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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1906 - Langensalza : Gressler
135 nicht gestört wurde, meint er mich nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemütern herrschte. Tas einzige. tuas man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gvtha. Ter unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklicheren Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von G r u m b a ch, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert und eingenommen und er gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1507) nach Wien bringen, aus einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopse, durch die Straßen führen und dann ins Gefängnis werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf. flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihu wiedersah! Nun konnte sie ihn doch Pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Frenbe kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihre Bitte ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu teilen und zu erleichtern. So blieb sie denn bei ihm, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Annen ihres dankbaren Mannes starb. Biele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende ,sahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Ilm die Zeit der Grumbachschen Händel (1506) ereignete sich eine berühmte Waffentat in Ungarn: die Verteidigung von öziget durch ßriut). Der alte Soliman der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte bet Sziget

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 222

1906 - Langensalza : Gressler
222 1 macht. Lassen Sie mich von Ihnen lernen, wie ich künftig so lange Meister des Glücks bleiben und im Unglücke so groß werden kann wie Sie." Dennoch wurde Horn sieben Jahre lang gefangen gehalten. Oxenstierna, der die schwedische» Angelegenheiten leitete, war nun den Kaiserlichen nicht mehr allein gewachsen und mußte sich nach fremder Hilfe umsehen. Schon früher hatte der König von Frankreich. Ludwig Xiii. (1610—43), ober vielmehr besten staatskluger Minister, der Karbiiml Herzog von Richelieu, den Schweden Hilfe angeboten, nicht etwa ans Neiguug für den 6e-brückten evangelischen Glauben, sonbern um das Haus Oesterreich zu schwächen; aber lange wiberstanben Oxenstierna iinb die evangelischen Fürsten, weil sie die Tücke und die Habsucht der Franzosen kannten. Doch jetzt mußte man das französische Bünbnis annehmen und basür einige beutsche Besitzungen auf dem linken Rhein-lifer abtreten. Eine zweite traurige Folge der Nörblinger Schlacht war der Abfall des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen vom schwäbischen Bünbnisse. Er würde den Schweden und den evangelischen Stäuben untren, inbem er 16s5 einen Fricben in Prag mit dem Kaiser schloß, der ihm dafür die Lausitz abtrat. Leider folgten mehrere evangelische Fürsten, unter andern auch der Kurfürst von Brandenburg, dem Beispiele Sachsens und vertrugen sich mit dem Kaiser, so daß die Schweden fast allein standen. Um so ehrenvoller war es, daß die schwebischeu Generale benimch den Kampf bestauben und siegreich baraus hervorgingen. Hier mögen nur noch einige der glänzendsten Waffentaten erzählt werben. Einer der fähigsten schwebischen Generale war Bane r. Die Sachsen unter Baubissin, einem Schweden, der in sächsische Dienste übergetreten war, und die Kaiserlichen unter Hatz selb glaubten ihn zu vernichten, inbem sie ihn von der Ostsee abgeschnitten hatten. Schnell ging Bauer aus sie los; er fanb sie bei Wittstock in der fanbigen Priegnitz und erfocht (24. Sept. 1636) einen glänzenben Sieg. Seine Unterfelbherren St cilh autsch und Torsten söhn hatten ihm wacker geholfen. Die Feinde waren nicht nur geschlagen,

3. Bd. 2 - S. 66

1844 - Leipzig : Kollmann
66 sich hierdurch an seiner Ehre gekränkt. Die gegenseitige Unzu- friedenheit wurde durch die Einwirkung ihrer Näthe nicht nur unterhalten, sondern bis zur Erbitterung gesteigert. Unter denen Wilhelms zeichnete sich in dieser Hinsicht Apel von Vitz- thum, der den Churfürstcn persönlich haßte, besonders aus. Wiewohl mehrere benachbarte Fürsten es versuchten, die Ha- dernden zu versöhnen, so scheiterten doch alle ihre Bemühungen an der beharrlichen Thatigkeit, mit welcher Apel von Vitzthum das Kriegsfeuer anzuschüren bemüht war. Gewohnt/ sich rasch zu entschließen, zu stolz, um einen zu rasch gefaßten Entschluß zurückzunehmen, zu streng über seinem Worte haltend, selbst wenn es in Uebcreilung gesprochen war, hatte Wilhelm den Plan des Krieges schon entworfen, schon die Hülfstruppcn Podiebrads, zu dessen mächtiger Bundesgenoffenschaft ihm Vitzthum verhelfen hatte, an sich gezogen, ehe Friedrich sich überzeugen konnte, daß es seinem Bruder mit dem Kriege ein wirklicher Ernst sey. Vergebens waren jetzt gütliche Vorstellungen; umsonst das Er- bieten des sanftmüthigcn Churfürsten, Alles zu thun und einzu- gehen, was nur irgend mit Würde und Ehre bestehen könne. Wilhelm sah in diesen Acußcrungen nur hülflose Schwäche; seine Freunde reizten seinen Eifer noch mehr, und nun zeigte sich eins der traurigsten Bilder, die uns die Geschichte je aufzustcllen vermag — das Bild eines blutigen Krieges zwischen zwei Brüdern. llnaufhaltsam drang Herzog Wilhelm mit einem, durch Podiebrads Hülfsvölkcr verstärkten Heere in Sachsen ein. Un- vermeidlich war nun der Krieg und Friedrich mußte sein Land mit bewaffneter Hand schützen. Das Heer wurde aufgcbotcn, die Vasallen zogen ihre Mannen zusammen, und auch Ritter Kunz von Kaufungen, obgleich nicht des Churfürsten Lehnspflich- tiger, meldete sich, Dienste in seinem Heere nachsuchcnd. Mit Freuden ward der durch seine Tapferkeit berühmte Krieger ausge- nommen und einem Heerhaufen bcigesellt, den einer der biedersten Männer seiner Zeit, der Ritter Nicollaus von Pflug, führte. Herzog Wilhelm zog über Plauen und Greiz auf Gera, einen festen Platz, an dessen Erhaltung dem Churfürsten Alles gelegen war; seine Wegnahme sollte um jeden Preis verhindert werden. Von Altcnburg aus, wo das kleinere Heer unter Pstug und Kaufungcn sich gesammelt hatte, mußte dieses, der bedrängten Stadt zu Hülfe zu eilen, vorrücken und stellte sich zwischen ihr

4. Bd. 2 - S. 70

1844 - Leipzig : Kollmann
70 ihm dm dadurch erlittenen Schaden zu ersetzen, und endigte damit, daß er Kaufungcn die verlangte Entschädigung bestimmt abschlug. „Ist das euere letzte Erklärung, Churfürst Friedrich?" fragte der Ritter und trat dem Fürsten näher. „Meine letzte, festste- hende Erklärung!" crwiederte dieser. „Gut — war Kunzens stolze Antwort — dann seh' ich mich genöthiget, auf Rache zu denken!" Mit diesen Worten wendete er sich um, den Garten zu ver- lassen. — Unerklärbar bleibt es, wie ein sonst weiser Fürst gerade hier so schwach handeln konnte, den also drohenden Frev- ler ungehindert gehen zu lassen, — noch uncrklärbarer, wie er sich selbst so tief hcrabsetzcn konnte, seine Verlegenheit unter einem unwürdigen Scherze zu verbergen und dem Davoneilenden nach- zurufen: „Hört, Ritter Kaufungcn, wenn ihr euch ja rächen wollt, so verbrennt wenigstens diefische in meinem Teiche nicht!"— Die um den Fürsten stehenden Höflinge hielten sich verpflichtet, denselben für den, ihm durch die Unterredung verursachten, sicht- lichen Verdrliß zu entschädigen — und laut belachten sie einen Einfall, den Kaufungen mit kochendem Blute, mit geballter Faust anhörte; wüthend und durch den Spott ganz außer sich gesetzt, verließ dieser das Schloß. Kunz , ohne eines eigentlichen Zwecks, ohne einer bestimmten Absicht sich bewußt zu seyn, eilte aus Altcnburgs Thoren. Al- les, was er zu fühlen vermochte, war glühende Rachbegicr; sein feststehender Entschluß, bei ihrer Befriedigung nichts, nicht des Interesses seiner Familie, nicht der eigenen Ehre, nicht des eige- nen Lebens zu achten. So viel Besonnenheit jedoch war ihm geblieben, daß er, geleitet von einem gewissen Gefühle des Stol- zes, kein gemeines, von jedem Mörder oder Mordbrenner zu lei- stendes Verbrechen ausüben wollte; die That sollte das Gepräge des Außerordentlichen, des Großen tragen. In dem Glauben, an Ort und Stelle um so eher einen -Plan entwerfen zu können, kehrte er am dritten Tage zur churfürstlichen Residenz zurück und durchstrich oft die Ilmgegend des Schlosses. Hier war cs, wo er eines Abends dem ältesten Sohne des Churfürsten, dem Prin- zen Ernst begegnete, und plötzlich drängte sich ihm der Gedanke auf, den Hülflosen zu entführen und ihn so lange versteckt zu halten, bis der Vater ihm seine Forderungen bewillige. Er würde seinen Vorsatz auf der Stelle ausgcführt haben, wäre ihm für

5. Bd. 2 - S. 86

1844 - Leipzig : Kollmann
86 in ihre Arme. Frcudenthränen stoffen aus den Augen der edcln Frau auf den wiedercrhaltenen Liebling herab; süße Namen gab sie ihm und führte ihn an der Hand, von dem rauschenden Frcu- dcngefchrei ihres Volkes begrüßt. Hierauf ergriff sie des alten Köhlers rußige Hände, sie mit dankbaren Thränen benetzend; befahl dann, daß der Zug in derselben Ordnung sich zum Schlosse wenden solle, und hier, wo die Thüren der Kirche geöffnet waren, strömte Alles, von Margaretha angeführt, in das Gotteshaus, um in frommem Gebete dem Höchsten für ihres Fürstensohnes wunderbare Errettung zu danken. Als von Kaufungcns Frcvclthat die erschütternde Kunde am Tage darauf zum Churfürsten nach Leipzig gelangte, eilte dieser, außer sich vor Schreck, mit seinem Gefolge geraden Wegs nach Chemnitz, um von dort, wenn Kunz, wie zu vermuthen, die Prinzen wirklich nach Böhmen bringen sollte, diesen sogleich Nach- eilen und von Podicbrad ihre Auslieferung erlangen zu können. Seiner Gemahlin ließ er die Bitte zukommcn, sich ebenfalls dort- hin zu begeben. Kaum aber war er hier angelangt, als auch schon die freudige Botschaft einging, daß Albert befreit und Kunz gefangen sey. Des andern Tages kam auch die Churfürstin mit dem Prinzen an, und der erfreute Vater umarmte unter Zähren tiefer Rührung seinen ihm wiedergeschenkten Sohn. Nachdem man ihm gesagt, wem er die Errettung desselben verdanke, ließ er den Köhler Schmidt zu sich kommen, aus seinem Munde die näheren Umstände der Begebenheit zu erfahren, und forderte ihn dann auf, sich für den seinem Hause erzeigten großen Dienst ei- ne Gnade zu erbitten. Der bescheidene, genügsame Mann bat bloß um die Erlaubnis;, in dem Walde, worin er den Prinzen befreit, so viel Holz fällen zu dürfen, als er seine Lebenszeit hindurch noch verkohlen werde. Friedrich gewährte ihm nicht nur das, sondern schenkte ihm auch überdies ein Freigut im Dorfe Eckersbach bei Zwickau, nebst einem jährlichen Deputate von vier Scheffeln Korn, welche noch heut zu Tage der Aeltcste aus diesem Gefchlechte in männlicher Linie aus dem Rcntamte zu Zwickau erhält.") Zugleich wurde Schmidt und seinen Nach- *) Im Jahre 1803 war im Genüsse dieses Deputats Johann Samuel Luller, Bürger und Luchmachermeister zu Saasicld. Das Freigut ist durch kriegerische Ereignisse der Lriller'schen Familie verloren ge- gangen.

6. Bd. 2 - S. 358

1844 - Leipzig : Kollmann
358 — Religionskriege — Kaiser Karls ¥. Abdan- kung nnb Tod. Die gefürchtete Katastrophe, welche die protestantischen Für- sten schon auf dem Reichstage zu Augsburg vorhergesehen, brach gleich nach Luthers Tode herein. Der Kaiser, nachdem er zuvor mit seinen beiden Hauptfeinden, dem Könige von Frankreich, Franz I-, und den Türken Frieden gemacht, that auf einem Reichstage zu Rege ns bürg (1546) mit Nachdruck sein Vorha- den kund, die früheren Beschlüsse gegen die Protestanten (s. S. 324) in endlichen Vollzug zu setzen. Die sch m a l ka l d i sch c n B u n- desgenoffen sahen daher keinen anderen Ausweg, als sich die freie Religionsübung mit den Waffen zu erkämpfen. Sie rüste- ten sich so eilig, daß ihre Truppen schon von allen Seiten heran- zogen, als der Kaiser noch in Regcnsburg verweilte, und er würde wahrscheinlich haben erliegen müssen, hatten nicht die Bundes- häuptcr, der Churfürst von Sachsen. I o h a nnf r i edrich, und der Landaraf Philipp von Hessen, durch ihre Bedenk- lichkeiten Alles vereitelt. Ihren trefflichen, viclversuchten Feld- herren, Sebastian Sckär klein von Burtenbach, hin- derten sie an allen Unternehmungen, bloß darum, weil sie nicht gern als der angrcifende Theil wollten angesehen ftyn. Der Krieg hatte ohne eine einzige Schlacht können entschieden, und Karl überfallen und gefangen genommen werden, da dieser nur 8000 Mann zu seiner Verfügung um sich hatte, wogegen das Bundes- heer 60 bis 70,000 Mann stark war. Schartlein, verdrießlich über die ewige Unentschlossenheit und des längeren Zauderns müde, trat von dem Commando ab. Inzwischen gab ein unvorhergesehener Vorfall der Sache eine noch schlimmere Wendung. Die beiden Häupter der Prote- stanten waren als Rebellen in die Acht erklärt worden, und der Herzog Moritz von Sachsen, das Haupt der jüngeren, Al- be rt in i sch e n Linie *), (ein protestantischer Fürst, doch nicht zum *) Siche in der Geschichte: „Der sachs. Prinzcnraub." Von den beiden Prinzen wurde Ernst der Stammvater der älteren oder Erncstini- s ch e n, und Albert der Stammvater der jüngere» oder Albcrtini- schen Linie,

7. Bd. 2 - S. 69

1844 - Leipzig : Kollmann
69 Häufung en kam zurück. Schon unterwegs hatte er ge- hört, daß Friedrich jene Auslösungssumme für den Anführer Pflug bezahlt habe; ihm fiel es daher um so weniger ein, an einer ähnlichen Wohlthat zu zweifeln, als er voraussetzen konnte, daß dem Churfürften seine Lage bekannt, und derselbe wohl wisse, wie wenig er im Stande scy, eine für die damalige Zeit so beträcht- liche Summe zu erschwingen.^ Voller Zuversicht kam er in Altcnbnrg an und eilte, in der Hoffnung, von dem Churfürsten mit ausge- zeichneter Güte empfangen zu werden, nach dem Schlosse. Aber wie erstaunte Kaufungen, als ihm Friedrich den Zutritt versagte, ja — nach der Behauptung Mehrerer — sogar gebot, das Land zu meiden. Erschüttert stand der Ritter da; sein ganzer Stolz war aufgeregt; alle Diener des Schlosses, glaubte er, sahen nur auf ihn; beschämt ging er in die Herberge zurück. -- Kunzens Aufnahme im Schlosse war kein Gehekmniß geblie- den; die Geschichte derselben durchlief die Stadt, und selbst schon in der Herberge mußte der Gedemüthigte manche Aeußerung hö- ren, welche sattsam bewies, daß er bald der Gegenstand des all- gemeinen Stadtgespräches, des allgemeinen Spottes seyn werde. Noch einmal wollte er einen Versuch wagen, — nicht so sehr seiner vermeintlich wohlbegründeten Forderung wegen, als viel- mehr, vor allem seine Ehre zu retten. Es war Mittags, als er vor dem Schlosse ankam und der Zufall wollte, daß eben der Churfürft sich nach dem Garten begab. Kaufungen folgte ihm; bald begegnete er dem Fürsten, der, wenn er auch diese Zusam- menkunft nicht gern sah, ihr doch nun nicht mehr ausweichen konnte. Möglich, daß der sanftmüthige Friedrich sich jetzt für den Bittenden bestimmt haben würde; so aber trat Kaufungcn nicht als solcher, sondern alsein Gläubiger auf, derein über- wiegendes Recht zu haben wähnte. „Ich erwarte jetzt — schloß er seine Rede — nicht Gnade; ich fordere, was Andere erhielten, Entschädigung für meinen Verlust, jene Summe aus euerem Schatze, die ihr dem Pflug und Anderen bewilligtet!" Gelassen widerlegte Friedrich seine Gründe und bemühete sich, ihm ihr ge- genseitiges Verhältniß aus einem anderen Gesichtspunkte vorzu- stellen; er suchte ihm begreiflich zu machen, wie er nicht als Vasall, sondern freiwillig, als Söldner ihm gedient, daher er, der Churfürst, seine Gefangenschaft bei Gera in keiner Hinsicht zu verantworten, also auch nicht die Verpflichtung auf sich habe,

8. Bd. 2 - S. 74

1844 - Leipzig : Kollmann
der Knabe den Ritter an. „Was wollt ihr von mir?" fragte er. — „Ihr geht mit mir ohne Weigerung, oder ich nehme eure Leiche mit!" war die Antwort. Entsetzt über diese fürchter- liche Drohung, fuhr der Prinz in die ihm dargcrcichten Kleider und folgte willig Kaufungen zum Fenster, aus welchem dieser, feinen Raub auf dem Arme, hinaus und die Leiter hinunter stieg. Mosen folgte, wie er glaubte, mit dem zweiten Prinzen. Albert aber hatte sich in der Angst unter der Decke versteckt, ohne den, mit ihm in einem Bette schlafenden jungen Barby zu wecken. In der Eile und durch ein Geräusch im Schlafgcmache der Chur- fürstin erschreckt, ergriff Mosen, weniger kühn als Kaufungcn, statt des Prinzen den Grafen und brachte diesen, der noch halb schlaftrunken war, nach. Erst als sie unten auf den Felsenstücken standen, gewahrte Kunz den Irrthum. — Sogleich übergiebt er den Prinzen Ernst seinen Gefährten, ersteigt mit unerhörter Kühn- heit noch einmal das Schloß, zieht den von Todesangst gefol- terten Albert unter dem Bette hervor, heißt ihn einige Beklei- dung Überwerfen, umfaßt ihn alsdann und trägt so auch diesen glücklich, wie seinen Bruder, die Leiter hinab. Der Tumult und das Lärmen, vor und in dem Schlöffe, hatten die Churfürstin aus dem Schlafe geweckt. Eine bange Ahnung, erregt durch einen Traum in der Nacht vor der Abreise ihres Gemahls, beängstete im Augenblicke des Erwachens das mütterliche Herz mit gedoppelter Stärke. Es hatte ihr geträumt, ein wildes Schwein wäre mit der größten Wuth in den fürst- lichen Garten cingebrochen und hätte darin mit seinen langen Hauern die Wurzeln zweier schöner Ahornbäume unterwühlt; jeder Stoß des grimmigen Thiers habe ihr gräßliche Schmerzen verursacht, bis endlich ein Bär gekommen scy und den Eber nie- dcrgeworfen hätte. — Wie unbedeutend dieser Traum an sich auch war und wie wenig er irgend Jemanden jetzt beunruhigen würde, so bedeutungsvoll erschien er dagegen in einem Zeitalter, wo Wahrsager, Zeichen- und Traumdeuter noch eine so gewichtige Rolle spielten. — In der vorgefaßten Meinung also, cs sey dadurch ein ihrem Hause bevorstehendes Unglück angekündigt, springt sie, das Geräusch vernehmend, schnell vom Lager, ruft ihren Kammerfrauen und stürzt gegen die Thüren — findet diese aber von außen verschlossen. Angstvoll eilt sie an'ö Fenster und gewahrt hier den Raub ihrer Kinder. Sie reißt es auf und ruft

9. Bd. 2 - S. 75

1844 - Leipzig : Kollmann
nach Hülfe. Doch vergebens; Niemand eilt zum Schutze ihrer Söhne herbei. Nichts bleibt ihr übrig, als dem Räuber, in welchem sie an der Stimme Kaufungen erkennt, zuzurufen, daß er der Prinzen schonen möge, sie selbst wolle sich dafür sei- ner beim Churfürsten annehmen, und er solle Alles erhalten, was er verlange. Gelaffen antwortete Kaufungen, sie könne ruhig seyn, es solle ihnen kein Haar gekrümmt werden, und setzte bitter hin- zu: „Hätte man mich auf andern Wegen mein Recht finden lassen, es wäre dahin nicht gekommen!" ordnete hierauf kaltblü- tig Alles an, seine Beute in Sicherheit zu bringen, und eilte dann spornstreichs mit ihr davon. — Um, im Falle sie würden angehalten werden, nicht beide Prinzen zugleich wieder zu verlieren, übergab Kunz den älteren, Ernst,") den Rittern Mosen und Schönfels, ihn unter Beglei- tung einer Anzahl Bewaffneter, auf einem schon früher verab- redeten Wege nach Böhmen zu bringen. Er selbst wählte für sich den Prinzen Albert, einen feurigen und klugen Knaben, von dem, da er zugleich mehr körperliche Stärke und Gewandtheit, als sein älterer Bruder besaß, leichter zu befürchten war, daß es seiner List und Behendigkeit gelingen möchte, zu entwischen, und wendete sich, begleitet von Schweinitz und einigen Reisigen, mit ihm links hinüber nach den Waldhöhen von Rabenstein. Ueber Berg und Thal ging der rasende Ritt durch die Nacht, in der man kaum die Bäume, geschweige denn einen Weg sehen konnte. Kunz, der Gegend ziemlich kundig, jagte voran, Schweinitz und ein anderer Knappe hatten des Prinzen Rappen in der Mitte, jeder einen Zügel an der Hand. Aber in dem unwegsamen Walde stürzten ihnen mit jedem Augenblicke die Pferde; Bäume und Gesträuch ndthigten sie oft, sich zu trennen; der Prinz, nur leicht bekleidet und die Einwirkung der Nässe und des Schreckens er- duldend, jammerte; das ungewohnte, heftige Reiten und der Gedanke an seine trostlose Mutter brachten ihn zu Thräncn. Nichts jedoch konnte den ungestümen Lauf der Rosse hemmen; immer rascher, je mehr die Dunkelheit wich, jagten die Davon- eilenden nach Süden, jene Ungeheuern Waldungen entlang, welche, damals noch nicht durchbrochen, sich einander die Hände reichten, und setzten bei der Burg Kaufungen durch die Mulde. *) Ernst war damals vierzehn, Albrecht dagegen noch nicht völlig zwölf Jahre alt.

10. Bd. 2 - S. 80

1844 - Leipzig : Kollmann
so Kunz von Kaufungcn aber in seinem Gewahrsam zu Zwickau befinde. Am folgenden Morgen sendete der Abt den Prinzen mit starker Bedeckung ebenfalls nach Zwickau. Von da begleiteten ihn sein Befreier und mehrere andere Köhler. Schmidt ging dem Zuge voran, den Schürbaum, mit dem er so wacker gekämpft, auf der Schulter; neben ihm sein treuer Hund, der durch sein Bellen ihn zuerst auf die Räuber aufmerksam gemacht hatte. Von den benachbarten Dörfern waren Schaaren von Menschen herbcigezogen und hatten sich an die Landstraße gelagert. Mit lautem Gruße des allgemeinen Entzückens wurde Albert, mit Se- genswünschen für seine That der alte Köhler empfangen. Und so ging ihr Triumphzug von den Höhen hinab in die Ebene, der Fürstenstadt zu. — Mosen und Schönfels waren, nachdem sie sich von Kau- fungen getrennt, mit dem ältesten Prinzen, Ernst, und ihren übrigen Begleitern, gleich rasch, wie jener, auf dem gebahnten Wege hinüber auf Waldenburg zugecilt. Eben ging die Sonne auf, als sie bei der Stadt über die Muldenbrücke sprengten, und nun wendeten sic sich nach dem nahegclegcnen Callenberg, einem dem Bruder Kaufungens zugehörigen Gut, wo sie die Pferde wechselten und, wie sehr auch Mosen dagegen war, überdies so lange verweilten, um einen Inbiß zu sich zu nehmen. Eine Stunde wohl mochte darüber verstrichen seyn, da schallte von der Stadt und den Dörfern das furchtbare Sturmgeläute. Nun stürzten Alle zu den Pferden. Mosen und Schönfels, die Be- sonnensten, nahmen schnell den sich sträubenden Prinzen in die Mitte und jagten, auf die Gaule schlagend, was sie vermochten. Kaum jedoch waren sie den Andern, welche glaubten, sich etwas mehr Zeit nehmen zu dürfen, aus den Augen, so erblickten diese hinter sich eine Staubwolke, und nicht lange, so stürzte auch schon ein Haufe bewaffneter Reiter auf sie los. Man hatte in Wal- denburg früh den flüchtigen Trupp bemerkt und war nun, da kurze Zeit darauf die Eilboten von Altenburg mit der Nachricht des Prinzenraubes eintrafen, im Klaren, wer die Vorübergcrittencn gewesen waren. Und alsbald brach männiglich auf, was wehrbar war, und verfolgte die Straße, welche jene cingeschlagcn hatten. Wer von den Fliehenden sich auf die Schnelligkeit seines Pferdes verlassen konnte, der allenfalls durfte auf Rettung rechnen; aber
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