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1. Tier-Geographie - S. 6

1893 - Leipzig : Hinrichs
6 Hindernisse der Verbreitung der Tiere. durch das Uralgebirge getrennt. Das Felsengebirge von Nord- Amerika trennt die Tierwelt der östlichen Vereinigten Staaten von der Oregons und Kaliforniens, und auch die südamerika- nischen Anden bilden eine Faunenscheide. — Für die Welt der Fische werden schon geringe Bodenanschwellungen zu Scheide- wänden. Flußaal, Lachs und Stör sind Charakterfische der Elbe; Wels, Huchen und Hausen solche der Donau. Ferner setzen nicht nur weite 3. Meere, sondern auch schmale Sunde der Verbreitung vou Landtieren unüberwindliche Schranken. Abgesehen davon, daß die meisten Landtiere nicht hinreichende Transportmittel besitzen, die sie über weite Wasserflächen befördern könnten, sind auch die Wassertiere auf bestimmte Gebiete beschränkt. Denn obwohl Süßwassertiere, wie Stichling, Lachs, Aal, Stör zeit- weilig im Meere und umgekehrt manche echte Meerestiere, wie die südamerikanischen Manati und Delphine, die Seeschlange u. a., in süßem Wasser leben können, so ist doch der Salzgehalt des Wassers für viele Wassertiere eine unüberwindliche Schranke. So sterben z. B. die Frösche schon, wenn man sie in Wasser, wel- ches nur l1^ Prozent Salz gelöst enthält, bis auf Mund und Nase eintaucht. 4. Tie Wüsten hindern die Verbreitung der Tierwelt, weil in ihnen die wichtigsten Lebensbedingungen der Tiere, wie Feuchtigkeit und Nahrung, fehlen. 5. Der Kampf ums Dasein (vergl. „Pflanzengeographie", S. 13) endlich ist das größte Hindernis unumschränkter Aus- breitung der Tiere. Die gefährlichste Konkurrenz machen sich gegenseitig die größten Raubtiere infolge des bei ihrer über- mäßigen Vermehrung sehr bald eintretenden Beutemaugels. Hier gilt nur das Recht des Stärkeren. Am heftigsten entbrennt der Kampf unter nahe verwandten Arten. Als Beispiel sei nur die Ratte erwähnt. In Europa ward die gotische Ratte von der vandalischen, diese von der hunnischen verdrängt. Die schwarze normannische vertrieb in Großbritannien die alte braune angelsächsische. Noch dauert dieser Kampf in England fort, während auf dem Kontinent die normännische Ratte vor der russischen zu verschwinden beginnt. Und vor den europäischen Ratten sind nun allerwärts (z. B. Peru, Neuseeland) die einheimischen Arten gewichen.

2. Tier-Geographie - S. 24

1893 - Leipzig : Hinrichs
24 Charakter-Säugetiere Europas, Symbol des Scharfblickes angesehen worden ist. Am Tage sitzt er gewöhnlich auf einer Felsenspitze, sonnt sich und beobachtet die Gegend; morgens und abends geht er auf Raub aus. Er erschleicht feine Beute uach Art der meisten Katzen, im Gebüsche oder hohem Grase versteckt; oder er liegt auf einem Aste an Orten, wo das Wild, das er liebt, gewöhnlich vorbeigeht und springt demselben plötzlich auf den Rücken, schlägt ihm die spitzigen Krallen tief ins Genick, zerbeißt die Luftröhre, saugt das Blut aus und frißt nur wenig von dem Fleische; das übrige verscharrt er, frißt es aber nicht mehr, sobald es zu faulen anfängt. Er ist das furchtbarste Raubtier Europas; denn sein Blutdurst reizt ihn, mehr zu würgen, als er auf- fressen kaun, so daß er in einer Nacht wohl bis 30 Schafe tötet. Er lebt einsam und duldet nie andere Raubtiere in seinem Reviere. Seine Jagd ist gefährlich, daher fängt man ihn gewöhnlich in Tellereisen; doch dürfte die Zeit nicht mehr fern sein, wo er nur noch dem Namen nach oder in Museen in Enropa vorkommen wird. 6. Ähnliches kann von seiner Verwandten, der wilden Kaize (Catus ferus), vorausgesagt werden. Sie wird gewöhn- lich, jedoch keineswegs aus zureichenden Gründen, als die Stammutter unserer Hauskatze angesehen, die sie um '/s an Größe übertisst. Sie findet sich in den dichten Wäldern und Sümpfen von ganz Europa, nur nicht im hohen Norden von Skandinavien und Rußland, ist aber überall selten. Sie wohnt in hohlen Bäumen, in Erd- und Felsenlöchern und im Schilfe unzugänglicher Sümpfe, von wo aus sie besonders des Nachts ihrem Raube nachgeht, der in Vögeln und kleinen Säugetieren besteht, die sie, auf einem Baumaste lauernd, sehr geschickt im Sprunge zu fangen weiß. Der Mensch, der nach ihrem schönen Felle trachtet, ist ihr ärgster Feind, der sie in ihrer weiteren Verbreitung täglich mehr beschränkt. 7. Glücklicher als die eben genannten, zu den charakte- ristischen Tiereu Europas gehörenden Raubtiere, besteht der Wolf (Canis lupus) den langen, blutigen Kampf mit dem Menschen; denn aller Verfolgung zum Trotz findet er sich von den Pyrenäen bis nach Lappland noch immer, oft scharenweise, ganz in der Nähe der Kulturdistrikte, in welche er, vom Hunger getrieben, besonders im Winter in mörderischen Streifzügen

3. Tier-Geographie - S. 52

1893 - Leipzig : Hinrichs
52 Charakter-Vögel Asiens. viel Wasserpflanzen wachsen, sind seine Lieblingsorte. Er schläft bei Tage und geht nachts auf Fraß aus, alles Genießbare mitnehmend. b. Vögel. 1. Wie die Stammeltern unseres Pferdes und Rindes, so finden wir auch die zahlreichen Hühner vorzugsweise in Asien, also daß sie einen wesentlichen Teil seiner gefiederten Tierwelt ausmachen. Sie stehen in Hinsicht ihres vortrefflichen und ge- suuden Fleisches, der weiten Verbreitung, der Zähmbarkeit nud der alten Hausgenossenschaft, in welcher mehrere Gattungen der- selben seit den ältesten Zeiten mit dem Menschen leben, in einer gewissen Parallele mit den Wiederkäuern unter den Säugetieren. Diesen ähnlich sind sie auch dem Menschen in fast alle Länder und Klimate der Erde gefolgt; nur über den Polarkreis hinaus geht weder der Haushahn noch eine andere gezähmte Art. In der alten Welt scheint Indien ihr eigentliches Paradiesland zu sein; doch fehlen sie auch in den Steppen von Nord- und Mittelasien nicht ganz. Als Vertreter für diese Breiten mag das Steppenhuhn dienen: ein echter Wüstenvogel, in der Farbe, ihm selbst zum Schutze gegen seine Feinde, dem Sande und dürrem Boden ähnlich, aus dem er lebt, durch seine durch- aus gefiederten, klumpigen, kaum in Zehen geschiedenen Füße an die Hufe des Kamels erinnernd, dem es jedoch nur im Fluge an Schnelligkeit gleichkommt, oder es vielmehr weit über- trifft, wie seine langen Flügel schon erraten lassen, die den schmachtenden Vogel über die glühenden Sandfelder hin zum labenden Wasserteich tragen müssen, — gar oft dem verzagen- den Reisenden zum Fingerzeig und Tröste, daß noch nicht alles Leben aus der Einöde verschwunden sei, und daß Der, welcher dem Vogel sein Futter giebt und seinen Flug zum Wasserquell leukt, auch des Menschen nicht vergessen werde. Übrigens ist auch dem Hahne der Wüste der auszeichnende, in Verlängerung der Schwung- und Schwanzfedern bestehende Schmuck nicht versagt, dessen sich die meisten seiner männlichen Familienver- wandten zu erfreuen haben, wie der in vielfachen Varietäten vorkommende Haus h ahn und dessen mutmaßlicher Stammvater, der B a n k i v a h a h n nebst mehreren seiner ihm ähnlichen Lands-

4. Tier-Geographie - S. 26

1893 - Leipzig : Hinrichs
26 Charakter-Säugetiere Europas. vorhanden, und die Nutzbarkeit seines Felles wiegt den Schaden, den er stiftet, nicht auf. 9. Weit friedlicher und gutmütiger ist ein anderes Nagetier Europas, das in nachbarlicher Eintracht neben den oben ge- nannten Einwohnern der Hochalpen wohnt, das Murmeltier, das der arme Savoyarde wegen seiner possierlichen Geberden — es sitzt z. B. beim Fressen aus den Hinterbeinen und bringt die Nahrung mit den Vorderfüßen in das Maul — als Spiel- kanieraden in seine Gesellschaft gezogen hat. Es lebt familien- weise und gräbt sich Höhlen: die für den Sommer bestimmten gehen bis gegen 4 m bergeinwärts, haben nur eine kleine Hauptgrube (Kessel) und kein Heu; die Winterwohnungen da- gegen gehen 4—10 m einwärts und bis gegen 4 m tief unter den Rasen. Der Kessel der letzteren ist bisweilen 2 m im Durchmesser, der ganze Raum desselben aber so dicht mit Heu ausgestopft, daß es die schlafenden Tiere — der größte Teil ihres Lebens ist aber der Schlaf — vollkommen umhüllt. Da- hin zieht sich bei eintretender Kälte die ganze Familie, welche nie Vorrat einträgt, zurück, verstopft den Eingang ca. l m lang mit Steinen und Erde, rollt sich zusammen in das Heu, schließt die Augen und schläft, bis die Wärme der Frühlings- sonne im Mai zu ihr hindurchdringt und sie aus ihrem festen Winterschlafe weckt. 10. Ein ähnlicher Schläfer ist der Siebenschläfer (Vilch Myoxus glis), ein Leckerbissen der alten Römer, welche für die Zucht desselben eigene Gehege (G-liraria) einrichteten, um ihn mit Eicheln, Buchnüssen und Kastanien förmlich zu mästen. Er ist, wie seine Verwandten, die Haselmäuse, eiu uiedliches, kleines Tier, dem Eichhörnchen ähnlich, doch nicht so beweglich wie dieses. Er bewohnt die Laubhölzer von Ost- und Süd- Europa, wo er während der Nacht seiner Nahrung, die, neben vielen Nüssen und Sämereien, anch in kleinen Säugetieren und Vögeln besteht, nachgeht und für den Winter, den er größten- teils schlafend verbringt. Vorrat einsammelt. Während des Winterschlafes ist der Siebenschläfer zusammengekugelt und kalt, und man kann ihn wie einen Ball in die Höhe werfen und wieder fangen, ohne daß er erwacht. Nur allzu strenge Kälte oder eintretende Wärme erweckt ihn von Zeit zu Zeit, wo er dann auch etwas von seinem Vorrate genießt, bald darauf aber

5. Tier-Geographie - S. 54

1893 - Leipzig : Hinrichs
54 Charakter-Vögel Asiens. er spreche und unterhalte sich mit ihnen. Seine Freude, seinen Mut und seinen Sieg bezeugt er durch Krähen, womit er auch den Anbruch des Tages verkündet. Wegen seiner Kühnheit und Wachsamkeit ist der Hahn oftmals zu einem Sinnbilde kriegerischer Tugenden gemacht worden: namentlich stellten ihn die alten Griechen neben die Bildsäule des Mars und der Minerva, und brauchten ihn zum Wahrzeichen aus den Schildern ihrer be- rühmten Helden. — „Die Hennen sind lange nicht so gescheit, wenigstens nicht so listig, als der Hahn; aber zum Rechtthun und zur Erfüllung ihrer Naturpflichten sind sie gescheit genug. All ihr Verstand ist Mutterliebe, und Mutterliebe hat all ihren Verstand in sich aufgenommen. Nacht und Tag geben sie nur feine Töne von sich, es sei denn, sie haben ein Ei gelegt; dann aber thun sie solches der Welt laut genug kund. Nimmt man der Henne, wie wir es thun, die Eier immer wieder weg, so legt sie immer wieder von Tag zu Tag, immer hoffend, man lasse sie ihr. Geschieht das. und hat sie eine Anzahl zusammen, so fängt sie an zu brüten. Um die Jungen bekümmert sich der Hahn gar nicht, fondern überläßt die Fürsorge und Erziehung unbedingt der Mutter. Er darf es aber auch; denn diese sorgt für sie treueu und sorgfältigen Herzens, und wie des Hahnes Wachsamkeit zum Sprüchworte geworden, so der Gluckhenne Mutterliebe. Christus selbst hielts nicht unter seiner Würde, seine Liebe zu seinem großen Volke mit der Liebe einer Gluck- Henne zu ihrem kleinen Volke zu vergleichen. Das Bild ist eins der wohltuendsten und lieblichsten! Wie sie scharrt, wie sie ruft, wie sie so zärtlichruft, wie sie den Jungen die Körnchen und Würmchen zerbeißt und vor das Schnäbelchen legt, wie sorglich sie stets auf sie sieht, wie sie zwischen ihnen steht und um sie hergeht, wie sie warnt, wenn ein Raubvogel in der Höhe dräuet! Die Jungen aber verstehen die Mutterstimme wohl und laufen herbei, und sie verbirgt sie alle unter ihre ausgebreiteten Flügel und macht sich zum sichernden Schild und Gewölbe, an welchem der Raubschnabel des Tieres, das nicht auf die Erde kommt, sondern nur im Fluge und Stoße eins erhaschen will, vergeblich anprallt, weil die Federn elastisch sind. Sie stellt sich vor sie auch gegen Hunde und Menschen. Alle Jungen kennen sie, und sie kennt alle genau. Wenn mehrere Gluckhennen neben einander weiden, und die eine ruft, so laufen nur die ihrigen zu ihr; rufen beide von verschiedenen Seiten,

6. Tier-Geographie - S. 30

1893 - Leipzig : Hinrichs
30 Charakter-Vögel Europas. zu hören, was nicht ist. Dies alles aber kommt von den Kämpfen und Zügen unseres Uhu her, zu welchen sich oft bis zwanzig und mehr versammeln sollen. 3. Freundlicheres berichtet die Sage vom europäischen Schwlltt, wenn sie von ihm und andern seiner Gattung er- zählt, daß er singend unter sanften, entzückenden Melodien sterbe („cantator cygnus funeris ipse sui"), nachdem er sein Leben tonlos verbrachte, — ein sinniges Bild der neues Leben wecken- den Kraft, die aus den geöffneten Pforten des Todes uns ent- gegenweht *)! — Der Schwan scheint seiner Natur und Be- stimmung nach in die Nähe des zivilisierten Menschen zu ge- hören; denn er wird leicht zahm und daher seiner Schönheit und zierlichen Bewegungen halber auf Seen und Teichen zur Belebung und Verherrlichung der Landschaft gehalten. Und in der That giebts wohl kaum einen schöneren, man möchte fast sagen poetischeren Anblick, als wenn auf den hellen Gewässern zahme Schwäne herumrudern, nachhaltige Kreise beschreibend auf der spiegelglatten Fläche, auf welcher sie sich durch die natür- lichen Segel ihrer halbgeöffneten Flügel vom Winde treiben lassen, ohne daß man die Ruderkraft der Füße auch nur aus einer einzigen sich kreiselnden Welle erraten könnte. Die ganze Landschaft gewinnt dadurch eiuen Schein der Ruhe, der Be- haglichkeit und des Friedens. Deshalb soll auch der Schwan, den schon vor alten Zeiten griechische und römische Dichter zu symbolischer Würde erhoben haben, im Bilde Europas nicht fehlen! 4. Wie der Schwan dem Auge, so scheint die Nachtigall dem Ohre des zivilisierten Menschen zur Freude und Ergötzung geschaffen und sonach auch vorzugsweise dem Erdteile der Zivili- satiou zugewiesen zu sein, wenn sie auch über dessen Grenzen hinaus — im mittleren Asien und Afrika — verbreitet ist, und andererseits innerbalb derselben nicht überall - z. B. fehlt sie in mehreren Teilen Englands und der Schweiz — vorkommt. 1) Man sehe die schöne Stelle bei Cic. Tusc. I. 73. „Cygni non sine causa Apollini dicati sunt, sed quod ab eo divinationem ha- bere videantur, qua providentes quid in morte boni sit. cum cantu et volupt.ate moriantur" etc. Damit vgl. m, die sinnigen Sagen des deutschen Altertumes bei Grimm deutsch. Myth. Th. I. S. 399 ff. (2. Aufl.)

7. Tier-Geographie - S. 38

1893 - Leipzig : Hinrichs
38 Charakter-Säugetiere Asiens. und Java^) hin. Im Schilfe lauernd fängt der Tiger seinen Raub gewöhnlich mit dem ersten Sprunge oder kehrt beim Verfehlen in fein Dickicht zurück. In seiner Raublust wird er durch sein sehr scharfes Gesicht und Gehör, große Be- hendigkeit und vor allem durch eine ungeheuere Muskelkraft unterstützt, vermöge deren er ein Pferd fortschleppen und mit einem Menschen im Rachen leicht davon laufen kann. Dieser seiner Stärke sich bewußt, greift er daher selbst junge Elefanten an und geht auch aus dem Kampfe mit alten, den er jedoch nur ungern anfängt, nicht feiten siegreich hervor. Warmes Blut ist der Lieblingsgenuß des Tigers, daher er auch seinen Kops tief in die zerrissene Beute steckt, um das Blut in vollen Zügen auszusaugen. — Bei aller Blutgier aber ist der Tiger doch feig: ein unerwarteter Gegenstand, ein flatterndes hell- farbiges Tuch, ein plötzlich ausgespannter Sonnenschirm macht ihn stutzig und scheu, und durch plötzliches Stillstehen und mutigen, unverwandten Blick auf ihn kann oft selbst ein waffen- loser Mensch sich vor seinen Klauen retten. Diese Feigheit ist auch die Ursache, daß er nur vom Hunger getrieben ins Freie geht, wo man daher auch meist nur seine Spur sieht, selten ihn selbst; zwei Tiger zugleich, selbst in den größten Einöden zu erblicken, ist schon eine große Seltenheit, und nur in den dürrsten Gegenden, bei Wassertiefen oder an Wasserlachen lassen sich wohl einmal mehrere zusammen überraschen. Vor ge- bahnten Wegen hat dieser Wegelagerer der Wildnis eine ge- wisse Scheu, ebenso vor dem hellen Tageslichte, ein sicheres Zeichen, daß er vor der Kultur, der Lichtung der Wälder, Austrocknung der Sümpfe und dem Anbaue des Bodens weichen werde und müsse; denn der zivilisierte Mensch ist sein geborener, unversöhnlicher Feind, der ihn mit allen Waffen bekämpft. 1) In Ceylon ist er ganz ausgerottet, wie der Wolf in Groß- britannien, und auf Borneo kommt er wahrscheinlich gar nicht vor; eben so wenig auf den kleineren Inseln des indischen Ozeans. 2) In den waldigen Wildnissen des Gangesdelta's, wie in den schwach bevölkerten Ortschaften der G o n d s , denen die Feuerwaffen noch fehlen, und wo der Tiger noch die Obergewalt über den Menschen hat, rufen die unglücklichen, von ihm bedrängten Einwohner ihre Götzen zur Rettung gegen diesen ihren grimmigsten Feind an, als die beste Schutzwehr gegen ihn. Im westlichen Indien, in Rajasthan, glauben die durch den Wahn der Seelenwanderung Bethörten fest daran, daß

8. Tier-Geographie - S. 43

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 43 stimmt für einen hohen Grad von Gelehrigkeit und Klugheit, die wohl der menschlichen Vernunft nnter allen tierischen Seelen- kräften am nächsten steht, daß selbst der Zweifellustigste die höhere Bedeutsamkeit dieses merkwürdigen Tieres abzuleugnen nicht vermag. 5. Die Natur Südasiens, wie der Tropenländer überhaupt, gefällt sich in Gegensätzen: während der massenhafte Elefant mit feinen vier nnförmigen Beinsäulen mit der Erde verwachsen, und die Schnelligkeit der Bewegung an ihm ein Wunder scheint, schankelt sich das lustige Volk der Affen an vierhändenin den höchsten Zweigen der Bäume, in den Blätterkronen der fruchtreichen Palmen, und bedarf des Bodens nur eben als des Trägers der Pflanzenwelt, auf welcher es mit den Vögeln des Himmels seine Wohnung ausgeschlagen hat, und der es seine Hauptnahrung verdankt; und während der Elefant seinen Rüssel als Hand braucht, uutzt die ganze Familie der Meer- katzen der neuen Welt den mit feinem Tastsinne versehenen langen Schwanz zu gleicher Stellvertretung, wenn und wo vier Hände nicht ausreichen. Nächst oder neben dem Elefanten erregt unter den verschiedenen Geschlechtern der lebenden Wesen, welche die Erde bewohnen, vielleicht keins ein so allgemeines Interesse bei den Menschen des verschiedenartigsten Bildungs- standes, der Wilden wie der Zivilisierten, als eben die zahl- reiche Familie der Affen. Sie sind mit den Papageien die Begleiter der Palmen in der alten und in der neuen Welt. Ihre wahren und natürlichen Aufenthaltsorte sind die pfadlosen Wälder, welche den Tropenländern einen so schönen Schmuck gewähren, jenen Geschöpfen Nahrung geben und sie vor den glühenden Strahlen der tropischen Sonne schützen. In der Mitte des Tages sind diese Wälder mit der tierischen Welt gefüllt, die den stillen, ruhigen Schatten sucht, und nur an jenen Stellen, wohin kein Sonnenstrahl dringt, stören die gellenden Töne eines Papageis, oder die verwegenen Sprünge eines Affen die allgemeine Ruhe. Sobald aber die sinkende Sonne und die Abendluft die Kühlung herbeiführen, beginnen die Bewohner jener großen Pflanzschule ihre täglichen Beschäftigungen von neuem, und vor allen macht sich dann die Familie der Affen bemerklich. Die Schüchternen unter ihnen erregen die Aufmerksamkeit des Beobachters durch ihre Bemühungen, sich zu verstecken, während doch das Hervor- gucken zahlreicher kleiner Köpfe mit glänzenden, forschenden Augen aus dichtem Blättergeflechte es deutlich genug verrät, daß die Neu- gierde die Furcht und Sorge für die Selbsterhaltung fast überwältigt. Die Keckeren erzwingen die Beachtung auf andere Weise, indem sie

9. Tier-Geographie - S. 70

1893 - Leipzig : Hinrichs
70 Charakter-Säugetiere Afrikas. um die Hörner befestigt hat, in welchen sich die wilden mit Füßen und Hörnern verstricken. So schützt also weder die Wüste, welche Löwen, Panther, Schakale und Hyänen mit ihnen teilen, noch die Schnelligkeit ihrer Füße die schönen Gazellen vor ihren zahlreichen Feinden. Und doch mindern sich ihre Herden nicht. 4. Wie so oft im Leben, so mag auch in uuserm Bilde neben dem Zarten und Behenden das Plumpe und Schwerfällige uns entgegentreten, nach der zierlichen Gazelle das mißgestaltete Flus;pferd (Nilpferds), ein lebendiger Überrest der Massen- haften Urwelt, in welcher es mehrere seines Gleichen gehabt zu haben scheint, — unzweifelhaft der Behemot der heiligen Schrift. Jetzt ist das Tier in ganz Ägypten und Nubien ausgerottet worden, findet sich aber in allen größeren Strömen und Seen Jnner-Asrikas. Diese Tiere sind übrigens hinsichtlich ihrer Gefräßigkeit eine wahre Landplage; denn die Bewohner haben kein Mittel, sie von ihren Pflanzungen abzuhalten; alles, was sie thuu, ist, in der Nacht mit einer kleinen Trommel zu lärmen und stellenweise Feuer zu unterhalten. An einigen Orten sind die Hippopotamen so kühn, dnß sie nur dann ihren Weideplatz räumen, wenn eine große Anzahl von Menschen schreiend mit Stöcken auf sie zukommt. Es hat zwar ein plumpes Ansehn, aber dabei eine große Gewandtheit zu Wasser und zu Lande; außerdem ist es mutig, wie ein Stier, wenn es gereizt wird, und geht, wenn es auf dem Lande verwundet wird, auf die Menschen los und zertritt sie mit seinen riesigen Füßen. Nie soll es aber aus dem Wasser zur Versolguug und Rache ans Land gehen. In Südafrika findet es sich in allen Strömen, weicht aber überall vor dem Anbaue und der Zivilisation zurück, als siihle es selbst, daß es nicht zu den edleren Formen und Verhältnissen einer späteren Schöpfungsperiode mehr passe. So ist auch nur noch für Hottentotten sein Fleisch ein Leckerbissen, der europäischen Gaumen schwerlich schmecken würde; schon der Geruch ist unerträglich. 5. Ein anderes charakteristisches Tierzeichen im Bilde Afrikas ist die allbekannte Giraffe im mittleren und südlichen Afrika und zwar nur in ebenen Steppengegenden. Am Kongo 1) Die Bezeichnung ist sehr schlecht, am besten ist es mit einem riesigen, unförmigen Mastschweine zu vergleichen.

10. Tier-Geographie - S. 72

1893 - Leipzig : Hinrichs
72 Charakter-Säugetiere Afrikas. öfter und lieber von den Bäumen, vorzüglich Mimosen und Akazien, und ihr langer Hals und hoher Bau scheint sie auf diese Nahrung weit mehr hinzuweisen, als auf Gras, welches sie nur mit Mühe würde abäsen können. Dabei dient ihr die lange, schwarzblaue, harte und rauhe Zunge, welche sie 6 bis 8 Zoll über die Lippen herausstecken kann, fast als Hand, in- dem sie die Blätter und Zweige der Bäume nicht mit den Lippen faßt, sondern dieselben mit der Zunge ergreift und zum Maule führt. Bald ist das Ende derselben hakenförmig ge- bogen, bald spiralförmig um das Ende der Zweige gewunden, welche auf diese Weise zwischen die Enden der Kinnladen ge- zogen werden. Selbst Heuhalme faßt sie nur niit der Zunge. — So strebt in diesem interessanten Tiere alles nach oben, wozu auch seine stete Unruhe und seine Scheu, sich zu legen, trefflich paßt. Es ist die Säule, der Obelisk im großen Wunderbaue des Tierreiches, zierlich, schlank und glatt, wie diese, nur, wie es die Natur der höhern or- ganischen Welt verlangt, beweglich, und das im höchsten Grade. 6. Verglichen wir die Giraffe mit einem Obelisken, so mag man beim Anblick des Dromedars an die Pyramiden denken, in deren Nähe es so oft weidet und über welche hinaus, in die Wüsten des nördlichen mittleren Afrikas, es die Menschen und ihre Waren trägt, ein lebendes Schiff im weiten Sand- meere. Wir haben das Kamel im allgemeinen bereits im Bilde Asiens hinreichend geschildert, so daß wir hier nur das, was das Dromedar speziell betrifft, ergänzend nachzuholen haben. — Das Dromedar oder einhöckerige Kamel ist viel weiter ver- breitet, als das Trampeltier, und zwar in ganz Nordafrika, außerdem aber auch in Arabien, Indien und selbst in Persien und dem südlichen Tnrkestan. Diese Art ist es eigentlich, welche von der Natur für die heißen und dürren Sandebenen der afrikanischen Wüsten geschaffen ist und ohne deren Hülfe diese öden, fast von allen Pflanzen entblößten, von glühenden Winden durchwehten Landstriche nicht bereist werden können. Doch kennt man auch vom Dromedar mehrere Varietäten, welche nach ibrer Größe und Stärke entweder mehr zum Tragen oder zum Reiten sich eignen und abgerichtet werden. Die braune Varietät scheint die gelehrigste und sanfteste zu fein. Die Sättel, welche man den Dromedaren, die man zum Reiten braucht, auflegt, sind in der Mitte hohl und haben an
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