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1. Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation - S. 105

1911 - Langensalza : Beltz
Die deutschen Städte im Mittelalter. 105 das Besteigen der Zinnen. So war jede Stadt eine starke Festung, und „der Buschreiter, welcher vou seinem Klepper auf den ungeheuren Steinkasten schaut, denkt begehrlich bei blinkenden Kreuzen und Knöpfen an die tausend herrlichen Dinge, welche die Stadt seinem Wunsche vorenthält. Aber zwischen ihm und der Stadt steht auf einem Hügel der Rabenstein, und Krähen fliegen dort um formlose Bündel an dem hohen Stadtgalgen." (Fr. W. Barthold und Gustav Freytag.)*) Überschrift? Zusammenfassung: Wie die Bürger des Mittelalters die Stadt befestigten. 3. Wie sah esim Innern der mittelalterlichen Stadt aus? a) Das Innere der Stadt glich einem großen Dorfe. Da gab es neben prächtigen Palästen Bauernhöfe mit Viehställeu, Scheunen und Schuppen; denn viele Bürger hatten vor den Toren der Stadt ihre Äcker, Wiesen und Weingärten. Die Straßen wanden sich gekrümmt, oft im Sacke endend, hin und her. Man schloß in Kampfeszeiten fogar einzelne Gassen durch Tore oder hängte des Nachts Sperrketten ein. Trat Regen-wetter ein, so war das Betreten der Straße schier unmöglich; der Schmutz lag oft so hoch, daß man nicht darüber hinwegkommen konnte. Wer in der Dunkelheit durch solche Straßen gehen mußte, schwebte in stäudiger Gefahr, sich die Glieder zu brechen; denn tagsüber hatten die Schweine, die sich nach Herzenslust vor den Häusern tummeln dursten, den Boden tief aufgewühlt. Kehricht- und Düngerhaufen lagen umher. Regenwasser und allerlei Unrat aus Häusern und Ställen flössen auf den Straßen dahin, unerträglichen Gestank verbreitend. Schleusen gab es nicht. Vor den Haustüren und da, wo Straßen sich kreuzten, erleichterten wohl Holzpfosten den Übergang über den Schmutz. Erst in späterer Zeit führte in der Mitte der Straße ein gepflasterter Weg, Bürgersteig genannt, entlang. Unter allen weltlichen Gebäuden ragte das Rathaus hervor. Auf seinem schlanken Turme hing die Glocke mit den Glöcklein, die zur Rats-, zur Gemeindeversammlung oder sonstigen ernsten Dingen riefen. Auf ihm lugte der Wächter ins Weichbild aus. Kirchen, Rathäuser und Kaufhallen wurden gemeinsam mit großer Ausdauer prachtvoll aufgebaut. Himmelhoch erhoben sich die Türme. Soest, das späterhin fast zum Dorfe herabsank, zählt noch heute sechs betürmte Kirchen und Kapellen. Die Bürgerhäuser blieben Jahrhunderte hindurch sehr einfach. Sie bestünden nur aus Fachwerk und ragten mit dem Giebel nach der Straße. Die oberen Stockwerke traten über die untern hervor und verengten die schmalen Gassen so sehr, daß sie kaum den Himmel blicken ließen. So leichte, beengte Bauart begünstigte die ungeheuren Feuersbrünste, welche alle unsere Städte oftmals heimsuchten. (Nach Albert Richter ^Geschichtsbilder^ und Fr. W. Barthold.) Zur Vertiefung« Welche Nachteile hatten die schlechten Straßenverhältnisse für die Gesundheit der Bürger? *) Friedrich Wilhelm Barthold, Geschichte der deutschen Städte und des deutschen Bürgertums. Teil Iii. Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenh.it.

2. Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation - S. 10

1911 - Langensalza : Beltz
10 Die alten Deutschen. aber lebten wilde Tiere in großer Zahl. Bären, Wölfe, Luchse, Wildschweine, Wildkatzen, Auerochsen mit Mähnen und schwarzen Hörnern, Renntiere, Hirsche, Rehe und Hasen. Das undurchdringliche Gestrüpp der Wälder war von unzähligen Schwärmen wilder Waldbienen bevölkert. Aus den Sümpfen und Wasserlachen erscholl das Geschnatter der Wildgänse. Vertiefung." Warum herrschte in dem Lande ein rauhes Klima? Warum hatten tue Wälder einen so reichen Wildbestand? Warnm sind die meisten dieser Tiere ans den deutschen Wäldern verschwunden? Welche Bedeutung hatte der Waldreichtum des Landes für das Leben der alten Deutschen? a) Der Wald lieferte Holz zum Bauen, zur Anfertigung der Haus- und Ackergeräte und der Waffen, b) Er bot Nahrung für Menschen und Vieh (Wild, Beeren, Honig, Eicheln). Überschrift? Zusammenfassung: Wie das Land der alten Deutschen aussah. 2. Wie werden unsere Vorfahren in dem unwirtlichen und rauhen Lande gelebt haben? a) Städte und Dörfer gab es im alten Deutschland nicht. Die einzelnen Wohnungen lagen zerstreut und weit voneinander. Wo dem Germanen gerade ein freier Platz am Walde, eine Wiese, eine Quelle oder ein Feld behagte, da siedelte er sich an. Bergabhänge und Sandhügel wurden als Bauplätze bevorzugt. Wie mögen die germanischen Wohnungen ausgesehen haben? Steinerne Häuser kannten unsere Vorfahren noch nicht. Sie errichteten sich Holzbauten. Unbehauene Baumstämme wurden übereinander geschichtet und die Zwischenräume mit Moos und Reisig verstopft und mit Lehm verklebt. Die Dächer wurden mit Schilf und Stroh gedeckt. Das Innere des Hauses bestand aus einem einzigen Raum ohne Zwischenwände und Abteilungen; festgetretene Erde bildete den Fußboden. Auf dem Hofe tummelten sich die Haustiere: Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Hühner. Ein Zaun ans Pfählen und Weidengeflecht schloß den Hofraum nach außen hin ab. Durch ein großes, aus dicken Baumstämmen verfertigtes Tor gelangte man ins Freie. [Bild: „Germanisches Getiöft".] Überschrift? Zusammenfassung: W i e die alten Deutschen wohnten. b)Wie kleideten s i e sich? Obgleich die Germanen ein abgehärtetes Geschlecht waren und bereits die Kinder an alle Unbilden der Witterung gewöhnten, so mußten sie den Körper doch durch warme Kleidung schützen. Männer und Frauen trugen ein leinenes Unterkleid. Bei den Männern reichte es bis ans Knie, bei den Frauen war es etwas länger und mit bunten Bändern geziert. Die Männer schlugen darüber ein großes viereckiges Stück Wollzeug ober ein Tierfell. Am Halse wurde es durch einen fingerlangen Dorn des Schlehenstrauches ober des wilben Zwetschenbaumes zusammengehalten. Die Rheingermanen waren in der Kleibung wählerischer als die Volksgenossen im Inneren des Laubes; sie trugen Leinenhosen und schmückten sich mit kunstvoll gearbeiteten Spangen, die sie von den römischen Hänblern kauften. An den Füßen trug man Sohlen

3. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 2

1913 - Langensalza : Beltz
^ Die alten Deutschen. Es war im Bayerland. In dem Dorfe Eining war ein neuer Pfarrer angestellt worden. Eines Tages ging er hinaus, um seine Pfarrfelder zu besichtigen. „Vor einem Felde blieb 'er lange stehen, sah hinein und schüttelte den Kopf. Während überall das Getreide hoch und schön stand, wuchs es an manchen Stellen dünn und niedrig, und immer war es ein viereckiger Fleck, der mitten im grünen Meer so gelb aussah. Da kam auch schon der Bauer Scheuenpflug auf ihn zu. ,Sehen Sie sich die Hitzslecken an, Herr Pfarrer', sagte er. ,Jch habe auf meinem Felde auch einen solchen Hitzsleck, der über fünfzig Meter lang und über zwanzig Meter breit ist. Auch dort am Wege gibt es solche Hitzslecken. Wenn der Sommer trocken ist, dann fällt da in langen Reihen das Getreide um. Die viereckigen Flecke sehen alle aus, als wenn da unten im Boden die Mauern eines Hauses wären!' Andere Bauern, die vorüber gingen, blieben stehen und hörten zu. ,Wenn man auf unserer Flur hinter dem Pslug hergeht und ein wenig tiefer ackert als sonst, stößt man in der Länge von einer halben Stunde und in der Breite von einer Viertelstunde auf Backsteine und allerlei Altertümer; die Mörtelbrocken ackert man mit heraus, und der Pflug wird stumpf. Wenn man an einer solchen Stelle tiefer gräbt, findet man richtige Mauern.' Diese Rede eines Knechtes wurde von den anderen Bauern bestätigt. Jeder wußte etwas Besonderes hinzuzufügen. Als der Pfarrer heimkam, dachte er über alles nach; er wußte, was das alles bebeute. Er verstänbigte sich mit dem Bürgermeister, bestellte viele Arbeiter und begann das Graben im großen. Da gruben sie eine ganze römische Festung aus. Sie war hunbertfünfzig Meter lang und hundertzwanzig Meter breit und hatte vier Wallmauern und vier Tore und zwanzig Türme an den Mauern. Zwischen den Mauern lagen Grabsteine für römische Soldaten und ihre Frauen und Kinder. Sie fanden viele Münzen, Teller, Schüsseln, Krüge, Koch- und Trinkgeschirr, Eimer, dickes Fensterglas, Haarnadeln aus Bein und Armreife aus blauem Glas, Ringe, Messer, Scheren, Beile, Bohrer und Meißel, eine Schnellwage und eine kleine Glocke, viele Nägel, zwei Panzer, ein Schwert und Lanzen. Auch mehrere Gebeine wurden ausgegraben." Solcher Ausgrabungen sind in Deutschland viele unternommen worden. Man hat daraus erfahren, daß hart an der Grenze des alten Deutschlands die Römer gewaltige Festungen errichtet hatten. Auch im Innern Deutschlands hat man Römerfunde gemacht, und dadurch hat sich die Nachricht jener alten Geschichtsschreiber bestätigt, nach der die Römer mehrmals im Lande der alten Deutschen gewesen sind und einen Teil unseres Vaterlandes sogar für einige Zeit beherrscht haben. Zusammenfassung: Was erzählen uns nu n j e n e G e f ch i ch t sf ch r e i b e r und Funde im einzelnen von unseren Vorfahren? 1. Wie unser Vaterland in alter Zeit aussah. In der Zeit, da Jesus Christus auf Erden wandelte, war unser Vaterland noch eine undurchdringliche Wildnis. Dichter Urwald bedeckte den größten Teil des Landes. Meilenweit mußte man wandern, ehe man ans den Wäldern herauskam. Da gab's kein Gasthaus, welches dem müden Wanderer Erquickung bot und ihn zur nächtlichen Rast einlud. Mächtige Bäume ragten gen Himmel, und ihr dichtes Laub ließ das Sonnenlicht kaum zum Boden gelangen. Daher war die Luft feucht und kühl und meistens von Nebel erfüllt. Der schöne blaue Himmel war selten zu sehen; er wurde von grauen Wolkenmassen verfinstert. Der Waldesboden war von dichtem Strauchwerk be-

4. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 4

1913 - Langensalza : Beltz
4 Die alten Deutschen. schaffen, ohne Ausdauer in Mühe und Arbeit und am wenigsten fähig sind, Durst und Hitze zu ertragen. An Kälte und Hunger dagegen hat den Germanen sein Himmelsstrich gewöhnt." Unsere Geschichtsforscher haben gefunden: Die Germanen stammten wie die Griechen und Italiker von der großen Völkerfamilie der Jndogermanen ab, die in grauer Vorzeit in dem großen Steppengebiete an der unteren und mittleren Wolga gewohnt haben sollen. Man hat nämlich die Sprachen der einzelnen Völker, die Europa heute bevölkern, miteinander verglichen und dabei entdeckt, daß eine ganze Reihe von Wörtern allen gemeinsam ist, natürlich nicht bis auf den Laut und Buchstaben. Daraus hat matt geschlossen: Also müssen wohl alle früher einmal dieselbe Sprache gehabt haben. Von dem ursprünglichen Stammvolk haben sich dann im Laufe der Zeiten ganze Stämme abgesondert; das Wolgagebiet war bald so dicht bevölkert, daß alle Jndogermanen mit ihren reichen Rinder-, Schaf- und Ziegenherden nicht mehr Raum hatten. Darum verließen große Haufen mit ihrem beweglichen Gut, ihren Karren und Herden, die alten Plätze und zogen nach Osten und Norden. So wurden von ihnen schließlich Skandinavien, Jütland, sowie das ganze Binneneuropa, das Land zwischen Karpathen, Alpen, Rhein, Nord- und Ostsee besiedelt. Diese weiten Gebiete waren vor der Einwanderung der Germanen schon bewohnt. Es wohnten hier die Kelten. Sie wurden durch die anstürmenden Germanen über den Rhein gedrängt. Überschrift? Zusammenfassung: Wie die Germanen in Deutschland einwanderten. 3. Wie werden unsere Vorfahren in dem unwirtlichen und rauhen Lande gelebt haben? Das Lehmannsche Bild „Germanisches Gehöft" hängt vor der Klasse. Durch die Betrachtung desselben wird unter Ergänzung des Lehrers folgender Stoff gewonnen: A. Städte gab es im alten Deutschland nicht. Nur hin und wieder traf man auf kleine Dörfer. Aber diese sahen ganz anders aus als unsere Dörfer. Straßenzüge gab es nicht. Die einzelnen Wohnungen lagen zerstreut und weit voneinander. Wo dem Germanen gerade ein freier Platz am Walde, eine Wiese, eine Ouelle oder ein Feld behagte, da siedelte er sich an. Bergabhänge und Sandhügel wurden als Bauplätze bevorzugt. Wie mögen die germanischen Wohnungen ausgesehen haben? Steinerne Häuser kannten unsere Vorfahren noch nicht. Sie errichteten sich Holzbauten. Unbehauene Baumstämme wurden übereinander geschichtet und die Zwischenräume mit Moos und Reisig verstopft und mit Lehm verklebt. Die meisten Häuser waren schlichte Fachwerkbauten. Aus Baumstämmen wurde zunächst ein Hausgerüst errichtet. In den einzelnen Feldern schichtete man Pfähle aneinander, und die Zwischenräume verstopfte man mit Stroh und Schilf, das man wieder mit einem Lehmbrei bewarf. Die Dächer wurden mit Schilf und Stroh gedeckt. Unter den mächtigen Eichen hatte das Wohnhaus einigermaßen Schutz gegen den Sturm. An den Hof grenzte auf der einen Seite die Wiese, auf welcher die Pferde, Fohlen, Kühe und Rinder weideten, während auf der anderen Seite die Ackerflur sich weithin ausdehnte. Zwischen beiden lag der durch eine Wallhecke eingehegte Kamp (Hof). Nahe oberhalb des Hofes befand sich die Bleiche, auf die man durch eine in den Hofraum eingelassene Pforte gelangte, und auf welcher lange Streifen weißen Leinens ausgebreitet lagen.

5. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 7

1913 - Langensalza : Beltz
Die alten Deutschen. ' Das ging einige Jahre. War der Acker ausgezehrt, so machte sich die Sippe auf und suchte sich ein neues Stück Land. Hier lebte man ebenso. _ (Diese erste Stufe des Ackerbaues wird Feldgraswirtschaft genannt.) Als die Germanen in Dörfern zusammenwohnten, verwandte man auf den Landbau mehr Fleiß und Sorgfalt. Die Dorfflur wurde in drei Teile geteilt: Winterfeld, Sommerfeld, Brachfeld. (Dieser Dreifelderwirtschaft begegnen wir erst in der Frankenzeit.) Jedes der drei Felder (Gewanne) teilte man wieder in kleinere Stücke. Das waren die „Acker". Sie wurden alljährlich durch das Los verteilt. Die Ackerfläche jeder Hufe bestand also aus einer Anzahl viereckiger Ackerstücke, die in den drei Hauptfeldern der Flur verteilt lagen. Jedes Gewann, d. h. jedes Hauptfeld, wurde mit derselben Frucht bebaut. So durfte der Germane nicht schalten, wie er wollte, sondern war an den Gemeindebe^ schluß der Dorfgemeinde gebunden (Flurzwang). Das Brachfeld blieb „brach", unbebaut, liegen, bis es sich wieder erholt hatte. Der Acker wurde also nicht gedüngt. Bei einer solchen Bodenbewirtschastung konnte der Ertrag nur hinreichen, solange sich die Zahl der nahrungsbedürftigen Menschen nicht bedeuten^ vermehrte. Als die Einwohnerzahl des Dorfes, Gaues, Volkes merklich gestiegen war, da erhob sich sofort laut und leidenschaftlich die Forderung nach neuem Acker- und Weidegrund. Weil nun bei dem Flur- und Weidezwang eine Vermehrung des Getreidebaues und des Viehbestandes gänzlich ausgeschlossen war, so blieb nichts anderes übrig als die Erweiterung der Grenzen gegen schwächere Nachbarvölker. So kam es zu unablässigen inneren Kriegen. Oft mußte ein Teil des Volkes ausziehen und sich neue Fluren suchen:). Vertiefung. Der Charakter des altgermanischen Wirtschaftslebens: Wohnsitz, Feld, Wiese, Wald hatten alle gemeinsam, es war ihr Gemeineigentum. Sie nutzten es gemeinsam, hatten also Gemein-nutzung. Der Ertrag des Gemeineigentums kam allen in gleicher Weise zugute, sie hatten Gemeingenuß. Sie wirtschafteten gemeinsam; bei ihnen bestand also Gemeinwirtschaft. Alle Werkzeuge, die der Germane in der Feld-, Garten- und Hausarbeit gebrauchte, sowie die Waffen, stellte er selbst her. Sogar die Häuser bauten sie sich selber. Es gab noch keine Maurer, Zimmerer, Schreiner, Böttcher, Kürschner, Schmiede. Die alten Germanen trieben Haus- oder Eigenwirtschaft, diearbeit war ungeteilt. Doch das blieb nicht immer so. Als die Sippen seßhaft wurden, entstand der Sond erbesitz; er beschränkte sich ans die Hofstätte. Ackerland, Wiesen, Weiden, Wald blieben Gemeinbesitz. Jeder Freie erhielt in der Dorfflur alljährlich eine Zahl Äcker in den drei Gewannen zur Sonder-nutzung und zum Sondergenuß. — In späterer Zeit bekam der Freie ein Stück des Ackerlandes zur dauernden eigenen Bewirtschaftung. So ent- l) Für den Lehrer: „Er ist im letzten Grunde der Flnrzwang, welcher die Völkerwanderung veranlaßte, der kurze Zeit darauf unter Karolingern, Sachsen- u. Frankenkaisern die Kolonisation in den Osten der Elbe trug, der die Städte füllte, der große Völkermassen in die Kreuzzüge trieb, der unmittelbar darauf die deutsche Pflug-fchar bis über die Weichsel, ja weit hinein nach Ungarn führte. Die große Kolonistenbewegung der Germanen wird erst gehemmt, seit der deutsche Bauer zur Hörigkeit herabgedrückt und ihm die Auswanderung durch einen gestrengen Herrn gewehrt wird." (Freytag, Bilder a. d. d. V. I, S. 74.)

6. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 24

1913 - Langensalza : Beltz
Die alten Deutschen im Kampfe mit den Römern. ander bekümmerten, so waren frühere Nachbarn der Ubier doch darüber empört, daß diese sich so behandeln ließen. Als sie gar Miene machten gegen die Ubier zu Felde zu ziehen, bat Cäsar seinen Kaiser Augustus, ein Regiment römischer Soldaten nach den: Ubierdorf zu schicken. Es wurde eine Kaserne ein Kastell, gebaut. Das Ubierdorf war ein militärischer Stützpunkt der Römer geworden. Damals mußten die römischen Soldaten lange dienen. Sie führten die Waffen bis ins hohe Alter. Bei ihrer Entlassung bekamen sie ein Stück Land und verlebten den Rest ihres Lebens als kleine Bauern. Die ausgedienten Soldaten des ubischeu Kastells blieben in der Regel bei den Ubiern wohnen Sie bauten sich in der Nähe des Ubierdorfes ihre Häuser und bestellten ihre Acker. Manche lebten als Handwerker. So vergrößerte sich das Ubierdorf immer mehr und wurde schließlich eine Stadt. Aus ihr ist das heutige Köln entbanden. Augustus ließ noch eine ganze Reihe von Kastellen am Rheine anlegen. So war die ganze Rheingrenze militärisch gesichert. Die Germanen mußten diesseits des Stromes wohnen bleiben. Nun konnten sie nicht mehr wandern. Da mußten sie ihr Nomadenleben aufgeben; denn das Land vermochte es nicht zu ertragen, daß viele beieinander wohnten und die Herden bald hierhin, bald dorthin trieben. Die Germanen wurden so seßhaft, bauten sich Steinhäuser und lebten in Dörfern als Ackerbauer. So lebten Römer und Germanen zunächst einige Zeit friedlich nebeneinander. Römische Kaufleute kamen über den Rhein und verkauften den Germanen römische Waren und Schmuckgegenstände. Dabei lernten die Germanen römisches Geld kennen; mancher bildete sich etwas darauf ein wenn er einen römischen Händler beherbergen konnte. Nach und nach lernten die Deutschen auch die römische Sprache verstehen. Gespannt horchten sie auf die Erzählungen der Händler von dem Leben in der Kaiserstadt Rom; neugierig sahen sie zu, wenn die Soldaten bei den Standlagern militärische Übungen machten. Solche blinkenden Panzer und Schwerter, wie die Römer sie trugen, hatten die Deutschen noch nicht gesehen. Da gefiel dann manchem die einfache deutsche Kleibung und die roh gefchmiebete Waffe nicht mehr; er wäre gerne selber ein stattlicher römischer Kriegsmann geworben. Die römischen Felbherren hörten das und luben germanische Jünglinge ein, ins römische Heer einzutreten. Viele folgten freubig dem Rufe. Damals wanberte auch ein junger Fürstensohn, Armin geheißen, aus den dunklen Wälbern der bentschen Heimat nach dem sonnigen Italien. Mit Staunen sah er bte am Tiberslusse sich weit ausbehnenbe Stadt Rom mit ihren Marmorpalästen, ihren prächtigen Tempeln, ihren großartigen Bäbern und dem Zirkus. „Die größte Bewunberung erregte in ihm der Anblick der gepanzerten römischen Soldaten, ihr gleichmäßiges Marschieren, die Schnelligkeit, mit der ein jeber, gehorsam dem Worte des Führers, seinen Platz sanb, ihre Gewanbtheit in der Führung der Waffen, die Geschicklichkeit, mit der sie ein fe|te§ Lager bauten. Da war alles anders als bei seinen tapferen Lanbsleuten, die, schlechter bewaffnet, zwar Wunben und Tod nicht scheuten, aber sich ungern einem Befehle fügten. In bieses Heer trat er ein. Seine Gewanbheit, seine Tapferkeit fiel den römischen Offizieren auf. Goldene Ehrenketten würden ihm zuteil; er, der germanische Häuptlingssohn, er* hielt die Würbe eines römischen Ritters. Aber ein Römer würde er barum nicht. (5r sehnte sich nach Dentschlanbs Eichenwälbern, nach den Jagben aus Bären und Auerochsen, nach dem Leben unter seinen Volksgenossen. So kehrte er in die Heirat, inscheruskerlanb,zurück; seinherz war beutsch geblieben." (Wagner-Lampe.)

7. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 38

1913 - Langensalza : Beltz
oo Die Völkerwanderung. A. Alarich. 1. Ums Jahr 375 drang das wilde Reitervolk der Hunnen aus Asien in Europa ein. Schrecken und Entsetzen ging vor ihnen her. Die Ostgermanen konnten diesem furchtbaren Anprall nicht standhalten. Die meisten von ihnen wurden von den Hunnen unterjocht und tributpflichtig gemacht, zuerst die hart an der Grenze wohnenden Alanen und Ostgoten. Die westlichen Nachbarn der letzteren, die Westgoten, zogen es vor, beizeiten die Heimat zu verlassen. Aber welchen Weg sollten sie einschlagen? Das Land war überall besiedelt. Zum Überlegen war nicht viel Zeit. Die Hunnen stürzten unaufhaltsam vorwärts nach dem Westen. Der Stammesfürst der Westgermanen berief alle Häuptlinge zu sich und beredete sich mit ihnen. Man beschloß zu versuchen, nach Süden durchzukommen: „Dort liegt das schöne Land der Römer. Wir wollen ihren Kaiser bitten, uns in sein Reich aufzunehmen. Dafür wollen wir für die Römer die Grenzwacht übernehmen!" In allen Dörfern der Westgoten wurde es lebendig. Das Vieh wurde auf den Weiden zusammengetrieben. Schadhafte Wagen und Geschirre wurden repariert. Alles Entbehrliche wurde zurückgelassen und größtenteils verbrannt. 2. a) Der Tag des Aufbruchs rückte heran. Schon vor Sonnenaufgang standen die Wagen mit Korn und Hausrat bepackt. „Über die Wagen spannte sich die Decke von Leder. Die Wagenräder waren Holzscheiben ohne Speichen. Die gejochten Rinder brüllten. Frauen und Kinder trieben das Herdenvieh hinter den Wagen zusammen. Große Hunde umbellten das Fuhrwerk. Das neue Land war weit und fast allen unbekannt. Keiner wußte, ob die Götter der Heimat auch dort Schutz gewährten. Mit der aufgehenden Sonne erhoben sich die Fahrenden. Ans dem tiefen Walde kamen noch immer Wagen hinter Wagen. Es war ein endloser Zug. Knarrend bewegte sich der ganze Wagenpark jetzt vorwärts. Von der Höhe der nächsten Berge sahen die Auswanderer noch einmal nach der Heimat zurück. Mancher tapfere Germane warf einen Fluch zurück gegen die Hunnen, die bald von dem verlassenen Lande Besitz nehmen würden. Jetzt befand sich der Zug mitten im Gebirge. Der Bergwald nahm alle auf. Mühsam war die Fahrt auf steinigen Wegen. Oft mußten die Männer von den Rossen steigen und mit Haue und Spaten die Bahn fahrbar machen. Wild erscholl der Ruf und der Peitschenschlag der Treiber. Die Knaben sprangen hinter den Wagen und hemmten den Rücklauf durch Steine, und doch zerrten die Zugtiere machtlos, bis ein Gespann dem andern half oder Männer und Frauen die starken Schultern an die Räder stemmten. War der Weg besser, dann umritten die Männer spähend den Zug mit gehobenem Speer, bereit zum Kampfe gegen Raubtiere oder rechtlose Waldläufer. Als der Abend nahte, machte das Ganze Halt. Die Zugtiere wurden abgeschirrt, die Wagen zu einer Burg zusammengestoßen und im Ringe herum die Nachtfeuer auf zusammengetragenen Steinen angezündet. Die Abendkost wurde verzehrt. Dann schlugen die Männer aus Stangenholz die Hürde für die Herde und verteilten die Wachen. Nach beendetem Mahle wurden die schlaftrunkenen Kinder unter dem Lederdach geborgen. Nach ihnen stiegen die Frauen in das enge Gemach; nur die Männer saßen noch eine Weile beim Trinkhorn gesellt, bis auch ihnen die Augen schwer wurden. Dann hüllten sie sich in Pelze und Decken und legten sich an die Feuer oder unter die Wagen. Nur die Wächter umschritten die Wagenburg1). 2) Nach Gustav Freytag, Die Ahnen I.

8. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 82

1913 - Langensalza : Beltz
Heinrich I. Fund und getäuschter Hoffnung; die Zellen der Brüder wurden durchsucht; nur spärlicher Haushalt war drinnen. ,Zeig uns die Schatzkammer!' sprachen sie zu Heribald. Der tat's gern, wußte er doch, daß das Kostbarste geborgen war. Nur versilberte Leuchter und der große Smaragd von Glasfluß waren noch vorhanden. ,Schlecht Kloster!' rief einer, ,Bettelvolk!' und trat mit gewappnetem Fuß auf den unechten Edelstein, daß ein mächtiger Sprung hineinklirrte. Den Heribald belohnten sie mit Faustschlägen, daß er betrübt hinwegschlich. Droben im Hose entstand ein wilder Lärm; etliche hatten die Kirche durchsucht, auch eine Grabplatte aufgehoben, da schaute ein verwitterter Schädel aus dunklem Gewände zu ihnen empor: das schreckte selbst die Ungarn zurück. Zwei der Gesellen stiegen auf den Kirchturm, dessen Spitze nach herkömmlichem Brauch ein vergoldeter Wetterhahn zierte. Mochten sie ihn für den Schutzgott des Klosters oder für echtes Gold halten: sie kletterten auf das Turmdach; verwegen saßen die zwei Gestalten oben und stachen mit ihren Lanzen nach dem Hahn; da erfaßte sie plötzlicher Schwindel, ein Schwanken, ein Schrei, — gebrochnen Genicks lagen beide im Klosterhof. Die Leichnahme trug man in den Klostergarten. Aus den Holzstämmen, die Heribald in der Frühe umgeworfen, ward ein Scheiterhaufen errichtet; aus des Klosters Bücherei waren die übrig gebliebenen Bücher in den Hof herunter geworfen worden, die brachten sie als nützlichen Brandstoff herbei und füllten die Lücken am Holzstoß. 3. Dann schritten sie zum Hofe. Den ganzen Heuvorrat des Klosters hatten die Ungarn umhergestreut und lagerten darauf, des Mahles gewärtig. Mit gekreuzten Armen stand Heribald und schaute zu ihnen nieder: das Heidenvolk kann nicht einmal sitzen, wie's einem Christenmenschen geziemt, wenn er sein täglich Brot verzehrt, — so dachte er; doch sprach ex’§ nicht aus. Ein Ochse war am Spieß gebraten. Was sonst der Klosterküche Vorrat bot, ward gereicht; sie fielen hungrig darüber her. Mit kurzem Säbel ward das Fleisch heruntergehauen; die Finger der Hand vertraten bei den Schmausenden die Stelle von Messer und Gabeln. Aufrecht stand das große Weinfaß im Hofe, das aus dem Keller heraufgeschleppt worden war, ein jeder schöpfte daraus, so viel ihm beliebte; da und dort kam ein kunstgeformter Kelch als Trinkgefäß zum Vorschein. Auch dem Heribald brachten sie Wein; wie er aber daran nippte, flog ihm ein halb abgenagter Knochen an den Kopf, — er schaute schmerzlich auf; aber er sah, daß noch manchen der Schmausenden ein gleiches Schicksal ereilte; sich mit Knochen werfen, war ungarischer Brauch anstatt eines Nachtisches. Währenb sie ihre Lust im Trunke stillten, begannen sie ein ungesügtes Singen. Zwei der jüngent Reitersmänner trugen ein altes Lieb zum Preise des Königs Etzel vor. Wie Eulenschrei und Unkenruf klang der Chorus; dann traten etliche auf Heribalb zu und machten ihm beutlich, daß auch von ihm ein Gesang verlangt werbe. Er wollte sich weigern, es half nichts. Da stimmte er mit klagenber Stimme einen Sang zu Ehren des Erlösers an. Staunend horchten die Trunkenen den Tönen des alten Kirchenliebes; wie eine Stimme aus der Wüste klang ihnen die frembe Weise. 4. Der Jubel ging zu Ende, der Wein war verbraucht; ba gebot Ellak, die Toten zu verbrennen. In eines Augenblicks Schnelle saß der Schwarm zu Rosse, in Reih und Glied ritten sie zum Scheiterhaufen. Vom ältesten der Ungarn wurden die Pferde der Toten erstochen und zu den Leichen ihrer Herren gelegt; einen schauerlichen Weihespruch rief der greife Ungar über die Versammelten^

9. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 108

1913 - Langensalza : Beltz
108 Heinrich Iv. Anrecht darauf. Da wundert es uns garnicht, daß sie mit der Kaiserin unzufrieden wurden. Durch die Zurücksetzung fühlten sie sich beleidigt und wollten ihr Reckt mit Gewalt durchsetzen. Die Kaiserin Agnes war über die Unzufriedenheit nitihr im mindesten bekümmert. Sie sorgte sich überhaupt nickt allzu viel um das, was im Reiche vorging, und feierte lieber große Feste. Im Frühling des Jahres 1062 veranstaltete sie wieder einmal ein solches Fest. Es war zu Kaiserswerth a. Rh. Alle Fürsten der Umgegend waren dazu eingeladen, u. a. auch der Erzbischof Auno von Kölm Er war einer der bedeutendsten Kirchenfürsten und einer der angesehensten Landesherren im Reiche. Er mußte sich über seine Zurücksetzung schwer gekränkt fühlen. Trotzdem hatte er die Einladung zu dem Frühlingsfeste angenommen. Das Fest hatte bereits begonnen. Buntes Leben und Treiben herrschte in Kaiserswert und besonders draußen vor der Stadt, wo der Festplatz lag. Da waren viele Zelte errichtet, in welchen den Festteilnehmern Trank und Speise gereicht wurde. Tänzer und Tänzerinnen, Seilkünstler und Jongleure und 97lnsikkapellen sorgten für Unterhaltung. „Heute kommt der Erzbischof! Die Kaiserin hat es soeben verkünden lassen," ging es plötzlich durch die bunten, lustigen Reihen. Kaiserliche Herolde standen am Rheinufer und spähten nach Süden, woher die erzbischöflichen Schiffe kommen mußten. Gegen Mittag war's. „Er kommt! Er kommt!" rief das Volk, das sich zahlreich am Ufer eiuge-funden hatte. Jetzt schritt auch die Kaiserin mit ihren Dienern und Dienerinnen und dem jungen Kaiser Heinrich zur Landungsstelle, um den hohen Gast zu empfangen. Die Schiffe kamen heran, näher und näher. Die Musikanten spielten. Die Schisser zogen die Ruder ein, und Erzbischof Anno stieg mit seinen Gefährten ans Land. Nach der Begrüßung fand ein Festmahl statt. Der junge Kaiser speiste neben dem Erzbischof. Nachdem die Tafel aufgehoben war, begann aufs neue der Festjubel und Trubel. Der junge Heinrich zeigte großen Gefallen an den prächtigen Schiffen, die dort am Ufer lagen. Als der Erzbischof das merkte, lud er den Knaben ein, mit auf sein Schiff zu kommen, um sich die Einrichtung genauer anzusehen. Gern folgte Heinrich. Als die beiden einstiegen, gab der Erzbischof den Ruderern einen Wink und sprach: „Fahrt hinaus aus den Strom; der Knabe soll sehen, wie sicher und ruhig mein Schiff dahinfährt." Die Ruderer stießen vom Lande, und das Schiff schoß durch die Wellen. Als man auf der Höhe des Stromes angekommen war, nahmen die Ruberer den Weg nach Süden, und die Fahrt ging schneller und schneller. „Wir sinb schon weit vom Festplatze. Laß uns nun wieder umkehren," bat Heinrich den Erzbischof. „Nein, jetzt bleibst bu bei uns und kommst mit nach Köln," erwiberte dieser ihm ruhig. Heinrich erkannte erst jetzt, daß er entführt werben sollte. All sein Bitten war vergeblich. Um der Gefangenschaft zu entgehen und wieber zur Mutter zurückzukommen, fprang er in den reißenben Strom. Ein erzbischöflicher Graf sprang ihm nach, rettete, ihn und die Ruberer hoben ihn wieber aufs Schiff. Nichts nutzte Jammern und Klagen des Knaben. Er würde festgehalten. Die Kaiserin war längst auf den Vorfall aufmerksam gemacht worben. Alles lief ans Ufer. Die Kaiserin rang die Hände. „Man hat mir meinen Sohn gestohlen! In die Kähne! Rettet ihn!" Es war zu spät. Die Leute des Erzbischofs hatten alle Ruder in das Wasser geworfen. Die betrübte Kaiserinmutter kehrte laut wehklagend in ihre Burg zurück, und das Fest hatte ein Ende. Der junge Kaiserprinz aber ward nach Köln entführt und hier im Palast des Erzbischofs Anno erzogen. Die Kaiserin Agnes aber entsagte in ihrem Schmerze dem Throne

10. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 189

1913 - Langensalza : Beltz
Die deutsche Stadt im Mittelalter. iyy Meister Gotthard schloß die Haustür, begab sich bedächtigen Schrittes in die Wohnstube, setzte sich dort in seinen großen hölzernen Lehnstuhl mit dem strohqeslochtenen Sitz und pfifs leise vor sich hin. Mutter Johanna und die Tochter Jsalbe begannen den Tisch zu decken. Sechs Teller aus Birkenholz ohne Rand neben jedem ein Messer und vor jedem ein schlichter zinnerner Lecher, das war das Tischgerät zum Abendessen. Nur vor des Vaters Platz stellte Jsalbe statt eines Bechers einen hohen Zinnkrug hin, aus dessen Deckel das wohl-aesormte 95ilb eines Schützen stand und aus dessen Rundung dev Meisters Kciiiiß und Tag und Jahr eingeritzt war, wo derselbe den Krug als Preis beim Papa-aeien-Schießen mit der Armbrust gewonnen hatte. Dann trug sie die einfache Kost aus brachte zuletzt eine Schenkkanne voll Eimbecker Bier, und bald saßen alle zum'mahle sroh vereint zusammen. Als die Mahlzeit beinahe beendet war, erschallten drei harte, langsame Schläge gegen die Haustür. Alles schwieg und horchte „Da klopft ein Böttcher," sprach der Meister: „Lutke, sieh nach!" Lutke aina hinaus, konnte aber aus der Tür aus die dunkle Straße hinaus, die vou keiner Laterne erleuchtet wurde, nichts erkennen als eine männliche Gestalt, die aus der Schwelle stand und slüsternd sragte: „Arnold, bist du es? „\5cb heiße Lutke," sagte der Junge nicht allzu freundlich. „Lutke! Du? Juuge, bist du gewachsen!'^ sagte der Fremde und trat ein. „Kennst du mich denn nicht? bm ja dein Bruder Gilbrecht." „Gil . ." „Psckt!" Die in der Stube hörten nun nahende Schritte, eine Hand tastete nach der Klinke, und jetzt — jetzt stand da in der Tür ein Wandergesell mit Sack und Pack, den Hut in der Hand, und sprach mit volltönender, leise bebender Stimme! „Glück herein! Gott ehr ein ehrbar Handwerk! Guten Abend, Vater und Mutter!" Starr, mit weit aufgerissenen Augen, mit stockendem Herzschlag saften sie da, aber nur einen Augenblick, und — „Gilbrecht! Gilbrecht!" riefen und jauchzten sie, flogen von den Sitzen und stürzten ans ihn los, und Jsalbe hmg zuerst an ihres lieben Bruders Halse. Dann ging er reihum. Die Mutter ließ ihn lange nicht von sich, und als er zum Vater kam, drückten sich zwei wackere, starke Hände, und zwei treue Augenpaare schauten eins in das andere. Der Meister sprach: „Frau, wenn ein Böttcherknecht gewandert kommt und bittet um Herberge, so soll es ihm nicht versaget, sondern nach Gewohnheit ein Lager, Essen und Trinken gegeben werden. Lege ab, Gilbrecht, und sei willkommen ant Tisch. Sie rissen ihm säst das Gepäck vom Rücken, der eine das Felleisen, der andere den Ziegenfellbeutel. Er mußte sich mit an den Tisch fetzen, und nachdem er seinen Hunger gestillt hatte, mußte er erzählen. Und er fing mit dem Anfange an. Wohin er zuerst gewanbert, wo er zuerst Arbeit gefunben hatte, wie sie gewesen war und so weiter und so weiter, die ganzen vier Jahre hin-burch. Wie er als Meistersohn nur brei Jahre zu lernen gehabt hatte, so hätte er auch nur brei Jahre zu wanbern gebraucht, aber als er an den Rhein gekommen wäre, ba hätte es ihm bort so gut gesalleu, daß er ein ganzes Jahr zugegeben hätte. — Alle hörten gern zu; nur einer machte ein trauriges Gesicht. Das war Jakob; benn er sagte sich: Nun wirst bu wohl sort müssen aus dem guten Brot; benn mehr als zwei Gesellen und einen Lehrling bars ja der Meister nicht halten. Meister Gottharb sah seines Knechtes Betrübnis und sagte ihm: „Habe keine Sorge, Jakob! außer der Zeit schicke ich bich nicht fort, und sollst auch gute Förberung von mir haben. Der Gilbrecht mag eine Weile ausruhen, wenn er nicht bei einem anbeten Meister eintreten will." 2. Wie die deutschen (Städte entstauben sinb. Die alten Deutschen wohnten in zerstreut liegenben Einzelhöfen, später
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