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1. Teil 1, Unterstufe - S. 21

1913 - Langensalza : Beltz
21 Die letzte Nacht im Elternhause. Das griff ans Herz, und ich vergess' es nimmer: Es war die letzte Nacht im Vaterhaus; Zieh'n sollt' ich mit dem ersten Frührotschimmer, Vielleicht auf ewig, in die Welt hinaus. Noch lag ich schlaflos auf dem weichen Pfühle; Denn viel bewegte mir die junge Brust: Des Heimwehs Vorgefühl, des Scheidens Schwüle Und Hoffnung doch und rege Wanderlust. Da schlug es zwölf. Die Lampe brannte trübe. Und leise schritt es durch die Kammertür — Ein Geist erschien mir, doch ein Geist der Liebe; Denn meiner Mutter gleich erschien er mir. Sie nahte still, als wollte sie nicht stören Des Sohnes, wie sie meinte, tiefe Ruh', Ich hört' sie, doch ich schien sie nicht zu hören; Ich sah sie, doch ich schloß die Augen zu. Wie nah' ihr Odem! Ihre Hände lagen Auf meinem Haupte, wie schon oft zuvor — Erlauscht ich auch nicht ihrer Lippen Klagen, Mein Herz vernahm, was nicht vernahm mein Ohr. Dann fühlt ich ihre Wange auf der meinen; Warum umschlang ich liebevoll sie nicht, Als ich sie weinen hörte, schmerzlich weinen, Und eine Träne siel auf mein Gesicht? Und nochmals neigte sie den Mund, den frommen. Und küßte leise diese Träne fort. Drauf ging sie wieder — still, wie sie gekommen. Ich ließ sie geh'n und sprach dazu kein Wort. — Am Morgen schied ich, ohne ihr zu sagen, Was ich geseh'n, doch wie ein heilig Gut Treu hab' ich die Erinnerung getragen Im Herzen, wo des Menschen Bestes ruht. Und dann, als ich nach wechselvollen Jahren Am off'nen Grabe meiner Kinder stand, Da hab' ich, tief erbebend, erst erfahren. Was jene Nacht mein Mütterlein empfand.

2. Teil 1, Unterstufe - S. 22

1913 - Langensalza : Beltz
22 Und Lieb' und Reue, Dank und heißes Sehnen, Ich kost' sie täglich, koste sie nicht aus. Wohl bin ich glücklich — aber oft in Tränen Denk ich der letzten Nacht im Elternhaus. W. Bettmann. Aber die Eltern haben Euch nicht nur Gutes getan; nein, noch immer erweisen sie Euch Gutes, wo sie nur irgend können. Das habt Ihr alle gerade bei der Wahl Eures Berufs gespürt, als Eure Eltern einwilligten, daß Ihr ein Handwerk erlernen dürft. Denkt an Eure Schulkameraden, die mit Euch in der Volksschule zusammensaßen. Gar viele von ihnen konnten nicht bei einem Handwerksmeister in die Lehre treten, sie sind in die Fabrik gegangen, um dort als jugendliche Arbeiter Geld zu ver- dienen, weil ihre armen Eltern auf diesen Verdienst ihres Jungen angewiesen sind. Gewiß hätte gar mancher von ihnen auch gern ein Handwerk erlernt. Aber die Eltern konnten ihnen diesen Wunsch nicht erfüllen, die Verhältnisse ließen es nicht zu. Anders bei Euch! Vielleicht wird es auch Euern Eltern nicht immer leicht geworden sein, Euch Euern Wunsch zu erfüllen. Trotzdem haben sie es getan und haben Euch damit ein großes Opfer gebracht. Gewiß, sie haben es gern getan, aus Liebe zu Euch, ihren Kindern. Dazu müssen Euch die Eltern noch 3 Jahre lang kleiden und z. T. Euch ernähren und Wohnung geben, oder Lehrgeld für Euch bezahlen. Für all-diese Opfer seid Ihr Euren Eltern Dank schuldig. Diesen Dank könnt Ihr ihnen am besten durch die Tat beweisen, nämlich dadurch, daß Ihr Euch Mühe gebt, recht tüchtig in Eurem Berufe zu werden, und Euch be- fleißigt, immer gut und brav zu bleiben. Zur Wiederholung. 1. Wie haben Eure Eltern Euch ihre Liebe gezeigt? 2. Wie vergeltet Ihr ihnen diese Liebe? B. Schriftliche Arbeit. 1. M u st e r. Als Ihr von Euren Eltern Abschied genommen hattet, da hatten diese die Pflicht, Euch bei der Polizeiverwaltung Eures Heimatsortes abzumelden. Denn die Polizei führt Aufsicht über alle Personen, die in den Ort zuziehen oder von dem Ort weg- ziehen. Diese Abmeldung muß meistens schriftlich geschehen, und es ist dann dafür ein besonderes Formular vorgeschrieben. Dieses Formular muß in 3 Exemplaren ausgefertigt werden, 2 Exem- plare behält die Polizei, das dritte bekommen wir zurück als Be- scheinigung dafür, daß die Abmeldung erfolgt ist.

3. Teil 1, Unterstufe - S. 45

1913 - Langensalza : Beltz
45 ertragen, um dann beim Lagerleben nach gemeinsamem, einfachem Mahl frohe Lieder zu singen und frisch und munter heimzu- wandern. Aber es gibt auch Feierstunden, in denen Ihr das Bedürfnis habt, zu Hause im stillen Kämmerlein zu bleiben und zu — lesen. Und in der Tat gehört ein gutes Buch zu unseren besten Freunden. Aber nicht jedes Buch, das in unsere Hände kommt, ist gut. Da gibt es Bücher, die nicht bloß wertlos, sondern direkt schädlich sind. Ich meine die sogenannte Schundliteratur, die namentlich von der Jugend verschlungen wird. Da sitzt so ein Junge über seinem „Schmöker" und liest die aufregenden Greuelszenen, wie sie in Wirklichkeit Gott sei Dank nicht vorkommen. Er nimmt für bare Münze, was ihm an berauschendem Gift geboten wird, und so ist es kein Wunder, daß das Lesen von Schauerromanen schon so manchen auf die schiefe Bahn, ja in den Abgrund gebracht hat. (Beispiele!) Wo aber erhaltet Ihr gute Bücher? Was die Händler ins Haus tragen, ist meist sehr teuer und wertlos. Darum holt Euch Bücher aus den Schul- und Volksbibliotheken. Lest auch nicht nur Romane, Erzählungen und Novellen, sondern auch Bücher, aus denen Ihr Belehrung schöpfen könnt: Bücher wissen- schaftlichen Inhalts. Vieles, was Euch als Kinder nicht gefesselt hat, hat jetzt für Euch das größte Interesse. Wie aber sollt Ihr lesen? Lest nicht zulange, sonst ermüdet Ihr Euern Geist, lest flüchtig und unaufmerksam, und die Fein- heiten des Buches entgehen Euch. Lest stets aufmerksam und langsam und wiederholt Euch nachher das Gelesene im Geiste und denkt darüber nach. Dann werdet Ihr bleibenden Gewinn davon haben. Haltet auch die Bücher stets sauber und ordentlich. Benetzet nicht die Finger beim Umblättern. Das ist eine recht üble Angewohnheit. Für jeden, der nach Euch das Buch in die Hand nimmt, ist es unappetitlich, die Spuren Eurer Finger auf jedem Blatt zu finden. Gebt die Bücher auch nicht Kranken in die Hände, die an ansteckenden Krankheiten (Diphtheritis, Schar- lach usw.) leiden; denn sonst könnten diese Krankheiten leicht auf andere übertragen werden. Zum Schluß noch eins: Lest nur, wenn Ihr darüber Eure Pflicht nicht versäumt! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Z'ur Wiederholung. 1. Warum müßt Ihr darauf bedacht sein. Eure Gesundheit zu fördern? 2. Wie wird im Eltern- und Meisterhause für Eure Gesund- heit gesorgt?

4. Teil 1, Unterstufe - S. 58

1913 - Langensalza : Beltz
58 8. Der Cebrvertrag. A. Berufs- und Bürgerkunde. Die gewerblichen Lehrlinge sind gewerbliche Arbeiter. Für sie gelten darum auch alle Bestimmungen, die für gewerbliche Arbeiter überhaupt gelten, also auch die in voriger Lektion be- sprochenen Bestimmungen über das Arbeitsbuch. Daneben gibt es aber noch besondere Bestimmungen aus- schließlich für die Lehrlingsverhältnisse, die ihren Grund z. T. in dem Zweck der Lehrzeit, z. T. in dem meist jugendlichen Alter der Lehrlinge haben. Diese besonderen Verhältnisse der gewerblichen Lehrlinge werden, soweit sie uns hier interessieren, in den §§ 126 b bis 130 a behandelt. Wir wollen sie uns näher ansehen! Lesen Sie den § 126 b. Ein Meister, der einen Lehrling annimmt, muß natürlich mit diesem und seinem gesetzlichen Vertreter vereinbaren, in welcher Weise und unter welchen Bedingungen die Lehre durch- geführt werden soll. Diese Vereinbarung nennen wir Lehrvertrag. Das Gesetz verlangt, daß der Lehrvertrag binnen 4 Wochen nach Beginn schriftlich abzuschließen ist. Gewiß wird der Lehr- vertrag nicht ungültig, wenn er nur mündlich abgeschlossen ist; aber doch ist die schriftliche Form dringend anzuraten; denn 1. gibt der schriftliche Vertrag bei Streitigkeiten klar und deutlich Auskunft, 2. können Ansprüche (§ 127 d, f und g) nur auf Grund eines schriftlichen Vertrages geltend gemacht werden, 3. bietet der schriftliche Vertrag eine gewünschte Handhabe für eine wirksame Kontrolle des Lehrlingswesens. Was muß der Vertrag enthalten? 1. Die Bezeichnung des Gewerbes oder des Zweiges der ge- werblichen Tätigkeit, in welcher die Ausbildung erfolgen soll; 2. die Angabe der Dauer der Lehrzeit; 3. die Angabe der gegenseitigen Leistungen; 4. die gesetzlichen und sonstigen Voraussetzungen, unter welchen die einseitige Auflösung des Vertrages zulässig ist. Enthält er die vorgeschriebenen Punkte nicht, gilt er nicht als ordnungsmäßig abgeschlossen; ebensowenig ist das der Fall, wenn die folgende Bestimmung außer acht gelassen wird. Danach ist also auch die Unterschrift des Lehrlings neben der seines Meisters und seines gesetzlichen Vertreters erforderlich. Von dem Vertrage erhält sowohl der Lehrherr als auch der gesetzliche Vertreter des Lehrlings ein Exemplar. Auf Verlangen muß der

5. Teil 1, Unterstufe - S. 93

1913 - Langensalza : Beltz
93 material 13 M, Stromverbrauch durchschnittlich pro Tag 36 Kilowatt ä 15 #. Wie hoch belaufen sich die jährlichen Be- triebskosten? 3. Ein Gasmotor von 4 Ps. kostet komplett, einschließlich Rohrleitungen und Montage, für normale Verhältnisse 2150 M. Es entstehen folgende Unkosten: Verzinsung, Abschreibung und Instandhaltung 15°/o des Anlagekapitals, für Bedienung 70 M, für Verbrauch an Kühlwasser ca. 4o0 cbm ä 15 Schmier- und Putzmittel 66 M, Gasverbrauch durchschnittlich pro Tag 20 cbm ä 14 a) Wie hoch belaufen sich die jährlichen Betriebskosten? b) Vergleiche die Betriebskosten für den 4 Ps. Elektromotor mit denjenigen für den 4 Ps. Gasmotor! 4. Verunreinigung und Erneuerung der Luit in der Werkstatt „Frische Luft ist das halbe Leben!" Dieses Wort habt Ihr sicher schon alle einmal gehört. Und in der Tat, frische Luft ist zur Erhaltung der Gesundheit notwendig. Viele Menschen sind in der glücklichen Lage, ihren Berus im Freien ausüben zu können. Nennt solche Berufe! (Landwirte, Förster, Maurer usw.) Im Freien herrscht selbst bei Windstille ein reger Luftwechsel, ein fortwährendes Ab- und Zuströmen der einzelnen Teilchen innerhalb des wogenden Luftmeers. Daher ist unser Körper jeden Augenblick von einer neuen Luftmasse umgeben, und die Ausdünstungsstoffe werden schnell ans unserer Nähe fortgeführt. Wir atmen immer wieder andere Luft. Ganz anders ist es in geschlossenen Räumen. Hier können die Ausdünstungsstosfe nicht so schnell entfernt werden, sie häufen sich an, und die Luft im Raume wird immer schlechter. Nun sind aber viele Menschen durch ihren Beruf jahraus, jahrein an geschlossene Räume gefesselt, die man Werstätten nennt. Nennt solche Berufe! (Schneider, Schuhmacher, Sattler usw.) Damit auch diese in möglichst reiner Luft arbeiten können, ergibt sich für die Beteiligten die Notwendigkeit, durch besondere Maßnahmen für Reinhaltung und Erneuerung der Luft zu sorgen. Wir legen uns zunächst die Frage vor: Wodurch wird die Luft in den Werk- stätten verunreinigt, verschlechtert? Unser Körper gebraucht zum Leben Sauerstoff, den wir auf

6. Teil 1, Unterstufe - S. 110

1913 - Langensalza : Beltz
110 B. Schriftliche Arbeit. Siehe Formular auf Seite In. C. Rechnen. Aufgaben über die Beleuchtung. t. 1 I Petroleum kostet 20 Bei Abnahme von mehr als 10 I tritt eine Preisermäßigung von 5% ein. Wieviel kosten a) 2 I, b) 4'/r I, c) 8y4 1, d) 12 I, e) 15 1? 2. Eine Petroleumlampe mit einem 14"Wrenner verbraucht in einer Stunde 0,08 1 Petroleum, a) Wieviel kostet eine Brenn- stunde? b) Wielange brennt die Lampe, wenn der Ölbehälter 1u I faßt? c) Wieviel kostet die Beleuchtung der Werkstelle in einer Woche, wenn an jedem Abend 3 solcher Lampen 2y2 Stunde brennen? 3. Eine kleine Petroleumlampe, deren Ölbehälter x/4 1 Pe- troleum faßt, brennt in 5 Stunden leer. a) Wieviel Petroleum verbrennt in einer Stunde? b) Wieviel kostet eine Brennstunde? o) Wieviel kostet die Flurbeleuchtung im Monat Januar bei Be- nutzung dieser Lampe, wenn sie täglich von 5—9 Uhr abends brennt? 4. Eine Gasglühlampe verbraucht stündlich 100 1 Leucht- gas. Wieviel kostet eine Brennstunde, wenn 1 cbm Leuchtgas a) 20 ty, b) 18 c) 16 ¿p?, d) 14 ¿p? kostet? 5. Eine Werkstatt wird durch 5 Gasglühlampen erhellt, die je 100 I Leuchtgas in der Stunde verbrauchen. Wieviel kostet die Beleuchtung in einer Dezemberwoche, wenn die Lampen an jedem Tage von 4—7 Uhr brennen und 1 cbm Leuchtgas 20 kostet? 6. Eine elektrische Glühlampe (Kohlefadenlampe) mit einer Lichtstärke von 16 Normalkerzen verbraucht stündlich 48 Watt. Wieviel kostet eine Brennstunde, wenn 1 Hektowatt 5,5 3^ kostet? 7. Eine Werkstatt wird durch 4 solcher elektrischer Glühlampen erhellt, a) Wieviel kostet die Beleuchtung im November, wenn die Lampen an jedem Tage durchschnittlich 2 Stunden brennen und 4 Sonntage in Abzug zu bringen sind? b) Wieviel würde bei der Benutzung von Metallfadenlampen (Osram-, Tantal-, Wolframlampen usw.) gespart werden, wenn diese bei gleicher Lichtstärke ca. so viel verbrauchen wie die gewöhnliche Glüh- lampe (Kohlefadenlampe)? 8. Der Leuchtgaszähler zeigt am 1. März: 224 cbm, am 1. April: 242 cbm. a) Wieviel Gas ist im März verbraucht worden? b) Über welchen Betrag lautet die Rechnung wenn 1 cbm Leuchtgas 20 kostet und auf die Märzrechnung die

7. Teil 1, Unterstufe - S. 3

1913 - Langensalza : Beltz
3 oft sind die Eltern leider geneigt, ihren konfirmierten Söhnen und Töchtern die volle Freiheit weltlichen Genusses der Erwachsenen zu gewähren. Dazu haben die veränderten sozialen Zustände das patriarchalische Verhältnis zwischen Lehrherrn und Lehrlingen längst gelöst. Die Statistik über Kriminalvergehen läßt denn auch gerade die Zeit vom 14. bis zum 18. Lebensjabre als die- jenige erkennen, welche die größte Gefahr der Verwilderung und des sittlichen Verfalls in sich birgt. Kein Wunder! Kein Mensch ist heute so ungebunden wie die aus der Volksschule entlassene Jugend. Die übrige Jugend genießt in den höheren Unterrichts- anstalten die Segnungen erziehlicher Einwirkung. Die Erwachse- nen sind durch ihren Beruf in bestimmte Schranken der Sittlich- keit gewiesen, die sie ohne Schädigung ihrer eigenen Erwerbsver- hältnisse nicht übertragen dürfen. Die Lehrlinge und die jugendlichen gewerblichen Arbeiter aber sind bis zum Eintritt in das Heer, also in der schlimmsten Zeit der Entwicklung größten- teils sich selbst haltlos überlassen. Und die Folgen? Schon bei vielen 15—16 jährigen Burschen gilt regelmäßiger Alkohol- und Tabaksgenuß als Bedürfnis, Kartenspiel und Teilnahme an Tanzlustbarkeiten als selbstverständlich, schlüpfrige, unsaubere Unterhaltung als erlaubte Freiheit, Pietätlosigkeit gegen das Alter als Heldentat. „Das Jünglingsalter ist die Zeit, in der es in den Gemütern gärt und brodelt. Tausend Fragen bewegen das Herz, ein Heer ungelöster Rätsel stürmt auf das jugendliche Gemüt ein, das so oft in Zwiespalt gerät. Von der Antwort aus diese Fragen, von der Lösung dieser Rätsel hängt die künftige Lebensrichtung des jungen Menschen ab." Und in dieser Jugend liegt die Zukunft der Nation! Jeder hat den innern Kampf, der für Gesinnung und Charakterbildung notwendig ist, durchgekämpft. Sollen diese Jungen mit dem empfänglichen Herzen in diesem Kampfe unter- gehen, sollen sie verbittern, unzufrieden werden mit sich und der Welt? Der Jüngling fühlt, denkt und handelt nicht sozial; sein eigenes individuelles Interesse steht voran; von der Gesellschaft, in welcher er steht, hat er kein klares Bild, das Volksbewußtsein ist noch nicht erwacht; die Einsicht von der kulturellen und nationalen Bedeutung der Arbeit fehlt ganz. Darum handelt er auch so, wie es seinen Trieben und Neigungen entspricht, ist leicht agitatorisch auszubeuten, von anderen Meinungen zu beein- siussen, für utopistische, egoistische Pläne leicht zugänglich, steht oberflächlichen, leichtsinnigen Beurteilungen traditionell geheiligter Volkssitten, Volkstugenden, segensreicher Einrichtungen urteilslos gegenüber. Und wenn man bedenkt, daß ein solches unreifes Mitglied ohne soziale Einsicht, ohne nationales Bewußtsein der- einst berufen ist, mit dem Stimmzettel in der Hand das er- i*

8. Teil 1, Unterstufe - S. 9

1913 - Langensalza : Beltz
9 wirkungsvoll sind diese, wenn die Männer demselben Berufe an- gehören, den der Schüler sich erwählt hat. Männer wie Borsig, Krupp, Krause, Stephenson, Schichau usw. sind für den angehen- den Handwerker Vorbilder charaktervoller Standesgenossen, die ihn lehren, edel, hilfreich und gut zu sein, deren Lebensgang zeigt, wie mit geistigen und sittlichen Kräften ein gestecktes Lebens- ziel erreicht wird. Der gewerbekundliche Unterricht wird auch die Geschichte des Handwerks berücksichtigen müssen und zwar deshalb, weil auch diese reich an Momenten ist, die das Gemüt des Schülers anregen und befruchten. Handwerkstugend, Handwerksart, Hand- werksrecht gepaart mit Bürgersinn und Vaterlandsliebe werden dem Schüler vor die Seele geführt. Kerschensteiner sagt: „Das Leben der Zünfte im Mittelalter, ihr Aufblühen, ihr Niedergang, ihr Segen und ihr Fluch für den einzelnen Gewerbeangehörigen, das Darniederliegen des gesamten Gewerbes nach dem 30 jährigen Kriege, der allmähliche Aufstieg, der neue Kampf im 19. Jahrhundert, all das enthält eine Fülle von Momenten, die zweifelsohne eine starke Anziehungskraft auf den Lehrling ausüben — denn die Geschichte hat immer etwas Fesselndes für die Jugend. — Und Schritt auf Schritt begegnen wir dabei den brennendsten sozialen Fragen des Arbeitsschutzes, des Genossenschafts- und Gewerkschaftswesens, des Wohnungs- wesens, Fragen der Verfassung und Gewerbegesetzgebung, der Handels- und Verkehrsbeziehungen und zahlreichen Fragen allge- meinen ethischen Charakters/' Uber die Notwendigkeit gesetzeskundlicher Belehrungen, der Verwaltung und Verfassung von Gemeinde, Staat und Reich, die wir in den gewerbekundlichen Unterbegriff „Bürgerkunde" zu- sammenfassen, brauche ich mich hier nicht zu verbreiten. Hier kommt es darauf an, die sittlichen Kräfte nachzuweisen, die auch in diesem Stoffe schlummern. Es handelt sich nicht allein darum, durch Besprechung trockener gesetzlicher Materien Kenntnis von den staatlichen Einrichtungen zu vermitteln, sondern vor allen Dingen das Verständnis für die Grundlagen eines gesunden Staatslebens zu wecken. Es ist leider Tatsache, daß gerade die arbeitende Bevölkerung nationalem Denken und Fühlen ent- fremdet wird, daß schiefe und verkehrte Auffassungen über staat- liche Ordnungen und Maßnahmen verbreitet werden, daß die großen Opfer, die der Staat für die Volkswohlfahrt bringt, keinen sympathischen Widerhall finden, daß der Staat sich im Gegenteil die absprechendsten Urteile und die gewissenloseste Kritik seiner Einrichtungen gerade in den Kreisen gefallen lassen muß, die unsere Jugend am meisten beeinflussen. In dem Mangel an Einsicht in das moderne Leben liegt

9. Teil 1, Unterstufe - S. 16

1913 - Langensalza : Beltz
16 b) Aufgaben. 1. Euer Meister sucht zu Ostern einen Lehrling. Wohnung und Kost im Hause. 2. Eine Fabrik sucht mehrere Lehrlinge gegen wöchentliche Vergütung. C. Rechnen. Berechnung der Kosten für die Ausstattung des Lehrlings zur Konfirmation. 1. Ein Lehrling erhält zu seiner Konfirmation 1 Anzug für 29,50 Mo, 1 Paar Stiefel für 9,75 M, 1 Hut für 2,50 M, 1 Paar Handschuhe für 1,35 Jl, 2 Kragen ä 45 3jz, 2 Vorhemden ä 75 , 1 Schlips für 50 -P, und 1 Paar Manschetten für 80 9jt. a) Wie hoch belaufen sich die Ausgaben für seine Konfirmanden- ausstattung? d) Wieviel ist zu zahlen, wenn bei Barzahlung 4°/« Rabatt gewährt werden? 2. Er hatte während der letzten 4 Jahre seiner Schulzeit in der Konfirmandensparkasse gespart und zwar in jeder der 52mochen in den ersten beiden Jahren 20 3ji, im dritten Jahre 30 und im letzten 50 a) Wieviel hat er im ganzen ein- gezahlt? Er bekommt 65,77 M ausgezahlt, b) Wieviel Zinsen haben ihm seine Ersparnisse gebracht? e) Wieviel behält er von der Summe übrig, nachdem er seine Konfirmandenausstattung (siehe Aufg. 3b) bezahlt hat? 3. Ein Lehrling braucht zu seinem Anzug 2,70 m Stoff. Wie teuer kommt der Anzug, wenn 1 m 6,75 M kostet und der Schneider für Zutaten und Arbeitslohn 19,50 M berechnet? Nsjj 4. Die Mutter eines Lehrlings ist nicht imstande, den Kon- firmandenanzug sofort zu bezahlen und kauft diesen in einem Abzahlungsgeschäft. Sie zahlt auf den Anzug, der 30 Jl kosten soll, 9 M an und verpflichtet sich, wöchentlich 1,50 M ab- zuzahlen. Bei Barzahlung hätte der Anzug 25 M gekostet, a) Nach wieviel Wochen ist der Anzug bezahlt? b) Wieviel % ist er teurer wie bei Barzahlung? 5. Stelle zusammen, welche Ausgaben sich für dich bei der Konfirmation nötig machten! 2. Wichtigkeit und Notwendigkeit der Lehrzeit. A. Berufs- und Bürgerlunde. Wenn Ihr tüchtig in Euerm Berufe werden wollt, müßt Ihr die Lehrzeit recht ausnützen. Denn es fällt kein Meister vom Himmel! Ilm all die Handgriffe und Fertigkeiten zu lernen, die Ihr an Eurem Meister, an tüchtigen Gesellen bewundert, müßt Ihr unablässig lernen. Schon wenn Ihr all die zahlreichen Werkzeuge und Maschinen seht, mit welchen zu arbeiten Ihr

10. Teil 1, Unterstufe - S. 17

1913 - Langensalza : Beltz
17 fernen sollt, wenn Ihr die verschiedenen Materialien erblickt, von denen jedes eine andere Bearbeitung erfordert, seht Ihr ein, daß -eine lange Zeit nötig ist, um Euren Beruf gründlich und ord- nungsmäßig zu erlernen. Und diese Zeit ist nicht immer angenehm. Besonders zu An- fang wird es Euch oft nicht gefallen. Der Übergang von der heiteren, sorglosen Kinderzeit zum ersten ernsten Arbeiten ist ein plötzlicher und oft ein gar schwerer. Aber doch müßt Ihr aus- halten im selbst gewählten Beruf, dürft nicht gleich den Mut verlieren, nicht die Flinte ins Korn werfen, wenn auch die Lehr- zeit eine schwere Zeit ist, reich an Mühe und Arbeit. Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre! Denkt daran, wie schnell auch diese Jahre verschwunden sein werden, wie schnell damit die Zeit, in der Ihr Euren Beruf erlernen sollt. Darum noch einmal: Nützet die Zeit! Nachher ist es meistens zu spät, das Versäumte machzuholen. Denkt an das Sprichwort: „Was Hänschen nicht lernt, Lernt Hans nimmermehr!" Nehmt Euch in Eurer Arbeit ein Vorbild an Eurem Vater, an Eurem Meister. Auch sie haben in ihrer Jugend die Lehr- jahre durchmachen müssen. Lebt ihnen nach, werdet tüchtig, wie sie es sind! Euer Lesebuch gibt Euch noch andere Vorbilder, von denen Ihr lernen könnt, wie man durch Fleiß und Ausdauer vorwärts kommt und das gesteckte Ziel erreicht. Folgt ihrem Beispiel! (Lesen entsprechender Lebensbilder, z. B. Alfred Krupp, Borsig, Zeppelin, Franklin, Watt usw.) Zur Wiederholung. 1. Warum ist die Lehrzeit notwendig? 2. Wie müßt Ihr die Lehrzeit verbringen? 3. Wer gibt Euch hierzu ein gutes Beispiel? 6. Schriftliche Arbeit. Als Ihr in der Zeitung das „Lehrlings-Gesuch" Eures Meisters gefunden hattet, da habt Ihr Euch teils persönlich, teils schriftlich um die Lehrstelle beworben. Ihr, die Ihr in Langen- salza oder einem benachbarten Orte daheim seid, Ihr habt Euch gleich persönlich Eurem Meister vorgestellt, seid mit Eurem Vater eines Tages zu ihm gegangen, und alles Nötige wurde beredet. Anders war es bei denjenigen, die nicht in der Nähe unserer Stadt zu Hause sind. Diese haben sich zunächst schriftlich um die Lehrstelle beworben, und erst, als sie darauf von ihrem Meister dazu aufgefordert wurden, sind sie gekommen, um sich persönlich vorzustellen. Maaß, Handbuch. 2
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