun wohl, so setze dir selbst die Krone aufs Haupt, und stets erinnere sie dich an dein Versprechen!" Im Anfange des folgenden Jahres (814) wurde Karl krank, und acht Tage darauf faltete er die Hände zusammen, betete: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" und verschied. Seine Leiche wurde aufs kostbarste einbalsamiert und dann auf einem goldenen Stuhle in die Gruft der Liebfrauenkirche zu Aachen hinabgesenkt. Dort faß Kaiser Karl, als wäre er lebend, die Krone auf dem Haupte, an der Seite das Schwert, um die Hüften die Pilgertafche und auf den Knieen ein goldenes Evangelienbuch. Das Gewölbe wurde mit Spezereien erfüllt und verschlossen; des großen Kaisers Ruhm aber lebte fort in den Sagen und Liedern des Volks. 70. Ludwig der Fromme <814—840). Die Karolinger in Deutschland. 1. Ludwigs Sorge für die Mission. Teilung des Reichs. Ludwig der Fromme, Karls des Großen Sohn und Nachfolger, war ein guter Maun, aber ein schwacher Regent; sein Bild erscheint in der Geschichte um so kläglicher, weil es unmittelbar auf die Heldengestalt des großen Karl folgt. „Der Fromme" heißt er hauptsächlich wegen seiner Freigebigkeit gegen Kirchen und Klöster. Auch hat er viel für die Mission im Norden gethan. Er veranlaßte den Ansgar, einen Mönch des von ihm gegründeten Klosters Corvey (bei Höxter an der Weser), als Missionar nach Dänemark und Schweden zu gehen, und gründete als Stützpunkt der nordischen Mission das Erzbistum Hamburg. Ansgar, der „Apostel des Nordens", wurde Erzbischof vou Hamburg und später auch von Bremen und hörte bis an seinen Tod (866) nicht ans, für die Bekehrung der Dänen und Schweden zu wirken. Er liegt in Bremen begraben.

3. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 243

1887 - Hannover : Meyer
112. Die Pariser Bluthochzeit. Heinrich Iv. von Frankreich. 243 Privatlebens zurückzuziehen. Es war eine erschütternde Scene, und Männer, die nie eine Thräne vergossen hatten, weinten, als dieser Mächtige der Erde im Jahre 1555 zu Brüssel seinem einzigen Sohne Philipp die Niederlande übergab und darauf, auf die Schulter des Prinzen von Oranien gestützt, der Versammlung von seinem unruhigen Leben erzählte. „Seit meinem 17. Jahre", sagte er, „ist mein Leben fast eine ununterbrochene Pilgerfahrt gewesen. 9mal bin ich nach Deutschland, 6mal nach Spanien, 4mal nach Frankreich, 7mal nach Italien, 10mal nach den Niederlanden, 2mal nach England, 2mal nach Afrika gekommen und habe 11 Seereisen gemacht. Alles, was ich gethan, habe ich der Religion und des Staates wegen gethan." Dann bat er um Verzeihung, wenn er als Herrscher manches versäumt und versehen habe, ermahnte seinen Sohn, gut und gerecht zu regieren, und segnete ihn unter vielen Thränen. Im folgenden Jahre (1556) trat er seinem Sohne Philipp auch Spanien samt den italienischen und amerikanischen Ländern ab. Österreich behielt sein Bruder Ferdinand, auf welchen auch die deutsche Kaiserwürde überging. 4. Karls letzte Jahre und Ende. Nachdem Karl sich aller Macht entäußert hatte, schiffte er sich nach Spanien ein und bezog eine Wohnung neben dem lieblich gelegenen spanischen Kloster St. Just (südlich von Salamanea). In dieser Einsamkeit verlebte er den Rest seiner Tage, indem er seine Zeit mit Andachtsübungen, Gartenbau, Drechslerarbeiten und Uhrmachen ausfüllte. Einst, so wird erzählt, bemühte er sich eifrig, deu Gang zweier Uhren vollkommen gleich zu machen; aber nie wollte es ihm gelingen. „Ich Thor!" rief er da aus, „nicht einmal zwei Uhren kann ich zu völliger Übereinstimmung bringen, und ich wähnte, so viele Völker zu einerlei Glauben zwingen zu können." Kurz vor seinem Tode kam Karl — nach der Erzählung einiger Schriftsteller — auf den seltsamen Gedanken, sein eigenes Leichenbegängnis zu feiern. Er legte sich in einen offenen Sarg und ließ sich von den Mönchen in die schwarz ausgeschlagene Kirche tragen. Hier brannten ringsumher Wachskerzen, ertönte dumpfer Grabgesang und Trauermusik, und eine Totenmesse wurde sür die Ruhe seiner Seele abgehalten. Dies alles erschütterte ihn so tief, daß er andern Tags erkrankte und nach einigen Wochen wirklich starb. Sein Tod erfolgte zwei Jahre nach feiner Abdankung, 1558. Er war der letzte deutsche König, der vom Papste zum römischen Kaiser gekrönt worden ist. 112. Die Pariser öluthocheit (1872). Heinrich Iv. von Frankreich (i589—ieio). 1. Die Hugenotten in Frankreich. Falscher Friede. Die Reformation blieb keineswegs auf Deutschland und die Schweiz beschränkt, sondern nahm, teils siegend, teils unterliegend, ihren Zug durch die 16*

4. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 194

1887 - Hannover : Meyer
194 88. Albrecht I. Die Schweizer Eidgenossenschaft (Schluß). 88. Albrecht I. Die Schweizer Eidgenossenschaft (Schluß). 1. Ende (1308). Noch in demselben Jahre, an dessen Schwelle die Sage Landenbergs Vertreibung verlegt, starb Kaiser Albrecht eines jähen und gewaltsamen Todes. Er fiel durch die Hand seines Neffen Johann von Schwaben. Dieser hatte den Kaiser oft gebeten, ihm sein väterliches Erbe herauszugeben; aber Albrecht hatte es stets unter nichtigen Borwänden abgelehnt. Da verschwor sich der haßerfüllte Jüngling mit einigen Rittern zu blutiger Rache. Einst ritt der Kaiser von der Habsburg aus seiner Gemahlin entgegen. Als er über die Reuß .setzen wollte, drängte sich Johann mit vier Verschwornen gleich nach ihm in den Kahn, so daß, da der Nachen nicht mehr Personen faßte, das übrige Gefolge einstweilen zurückbleiben mußte. Am andern Ufer fielen die Mörder über den Kaiser her; Johann selbst stieß ihm mit den Worten: „Hier der Lohn des Unrechts!" von hinten das Schwert in den Rücken. Nachdem die grause That geschehen, stoben die Mörder auseinander. Ein armes Weib, welches auf dem Felde arbeitete, lief herzu und nahm das Haupt des Todwunden auf ihren Schoß; so verschied er. Johann, den die Geschichte durch den Beinamen „Parricida", d. H. Verwandtenmörder, gebrandmarkt hat, blieb verschollen; er soll in Italien als Mönch gestorben sein. Schrecklicher als seine That war die Rache der Kaiserin Elisabeth. Zwar ergriff sie nur einen der Mörder; da aber ihr Rachedurst durch die martervolle Hinrichtung desselben nicht gestillt wurde, legte sie Hand an die Angehörigen und Dienstlente der Schuldigen und erwürgte an tausend derselben. Nach dieser Schlächterei erbaute sie auf der Stätte, wo ihr Gemahl gefallen war, ein Kloster (Königsfelden) und verbrachte in demselben ihr übriges Leben mit frommen Übungen. 2. Die Schlacht bei Morgarten (1315). Kaiser Albrechts Tod befreite die Eidgenossen vorläufig aus großer Gefahr. Indes schon sieben Jahre darauf kam Albrechts ritterlicher Sohn Leopold mit 9000 Mann Kerntruppen wider sie herangezogen. Es i)Suchte ihm ein Leichtes, die elenden Schweizer Bauern zu zertreten, und er brachte gleich eine Menge Stricke mit, um sie zu binden und aufzuknüpfen. So rückte er in den Paß, der zwischen dem Ostufer des kleinen Egerifees (östlich vom Zuger See) und dem Berge Morgarten nach Schwyz führt. Auf dem Berge standen fünfzig Schwyzer, welche aus ihrem Vaterlande verbannt waren, aber doch für dasselbe kämpfen wollten. Sie wälzten schwere Felsstücke auf die Österreicher hinab, so daß Roß und Reiter übereinander stürzten. Nun griff auch das Heer der Schweizer an. Es war freilich nur 1300 Mann stark; aber so wacker hieben die Eidgenossen auf die dichtgedrängten Scharen der Ritter ein, daß sie ihnen eine blutige Niederlage beibrachten. Der wortbrüchige Landenberg war unter den Erschlagenen; Herzog Leopold entkam mit Not. Wie auch die Schmach ihn brannte, er ließ hinfort das tapfere Bergvolk in Frieden. Die Schweizer erneuerten ihren Bund, welcher bald acht Kantone umfaßte. B. Die Schlacht bei Sempach (1386). Eine weitere Feuerprobe hatte die Eidgenossenschaft im Jahre 1386 zu bestehen. Da zog ein anderer Herzog Leopold von Österreich, ein Neffe des vorigen, aus, um Habsburg an den Schweizer Bauern zu rächen. Sein prächtiges Heer zählte außer vielem Fußvolk

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 45

1906 - Langensalza : Gressler
45 werden so Uten. Gegen diesen Beschluß legten jedoch fünf Fürsten und vierzehn Reichsstädte feierlichen Protest ein mit der Begründung, daß ein einmütig gefaßter Beschluß auch nur durch einen einmütigen Beschluß wieder aufgehoben werden und daß m Sachen der Religion die Mehrheit überhaupt keine allgemein gültigen Beschlüsse aufstellen könne. Der Name Protestanten, den ihnen die Katholiken darnach gaben, und die Protestationskirche in Speier erinnern noch heute an ihre kühne ^Lat. Da sowohl der Kaiser als auch sein Bruder Ferdinand von Österreich die Annahme des Protestes verweigerte, mußten die Protestanten befürchten, daß sie mit Gewalt die Beschlüsse des zweiten Reichstages zu Speier durchsetzen wollten. Sie schlossen deshalb einen Buud ] da sie ober allein gegen die katholischen yürjten zu schwach waren, forderten sie die Schweizer, die damals, veranlaßt durch den Prediger Huldreich Zwiugli, zum größten Teil eine Lehre angenommen hatten, die mit der Lehre Luthers in vielen Stücken übereinstimmte, zum Eintritt in den Buud aus. Huldreich Zwingli wurde im Jahre 1484 in dem Dorfe Wildhaus im Kanton St. Gallen geboren. Obgleich sein Vater, der Amtmann war, acht Söhne hatte, sorgte er doch, daß sie gut unterrichtet wurden, und schickte Huldreich nach Basel und später nach Bern ans die Schule. Nachdem er in Wien und in Basel studiert hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier fiel ihm zum erstenmale eine Bibel in die Hände. Sie wirkte ans ihn ebenso wie aus Luther. Alles zog ihn unwiderstehlich an, und er konnte nicht von ihr wegkommen. Je länger er sie studierte, desto klarer wurde es ihm, daß von vielem, was die katholische Kirche lehrte, kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er dann im Jahre 1516 Prediger in dem berühmten Kloster und Wallfahrtsorte Maria ©insiedeln geworden war, trat er mit Unerschrockenheit zur Verteidigung der Wahrheit aus. Er predigte dem zu Tausenden nach dem Gnadenorte strömenden Volke, daß die Wallfahrten und die anderen äußeren Leistungen keinen Wert hätten, wenn der innere Mensch sich nicht bessere. Wohl mochten die

8. Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit - S. 128

1898 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 128 — auf einem Reichstage zu Soissons Childerich Iii. für abgesetzt und ließ ihn zum Mönche scheren. Bonifacius salbte Pipin und seine Gemahlin Berchtrada zu Königen. Wie Pipiu mit den Longobarden kämpfte, ist I, 55 erzählt. Pipiu nahm damals den Titel Patrizius (Schirmvogt) von Rom an; eine weltliche Macht des Papstes über Rom wurde also nicht anerkannt. (Ausbreitung des Christentums unter den Germanen.) Schon während der Wanderung hatten mehrere germanische Völker das Christentum angenommen und zwar in der Form des Arianismus. Ansässig aus ehemals römischem Boden, hatten sie sich dann auch der orthodoxen Lehre zugewandt. Der Bischof von Rom, dem man schon in der Mitte des vierten Jahrhunderts einen Vorraug vor den übrigen Geistlichen einräumte, pflegte sich der Christianisierung dieser Völker ganz besonders anzunehmen. Aber auch die in Germanien zurückgebliebenen sollten der christlichen Lehre teilhaftig werden: ein irischer Mönch, Columban, gründete Klöster in Franken und predigte unter den Alemannen am Bodeusee (610); fein Schüler Gallus stiftete das Kloster St. Gallen und belehrte viele Heiden; am Main wirkte Kilian, unter den Friesen der Sachse Willibrord. Der fränkische Bischof (Smmerait wurde der Apostel der wilden Baiern. Der bedeutendste Verkündiger des Christentums unter den Germanen ist Winfrid aus Wessex, später Bonifacius genannt. Vergl. I, 52. Papst Gregor Ii. berief ihn 722 nach Rom, weihte ihn zum Bifchof und verpflichtete ihn durch einen Eid zum Gehorsam gegen den römischen Stuhl. Empfehlungsbriefe des Papstes sicherten ihm eine freundliche Aufnahme am Hofe Karl Martels; von ihm unterstützt, wirkte er mit großem Erfolge in Hessen und Thüringen. Er richtete mehrere Bistümer ein: Regensburg, Salzburg, Passau; Würzburg und Erfurt; auch versammelte er die ihm unterstellten Priester auf Synoden, wo man über die Mittel zur Unterdrückung des Heidentums und zur Beförderung der Kirchenzucht beriet. Er wurde zum Erzbischof ernannt und später mit dem Bistum Mainz begabt, das dadurch die Metropole der germanischen Kirche wurde. 3. Der Islam. Während fleh das Christentum unter den Germanen verbreitete, gewann eine andere offenbarte Religion in Vordernfien und in Nord-afrika zahlreiche Anhänger. Die Bewohner der Halbinsel Arabien (Sarazenen, d. h. die Östlichen), teils Kaufleute, teils nomadisierende Beduinen, die ihren Ursprung von Jsmael, dem Sohne Abrahams,

9. Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit - S. 149

1898 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 149 sitzen fanden wandernde Spielleute, die lateinische Schwänke, Rätsel, Spottlieder vortrugen, freundliche Aufnahme. Erzbischof Brun berief gelehrte Männer aus Italien nud England und betraute sie mit dem Unterricht der Königskinder und der jungen Edelleute. Dadurch wurde auch Otto Ii. ein Freund der klassischen Bildung. Durch seine Vermählung mit Theophanu wurde auch die griechische Sprache am Hofe bekannt. Andrerseits erschien vielen die Beschäftigung mit dem Heidentum als eitel Sünde. Das Jahr 1000 war nicht mehr fern, und nach alter Überlieferung sollte Christus in diesem Jahre wiederkommen, zu richten die Lebendigen und die Toten. Die Furcht vor dem Gericht ergriff die weitesten Kreise. Sie war einer Reformation des klösterlichen Lebens günstig, die von dem Kloster Cluny in Frankreich ausgehend, bald in Spanien, England, Italien Wurzel faßte; auch die Laien wurden davon ergriffen; Bußübuugen, Weltentfaguug, Wallfahrten galten für geeignete Mittel, den Zorn Gottes zu versöhnen (Askese). 4. Ottos Iii. erste That war ein Zng nach Italien. Da er den päpstlichen Stuhl leer saud, setzte er seinen Vetter 23rlut (Gregor Y.) als Papst ein, und dieser wiederum setzte ihm die Kaiserkrone aufs Haupt. In Rom machte Otto die Bekanntschaft eines Mannes, der ihn völlig in die asketisch-schwärmerische Richtung hineinzog: Adalbert, ein vornehmer Böhme, hatte sich dem geistlichen Stande gewidmet und war zum Erzbischof von Prag erwählt worden. Aber die Feindschaft feiner Landsleute gegen das Christentum hatte ihm dieses Amt verleidet; er hatte sich nach Rom begeben und hier frommen Buß-übungert gelebt. Jetzt folgte er dem Kaiser über die Alpen, um fein Bistum wieder auszusuchen, und beide schlossen eine innige, auf religiöser Schwärmerei erbaute Freundschaft. (In Prag blieb Adalbert nicht lange, er begab sich als Missionar zu den heidnischen Preußen und erlitt den Märtyrertod (997). 5. Bald nach Ottos Heimkehr vertrieben die Römer den deutschen Papst. Der Kaiser begab sich abermals nach Italien, strafte die ungehorsamen Römer hart und setzte nach Gregors Tode seinen Freund Gerbert, einen Franzosen, als Sylvester Ii. zum Papst ein. Dieser Mann war der bedeutendste Gelehrte seiner Zeit: unnatürlich erschien der damaligen Welt sein Wissen, und das ganze Mittelalter glaubte, daß er es einem Bunde mit dem Teufel zu danken hatte. 6. Die Schwärmerei Adalberts hatte auch Otto tief ergriffen. In Italien lebte er im Verkehr mit den Büßern und pilgerte nach heiligen Stätten; auch nach Gnefen wallfahrtete er, um an dem Grabe

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 204

1863 - Essen : Bädeker
204 Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be- haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen aus einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgten, einer von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie Landen das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Teil: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend über, daß Men bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Üferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vierwaldstädter-See. Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und stoh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entstiehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter- stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen
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