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1. Die alte Geschichte - S. 4

1899 - Langensalza : Gressler
4 neben- und übereinander beweist, welch eine große Bevölkerung sonst in diesen Felsen gehaust habe, wo jetzt kein menschlicher Fußtritt gehört wird, als etwa der eines neugierigen Reisenden. Die einst so belebten Grotten sind jetzt der Schlupfwinkel von Tigern, und der Sitz von Ode und Verwüstung geworden. Etwa in der Mitte zwischen Bombay und der Marattenhanpt-stadt Poona (spr. Pnna), bei Carli, ist eine Reihe Felsengrotten. Die größte davon bildet einen hohen Tempel von 40 m Sänge und 20 m Breite. Die hohe gewölbte Decke ruht auf Felsenpfeilern. Die Mauern der Vorhalle sind bedeckt mit Skulpturen und Inschriften unbekannter Art. Man sieht allerhand Tiere, sonderlich Elefanten, auch menschliche Gestalten und Götzen, von Menschen in betender Stellung umgeben, abgebildet. Noch wichtiger sind die berühmten Grotten von Ellore, mitten in Indien, in den Ghatsgebirgen. Hier denke man sich ein Felsengebirge in der Gestalt eines Huseiseus, dessen beide Enden über eine halbe Meile voneinander liegen. In diesem Gebirge sind Grotten an Grotten, oft in zwei bis drei Stockwerken übereinander. Manche stehen durch innere Gänge miteinander in Verbindung, andere sind durch Zwischenräume getrennt. Der größte dieser Felsentempel ist so groß, daß mehrere unserer Hauptkirchen darin Raum fänden. Alles, was die Baukunst an Größe, Pracht und Verzierungen über der Erde hervorzubringen imstande ist, sieht man hier unter der Erde: Vorhöfe, Treppen, Brücken, Kapellen, Säulen und Säulengänge, Obelisken, Tier- und Menschenkolosse und fast an allen Wänden erhabene Bildwerke (Reliefs), welche indische Götzen und deren Geschichte darstellen. In der Mitte der Grotte steht ein zweiter kleinerer Tempel, der in einem ganzen Felsenstücke, welches man stehen ließ, ausgehauen ist. Ein Reisender versichert, sein wundervoller Bau, die Abwechselung, der Reichtum und die Sorgsalt in den Verzierungen übertreffe alle Beschreibung. In einer andern Grotte sieht man wieder einen Tempel, in welchem der Gott Indra und seine Frau Jndrani sitzen: er aus einem liegenden Elefanten, sie auf einem Löwen, alle in übernatürlicher Größe. Es scheint, als wenn alle indische Gottheiten hier ihre

2. Die alte Geschichte - S. 9

1899 - Langensalza : Gressler
9 Durch ein kleineres Thor kommt man in den zweiten Hof. Auch dieser hat Säulengänge; die Säulen gehen oben in menschliche Gestalten ans (Karyatiden) und bringen ans die Beschauer eine unbeschreibliche Wirkung hervor. Man kann diese hohe Götterversamm-lung, die ernst und stumm dasteht, nicht anders als mit Bewunderung und Ehrfurcht betrachten. Tie von den Säulen getragene stecke ist blau, mit goldenen Sternen übersäet, und, wie alle bei den ägyptischen Altertümern vorkommende Farben, so lebhaft und frisch, als wäreu diese eben erst aufgetragen. Hinter diesen zwei Höfen kommen nun erst die Säle und Gemächer des Palastes, die aber jetzt meist in Trümmern liegen. Tie Mauern sind aus-, und inwendig mit einer Masse von Bildwerken bedeckt, ^a sieht man Land- und Seeschlachten, in denen die Ägypter ihre Feinde besiegen. Hier steht der König in kolossaler Gestalt ans feinem Kriegswagen mit Lanze, Pfeil und Bogen und wirft die Feinde zu Boden. Tort verfolgt er, wieder auf dem Wagen stehend, zwei Löwen dnrck ein Dickicht. Weiter erblickt man ein Seegefecht. Der König steht am Ufer, zu seinen Füßen erschlagene Feinde; er schleudert Wurfspieße in die Haufen derselben. Auf dem Waffer kämpfen zwei Flotten. Genau unterscheidet man die feindlichen Schiffe von denen der Ägypter an ihrer Bauart, an der Tracht und den Waffen der darauf kämpfenden Männer. Schon sind die feindlichen in Verwirrung und zum Teil umgestürzt; die Schlacht scheint entschieden. Dergleichen Vorstellungen sind hier unzählige. Im Innern des Palastes aber erblickt man Siegesaufzüge. Der König steht auf seinem Wagen; die Roffe, mit schönen Decken geschmückt, werden von seinen Leuten gehalten. Die Kriegsgefangenen werden ihm vorgeführt; genau unterscheidet man die buntgestreiften Gewänder. Ober er zieht, von Priestern begleitet, in den Tempel des Osiris; oder er wird eingeweiht in die prichterlichen Geheimnisse. Weiterhin stnbet man eine Ebene, wo man 17 Kolosse teils noch sitzenb ober stehenb, teils umgestürzt sieht. Ohne Zweifel bienten sie zur Verzierung eines großen Gebäubes, das aber nun ver-fchwunben ist. Sie sinb von solcher Höhe, daß sie, säßen ober stäuben sie in unsern Städten, über die meisten Häuser hinweg-

3. Die alte Geschichte - S. 10

1899 - Langensalza : Gressler
10 Togen würden. Welch ein ungeheueres Gebäude muß es aber ge- wesen fein, dem solche Riesen zu Zieraten dienten! Dann kommt mnn, noch immer ans der westlichen Nilseite, an ein Gebäude, welches man den Palast und das Grabmal des Königs O s y m a n d y a s nennt. Nachdem man durch mächtige Pylonen in den ersten Hof eingetreten i|t, glaubt man in einem großen Steinbruche sich zu befinden; so liegen hier die großen Steinmassen umher. Und doch find das die Trümmer nur eines einzigen Kolosses, der umgestürzt und zerbrochen daliegt. Unter anderem liegt sein Zeigefinger da, der fn]t zwei Ellen mißt. Die Verwunderung nimint noch mehr n, wenn mau weiß, daß diese große Steinmasse 45 Stunden weit aus den Steinbrüchen, in denen man noch deutlich bemerken kann, wo sie ausgehauen, bis ans ihren nachmaligen Standpunkt gebracht worden ist. Ans diesem Hof, oder vielmehr Marktplatz, tritt man in einen zweiten ebenso großen. Doppelte Säulen-gänge schließen ihn ein. Dann tritt man in einen Saal, dessen Decke von 60 in zehn Reihen stehenden Säulen getragen wnrde, und der so hoch ist, daß ein gewöhnliches zweistöckiges Haus samt dem Dache darin stehen könnte und kaum die Decke erreichen würde. Von diesem kommt man in einen zweiten, und endlich in einen dritten, dem ersten ähnlichen Saal. Unzählbar find die herrlichen Bildwerke, welche alle diese Mauern von innen und außen bedecken. Alle Teile derselben sind mit großer Genauigkeit und Kunst ausgearbeitet; z. B. erkennt man noch die Verzierungen und Kleidungen, die feinen Stoffe, mit denen die Polster überzogen, die Farben, mit welchen sie ausgemalt worden sind. Hier sieht man wieder Darstellungen der den Gottheiten dargebrachten Opfer, Prozes- sionen, Triumphzüge, Schlachtscenen, Erstürmungen von Festungen n. s. w. — Weiterhin muß wieder ein großer Prachttempel gestanden haben. Jetzt sieht man nur noch davon eine lange Doppelreihe von kolossalen Sphinxen, 200 an der Zahl. die auf hohen Fußgestellen liegen, und einst gewiß aus das Thor des Tempels zuführten. Nicht weniger großartig sind die Ruinen von Theben auf der rechten Seite des Nils. Da findet man unter anderm einen un-

4. Die alte Geschichte - S. 129

1899 - Langensalza : Gressler
129 war Don unwiderstehlicher Kraft. Besonders hat er das Verdienst. die Stadt Athen verschönert, mit herrlichen Gebäuden und Bildsäulen bereichert und überhaupt den verfemertsten Kunstgeschmack eingeführt zu haben. Darin wurde er aber ganz trefflich unterstützt durch Phidias den größten Baukünstler und Bildhauer Griechenlands. Dieser wurde nicht allein für Athen beschäftigt, sondern wo nur irgend ein schöner Tempel stand, wollte man von ihm eine Bildsäule gemacht haben. Unter ihm arbeitete eine Menge tüchtiger Künstler; aber alle verdunkelte er durch seinen Ruhm. Schade, daß wir von seinen Werken fast nichts mehr übrig haben; schon die bloße Beschreibung derselben setzt uns noch jetzt in Erstaunen. Von den vorzüglichsten hier nur etwas. Bei dem Haine Von D l Lj m p i a hatten die dortigen Anwohner einen schönen Tempel gebaut, ein längliches Viereck, ringsum mit einem Säulengange umgeben, alles von weißem Marmor. Für diesen Tempel, der dem Zeus geweiht war, sollte nun Phidias eine Bildsäule machen, und dies gelang ihm über alle Erwartung. Sein Zeus saß auf einem Throne und war von kolossaler Gestalt. Der Körper war aus Elfenbein so künstlich zusammengesetzt, daß man die Fugen nicht bemerken konnte. Auf dem Kopfe sah man eine goldene Krone, das Gewand war ans Gold, und Figuren von Tieren und Blumen waren darauf gegrabeu. Der Thron bestand aus Gold. Elfenbein und Ebenholz. Auf den Seiten und auf dem Fußgestell waren mehrere mythologische Vorstellungen aufs künstlichste dargestellt. In der einen Hand trug der Gott eine 'Liegesgöttin, in der andern ein goldenes Scepter. Aber das Bewunderungswürdigste war der Ausdruck des Gesichts, die stille Majestät, die auf der Stirn thronte und, nach den alten Be- richten, alles zur stillen Anbetung fortriß. Der Künstler wurde, so erzählt man, als er sein Werk zum erstenmal ganz fertig betrachtete, von der göttlichen Würde in den Gesichtszügen so ergriffen, daß er vergaß, daß es ein Bild und fein Bild fei, und anbetend auf die Kniee niedersank. — In Delphi stand ein herrlicher Apollon öon ihm. In Athen selbst erbaute er ein großes rundes Gebäude, Meisterwerke. Bd. Vi. Nösselt, Weltgeschichte I. o

5. Die alte Geschichte - S. 130

1899 - Langensalza : Gressler
130 das Odeon, wo musikalische Wettstreite abgehalten wurden. Aber sein herrlichstes Werk in Athen war der Parthenon und die Bildsäule der Athene, die er umschloß. In Athen war nämlich auf einem Berge die sogenannte Burg, dieselbe, wo Kekrops sich zuerst aubaute. Tiese wurde nun so verschönert, daß selbst die Rninen jetzt noch die Bewunderung jedes Reisenden auf sich ziehen. Eine hohe Treppe von weißem Marmor, breiter als unsere breitesten Straßen, führte vou der Stadt aus hinauf. Welch ein Anblick, wenn man in die Straße einlenkte, die dahin führte, und plötzlich vor dem erstaunten Auge die ungeheuere, glänzende Treppe sich erhob! War man oben angelangt und wandte man den Blick rückwärts, so lag zu den Füßen die große Stadt mit ihrem unendlichen Gewimmel. Etwas weiter sah man die drei Häfen mit einem Walde von Mastbäumen und endlich das Meer mit den berühmten Inseln Salamis und Ägina, dahinter in äußerster Ferne die Berge des Peloponnes. Dann trat man ein in ein großes, marmornes Säulenthor mit süns Durchgängen, an welches rechts und links große Flügelgebäude stießen. Das links war ein Tempel der Siegesgöttin; rechts aber war eine lange, weite Säulenhalle, alles aus großen, weißen Marmorquadern. Hier hingen in langen Reihen Gemälde, die großen Thaten der Athener vorstellend; dort sah man die Zerstörung Trojas, des Theseus Großthaten, die Schlacht bei Marathon, in welcher die Helden der Athener nach dem Leben dargestellt waren, und viele andere. Hier gingen gern die athenischen Jünglinge umher, und der Anblick der thaten der Borsahreu munterte sie zu ähnlichen Krastanstrengungen auf. War man hiermit fertig, so kam man durch das erwähnte fünffache Thor, die Propyläen, auf einen großen Platz, auf dem vor allem der berühmte Parthenon, des Phidias Meisterstück, hervorragte. Dies war ein Tempel der Athene, aus weißem Marmor, in länglich viereckiger Gestalt gebaut. Inwendig stand die herrliche Bildsänle der Göttin, auch durch des Phidias Kunst aus Gold und Elfenbein hergestellt. Alles an ihr war mit der feinsten Kunst ausgearbeitet, aus ihrem Schilde z. B. eine Schlacht dargestellt, in welcher er auch sein und des Perifies Bild verewigt hatte. Sie war mit einem äußerst

6. Die alte Geschichte - S. 86

1899 - Langensalza : Gressler
86 schmack an ergötzlichen Lügen finden! Dann wird sich Lng und Trug auch bald in die ernsthaftesten Geschäfte einschleichen." 17. Orakel in Delphi. — Olympische Spiele. Mitten im eigentlichen Griechenland, am Fuße des Berges Parnaß, in einer wild-schauerliche« Gegend, rings von hohen Bergen eingeschlossen, war eine tiefe Schlucht, aus deren Felsenritzen fortwährend ein erstickender Schwefeldampf emporstieg. Ein Hirt, der in diesen Bergen seine Ziegen weidete, hatte vor langen Zeiten diesen Schwefelpfuhl zufällig entdeckt, und da er wahrnahm, daß die Ziegen, die sich dem Rande des Schlundes näherten, allerlei tolle Sprünge machten, so ging er selbst hinzu, wurde auch wie betäubt, und nun glaubten er und alle, die auch hingingen, oder denen er davon erzählte, daß das von einem Gott herrühre, der die sich Nahenden begeistere. Man baute nun einen Tempel über den Schlund und weihte ihn Apollon. Nach und nach bauten die Leute, die mit dem Tempel zu thun hatten, sich Häuser um denselben herum, und so entstand eine Stadt, die Delphi hieß. Bei den Priestern dieses Heiligtums holten sich die Griechen und andere Völker — denn überall stand es in hoher Achtung — Rat und Trost, und sowohl Privatpersonen, als auch die Abgesandten der Staaten und der Könige wall-sahrteten hierhin. Schon von fern wurden die Besuchenden von heiliger Ehrfurcht erfüllt. Ringsum auf den Rücken der mitgebenden Berge glänzten die Zinnen der heiligen Gebäude und die goldenen, silbernen und marmornen Bildsäulen, die von der Dankbarkeit der Fragenden hier in Menge ausgestellt waren. Kam inan näher und stieg in den Kessel der Berge hinunter, wo der eigentliche Tempel lag, so trat man in den heiligen Hain ein und wurde von dem düstern Schatten der Lorbeer- und Olbäume umfangen. Man hörte eine wilde, rauschende Musik, und köstlicher Weihrauch duftete dem Eintretenden entgegen. Ehe die Fragenden zugelassen wurden, mußten sie sich durch Opfer, Fasten und Bäder vorbereiten lassen und vor allem die unerläßlichen Geschenke für Apollon abliefern. Oft mußten diese Opfer mehrmals wiederholt werden, damit die Priester Zeit gewannen,

7. Die alte Geschichte - S. 87

1899 - Langensalza : Gressler
87 die Fremden auszuforschen. Endlich hieß es, der Gott erlaube, daß sie einträten. In feierlicher Prozession, unter rauschender Musik und mit Lorbeerzweigen bekränzt, wurden sie in das Innere des Tempels geführt und eine besondere Kapelle ihnen angewiesen. Die Fragen mußten auf Täfelchen geschrieben sein, welche die Priester in das Allerheiligste, wo der Dampf emporwallte, trugen und der Pythia, so hieß die Priesterin, übergaben. Diese Pythia war eine Jungfrau aus Delphi, die von den Priestern als Werkzeug zu diesem Geschäfte gebraucht wurde. Nachdem sie in einer heiligen Quelle sich gebadet und einfach sich angekleidet hatte, bestieg sie, mit Lorbeeren bekränzt, den heiligen Dreifuß, der gerade über den Pfuhl gestellt war. Kaum saß die Arme darauf, als sie, von dem erstickenden Schwefelqualme betäubt, in so heftige Konvulsionen siel, daß die Priester sie mit Gewalt halten mußten. Sie verzerrte das Gesicht, ihre Augen gingen wildfunkelnd im Kopfe herum, die Haare sträubten sich, Schaum trat vor deu Mund, und heulend stieß sie einzelne Worte aus, die vou den Priestern sorgfältig aufgeschrieben wurden. Nachdem die Unglückliche heruutergehobeu und wieder zu sich gekommen war, brachten die Priester die aufgefangenen Worte in Zusammenhang und erteilten die Antwort des Gottes in Hexametern. Daß diese Antworten jederzeit zweideutig waren, damit sie, wenn es nicht eintraf, sagen konnten, es sei anders gemeint gewesen, läßt sich leicht vermuten. Durch die vielen und reichen Geschenke der Gläubigen waren hier ungeheure Schätze aufgehäuft; man schätzte sie denen des reichen Königs von Persien gleich, der den größten Teil von Vorderasien beherrschte. Im Peloponnes, und zwar auf seiner Westseite, im Ländchen Elis, lag ein heiliger, dem Zeus geweihter Hain, Olympia genannt. Schon Herakles hatte hier Nationalspiele angeordnet; aber sie waren nachher in Vergessenheit gekommen, und erst zu Lykurgs Zeiten wurdeu sie wieder erneuert. Alle vier Jahre, am Ende des Monats Juni, wurden sie fünf Tage lang gefeiert, und alle freien Männer griechischer Abkunft, die sich durch kein Verbrechen beschimpft hatten, durfteu hier zusammenkommen. Und nicht leicht fehlte einer, der nicht durch Alter, Krankheit oder ein anderes unabänderliches Hindernis

8. Die alte Geschichte - S. 309

1899 - Langensalza : Gressler
309 Er schlug die Hände über dem Kopfe zusammen und rief die Götter zu Zengen, daß er an diesen Greueln nicht schuld sei, er habe ja den Juden so oft Gnade angeboten. Die Angriffe der Römer währten fort: ein Teil der Stadt nach dem andern fiel in ihre Hände; endlich wurde auch der Tempel erstürmt. Wie gern hätte Titus dies herrliche Gebäude erhalten! Aber der Widerstand der Zeloten war so heftig, daß sie nur durch Anzündung des Gebäudes herausgetrieben werden konnten. Noch einen Monat länger hielt sich die Burg, und nun ward erfüllt, was Jesus vorhergesagt hatte. Die ungeheure Stadt sank in Trümmer; die meisten Einwohner wurden erschlagen, viele als Sklaven verkauft oder in fremde Länder abgeführt. Noch muß von Vespafian erwähnt werden, daß er das herrliche Kolosseum erbaut hat, ein ungeheures Amphitheater, welches für 60000 Menschen eingerichtet war und zum Teil noch jetzt steht. Rings um den großen, mit Sand geebneten Platz, wo wilde Tiere kämpften oder Fechterscharen auftraten, erhoben sich hintereinander die Sitzreihen der Zuschauer. Noch jetzt erstaunt man über die Größe dieses gewaltigen Gebändes. Nach Vespasians Tode regierte sein trefflicher Sohn Titus (79—81). Er that gleich zu Anfang seiner Regierung das Gelübde, keinen zum Tode zu verurteilen, und hat es auch gehalten. Wo er nur jemandem Gutes erweisen konnte, da that er es mit Vergnügen. Einmal wollten ihn zwei Patricier ums Leben bringen; es wurde aber entdeckt. Er ließ sie zu sich kommen, machte ihnen freundliche Vorstellungen und behielt sie gar zum Essen bei sich. Wer hätte einen solchen Mann nicht lieben sollen? Und wirklich nannten ihn auch die Römer die Freude und Lust des menschlichen Geschlechts. Daß die geheimen Anklagen gleich verboten wurden, versteht sich von selbst. Sein Grundsatz war, daß niemand vom Kaiser mißvergnügt weggehen dürfe, und wenn er einmal an einem Tage feine Gelegenheit hatte, jemand eine Wohlthat zu erweisen, so rief er am Abende schmerzlich aus: „Heute habe ich einen Tag verloren!" Unter diesem guten Kaiser wurde Italien von drei großen Unglücksfällen heimgesucht: in Rom brach eine Feuersbrunst aus, die

9. Die alte Geschichte - S. 115

1899 - Langensalza : Gressler
115 Darius Hystaspis, ein naher Verwandter des bisherigen Herrscherhauses, wurde jetzt König von Persien. Über seine Wahl erzählt uns die Sage folgende Geschichte: „Nach der Ermordung des falschen Smerdis traten sieben der vornehmsten Perser zusammen und machten aus, daß sie denjenigen unter sich zum König des Reichs ernennen wollten, dessen Pferd bei einem gemeinschaftlichen Spazierritt zuerst wiehern würde. Darius Hystaspis (522—487) war der Glückliche; denn sein schlauer Stallmeister führte abends vorher sein Pferd vor das Thor, vor welches der Ritt unternommen werden sollte, und warf hier dem Tiere eine Menge trefflichen Hafer vor. Als nun am andern Morgen Darius an diese Stelle kam, erinnerte es sich an das hier genossene Futter und wieherte laut. Schnell sprangen die andern sechs von ihren Pferden und huldigten ihm als ihrem Könige." Darius verdiente es aber auch, König zu sein; denn er hat 34 Jahre hindurch Persien mit Kraft und Weisheit regiert. Seine Residenzen waren abwechselnd die großen Städte Ekbatana, Babylon und Susa, von denen jetzt nur noch wenige Rninen übrig sind. Desto wichtiger sind die von P e r s e p o l i s , einer vierten großen Stadt des Reiches. Sie scheint die Totenresidenz der persischen Könige gewesen zu seiu; hier wurden sie in ungeheuren Felsengrotten beigesetzt, die mit allen Bequemlichkeiten des Lebens ausgeschmückt waren; selbst eine große Schatzkammer hatte leder Leichnam bei sich, und eine starke Wache bewahrte die Schätze. Noch jetzt setzt der Anblick der Riesentrümmer dieser Stadt den Reisenden in Erstaunen, obgleich die meisten Sänlen umgestürzt daliegen und vieles mit Schutt und Gras bedeckt ist. Hier sieht man ganze Wälder von ungeheuren Säulen, die über 15 m hoch und so dick sind, daß drei starke Männer sie nicht umspannen können; Tempelmauern und hohe Thore stehen auf gewaltigen Terrassen; Treppen, breiter als unsere breitesten Straßen, führen zu ihnen hinauf, und die hohen Mauern sind mit Inschriften und sorgfältig gemachten Bildhauerarbeiten bedeckt. Wahrlich, gewaltige Zengen einer mächtigen Vorzeit! 8*

10. Die alte Geschichte - S. 8

1899 - Langensalza : Gressler
die zahlreich an den Ufern liegenden Städte und Dörfer wie Inseln hervorragen. Im Altertume sah man dann die Einwohner sich auf bereitgehaltene Fahrzeuge begeben. Große Prozessionen wurden angestellt nach den Tempeln der wohlthätigen Gottheiten; der ganze Nil ertönte von dem Klange der Mufikchöre, und die mit Laubgewinbeu geschmückten Schiffe stellten den Anblick fchwim-menber Gärten bar. An 700 000 Menschen sollen dann oft so auf der Wasserwanderung gewesen sein. Was uns aber das Volk der Ägypter noch jetzt besonbers merk-würbig macht, sinb die ungeheuern Denkmäler ihrer Baukunst. Währenb uns zartgeformte Bilbsäuleu und geschmackvoll ausgeführte Gebäube besonbers ansprechen, liebten sie nur ungeheuere Massenformen und aus großen Werkstücken zusammengehäufte Bauwerke. Alles, was kolossal war und dadurch Staunen erregte, was der Zerstörung durch die Zeit zu trotzen schien, das war ihnen recht, und selbst neuere Reisende sprechen noch jetzt mit Staunen und Bewunderung von den ungeheuern Werken, die zum Teil vielleicht 4 5000 Jahre alt ober noch älter sinb, und Weber durch die Menschen noch durch die Zeit ganz haben zerstört werben können. So war vor uralten Zeiten in Oberägypten (dem Teile, der an Nubien grenzt; benn Mittelägypten soll bamals noch ein Morast, und Unterägypten gar noch Meer gewesen sein) eine ungeheure ötabt, Theben genannt. Sie lag, wie alle Städte Ägyptens, am Nil, und zwar aus beiden Seiten desselben. Die Riesentrümmer, die noch übrig sind, zeugen nur schwach von ihrer ehemaligen Größe. Fünf Dörfer (Karnak, Luxor und Meth-Amut auf der Ost-, Kimm und Medinat-A6u auf der Westseite) liegen jetzt da zerstreut, wo einst die prächtige Stadt stand. Leider gestattet es nicht der Raum, alle ihre Ruinen zu beschreiben; aber wenigstens einiges davon. Aus der linken Nilfeite (bei Medinat-Abu) steht mein die Trümmer eines großen Palastes. Zwischen zwei abgestumpften Pyramiden, die man Pylonen nennt und die höher als die meisten unserer Häuser sind, bewegte sich sonst das eherne Thor, durch welches man in den ersten Hos tritt, der etwa mit unsern Marktplätzen zu vergleichen und aus beiden Seiten mit Säulengängen versehen ist.
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