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1. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Vorgeschichte. * 1. Die Pfahlbauer und die älteste Keltenzeit. 1. Vor der Einwanderung der Germanen wohnten die Kelten in unserm Land. Auch sie hatten darin bereits ein anderes Volk vorgefunden. Dieses Urvolk, vielleicht finnischen Stammes, nutzte ihnen dienen oder in die Berge weichen; in den Sagen von mißgestalteten Zwergen, die in der Nachtzeit wirken, scheint es noch heute da und dort fortzuleben. 2. Diese Menschen der Urzeit mögen ursprünglich (als „Tro-glodyten") in Höhlen gewohnt haben. Allmählich gingen sie, um den unabsehbaren Gefahren des Urwalds zu entgehen, zurrt Pfahlbau über: mit unsäglicher Mühsal errichteten sie in seichtem Gewässer Dörfer auf eingerammten Pfählen. Ihre Geräte und Waffen fertigten die Pfahlbauer aus roh behauenen Steinen, die sie schleifen und mit Wasser und Quarzkörnern zu glätten gelernt hatten. Das war die vorgeschichtliche Steinzeit. 3. Die Wohlhabenderen tauschten von phönizischen und etruskischen Händlern Bronze ein; dieses Metall verstanden sie bald selber zu gießen, wie die Eutzformen beweisen, die man in Gräbern und Pfahlbauten gefunden hat; ihre Schmiede bereiteten daraus lange, gespitzte Schwerter und Lanzen nebst allerhand Hausrat: Ärte, Hacken, Spinnwirtel, Kämme und Schmuck, Armringe z. V., die auf dünne Arme patzten, sowie Hals- und Ohrringe, Heft- und Haarnadeln. Funde von Schmucksachen aus Glas und Bernstein, von griechischen und römischen Münzen deuten auf uralte Handelsverbindungen mit Griechen, Phöniziern und Römern. Sogar Webereien aus Wolle und (Besätze, die ohne Töpferscheibe hergestellt, aber geschmackvoll verziert waren, hat man an verschiedenen Orten gefunden. Die stattlichen Reste dieser Pfahlbaudörfer hat man zuerst in dem wasserarmen Sommer 1853/4 im Züricher See, dann in allen Seen am Nordrande Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teiln. 1

2. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Germanen. I li—3. 5 die Friesen und Sachsen, befuhren auch schon das Meer. Vereinzelt lagen die Höfe an Quell und Bach, umgeben von gerodetem Acker- und Weideland. Herden von Schafen, Schweinen, Ziegen, unscheinbaren Rindern und Gänsen bildeten den Reichtum des Mannes; seine Freude waren die kleinen, aber dauerhaften Pferde. Als Hauptnahrung diente Hafermus sowie Fleisch, besonders Wildbret, als Getränke Milch und Met, der aus wildem Honig gewonnen wurde. * Schott verstand man die Bereitung von Butter (anko, im Alemannischen Hebels: „Anke") und Reise (kuosmero, Ruhschmer); von den Römern nahm man dann ein besseres Verfahren und die heute übliche Bezeichnung an, die dem Lateinischen entlehnt ist.d Von Fremden lernte man bald Gerste anbauen und „Gerstenwein" (Bier) bereiten. Später pflanzte man Flachs, Rüben und große Rettiche, die sich Kaiser Tiberius regelmäßig aus Germanien kommen ließ; das Obst zu veredeln verstand man noch nicht. Salz lieferten Quellen oder das Meer. * *2. Die ältesten Nachrichten über unsere Vorfahren stammen von den Römern C. Julius Cäsar (in seinem Bericht über den Gallierkrieg) und P. Cornelius Tacitus, der um das Jahr 100 n. Chr. Sitten und Treiben der Germanen in einem eigenen Buch („Germania") geschildert hat. Manche wertvolle Auskunft verdanken wir den Gräbern der Alten, denen man neben den Waffen allerhand Gebrauchs- und Schmuckgegenstände mitgab in die Todesruhe. Die Germanen hatten noch keinen gemeinsamen Volksnamen, ja noch kein Gefühl der Zusammengehörigkeit; die einzelnen Stämme waren in Mundart, Tracht und Sitten vielfach verschieden. So trugen die süddeutschen Stämme (Sueben — Schwaben, die Schweifenden) die Haare über dem Wirbel in einen Schopf zusammengeknotet; die andern ließen sie frei herabhängen. Kämme und Scheren □ haben die Gräber aufbewahrt. □ 3. Den Römern fielen die Germanen auf durch hohen, kraftvollen Wuchs, helle Haut, blaue, trotzige Augen; in mächtigen Strähnen wallten die goldfarbigen oder roten Haare; die Rinder mit ihren Flachsköpfen kamen den Südländern wie Greise vor. Jung und alt, Männer und Frauen kleideten sich in zusammengenähte Tierfelle und Pelze, nachmals in kurze, enge Leinenröcke, die sie mit Heidelbeeren rot oder blau, mit Ginster gelb oder grün färbten; den Mantel hielt ein Dorn oder eine Bronzeschnalle auf

3. Geschichte des Mittelalters - S. 7

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Germanen. I 13—i. 7 wände waren mit farbigem Lehm bestrichen, die Stirnseite mit Geweihen und Pferdeköpfen geschmückt. *Mit der Zeit erweiterten sich die Höfe zu Dörfern; diese wurden etwa nach dem gemeinsamen Vorfahr oder Gründer (mit der Endung mg, ingen, ungen) oder mit dem Dativ der Mehrzahl: Hofen, hausen, büren, beuem (— Bauer, Häuser) oder nach den Bächen und Bergen (Fritzlar: Ort eines Frido, Goslar: Ort an der Gose) benannt. Der Einödhof faßte, wie es heute noch im Schwarzwald üblich ist, sein Gebiet mit einer Hofwehre von aufgeschichteten Steinen oder von Pfählen ein.d In der Halle bewirtete der vornehme Hausherr Freunde und Fremde, die immer willkommen waren. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte waren rechtlos, wurden aber weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied im Freien auf. Für Reinlichkeit und Abhärtung sorgten tägliche Flußbäder, auch im Winter; das Schwimmen wurde mit demselben Eifer geübt wie das Reiten. 6. Der freie Jüngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Verwandten oder Fürsten die Waffen: Schwert und Speer. Fortan nahm er teil an der Volksversammlung und dem Opferschmaus, an Fehden und Kriegszügen; er jagte zu Roß, mit Rüden und Falken den Wolf und den Scheich, den Luchs und den Biber; stolz brachte er die Bärenfelle heim und die Hörner des Urochsen, die dann, mit Gold beschlagen, bei den Trinkgelagen kreisten. 7. Des freien Germanen höchste Lust war der Krieg. Zunächst konnten nur die Reichen Schwert oder Speer mit Eisenspitze beschlagen : die Schmiedekunst ehrte man als das älteste Handwerk. Der Speer (Ger, Frame), war das Merkmal des freien Mannes; erst später kam die längere Lanze auf. Andere Trutzwaffen waren Bogen und Schleuder, Beil und Wurfaxt (aus Stein oder Erz), ferner die Keule, die aus Hartholz bestand, im Feuer gehärtet und mit Nägeln beschlagen war. Der Schild, aus Lindenholz, mit Flechtwerk überzogen und in einer Hülle von Tierfell getragen, hatte bei den verschiedenen Stämmen verschiedene Farben. Im Lederkvller, einzelne auch im geflochtenen Kettenhemd, meist aber nackt und barhäuptig oder mit einer Tierhaut, deren Kopf samt Hörnern als Helm dienen mußte, mit hölzernem Schild: so zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland

4. Geschichte des Mittelalters - S. 11

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die germanische Eötterwelt. I 2i—s. 11 göttin; ihr Name lebt in unsrem Osterfeste fort: sie trägt goldene Schuhe; ihre Häsin legt rote Eier. 3. Wie die germanischen Frauen in der Schlacht mithalfen, so glaubte man auch an göttliche Jungfrauen, die Idisen, die sich dem feindlichen Heer entgegenwarfen, die Gefangenen fesselten, die man dem Feind abgewonnen hatte, die dem Feind anheimgefallenen befreiten. Als schicksalbestimmende Göttinnen verehrte man die Nornen; die zaubergewaltigen Alraunen leben noch heute in unserer Sprache und Volkssage. * *4. Viele unsrer Eöttergestalten sind bei den Nordgermanen weiter ausgebildet worden. Schließlich hat man sie auf der Insel Island unter christlichem Einfluß dichterisch dargestellt und in einer Sammlung, der Edda, aufgezeichnet. So erhielt Donar einen Bruder in dem Sonnengotte Balder, den: jugendschönen Gotte des Frühlings, des Rechtes und der Weisheit. Ihn erschießt mit der Mittelstaude, von dem Feuergotte Loki (Loge, Lohe) angestiftet, der blinde Hödur (der Winter); da zerspringt seiner Gattin Nanna vor Wehmut das Herz: sie ist eine Frühlingsund Blütengöttin wie Austra. Balder ähnlich ist der Sonnengott Froh oder Frey r. Er reitet auf goldborstigem Eber über das blühende Kornfeld. Seine Schwester Frouwa oder Freya ist gleich Frigg die Göttin der Ehe, der Anmut und der Lust. Zu ihr kommen die Seelen gestorbener Binder und Frauen; der Männer aber, die den „Strohtod" gestorben sind, wartet die finstere Hel in der Unterwelt. 5. Die Welt der Menschen ist Mittelgart (Midgard), die Erde. Sie verbindet der Regenbogen mit der Heimat der „Asen-götter", Asgard. Über diese strahlende Brücke bringen Wodans Schlachtjungfrauen, die Walküren, auf ihren schnaubenden Rossen die gefallenen Helden in seine Götterburg Walhalla; sie haben sie auf dem Schlachtfelds, der Walstatt, durch ihren 5tuß zur Lust des „Speertodes" gekürt. „So fühlte sich der Mann während der Schlacht in der Hand seines Gottes und hörte die Rosse der himmlischen Botinnen, der Walküren, über seinem Haupte dahinbrausen." Dort üben sich die „Einherier" unter „Allvaters" Leitung täglich auf die schwerste Schlacht: die Götterdämmerung, die am Ende der Tage einbricht. 6. Um die Erde nämlich windet sich die Midgard sch lange

5. Geschichte des Mittelalters - S. 12

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
12 Die Germanen. (das Meer), und fern im Norden lauert der Fenriswolf: zwei Schreckenskinder des entarteten Loki, die durch der Menschen Mord und Meineid immer größer und stärker werden, bis sie die Fesseln sprengen, die ihnen die Götter angelegt haben. Da rasen sie heran; die aufgerissenen Kiefer des Wolfes reichen vom Boden bis zum Himmelsgewölbe. Heimdall, Wodans Sohn, der Ahnherr der Menschen, der die Regenbogenbrücke hütet, stößt in sein Horn, und Wodan rettet im Eoldhelm mit den Göttern und Einheriern über den Regenbogen auf die Ebene Wigrid. In fürchterlicher Schlacht kommen alle Götter um; die Sterne fallen vom Himmel, Wölfe verschlingen Sonne und Mond; die Erde geht in Flammen auf. Später wird aus dem Meer eine neue Welt emporsteigen in ewig grünender Schönheit; friedliche Götter werden sie segnen, neue □ Menschen sie bewohnen ohne Sündenschuld und Tod.ü 3. Die ersten Römerkämpfe. v.chr. 1. Bald nach den gracchischen Unruhen erschienen die Kimbern und Teutonen an der Grenze des römischen Reiches. *Iu langsam nagender Arbeit und in wilden Springfluten hat die Nordsee die friesische Küste auseinandergerissen, die Zuider See, den Dollart und den Iadebusen gebildet; die friesischen wie die westholsteinischen Eilande nebst Helgoland sind Reste größerer Landstriche oder Inseln. Die Sage von Stavoren, das 1235 untergegangen sein mag, erzählt noch von dieser Zerstörung der deutschen Küste. In solcher Wassersnot mögen die Kimbern von der Jütischen Halbinsel fortgezogen sein, und die Teutonen schlossen sich ihnen an. Durch Wälder und Sümpfe zogen sie südwärts, um neue Äcker zu suchen. Vermutlich rückte ihr Wanderzug an der Elbe aufwärts, umging das Riesengebirge und drang an der March hinunter zur Donau vor. Nachdem sie den gewaltigen Strom glücklich überschritten, zogen sie an einem seiner rechten Nebenflüsse in die Alpen hinein und vernichteten ein Römerheer, das ihnen den Weg nach Italien sperren sollte. Das war die erste Germanenschlacht, von der wir wissen. □ Sie gingen jedoch nicht über die Alpen, sondern durchstreiften planlos die Donau- und Alpenländer; mehreren Römerheeren, die sie mit Gewalt oder Tücke vernichten wollten, brachten sie schwere Niederlagen bei: einmal sollen von drei Heeren nur zehn

6. Geschichte des Mittelalters - S. 66

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
66 Sachsen- und Franken-Kaiser. Schüler, Wirtschaftsgebäude, dazwischen Höfe und Gärten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. Was der einzelne bei seinem Eintritt besaß oder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen, für die man im Ienseits Vergeltung erwartete, erweiterten den Besitz. Die Brüder waren Lehrer und Vorbilder der Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Weinbau. Wie bereits die Mönche der Merowingerzeit, entwickelten auch später die Klöster in wirtschaftlicher Tätigkeit vorbildlichen Land- und Gartenbau; ihre Wirtschaftsräumlichkeiten enthielten in immer wachsendem Umfang Gesindewohnungen, Stallungen, Speicher und Retter, Keltereien, Brauereien, Mühlen und Bäckereien sowie Werkstätten für allerlei Handwerker. Die Mönche legten Wasserleitungen an, die dem Mühlenbetrieb und der Fischzucht, aber auch der Bewässerung der Felder und Wiesen dienten. In den Klostergärten reiften die ersten Pfirsiche und Aprikosen, blühten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Hausbau und Gewerbeleben waren die Mönche Lehrmeister sowie im Fischfang, der durch die Fasttage in größere Aufnahme kam. 3. Seine Beschäftigung wählte jeder selbst. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, die Knechte und die Laienbrüder, die oft vornehmen Häusern entstammten; andere zogen mit Spieß und Keule auf die Jagd oder den Räuberfang, und kam ein Feind ins Land, so trug auch der Pater unter der gegürteten Kutte den Panzer und führte Schwert und Speer; ein dritter schrieb für die Klosterbücherei oder auf Bestellung reicher Leute lateinische oder griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Initialen) ab; ein vierter verlegte sich auf Malerei oder schnitzte in Holz oder Elfenbein; ein fünfter spielte Harfe und Orgel und leitete den damals aufkommenden mehrstimmigen Gesang. Armen- und Krankenpflege war eine der höchsten Pflichten des Mönchslebens. Ihren wachsenden Reichtum benutzten die Klöster zu weitherziger Mildtätigkeit und zu einer Gastfreundschaft, die „um Gottes willen" fast dasselbe bot wie heute die Gasthöfe. 4. Fromme Elternpaare widmeten oft ein Kind schon bei der Geburt dem Kloster; kein Königskind erschien zu gut, um Mönch oder Nonne zu werden. Sehr häufig nahmen Geistliche jeden Ranges, aber auch Weltleute in alten Tagen das Mönchsgewand, um eine Schuld zu büßen oder sich auf den Tod vorzubereiten.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 28

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
28 Die Völkerwanderung. * O Die Germanienreiche in Italien, Afrika und Spanien konnten keine Dauer haben. Die Verschmelzung der Eroberer mit den früheren Einwohnern war unvermeidlich; sie mußte die Barbaren ihrer Eigenart berauben, da die Römer ihnen an Zahl und an Bildung, in der Haus- und Staatswirtschaft wie in der Rechtspflege überlegen waren. Die Germanen waren über das ganze Land verzettelt; nur die Vandalen wohnten beisammen. Seit Theoderichs Tod hörte auch die Verbindung unter den neuen Staaten auf; in den einzelnen Völkerstämmen bekämpften sich Gegner und Anhänger der römischen Gesittung; dabei fehlte es an überlegenen Führern. □ Am schlimmsten war die Zwietracht bei den Vandalen. □ 2. Nach Genserichs Tod waren sie in dem heißen Mauretanien (Marokko und Algerien) verweichlicht. Ihre Vornehmen waren Großgrundbesitzer, die ihre Untergebenen in harter Zucht hielten. In der allgemeinen Not gingen sie in Eold und Seide und frönten zügellosem Wohlleben, das nur Raubzüge und Löwenjagden unterbrachen. Im Krieg wurden sie schlaff und zügellos; ihre Flotte vernachlässigten sie. Ihr König Eelimer hatte seinen römisch gesinnten Vorgänger gestürzt und gab so dem oströmischen Kaiser erwünschten Anlaß, einzugreifen und Afrika zurückzuerobern. Nun landete der oströmische Feldherr Belisär mit nur 5000 Reitern in Afrika. Nach einem rühmlosen Treffen gab Gelimer Karthago auf, nach einem zweiten warf er sich entmutigt in eine unzugängliche Felsenschlucht. Germanische Söldner schlossen ihn ein. Lange Zeit leistete er verzweifelten Widerstand. Als er aber seinen Neffen mit einem Mauren um ein Stückchen Brot raufen sah, ergab er sich. Auf einem Landgut in Galatien schloß er sein Leben. Rühmlos ist sein Volk verschwunden; die reichen Schätze, die es zusammengeraubt, fielen Belisar zur Beute. 3. Um so glanzvoller ist der Stern der Goten untergegangen. In ihnen lebte Theoderichs Geist; unter drei Heldenkönigen verteidigten sie fast zwei Jahrzehnte lang ihr geliebtes Südland, in dem sie weithin zerstreut wohnten. In überraschendem Angriff gewann Belisar Sizilien und das ungerüstete Neapel. Nun erhob das Volk den erprobten Kriegsmann Witigis auf den Schild. * *Aber Belisars Umsicht und Tapferkeit entriß den Goten Rom und vereitelte die Rückeroberung: die Mauer Aurelians und Hadrians Grabmal hielten allen Stürmen stand. Dagegen belagerte Belisar

8. Geschichte des Mittelalters - S. 29

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Der Untergang des Vandalen- und des Ostgotenreiches. Ii 61—5. 29 die Goten in Ravenna, und der Adel bot Belisar die Krone an: □ er ging zum Schein auf ihren Vorschlag ein.q Ravenna wurde dem Feind unbesonnen überliefert, Witigis fiel Belisar in die Hände, der ihn, wie kurz zuvor Gelimer, zum Triumphzug nach Konstantinopel brachte. Ravenna blieb auf lange Zeit in griechischem Besitz. Das Gotenreich schien auf wenige Bezirke Oberitaliens beschränkt. Da richtete es König Totila in wunderbarem Siegeslaufe wieder auf. Ebenso mild wie kühn, bot er dem Kaiser den Frieden an. Als der ihn ablehnte, führte Totila den Krieg mit voller Entschlossenheit und Tatkraft. Er eroberte Neapel und nach langer Belagerung, während deren sich die Nachkommen des Romulus von Kleie und gekochten Nesseln nährten, auch Rom zurück. Mit liebevoller Umsicht sorgte er für die Besiegten und waltete seines Herrscheramtes mit Gerechtigkeit und Großmut. So wurde der schöne König zum Liebling Italiens, während Byzanz in Furcht schwebte. 4. Nun aber führte Narses von Nordosten her ein überlegenes Heer über den Apennin heran. Er war ein kleiner, schwächlicher Mann, aber gewaltigen und gottesfürchtigen Geistes. In demselben Abruzzenpaß, in dem einst die Römer die verbündeten Völker Nord- und Mittelitaliens zurückgeschlagen hatten, bei Tag in ä, 552 erlag die gotische Lanze der griechischen Kriegskunst und den Germanenscharen des Narses. Totila fiel im nächtlichen Getümmel. Sein Nachfolger, der schwarze Teja, erstritt in der Schreckensschlacht am Vesuv den Überlebenden dieses edeln Volkes einen ehrenvollen Untergang. * * Reste der Goten waren in Südtirol sitzen geblieben: Ortsnamen D wie Eossenhaß deuten noch auf ihre Siedlungen.^ 5. Das römische Kaiserreich umfaßte wieder den ganzen Westrand des Mittelmeers. Narses wurde Erarch (Statthalter) Italiens. Aber er selbst soll, von der Kaiserin gekränkt, den Langobardenkönig Alböin herbeigerufen haben. Während der Kaiser durch schwere Perserkriege in Anspruch genommen war, eroberte Alboin nach dreijähriger Belagerung das feste Ticinum (Pavia). Die Stadt wurde zum Mittelpunkt eines Reiches, 568 das die fruchtbare Ebene am Po, die „Lombardei", und mehrere Landschaften Mittel- und Unteritaliens umfaßte. Unter Alboins Nachfolgern ragen Agilulf und Röthari (Rother) hervor. Sie wehrten die Einfälle der Franken und Slawen ab.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 72

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
72 Sachsen- und Franken-Kaiser. Heeres, das nach Polen bestimmt war, gegen die Harzburg. Von einem Jäger geführt, floh Heinrich nachts durch den unermeßlichen Wald. Er wollte in Süddeutschland Hilfe holen. Aber alles fiel von ihm ab; die Fürsten erwogen seine Absetzung; nur die Bürgerschaft von Worms hielt treu zu ihm. So schloß er Frieden mit den Sachsen und gestattete ihnen, die Mauern seiner Burgen zu zerstören. Als aber die Bürger von Goslar in der Harzburg Kloster- und Grabschändung verübten, wandte sich die allgemeine Teilnahme wieder dem König zu: die Fürsten stellten ihm ein Heer, so groß, wie man seit Menschengedenken keines gesehen hatte. Damit überraschte und schlug er die Sachsen an der Unstrut; barfuß und ohne Waffen mußten sie sich ihm feierlich unterwerfen. Das Reich schien in alter Festigkeit wiederzuerstehen. 3. Eben bestieg Gregor Vii. den päpstlichen Stuhl: ein Mann von unansehnlicher Gestalt, aber unbeugsamer Willenskraft. * *Er brachte die Anschauungen von Cluny auf den Thron. Schon als Archidiakonus hatte er die Papstwahl an die Kardinäle gebracht, den Priestern das ehelose Leben, den Zölibat, geboten, der in Deutschland für die Inhaber der höheren Kirchenämter seit einem Jahrhundert üblich war: die Priester sollten nur noch für ihr Amt und die Gebote der Kirche leben; er verdammte die Simonie (den Ämterverkauf): der Papst, erklärte er, sei der Oberherr der Könige. Die Geschenke, die die Kaiser seit den Ottonen von neu ernannten Bischöfen wie von neu eingesetzten Lehensleuten empfingen, waren eine Art Steuer geworden, womit sie die Kosten ihrer Regierung zum Teil deckten. Heinrich Iv. nahm sie, weil man sie als Simonie deuten □ konnte, nur in seltenen Fällen und später gar nicht mehr an.d 4. Endlich nahm Papst Gregor für sich und seine Nachfolger das Recht, die deutschen Bischöfe einzusetzen (die Investitur) und die richterliche Gewalt über Bischöfe und Geistlichkeit in Anspruch. Nur gegen diesen Verzicht wollte er Heinrich krönen. * *Die deutschen Könige setzten auch die geistlichen Fürsten ein und belehnten („investierten“) sie mit ihrem weltlichen Machtgebiet. Das wichtigste Ziel der Cluniazenser aber war die Beseitigung der Laieninvestitur. Papst Gkegor wollte das Gottesreich gründen und über die ganze Christenheit ausdehnen: er selbst sollte der Oberherr, die Könige seine Lehensleute sein. Gregor erblickte in dem Staat nur ein heidnisches Werk: die

10. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
74 Sachsen- und Franken-Kaiser. Aber mit Ausnahme der Sachsen erkannte niemand Rudolf an; am Abend seines Kronungstages mußte er aus Mainz flüchten. In Hellem Zorn kehrte Heinrich zurück; wie die Lombarden stellten sich die Schwaben, Bayern, Franken aus seine Seite; selbst Kaufleute traten in sein Heer ein, und Rudolf verblutete schließlich in der Feldschlacht. Inzwischen führte der Röntg einen Eegenpapst nach Rom und ließ sich von ihm in der Peterskirche krönen. Gregor schloß er ein in der Engelsburg, dem alten Grabmal Hadrians; der Normannenherzog Robert Guiscard rettete ihn in das unteritalische Land, mit 1075 dem ihn der Papst belehnt hatte. Dort starb Gregor zu Salerno, nachdem er alle Gebannten gelöst hatte bis auf Heinrich und den Eegenpapst. „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; darum sterbe ich in der Verbannung," soll er gesprochen haben. 6. Daheim wütete allerorten der Bürgerkrieg. In Schwaben spannten die Bauern einander selbst vor den Pflug, weil sie keine Zugtiere mehr hatten. Aber Kaiser Heinrich gewann durch Milde und rastlose Bemühungen immer mehr Große; er schützte und förderte durch seinen Gottesfrieden die Bauern und namentlich die aufblühenden Städte, Gewalttat züchtigte er mitunter nach der grausamen Sitte der Zeit durch Stäupen, Abschlagen der Hand. Heinrichs ältester Sohn Konrad hatte sich zum Kummer des Vaters von der päpstlichen Partei zum König von Italien krönen lassen: er verzichtete auf die Investitur und erkannte den Papst als seinen Lehnsherrn an. Als er im Aufruhr reuevoll verdorben war, reizten die Ritter, die nicht mehr auf Raub ausreiten konnten mit Scharlachmantel und goldenen Sporen, den zweiten, Heinrich, zur Empörung. * 7. *Der junge Heinrich mochte besorgen, sein Erbrecht zu verlieren, falls sein Vater durch eine Fürstenverschwörung gestürzt würde. Er stützte sich auf die Sachsen und den Papst, dem er Deutsch-□ land wieder zuführen wollte. □ Durch erheuchelte Reue verleitete er den unglücklichen Vater, sein Heer zu entlassen, nahm ihn auf der Burg Böckelheim bei Ingelheim gefangen und zwang ihn zur Abdankung. Nun aber rüsteten die Städte am Unterrhein für den alten Kaiser; er widerrief seine Abdankung, war aber so arm, daß er sein Reitzeug gegen Brot versetzen mußte. Da starb der früh gealterte Herrscher in Lüttich, auf fremder Erde, wie Gregor, und im Kirchenbann.
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