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1. Heimatkultur in der Schule - S. 22

1914 - Langensalza : Beltz
22 Heimatkunde auf der Unterstufe. Ohr und machen es empfänglich für alle die eigenartigen Töne, Liegungen, Wendungen, härten und weichen der vaterländischen Mundart. Un- auslöschlich prägen sich diese seinem Gedächtnis ein und führen nach und nach ganz unwillkürlich zur Nachahmung derselben. So verknüpft das Kind die reiche Zahl seiner frühesten und stärksten Wahrnehmungen mit dem Wörterschatze seines Dialekts, so begleiten seine Gemütsbewegungen Interjektionen und sprachliche Ausdrücke, wie sie nur dem Bewohner seiner Landschaft eigen sind' es denkt und fühlt in der Volksrede seiner Heimat, in seiner Sprache, die der sinnlichen Frische, der Anschaulichkeit und Ein- fachheit ihres Ausdruckes halber viel mehr als die reine, abstrakte, bücher- gelehrte Schriftsprache dem Bedürfnis der Jugend entspricht' in ihr bewegt sich anfangs ganz sein Geistesleben. Das ist der Grund jenes sehnsüchtigen Gefühls, das jeden Menschen befällt, dem in der Fremde seine Sprache und Mundart zu Ohren schallt, jenes eigentümlichen Reizes, den der Dialekt allezeit auf unser Gemüt ausübt. Ist doch manches seelenvoll und ver- ständnisinnig nur in der heimatlichen Mundart auszudrücken. Es bleibt eben, wie Goethe bemerkt, die Mundart das Leibeselement, in welchem die Seele am frischesten ihren Atem schöpft. Daher kommt es, daß in so vielen Fällen die Kinder, welche draußen auf dem Spielplatze das Wort führten, verstummen, sobald sie in die Schule treten, sie sind gewöhnt im Dialekt zu denken und zu reden und fühlen sich deshalb inmitten des ungewohnten, vornehmen hochdeutsch wie in der Fremde. Das ist die Ursache, warum Stadtkindern (namentlich denen aus höheren Ständen, welche ängstlich vor der Volks- und Gassensprache gehütet werden) sehr oft der natürliche, frische Ausdruck, wie er Bauerkindern eigen ist, abgeht, warum bei ihnen mehr als anderswo statt eines einfachen, kindlichen Stiles farblose Redensarten und Phrasen sich zeigen. Es ist eben, als müßte jeder von uns erst in den Dialekt tauchen, ehe er ein frisches, kräftiges Deutsch sprechen und schreiben kann. Wer nicht mit dem Volke in seiner Sprache geredet hat von Jugend auf oder wenigstens nicht mit der eigentümlichen, einfachen, sinnlich-anschau- lichen Denk- und Ausdrucksweise desselben sich vertraut zu machen versteht, der spricht ein Bücherdeutsch (wie in Livland und Rurland, wo es keinen gemeinen deutschen Mann gibt), der wird nie zum Gemüt des Volkes reden, nie ein Lehrer nach dem herzen der Kinder sein. In und mit der Sprache pflanzen die das Kind umgebenden Gesell- schaftskreise ihm auch gewisse Vorstellungen und Gedanken, eigentümliche Ansichten, Neigungen und Gewohnheiten ein. (Db ein Mensch aufwuchs in tiefster Armut oder im goldenen Überflusse, in der Familie eines sozial- demokratischen Agitators oder in der Hütte eines zufriedenen, glücklichen Gebirgsbewohners, im Gewühl der Großstadt oder in stiller Waldeinsam- Keit, im Kreise von Tagelöhnern oder in der Nähe der Studierstube. — Das ist nicht ohne Einfluß auf sein Geistesleben, das gibt seinem Denken und Wollen oft eine eigentümliche Richtung. Wie wäre es sonst erklärlich, daß die religiösen Ansichten der einzelnen Kirchen, die politischen Grund- sätze der verschiedenen Parteien, die gesellschaftlichen Vorurteile gewisser Stände, die abergläubischen Vorstellungen und Gebräuche mancher Gegenden jahrhundertelang fast ausnahmslos von dem Vater auf den Sohn über- tragen, daß bestimmte Talente in Familien gleichsam erblich werden konnten? Dieser Einfluß der Gesellschaftskreise auf die geistige Entwicklung des

2. Heimatkultur in der Schule - S. 57

1914 - Langensalza : Beltz
Die Heimat in kindlicher Auffassung. 57 nicht reichen. Der Winter ist auch zu hart. Wenn doch nur erst wärmeres Wetter würde, denn die Kohlen sind zu teuer!" Ms er nun nach dem Ofen sieht, da ist er schon schön warm, er legt noch eine Kohle drauf und schraubt die Ofentüren zu. Bald sind die Kacheln ganz heiß. Die Eis- blumen verschwinden langsam. Nun steht Ernst auf und kocht mit dem Vater Kaffee. 39. Bor der Schmiede. ,,Karl," sagt Wolf zu seinem freund, „Komm wir gehen mit dem Kutscher mit, der will doch sicher die Pferde beschlagen lassen." ,,Ku, da Komme ich mit, der Braune will ja immer nicht ordentlich stille halten," antwortete Karl. Er stand öfter den ganzen Nachmittag vor der Schmiede des Meisters und sah ihm bei der Arbeit zu, und wenn man ihn fragte, was er werden wollte, dann sagte er immer: ,,Schmied!" Ein kurzes Endchen ließ der Kutscher die Pferde traben. Die beiden Knaben rannten mit. Jetzt bog er ein in die halberstädter-Straße, sprang vom Pferde und führte seine beiden Gäule in die Schmiede. ,,pink-pank, pink-pank," wuchtig hieb der Meister mit dem großen und der Geselle mit einem kleinern Hammer auf ein glühendes Stück Eisen, das Franz mit einer langen Zange hielt und öfter umdrehte, hei wie die Funken flogen! Karl hielt schnell die Augen zu, damit nicht ein solches kleines Fünkchen hineinkröche. Jetzt steckte der Geselle das Eisen wieder in die Esse, und Franz zog den Blasebalg. Wie ein starker Wind blies es aus einem kleinen Loche in die Steinkohlen, und bald flackerte das Feuer hell auf. Nun zog es der Geselle aus der Glut, warf eine Hand voll. Sand auf beide Seiten und steckte es wieder hinein. Noch einmal kam das Eisen auf den Kmboß, wieder das gewaltige hämmern, daß die Funken in der ganzen Schmiede herumstoben, gegen den Lederschurz, die hosen, die Holzpantoffeln und in die haare. Immer im Takte ging's weiter. Alle drei sahen wie Feuergestalten aus. — Jetzt hören sie auf zu hämmern, die Kappe ist fertig, die beiden auseinandergerissenen Teile sind aneinander- geschweißt. Nun kommen des Kutschers Pferde an die Reihe. Der Braune hat ein Eisen verloren, dem Nappen ist eins locker. Dreist geht der Meister an den Braunen heran. Er schlägt ihm an das rechte Vorderbein und ruft „Fuß!" Unwillig hebt der Braune den Fuß. Nun nimmt Meister Volle das Schmiedemesser, beschneidet das Horn, paßt ein neues Eisen auf und nagelt es fest. Unruhig wackelt der Braune hin und her,' aber auf drei Beinen kann er nicht weg. Erst ist der Meister freundlich mit dem ängstlichen Tiere, als es sich aber gar nicht beruhigen will, da schlägt er ihn einmal mit dem Hammerstiel auf den Rücken. Der Braune tanzt hin und her, aber hernach ist er ganz ruhig. Dem Nappen werden erst die losen Nägel herausgezogen und das lockere Eisen abgerissen, dann wird ihm auch ein neues aufgelegt. Aufmerksam hatte Karl zugesehen, die Tür der Schmiede stand ja weit auf. Wolf hatte sich auf die Stange eines Wagens gesetzt, dem ein Nad fehlte. Der Kutscher ritt nun mit seinen Pferden heim, den beiden Freunden gefiel es aber so, daß sie noch eine ganze Weile dort blieben.

3. Heimatkultur in der Schule - S. 86

1914 - Langensalza : Beltz
86 Die Heimat in kindlicher Auffassung. der Wind pfiff aus dem letzten Loche. Immer leiser erklang des Blümchens Glöcklein. Kber hier und da guckte verstohlen ein Frühlingsbote aus der düstern Erde und wollte sehen, ob der Frühling schon da sei. „Wie lange bin ich schon auf der Welt?" raunte es dem kleinen Blaublümlein gu, das sich hinter dem knorrigen Stamm eines Apfelbaumes versteckt hatte und vorsichtig sein Köpflein hob und um den Baum luchste. „Willkommen! du kleiner Langschläfer, du sollst mir helfen die Zeit vertreiben. Laß uns halt ein bissel schnacken!" Dann aber hörte es, wie die Rinder einander zuflüsterten: „(Ein niedliches Blümchen, das Schneeglöckchen, mit dem säubern, weißen Kleidchen! Wie freundlich und zutraulich es nickt! Das darf man nicht abpflücken." „Wollen wir das Blümchen nicht mit allen den Würzelchen ausgraben, in einen Topf setzen und mit in die warme Schulstube nehmen?" fragte das Fräulein. Das taten sie. Kber >dem Schneeglöckchen wurde da drinnen so bange. Bald ließ es sein Köpfchen hängen und kroch wieder in die Erde. 68. Ein Bote des Frühlings. „Vir wollen einmal hinunter in den Schulgarten gehen und schauen^ was da schon vom Frühling zu sehen ist," sagte die junge Lehrerin zu de?z kleinen Mädchen 'der sechsten Klasse der Schule an der Leipzigerstraße. Sie hängte iden pelz um und setzte den Winterhut auf. Die Kinder eilten zu den 'Kleiderhaken, zogen die Mäntelchen und Jacken über und stülpten die Kappen und Häubchen aus. Wie lautlos und ordentlich das alles ging, und wie inständig sie sich zu dreien aufstellten! Da stand im Schulgarten ein kleines, feines Schneeglöckchen, hier noch eins, dort auch! viel waren es aber nicht. Noch war es Winter, die Luft kalt und scharf und schneidend der Wind. (Db es nichts spürte von der Kälte und dem rauhen und bösen Winde? „Du bist viel zu früh gekommen!" pfiff dieser und wackelte an Schneeglöckchens Stengel, schaukelte es hin und her und warf es, daß ihm angst und bange ward. „Dich will ich schon umkriegen, dich kleines Ding", heulte er ärgerlich und blies mit vollen Backen gegen das weiße Glöckchen. Kber das liebe Blümchen stand sest, so sest wie der stärkste Baum, es hielt sich ja sest mit einer dicken, saftigen Zwiebel, die tief in der Erde steckte. „Oer Bösewicht kann dich schon lange nicht umreißen," flüsterte die Sonne, die eben zwischen den düstern, schwarzen Wolken hervorlugte und das lieb- liche pflänzchen küßte und streichelte. „Er mutz dein Glöcklein schwingen, daß alle deine Schwestern es hören und aus ihrem Winterschlaf erwachen. Läute nur immer zu, der Böse soll dich nicht zerbrechen, du bist doch so biegsam und schmiegsam! Wie freue ich mich, daß du gekommen bist! Wenn mich der Schnee sieht, dann kriecht er in die Erde, und wenn mich das Eis erblickt, wird es so angst, daß ihm der Schweiß nur so am Leibe herab- rinnt." „Es ist doch noch recht kalt, nicht wahr Annemarie," sagte das hübsche Fräulein zu einem kleinen Mädchen mit einem blauen Näschen, daß so aufmerksam das kleine Frühlingsblümchen betrachtete. Bei Kastellans dampfte der Schornstein, da schien es warm und gemütlich zu sein, denn dicke Tropfen perlten lange Rinnen am schwitzenden Fenster. „Das ist aber recht einsam hier für dich, du kleiner Bote des schönen Frühlings, und du hast dich schon so leicht und luftig angezogen, eine Schwalbe macht noch keinen

4. Heimatkultur in der Schule - S. 66

1914 - Langensalza : Beltz
vv Die Heimat in kindlicher Auffassung. Friedrich - Wilhelms - Garten vorbeigegangen. Aber noch nie hat ihm Ur- vater gesagt, was hier für ein haus sei, und gefragt hat flute nicht. Hute fragte nicht viel, das hatte ihm seine Mutter abgewöhnt. Wie war er erstaunt über die schönen Blumen, die so in zierlichen, ge- wundenen Reihen standen, und über die Teppichbeete von lauter Blumen,, die vor dem Eingang zum Gewächshause standen. „Das ist eine Tabak- pflanze," sagte der Lehrer und zeigte auf eine großblätterige Staude mit schneeweißen Blüten. ,,Werden denn davon Zigarren gemacht?" fragte ein kleiner Junge. ,,Gewiß, ganz recht," antwortete der Lehrer, „wie der Franz raten und treffen kann." Im portal des Gewächshauses gab deo Lehrer seinen Spazierstock ab. flute konnte sich wohl denken, warum das geschehen nutzte. Durch eine Doppeltür ging es in das Palmenhaus., flu, waren da aber hohe Bäume! fllle Wetter, hatten die Blätter. Da konnte man ja in ein solches Blatt fluten und seine Schwester einwickeln. So ein. Palmenblatt hätte er zu gern gehabt, damit sollten ja die Neger ihre Zelte bedecken. Die Palmenblätter konnten sie auch getrost als Sonnenschirm benutzen. Ob auch Tiere solche Blätter fraßen? Wunderbar, so eine Palme hat einen langen, schlanken Stamm und keinen einzigen Zweig, und oben am Ende sitzen alle Blätter und bilden einen Niesenstrauß. „Was ist denn das? Da rief ja einer Lora, und die Klasse war doch mindestens so still wie in der Schule," dachte flute. Laut rief es: „Guten Tag." flha, da an. der Rückwand war ein Vogelkäfig. Drei Papageien und vier Tauben waren, darin, flute schaute nur immer nach den Papageien. Der grüne Bursche war lebendig, er hatte keine Ruhe. Er kletterte auf und ab, biß in den Draht des Käfigs, turnte an seiner Schaukel, es mußte ihm dort gar nicht behagen. Sein weißer Kamerad hatte die flugen geschlossen, er träumw wohl von seiner Heimat und von der goldenen Freiheit. Der rote Geselle schwatzte in einem fort, als wollte er dadurch sich und uns unterhalten. Weiter ging's, eine Treppe hinan, und man konnte den Palmenwald von oben besehen. Das war eine Lust. Aber es wurden fluten doch so eigen- tümlich. Was war das nur? flch so, es war hier so schwül, so warm und- so naß. So nutzte es wohl dort immer sein, wo die Palmen herstammen. Wunderbare Bäume! Die wachsen hier nur in einem Hause. Wenn man sie ins Freie pflanzt, dann erkälten sie sich und sterben, „hier ist eine Kokos- nutz, eine ganz richtige Kokosnuß!" rief Ernst, flutes Freund, und alles strömte dorthin, wo die grotze, grüne Nutz zu sehen war. Jetzt kamen sie an die blaue Grotte, hier gefiel es dem kleinen fluten ganz besonders. Ganz blau sah hier die Luft aus, aber tiefblau, dunkelblau. Woher kommt das nur? War da etwa irgendwo blaues Glas? Einige wollen, so etwas gesehen haben. Nun stiegen sie auf der anderen Seite wieder die Treppe abwärts. Überall pflanzen, überall Blumen. G diese schönen Farne! Und die zahl-- losen Kakteen! flm meisten aber erfreute unsern kleinen Freund das- Aquarium. Dort wäre er gern noch viel länger geblieben. Still lagen die großen Krokodile im Sande. Aber jetzt steigt eins ganz behutsam ins Wasser, taucht unter, schließt die Augen und sperrt seinen großen Nachen auf, als es wieder hervorkommt. Aute wurde ordentlich angst. Träge schleichen große und kleine Schildkröten dahin, die einzigen Genossen der bepanzerten Niesen. Lange stehen die Kinder und beobachten. Nun aber.'

5. Heimatkultur in der Schule - S. 73

1914 - Langensalza : Beltz
Die Heimat in kindlicher Auffassung. 73 56. Die Geschichte vom kleinen Maibaum. Da war mal ein ganz Kleiner Maibaum. Oer stand in einem Kleinen Walde. Wie ein Kleiner König stand er da. Er hatte nämlich einen seinen Platz auf einem Kleinen Berge, von da Konnte er alle Bäume sehen und' war viel größer als sie. Und was für liebe freunde er hatte! Da waren die lieben, bunten Blumen und seine Kameraden, die andern Bäumchen. Sie erzählten sich gern etwas mit dem schmucken Maibaum, der so schön aussah mit seinem weißen 5tamm und seinen grünen Blättern. Wenn es dann Abend wurde, dann kamen noch die andern Nachbarn. Und alle saßen gern ein Weilchen zusammen. Da waren die klugen braunen Rehe, die oft zu ihrem Freunde, dem kleinen Maibaum kamen. Mit einer langen pfeife im Munde und mit schönen Hausschuhen erschien auch wohl Herr Hase, der immer so schöne Lügengeschichten wußte. Der wollte sich seinen Röhl ansehen, den er neben dem Maibaum gepflanzt hatte. Kam dann ein- mal der Jäger mit seiner Flinte und seinen beiden Hunden, so hatte ihn das Maibäumchen von seinem hohen Platze aus schon längst gesehen und sagte das den Rehen und dem Hasen, hei, wie schnell dann die raschen Gesellen fortrannten! Und wenn dann der Jäger schießen wollte, war keiner mehr da. Eines schönen Tages kamen Männer in den Wald, die hatten einen großen Wagen bei sich, vor dem waren zwei starke Pferde gespannt. Was war denn das? Auf dem Wagen lagen ja viele Maibäume. Da nahm ein Mann eine große Säge und sägte einen kleinen Maibaum ab. Rch, wenn dir das nur nicht passiert, dachte unser Freund. Doch — o Schreck, jetzt kamen die Leute gerade auf ihn zu. Die Säge wurde angesetzt, und ihre Zähne drangen dem kleinen Maibaum tief ins Fleisch. (D, wie weh das tat! Und wie bitterlich weinte der Baum! Kls man ihn abgesägt hatte, packte ihn ein Mann mit starker Hand und warf ihn mit voller Wucht auf den Wagen. Da lagen schon viele Bekannte von unserm kleinen Maibaum. Kls die Leute genug Bäume abgesägt hatten, fuhren sie mit ihnen fort. Ganz weit ging die Reise. Ach, was der Maibaum da alles sah ! Er war ja noch nie aus seinem Walde herausgekommen. Zuerst fuhren die Männer durch mehrere Dörfer. Wie staunte der kleine Maibaum die Häuser der Menschen an! Wie hoch waren doch die Kirchtürme, die er immer nur aus weiter Ferne gesehen hatte! Endlich sahen sie vor sich eine große Menge Häuser liegen. Das war die Stadt. Jetzt fuhren sie in die engen Straßen hinein. (D, wie bange wurde hier dem kleinen Maibaum, als er zu allen Seiten die hohen dunklen Häuser erblickte. In diese ging der eine Mann hinein und rief: ,,Kauft Maien, schöne grüne pfingstmaien!" Dann kamen die Leute heraus, die da wohnten und kauften die kleinen Mai- bäume. Da kam ein dicker Mann, der besah sich die Bäume genau. Dann kaufte er unsern kleinen Freund und noch einen seiner Kameraden. Er nahm sie beide unter den 5lrm und ging damit von dannen. Nachdem er ein Weilchen gegangen war, bog er in eine große breite Straße ein. vor einem hohen Hause blieb er stehen. Dann ging er mit den beiden

6. Heimatkultur in der Schule - S. 77

1914 - Langensalza : Beltz
Die Heimat in kindlicher Auffassung. Frau Werner schon auf den hos Kommen. Sie hat einen Wasserträger über die Schultern gelegt, an dem sind zwei Eimer. In denen schwimmen die Fische. (D, wie sie zappeln, große und Kleine. Mir hat Frau Werner schon oft einen Kleinen geschenkt. Den habe ich dann in unser großes Fisch- glas gesetzt. „Fische, frische Fische," so ruft die gute Frau mit starker, heller Stimme über den hos. Ich schicke sie zu meiner Mutter. Li, jetzt kommt ein Leierkastenmann! Rasch hat er seine Drehorgel ausgestellt und beginnt nun, ein lustiges Stücklein zu spielen. Es dauert nicht lange, so öffnen sich die Fenster und die Leute werfen dem Manne Geld- stücke zu, die in Papier gewickelt sind. Jedesmal, wenn eins auf die Steine des Hofes klappt, bedankt sich der Leierkastenmann. Er legt die Hand an die Mütze und blickt grüßend nach dem Fenster, aus dem das Geldstück ge- warfen wurde. Wir Zungen wickeln das Geld aus dem Papier und legen es dem Manne auf die Grgel. Es ist schon ein stattlicher Hausen. Hier und da liegt ein Fünspsennigstück, das übrige sind Pfennige. Bald kommen ein paar Dienstmädchen aus dem Vorderhause und fangen an, nach der Musik zu tanzen. Kls die Grgel ein bekanntes Lied spielt, singen wir alle mit. Ei, das macht aber Spaß! Rch, wie schade ist es, daß der Leierkasten- mann jetzt mit der Musik aufhört! Er hängt sich die Grgel über die Schulter, klappt das Gestell zusammen und verläßt den Hof. Wir wollen ihn gerne noch hören und gehen darum mit ihm in das nächste Haus hinein. Es ist gegen Mittag. Jetzt kommen viele Leute auf den hos, die ihre Ware anpreisen. Zuerst tönt es: „Heidelbeeren, Heidelbeeren!" Dann kommt ein Mann mit einem Wagen, auf dem sind Kartoffeln, Gurken, Kohl, Spargel und anderes Gemüse. Die Mutter schickt mich mit einem Korb hin und läßt mich fünf Pfund Kartoffeln kaufen, die wir zu Mittag essen wollen. Nach einer Weile ruft ein Mann: „Kirschen, billige Kirschen!" 5lch, da kommt ein armer Junge mit Fliegentüten! Wie müde und elend sieht er aus! Sein Stock ist noch ganz voll. Er hat gewiß noch keine Tüte verkauft und ist doch den vormittag herumgelaufen. Ich werde Mutter fragen, ob sie ihm nichts abkaufen will. Das paßt aber fein, daß sie gerade zwei Fliegentüten gebraucht. Ich schicke den Jungen zu ihr hinauf. Jetzt kommt der Vater von der Rrbeit zum Mittagessen heim. Ich springe ihm entgegen. Dann gehen wir beide hinauf zur Mutter, die das schöne Essen schon auf den Tisch gestellt hat. Ich habe aber auch großen Hunger und Vater gewiß auch. 60. Aus dem Hauptbahnhos. Gnkel Fritz aus Leipzig will uns nun heute wieder verlassen, und wir wollen ihn nach der Bahn bringen. Damit wir den Zug nicht verpassen, gehen wir rechtzeitig fort. Die Zeiger der großen Uhr zeigen aus vier, als wir die Bahnhofshalle betreten. Ist hier aber ein Leben und Treiben! So viele Menschen habe ich noch nicht oft beieinander gesehen. Es ist zu Beginn des Julis, des Reise- monats. Da ist der Verkehr immer am stärksten. Nur mit Mühe können wir uns einen Weg nach der Fahrkartenausgabe bahnen, wo sich der Gnkel eine Karte löst. Weil wir den Gnkel bis auf den Bahnsteig bringen wollen,

7. Heimatkultur in der Schule - S. 20

1914 - Langensalza : Beltz
20 Heimatkunde auf der Unterstufe. Das Wort Heimat birgt eine unendliche Sülle lieblicher und süßer Ge- danken, die bei den verschiedenen Individuen sich ganz verschieden reproduzieren. Und wenn der halligbewohner noch so lange in der Fremde war, und die wilde, flutbewegte See ihm noch so oft sein Hab und Gut raubte, er kehrt doch immer wieder zu seiner Hallig zurück. Ja, der Ge- danke an die Heimat ruft so manche recht treue Erinnerung wach. Und wenn es manchem Deutschamerikaner in seiner neuen Heimat noch so gut geht, er kehrt fast ausnahmslos, und sei es kurz vor seinem Ende, noch einmal zur alten Heimat zurück, selbst wenn er dort keinen einzigen lebendigen Angehörigen mehr hat. Die Heimat versetzt uns in jenes Ge- mach, in dem unsere ersten Betätigungsoersuche, unsere Beschäftigungen, unsere Spiele stattfanden, in den kleinen Hof, auf den unsere zwei- und vierbeinigen Freunde unter den Tieren hausten, in den Garten, in dem uns kein Baum unbekannt ist, in das freundliche Dörfchen, in dem wir jedes einzelne Haus kennen und jeden einzelnen Menschen kannten, in die Flur, über die wir so oft fröhlich dahineilten, auf den Berg, von dem wir so oft und so gern Umschau in das heimatliche Panorama hielten, in die Zeit glück- licher, ungetrübter Jugend, an die Freuden und Leiden der Schule, der Konfirmandenzeit usw. usw. In der Heimat, da kennen namentlich die Dorf- Kinder jeden Baum, jeden Strauch, jedes Fleckchen, das sich zum Spiel eignete, und an alle (Drte und Dinge knüpft sich ein Erlebnis, und die Erinnerung an dasselbe versetzt den einzelnen fast ausnahmslos in eine lust- betonte Stimmung, die zum Ausdruck kommt durch das Urteil: „Es war doch schön", oder „schön war's doch"! „Und wären es kahle Klippen oder die Eisfelder des Nordens, wäre es ödes Moorland oder die weite sandige Wüste, wo du das Licht der Welt erblicktest, du würdest doch für seit und Ewigkeit an Felsen und Schneefelder, an Heiden und Wüstengrund gebannt sein, und kein Paradieszauber könnte je dein herz so ganz und gar füllen." (Goltz.) Und wie gefühlsbetont sind die Vorstellungen von der Heimat, Wie könnte das auch anders sein! Das ist niemals der schlechteste Mensch, dem beim Gedanken an die Heimat die Tränen über die Wangen rollen und er beim besten Willen das Weinen und Schluchzen nicht unterdrücken kann. Die Heimat ist durch den Körper hindurch in die Seele gestiegen, sie ist so eng verknüpft mit Leib und Seele, daß bei dem Gedanken an die Heimat die Nerven so stark vibrieren, daß die schon erwähnte Entladung durch den Affekt eintreten muß. Alle diese Elementargefühle, die sich in und an der Heimat gebildet haben, und die so fest mit heimatlichen Vorstellungen assoziiert sind, schwingen mit, wenn das Heimweh den in der Fremde weilen- den überfällt. Und wir verstehen die Gefühle des Misraeliten, den man in Babel aufforderte, ein Lied von Zion zu singen, wenn er der Kufforderung nicht Folge leisten kann, ja sie als Verbannter als einen tieftreffenden Hohn empfindet. Leider setzen sich in unserem Urbanen, der Weltwirtschaft zu- steuernden Industriezeitalter die heimatlichen Vorstellungen und Emp- findungen bei vielen Menschen nicht genügend fest: heute hier, morgen da. Wie schwer darunter die Erziehung, die Schule leidet, das empfindet am meisten der Lehrer, dessen vierter oder fünfter Teil der Schule Jahr um Jahr die Heimat wechselt. Wenn der neugeborene Mensch seine kleinen Augen öffnet, dann stürmt die Welt auf ihn ein und begehrt Einlaß in seine Seele, dann empfängt ihn

8. Heimatkultur in der Schule - S. 23

1914 - Langensalza : Beltz
Heimatkultur im Dienste der Persönlichkeitsbildung. Individuums ist um so größer, je fester diese Kreise selbst geschlossen sind, je inniger also ihr Gemeinschaftsleben ist und je mehr die Einzelnen mit dem Ganzen verschmolzen sind." (Lange.) Vorstellen, Fühlen, Wollen ist heimatlich bedingt, so daß der Charakter der Menschen ein ganz bestimmtes lokal begrenztes Kolorit erhält. Griechische Heiterkeit und römische vor- nehmheit, griechischer Philosophengeist und römischer Rechtssinn, lassen sie sich nicht leicht aus der Lage des Landes und aus seiner Beschaffenheit ableiten? peschel in seiner Völkerkunde und Riehl in seiner Naturgeschichte des Volkes haben über diese Idee treffliche Gedanken veröffentlicht. D. ßeimathultur im Dfenfte der Persönlichkeitsbildung. Zwischen der Linzelpersönlichkeit und der Gemeinschaft bestehen eine Menge der engsten Beziehungen,' teils rvirkt die Gesellschaft fördernd, teils hemmend ein auf das Individuum, teils empfängt und leidet die Genossen- schaft durch den Einzelnen. Zunächst beherrscht der Egoismus jeden Menschen. Daß die andern Menschen auch Rechte haben, wie er, fällt ihm schwer zu erkennen und anzuerkennen. Die Gemeinschaft schraubt aber den Egoismus eines jeden Einzelnen auf ein Minimum bezw. Maximum zurück, das sie nicht erlaubt zu überschreiten und läßt dem Einzelnen doch noch hinreichend Spiel- räum, seinen Egoismus über ein normal ethisches Maß hinaus zu betätigen. Nur die Gemeinschaft schafft die Persönlichkeit nach dieser Seite, nur sie schleift die Ecken und Spitzen ab. Sehr schwer fällt es dem Kinde, sich hineinzudenken in seine Mitmenschen - hineinfühlen kann es sich schon besser. Rber auch dieses Fühlen hat im Alltagsleben eine enge Sphäre, denn die meisten sind nur zu sehr mit sich selbst beschäftigt und haben vollauf mit sich zu tun, so daß all ihr Empfinden, all ihr Denken nur mit ihrem Ich zu schaffen hat. Daher liegen die Kinder immer in Konflikt mit der Gemein- schaft, und es ist nur gut, daß die Schule eine Assoziation von lauter solchen Egoisten ist, die darauf gerichtet sind, sich kennen zu lernen, hier in dieser Gemeinschaft lernen sie, daß man in der Welt nicht auskommt, wenn man nur das selbstische Ich zum Maßstab aller Erscheinungen und Vorkommnisse machen will, viele Menschen kommen freilich von dem Standpunkt der Selbst- sucht niemals los. Zur Anerkennung dieser Gemeinschaft und zur Be- wertung derselben kann der Grund darum nicht früh genug und der Rnker nicht tief genug gelegt werden. Darum müssen wir im Kulturunterricht von vornherein den Menschen in seiner Hrbeit und seinem Gemeinschafts- leben zum Prinzip erheben. Familie und Stadt, heim, Straße, Umgebung, Arbeit, Erholung und Spiel müssen Gesichtspunkte für Stoffauswahl und Stoffolge abgeben. Nur innerhalb der Gemeinschaft lernt der eine den andern kennen nach seinem Denken, Fühlen, Wünschen und Wollen, nach seinen Bedürfnissen und deren Befriedigung. Daß die Schule selbst eine Ge- meinschaft verkörpern müsse, ist ohne weiteres klar. Die Erkenntnis kann sich nicht früb genug Bahn brechen, daß dem Einzelnen durch die Kultur- gemeinschaft in der Betätigung seines eigenen Ichs Schranken auferlegt werden müssen, daß jeder Einzelne in seinen Wünschen einen pflock zurück- stecken mutz, ttietzschizismus ist Anarchismus. Unserm Ich stehen andere Ichs entgegen, die auch ein Recht auf die Welt haben. Dieses Aufgehen in der Gemeinschaft kann nur erzielt werden durch einen Unterricht, wie wir ihn im Rüge haben. Innerhalb der Gemeinschaft hat der Einzelne

9. Heimatkultur in der Schule - S. 27

1914 - Langensalza : Beltz
Das Spiel. 27 sich allgemeiner Anerkennung und Beachtung erfreuten, oder ehe sie aus- probiert wurden. Ich denke dabei an die Idee der Kulturstufen und der Konzentration, die noch heute nicht das Schreckgespenst des didaktischen Materialismus in Form der konzentrischen Kreise verbannt und das Lehrplanag g reg at in ein geordnetes System umgewandelt haben. Diese Beobachtung hat die Gegenwartspäda- gogen zu verschiedenen Maßnahmen veranlaßt. Die eine ist die beliebte Kontrastverschärfung, die oft in Schwarzmalerei ausartet (um sich Beachtung zu verschaffen), die andere ist die Einrichtung von Versuchsschulen, die den lvert des Neuen handgreiflich machen und die Reform schnell in die Bahn und in die Praxis leiten soll. Die Ursache der Belastung der Erziehungs- Kunde und der pädagogischen Kunst durck das erwähnte Gesetz interessiert uns hier weniger, ich glaube aber, daß der heilige Bürokratius seine Hand mehr im Spiele hat als der captum vulgi. Hn der geringen Aufmerksamkeit hat es jedenfalls nie gelegen, wenn die Reformen nicht in Gang kamen. (Der Import hat oft mehr Absatz gefunden als solide einheimische Produkte.) Unter dem Gesetz der langsamen Versandung hat namentlich auch das Spiel gelitten. Seine hohe pädagogische Bedeutung hat man schon früher erkannt, und doch wird es wahrscheinlich erst der Reform- Pädagogik gelingen, ihm einen bescheidenen Platz im Erziehungsplane zu verschaffen, von allen Seiten sorgt man für eine Klärung der Angelegen- heit, steht doch das Spiel in naher Verwandtschaft zur Arbeit. Es ist darum angebracht, ihm einige Aufmerksamkeit zu gönnen. Daß die pädagogische Journalistik dem Spiele eine erhöhte Aufmerk- samkeit zuwendet, ist nicht sehr verwunderlich, da die Gegenwart in vielen Punkten eben zu Fröbel, dem ersten Spielpädagogen, zurückgekehrt ist. Schon 1826 legte Friedrich Fröbel in der Schrift ,,Die Menschenerziehung, die Erziehungs-Unterrichts- und Lehrkunst" den erziehlichen Wert des Spiels überzeugend dar. Seitdem ist eine geraume Periode vergangen, ehe man mit Ernst den recht gesunden Gedanken zu realisieren suchte. ,,Spiel ist die höchste Stufe der Kindesentwicklung, der Men- schenentwicklung dieser Zeit' denn es ist freitätige Darstellung des Innern aus Notwendigkeit und Bedürfnis des Innern selbst, was auch das Wort Spiel selbst sagt. Spiel ist das reinste, geistigste Erzeugnis des Menschen auf dieser Stufe und ist zu- gleich das Vorbild und Nachbild des gesamten Menschen- leben?, des innern geheimen Naturlebens im Menschen und in allen Dingen. Es gebiert darum Freude, Freiheit, Zufrieden- heit, Nuhe in sich und außer sich, Frieden mit der !Velt. Die Quellen alles Guten ruhen in ihm, gehen von ihm hervor. Ein Kind, welches tüchtig, selbsttätig, still, ausdauernd bis zur Körper- lichen Ermüdung spielt, wird gewiß auch ein tüchtiger, stiller, ausdauernder Fremd- und Eigenwohl befördernder Mensch. Ist nicht die schönste Erschei- nung des Kindeslebens dieser Zeit das spielende Kind, das in seinem Spiel ganz aufgehende Kind, das in seinem völligen Aufgegangensein im Spiele eingeschlagene Kind. Das Spiel dieser Zeit ist nicht Spielerei, es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung - pflege, nähre es, Mutter schütze, behüte es Vater! Dem ruhigen, durchdringenden Blick des echten Menschen- Kenners liegt in dem freitätig gewählten Spiele des Kindes dieses Zeit- raumes das künftige innere Leben desselben offenbar vor Augen. Die

10. Heimatkultur in der Schule - S. 4

1914 - Langensalza : Beltz
4 Heimatkunde auf der Unterstufe. man fehlen lassen Kann. Jedes Raumindividuum hat seine besondere Kultur, und die mutz in die Fibel hinein, Am unterschiedlichsten ist die Urbane Kultur, übereinstimmender die Agrarkultur. Die großstädtischen Fibeln zeigen noch viel zu wenig Urbanen Charakter. Also heimische Kultur soll und mutz hinein in das erste Lesebuch. Zollte das hineinbringen derselben auch für den Ansang schwer sein, man schrecke vor den Schwierigkeiten nicht zurück und versäume zum mindesten auf keinen Fall, datz man den zweiten Teil der Fibel mit der Kultur der Heimat fülle. Schon ältere pädagogische Richtungen suchten durch Darbietung kon- zentrierter Gedankenmassen dem Menschen einen Grundstock zu schaffen, der der Persönlichkeit halt und feste Form geben sollte. Dieser Gedanke ist wichtig - denn ohne weiteres findet sich das Kind nicht in dem bunten Allerlei der Gegenwartskultur zurecht. Er fordert uns auf, die Heimat als Organismus dem kleinen Menschen vorzuführen. Dieser Gedanke führt uns auf das hintereinander der Kulturteile. Bisher entspricht dem Aller- weltsgewand der Fibel ein verworrenes Durch- und Nacheinander der Lektüre-Stoffe. Diese verwirrende, konfuse heteronomie mutz verwandelt werden in Harmonie, aus der Autonomie der einzelnen Häppchen mutz Subordination unter das Ganze werden, alles soll sich dem (Drganis- mus einordnen, so datz die Fibelanlage ein getreues Abbild eines gesunden sozialen Gemeinwesens darstellt. Aus dem Niveau der reinen Zinnespflege mutz sich der Unterricht erheben zur höhe der belebenden Idee. Solche leitenden Gesichtspunkte, die die heimische Kultur verdichten zur Idee, sind bald gefunden, so datz aus dem bunten Durcheinander und dem planlosen hintereinander ein sauberes organisches Gefüge entsteht, welches garan- tiert, datz die einzelnen der zahlreichen bunten Fäden des Lebensteppiches mit Sicherheit und Leichtigkeit aus dem Ganzen herausgenommen werden können, ohne datz man Gefahr läuft, den Ort ihres Daseins verloren zu haben. Die Fibel mutz das schillernde, kaleidoskopartige Seifenblasengewand ausziehen, die bunten Flicken in den Wind flattern lassen und sich ein ganz modernes, kleidsames Kostüm anschaffen. Wenn die Fibel zur rechten Jugendschrift werden soll, dann mutz sie heimische Kultur zur Lektüre darbieten und im Interesse der Durchsichtigkeit zu einem zusammen- hängenden Ganzen ausgebaut werden. 2. Unterricht und Sprache. Der Begriff Anschauungsunterricht hat in der Pädagogik heillose ver- wirrung angerichtet, stritt man sich doch lantze Zeit, ob die Anschauung ,,prin- zip" oder „Disziplin" sei, ohne daran zu denken, datz aller Unterricht An- säzauungen erwerben müsse, datz er ohne sie gar nicht auskommen könne. Jener Streit verrät ziemlich deutlich, datz man es ahnte, auf dem Holzwege zu sein, ohne den rechten Pfad finden zu können. Und noch heute herrscht die Ausgeburt des Anschauungsunterrichtes, der Bilderdienst, in manchen Schulen, wo die Behandlung der sog. Anschauungsbilder vorgeschrieben ist. Am allerschlimmsten steht es in den Großstädten. Als ob Bilder An- schauungen vermitteln können! Wunderbar ist es nur, daß man nicht auch einen Begriffsunterricht erfunden hat,' denn ebensogut, wie man An- schauungen erwecken wollte, müßte man doch Begriffe bilden. Aber aus nur psychologischen Erwägungen ist das Schreckgespenst „Anschauungsunterricht"
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