Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 12

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 12 — § 12. Bewegung der Fixsterne. Die Fixsterne bewegen sich von Osten nach Westen. Im Meridian erreichen sie. ihren höchsten Punkt. Ihre Bahnen liegen zueinander und zum Äquator des Himmels parallel. Die Bogen, welche die Sterne, die im Äquator lausen, beschreiben, betragen 180°. Südlichere Sterne beschreiben Bogen von weniger, nördlichere Bogen von mehr Graden über dem Horizonte. Je näher ein Stern dem Polarstern steht, desto größer wird sein Bogen, so daß schließlich von Sternen, die um den Polarstern herumstehen, vollständige Kreise über dem Horizonte beschrieben werden. Dieselben gehen nie aus Sch. .Nord pol 21. März 23.Sept2 Siidpol F 7. und nie unter und durchschneiden den Meridian über dem Horizonte zweimal, erreichen also in demselben einen höchsten und einen tiefsten Punkt. Man nennt sie Zirkumpolarsterne^). Sie stehen bald höher, bald tiefer als der Polarstern. Dahin gehören z. B. sämtliche Sterne des großen und kleinen Bären und der Kassiopeia. Die Kreise, welche dieselben durchlaufen, werden nach einem ruhenden Punkte immer kleiner. Diesen ruhenden Punkt nennt man den Nordpol des Himmels. Er liegt nahe bei dem Polarsterne. Die Erhebung des Pols, vom Horizonte aus gemessen, heißt P o l h ö h e. Sie !) circum (lat.) — herum.

2. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 18

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 18 — zuerst die Spitzen sichtbar; wäre die Erde eine Scheibe, so müßten wir diese Gegenstände, wenn sie uns überhaupt sichtbar würden, sofort ganz erblicken. c) Aus den Mondfinsternissen. Bei der Mondfinsternis fällt der Schatten der Erde auf den Mond, und dieser Schatten ist immer ein runder, die Lage der Erde sei, wie sie wolle. Einen beständig runden Schatten kann aber nur eine Kugel Wersen. Eine Scheibe gibt nur dann einen kreisförmigen Schatten, wenn ihre Deck- oder Grundfläche dem Lichte zugekehrt ist; ist aber die Seitenfläche dem Lichte zugewandt, so ist der Schatten nur ein Streifen. d) Aus den von Cook, Kotzebue und anderen Männern ausgeführten Reisen um die Erde.1) Aus diesen geht allerdings nur eine Krümmung der Erde von O. nach W. hervor, da diese Reisen — der Hauptrichtung nach — von O. nach W. ausgeführt sind, nie auch von N. nach S. Daß die Erde aber auch von N. nach S. gekrümmt ist, läßt sich daraus schließen, daß bei einer Reise von N. nach S. beständig neue Sternbilder auftauchen, andere dagegen verschwinden. An der Kugelgestalt der Erde braucht man sich nicht irre machen zu lassen durch den Gedanken an ein Oben und Unten, denn diese Begriffe können bei einem frei im Weltenraume schwebenden Körper gar nicht in Frage kommen; alles, was aus der Oberfläche ist, ist oben und wird hier durch die Anziehungskraft der Erde festgehalten. Ebenso verändern die hohen Berge nichts an der Kugelgestalt der Erde, da sie aus derselben nicht mehr ausmachen als Sandkörnchen auf einer Kegelkugel. Die Erde liegt so im Weltenraume, daß der eine Punkt derselben beständig nach dem Nordpole, ein anderer stets nach dem Südpole des Himmels gerichtet ist; jener heißt der Nordpol, dieser der Südpol der Erde. Der Kreis, der gleichweit entfernt von den beiden Polen um die Erde herumgelegt gedacht wird, heißt der Äquator (Gleicher) der Erde. (Figur 15). Derselbe zerlegt die Erde in eine nördliche und südliche Halbkugel oder Hemisphäre. Er durchschneidet Südamerika (Ekuador), den atlantischen Ozean, i) Jetzt sann man den Erdball in einigen Monaten auf dem Wege Bremen — Newyork — St. Franzisko — Indischer Ozean — Suez - Brindisi — St. Gotthardstnnnel umreisen, indem man Eisenbahn und Dampfschiff benutzt.

3. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 24

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 24 — östliche und westliche Sänge1). Es gibt 180° westlicher und 180° östlicher Länge. Weil nun mittels der Meridiane die geographische Lange bestimmt wird, so nennt man sie auch Längenkreise. Unter Längengrad versteht mau die Entfernung zweier Längenkreise. Diese ist am Äquator am größten, au den Polen am geringsten. Der 7. westliche Meridian halbiert in Verbindung mit dem 173. östlichen die Erde, der 27. westliche mit dem 153. östlichen usw. — Der 28. örtliche Meridian bildet mit dem 152. westlichen einen ganzen Kreis usw. London liegt unter y4° westlicher Länge, Washington unter 77° westlicher Länge, Jerusalem unter 35° östlicher Länge, New-Aork unter 74° westlicher Länge. § 28. Gegenfüßler. Wenn wir (in Braunschweig), die wir unter 52° nördlicher Breite und unter 10° östlicher Länge wohnen, von unserm Standpunkte aus eine gerade Linie durch den Mittelpunkt der Erde ziehen, so trifft diese Linie aus der andern Seite die Erdoberfläche in der südlichen Halbkugel unter 52° südlicher Breite und unter 170° westlicher Länge. Die Menschen, welche an zwei entgegengesetzten Punkten der Erde wohnen, also ihre Füße gegeneinander kehren, heißen Gegenfüßler oder Antipoden. Sie haben entgegengesetzte Breite, entgegengesetzte Länge und entgegengesetzte Zonen. Die Antipoden von Leipzig, das unter 51° n. Br. und 12° öftl. Länge liegt, wohnen unter 51° sdl. Br. und unter 168° westl. L.; diejenigen von London, das unter 51y2° n. Br. und V4° westl. L. liegt, unter 5iy2° sdl. Br. und 1793/4° östl. L. (auf den Antipodeninseln südöstlich von Australien); diejenigen von Nom (42° n. B., 12° öst. L.) unter 42» sdl. Br. und 168° westl. L.; diejenigen von Bab el Mandeb (13° n. Br., 44° östl. L.) unter 13° sdl. Br. und 136° westl. L. § 29. Nebenwohner. Gegenwohner. Die Leute, welche dieselbe geographische Breite, aber entgegengesetzte Länge haben, heißen Nebenwohner; diejenigen, welche dieselbe Länge, aber entgegengesetzte Breite haben, sind Gegenwohner. Jene haben dieselben, diese entgegengesetzte Zonen. Die Nebenwohner von Kap Komorin (8° rt. Br., 79° öftl. L.) wohnen unter 8° n. Br. und 101° westl. L.; diejenigen von Amsterdam (52°. n. B., 4v20 ostl. L.) unter 52° n. Br. und Hövz0 westl. L.; diejenigen von Kap St. Roque (5° sdl. Br., 35y20 J) Man zählt übrigens auch von Greenwich aus nur östliche Grade von 0—359, der 360. Meridian fällt dann mit dem Ansangsmeridian zusammen.

4. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 45

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 45 - den sieben Türmen" in Konstantinopel gesangen gewesen war und dann befreit wurde. Der Altstadtmarktbrunnen ist von einem durchbrochenen Türmchen mit Wetterfahne gekrönt- unter dem türm- artigen Baldachin sitzt Maria mit dem Iesuskindlein als Sinnbild der ewig reinen jungfräulichen Quelle. Dieser schöne Brunnen erstrahlt bei Feiern ebenso wie das Rathaus in festlichem Lichte (Illumination). Die Martinikirche liegt inmitten schöner Gebäude. Westlich ist die Herzogliche Kammer, Sitz der Direktion der Domänen, Forsten und Bergwerke, südlich das Landschaftliche Haus*) für die Sitzungen des Landtages (Ministertisch, Präsident, Landsyndikus, 46 Abgeordnete) und der Landessynode, südöstlich bis zur Poststraße das Gewandhaus. Dieses war einst ein Kaufhaus für die Laken- maker (Tuchmacher) und die Gewandschneider (Tuchhändler). Bon wunderbarer Schönheit ist die Ostseite, deren Unterbau genau ein Quadrat bildet, wie der Oberbau genau ein gleichseitiges Dreieck, beides in gleicher Höhe. Die alte braunschweigische Normalelle (= 0,57 m) sehen wir in Mannshöhe am zweiten Pfeiler des Alt- stadtrathauses. Das Ganze überragt die Göttin der Gerechtigkeit mit dem Schwert in der rechten und der Wage in der linken Hand. — An. der Südseite des Gewandhauses erhebt sich der Neubau des Handelskammergebäudes mit der vielbenutzten Öffentlichen Lesehalle. Südlich vom Bankplatze finden wir zwei Gotteshäuser: die im orientalischen Stil erbaute Synagoge und die dem Erzengel Michael geweihte Michaeliskirche (der Giebel zeigt das Bild des Drachen- Msiegers), die zweite Pfarrkirche der Altstadt. Nach Norden führen eine Anzahl Straßen: Echtem-, d. h. Ach- ternstraße, nämlich im äußersten Westen, Güldenstraße, Scharrnstraße (benannt nach dem Fleischscharrn), Breitestraße, Gördelinger- und Schützenstraße. Die erstgenannten führen zu drei Klinten (Klint heißt Hügel, Uferhöhe): Süd-, Bäcker- und Radeklint (hier wohnten Stell- macher). Auf dem Bäckerklint sitzt auf dem Eulenspiegelbrunnen, umgeben von Eulen und Meerkatzen, der Schalk aus Kneitlingen, der in dem gegenüberliegenden Eulenspiegelhause statt des Weißbrotes Eulen und Affen gebacken haben soll. Die benachbarte Petri- Kirche war die dritte Kirche der Altstadt. Heinrich der Löwe hatte sie zu Ehren der Apostel Peter und Paul erbaut: an der südlichen Eingangstür steht die Bildsäule des heiligen Petrus. In einem Eckhause des alten Petritores erfand Mumme das nach ihm benannte Bier, das durch das Mummelied verherrlicht wurde: Vrunservyck, du leiwe Stadt Vor veel dusend Städten, Dei sau schöne Mumme hat, Dar ick Wost kann äten! ) Auf der breiten Freitreppe erheben sich vier jonische Säulen, die .eiften Balken tragen; den hohen Sitzungssaal schmücken korinthische Säulen. (Der Portikus im Bürgerpark hat dorische Säulen.)

5. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 51

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 51 - Ulrich, der katholisch geworden war, gegründet. Über der Tür sehen wir das Bild des heiligen Nikolaus, dem sie geweiht ist. Am Ägidienmarkt erhebt sich die gewaltige Ägidienhalle, die einst als Kirche von Gertrud, der Schwiegermutter des Kaisers Lothar gegründet und dem heiligen Ägidius, einem Abt in Frankreich, ge- weiht war. In der westfälischen Zeit wurde die Kirche als Stroh- magazin benutzt. Jetzt sind die Kreuzgänge des früheren Ägidien- Klosters und der hier aufgebaute hohe Chor der einstigen Pauliner- Kirche (am Bohlweg) zum Vaterländischen Museum ausgebaut. Ein Eckhaus am Ägidienmarkt enthält das Sterbezimmer G. E. Les- sings, der von Wolfenbüttel hierher zum Besuch gekommen war und hier am 15. Febr. 1781 gestorben ist und auf dem Magnikirchhofe die letzte Ruhestätte gefunden hat. Auf dem Lessingsplatze erhebt sich auf einem Postament von Harzburger Granit sein Standbild mit Inschrift: „Dem großen Denker und Dichter das deutsche Vater- land". An den Herzog Leopold, der 1785 in den Fluten der Oder ertrank, als er Menschen retten wollte, erinnert die Leopoldstraße und das Denkmal in der Freimaurerloge „Zur gekrönten Säule/< 8. Braunschweigs einstige Festungswerke. Heinrich der Löwe ließ um die Stadt zum Schutze gegen die Feinde eine etwa 5 m hohe und 1 m dicke Mauer und an ihrer Außenseite einen Graben ziehen, den Stadtgraben, der mit Wasser gefüllt wurde- der westliche Teil, am Gieseler, hinter der Echternstraße und dem Südklint, am Neuen Wege und am Nickelnkulk, ist noch zu sehen, aber der östliche Teil (zwischen Schloß und Friesenstraße usw.) ist zugeworfen. Die ausgegrabene Erde warf man auf die innere Seite der Stadtmauer: Wall. In der Mauer befanden sich damals zehn Tore. Nach 300 Iahren, nach Erfindung des Schießpulvers, genügten diese Festungs- werke aber nicht mehr. Man ließ noch einen zweiten Graben außer- halb des Stadtgrabens, mit diesem gleichlaufend, auswerfen, den jetzigen Umflutgraben. Die ausgeworfene Erde wurde auf den heu- tigen Wall gebracht. Eine dritte Verteidigungslinie bildeten die Landwehren, die aus parallel nebeneinander herziehenden Gräben bestanden, innerhalb deren die sogen. Pfahldörfer, d. h. eingepfählte Dörfer, Olper, Lehndorf, Melverode, Rüningen und Rühme, lagen. Wo die Heerstraßen diese Gräben kreuzten, errichtete man Türme oder Bergfriede: Wenden-, Gliesmaroder-, Schöppenstedter-, Rüninger- türm, Rotenburg, Raffturm und Ölperturm. Herzog Karl Wilhelm Ferdinand ließ um 1800 die Mauern niederreißen und die Wälle in herrliche Parks und Spaziergänge verwandeln. Braunschweig wurde wieder eine offene Stadt. 9. Der Wall, die Außen st adt und die Umgebung. Auch im Gebiet der Stadt Braunschweig behält die Oker ihre Rich- tung von Norden nach Süden bei. Sie fließt durch den dem Herzog von Cumberland gehörenden Park von Alt- und Neu-Richmond und teilt sich im Bürgerpark bei dem Portikus in zwei Arme: der west- liche Umflutgraben wendet sich beim Bahnhof scharf westlich und jen- 4*

6. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 7

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 7 - „Herzog Ferdinand, du teurer Held, schlägst die Franzosen alle aus dem Feld!" Die letzten Jahrzehnte verlebte er in stiller Zurückgezogenheit meist in Vechelde. Wie er eins: für seine Soldaten aufs treulichste gesorgt hatte, so war er nun ein Vater der Armen und Notleidenden: groß als Held wie als Mensch. 20. Karl Wilhelm Ferdinand (1730—1806) war eine ritterliche Erscheinung, vielseitig gebildet, pflichtgetreu, sparsam und streng, doch wohlwollend gegen jeder- mann. Damals lasteten große Schulden auf dem Lande, die öffentlichen Kassen waren erschöpft, die Untertanen waren verarmt, und der Handel war gelähmt. Nun führte der Herzog die größte Sparsamkeit ein und verwaltete das Land musterhaft, so daß die Schulden getilgt werden konnten und ein gewisser Wohl- stand einkehrte. Dem Landmann verminderte er die Zehnten und Herrendienste. Krankenhäuser wurden errichtet, und für die Armen wurde gesorgt. Viel geschah auch für das Schulwesen (Minister v. Hardenberg, Schulrat Campe). Braunschweig wurde nach Schleifung der Festungswerke durch die Wallanlagen verschönert. Frühzeitig war er in preußische Dienste eingetreten; im Siebenjährigen Kriege zeichnete er sich durch einen an Tollkühnheit grenzenden Mut aus, so daß Friedrich der Große ihn in einer Ode besang. Zur Zeit der Revolution führte er als Eeneralfeldmarschall wenig ruhmvoll das preußische Heer gegen Frankreich. Im Alter von 71 Iahren übernahm er 1306 auf das Bitten des Königs Fried- rich Wilhelm Iii. und seiner Gemahlin Luise, die nach Wolfenbütte! gekommen war, abermals den Oberbefehl gegen Frankreich. Aber gleich im Beginn der Schlacht bei Auerstedt wurde der tapfere Fürst, der sich unerschrocken dem feind- lichen Feuer aussetzte, von einer Kugel getroffen, die ihn des Augenlichts beraubte. „Ich bin ein armer, blinder Mann", klagte er. Über Blankenburg wurde der todesmüde Herzog nach Braunschweig geführt, wo er seinen jüngsten Sohn Fried- rich Wilhelm zum Nachfolger bestimmte. Seine Bitte um Gnade für sich und sein Land wies Napoleon höhnisch ab: „Ich will diese Welfen in die Sümpfe Italiens zurückscheuchen, aus denen sie hervorgegangen sind". „Das Haus Braunschweig hat aufgehört zu regieren." So führte man den Herzog dann auf einem Wagen über Hamburg nach Ottensen, wo er am 10. November 1306 von seinen Leiden erlöst wurde. 1819 wurde seine Leiche im Braunschweiger Dome beigesetzt. Das dankbare Volk errichtete ihm auf dem Schloßhofe ein würdiges Reiter-Denkmal. 21. Fremdherrschaft (1806—13). Schon ehe Karl Wilhelm Ferdinand starb, nahm Napoleon von dem Lande Besitz. l1/2 Millionen Taler Kriegssteuer mußten gezahlt werden, auch wurden viele Kunstwerke aus Salzdahlum und Braunschweig und seltene Schätze aus der Wolfenbütteler Bibliothek nach Paris geführt. 1807 bildete Napoleon aus Braunschweig und anderen Teilen Nord- deutschlands das Königreich Westfalen, dessen König sein Bruder Hieronymus wurde, der in Kassel ein lustiges, leichtsinniges Leben führte. Braunschweig und Umgebung gehörte dem Oker-Departement an. Neue Gesetze traten in Kraft, die allen Untertanen gleiche Rechte gewährten und manche Verbesserung brachten. Aber des Königs prunkvolle Hofhaltung verschlang Unsummen, dazu drückten Einauartierungslasten und Kriegskontributionen schwer, und Handel und Gewerbe lagen darnieder. Unsere Soldaten wurden zum Kriegsdienste für die Sache des fremden Eroberers gezwungen. Herrliche Stiftungen, die einst zum Wohle des Vaterlandes gegründet waren, wurden vernichtet; so wurde 1310 die berühmte

7. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 8

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 8 - Universität in Helmstedt aufgehoben. Der Braunschweiger Landschaft erklärte Napoleon: „Weder der General Braunschweig noch seine Kinder werden jemals wieder über ihre Staaten herrschen". Aber die Schlacht bei Leipzig machte der Fremdherrschaft ein Ende: drei Wochen darauf ergriff Major Olfermann unter dem Jubel der Bevölkerung im Namen des Herzogs Friedrich Wilhelm Besitz von dem Herzogtum. 22. Friedrich Wilhelm, der schwarze Herzog (1313—15). Von den vier Söhnen Karl Wilhelm Ferdinands starb der älteste kurz vor der Schlacht bei Jena, und die beiden folgenden Söhne litten an körperlichen und geistigen Schwächen. Daher wurde Friedrich Wilhelm zur Nachfolge bestimmt. Früh war er in preußische Dienste getreten und hatte auch den Feldzug gegen Frankreich 1792 mitgemacht. Vermählt war er mit der edlen Prinzessin Marie von Baden, die ihm zwei Söhne, Karl und Wilhelm, schenkte, aber schon nach fünfjähriger Ehe starb. Sehnsüchtig wartete er auf eine Gelegenheit, für die Befreiung Deutsch- lands kämpfen zu können. Sie bot sich, als 1309 Österreich gegen Frankreich rüstete. Damals war er 33 Jahre alt, „ein tapferer und erprobter Soldat, eine stolze, reizbare Natur, tief erbittert durch die Schicksale seines Hauses, voll Hasses gegen Napoleon, in dem er den Zerstörer des Glückes seines Vaterlandes und seines Hauses erblickte". In Schlesien warb er ein Korps, das mit schwarzem Schnürenrock und Tschako mit dem Totenkopf und dem wehenden Roszschweif bekleidet wurde. Aber die Niederlage der Österreicher und der Waffenstillstand bewogen ihn, mit der kleinen Heldenschar (wenig über 2000 Mann) sich den Weg durch die Feinde nach der Wesermündung zu bahnen. „Diese Schar glich einer altdeutschen Gefolgschaft, die es für Ehre hielt, mit ihrem Fürsten zu fallen, für Schande, ihn zu überleben." Von Zwickau zog er in Eilmärschen über Alten- bürg, Leipzig. Halle, eroberte das stark verteidigte Halberstadt und wurde am 31. Juli abends in Braunschweig von seinem treuen Volke umjubelt. Betrübten Sinnes ging er durch sein Schloß und schlief unter freiem Himmel vor dem Petri- tor. Unter Absingen des Gesanges „Dir trau' ich, Gott, und wanke nicht" (Nr. 349) marschierte er am 1. August nach Olper gegen das 5000 Mann starke westfälische Korps Reubels. Aber die heldenmütige Tapferkeit vermochte gegen die Übermacht nichts. Da machte der Feind den Fehler, sich auf das rechte Okerufer zurückzuziehen, und in Eilmärschen konnte nun das schwarze Korps über Hanno- ver nach Elsfleth an der Wesermündung gelangen, wo englische Schiffe es auf- nahmen. In 14 Tagen hatte man 470 km zurückgelegt und 11 meist siegreiche Gefechte bestanden. Selbst Napoleon bewunderte den heldenmütigen Zug, der in der Geschichte nur wenige seinesgleichen hat, und nannte seinen Führer einen tapferen Krieger. In englischen Diensten kämpften dann die Helden in Spanien gegen Napoleon. Als dessen Macht bei Leipzig gebrochen war, kehrte der Herzog drei Tage vor Weihnachten 1813 nach Braunschweig zurück, nachdem Olfermann im November von dem Lande Besitz genommen hatte. 1315 wagte Napoleon südlich von Brüssel den Entscheidungskampf, und am 16. Juni griff sein Marschall Ney die Engländer bei Quatrebras an. Nachmittags trafen die Braunschweiger auf dem Schlachtfelde ein. Als der tollkühne Herzog die Zurück- weichenden sammeln wollte, erhielt er eine feindliche Kugel, die ihn schnell tötete. Seine Truppen rächten seinen Tod unter General Olfermanns Führung zwei Tage später in der Schlacht bei Waterloo. Im Braunschweiger Dome ruht der Hel-

8. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 18

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 18 - 2. Der Solling. Am rechten User der Weser erhebt sich bis über 500 m Höhe ein herrliches Massengebirge von sast kreisförmiger Gestalt, der Solling, nächst dem Harze das größte Waldgebirge im Herzogtum Braunschweig. Der Durchmesser beträgt 25 km und der Flächeninhalt 500 qkm. Langgestreckte, breite, schön bewaldete Bergrücken, durch Wiesentäler und Waldbäche unterbrochen, finden wir in dem lieblichen, aber nicht sehr abwechslungsreichen Gebirge. Die Täler, meist von üppigem Buchenwalde eingefaßt, sind ost ganz eng, lassen aber bis- weileu auch Kaum Raum für langgestreckte freundliche Dörfer. Auf den Höhen dehnen sich meist wohlgepflegte Fichtenbestände aus, während sich auf den Hochebenen und in den Tälern mehr Laubwald findet. Leider wird der Laubwald mehr und mehr Westgebiet (links der Leine). durch Fichtenanpflanzungen ersetzt, und dadurch ist der Wasserreichtum der Moore und Bäche schon zurückgegangen. Die Pflanzenwelt der saftigen Bergwiesen er- innert an den Oberharz, ebenso wie die dicht mit Wollgras bewachsenen Moore. Beim Verwittern gibt der mit Ton vermischte Buntsandstein einen gar fruchtbaren Boden ab, in welchem der Wald trefflich gedeiht. Ein gutes Baumaterial liefern die Buntsandstein-Quadern; dünnere Schichten benutzt man als Plattenbelag zu Bürgersteigen und zum Belegen von Hausfluren. Die allerdünnsten Schichten werden statt der Ziegel zum Bedecken und Behängen der Häuser verwertet. So erhalten allerdings manche Ortschaften der Gegend ein etwas düsteres, für den ganzen Solling charakteristisches Aussehen im Gegensatz zu den Dörfern und Städten mit Ziegeldächern. Hauptstapelplätze für das Holz und die Steine aus

9. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 19

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 19 - dem Solling sind Holzminden und Härter. Der Solling hat nnr wenig Sied- lungen. Am Fuße des nach seinem Torfmoore benannten Moosberges, der, eine der höchsten Erhebungen, ziemlich im Mittelpunkte liegt, befindet sich ein zur Sommerfrische gut geeigneter Ort, Neuhaus, der teils zu Braunschweig und teils zu Preußen gehört. Hier soll zur Zeit Ludwig des Frommen eine Nieder- lassung von Mönchen gewesen sein, die aber bald nach Corvey bei Härter über- gesiedelt sei. Lange war in Neuhaus ein berühmtes Gestüt der Isabellenpferde, später ein Depot für Remontepferde und ein königliches Jagdschloß, das jetzt als Oberförsterei benutzt wird. Es befindet sich hier auch eine Glashütte, desgleichen in Boffzen. Der Solling ist von einem Kranze freundlicher Dörfer und Städte umgeben: Fürstenberg, Boffzen, Holzminden, Bevern, Stadtoldendorf (im Braun- schweigischen), Dassel und Uslar (im Hannoverschen). 3. Die Weser. 3ch Kenne einen deutschen Strom, Der ist mir wert und lieb vor allen, Umwölbt von ernster Eichen Dom, Umgrünt von Kühlen Buchenhallen. 3) Die Weser im allgemeinen. Die Weser, „der deutscheste unserer Ströme" (warum?), durchfließt Zwar nur wenig braunschwei- gisches Gebiet, sie nimmt aber durch Aller mit Oker und Leine bei weitem am meisten die Gewässer des Landes auf. Sie hat als Werra ihre Quellen im herrlichen Thüringer Walde. (Im Althochdeutschen führen beide den gleichen Namen: aus Wisur- aha, Wisara, Wesera wurde Wiraha, Werraha und dann Werra.) Bei Minden vereinigt sich mit der grünen Werra die vom Rhön kommende rote Fulda. Zahlreiche Höhenzüge des Weserberglandes engen ihr vielgewundenes Tal ein, bis sie bei Minden, durch die West- fälische Pforte, Porta Westphalica, in das Tiefland eintritt. Oberhalb Fürstenbergs bis Hehlen, unterhalb Ottensteins (35 km Luftlinie), bildet sie im allgemeinen die Westgrenze des Herzogtums und 20 km oberhalb Bremens auch die Nordgrenze für Thedinghausen. Der Personenverkehr des schönen Wesertales wird im Sommer auf der Strecke Minden-Hameln durch die Wesermühlen-Aktiengesellschaft mit fünf stattlichen Schiffen unterhalten- bis Bremen kommen schon mittelgroße Seeschiffe; bei Bremerhaven beginnt die meerbusenartige Mündung des Flusses. — Trotz der Richtung des Stromes von Süden nach Norden eignet er sich doch nicht für den Hauptverkehrsweg von Nord- nach Süddeutschland wegen seines auf vielen Strecken zu engen Tales und der vielen Windungen. Hierfür ist weit besser das breite Leinetal geeignet. b) Die Weser im Braunschweigischen. Kurz vor dem Eintritt der Weser in das Braunschweigische nötigt der Sollinger Wald sie, eine Strecke westlich zu fließen. Darauf fließt sie wieder nördlich, bis über Holzminden hinaus auf der Grenze zwischen Muschelkalk im Westen und Buntsandstein im Osten, dann hat sie sich aber in zahlreichen Windungen ihren Weg durch den Muschelkalk gegraben. Aus schroff zur Weser abfallendem Sandsteinfelsen erhebt sich das Schloß Fürstenberg, in welchem einst durch Herzog Karl I. 2*

10. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 35

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 35 - 12. Noch höher gelegen, ja der höchstgelegene Ort des Harzes ist Hohegeiß (620 m) mit etwa 1000 Einwohnern. Es hat feinen Namen von einer Kapelle „Zum hohen Geist", die von den Mönchen des Klosters Walkenried an der Heerstraße von Harzburg nach Nordhausen für die fremden Reisenden, „die Elenden", erbaut war. Eine Ort- schaft entstand hier infolge des Bergbaues, der aber wieder einge- gangen ist. (Altere Siedelungen haben sonst nie solche hohe, freie Lage.) Durch hohe Lage und trotzdem gleichmäßiges Klima empfiehlt sich Hohegeiß als Höhenkurort. Einen großen Gegensatz zu dem luftigen Hohegeiß bildet der nahe im tiefen, ungemein lieblichen Tal der Zorg^ gelegene gleichnamige langgestreckte Flecken (350 m), dessen Erzhütte eine Gründung des Klosters Walkenried ist (1300 Ein- wohner). An dem großen Eisenwerke, das einer Genossenschaft ge- hört, werden 300 Arbeiter beschäftigt; auch der Obelisk auf dem Löwenwalle in Braunschweig wurde hier gegossen. Nie Zweigbahn Zorge-Ellrich schließt sich an die Strecke Seesen, Osterode, Herzberg, Walkenried - Nordhausen an. 13. Rechter Nebenfluß der Jorge ist die Wieda. die durch Wieda und Walkenried fließt. Wieda hat eine Eisenhütte und zählt 1600 Einwohner. Es hat in der Nähe zwei der schönsten Aus- sichtspunkte: den Stöberhai (720 m), den höchsten bewohnten braun- schweigischen Aussichtspunkt und die höchste Erhebung der Wasser- scheide zwischen Elbe und Weser, und den (preußischen) Ravensberg (660 m) mit weiter Übersicht über die Höhenzüge und Täler des Harzes. Mitten in dem am Ausgange des Harzes gelegenen Walken- ried (290 m hoch, 1500 Einwohner) erinnern herrliche Ruinen an das einstige berühmte Iisterzienserkloster, das im 12. Jahrhundert gegründet wurde und an dessen Vau man 80 Jahre gearbeitet hat. Das reich ausgestattete Kloster der betriebsamen und werktätigen Mönche erwarb sich ausgedehnte und fruchtbare Ländereien, auch in anderen Staaten, so daß sein Abt sich rühmte, er könne auf der Reise nach Rom jede Nacht in eigenem Hause schlafen. Walkenried war ein freies Reichsstift, dessen Äbte bischöfliche Macht und auf den Reichs- tagen Sitz und Stimme hatten. Durch den Bauernkrieg nahm diese Herrlichkeit aber ein jähes Ende. Mit wildem Jubel erstürmten auf- ständische Bauern das Kloster und plünderten, zerschlugen und ver- wüsteten es. Man erzählt, sie hätten starke Taue an dem Turme, dessen unteres Gebälk sie angesägt hatten, befestigt und so den Turm niedergerissen' er durchschlug das Gewölbe des Hauptschiffes, und bald stürzte auch ein Teil des Chors nach. Die Ruinen, namentlich der Kreuzgang und der jetzt als Kirche dienende Kapitelsaal, sind Zeugen für die einstige Herrlichkeit des edlen Gebäudes. — Walken- ried ist Sitz eines Amtsgerichts, Oberforstamts und Forstamts und besitzt eine Domäne. In dem nahen Sachsenstein wird Gips ge- wonnen. 3*
   bis 10 von 2112 weiter»  »»
2112 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 2112 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 59
1 29
2 71
3 52
4 169
5 542
6 19
7 235
8 8
9 30
10 497
11 26
12 91
13 7
14 36
15 25
16 149
17 9
18 14
19 24
20 53
21 16
22 20
23 45
24 82
25 85
26 48
27 91
28 208
29 89
30 73
31 49
32 5
33 172
34 82
35 22
36 180
37 1173
38 63
39 100
40 22
41 34
42 65
43 142
44 24
45 184
46 85
47 52
48 61
49 20

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 11
1 549
2 9
3 27
4 118
5 6
6 20
7 25
8 40
9 178
10 15
11 44
12 31
13 35
14 32
15 51
16 222
17 1051
18 15
19 276
20 67
21 104
22 45
23 222
24 42
25 22
26 40
27 10
28 125
29 83
30 2
31 25
32 23
33 14
34 65
35 21
36 70
37 78
38 110
39 351
40 40
41 71
42 77
43 79
44 15
45 285
46 15
47 10
48 27
49 13
50 20
51 51
52 70
53 5
54 109
55 69
56 61
57 23
58 58
59 71
60 103
61 63
62 17
63 17
64 34
65 68
66 32
67 42
68 119
69 26
70 53
71 97
72 59
73 7
74 22
75 94
76 95
77 666
78 28
79 34
80 16
81 27
82 250
83 81
84 60
85 54
86 54
87 184
88 62
89 7
90 69
91 98
92 413
93 28
94 473
95 39
96 24
97 13
98 270
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 155
1 56
2 102
3 360
4 27
5 156
6 127
7 146
8 21
9 96
10 117
11 77
12 394
13 258
14 41
15 32
16 54
17 151
18 66
19 182
20 9
21 114
22 38
23 10
24 97
25 163
26 194
27 47
28 165
29 146
30 149
31 36
32 35
33 670
34 86
35 91
36 10
37 51
38 36
39 272
40 196
41 33
42 419
43 312
44 79
45 17
46 76
47 194
48 21
49 128
50 682
51 798
52 221
53 25
54 354
55 90
56 64
57 23
58 104
59 860
60 119
61 96
62 176
63 33
64 66
65 304
66 18
67 88
68 34
69 3
70 6
71 252
72 94
73 79
74 34
75 83
76 21
77 90
78 147
79 93
80 98
81 1144
82 42
83 84
84 195
85 40
86 59
87 56
88 50
89 137
90 44
91 163
92 2
93 22
94 25
95 27
96 14
97 189
98 36
99 114
100 704
101 48
102 435
103 132
104 18
105 57
106 107
107 36
108 15
109 28
110 123
111 348
112 156
113 22
114 225
115 38
116 278
117 74
118 22
119 74
120 35
121 411
122 120
123 176
124 173
125 383
126 69
127 86
128 30
129 193
130 66
131 321
132 55
133 117
134 21
135 13
136 300
137 93
138 19
139 36
140 116
141 30
142 245
143 231
144 41
145 161
146 45
147 35
148 139
149 5
150 66
151 227
152 336
153 45
154 192
155 175
156 227
157 189
158 65
159 59
160 38
161 148
162 38
163 61
164 91
165 67
166 170
167 46
168 189
169 98
170 69
171 156
172 53
173 161
174 39
175 301
176 132
177 373
178 9
179 183
180 62
181 50
182 224
183 1459
184 50
185 27
186 24
187 30
188 117
189 20
190 43
191 44
192 74
193 74
194 61
195 102
196 583
197 53
198 75
199 93