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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 57

1872 - Elberfeld : Bädeker
Am Mittwoch vor Martinstag, den 7. Nov. 1307, traten die drei Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold Melchthal, jeder von zehn Männern begleitet, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Ufer des Vierwaldstüdter See's, zusammen. Hier stifteten sie einen Bund und schwuren mit ausgestreckten Händen, daß sie alle nach einem gemeinsamen Plan handeln, keiner nach eigenem Gutdünken etwas unternehmen, keiner den andern verlassen wolle: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. Das Volk fing an, kecker sein Haupt zu erheben; das reizte Geßler's Uebermnth; um den Gehorsam des Volkes zu prüfen, ließ er auf dem Markte zu Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkündigen. Jeder, der vorbeigehe, sollte diesem Hute dieselbe Ehre erweisen, wie dem Herzoge selbst. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, mit seinem Knaben vorüberging, ohne dem Hute seine Ehrfurcht zu erweisen, wurde er von den Wächtern ergriffen. Geßler, der zufällig herzukam, befahl dem Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem Sohn einen Apfel vom Haupte zu schießen; dann solle er ohne Strafe davonkommen, wenn er diesen Meisterschuß gethan habe. Tell bat um Gotteswillen, ihn nicht zu einer so unnatürlichen That zu zwingen; Geßler blieb unerbittlich; da schoß Tell und traf den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. Vorher hatte er aber noch einen Pfeil in fein Koller gesteckt, und als ihn Geßler nach der Ursache fragte, wollte er sich anfangs ausweichend entschuldigen; dann aber gedrängt gestand er ein, dieser Pfeil sei für den Landvogt bestimmt gewesen, falls er sein Kind getroffen habe. Da ließ ihn Geßler, der ihm das Leben versprochen hatte, binden, um ihn mit nach Küßnacht zu nehmen und ins Gefängniß zu setzen. Man mußte über den See fahren; auf einmal brach ein wüthenber Winb, der Föhn, los, der dem Schiffe den Untergang drohte. Nur Tell, hieß es, kann in dieser Noth retten; ba hieß Geßler ihn losbinben und ihm die Leitung des Schiffes Übergeben. Tell trieb nun das Schiff dem Ufer zu, und als sie nahe bei einer felsigen Uferstelle waren, der jetzigen Tellplatte, ergriff er Bogen und Pfeil, sprang ans dem Schiff, stieß dieses mit dem Fuß in den See zurück und rettete sich ans Land. Geßler

2. Neue Zeit - S. 27

1892 - Berlin : Weidmann
— 27 — gab zuerst das Neue Testament griechisch heraus (1519) und stand anfangs auf Luthers Seite,') zog sich aber schon 1521 aus charakterloser Schwäche von ihm zurück. 1515—1517 Veröffentlichung der ‘Epistolae obscurorum virorum’, einer volks-mäfsigen derben Satire im schlechten Kirchenlatein jener Zeit auf die Gegner Reuchlins; der 1. Teil von dem Erfurter Humanisten Crotus Rubianus, der 2. (1517) von Ulrich v. Hutten, der, durch die klassischen Studien mit glühender Begeisterung für Freiheit des Geistes und der Wissenschaft erfüllt, bei längerem Aufenthalt in Italien die Notwendigkeit erkennt, ‘Deutschland von der Tyrannei des Papsttums zu befreien’, und den Kampf gegen Rom zur Aufgabe seines Lebens macht. Ulr. v. Hutten, geb. 1488 in Stackeiberg bei Fulda aus einer reichsritterlichen Familie, zerfiel mit letzterer, als er dem Kloster, für das er bestimmt war, entfloh, und führte, auf den meisten deutschen Universitäten studierend und auch nach Italien verschlagen, oft von Mitteln entblöfst, ein unstetes, abenteuerliches Leben. Einer ekelhaften Krankheit verfallen, begann er bereits in Italien in heftigen Schriften den Kampf gegen Rom, den er später in Deutschland fortsetzte. Er starb 1523 auf der Insel Ufnau im Bodensee, wo ihm Zwingli eine Unterkunft bei einem der Medicin kundigen Geistlichen zur Heilung seiner Krankheit verschafft hatte. — Im Leben nicht vorwurfsfrei, aber reich begabt, hat er die weltgeschichtliche Bedeutung des Kampfes gegen Rom, das Deutschland nicht nur finanziell ausbeute, sondern auch politisch bevormunde und moralisch verderbe, richtiger als alle seine Zeitgenossen verstanden. — Vgl. zu 1519. 1517—1555 2. Reformation. 1517—1521 ot) Die Reformation allein im Kampfe gegen das Papsttum und vom Reich verurteilt. 1517 Der prunkliebende Leo X. aus dem Hause Medici läfst angeblich zur Vollendung des Umbaues der Peterskirche2) einen allgemeinen Ablafs predigen, von dessen Ertrag in Deutschland die Hälfte dem Erzbischof Albrecht von Mainz und Magdeburg, Bruder Joachims I. von Brandenburg, zufallen soll, um dem Bankier-Hause der Fugger in Augsburg die Schuldsumme zu bezahlen, die er von diesen für die Entrichtung der Palliengelder (30 000 Gulden) an die römische Kurie entliehen hatte. *) Er sagte zu Friedrich d. Weisen in Worms, Luther habe in zwei Punkten Unrecht: dafs er dem Papst an die Krone und den Mönchen an die Bäuche gegriffen. 2) Nach der allgemeinen Meinung vielmehr zur Ausstattung seiner Schwester.

3. Lehrstoff für die mittleren Klassen - S. 77

1906 - Berlin : Weidmann
Die Schweiz, 77 Sw. wird französisch, in den Tälern des Tessin italienisch ge- sprachen. Der größere Teil der Bewohner gehört zur evangelischen, der kleinere zur katholischen Kirche, in den meisten Kantonen wohnen Anhänger beider Bekenntnisse nebeneinander. Da Ackerbau nur in der n.w. „flachen Schweiz" getrieben werden kann, reichen seine Erträge für die Bevölkerung nicht aus, so daß Getreide eingeführt werden muß. Sehr ausgedehnt ist die Viehzucht, und die damit zusammenhängende Käsebereitung genießt Weltruf. Weil demnach der Schweizer auf andere Erwerbsquellen hingemiesen ist, hat sich eine bedeutende Fabriktätigkeit entwickelt: der No., wo die fehlenden Steinkohlen z. T. durch die Wasserkraft der Flüsse ersetzt werden, ist der Sitz der Baumwoll- und Seiden- Webereien und Maschinenstickereien, in den Tälern des Jura werden vor allem Uhren hergestellt, und int Berner Oberland ist die Holzschnitzerei hoch entwickelt. Viele Schweizer leben auch als Kausleute im Auslande, bleiben aber stets in Verbindung mit der Heimat. Der von Jahr zu Jahr zunehmende Fremdenverkehr trägt ebenfalls sehr dazu bei, die Wohlhabenheit der Schweizer zu fördern. Die Bundeshauptstadt ist °Beru an der Aare mit einer Uni- versität. Im Berner Oberlande liegt zwischen Brienzer und Thuner See Jnterlaken in der am meisten von Fremden, auch von Lungen- kranken, besuchten Gegend; von hier führt im Tale der Lütschine, mit dem 300 m hohen Staubbachfall, der Weg zur Jungfrau empor (Jungfraubahn mit Tunnel in 4075 in Höhe im Bau). Das schöne Luzern am Austritt der Reuß aus dem Vierwaldstätter See, an dessen Ufern das Rütli, die Tellsplatte u. a. O. an die Sage von Tell erinnern, ist der Hauptort für den Fremdenverkehr und hat seit Eröffnung der Gotthardbahn noch an Bedeutung gewonnen. Ö. da- von, im Kanton Schwyz, erhebt sich der wegen seiner herrlichen Aus- ficht berühmte Rigi. Schwyz sowie Uri im S. und Unterwalden im Sw. des Sees sind die Urkantone, die zuerst sich miteinander verbündeten. Am N.-Ende des Züricher Sees erwuchs "Zürich als Mittelpunkt der Baumwoll-Judustrie und des Handels zur größten Stadt der Schweiz; auch hier ist eine Universität. Das im Mittel- alter durch sein Kloster hochberühmte St. Gallen ist der Hauptort für Herstellung derschweizerstickereien. Rechts vom Rhein liegtsch a f f- hausen. "Basel hat eine sehr alte Universität und ist Sitz einer segensreich wirkenden Missionsgesellschaft und Bibelanstalt. Rege Industrie, besonders Seidenwebereien, und Handel haben die Stadt

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 45

1906 - Langensalza : Gressler
45 werden so Uten. Gegen diesen Beschluß legten jedoch fünf Fürsten und vierzehn Reichsstädte feierlichen Protest ein mit der Begründung, daß ein einmütig gefaßter Beschluß auch nur durch einen einmütigen Beschluß wieder aufgehoben werden und daß m Sachen der Religion die Mehrheit überhaupt keine allgemein gültigen Beschlüsse aufstellen könne. Der Name Protestanten, den ihnen die Katholiken darnach gaben, und die Protestationskirche in Speier erinnern noch heute an ihre kühne ^Lat. Da sowohl der Kaiser als auch sein Bruder Ferdinand von Österreich die Annahme des Protestes verweigerte, mußten die Protestanten befürchten, daß sie mit Gewalt die Beschlüsse des zweiten Reichstages zu Speier durchsetzen wollten. Sie schlossen deshalb einen Buud ] da sie ober allein gegen die katholischen yürjten zu schwach waren, forderten sie die Schweizer, die damals, veranlaßt durch den Prediger Huldreich Zwiugli, zum größten Teil eine Lehre angenommen hatten, die mit der Lehre Luthers in vielen Stücken übereinstimmte, zum Eintritt in den Buud aus. Huldreich Zwingli wurde im Jahre 1484 in dem Dorfe Wildhaus im Kanton St. Gallen geboren. Obgleich sein Vater, der Amtmann war, acht Söhne hatte, sorgte er doch, daß sie gut unterrichtet wurden, und schickte Huldreich nach Basel und später nach Bern ans die Schule. Nachdem er in Wien und in Basel studiert hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier fiel ihm zum erstenmale eine Bibel in die Hände. Sie wirkte ans ihn ebenso wie aus Luther. Alles zog ihn unwiderstehlich an, und er konnte nicht von ihr wegkommen. Je länger er sie studierte, desto klarer wurde es ihm, daß von vielem, was die katholische Kirche lehrte, kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er dann im Jahre 1516 Prediger in dem berühmten Kloster und Wallfahrtsorte Maria ©insiedeln geworden war, trat er mit Unerschrockenheit zur Verteidigung der Wahrheit aus. Er predigte dem zu Tausenden nach dem Gnadenorte strömenden Volke, daß die Wallfahrten und die anderen äußeren Leistungen keinen Wert hätten, wenn der innere Mensch sich nicht bessere. Wohl mochten die

7. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 47

1901 - Berlin : Weidmann
Das Mittelalter. (1100—1250.) 47 und Schicksal, auch von ihnen wußte der Sänger zu erzählen. Wahrscheinlich hatte der Germane schon von seiner ältesten Wanderung aus Asien Tiersagen mitgebracht; während aber bei den Griechen die Anekdoten, in welchen Tiere mit menschlicher Sprache reden und ihrer Natur gemäß handeln, nur benutzt wurden, um eine gute Lehre daran zu knüpfen, stellte der Deutsche das Waldleben seiner geheimnisvollen Nachbarn durch behagliche Geschichten dar, in denen Bar, Wolf, Fuchs, Kater und andere wohlbekannte Charaktere gesellt werden; diese Sagen waren den Mönchen so reizvoll, daß sie dieselben in größere lateinische Gedichte umformten, bereu Inhalt seit dem zwölften Jahrhundert zu umfangreichen deutschen Dichtungen erweitert wurde.1) Mit derselben Herzlichkeit betrachtete der Deutsche sein Verhältnis zu andern Menschen. Er war von je in ruhigem Zustande ein höflicher Mann gewesen und sehr empfindlich gegen Kränkung seines Selbstgefühls. Sich würdig darzuftelleu, jedem seine Ehre zu erweisen, das Gebührende zu geben und zu empfangen, war ihm eine wichtige Sache. Ein hübsches Beispiel dafür, wie leicht auch geistliche Herren gekränkt wurden, ist uns überliefert. Als um 885 Petrus, Bischof von Verona (?), bei der Heimkehr vom Königsfchloß unvermutet in das Kloster St. Gallen kam, nahmen ihn die Brüder galtfrei auf und gaben ihm als Gastgeschenk, was sie gutes hatten, nämlich ein Evangelienbuch. Er aber hielt sich für verachtet, weil der Ruf des Klosters sehr groß war, und grollte, weil das Buch nicht schön genug gemalt und gebunden sei. Als er die Messe leierte, wurde ihm ein silberner Kelch ausgestellt, der für ein gutes Ctücf des Kirchenfchatzes galt. Er beging die Messe und ärgerte sich auch über den Kelch. Man rüstete ihm ein reiches Mahl, und als er vom Tisch der Brüder aufstand, verlangte er sie anzureden. Sie wurden versammelt, — der Abt war abwesend, — und er sprach: „Gut habt ihr mich in Abwesenheit eures Abtes, meines Herrn, aufgenommen, aber daß ihr mir in dem Evangelium und Kelch so Gewöhnliches dargeboten habt, kränkt mich etwas. Denn obgleich ich selbst gering und unwert bin, so bin ich doch Bischos ^Gemeint ist z.b. der „Asengrinus" und besonders der „Reinhart A'ucfjs ^der in niederdeutscher Bearbeitung die Grundlage von Goethes „Reineke s^-uchs" geworden ist.

8. Lehrbuch der Geographie zum Gebrauche für Schüler höherer Lehranstalten - S. 303

1867 - Berlin : Weidmann
Die Schweiz. 303 Schaffhausen; es könnte viel mehr gewonnen werden, als man gewinnt. — (6000 Ctr. Kupfer und 100.000 Ctr. Blei werden eingeführt.) — Stein- kohlen und Torf haben die nördlichen Cantone. — Marmor in Unterwalden und auf dem Splügen. — Bergkrystalle in großer Menge. — Viel Gips, Ala- baster rc. — Salz von Bex, jetzt auch aus einer gebohrten Saline in Baselland, genannt Schweizerhall, 200.000 Ctr., und 2 in Aargau. 500.000 Ctr. ; das meiste, zur Viehzucht nothwendige, wird eingeführt. — Mineralquellen in größter Menge: Baden und Schinznach im Äargau, Pfäffers in St. Gallen, Gurnigel- bad bei Bern, Leuk, St. Moritz in Bünden u. s. w. b) des Pflanzenreiches: Sie sind nach dem Klima und der Höhe sehr verschieden. Etwa %4 des Bodens sind Seen und Flüsse; die Gletscher bedecken 50 Q.°M.; die Ebenen und Thäler sind fruchtbar und trefflich angebaut. % der Bew. treiben Bodencultur. 20% des Bodens sind Alpen- und Weideland, 11l Ackerland, 20f Wiesen, i% Weinberge, 31 % Unland. — Getreide gewinnt nur Thurgau ansehnlich, aber nur % seines Bedarfs; daher wird viel aus Deutsch- land und Italien eingeführt. — Flachs und Hanf, besonders in Thurgau, in St. Gallen, in Bern. — Obst, in ganzen Waldungen am Bodensee und in den Rhein-Cantonen; daher auch viel Obstwein und Kirschwasser, besonders von Basel. — Von Südfrüchten Kastanien, Nüsse, Mandeln, Feigen, Oliven rc. — Wein ist wichtig, besonders gut am Genfer-, Neuchateller- und Bieler-See, bei Aarau, in der ital. Schweiz rc. — Holz ist sehr ungleich vertheilt; 0,17 des Bodens hat Wald und liefert Brennmaterial über den Bedarf; viel Holz wird zum Häuserbau verbraucht. — Futterkräuter, Farbepslanzen. Arznei- kräuter aus den Alpen. c) des Thierreiches: Viehzucht ist die Haupt-Erwerbsquelle. Man schätzt den gesammten Viehstand, in welchem Graubünden voransteht, auf einen Werth von 260 Millionen Francs. Die Rindviehzucht wird ausgezeichnet durch die Weiden aus den Alpen (Sennen) begünstigt. Die besten Kühe besitzen dassim- men- und Saanenthal, Bern, Las Greyerzer-Thal (Grüyöre), Freiburg und Schwyz, im Verhältniß die meisten Uri, Unterwalden o. W., Wallis, Appen- zell I. R. Die Schweiz hat 992.900 Rinder, im Winter weniger, da im Sommer durch die fremden Reisenden viel Fleisch verbraucht wird. Jährlich wer- den 54.650 Rinder aus- und 72.650 eingeführt. Schweizerkäse (Greyerzer-, Urseren-, Emmethaler-, Simmethaler-, Saanenkäse, Schabziger oder grüner Kräu- terkäse aus Glarus und Appenzell) jährlich 167.200 Ctr. Butter über 9000 Ctr. bei 59.557 Ctr. Einfuhr. — Pferde, besonders als Lastthiere, viel, 105.800, in Bern, Waadt und Freiburg; die meisten Mcmlthiere hält Wallis. — Ziegen, 374.500; Schafe, 445.400.— Schweine, 304.200 überall. — Es werden jährlich: eingeführt: Pferde Schafe Schweine Ziegen 3712 55.800 60.850 10.722 ausgeführt: 2006 12.200 21.100 3527. Seidenzucht in den füdl. Gegenden. — Bienenzucht wird stark betrieben. — Fischerei und Jagd sind frei und Lieblingsbeschäftigung der Bewohner; aber der Wildstand ist gering, die Gemsen nehmen sehr ab, der Steinbock ist aus- gerottet. § 602. ck) der Industrie: In den nördlichen und westlichen Cantonen ist das Fabrikwesen ausgezeichnet und höchst wichtig. Die eigentlichen Fabrik-Cantone sind Appenzell A. R., St. Gallen, Thurgau, Zürich, Aargau, Basel, Genf und Neuchâtel. — Baumwollenfabriken sind die wichtigsten; die feinen Gewebe und Druckwaaren sind unvergleichlich. Hauptsitz ist Zürich, das die Hälfte liefert, und Winterthur; nächstdem die Cantone Aargau, St. Gallen, Appenzell, Gla- rus. Es gibt gegen 8000 Stühle und 136 Spinnereien. — Leinen und Da-

9. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 204

1863 - Essen : Bädeker
204 Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be- haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen aus einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgten, einer von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie Landen das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Teil: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend über, daß Men bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Üferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vierwaldstädter-See. Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und stoh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entstiehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter- stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 213

1853 - Essen : Bädeker
213 Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige. Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch. Darum beschlossen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herzhaften Männern spre- chen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei. Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden zu- sammen an einem heimlichen Orte am See. Der lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz, auf einer schmalen, um- büschten Wiese, am Fuße der Felsen des Seelisberges, gegenüber dem Dörflein Brunnen. Man heißt ihn vom ausgerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Wohnungen weit. Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch. Wie sie aber im Herbste des Jahres 1307 zusammenkamen, und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehren- männer geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über alles, das Leben für nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände zum gestirnten Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn: in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben, alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein Un- recht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von Habs- burg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu behaupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie aus ein- ander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewisses. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger ein- herginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl, wer vor- übergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er er- kennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Teil, der Schütz aus Bürglen, einer von den Män- nern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotzi- ger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne. Da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küß nacht, wohin er selbst zu fahren gedachte.
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