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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1906 - Langensalza : Gressler
135 nicht gestört wurde, meint er mich nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemütern herrschte. Tas einzige. tuas man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gvtha. Ter unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklicheren Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von G r u m b a ch, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert und eingenommen und er gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1507) nach Wien bringen, aus einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopse, durch die Straßen führen und dann ins Gefängnis werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf. flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihu wiedersah! Nun konnte sie ihn doch Pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Frenbe kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihre Bitte ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu teilen und zu erleichtern. So blieb sie denn bei ihm, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Annen ihres dankbaren Mannes starb. Biele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende ,sahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Ilm die Zeit der Grumbachschen Händel (1506) ereignete sich eine berühmte Waffentat in Ungarn: die Verteidigung von öziget durch ßriut). Der alte Soliman der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte bet Sziget

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 222

1906 - Langensalza : Gressler
222 1 macht. Lassen Sie mich von Ihnen lernen, wie ich künftig so lange Meister des Glücks bleiben und im Unglücke so groß werden kann wie Sie." Dennoch wurde Horn sieben Jahre lang gefangen gehalten. Oxenstierna, der die schwedische» Angelegenheiten leitete, war nun den Kaiserlichen nicht mehr allein gewachsen und mußte sich nach fremder Hilfe umsehen. Schon früher hatte der König von Frankreich. Ludwig Xiii. (1610—43), ober vielmehr besten staatskluger Minister, der Karbiiml Herzog von Richelieu, den Schweden Hilfe angeboten, nicht etwa ans Neiguug für den 6e-brückten evangelischen Glauben, sonbern um das Haus Oesterreich zu schwächen; aber lange wiberstanben Oxenstierna iinb die evangelischen Fürsten, weil sie die Tücke und die Habsucht der Franzosen kannten. Doch jetzt mußte man das französische Bünbnis annehmen und basür einige beutsche Besitzungen auf dem linken Rhein-lifer abtreten. Eine zweite traurige Folge der Nörblinger Schlacht war der Abfall des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen vom schwäbischen Bünbnisse. Er würde den Schweden und den evangelischen Stäuben untren, inbem er 16s5 einen Fricben in Prag mit dem Kaiser schloß, der ihm dafür die Lausitz abtrat. Leider folgten mehrere evangelische Fürsten, unter andern auch der Kurfürst von Brandenburg, dem Beispiele Sachsens und vertrugen sich mit dem Kaiser, so daß die Schweden fast allein standen. Um so ehrenvoller war es, daß die schwebischeu Generale benimch den Kampf bestauben und siegreich baraus hervorgingen. Hier mögen nur noch einige der glänzendsten Waffentaten erzählt werben. Einer der fähigsten schwebischen Generale war Bane r. Die Sachsen unter Baubissin, einem Schweden, der in sächsische Dienste übergetreten war, und die Kaiserlichen unter Hatz selb glaubten ihn zu vernichten, inbem sie ihn von der Ostsee abgeschnitten hatten. Schnell ging Bauer aus sie los; er fanb sie bei Wittstock in der fanbigen Priegnitz und erfocht (24. Sept. 1636) einen glänzenben Sieg. Seine Unterfelbherren St cilh autsch und Torsten söhn hatten ihm wacker geholfen. Die Feinde waren nicht nur geschlagen,

3. Neuzeit - S. 140

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 140 — würfigkeit gehalten. Nicht minder zeigte sich Friedrich beflissen, sein fürstliches Ansehen dem Adel gegenüber geltend zu machen und denselben zugleich seiner Roheit und Verwilderung zu entreißen. Zu dem letzteren Zwecke stiftete er den Orden der Schwanengesellschast, deren Mitglieder geloben mußten, ihre Ehre streng zu wahren, sich vor jeder Missethat zu hüten, niemals persönliche Rache zu nehmen und täglich zur heiligen Jungfrau zu beten. Weitführende, unfruchtbare Aussichten hatten für den Kurfürsten nichts Verlockendes, weshalb er auch ohne Besinnen die ihm angetragenen Kronen von Polen und Böhmen ausschlug. Wo er aber in der Nähe sein Gebiet erweitern konnte, zumal wenn es sich um Wiedererwerbung alter brandenbnrgischer Besitzungen handelte, da griff er um so unbedenklicher zu. Einen langen Streit führte er wegen der Schutzhoheit über die Niederlausitz, welche durch Kaiser Karl Iv der Krone Böhmen znerteilt und durch Kaiser Sigismund einem gewissen Johann von Polenz verpfändet worden war. Friedrich gewann sie mittelst Erstattung der Pfandsumme zurück uni) brachte dazu kaufweife die Herrschaften Kottbus und Peitz an sich, geriet aber infolge dessen in eine Fehde mit dem Böhmenkönige Podiebrad, der ihm schließlich gegen Herausgabe des übrigen Landes neben den schon genannten Herrschaften noch Tenpitz, Beerfelde und Groß-Lübben überließ. Ohne besondere Schwierigkeiten verliefen die Verhandlungen mit Mecklenburg, das dem Kurfürsten und dessen Nachkommen für den Fall des Erlöschens des heimischen Herzogshauses die Erbfolge zugestand, mit dem Erzbistum Magdeburg, das seinen alten Lehnsansprüchen auf die Altmark entsagte, und mit Wernigerode, das die bereits früher geübte brandenbnrgische Oberherrlichkeit aufs neue anerkannte. Am 1455 wichtigsten aber war die Wiedererlangung' der Neumark, welche der deutsche Ritterorden im Jahre 1402 von den Luxemburgern gekauft hatte und jetzt, durch die Kriege mit Polen in schwere Geldverlegenheiten gebracht, für 100000 Gulden an Friedrich Ii zurückverkaufte. Doch nicht alle Bestrebungen des letzteren wurden von Erfolg gekrönt, namentlich glückte es ihm nicht, seine Absichten auf einen Teil Pommerns zu verwirklichen. Als der letzte Herzog der Stettiner Linie starb, erhob der Kurfürst kraft alter Verträge Ansprüche auf das Erbe, sah indes dasselbe von den Herzögen der Wolgaster Linie rasch in Besitz genommen; und als er sein Recht mit dem Schwerte verfechten wollte und mit einem Heere in der Uckermark vordrang, entzündete er wohl einen überaus heftigen Kampf, vermochte aber trotz aller Anstrengungen keine Änderung der Dinge herbeizuführen. Dieses Mißgeschick und der Verlust seiner

4. Neuzeit - S. 151

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 151 — und zu dem ruhelosen Leben eines Flüchtlings gezwungen; sein Oheim Johann Georg von Jägerndvrf, der sich der böhmischen Erhebung angeschlossen, verlor das ihm überkommene Erbe und starb in der Verbannung, während Ferdinand Ii das eingezogene Herzogtum mit Hintenansetzung der Rechte des Kurhauses dem Grafen von Lichtenstein verlieh; Christian Wilhelm, ein zweiter Oheim des seinen Vorfahren so unähnlichen Zollernfürsten, erfuhr als Verweser des Erzbistums Magdeburg einige Jahre später das gleiche Schicksal, indem ihm das Restitutionsedikt die genannte Stellung.und Würde absprach und der Triumph der kaiserlichen Truppen ihn thatsächlich daraus verdrängte. Selbst dann noch blieb Georg Wilhelm parteilos, als die Gefahr ihm unmittelbar nahe trat, als Tilly von Westen und Wallenstein von Süden her gegen die in Niedersachsen sich sammelnden (Streitkräfte Christians von Dänemark und Ernsts von Mansfeld vorrückten. Nicht einmal auf den Schutz des eigenen Landes zeigte er sich bedacht, und so machte der Kriegssturm, der 1626 über die norddeutschen Gaue dahinbrauste, auch an den Grenzen der Mark nicht halt, sondern bereitete dieser dieselben Leiden wie den Gebieten derjenigen Fürsten, welche die Neutralität verschmäht hatten. Unfähig, dem Übel zu steuern, fehlte ihm zugleich der Mut und die Hingebung, die wachsende Not mit seinen Unterthanen zu teilen; er verließ Berlin und siedelte nach Preußen über, wo er fand, was er am meisten liebte, nämlich ungestörte Ruhe, eine gutbesetzte Tafel und reichliches Jagdvergnügen. Brandenburg aber wurde der Tummelplatz kämpfender, durchziehender und lagernder Heere, die seine Felder verwüsteten, seine Dörfer niederbrannten und seinen Bewohnern so schwere Lasten auferlegten, daß die direkten Abgaben und Leistungen allein bis zum Jahre 1630 an 20 Millionen Thaler betrugen. In diesen Verhältnissen änderte sich auch nach dem Erscheinen Gustav Adolfs nicht viel, denn Georg Wilhelm wollte aus Furcht vor dem Kaiser und ans Mißtrauen gegen den nordischen Nachbar, der übrigens der Gemahl seiner Schwester war, von keinem Bündnis mit dem letzteren etwas wissen und forderte daher den König selbst zu einem feindseligen Auftreten heraus. Erst dessen Drohung, Berlin in den Grund schießen zu lassen, konnte ihn zum Anschluß an Schweden bewegen, von dem er sich jedoch im Prager Separatfrieden wieder lossagte, um die so zweifelhafte kaiserliche Freundschaft zurück zu gewinnen. Die Folge davon war, daß man ihn auf keiner Seite sonderlich achtete, daß die eine der streitenden Parteien fein Land nicht schonte und die andere nicht schützte, ja daß sie beide förmlich wetteiferten, die Marken zu verheeren und auszusaugen. Eine Hauptschuld an der schwankenden, verderblichen Haltung des

5. Altertum und Mittelalter - S. 363

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 363 — von Schauenburg aufs Haupt und führte ihn gefangen nach Seeland, brachte sogar Lübeck zur Unterwerfung und zwang Hamburg zur Zahlung hoher Geldsummen. Sein Bruder Waldemar der Sieger, der sich „Von Gottes Gnaden Kömg 1202 der Dänen und Slaven, Herzog von Jütland, Herr von Nord- ^41 elbingien" nannte, schritt mit der gleichen Entschiedenheit auf der von den Vorgängern betretenen Bahn weiter. Graf Adolf von Schaumburg mußte ihm für den Preis seiner Freilassung Lauenburg einräumen, und der Hohenstause Friedrich Ii bestätigte ihn im Besitze der eroberten Reichsgebiete und verzichtete auf die Ausübung der Lehnshoheit über Dänemark, um den mächtigen Fürsten von dem Bündnis mit dem Welfen Otto Iv abzuziehen. Die Grafen von Schwerin, auf allen Seiten von dem Dänenkönige bedroht, sahen sich genötigt, diesen als Oberherrn anzuerkennen, und ein Kreuzzug, den derselbe wider die heidnischen Esthen unternahm, trug ihm nicht bloß den Segen der Kirche und die vom Papste geweihte Danebrogfahne ein. sondern fügte auch das östliche Küstenland des baltischen Meeres seinen übrigen Besitzungen bei. So gebot Waldemar über ein Reich, das neben den von den Vorfahren ererbten Inseln und Gestaden noch Holstein, Mecklenburg, Rügen. Pommern und Esthland umfaßte, und mit dem sich. in dem damaligen europäischen Norden kein anderes zu messen vermochte. Und dieser stolze Herrscherbau, der durch eine Flotte von 1400 Schiffen und ein Kriegsheer von 160000 Mann gestützt wurde, sollte infolge unerwarteter Ereignisse binnen kürzester Zeit in Trümmer sinken. Waldemar wurde bei Gelegenheit eines Jagdausfluges von dem Grafen Heinrich von Schwerin, dem er fein Land entrissen hatte, überfallen und länger als zwei Jahre in Haft gehalten, um sodann für seine Befreiung Holstein an Adolf von Schauenburg, den Sohn des oben erwähnten Grafen gleiches Namens, und Mecklenburg an Heinrich von Schwerin herauszugeben. Aus Grimm über die erfahrene Demütigung unternahm er bald nachher einen neuen Kriegszug ins holsteinsche Land, erlitt aber durch die verbündeten norddeutschen Fürsten und die freiheitliebenden Dithmarschen bei Bornhövede eine 1227 Niederlage, die ihm auch den Verlust von Hamburg, Lübeck, Lauenburg und Pommern kostete, so daß er von allen Eroberungen nur noch Rügen und Esthland behielt. Seitdem widmete sich Waldemar lediglich den inneren Angelegenheiten seines Reiches, brachte viele dem Adel zugefallenen königlichen Güter und Gerechtsame an die Krone zurück, ließ für Jütland und die Inseln ein neues Gesetzbuch abfassen und erleichterte die Lasten des Volkes. Nach seinem Tode brachen schlimme Zeiten über Dänemark herein, das Land wurde durch Parteistreitigkeiten und Bürgerkriege zerrissen, denen mancher

6. Altertum und Mittelalter - S. 202

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 202 — Empörung, und zwar in Gemeinschaft mit Thankmar, Ottos älterem Halbbruder, der sich in seinem Erbe verkürzt glaubte. Thankmar fand bei der Verteidigung der von ihm in Besitz genommenen Eresbnrg den Tod, Eberhard aber verbündete sich jetzt mit Giselbert von Lothringen, dem Schwager des Königs, und mit Heinrich, dem jüngeren Bruder des letzteren, den man durch die Aussicht auf Erlangung des Thrones zu gewinnen gewußt. Doch die Aufrührer traf das verdiente Los: 939 sie wurden bei Birthen am Rhein geschlagen, und als sie bei Auderuach abermals über deu Strom setzten, erlag Eberhard den Streichen der plötzlich hereinbrechenden Gegner, und Giselbert versank auf der Flucht in den Wellen. Heinrich, der noch einige Versuche machte, das Ziel seines Ehrgeizes zu erreichen, und sogar mit Mordgedanken umging, stellte sich endlich freiwillig dem Könige, erhielt die erbetene Verzeihung und wnrde fortan einer der treuesten Anhänger des Bruders. Dieser Ausgang befreite Otto nicht nur aus schwerer Verlegenheit, sondern gewährte ihm als Sieger anch die Möglichkeit, die Herzogswürde seinen Grundsätzen gemäß als Reichsamt zu behandeln und ohne Rücksicht auf Erbansprüche oder Volkswahl ganz nach Gefallen zu vergeben. Mit Lothringen belehnte er, nachdem er es mehrere Jahre lang anderweitig hatte verwalten lassen, seinen nachherigen Schwiegersohn, den fränkischen Grafen Konrad „den Roten", rnit Baiern, wo bereits zum zweiten Male feit Arnulfs Tode die Erbfolge durchbrochen wurde, seinen Bruder Heinrich, und mit Schwaben, dessen letztes Stammeshaupt, der Gemahl der Witwe Burkhards, ohne männliche Nachkommen verstarb, seinen jungen Sohn Ludolf; Sachsen verlieh er im Gefühl seiner Stärke seinem Freunde, dem Grafen Hermann Billuug, und den Herzogsstuhl von Franken ließ er dauernd unbesetzt. Mit dem gleichen Erfolge war Otto bemüht, die Grenzen des Reiches im Norden und Ofteu zu sichern und zu erweitern. Gegen die unter dem Namen Wenden begriffenen slavischen Volksstämme zwischen Elbe und Oder kämpfte neben Hermann 940 Billuug der eben so kluge wie kühne Gero, den d/er König zum Markgrafen der Nordmark erhob, und der durch seine Kriegsthaten bald der Schrecken der Feinde ward. Er brachte das ganze Brandenburger Land in seine Gewalt, drang siegreich bis an die Ufer der Oder vor und nötigte sogar den Herzog Mieezislaw vou Polen, die deutsche Oberhoheit anzuerkennen. Wider die Dänen, die unter Harald Blau- 947 zahn erobernd in die schleswigsche Mark eingefallen waren, zog Otto selbst ins Feld, trieb sie nach Jütlaud zurück und zwang sie zur abermaligen Verzichtleistung auf das Gebiet

7. Altertum und Mittelalter - S. 228

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 228 - letztere durfte es sogar wagen, über die Alpen zu ziehen und . die Hand nach der lombardischen Krone auszustrecken. Doch gerade diese Zersplitterung der hohenstaufischeu Kräfte, die den Feind auf zwei Seiten bedrohen sollte, gereichte der königlichen Partei zum Vorteil, und schon schien der Augenblick nahe, wo sich die Brüder unterwerfen mußten, als Lothar selbst nach Italien gerufen wurde. In Rom waren zwei Päpste gewählt worden, Innocenz Ii und Anaklet Ii, von denen der erstgenannte sich durch seinen Gegner, den Abkömmling einer zu Reichtum und Macht emporgestiegenen Judenfamilie, zur Flucht genötigt sah und bei dem deutschen Könige Schutz und Beistand suckte. Lothar führte ihn nach der Tiberstadt zurück, ließ sich 1133 von ihm im Lateran zum Kaiser krönen, vermochte indes Anaklet nicht ganz zu vertreiben, da derselbe an dem Nor-manenfürsten Roger Ii durch dessen Erhebung zum „König von Neapel und Sicilien" einen starken Bundesgenossen gewonnen hatte. Vor seiner Heimkehr über die Alpen ging er noch einen Vertrag mit Innocenz ein, durch welchen er die Mathilde'schen Güter für sich und seinen Schwiegersohn vom Papste zu Lehen empfing, durch den er mithin in aller Form der Vasall des römischen Stuhles wurde. Nach seiner Ankunft in Deutschland war es sein erstes Anliegen, mit den zur Versöhnung geneigten Hohenstaufen Frieden zu schließen, um dann, und zwar diesmal mit weit bedeutenderen Heeres-1136 kräfteu, eilten zweiten Zug nach Italien anzutreten. In raschem Siegeslaufe eroberte er die gesamten festländischen Besitzungen der Normanen, und schon dachte er daran, den König Roger auch in Sicilien anzugreifen, als ihn das Murren seiner Truppen und ein Streit mit Innocenz wegen der Lehnshoheit über Apulien zur Umkehr bestimmten. In einem Dorfe bei Füssen an der bairischen Grenze ereilte ihn irrt December 1137 der Tod; seine Leiche wurde von der Kaiserin nach Sachsen gebracht und in dem von ihm gegründeten Kloster Lutter feierlich beigesetzt. Nach seinem Abzüge und Hinscheiden gewann Roger das ihm entrissene Unteritalien schnell zurück, und Innocenz, der in Die Gefangenschaft desselben geriet, sah sich gezwungen, den kühnen und beharrlichen Fürsten als König von Neapel und Sicilien anzuerkennen. Für das Ansehn des Reiches im Norden und Osten aber war die Regierungszeit Lothars keine unglückliche gewesen, denn die Polen und Böhmen bewahrten den Gehorsam, die Dänen beugten sich der kaiserlichen Oberherrlichkeit, und Albrecht der Bär aus dem Hause Anhalt oder Askanien, der die Nord mark erhalten hatte, unterwarf alle Stämme der Wenden von der Elbe bis an die User der Oder.

8. Altertum und Mittelalter - S. 235

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 235 — hoher Blüte gelangte und zur ersten Handelsstadt des Nordens, zum großen Markt für alle Bewohner der Ostseeländer emporstieg. Doch dieses erfolgreiche Wirken erfüllte den Löwen mit ungemessenem Stolze und verleitete ihn zu einem rücksichtslosen Auftreten gegen seine schwächeren Nachbarn, die sich endlich, den Markgrafen von Brandenburg, den Landgrafen von Thüringen und die Erzbischöfe von Magdeburg und Bremen an der Spitze, wider ihn verbündeten, ohne indes in dem nun beginnenden wilden, verheerenden Kriege etwas ausrichten zu können. Da kehrte Friedrich aus Italien heim, forderte die Streitenden vor seinen Richterstuhl, gebot ihnen Einstellung der Feindseligkeiten und nötigte sie zur Herausgabe der gemachten Eroberungen. Auch Heinrich fügte sich dem Spruche, doch blieb ein tiefer Groll in seiner Seele zurück, der nur neue Nahrung erhielt, als sein Oheim Wels einen großen Teil seiner Güter nicht ihm, sondern dem Kaiser vermachte. Da gleichzeitig noch andere söhnelose Grafen den Hohenstaufen zum Erben einsetzten und verschiedene erledigte Lehen an die Krone heimfielen, vereinigte Friedrich bald so viele und so ausgedehnte Besitzungen in seiner Hand, daß er wohl hoffen durfte, die Herrschaft in Deutschland seinem Hause für immer sichern zu können. Auf dem Reichstage zu Bamberg ließ er seinen lieo erstgeborenen Sohn Heinrich zum König wählen, dem zweiten Sohne, Friedrich übertrug er das Herzogtum Schwaben, den dritten, Konrad, stattete er in Franken aus, den vierten, Otto, bestimmte er zum Verweser von Burgund und dem jüngsten Philipp, wies er später mehrere dem Reiche gehörige Güter zu. Um Friedrich keine Heeresfolge leisten zu müssen, war Heinrich der Löwe im Jahre 1172 mit einigen geistlichen und weltlichen Herren und vielen bewaffneten Knechten nach dem heiligen Lande gepilgert. Nach seiner Rückkunft vermochte er indes seinen Beistand nicht länger zu versagen und schloß sich mit einer nicht unbedeutenden Truppenmacht dem Kaiser auf dessen fünftem Zuge nach Italien an. Hier hatten die 1174 Lombarden mittlerweile eine rege Thätigkeit entwickelt, ihren Bund weiter ausgebildet, Mailand wieder hergestellt und an den Ufern des Tanaro eine neue feste Stadt erbaut, die sie dem Papste zu Ehren Alessandria nannten. Friedrich schritt sofort zur Belagerung dieses wider ihn errichteten Bollwerks, konnte aber trotz aller Anstrengungen die starken Mauern desselben nicht brechen, und da zugleich auch ein zahlreiches Heer zum Entsatz herbeieilte, stand er von ferneren Angriffen auf Alessandria ab und ging dem heranrückenden Feinde entgegen. Zn einer Schlacht kam es indes vorläufig nicht, denn sowohl

9. Altertum und Mittelalter - S. 303

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 303 — Schaffhausen und Appenzell bis zum Ausgange des Mittelalters ihre Unabhängigkeit von den grundherrlichen Gewalten und erhielten Aufnahme in den dadurch wesentlich vergrößerten Bund. § 58. Die Mark Brandenburg. Wir haben gesehen, wie der dem Hause Anhalt oder Askanien angehörige Albrecht 1134 .der Bär die bisherige Nordmark, die seitdem Mark Branden- bis bnrg genannt wurde, zuerst als Bestandteil des Herzogtums 1170 Sachsen und dann als unmittelbares Fürstentum erhielt. Von dieser Zeit an beginnt die Geschichte des Staates, dem die ruhmvollste Aufgabe im Norden des Reiches zufallen, und von welchem in unseren Tagen die Einigung des so lange zerrissenen Vaterlandes ausgehen sollte. Fast zwei Jahrhunderte hindurch hatte die deutsche Herrschaft auf dem rechten Ufer der Elbe gar keine oder doch nur sehr geringe Fortschritte gemacht, der Thatkraft und Umsicht des Manischen Geschlechts aber gelang es binnen Kurzem, christlich-germanisches Wesen in jenen Gegenden dauernd zu begründen. Teils durch Gewalt, teils durch Verträge brachte Albrecht einen wendischen Landstrich nach dem andern an sich, und als er erst die alte Hauptstadt Brenn ab or mit stürmender Hand genommen, trug er auch in raschem Vordringen sein siegreiches Banner bis an die Oder. Um aber seine Eroberungen für immer zu sichern, war er vor allem darauf bedacht, die durch den Krieg verödeten und entvölkerten Gebiete mit deutschen Ansiedlern zu besetzen. Zu diesem Zwecke wies er seinen Mannen mehr oder weniger ausgedehnte Grundstücke zur Bebauung an und zog zugleich vom Niederrhein, aus Holland, Seeland und Flam-land Einwanderer herbei, welche Sümpfe trocken legten, Gewässer eindämmten und nach der Mark alle die Zweige des Gewerbfleißes verpflanzten, durch die sich ihre alte Heimat auszeichnete. Auch die geistlichen Ritterorden der Templer und Johanniter wußte er für seine Pläne zu gewinnen; er überließ ihnen außer einigen Kirchen beträchtliche Ländereien, unter der Bedingung, ihn im Kampfe gegen die Slaven wie in seiner Kolonisations- und Missionsthätigkeit nach Kräften zu unterstützen. Und seine Bemühungen wurden nach allen Seiten hin von dem herrlichsten Erfolge gekrönt: die Bevölkerung Brandenburgs wuchs von Jahr zu Jahr, Ackerbau und Industrie entwickelten sich in erfreulicher Weise, und die ein-gebornen Wenden bekehrten sich zum Glauben an den Gekreuzigten und nahmen mit der Religion ihrer deutschen Herren allmählich auch deutsche Sprache, Sitte und Bildung an. Albrechts Nachfolger setzten das begonnene Werk in seinem 1225 Geiste fort. Die Brüder Johann I und Otto Iii, welche ^7

10. Altertum und Mittelalter - S. 203

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 203 — zwischen Eider und Schlei. Dann wandte er sich nach Böhmen, 950 wo Boleslaw, der Mörder seines Bruders Wenzeslaw, die deutsche Lehnspflicht abgeworfen hatte, züchtigte das aufrührerische Czecheavolk und ließ sich von dem gedemütigten Herzog Gehorsam und unverbrüchliche Treue schwören. Und was er durch harte Kämpfe errungen, das wußte er im Frieden zu behaupten und für das Christentnm und die deutsche Kultur nutzbar zu machen. Zahlreiche Burgen mit dem dazu gehörigen Grundbesitz, wo Grafen mit bewaffneter Mannschaft Wache hielten, dienten als Stützpunkte für die Verteidigung der deu Wenden und Dänen entrissenen Landstriche und für die Anlegung neuer Städte, in denen sich bald ein reges Handelsund Gewerbsleben entwickelte. Mit den Kriegern und Kaufleuten aber kamen zugleich Priester uufr Glaubensboten, welche die besiegten Völker zur Taufe führten und das Evangelium weit hinein in den heidnischen Norden und Osten trugen. Jenseit der Eider wurden während Ottos Regierung die Bistümer Schleswig, Nipen und Aarhnus, im Gebiete der mittleren Elbe die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen, Zeitz und Merseburg und das Erzbistum Magdeburg gegründet, und in Böhmen erstand im Todesjahre des Königs das Bistum Prag. Solche ruhmvolle Thätigkeit steigerte das Ansehen des deutschen Herrschers so, daß sich an seinem Hoflager Gesandte aus allen Teilen des Abendlandes einfanden, und daß er einem Schiedsrichter gleich in die verwirrten Verhältnisse Frankreichs bestimmend und ordnend eingreifen konnte. Von der größten Bedeutung für alle Zukunft sollten Ottos Kämpfe in Italien werden. Dort hatte zuletzt Lothar aus dem Hause Niederburgund die Krone getragen, bis er im Herbst 950 plötzlich starb und nun der Markgraf Berengar von Jvrea sich des erledigten Thrones bemächtigte. Um sich auf demselben zu behaupten, wünschte der klug berechnende Fürst, seinen Sohn und Mitregenten Ad alb ert mit der jugendschönen Adelheid zu verbinden, der Witwe Lothars und Tochter des Königs Rudolf von Hochburgund. Diese wies indes das Ansinnen zurück, und als Berengar sie durch schwere Kerkerhaft zwingen wollte, entfloh sie und wandte sich um Schutz und Beistand an den Beherrscher Deutschlands, indem sie ihm zugleich Hoffnung auf ihre Hand und auf den Besitz Italiens machte. Otto, dessen angelsächsische Gattin Editha einige Zeit vorher gestorben war, und der auch wohl längst schon den Plan einer Heerfahrt über die Alpen gehegt, folgte dem Rufe, nötigte den Gegner zur Flucht und hielt unter dem Jubel der Bevölkerung seinen Einzug in Pavia, wo er das Fest seiner Ver- 951
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