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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 87

1861 - Stuttgart : Hallberger
87 haft und erlitt mit freudigem Muthe den Märtyrertod. So starben in allen Theilen des Reiches Tausende als Bekenner der heiligen Lehre Jesu. Von jetzt an gieng das römische Reich unter einer Reihe von elenden Regenten immer mehr feinem Verfalle entgegen. Die Chri- stenverfolgungen, deren man bis zum Jahre 312 zehn große zählt, dauerten fort, besonders unter den Kaisern Decins und Diokletian. Allein das Blut der Märtyrer wurde stets zur Aussaat für neue Bekenner. Die Freudigkeit, mit welcher diese Glaubenshelden, ja selbst zarte Kinder ihren Glauben an Jesus bekannten; die Standhaftigkeit, mit der sie alle Qualen und Martern er- trugen; die Zuversicht, mit welcher sie von dem ewigen Leben sprachen, und oft in den letzten Augenblicken noch, Psalmen singend oder für ihre Peiniger betend, Gott dankten, daß er sie gewürdigt, zu seiner Ehre zu leiden — dieses Alles bewog viele Tausende zur Annahme der göttlichen Lehre, und unter allen Verfolgungen blühte die Kirche Jesu stetssort herrlicher auf. 26. Eonsiantin der Große. Zur Zeit des Kaisers Diokletian herrschten vier Regenten über das römische Reich. Einer derselben war Constantinus Ch lorus, der im Jahr 306 zu Jork in England starb und seine Würde seinem Sohne Eonstarttiii hinterließ. Da nun einer der zuvor abgetretenen Kaiser, Maximian mit Namen, den Purpur wieder anlegte, und seinen Sohn Maxentius zum Mitregenten ernannte, so gab es sogar sechs Herrscher im römischen Reiche, welche einander wechselseitig bekriegten und zu stürzen suchten. Maxentius hatte sich mit einem ungeheuren Heere gegen Constantin gewendet, dessen Heer durch Mühsale und Kämpfe er- schöpft und durch zurückgelassene Besatzungen äußerst geschwächt war. Seine Soldaten murrten laut, die Heerführer riethen zum Rückzüge und Constantin befand sich somit in der schwierigsten Lage. Da erschien auf ein Mal am hellen Mittage hoch über der Sonne aus einer dunkeln Wolke ein leuchtendes Kreuz mit der Umschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen." Constantin und das ganze Heer sahen diese Erscheinung mit größtem Erstaunen. In der folgenden Nacht erschien ihm Jesus mit dem gleichen Zeichen und befahl ihm, dasselbe nachmachen und dem Heere vorantragen zu lassen. Dieses geschah; und mit der Kreuzesfahne voran stürzten sich die Soldaten Constantin's auf die Feinde und errangen den vollständigsten Sieg. Maxentius floh und ertrank in der Tiber, die er so oft mit dem Blute schuldloser Gläubigen geröthet hatte. So wurde Constantin nach und nach Alleinherrscher, nachdem

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 90

1861 - Stuttgart : Hallberger
90 ihm endlich die heilige Eommunion; er aber setzte seine Buße stille fort bis an sein Ende und erließ auf Verlangen des heiligen Bischofs das Gesetz, daß kein Todesurtheil mehr vor dreißig Tagen vollzogen werden dürfe, damit der Kaiser Zeit gewinnen möge, vor- eilige Todesnrtheile zu widerrufen. Theodosius starb 395 und hinterließ das Reich seinen zwei Söhnen, welche sich in die Regierung theilten. Are ad ins erhielt das Morgenland mit der Hauptstadt Constantinopel und Ho- norins das Abendland mit der Hauptstadt Rom. Von nun an gab es also zwei römische, von einander ganz unabhängige Kaiserreiche, von denen jedoch das abendländische unter meh- reren schwachen Regenten bald seiner Auslösung entgegen gieng. Im Jahre 476 setzte nämlich Odoaker, der Anführer deutscher Volks- stämme, die den Römern als Hilfsvölker dienten, den letzten Kaiser Romulus Angustulus ab, und gründete so das erste deutsche Königthum in Italien. Nach 17 Jahren wurde ihm jedoch sein Reich durch die Ostgothen, die damals in Pannonien oder Ungarn wohnten, wieder entrissen, indem diese ihn besiegten, zum Tode ver- urtheilten und ihren geliebten Theodorich zum Könige von Italien ausriefen. Das morgenländische Kaiserthum erhielt sich fast 1000 Jahre länger und wurde besonders durch Iustinian wieder zu großer Macht erhoben. Seine Feldherrn Narfes und Belisar zerstörten das vand alische Reich in Afrika und eroberten das nach Theodorich wieder tiefgesunkene ostgothische Reich, welches aber später von den Langobarden in Besitz genommen wurde. Auf Iustinian folgten meistens Regenten, die keiner besondern Erwähnung werth sind und unter denen nach und nach die schönsten Provinzen an aus- wärtige Feinde verloren giengen. Dennoch erhielt sich das ost- römische Kaiserthnm bis zum Jahre 1453, wo es die Türken zerstörten und auf seinen Trümmern das türkische Reich gründeten. 28. Die altcu Deutschen. Deutschland, unser Vaterland, war vor 2000 Jahren ein un- freundliches, rauhes und kaltes Land, voller Sümpfe und Wal- dungen, welch' letztere vielen wilden Thieren, wie z. B. Bären, Wöl- fen und Auerochsen zum Aufenthalte dienten. Sogar das Rennthier, das nur in einem kalten Klima leben kann und jetzt nur noch in den nördlichsten Erdgegenden heimisch ist, wurde ehemalsin Deutsch- land häufig gefunden. Auch die Bewohner unseres Vaterlandes, unsere Urväter, die alten Deutschen, waren damals so wild und rauh, wie ihre Heimat. Sie wußten Nichts von Wissenschaft und Bildung; sie kannten keine Schrift, trieben keine Gewerbe, hatten

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 92

1861 - Stuttgart : Hallberger
92 List als Gewalt zu unterwerfen und wußte, wie früher Cäsar, sie zu Kriegsdiensten im römischen Heere zu bereden; auch die kaiser- liche Leibwache war fast ganz aus Deutschen gebildet. So kamen viele junge Deutsche, unter diesen auch Hermann oder Armin, der Sohn eines.cheruskerfürsten, nach Rom, lernten dort die römische Kriegskunst näher kennen, und Letzterer erwarb durch seine Tapfer- keit sogar die römische Ritterwürde. 29. Die Hermannsschlacht. Als Hermann wieder in sein Vaterland zurückkehrte, führte der römische Feldherr Varus den Oberbefehl in Deutschland und gab sich alle Mühe, römische Gesetze, Sitten und Sprache daselbst einzuführen. Er zog die Deutschen vor sein Gericht, legte ihnen entehrende Strafen auf und erlaubte sich Bedrückungen aller Art. Mit tiefem Schmerz sah Hermann die schmähliche Erniedrigung sei- nes Vaterlandes und befürchtete die baldige vollständige Unterjochung seines sonst so hochherzigen und freiheitsliebenden Volkes. Mit ge- wandtem Geiste und kühnem Muthe faßte er den großen Plan zur Befreiung Deutschlands, verband sich im Geheimen mit den Häupt- lingen mehrerer deutschen Volksstämme und trat selbst an die Spitze der Verschwörung. Als nun die Deutschen gerüstet waren, mußten die Völker an der Ems, Lippe und Weser Unruhen erregen. Hermann, zum Scheine noch immer ein Freund der Römer, befand sich, als die Nachrichten hievon im Lager anlangten, selbst bei dem Feldherrn Varus und beredete diesen, in Person mit seinem ganzen Kriegs- heere gegen die Aufrührer zu ziehen, um diese empfindlich zu züch- tigen. Varus folgte diesem Rath, obwohl S egest es, Hermann's Schwiegervater, aus Haß gegen seinen Schwiegersohn, den Feldherrn warnte und ihm sogar rieth, Hermann und alle übrigen Anführer der Deutschen, die noch im römischen Heere dienten, fesseln zu lassen, weil er wisse, daß sie den Römern Verderben geschworen hätten. Varus gab jedoch dieser Warnung kein Gehör. Mit seinem ganzen Heere, bestehend aus 3 Legionen und 6 Cohorten (ungefähr 21,000 Mann) der besten römischen Soldaten nebst vielen Wagen, brach er auf, um die entstandenen Unruhen mit Gewalt zu unterdrücken. Hermann erhielt sogar den Befehl über die Nachhut des Heeres, welche ganz aus deutschen Hilfstruppen bestand. Er benützte hie ihm dadurch gegebene Gelegenheit sogleich, um im Rücken des Heeres die Straßen und Brücken zu zerstören und dadurch den Rückzug unmöglich zu machen. Hierauf vereinigte er sich mit andern Deut- schen, und als die Römer durch wilde, morastige Gegenden, mitten im Teutoburger Wald, gekommen waren, stürzten die Deutschen von

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 94

1861 - Stuttgart : Hallberger
94 später in Spanien und Südgallien ein Reich, das längere Seit stark und mächtig blieb. Die Sueben, Burgunder und Vandalen, die an den Küsten der Ostsee gewohnt hatten, zogen ebenfalls nach dem Süden. Die Vandalen setzten später nach Afrika hinüber und gründeten dort, wo ehemals die Carthager geherrscht, ein deutsches Reich unter ihrem König Geiserich. Von hier aus zogen sie nach'italien hinüber und, erstürmten und plünderten Rom 14 Tage lang. Mit furchtbarer Wuth zerstörten sie die schönsten und herrlichsten Kunstwerke, und daher wird noch jetzt jede rohe Zerstörung eines Kunstgegcnstandes „Vandalismus" genannt. Das vandalische Reich wurde endlich von Belisar, einem Feldherrn des oströmischen Kaisers Justinian zerstört. Die Angeln und Sachsen setzten nach England hinüber, das von ihnen den Namen erhielt. Sie hatten den Briten gegen die Pikten und Schotten Hilfe geleistet, behielten aber nachher das be- freite Land für sich. Die Langobarden waren von den Usern der Nordsee nach dem nördlichen Italien gezogen, wo sie das mächtige Longobardenreich mit der Hauptstadt Pavia gründeten. Die Franken, welche bisher an der rechten Seite des Rheins wohnten, besiegten unter ihrem König Chlodwig die Römer, die bis dahin Gallien beherrschten, nahmen dasselbe in Besitz und machten sich auch die Alemannen, Thüringer und Burgunder zinsbar. So wurde durch die Völkerwanderung eine mächtige Ver- änderung aller Verhältnisse fast aller Länder der damals bekannten Erde veranlaßt. Die Völkerwanderung veränderte Staaten und schuf neue Sprachen; durch sie entstanden neue Sitten, Verfassungen und Gesetze; sie erzeugte eine neue Ordnung der Dinge und gab allen menschlichen Verhältnissen einen neuen Umschwung, wodurch die Zukunft der Völker bis auf die spätesten Zeiten vorausbestimmt und vorbereitet wurde. 31. Attila, die Geißel Gottes. Die Hunnen, die sich seit ihrem ersten Erscheinen in Europa in den weidereichcn Gegenden Südrußlands umhergetrieben und so- dann in Ungarn niedergelassen hatten, waren mit einem Heere von 700,000 Streitern unter ihrem König Attila, der sich selbst die Geißel Gottes nannte, durch Deutschland gezogen und unter schrecklichen Verwüstungen über den Rhein nach Frankreich einge- drungen. Schon das Aeußere dieser häßlichen Menschen war schrecken- erregend. Ein alter Schriftsteller schildert dieselben in folgender Weise: „Die. Hunnen sind klein und dick, haben fleischige Hälse

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 95

1861 - Stuttgart : Hallberger
95 und breite Schultern; der Kopf ist übermäßig groß, und das Ge- sicht, aus dem die kleinen Augen wild herausblitzen, ist ungewöhnlich breit. Sie zerschneiden sich in ihrer Kindheit mit unzähligen Rissen Kinn und Wangen, um durch die vielen Narben das Wachsen des Bartes zu unterdrücken. Lue leben von Wurzeln und rohem Fleisch, das sie als Sattel auf das Pferd legen und durch Reiten mürbe machen. Von ihrer Kindheit an streifen sie auf Bergen und in Wäldern umher und lernen Hunger und Kälte ertragen. Sie tragen leinene Kittel und Pelze von Waldmäusen; die Beine aber umwickeln sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen daraus. Ackerbau und Handwerke, Re- ligion und Gesetze kennen sie nicht. Treu' und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; sie wissen, wie die wilden Thiere, Nichts von Recht und Unrecht. Der Krieg ist ihr Leben, und es folgen ihnen dahin ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder aus zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheul. Wie der Blitz fliegen sie herbei und kehren eben so schnell wieder zurück; kaum wird man sie gewahr, so sind sie auch schon da und stürmen die Verschanzungen oder plün- dern- das Lager." Diesen wilden und gefürchteten Horden stellte sich in Frankreich ein römischer Feldherr, mit dem sich einige deutsche Volksstämme verbunden hatten, entgegen. Aus den catalaunischen Feldern kam es zur Schlacht, der blutigsten vielleicht, die je in Europa geschlagen wurde; denn fast 200,000 Leichen bedeckten die Wahlstatt, und den- noch war der schreckliche Hunnenkönig nicht besiegt, sondern nur zu- rückgedrängt. Das nächste Jahr brach Attila von Pannonien aus in Italien ein. Die rauchenden Trümmer zerstörter Städte bezeichneten den Weg des häßlichen, wilden Menschenschwarmes und Furcht und Schrecken giengen vor ihnen her. Viele Bewohner der adriatischen Meeresküste flüchteten sich auf die nahen Inseln, bauten sich später dort an und legten so den Grund zu der nachmals durch Handel und Schifffahrt so berühmt gewordenen Stadt und Republik Vene- dig. Rom selbst schwebte in größter Gefahr; da zog Papst Leo der Große an der Spitze einer Gesandtschaft dem unwidersteh- lichen Sieger entgegen, sein Leben wagend für die ihm anvertraute Heerde. Aber siehe da! die Bitten des gottbegeisterten Oberhirten rührten das eisenumpanzerte Herz des Wütherichs; die ihm ange- drohte Rache des Himmels schreckte ihn; die Schrecken des Todes wandelten ihn an; er kehrt plötzlich mit all seinen Schaaren um, und Rom ist gerettet! Bald darauf starb Attila, der Schreckliche! Seine Hunnen legten ihn in einen goldenen Sarg, diesen in einen silbernen und

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 96

1861 - Stuttgart : Hallberger
96 beide in einen eisernen. Darauf begrub man ihn mit Pferdezeug und Waffen unter kriegerischen Gesängen; dann wurden Alle, welche an seinem Grabe gearbeitet hatten, umgebracht, damit Niemand ver- rathe^, wo der große Hunnenkönig begraben liege. Die Herrschaft der Hunnen zerfiel und sie zerstreuten sich wieder in den weiten Steppen Asiens. 32. Die Glaubensboten in Deutschland. Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung war das Licht der Christuslehre in Süddeutschland eingedrungen, denn schon im Anfang des vierten Jahrhunderts werden der heilige Florian und die heilige Afra als die ersten Märtyrer in Deutsch- land genannt, und im folgenden Jahrhundert finden wir den heiligen Valentin in Passau und den heiligen Severin in Oesterreich rastlos thätig die Lehre Christi zu verbreiten. Im mittleren und nördlichen Deutschland dagegen herrschte noch allgemein das Heiden- thum. Da kamen aus dem fernen Irland herüber, wo schon früher der heilige Patricius die göttliche Lehre verbreitet hatte, fromme, gotterlenchtete Männer; diese scheuten weder Mühseligkeiten noch Gefahren, um den Heiden das Licht des Evangeliums zu bringen. Einer der ersten dieser Glaubensboten war der heilige Fridolin, der aus einer der vornehmsten Familien Irlands abstammte, aber dem Herrn zulieb auf Reichthümer, äußeren Glanz und alle Ge- nüsse des Lebens verzichtete, um Schätze höherer Art zu gewinnen und auch Andere derselben theilhaftig zu machen. Er durchzog lehrend und predigend ganz Frankreich und kam von dorther nach Deutschland, wo er besonders aus dem Schwarzwald segensvoll für das Christenthum wirkte, und mehrere Kirchen und Klöster griindete. Ein Jahrhundert später kam der heilige Columb an mit seinem Schüler Gallus und zehn andern Gefährten ebenfalls nach Frank- reich und von da in die Schweiz. In Bregenz fanden sie ein der heiligen Aurelia geweihtes Kirchlein, das aber inzwischen in einen heidnischen Tempel umgewandelt worden war. Als in demselben eben viel Volk versammelt war, fieng Gallus an zu predigen und verkündigte die reine Lehre des Evangeliums, worauf er die Götzen- bilder zertrümmerte und in den See warf. Daraus weihte er die Kapelle wieder zum christlichen Gottesdienste ein. Drei Jahre ver- weilten die frommen Glaubcnsboten in dieser Gegend; allein die Hartnäckigkeit der verblendeten Heiden vertrieb sie endlich wieder. Der heilige Gallus mußte, von einer Krankheit ergriffen, zurück- bleiben. Nach seiner Genesung zog er sich in das Gebirge zurück, baute dort eine Zelle, lehrte von da aus das Volk und legte den

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 97

1861 - Stuttgart : Hallberger
97 Grund zu dem Kloster Sankt Gallen. In Sonstanz besonders hatten seine Predigten willige Zuhörer gefunden und viele Herzen für das Reich Gottes gewonnen, so daß einmal Alles ausrief: „Fürwahr, Gottes Geist hat heute durch den Mund dieses Mannes zu uns geredet!" Man bot ihm die bischöfliche Würde an;,allein er wies sie demüthig zurück so wie auch das Amt eines Abtes von Luxen und starb zu Arbon im Jahr 627. Auch nach Deutschland waren die irischen Glaubensboten ge- kommen. Predigend und lehrend durchzogen Trudpert und Pir- min ins ganz Schwaben, während der heilige Emeran zu Regensburg, der heilige Kilian zu Augsburg, der heilige Wili- bald zu Eichstädt, der heilige Corbinian zu Freising und der heilige Rupert zu Salzburg die Lehre Jesu verkündigten und die- selbe mit ihrem Blute bekräftigten. Die größten Verdienste um Verbreitung des Christenthums in Deutschland erwarb sich jedoch der heilige Bo nifacius, der daher auch vorzugsweise der Apostel der Deutschen genannt wird. Auch er war aus England herüber gekommen von dem Drange erfüllt, den Heiden die Lehre des Heils mitzutheilen. Er kam zuerst zu den Friesen und sodann zu den Hessen. Die Hoheit seiner Gestalt, die Feuerkraft seiner Worte, die Liebe und Milde, die sein ganzes Wesen verklärte, zogen unwidersteh- lich an. Die heidnischen Deutschen kamen schaarenweise aus ihren Wäldern hervor, den gelehrten Fremdling zu hören, der ihre Sprache so geläufig redete und die Sagen ihrer Väter kannte. Viele Heiden ließen sich taufen, und zwei Brüder wurden von seinen Reden so tief bewegt, daß sie ihm ein großes Stück Land, Namens Amöne- burg, zum Geschenke machten, wo er dann eine Kirche und ein Kloster erbaute. Darauf berief ihn der Papst nach Rom, weihte ihn zum Bischof und sandle ihn wieder nach Deutschland zurück, um das an- gefangene Werk der Bekehrung weiter fortzusetzen. Er kam abermal nach Hessen, wo es noch viele Heiden gab. Bei Geismar traf er eine Eiche von ungewöhnlicher Größe, die dem Gott des Donners geweiht und ein Gegenstand der höchsten Verehrung war. Boni- facius beschloß sie umzuhauen und ließ sich durch die Drohungen der Götzenpriester, die ihr Heiligthum schützen wollten, nicht abschrecken. Sie glaubten, daß der Donnergott selbst seine Blitze auf den Frev- ler herabschleudern werde und standen in scheuer Erwartung umher, als der heilige Mann selbst eine Axt ergriff und die Eiche fällte. Als sie aber sahen, daß ihm Nichts widerfuhr, entsagten sie ihren unmächtigen Göttern und ließen sich taufen. Aus dem Holz der Eiche aber ließ Bonisacius eine kleine Kapelle erbauen. Im Be- griffe, die Bekehrung der Sachsen mit dem regsten Eifer zu be- treiben, vernahm Bonisacius die traurige Nachricht, daß die Friesen nach dem Tode ihres Bischofs Wilibrod vom Glauben abgefallen Reiser, der Nolksschüler i. d. Obcrklafse. ?

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 98

1861 - Stuttgart : Hallberger
98 seien. Dies durchschnitt ihm das Herz; es waren ja diejenigen, die er in seiner Jugend schon dem Herrn zugeführt hatte; diese konnte er unmöglich verloren geben. Der 85jährige Greis griff also nach dem Wanderstabe. „Der Tag meiner Wanderschaft ist nahe," sprach er zu ejnem seiner Schüler; „ich habe diesen Gang gewünscht, und Nichts kann mich davon abhalten; darum laß Alles in Bereit- schaft setzen und packe zu meinen Büchern das Todtentuch, welches meinen allen Leib bedecken soll." Daraus zog er mit zehn Gefähr- ten den Fluß hinab gegen Utrecht und predigte das Wort des leben- digen Gottes. Noch hatte seine Stimme die alte Kraft und bald waren mehrere Tausende für das Reich Gottes gewonnen. Da kam der fünfte Iunius des Jahres 755. Bonifaeius stand eben im Begriffe das heilige Opfer darzubringen, als eine Schaar be- waffneter Friesen gegen die Zelte der Christen losstürmte, die sich schnell zur Vertheidigung rüsteten. Da trat der Heilige mit seiner Geistlichkeit vor sie hin, und ries: „Kinder! lasset ab vom Kampfe und gedenket, daß das Wort Gottes uns gebietet, Böses mit Gutem zu vergelten. Dieser Tag ist es, wonach ich mich schon lange ge- sehnt habe, -und jetzt ist die Stunde unserer Befreiung gekommen." Zu seinen geistlichen Gefährten sprach er: „Brüder! seid standhaft und fürchtet nicht jene, die Nichts über die Seele vermögen, sondern freuet euch in Gott und in Christo, der euch bei den Engeln Woh- nungen bereitet. Beklaget nicht die eitlen Freuden dieser Welt, son- dern vollendet ruhig den kurzen Gang des Todes, der euch in das ewige Königreich einführt." — Ruhig erwartete er mit den Seini- gen die wüthenden Heiden, und verklärten Angesichts empfieng er den Todesstreich. So hatte der Heilige die Marterkrone erhalten, die er längst ersehnt hatte. An seinem Grabe trauerte die Kirche über den Tod ihres treuesten Sohnes, und die Bekehrten weinten wie Kinder um ihren liebsten Vater. Jetzt erhebt sich ein Denkmal auf der Stelle, wo er seinen Tod fand, ein Zeugniß, daß noch nach tausend Jahren die Enkel erkennen, was der Heilige den Vätern gethan. Die Saat aber, die er gesäet, keimte und wuchs zum Segen und Heil der Völker für alle kommenden Geschlechter. 33. Das Frankenreich. Das fränkische Reich war bis zum Anfang des achten Jahrhunderts sehr mächtig geworden. Es war dieses^ jedoch nicht das Verdienst der Regenten selbst, von welchen besonders Childerich Iii. als sehr schwach und geistesarm geschildert wird; es war vielmehr die Kraft und Einsicht ihrer Hausmcier oder Minister, wodurch das Reich sich auf eine so hohe Stufe der Macht und des Ansehens

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 100

1861 - Stuttgart : Hallberger
100 „Reicht just sein Helmbusch dem Marschall an’s Maul „Doch ist er auch klein, so ist er nicht faul „Zu trotzigem, stolzem Befehle.“ Und wohl vernimmt’s der wack’re Pipin, Bemerkt, wie die Grollenden flüstern, Mit Murren folgend gen Welschland zieh'n, Ihm säumig gehorchen und frevelhaft kühn Sich mürrischer täglich verdüstern. Und stark im Geiste, gewaltig und klug, Erwägt er’s mit weisen Gedanken. „„Sei heut’ des Weges, der Mühen genug, „„Gehemmt der Schaaren gewaltiger Zug! „„Errichtet zum Fechtspiel die Schranken! „„Herbei gebracht den gewaltigen Leu! „„Den Kämpfer will ich ihm stellen! —““ Wohl seltsam scheint die Bestellung und neu, Und mit Neugier murmeln, es murmeln mit Scheu Die trotzigen, stolzen Gesellen. Rings wird der Platz mit Gittern umhegt, Dahinter die Sitze der Ritter, Erhaben des Königs Balkon. — Da frägt Wohl Jeder, zu Unmuth und Sorgen erregt: „Wie schwach doch, wie schwankend das Gitter I „Ein Ruck mit der mächtigen Tatz, und es fällt, „Und das Ungethüm sitzt uns im Nacken. „Doch der dort oben, der winzige Held, „Wohl hat er sich trefflich sicher gestellt, „Zu schaun, wie die Krallen uns packen!“ Und der Leu wird gebracht im vergitterten Haus, An der Schranke geöffnet das Pförtchen. Und der Thiere König er schreitet heraus, Und die Ritter erfasst nun Schrecken und Graus, Und keiner redet ein Wörtchen. Doch zweifelnd sieht sich der Löwe befrei n Und reckt in der Freiheit die Glieder Und schreitet getrost in die Schranken hinein Und zeigt der Zähne gewaltige Reih n, Laut gähnend, und strecket sich nieder.

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 101

1861 - Stuttgart : Hallberger
101 Vom Balkon ruft Pipiu mit donnerndem Laut: „„Ihr männlichen, trotzigen Krieger, „„Da schauet ein Kampfspiel, ein würdiges, schaut! „„Wer sich zu messen mit. Diesem getraut, „„Den nenn’ ich den ersten der Sieger!““ Und ein Zischeln, ein Murmeln, ein Murren erklingt, Dumpf nur im Beginnen und leise, Bald, wie wenn, stärker und stärker beschwingt, Mit wogenden Blüthen die Windsbraut ringt, So sauset’s und brauset s im Kreise. Und kecklich hervor tritt 6er har d^v o m Stern, Der frechste der frechen Kumpane; ..Der Vortanz verbleibe dem König und Herrn! „Auf, tanze denn, Hoheit, wir lassen dir’sgern; „Herab von dem sichern Altane!“ „„So sei's!““ spricht Pipin, und sich schwingend im Satz Springt der Kurze, doch markig und sehnig, Vom Balkon herab auf den sandigen Platz. „„Auf, Bruder Leu, auf, wetze die Patz'! „„Auf, König, dich fordert ein König!““ Und schlägt ihn mit flacher Kling’ auf den Bug Und erregt ihm den Grimm in der Seele. Auf schnellt der Leu, wuthschauernd, im Flug, Doch dringt, eh’ die Tatze, die zuckende, schlug, Das Schwert durch den Rachen zur Kehle. Und das Blut entsprudelt dem grausigen Schlund Und über sich stürzt er und wendet Drei-, viermal die Augen, rollend im Rund, Drei-, viermal geisselt der Schweif den Grund, Und er streckt sich und zuckt und verendet. Stolz schaut der König im Kreise herum, Und die Ritter athmen beklommen Und blicken zu Boden, erstaunt und stumm, Und der Hohe dreht still verachtend sich um; — Kein Murren ward weiter vernommen. (Streckfuß.)
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