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1. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 38

1892 - Dresden : Huhle
— 38 — Aber sie wurden ihm wieder abgejagt, Und Kunz mit synen Gesellen Vf Grünhayn *) in unsers Herrn Abts Gewalt Gebracht und darnach auch uf Zwicka gestalt, Und mußten sich lan prellen, ja prellen! Darvon fiel ab gar mancher Kopf, Und keiner, der gefangen, Kam aus der Haft ganzbeinicht davon Schwert, Rad, Zangen und Strick, die waren ihr Lohn, Man sah die Rümper2) hangen, ja hangen! So gehts, wer wider die Öberkeit Sich unbesonnen empöret. Wer es nicht meynt, der schau an Kunzen, Syn Kop thut zu Freyberg noch herußer fchmnnzen'). Und jedermann davon lehret, ja lehret! Gott thu den frommen Cnrförsten alls guts, Und laß die jungen Herren In keine Feindes-Hand mehr also komm, Geb auch der Fraw Curförstinn vel fromm, Daß sie sich in Ruhe ernähren, ja ernähren! 46. Das Wiedersehen in Chemnitz. (14. Juli 1455.) (G. Zahn.) Zu Leipzig im festen Pleißenfchloß Saß Kurfürst Friedrich mit Bangen; Margrethes Wehmutszähre floß In Perlen über die Wangen. Gebrochen war ihnen der fröhliche Mut; Das liebste, das teuerste Erdengut Gerissen ihnen vom Herzen, Sie konnten solch Leid nicht verschmerzen! Verzweifelnd warf Friedrich den Thränenblick Hinauf zu des Trotzers^) Zinnen: „Wann, Turmwart! bringst du mir Botschaft zurück; Wann werde ich Hoffnung gewinnen, 1) Grünhayn: wo seit 1822 ein Denkmal am Fürstenbrunnen steht, aus dem Prinz Albert durch den Köhler Georg Schmidt einen Labetrunk erhalten haben soll. — 2) Rümper = Leiber. — 3) schmunzen = smutzen: den Mund verziehen. Ein steinerner Kopf mit häßlichem Gesichte, Knebelbart und Sturmhaube am Erker des Rathauses wurde ganz allgemein fälschlich für Kunzens Kopf gehalten. — 4) Ter Wartturm auf der Pleißenburg wurde ehedem der „Trotzer" genannt.

2. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 18

1892 - Dresden : Huhle
— 18 — Sein Reich ging von der Neiße Und sieh, am andern Morgen Tritt Sueno zu ihm ein Und spricht: „Liebwerter Vater, Willst du mein Helfer sein? So hilf mir von dem Bösen, Dem Prinzen Waldemar, Laß ihn in Fesseln legen Samt seiner Dienerschar. Jetzt sollst dn übergeben Ihn der Gerechtigkeit, Er steht mir nach dem Leben Schon seit geraumer Zeit." Da blitzt des Alten Auge, Die Stirn schwillt ihm vor Zorn: „ Ei Freund," spricht er, „wo quoll dir Denn solcher Weisheit Born? Gingst du bei mir zur Raste Und weißt noch nicht fürwahr, Daß, wer bei mir zu Gaste, Ruht sicher immerdar. So wollt' ich doch viel lieber, Du hingst am Galgen dort Samt Tochter mir und Enkel, Als daß ich brach mein Mort. Willst du in offner Fehde, Wie's Brauch, den Feind bestehn, So will ich dir zur Seite Als treuer Helfer gehn. Uns freut ein ehrlich Kämpfen, Nicht feiger Meuchelmord, Und wisse: Selbst dem Feinde Hält der Wettiner Wort." Da schlich beschämt von dannen Der stolze Dänensohn, Das Wort bräunt ihm im Herzen Von des Wettiners Thron. Er sprach bei sich ganz leise: „'s ist eins das andre wert: Schlagfertig ist und ehern Wettiner Wort und Schwert." 1) König Sween Iv. Peter von Dänemark 1147 — 1157. 2) Waldemar I. König von Dänemark 1157 —1182. Bis Thüringen hinein: Wohin er kam, da grüßte Ihn froher Augen Schein. Und stand es wo im argen, Da griff gar fest er zu, Bis alles fein geschlichtet, Nicht eher gab er Ruh. Sein Töchterlein Adele War schmuck an Seel und Leib, Der stolze König Sueno1) Begehrte sie zum Weib Und führte bald die Holde Weg von der Saale Strand Als königliche Herrin Ins reiche Dänenland. Einst sprach der König Sueno Zum Prinzen Waldemar,2) Der, weislich sich versteckend, Der ärgste Feind ihm war: „Komm, zu dem guten Alten, Zu Konrad von Wettin, Zu Lust und frohem Spiele Laß jetzt hinab uns ziehn!" Und fröhlich hieß willkommen Auf feiner Väter Schloß Der alte Held die beiden Mit ihrem ganzen Troß. „ Legt ab nun das Gewaffeu!" So sprach er wohlgemut, „Es schläft in sicherm Schutze, Wer hier im Schlosse ruht"

3. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 63

1892 - Dresden : Huhle
— 63 — „ Die Klause ist gefallen! Der Kurfürst Moritz uaht!" Auf Sturmesflügeln eilet die Kunde solcher That; Sie klopft an alle Pforten in Innsbruck donnernd an; Sie dringet in die Hofburg zu einem kranken Mann. Auf weichem Pfühl gebettet ruht Deutschlands Majestät; Vor ihm mit blassem Antlitz ein treuer Diener steht: „O Herr nicht länger zaudert! Noch ist zur Rettung Zeit! Die Treuen sind gewappnet, die Sänfte steht bereit!" Da hebt sich von dem Lager der Kaiser Karl so bleich, „Bin ich noch Herr von Spanien, von Deutschland und Österreich? In meinen Landen senkt sich die Sonne zur Rüste nicht; Die halbe Welt lauscht zitternd, wenn meine Stimme spricht. Soll ich vor einem Jüngling in dunkler Regennacht Schmählich die Flucht ergreifen? — Wer hätt es je gedacht. O Moritz, furchtbar rächst du zur günstigen Stunde die Schmach, Die ich an Johann Friedrich und Landgraf Philipp verbrach! Dein Herz hat sich gewandelt, ich hatt es mein geglaubt! Fluch dieser Lutherlehre! — sie hat es mir geraubt! Und so wird sich's vollenden, was ich mir oft gestand: Der neue Glaube siegreich wird schreiten durch das Land! Vergebens ist's, zu hemmen das schwere Rad der Zeit; Ich fürchte, des Ketzers Werk wird dauern in Ewigkeit. Wohlan denn, tragt hinaus mich, wir fliehen diesen Ort; Der Gott der Gnade führe uns in den sichern Port!" Durch Sturm und Nacht hin wandelt, von Fackeln rot erhellt, Ein düstrer Zug des Schweigens — der Herrscher einer Welt Flieht krank und gramgebrochen das kaiserliche Schloß; Wehmütig folgt ihm trauernd der Treugebliebnen Troß. Und zu derselben Stunde vom schmetternden Hörnerschall Begrüßt, zieht Moritz siegend ein in die Kaiserpfalz: Da wurde der Grund gebanet zum Paffauer Vertrag, Davon wir noch singen und sagen bis zu dem heutigen Tag! — 63. Schlacht bei Sicvershausen. (9. Juli 1553.) (Adolf Bötlgcr.) Markgraf Albrechts l) Flamberg Als er verwüstet Franken, Saust in fremdem Bereich, Läßt's ihm noch keine Ruh, Würzburg fühlt und Bamberg Seine Kriegsgedanken Den gewaltigen Streich! Eilen jetzt Sachsen zu. 1) Albrecht Alcibiades, Markgraf von Brandenburg fränkischen Linie t 8. Januar 1557.

4. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 23

1892 - Dresden : Huhle
- 23 — Ach wehe! Barbarossa, wer wies dir diesen Pfad? Das Haus ist rings umstellet von Mördern und Verrat. Es sprach der Wirt voll Reue: „Wie ist es mir so leid! Ich wollte gern dich retten, doch nimmer ist es Zeit." Da rief der Kaiser klagend: „Nun wehe diesem Ort, Wo fallen soll ein Kaiser durch feigen Meuchelmord! Gott schütz die deutsche Krone, Gott schütz die Seele mein, Und muß ich heute sterben, so soll's in Ehren sein! O Deutschland, du mein treues, wärst du nicht, ach, so fern, Kein Mörder würde wagen zu morden deinen Herrn!" Da kniet ein Ritter nieder und flehte rührend ihn: „Herr Kaiser, eine Gnade, die werde mir verliehn." „Mein Reich", spricht Barbarossa, „das wird ein Grab bald sein, Drum will ich gern gewähren, kann ich noch was verleihn." „Das Größte", sprach der Ritter, „hast, Kaiser, du gewährt, Für dich den Tod zu leiden, das ist, was ich begehrt." Des Kaisers Purpurmantel hat er drauf umgethan Und legte dann ihm selber des Dieners Kleider an. Da ließen sie den Kaiser zum sichern Thor hinaus; Die Wächter selber brachen um Mitternacht ins Hans. Sie traten vor den Ritter, der dort als Kaiser schlief; Sie stießen ihre Schwerter ihm in das Herz so tief. „Nuu fahre heim, du Kaiser!" So rief die wilde Schar, Es wußte nicht, die böse, daß er gerettet war, Gerettet durch die Treue, die litt den Opfertod, Die kühn die Brust den Mördern für ihren Kaiser bot. Mit Kränzen deutscher Eichen schmück ihn, mein Vaterland! Hartmann von Siebeneichen, so ist der Held genannt! 33. Markgraf Dietrich in Venedig. (1177.) (Adolf Böttgrr.) Kaiser Friedrich Barbarossas Dumpf erscholl das Glockenläuten Schritt verdüstert auf Venedigs Von dem Dome zu Sauct Marcus, Marcusplatz, den Bart sich streichend. Als der Papst3) im Festornate, Langsam schritt er, leise murmelnd; In dem Kreis der Kardinäle, Neben ihm in ernstem Schweigen Stolz betrat der Kirche Stufen. Oft das Haupt bedenklich schüttelnd Markgraf Dietrich2), der erlauchte Kaum gewahrt der Kaiser Sprößling jenes großen Konrad Friedrich, Vom Geschlechte der Wettiner. Der für freie Deutschheit kämpfte, 1) Kaiser 1152—1190. 2) Dietrich, mit dem Beinamen „der Bedrängte" war Markgraf von Meißen 1195 — 1221. 3) Alexander Iii. 1159 — 1181.

5. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 60

1892 - Dresden : Huhle
— 60 — „Was Bollwerk!" schreit ihm höhnisch drein Des Kaisers Pferdebube, „Keinen Stein auf dem andern lassen wir stehn In Wittenbergs Ketzergrube!" Im Purpurzelte sitzt Kaiser Karl, Eine Trommel dient ihm zum Throne; Der Herzog Alba hält Blutgericht Mit dem Großen der spanischen Krone. Kalt zuckt der Hohn über Albas Stirn, Um die bleichen, gefurchten Wangen, Er spricht das Urteil Kursachsens Herrn, Den der Kaiser bei Mühlberg gefangen. Indes spielt der Kurfürst Friederich Ganz sorglos und unverdrossen Im nächsten Zelt das geliebte Schach Mit seinen gefangnen Genossen. Dem Herzog Ernst von Braunschweig gilts Einen Fehlzug abzulauern, Nicht kümmern den Fürsten jetzt Kaiser und Reich, Ihn kümmern nur Türm und Bauern. Da teilt sich des Zeltes Vorhang zurück, Begleitet von Lanzenknechten Tritt der Waffenherold des Kaisers herein, Ein Pergament in der Rechten. Er tritt herein und hervor zum Tisch Und liest mit kräftiger Stimme: „Kurfürst von Sachsen, das Urteil hört Ob eurem rebellischen Grimme. Als ein Beleidger der Majestät, Als Empörer seiner Vasallen, Als Ächter des Reichs ist euer Haupt Dem Schwerte des Henkers verfallen!" — Wohl hört Johann Friedrich den Todesspruch, Doch ruhig bleibt seine Miene, Als wär gegen Furcht sein Herz geschirmt Mit zehnfacher Panzerfchiene. Schlausinnend blickt er auf Herzog Ernst, Spielt über dem Brett mit dem Finger, Als ging es jetzo nicht um den Kopf, Als ging es nur um den Springer.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1906 - Langensalza : Gressler
135 nicht gestört wurde, meint er mich nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemütern herrschte. Tas einzige. tuas man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gvtha. Ter unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklicheren Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von G r u m b a ch, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert und eingenommen und er gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1507) nach Wien bringen, aus einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopse, durch die Straßen führen und dann ins Gefängnis werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf. flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihu wiedersah! Nun konnte sie ihn doch Pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Frenbe kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihre Bitte ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu teilen und zu erleichtern. So blieb sie denn bei ihm, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Annen ihres dankbaren Mannes starb. Biele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende ,sahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Ilm die Zeit der Grumbachschen Händel (1506) ereignete sich eine berühmte Waffentat in Ungarn: die Verteidigung von öziget durch ßriut). Der alte Soliman der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte bet Sziget

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 222

1906 - Langensalza : Gressler
222 1 macht. Lassen Sie mich von Ihnen lernen, wie ich künftig so lange Meister des Glücks bleiben und im Unglücke so groß werden kann wie Sie." Dennoch wurde Horn sieben Jahre lang gefangen gehalten. Oxenstierna, der die schwedische» Angelegenheiten leitete, war nun den Kaiserlichen nicht mehr allein gewachsen und mußte sich nach fremder Hilfe umsehen. Schon früher hatte der König von Frankreich. Ludwig Xiii. (1610—43), ober vielmehr besten staatskluger Minister, der Karbiiml Herzog von Richelieu, den Schweden Hilfe angeboten, nicht etwa ans Neiguug für den 6e-brückten evangelischen Glauben, sonbern um das Haus Oesterreich zu schwächen; aber lange wiberstanben Oxenstierna iinb die evangelischen Fürsten, weil sie die Tücke und die Habsucht der Franzosen kannten. Doch jetzt mußte man das französische Bünbnis annehmen und basür einige beutsche Besitzungen auf dem linken Rhein-lifer abtreten. Eine zweite traurige Folge der Nörblinger Schlacht war der Abfall des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen vom schwäbischen Bünbnisse. Er würde den Schweden und den evangelischen Stäuben untren, inbem er 16s5 einen Fricben in Prag mit dem Kaiser schloß, der ihm dafür die Lausitz abtrat. Leider folgten mehrere evangelische Fürsten, unter andern auch der Kurfürst von Brandenburg, dem Beispiele Sachsens und vertrugen sich mit dem Kaiser, so daß die Schweden fast allein standen. Um so ehrenvoller war es, daß die schwebischeu Generale benimch den Kampf bestauben und siegreich baraus hervorgingen. Hier mögen nur noch einige der glänzendsten Waffentaten erzählt werben. Einer der fähigsten schwebischen Generale war Bane r. Die Sachsen unter Baubissin, einem Schweden, der in sächsische Dienste übergetreten war, und die Kaiserlichen unter Hatz selb glaubten ihn zu vernichten, inbem sie ihn von der Ostsee abgeschnitten hatten. Schnell ging Bauer aus sie los; er fanb sie bei Wittstock in der fanbigen Priegnitz und erfocht (24. Sept. 1636) einen glänzenben Sieg. Seine Unterfelbherren St cilh autsch und Torsten söhn hatten ihm wacker geholfen. Die Feinde waren nicht nur geschlagen,

8. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 62

1913 - Dresden : Huhle
— 62 — cs sich ziemlich rasch. Johann Georg Ii. tat in seiner Prachtliebe tuenig für die Hebung des verwüsteten Landes. Er verschönerte Dresden, errichtete hier das erste Schauspielhaus und legte den großen Garten an, so daß Dresden schon damals zu den schönsten Städten Deutschlands gerechnet wurde, obgleich es noch zwischen finsteren Festungsmauern eingeengt war. Aber sein Aufwand vermehrte nur die Geldnot und die Schuldenlast des Landes. Sehr zustatten kam dagegen unserm entvölkerten Vaterlande die starke Einwanderung der aus Böhmen vertriebenen Protestanten. Der Westfälische Friede hatte den österreichischen Protestanten nicht die Glaubensfreiheit gewährleistet. Da sie nach dem Kriege hart bedrückt wurden, wandten sich etwa 150000 nach Sachsen und ließen sich namentlich an der Grenze nieder. Schon 1654 gründeten sie Johanngeorgenstadt, wo bald der Bergbau blühte. Kurz danach entstanden Neusalza und Klingenthal. Die Einwanderer belebten vor allen Dingen den Gewerbesleiß im Erzgebirge, dessen Silberreichtum sich bedeutend vermindert hatte und die Bewohner nicht mehr ernähren konnte. ' Es erblühte nun in Zöblitz die Serpentindreherei, in Klingenthal und Markneukirchen die Herstellung von Musikinstrumenten und in der südlichen Oberlausitz die Damastweberei. Großen Zuwachs erhielt Leipzig durch die Einwanderung der französischen Hugenotten, die Ludwigs des Vierzehnten Glaubenshaß aus ihrem Vaterlande vertrieben hatte. Sie brachten manches neue und feine Gewerbe mit aus ihrer Heimat, wie einst die vertriebenen Niederländer die Schleier-Weberei usw. nach Plauen im Vogtlande. Um 1700 kamen wieder etwa 2000 Einwohner auf die Geviertmeile. Der Gro&e Kurfürst und hudirig Xiv. uon Frankreich. 1. Entstehung und Vergrößerung Brandenburgs. Brandenburg ist aus der Nordmark entstanden, die Heinrich I. gegründet hatte. Im Jahre 1411 erhielt der Hohenzoller Friedrich, damals Burggraf von Nürnberg, die Mark Brandenburg. 1415 ward er auf der Kirchenversammlung zu Konstanz zum erblichen Kurfürsten erhoben und säuberte nun mit seiner „faulen Grete", einer schwerfälligen Donnerbüchse, das Land von den Raubrittern, die zuerst gespottet hatten: „Wenn es auch ein ganzes Jahr Burggrafen regnet, so wollen wir sie doch nicht aufkommen lassen". Aber der tatkräftige Friedrich schasste bald Ruhe und Ordnung. Dasselbe tat Joachim. Ihm drohten die Raubritter: „ Jochintfe, Jochimke. hüte dy; fangen wy dy, so hangen wy dy!" Er ließ sich nicht einschüchtern, ergriff die Schandbuben und ließ sie hängen. Von Ansang an haben die hohen-zollerischen Kurfürsten von Brandenburg darauf gesehen, ihr Land zu vergrößern. Das ist ihnen auch im reichsten Maße gelungen. Wichtig war die Erwerbung des Herzogtums Preußen 1611, das der Deutschritterorden erobert hatte, sowie die der Länder Jülich, Kleve. Mark und Ravensberg. Brandenburg bestand damals aus drei weit auseinanderliegenden und sehr verschiedenartigen Gebietsteilen, ans dem Herzogtum Preußen, der Mark Brandenburg und den rheinischen Besitzungen. Sie bilden den Grundstock Zn Preußens nachmaliger Größe und Ausdehnung. Ein Kurfürst hat besonders viel für die Hebung des Landes getan, nämlich Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640 —1688).

9. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 49

1913 - Dresden : Huhle
— 4u — 2. Ausführung des schändlichen Planes. Kunz verband sich mit den Rittern von Mosen und von Schönfeld. Mit ihnen wollte er die beiden Söhne Friedrichs, Ernst und Albert, rauben. Damals regierte der Kurfürst auf den: Schlosse zu Altenburg, auf dem Kunz früher Amtmann gewesen war. Der Küchenjunge Hans Schwalbe spielte den Verräter. Als Friedrich in Leipzig war, erschien gegen Mitternacht Kunz mit vielen Bewaffneten und erstieg aus Strickleitern das Schloß. Sofort drang er in das Schlafgemach der Prinzen ein und drohte ihnen, sie zu töten, wenn sie zu schreien wagten, sonst sollte ihnen nichts Arges widerfahren. Hierauf brachte er sie auf den Schloßhof hinab. Er selbst entführte den Prinzen Albert, wahrend Mosen mit Ernst entfloh. Rasch verbreitete sich die Schreckenskunde von dem ruchlosen Prinzenraube im Schlosse wie in der Stadt Altenburg. Niemand hatte die Räuber erkannt, niemand wußte, wer sie gewesen waren. Gegen Morgen aber erhielt die geängstigte Kurfürstin Kunzens Fehdebrief: „Erlauchter, hochgeborener Fürst und Herr, Herr Friedrich, Herzog zu Sachsen, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, wisset, daß ich Konrad von Kau--fungen wegen der Sache, die Ihr in meiner Klage vernommen habt, mit allen meinen Helfern und Helfershelfern Euer und all der Euren Feind sein will, und will darin meine,Ehre mit all den Vorgenannten gegen Euch gewahrt haben. Und was ich auch mit meinen Genossen irgend von Menschen zu Erdenkendes gegen Euch unternehmen mag, so soll es nicht angesehen werden, als geschähe es wider die Ehre und das Recht." Nun kannte man den Räuber; aber es galt, seiner" habhaft zu werden. 3. Verhinderung des ruchlosen Anschlags, a) Die Befreiung Alberts. Die Kurfürstin ließ sofort Lärm schlagen und die Sturmglocken läuten und sandte Eilboten nach Leipzig zum Kurfürsten. Trotzdem war Kunz bis in den großen Wald bei Grünhain gekommen. Um sich zu vergewissern, ob der Weg bis zur nahen Grenze noch sicher sei, schickte er Boten aus. Unterdessen gönnte er sich und dem von Hunger und Durst gequälten Prinzen Albert Ruhe. Während sie Beeren pflückten, erblickte sie ein armer Mann, der sogleich die in der Nähe weilenden Köhler benachrichtigte. Rasch eilten diese mit Stangen, Äxten und Beilen herbei, umzingelten die Räuber und nahmen sie gefangen. Albert war gerettet. Nachdem er sich in einer Köhlerhütte an Schwarzbrot und frischem Quellwasser erquickt hatte, geleitete man ihn ins nahe Kloster Grünhain, von wo aus er nach Altenburg zurückkehrte. b) Ernsts Errettung. So froh die Eltern über Alberts Befreiung waren, so großen Kummer bereitete ihnen noch Ernsts ungewisses Schicksal. Mosen und Schönseld waren unbehelligt bis in den großen Wald bei Hartenstein gekommen. Als sie ringsum das Sturmgeläut vernahmen und überall Verfolger erblickten, verbargen sie sich in einer niedrigen Höhle am rechten User der Zwickauer Mulde. Drei Tage lang hielten sie in dem engen Raume aus. Nachdem sie erfahren hatten, daß Kunz gefangen und Albert befreit sei, entfiel ihnen aller Mut. Sie schickten einen Brief an den Herrn von Schönburg auf Schloß Hartenstein und gelobten darin, den jungen Fürsten Herrn Ernst unversehrt, lebendig und gesund auszuliefern, sofern ihnen beim Kurfürsten Gnade und Sicherung des Leibes, tier Ehre und des Gutes erwirkt würde; sonst würden sie ihn erstechen Franke, Zeit- urtb Lebensbilder. 4

10. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 60

1913 - Dresden : Huhle
— 60 — Kaiser belohnte die Mörder reichlich, da er glaubte, daß Wallenslein beabsichtigt hätte, sich mit den Schweden zu verbünden. Die dankbaren Protestanten Deutschlands errichteten auf dem Schlacht-felde zu Breitenfeld für Gustav Adolf ein Denkmal und feierten ihn mit folgenden Worten: „Glaubensfreiheit für die Welt rettete bei Breitenfeld Gustav Adolf, Christ und Held." 6. Der schwedisch-französische Krieg (1635—1648). In der Schlacht bei Nörd-lingen wurden 1634 die Schweden vollständig besiegt, aber die Franzosen kamen ihnen zu Hilfe, damit das Haus Habsburg nicht zu mächtig würde. Von nun an begann die schrecklichste Zeit des großen Krieges. Gustav Adolf hatte viel auf Manneszucht gehalten, aber von jetzt an waren die Schweden und ihre Söldner die schlimmsten Räuber und Mordbrenner in deutschen Landen. 7. Kurfürst Johann Georg I. (1611 — 1656) von Sachsen hatte sich nach der Schlacht bei Nördlingen von den Schweden losgesagt und 1635 zu Prag mit dem Kaiser Ferdinand Ii. Frieden geschlossen. Hierdurch erhielt er die ijfjer- und Niederlausitz. Diese beiden Länder gehörten vorher zu Böhmen. Johann Georg I. hatte sie im böhmischen Kriege im Namen des Kaisers besetzt und als Pfand für die ihm daraus erwachsenen Kriegskosten erhalten. Im Prager Frieden wurden sie ihm erblich zugesprochen, da der Kaiser die hohen Kriegskosten nicht bezahlen konnte. Doch behielt sich der Kaiser das Heimfallsrecht vor, sobald der albertinische Mannesstamm erlöschen würde. Die Lausitz behielt ihre eigenen Gesetze und ihre besondere Vertretung. Die Stammlande nannte man seitdem Erblande. 8. Sachsens Not. Über den Abfall des sächsischen Kurfürsten waren die Schweden äußerst erbittert, und sie verwüsteten nun das unglückliche Land aufs schrecklichste. Ganze Städte und Dörfer gingen in Flammen auf, so z. B. Wurzen, das 1637 seine Kreuz- und Marterwoche erlebte, Meißen und vor allem Pirna, welches das schwedische Elend erfuhr. Unsägliche Qualen bereiteten die entmenschten Krieger den Einwohnern, um sie zur Herausgabe der versteckten Wertsachen zu zwingen. Man träufelte brennenden Schwefel auf den Leib, schlug hölzerne Pflöcke zwischen die Nägel an Händen und Füßen, schnitt die Fußsohlen auf und streute Salz hinein, nagelte die Kinder an die Tore und schoß mit Pistolen nach ihnen und vieles andere Schreckliche mehr. Daher waren die Schweden äußerst gefürchtet, und man schüchterte die Kinder ein, indem man ihnen sagte: „Bet', Kinder, bet', morgen kommt der Schwed'! Morgen kommt der Oxenstiern(a), der wird euch das Beten lehrn!" Viele zerstörte Dörfer wurden nicht wieder aufgebaut; es sind die wüsten Marken, die noch an jene schreckliche Schwedenzeit erinnern. Die Landleute, denen alles genommen war, konnten den Acker nicht bestellen. Deshalb trat Hungersnot ein. So gab es 1643 in Dresden viele Wochen lang kein Fleisch auf den Fleischbänken, und man verzehrte in der Not Mäuse, Ratten usw. Allerlei Seuchen rafften Taufende weg. So schien das Land ganz verwildern zu sollen. Das Wild nahm auch furchtbar überhand. Es war daher gut für unser Land, daß der Slufürst Johann Georg I. endlich 1645 zu Kötzschenbroda mit den Schweden einen Waffenstillstand schloß. Obgleich Sachsen in der ersten Hälste des Krieges gänzlich von den Kriegsgreueln verschont blieb, waren seine Verluste dennoch sehr groß.
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