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1. Geschichts-Bilder - S. 1

1878 - Langensalza : Greßler
I. Mtder aus der allen (Md)id)fe. Die Jtegptier. Beschreibung des Landes.^) Das in der Nordostecke von Afrika gelegene Aegypten, von den alten Römern nicht unpassend »die afrikanische Kornkammer« genannt, ist im Grunde nichts weiter, als ein Streifen Pflanzenerde, der sich durch die Wüste hindurchzieht, ein erweitertes Bett des Nils. Das Land bildet ein langes, schmales Thal, im Süden durch ein Gebirge begrenzt, welches der Nil durchbricht, und durch welches er gezwungen wird, einen Wasserfall zu bilden, den sechsten von seinem Ursprünge an. Zwei Bergketten engen den Nil bis zu seinem Eintritt in das Delta ein. Beide sind völlig kahl, gehen an einzelnen Stellen weit auseinander und nähern sich an andern so weit, daß nur der Fluß hindurchdringen kann. Merkwürdig sind die Ueberschwemmungen des Nils. Jedes Jahr, unter heiterem Himmel, ohne irgend ein Vorzeichen, wechseln die klaren und durchsichtigen Wasser im Frühjahr die Farbe, verwandeln sich in einen Blutstrom, schwellen bis zum Herbste an, überschwemmen dann das ganze Land und nehmen in gleicher Weise ab. Dieses Steigen rührt von dem starken Regen her, welcher vom April an in den südlich von Aegypten gelegenen Gebirgen fällt. Das Land gewährt um die Herbstnachtgleiche, einen gar sonderbaren Anblick; es gleicht einem Meere, aus dessen Schooße Städte, öffentliche Gebäude und Dämme, welche die Verbindung unterhalten, hervorragen. Der Nil führt dann eine Menge fruchtbarer Erde herbei und ist so eigentlich der Schöpfer des ganzen Landes gewesen. Wenn die Ueberschwemmungen aufhörten, so geriethe das Land in die furchtbarste Noth, und wenn der Fluß vertrocknete, würde Aegypten veröden und in kurzer Zeit von der Wüste verschlungen werden. Daher hatten auch die alten Aegypter für diesen Fluß eine so große Vorliebe; von dem König Möris wird uns erzählt, daß er im Jahre 1500 v. Chr. in Mittelägypten einen großen See graben ließ, welcher in nassen Jahren das überflüssige Wasser aufnahm *) Nach mehreren Schriftstellern. Geschichtsbilder. 8te Aufl. «

2. Geschichts-Bilder - S. 58

1878 - Langensalza : Greßler
58 dem Bade getragen werden. Die Krankheit verschlimmerte sich bald so, daß bte Aerzte ihn aufgaben, und keiner mehr etwas verordnen wollte. Und doch war Alexanders Genesung eben jetzt sehr nöthig' denn der persische König, Darius Codomannus war mit einem großen Heere im Anmarsche. Da entschloß sich sein treuer Arzt Philippus, ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Während er damit be chäftiat war, den Trans zu bereiten, erhielt Alexander von seinem treuen General Parmenio einen Brief, worin dieser ihm schrieb: »Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht denn er ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte!« — Alexander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat herem mit ruhiger, freier Miene, mit fester Hand reichte er Alexander den Becher, und dieser nahm ihn mit der einen Hand, während er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während Philipp las, trank Alexander ruhig die Arznei Der Arzt war entrüstet über die Verlänmdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten: »Der Ausgang wird dich rechtfertigen.« Wirklich wurde Alexanders Vertrauen durch eine schleunige Genesung belohnt-denn schon am dritten Tage stand er wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Unterdessen war Darius Codomannus mit einem Heere von einer halben Million herangerückt. Bei dem Städtchen Jssus (N.-O.-Küste des mittell. Meeres) trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Ueberzahl wurden die Perser von den Mace-doniern geschlagen. Schrecklich war das Gemetzel, über Ico,000 Perser blieben in der Schlacht. Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbarkeiten, fielen den Siegern in die Hände. — Die gefangene Familie des Darius brach in ein lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darius erschlagen sei Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Versicherung, daß Darius noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der größten Güte, als wäre die Familie eines Freundes zu ihm auf Besuch gekommen. — Darauf zog er längs der Meeresküste weiter, eroberte Tyru s, die berühmteste Handelsstadt der alten Welt, dann Palästina, ging nach Aegypten, eroberte es und legte an der Mündung des Nil eine Stadt an, die er nach seinem Namen Alexandrien nannte. Jetzt erst wandte sich Alexander wieder nach Asien, um Darius zu verfolgen und die Eroberung des persischen Reiches zu vollenden. Er traf das persische Heer zwischen den Städten Arb ela und Gaugamela (in Assyrien). Die macedonischen Feldherren, erschrocken über die ungeheure Macht der Perser, riethen am Abende

3. Geschichts-Bilder - S. 71

1878 - Langensalza : Greßler
71 Genesung ihrem Schwiegersöhne, Servins Tullius, die Leitung der Regierung übertragen habe. Die Söhne des Aucus, welche inzwischen erfuhren, daß sie von den ergriffenen Mördern verrathen worden waren, entflohen hierauf aus Rom und lebten bis zu ihrem Tode in der Verbannung; Servius Tullius aber herrschte eine Zeit lang in Tarquin's Namen, dann behauptete er sich mit Gewalt im Besitze des Thrones, bis er es zuletzt dahin brachte, daß das gesammte Volk durch freie Wahl ihn als König anerkannte. Dieser große Mann war der eigentliche Begründer der römischen Staatsverfassung. Er theilte aller Plebejer (gemeine Bürger), welche irgend Grundbesitz hatten, in 30 Gemeinden, von denen 4 auf die Stadt und 26 auf das zur Stadt gehörende platte Land kamen. Jede Gemeinde hatte ihren Vorsteher, ihren eigenen Versammlungsplatz und ihre eigenen Feste. Ihre Angelegenheiten beriethen und verwalteten sie selbständig. Dadurch gewannen von jetzt an die Plebs oder Neubürger, als freie Genossenschaft, eine einflußreiche, berechtigte Stellung neben den Altbürgern, den Patriziern (Adelige, auch vornehme Bürger, welche die Rathsherrenstellen bekleideten). Obgleich so Patrizier und Plebejer als gesonderte Genossenschaften einander gegenüberstanden, wurden sie nach einer andern Seite hin mit einander verschmolzen. Mit Rücksicht auf die Besteuerung richtete der König fünf Klassen ein, von denen die gleich Begüterten je eine Klasse bildeten, sie mochten dem Stande der Plebejer oder dem der Patrizier angehören. Diese fünf Klassen zusammen zerfielen wieder in 197 Abtheilungen. Auf Grundlage dieser Eintheilung wurden hinfort die Volksversammlungen berufen, in welchen über Krieg und Frieden, über Annahme und Abschaffung von Gesetzen und über die Wahl des Königs berathen und entschieden wurde. — Durch diese Einrichtung ward die letzte entscheidende Stimme in öffentlichen Angelegenheiten den Patriziern, wenn nicht ganz entzogen, doch sehr beschränkt, dagegen zum Theil in die Hände des Volkes gelegt. Gewaltsamen Forderungen wurde aber dadurch vorgebeugt, daß von jenen fünf Klaffen die erste, zu der sämmtliche Patrizier gehörten, 98, dagegen die übrigen vier Klassen nur 95 Stimmen aufbringen konnten. Unter Servius wurden auch die beiden letzten Hügel von Rom angebaut und mit besiegten Völkern aus Italien besetzt. So thronte Rom jetzt auf sieben Hügeln; man nennt sie daher auch wohl die Siebenhügel stadt. Daß sich Servius Tullius durch seine kühnen Neuerungen bei Vielen Haß und Feindschaft zuziehen mußte, kann man sich denken. Darum glaubten auch die übergegangenen Söhne des Tarquinius, Arnus und Lucius Tarquinius, jetzt sei es der geeignetste Zeitpunkt, sich des Thrones zu bemächtigen. Der alte Servius aber, eingedenk des Todes seines Vorgängers, hatte sich mit ihnen

4. Geschichts-Bilder - S. 4

1878 - Langensalza : Greßler
hatte zog über das Gesicht eine Art lederner Kappe, auf welche das Gestcht des Verstorbenen schön, zuweilen mit Gold, gemalt wurde, und setzte ihn nun bei. . Ost behielt man die so vor der Verwesung bewahrten Todten . f° den süßen Trost, die um sich zu wissen, die im ^eben der Familie theuer gewesen waren. Man nahm sie auch wohl zu Mahlzeiten mit sich, setzte ihnen Essen vor, und Einer pflegte dem Andern zu sagen: »Iß, trink und sei fröhlich, aber bedenke, au> ^in wirst wie dieser!« — So umständlich und kostbar, tote eben beschrieben ist, wurden freilich nicht alle Todte zubereitet. Die Leichen der Geringen wurden nur in Salz aeleqt und dann mit Binben umwickelt. Nur biejenigen würden in den unterirbischen Gemächern (Tobten-stabten) in den Mumienreihen mit ausgestellt, die im Leben nichts Schanbliches begangen hatten. Darum würde über jeden Verstorbenen ein Tod tengericht gehalten, wo Kläger und Verth ewiger auftreten konnten. Manchen ereilte die Strafe noch im Tode, wenn ~au<^ ^^^en derselben entzogen hatte, und eine größere Schande gab es kaum, wie diejenige der Verweigerung des ehrenvollen Begräbnisses. ^ Bei dem Tode des Königs legte das ganze Volk Trauer an, die ^empel wurden geschlossen, 72 Tage lang blieben alle Festlichkeiten eingestellt, Männer und Frauen bestreuten ihr Haupt mit Asche, beteten und fasteten. Mittlerweile wurde des Königs Mumie und Sarg bereitet. War die Trauerzeit verflossen, so stellte man die Leiche am Eingänge des Grabmals aus, und ba hatte Jeber aus dem Volke das Recht, den König wegen irgenb einer schlechten Hanblung anzuklagen. Hieraus hielt der Priester die Trauerrebe, erinnerte an die Tugenben des Hingeschiebenen und an die Dienste welche er dem 33aterlan.be geleistet hatte. Entschieb der Beifall der versammelten Menge, so sprach das Gericht der 42 Geschworenen das Urtheil, und der König empfing die Ehren des Begräbnisses, so war also die Furcht vor beut Tobtengerichte sehr geeignet, die Fürsten auf der Bahn der Gerechtigkeit und der Tugend festzuhalten. Daß sich alle Wohlhabenden eigene Todtenkammern als Erbbegräbnisse aushauen ließen, war natürlich; aber sie suchten auch diese völlig dunkeln Räume sinnvoll auszuschmücken, und zwar, wie ihre Tempel, mit bemalten Bildhauerarbeiten, welche nicht blos religiöse Gegenstände, sondern auch Scenen des bürgerlichen Lebens aufs mannigfaltigste darstellten. Da sieht man die verschobenen Geschäfte des Lanbmannes, selbst das Hirtenleben, Jagb und Fischsang, Kauf und Verkauf, Gastmähler, ^.änze, Musik mit allerlei Instrumenten u, s. w. Zahllos sinb solche Felsgräber an der ganzen libyschen Bergseite des langen Nilthals. Bei Theben erstrecken sich die Aushöhlungen zwei Stunben weit hin, und man unterscheibet noch

5. Geschichts-Bilder - S. 76

1878 - Langensalza : Greßler
76 Aenderung der Staatsverfassung gewonnen, nicht die Plebejer. Auf diesen lastete vielmehr der ganze Druck der Besteuerung, während die Patrizier nur zu außerordentlichen Steuern hinzugezogen wurden. Was war die Folge? Reichthum auf der einen, Armuth auf der andern Seite. Dazu kam, daß die bestehenden Gesetze die Macht und den Reichthum der Vornehmen begünstigten. Nach und nach gerieten die Plebejer in die größte Abhängigkeit von den Patriziern, weil sie zu ihnen ihre Zuflucht nehmen mußten, um Geld zu borgen. Konnten sie aber die entliehenen Summen nicht wieder bezahlen, so hatte der Gläubiger das Recht, seinen Schuldner der Freiheit zu berauben und ihn einzusperren. Viele Plebejer schmachteten im Schuldgefängniß. Alles war in Rom in Uneinigkeit und Erbitterung, und zu diesen Wirren im Innern kam große Gefahr von außen. Die Volsker griffen Rom an und die Plebejer wurden von den Konsuln zu den Waffen gerufen. Jetzt in der Gefahr gab man den Plebejern gute Worte. Da geschah es, daß ein alter aus dem Schuldkerker entsprungener Mann in Lumpen, mit verwildertem Haare und blutigen Maaten schwerer Mißhandlung auf den Markt stürzte und um Hülse schrie. Er erzählte, wie er 28 Schlachten gefochten, wie ihm Haus und Hof, während er im Felde kämpfte, geplündert und verbrannt fei, wie Krieg und Hungersnoth ihn gezwungen habe, Alles zu verkaufen, wie er dann habe borgen müssen, aber die Wucherer feine Schuld in's Unerschwingliche getrieben hätten. Das Volk lief zusammen und erkannte wirklich in ihm einen alten wackern Hauptmann. Hierauf versagten die Plebejer den Kriegsdienst gegen die Volsker. Jedoch der Konsul S e r v i l i u s beruhigte die Leute mit dem Versprechen, daß jeder Schuldgefangene in's Feld ziehen dürfe und Niemand solle ihm während des Krieges Kind und Habe pfänden. — Dadurch war das geduldige Volk zufriedengestellt, rückte nun hinaus zur Schlacht und siegte; aber nach Hause zurückgekehrt, fand es den alten Jammer wieder; denn Appiusklaudius, ein stolzer Patrizier, schickte alle seine Schuldner auf's Neue in den Kerker. Im folgenden Jahre entstand ein neuer Aufstand. Das arme Volk forderte Erlaß seiner Schulden. Da schrie Appius Klaudius: den Lumpen sei zu wohl, man müsse ihnen den Uebermuth brechen! Die Gefahr aber, worin die Stadt schwebte, war groß, denn schon zogen die Sabiner und Volsker mit ihren Verbündeten wieder gegen Rom. In dieser Noth wählte der Senat einen Diktator oder Befehlshaber mit unumschränkter Macht, die er jedoch nicht über sechs Monate besitzen sollte. — Ein dem Volke freundlich gesinnter Patrizier, Valerius, wurde als Diktator erwählt. Dieser versprach den Plebejern, ihre Lasten zu erleichtern. Mit zehn Legionen (60,000 Mann) zog er aus und besiegte in drei Treffen die Feinde Roms. Triumphirend kehrte er heim. Aber statt den verdienten

6. Geschichts-Bilder - S. 9

1878 - Langensalza : Greßler
Der glänzende Zeitraum der ägyptischen Geschichte beginnt mit dem kriegerischen König Sesostris. Er begnügte sich nicht damit, das Land von den Fremden gesäubert zu haben, sondern überschritt nach seinen glücklichen Siegen die Grenzen Aegyptens als Eroberer. Sein erster Zug ging gegen die Araber. Dann griff er Palästina, Syrien und Kleinasien an. Mit seinem Landheere soll er sogar bis an den Ganges und an den indischen Ocean gekommen sein. Nachdem er mehrere asiatische Völker unterworfen hatte, begab er sich nach Europa, um gegen die Thracier zu kämpfen. Dieses kriegerische Volk soll seinen Siegen Grenzen gesetzt haben. Nach seiner Rückkehr in das Vaterland ließ Sesostris zum Andenken an seine Siege überall Säulen errichten. Die großen Gemälde auf denselben, die man noch heut zu Tage sieht, und auf denen Sesostris stets als Sieger, von Beute und Gefangenen umgeben, erscheint, bestätigen die Großthaten dieses Königs. Es wird erzählt, daß gefangene Könige seinen Siegeswagen ziehen mußten. Einer dieser Könige blickte unverwandt auf Ein Rad. Darum befragt, gab er zur Antwort: «Das Umdrehen des Rades erinnert mich an die Veränderung des Glücks. Mancher König, der heute noch auf dem Throne sitzt, befindet sich vielleicht morgen in Knechtschaft.« Sesostris, hierdurch an den möglichen Wechsel seines eigenen Geschicks erinnert, ließ sofort den Siegeswagen nicht mehr von den gefangenen Königen ziehen. it Für die Wohlfahrt seines Volkes zeigete sich Sesostris dadurch thätig, daß er viele Kanäle ausgraben und bedeutende Landstrecken urbar machen ließ. Die unterjochten Völker mußten ihm thurmhohe Obelisken, prachtvolle Paläste und Tempel bauen. Er hielt es für einen Ruhm, daß er auf jeden vollendeten Tempel die Inschrift setzen lassen konnte: »An diesem Gebäude hat kein eingeborner Aegypter gearbeitet!« Sesostris soll, nachdem er länger als ein Menschenaller regiert hatte, sich selber ums Leben gebracht haben. Nach seinem Tode machten sich die von ihm unterworfenen Völker wieder von der ägyptischen Herrschaft frei. P s a m m e 1 i cf).*) (666 v. Chr.) Um diese Zeit vereinigten sich zwölf Fürsten und theilten sich in die Herrschaft über Aegyptenland. Zur Verewigung ihres Namens baueten sie das berühmte Labyrinth. Aber die gemeinschaftliche Regierung der zwölf Pharaonen war von kurzer Dauer. Es war eine alte Weissagung vorhanden, daß derjenige einst ganz Aegypten beherrschen würde, der sein Opfer in einer ehernen Schale brächte. *) Nach Grube.

7. Geschichts-Bilder - S. 16

1878 - Langensalza : Greßler
16 großes Reich beherrscht und war der reichste König in Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg und das alles nur ansah, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Welt herumgereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für den Glücklichsten? Solon antwortete: Einen Bürger von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er sprach: dieser Tellus hatte sein genügendes Auskommen, gelangte glücklich und zufrieden zu einem hohen Alter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende. Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Verdruß nicht länger halten, sondern sagte: Solon, so sehr verachtest du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehst? Und Solon antwortete: »O Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht und vieles leiden, was er gern abwenden möchte. Du, o Krösus, bist ein Herr vieler Güter und vieler Völker; aber ich werde dich nicht eher glücklich preisen, bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest; denn man darf keinen Menschen vor seinem Ende glücklich preisen.« — »So sprach der Weise; aber ich verachtete ihn und ließ ihn nie wieder vor mich. Von der Zeit an ging mir alles übel; mein ältester Sohn ward stumm; mein zweiter ward mir von einem Freunde umgebracht; alle Städte, Länder, Völker und Reichthümer habe ich verloren und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun weißt du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut scheint.« Cyrus, hierdurch an den möglichen Wechsel des eigenen Schicksals erinnert, schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich. Nachdem schon fast alle Völker Asiens durch Cyrus unterworfen waren, sollten auch die Griechen, welche an der westlichen Küste wohnten, sich unter die Herrschaft der Perser beugen. Cyrus hatte ihnen früher seine Freundschaft angeboten, sie aber hatten diese übermüthig zurückgewiesen und sich sogar mit dem Krösus verbinden wollen. Cyrus gab ihnen nun folgende Fabel zur Antwort: »Es war einmal ein Fischer, der saß lange am Ufer und pfiff den Fischen zum Tanze. Sie wollten aber nicht kommen. Da nahm er ein Netz und fing sie. Und als er sie an's Land zog und sie nun um ihn herumsprangen, sagte er: Höret jetzt nur auf zu tanzen, da ihr vorher auf mein Pfeifen nicht habt tanzen wollen.« Es erging den

8. Geschichts-Bilder - S. 17

1878 - Langensalza : Greßler
17 asiatischen Griechen wie den gefangenen Fischen. Cyrns sandte einen seiner Feldherren ab, der sie besiegte und seinem Könige unterwarf. Hierauf zog Cyrus gegen Babylon, und ungeachtet der hohen und dicken Mauern und der tiefen Gräben bezwang er die Stadt durch List. Er ließ das Wasser des Euphrat durch einen Kanal ableiten, und in einer Nacht, als die Babylonier ein Fest feierten, marschirten die Perser das trockene Bette des Flusses hinab unter der Mauer durch, überfielen die unbewaffneten, zum Theil berauschten Bürger, und Cyrus ward Herr von Babylon und dem ganzen babylonischen Reiche. So erstreckte sich des Cyrus Herrschaft vom mittelländischen Meere bis nahe an den Indus. Hiermit war aber Cyrus noch nicht zufrieden. Hinter dem kaspischen Meere wohnte das arme, aber kräftige Volk der Mas-sageten. Auch dieses sollte unterworfen werden. Siegend drang er in's Land hinein, schlug die Massageten und nahm den Sohn der Königin gefangen. Da rief die bedrängte Königin in Verzweiflung ihr ganzes Volk zum Kampfe auf. Nun wurde Cyrus geschlagen und fiel selbst im Treffen. Die zornige Königin ließ seinem Leichnam den Kopf abschlagen und diesen in ein Gefäß voll Blut tauchen mit den Worten: »Nun trinke dich satt, Barbar!« Cyrus Sohn, Kambyses, eroberte Aegypten, und der darauf folgende König, Darius, erweiterte das Reich in Osten und Westen. Auch Griechenland gedachte er zu unterjochen; hier aber scheiterte die Macht des siegreichen Eroberers an dem geistvollen Muthe eines kleinen Volkes. — Wir werden in der Geschichte desselben auf diesen glorreichen Freiheitskampf zurückkommen. Die Griechen. Griechenland und seine ältesten Bewohner.*) Griechenland ist zwischen drei Welttheilen, zwischen Europa, Asien und Afrika gelegen und auf drei Seiten vom Meere — im Osten und Süden vom ägäischen und im Westen vom jonischen Meere — umflossen. Im Norden, wo es mit dem festen Lande zusammenhängt, wird es von hohen Gebirgen umgrenzt. Das Meer bildet tief eingeschnittene und zahllose Buchten. Die Bodengestaltung der Halbinsel wird durch einen Gebirgsrücken bestimmt, welcher, abgesehen von vielfachen Abzweigungen, das Land in der Richtung von Nordwest nach Südost durchzieht. An der Grenze von Thessalien und Ma cedo nie n erhebt sich der 1880°° hohe Olymp; zwischen Thessalien und Epirus zieht die Kette des Pindus von Norden nach Süden; der Oeta mit dem berühmten Thermopylenpaß scheidet Hellas von Thessalien. Hellas selbst *) Nach Spieß und Beriet. Geschichtsbilder. 8te Aufl. „

9. Geschichts-Bilder - S. 19

1878 - Langensalza : Greßler
19 Bewohnern kamen noch Kolonisten aus Aegypten, Phönizien und Phrygien. Als die Hellenen sich über Griechenland verbreitet hatten, erwachte in ihnen ein Heldengeist ganz eigenthümlicher Größe. Körperstärke und kühner Muth galten für das Höchste; abenteuerliche Thaten für nachahmungswerth. Hervorragende Männer kämpften siegreich gegen Riesen, Räuber und wilde Thiere, oder traten mit Erfolg als Gründer von Staaten und als Gesetzgeber auf; sie wurden als Wohlthäter des Volkes bewundert und unter die Götter versetzt. Dies ist die griechische Heroenzeit, welche von 1300—1184 währt. In dieselbe gehören Herkules, Theseus, Perseus, Kastor, Pollux und der unsterbliche Sänger Orpheus*), die Kämpfer von Troja und andere Helden. Erstere vereinigten sich zu gemeinschaftlichen Unternehmungen unter Anführung des Jason nach Kolchis (am Ostufer des schwarzen Meeres), um das goldene Vließ zu holen (1300 v. Chr.). Man nennt diesen Zug den Argonautenzug. Das goldene Vließ war auf folgende Weise nach Kolchis gekommen: Phrixus und Helle, die Kinder eines griechischen Königs, wurden von ihrer Stiefmutter sehr hart behandelt. Um der steten Quälerei überhoben zu sein, flohen sie auf einem goldwolligen Widder über das Meer. Leider siel Helle beim Ueberfchreiten der Meerenge, welche Asien und Europa von einander scheidet, in das Meer, welches nach ihr »Hellespont« (Dardanellen) heißt. Phrixus aber kam glücklich nach Kolchis und verehrte gegen gastliche Ausnahme dem Könige Aeetes das kostbare Widderfell. Der König erhielt darauf die Weissagung, daß er so lange regieren würde, als das Fell in seinem Besitze sei. Er hing es in einem geweihten Haine an einer großen Eiche auf und ließ es durch einen nie schlafenden Drachen bewachen; auch zog er aus Vorsicht noch eine hohe Mauer um den Hain. — Diesen Schatz sollte Jason mit Hülfe der angeführten Helden wieder erobern und nach Griechenland zurückbringen. Unter Mithülfe der Tochter des Königs Aeetes (Medea) gelang es dem Jason, das ersehnte Kleinod den Griechen zu überliefern. Medea und deren Bruder kamen mit nach Griechenland. Aus Dankbarkeit für die geleisteten Dienste nahm Jason die Medea zu seiner Gemahlin. *) Von Orpheus erzählt die Sage, daß er durch die Macht seines Gesanges wilde Thiere gezähmt, Flüsse im Laufe aufgehalten und Bäume zum Tanzen gebracht habe. Der trojanische Krieg.*) (Um's Jahr 1200 v. Chr.) Die Trojaner waren ein Volk in Kleinasien, im heutigen Natolien. Sie stammten ebenfalls, wie die ersten Einwohner *) Nach Hillert u. A. 2*

10. Geschichts-Bilder - S. 28

1878 - Langensalza : Greßler
28 leben enthalten waren. So von Thales: »Das Urwesen ist Gott-denn er ist nicht geworden. Das Schönste ist die Welt- denn sie ist Gottes Werk. Das Größte ist der Raum; denn er faßt alles in sich. Das schnellste ist der Gedanke; denn er springt überall hin. Das Gewaltigste ist das Schicksal; denn es bringt alles unter sich Das Gescheiteste ist die Zeit; denn sie entdeckt alles.« Als Solon von seinen Reisen zurückkehrte, fand er Stadt und vslnd in einer großen Verwirrung. Die Reichen hatten das arme Volk ganz in ihrer Gewalt. Wenn die Armen die Zinsen nicht bezahlen konnten, so wurden sie zu Sklaven gemacht oder verkauft Die Reichen waren Richter und richteten nach Willkür. An die stelle der Könige waren Archonten (Staatsverweser) getreten und zu einem solchen wählte man Solon. Als Regent sollte er neue Gesetze geoen. Da die Verschuldung der meisten Bürger von Athen das größte Uebel war, woran das Gemeinwesen litt, so suchte er die Schuldforderungen zu ermäßigen Die bisherigen von Drako (622 v. Chr.) herrührenden Gesetze, welche auf alle Vergehungen ohne Unterschied Tod oder Verbannung setzten, waren wegen ihrer allzugroßen Strenge unbrauchbar. Solon milderte diese Gesetze und suchte das Volk zur Ä^enschuchkeit zu gewöhnen. So verordnete er: wer in einem Tempel Schutz suche, der solle da unangefochten bleiben; von Todten solle man nichts Uebeles reden; Fremdlinge solle man nicht beleidigen, sondern gastlich aufnehmen; Verirrten den Weg zeigen; die Sklaven solle man menschlicher behandeln; wer im Kriege verstümmelt worden sei, der solle auf Kosten des Staates erhalten werden. Was die Verfassung betrifft, so übertrug er der Volksversammlung das Recht, Krieg und Frieden zu beschließen, Bündnisse einzugehen, die Staatsbeamten zu erwählen und Gesetze zu geben und aufzuheben. Das ganze Volk theilte er nach dem Vermögen in vier Klaffen. Die vierte Klaffe, welche alle ganz unbemittelte Bürger umfaßte, hatte zwar Theil an der Volksversammlung, konnte aber keine (Ltaatsämter bekleiden, was auch schon darum unmöglich gewesen wäre, weil die Aemter keine Einkünfte gewährten. Die neuen Archonten, als höchste obrigkeitliche Personen, welche die obere Leitung des Krieges, Gottesdienstes und des Gerichtswesens hatten, beschränkte Solon durch den Rath der 400 (Senat), der jedes Jahr aus ganz unbescholtenen Bürgern neu gewählt wurde. Die größte Gewalt lag in den Händen des obersten Gerichtshofes, welcher Areopag genannt wurde und aus den erfahrensten und redlichsten Männern zusammengesetzt war. Die Archonten wurden nach Ablauf ihres Regierungsjahres in denselben ausgenommen. Der Areopag war der Hauptpfeiler, auf welchen die Verfassung^ sich stützte, denn er forderte Rechenschaft von den Archonten über ihre Amtsführung, führte die Aufsicht über die öffentlichen L-itten, unterwarf die Volksbeschlüsse einer nochmaligen Prüfung
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