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1. Geschichte - S. 96

1913 - Berlin : Oehmigke
— 96 — wo bei dem Leeren der Humpen auf die Frage des Kurfürsten, was er wohl getan hätte, wenn der Bischof in seine Hände ge-ffts en wäre, Minkwitz eine gar kecke und derbe Antwort gab, unter schallendem Gelächter der wenig spröden Gesellschaft. Der alte Lehnsträger v. Qneiß auf Plössin war mit all seinem Groll und Haß darüber längst gestorben, und auch Fürstenwalde hatte sich von jenem Schreckenstage wieder erholt. So geriet die ganze Fehde schnell in Vergessenheit. August Trinius (Der Bär). 31. Die Seeschlacht in der Matche. Die Mittelhavel ist eine lange Kette von Seen, Buchten und Becken. Eins dieser Becken, unmittelbar nördlich von Spandau, ist die „Malche", die so ziemlich den ganzen Raum zwischen dem Eiswerder und der Zitadelle füllt. Diese Havelbuchtung samt ihren Ufern war im Jahre 1567 der Schauplatz eines „Wasser-und Landgefechts". Einem Berichte Leutingers darüber entnehmen wir folgendes: Kurfürst Joachim Ii., unser allergnädigster Herr, sandte, nachdem er abends spät mit seinem Hofstaat auf der Festung Spandow angekommen war, um den Bewohnern einen Schrecken zu bereiten, des Morgens ganz früh einige feiner Trabanten nach der Stadt Spandow, zum Haufe des damaligen Bürgermeisters Bartholomäus Bier, den sie, da noch alles schlief, mit starkem Pochen an seiner Haustür erweckten. Als Bier beim Öffnen der Tür die Trabanten des Kurfürsten erblickte und den Befehl erhielt, sich sogleich anzukleiden und sie zum Kurfürsten nach der Festung zu begleiten, erschrak er sehr und konnte sich nicht darein finden, wie er dazu käme, unter militärischer Gewalt nach der Feste abgeführt zu werden. Seine Frau, die ebenfalls hinzugekommen war, war noch mehr erschrocken und fing schon ein gewaltiges Klagen an. Zugleich gab ihm der Anführer der Trabanten einen an die ganze Bürgerschaft gerichteten kürfürstlichen Befehl. Der Herr Bürgermeister sandte eine Magd eiligst nach dem Stadtdiener Strohband. Dieser kam, in gleicher Aufregung wie sein Herr, halb ^angekleidet und in Pantoffeln herbei. Er erhielt den Auftrag, sogleich zu alleu Viertelmeistern zu gehen,

2. Geschichte - S. 4

1913 - Berlin : Oehmigke
— 4 — Drei Geschlechter hindurch hielt sich nach diesen: großen Siege die Macht der Wenden unerschüttert; Kämpfe fanden statt, sie rüttelten an der wiedererstandenen Wendenmacht, aber sie brachen sie nicht. Erst mit dem Eintritt des 12. Jahrhunderts gingen die Dinge einer Wandlung entgegen. Die Wendenstämme, untereinander in Eifersüchteleien sich aufreibend, zum Teil auch uneins durch die rastlos weiterwirkende Macht des Christentums, waren endlich wie ein nnterhöhlter Bau, der bei dem ersten ernsteren Sturme fallen mußte. Die Spree- und Havellandschaften waren, so scheint es, die letzten Zufluchtsstätten des alten Wendentums. Nachdem rund umher immer weiteres Land verloren gegangen, war Brennabor mehr und mehr der Punkt geworden, an dessen Besitz sich die Frage knüpfte, wer Herrscher sein solle im Lande, Sachse oder Wende, Christentum oder Heidentum. Das Jahr 1157 entschied über diese Frage. Albrecht der Bär erstürmte Brennabor; die letzten Aufstände der Brizaner und Stodoraner wurden niedergeworfen, und mit der Unterwerfung des Spree-und Havellaudes empfing das Wendenland zwischen Elbe und Oder überhaupt den Todesstoß. Rhetra war schon vorher gefallen, wenigstens seiner höchsten Macht entkleidet worden. Nur der Swautewittempel auf Arkoua hielt sich um zwanzig Jahre länger, bis der Dänenkönig „Waldemar der Sieger" auch diesen zerstörte. Ii. Die Wenden hausten keineswegs in verpalifadierten Erdhöhlen, um sich gleichzeitig gegen Wetter und Wölfe zu schützen; sie hatten vielmehr Bauten mannigfacher Art, die durchaus wirklichen Häusern entsprachen. Daß von ihren Gebäuden, öffentlichen und privaten, kein einziges bestimmt nachweisbar auf uns gekommen ist, könnte dafür sprechen, daß diese Bauten von einer minderwertigen Beschaffenheit gewesen wären. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß die siegreichen Deutschen natürlich alle hervorragenden Gebäude, die sämtlich Tempel oder Festen waren, sei es aus Rache oder zu eigner Sicherheit, zerstörten, während die schlichten Häuser und Hütten im Laufe der Jahrhunderte sich natürlich ebensowenig erhalten konnten wie deutsche Häuser und Hütten aus jener Zeit. Die Wenden, soviel steht fest, hatten verhältnismäßig wohl-

3. Geschichte - S. 43

1913 - Berlin : Oehmigke
— 43 — machen und daß er nur darauf ausginge, Zank und Zwietracht anzustiften. Einer aus dem Volke: Das wäre gar uicht dumm gewesen, nun haben wir aber noch einen neuen Schoß dazu gekriegt. Ein anderer: Fort mit den Steuern, die haben mir niemals gefallen! Ein dritter: Wir müssen mehr verschossen als die in Bernau und Köpenick; da kriegen sie sogar noch was raus. Büttel: Wenn ihr nicht schweigt, so werdet ihr bestraft! Mehrere aus dem Volke: Ruhe! Ruhe! Richter: Fahret fort, Ankläger. Ankläger: Mit seinen Kumpanen im Rat lebte er in steter Zwietracht. Wenn die biederen Ratmannen nach ihren geschworenen Eiden ihr Wort reden wollten, das ihm nicht zu Sinne war, so fuhr er sie hart an und befahl ihnen, zu schweigen, so daß sie nicht zum Frommen und Nutzen der Stadt raten konnten. Wie er aber seine Freunde und Anhänger benutzte, um seine Pläne durchzuführen, lehrt der folgende Klagepunkt: Es war im Jahre 1373, als der Markgraf Otto ein Gebot erließ, daß Land und Städte sich zum Kriege rüsten sollten gegen den Kaiser Karl, seinen Schwiegervater, der mit einem Kriegesheere gegen ihn heranzog, ihn zur Abtretung der Herrschaft über die Mark Brandenburg zu zwingen. Der vom Markgrafen beschlossene Krieg mußte jedem ruhig Denkenden als eine verlorene Sache erscheinen, da man die Schwächen des Markgrafen kannte und der Kaiser mit seinem Heere sich schon der Mark näherte, als der Markgras erst zu rüsten begann. Man sah voraus, daß der Kaiser siegen und die Mark erlangen werde — hielt dies sogar für ein Glück, da seine Klugheit, Friedens- und Ordnungsliebe bekannt waren und man fürchten mußte, daß Berlin, wenn es gegen ihn rüstete, seine Ungnade empfinden würde. Die Mehrzahl im Rat war deshalb für den Frieden und gegen die Rüstung. Dagegen lehnte Wardenberg sich mit aller Macht auf. Er ließ durch feine Freunde und feinen Anhang die übelsten Gerüchte über den Kaiser verbreiten und arbeitete mit aller Macht darauf hin, den Rat und die Bürger dafür zu stimmen, daß die Stadt gegen den Kaiser in den Krieg zöge. Als er aber sah, daß er auf diese Weise seinen Zweck nicht erreichen konnte, wiegelte er mit

4. Geschichte - S. 7

1913 - Berlin : Oehmigke
Cs liegen nur Andeutungen darüber vor. Daß sie so gewesen sei oder auch nur ähnlich, wie die Wenden sie jetzt noch tragen, ist wohl falsch. Zur nationalen Kleidung gehörten ein kleiner Hut, ein Obergewand, Unterkleider und Schuhe oder Stiefel: barfuß gehen wurde als ein Zeichen der äußersten Armut betrachtet. Die Unterkleider konnten gewaschen werden; der Stoff, ans denen sie bestanden, war also vermutlich Leinwand. Das Oberkleid war wollen. Über Schnitt und Kleidung und die bevorzugten Farben wird nichts gesagt; doch dürfen wir annehmen, daß sich eine Vorliebe für das Bunte darin aussprach. Der kleine Hut und die leinenen Unterkleider: Rock, Weste, Beinkleid, finden sich übrigens noch bis auf diesen Tag bet] den Spreewald-Wenden vor. Nur die Frauentrachten weichen völlig davon ab. Theodor Fontane (Wanderungen durch die Mark Brandenburg). 3. Markgraf Geros blutiges Gastmahl. In der Zeit, da Kaiser Otto am fernen Rhein kämpfte, bedrängten wendifche Völkerschaften im Norden und Osten die westliche Landschaft des Kaisers und strebten besonders im Harz und in Nordthüringen die Fesseln abzuschütteln. Ihnen zog Markgraf Gero entgegen. Mit starker, gewaffneter Hand hatte er die Feinde des Vaterlandes bald gedemütigt und viele Aufstände mit Umsicht und Kraft niedergedrückt. Die Fürsten der Wenden aber waren nach der Demütigung, die ihnen geworden, von Reiche gegen den Markgrafen entbrannt und trachteten danach, ihm meuchlings das Lebeu zu rauben. Viele Versuche verunglückten, denn aus jeder Gefahr rettete Gero durch Mut und Entschlossenheit sein Leben. Alles Schaffen und Wirken zum Wohle der eroberten Länder vermochte nicht, die Herzen der Wendenfürsten ihm zuzuführen und ihren alten Haß in Liebe zu verwandeln. Gero merkte wohl aus dem heuchlerischen Wesen der Fürsten, wie sehr sein Leben in Gefahr schwebte, und er vermied alles, was diese Gefahr erhöhen könnte. Die Fürsten aber drängten sich immer mehr in seine Nähe und wurden ihm von Tag zu Tag gehässiger. Endlich beschloß Gero, all diesem Treiben ein Ende zu machen. Er lud dreißig Wendenfürsten zu einer Ratsversammlung

5. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 18

1883 - Berlin : Oehmigke
— 18 — Bischof diesen Bericht, „diese bemerkenswerte Veränderung nicht allein von den Heiden, sondern auch von Christen gepriesen." Mit einem Ruck war die deutsche Herrschaft von den Schultern der Wenden geworfen. Wohl haben die folgenden Kaiser es au Versuchen nicht fehlen lassen, sie wieder herzustellen. Sie fielen fruchtlos aus. Wir erfahren bei der Erzählung dieser Begebenheiten die merkwürdige Thatsache, daß auch heidnische Deutsche unter den Wenden wohnten und mit ihnen gegen ihre christlichen Stammgenossen fochten. Es waren das offenbar diejenigen, welche dem Strome der Völkerwanderung nicht gefolgt, sondern in ihrer Heimat zurückgeblieben waren. Der gemeinsame Haß gegen das Christentum verband sie mit den Wenden zum gemeinsamen Kampfe gegen ihre christlichen Stammgenossen. Es erinnert diese Niederlage der Deutschen lebhaft an diejenige, welche einst die Römer unter Varus von den Germanen empfingen. 7. Pritnslav und Petrissa. Länger als ein und ein halbes Jahrhundert schaute der siegreiche Triglaff von dem Berge vor der alten Stadt Brandenburg in das wiedereroberte Havelland hinab, so lange blieben Deutschtum und Christentum aus den Gegenden zwischen Elbe und Oder ausgeschlossen. Aber auf die Dauer kaun sich ein ungebildetes Volk neben einem Kulturvolke nicht behaupten, und in Frieden vollzieht sich der Prozeß seiner Auflösung meist sicherer, als unter dem Geräusche der Waffen. So gewann auch die deutsche, überlegene Kultur ihren Einfluß auf das Wendenland, und das Christentum auf den Glauben der Bewohner. In dem wendischen Volke erstarb allmählich der Glaube an seine Götter; durch Missionäre, welche sich in das x

6. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 21

1883 - Berlin : Oehmigke
— 21 — 8. Jaczko. Allein die heidnische Partei unter den Wenden sah mit tiefer Erbitterung zerstört werden, was in diesen Landen seit Jahrhunderten für heilig gegolten hatte, den Sturz ihrer altehrwürdigen Götter und die Aufrichtung des verhaßten Kreuzes, sah den Untergang ihrer Nationalität in dem Einzuge des deutschen Priesters, Kriegers, Händlers und Bauern. Hatte doch der Landesfürst selbst feinen Namen abgelegt und in der Taufe sich Heinrich genannt! Der Gedanke, nach dem Tode desselben unter die dauernde Herrschaft der Deutschen zu kommen, erschien ihr unerträglich. Sie unterhandelte daher insgeheim mit Jaczko, dem Better oder Neffen Pribislav-Heinrichs, welcher, wie man aus vorgefundenen Münzen schließen zu müssen glaubt, feinen Sitz in Köpenick hatte, und der sich für den rechtmäßigen Erben des Havellandes hielt, und verhieß ihm die Übergabe der Burg für den Fall, daß der alte Fürst stürbe. Als nun der Tod desselben 1150 eintrat, vereitelte lediglich die kluge Vorsicht Petriffas, welche von solchen Plänen Kunde hatte oder sie wenigstens ahnte, die Absichten der Verfchwomen und rettete dem Markgrafen das Land. Sie wußte den Tod des Gatten drei Tage lang zu verheimlichen, bis Albrecht herbeigeeilt war und mit der Burg auch von dem Lande Besitz ergriffen hatte. Allein Jaczko gab die Hoffnung nicht auf, in den Besitz seines Erbes zu kommen. Albrecht hatte mit den deutschen auch wendischen Kriegern, welche er für treu hielt, die Bewachung der Burg anvertraut; an diese wandte sich Jaczko und erlangte von ihnen das Versprechen, ihm bei feinem Unternehmen Hülfe zu leisten. Als nun Albrecht sich einst von Brandenburg entfernt hatte, rückte der Wende in der Stille der Nacht dicht an die Wälle der Burg, gab das verabredete Zeichen, worauf das Burgthor geöffnet wurde. So kam Jaczko in der That in den Besitz Brandenburgs.

7. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 22

1883 - Berlin : Oehmigke
— 22 — Albrecht eilte auf diese Kunde freilich fofort herbei, aber es gelang ihm nicht, die Feste sogleich zu nehmen. Erst als ihm deutsche Fürsten zu Hülfe kamen, konnte er sie von allen Seiten einschließen und ihr alle Zufuhr abschneiden. Als nun Mangel an Lebensmitteln eintrat und eine längere Verteidigung der Burg unmöglich machte, übergab Jaczko dieselbe dem Markgrafen infolge einer Kapitulation und erhielt mit den Seinen freien Abzug. So berichtet eine beglaubigte Geschichte;*) die Sage aber erzählt: „Es fand in der Gegend von Glienicke oder Pichelsdorf an der Havel zwischen Albrecht und Jaczko eine Schlacht statt. Heftig wurde auf beiden Seiten gestritten. Aber die Deutschen siegten, und der Wendenfürst kam in ein heftiges Gedränge, denn die Feinde trieben ihn immer näher an den Fluß, endlich auf eine Halbinsel, welche sich südlich von Pichelsdorf in die seeartige Havel herein erstreckt. Hier schien er verloren. Da sah er, wie sich ihm von dem andern Ufer her eine andere Halbinsel entgegen streckte; erreichte er diese, so war er gerettet. Seine heidnischen Götzen hatten ihm nicht geholfen; da betete er zu dem Christengotte und gelobte ihm, sich taufen zu lassen, wenn er ihn errette, spornte darauf sein Pferd und trieb es in den Fluß. Glücklich schwamm dieses mit dem Reiter hindurch. Als er die Spitze der Landzunge erreicht hatte, hing er Schild und Schwert an einen Baum, zum Zeichen, daß er dem Kampfe entsage. Seit der Zeit heißt der Ort das Schildhorn." König Friedrich Wilhelm Iv. hat dort zur Erinnerung ein Gedenkzeichen ausrichten lassen, einen aus Stein gehauenen Baumstamm mit einem Schilde aus Metall. *) Heinrich von Antwerpen, Verfasser der Lintzkaner Chronik, welche Pnlkawa wörtlich in seine auf Wunsch Karl Iv. verfaßte böhmische Geschichte ausgenommen hat. Die Thatsache lehrt ein Blick in den Iv. Band des Riedel'schen Codex, wo beide freilich neben einander stehen, ohne daß huf das Verhältnis aufmerksam gemacht ist. Über die Benutzung anderer märkischer Chroniken durch Pulkawa vergl. meinen Aufsatz über „die märkischen Chroniken" in „Grundsteinlegung zum brandenburgisch-preußischen Staate. Berlin, Le Contre."

8. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 23

1883 - Berlin : Oehmigke
Ii. Arrs öcv Zeit dev Mrtbtxttinev. 1. Albrecht -er Sär. Im ungestörten Besitze des Havellandes entwickelte Albrecht der Bär diejenige segensvolle Thätigkeit, welche ihm den Dank der Nachwelt für alle Zeiten sichert. Er hat das Land nicht allein den Slaven entrissen, er hat es durch eine großartige Kolonisation in ein deutsches umgewandelt. Auch nach der Besiegung Jaezkos hören wir nichts von einer Ausrottung des wendischen Stammes. Dieselbe wäre auch eine zwecklose Grausamkeit gewesen. Denn das wendische Volk war durch die langen verwüstenden Kriege nicht allein in seiner physischen Kraft gebrochen, es befand sich auch in demjenigen Prozesse innerer Auflösung, welcher irgend eine Gefahr von der Widerstandsfähigkeit des Volkes nicht mehr fürchten ließ. Das Wendentnm schwand je mehr und mehr dahin. Einige beiläufige Berichte von Zeitgenossen werfen ein grausiges Schlaglicht auf das Wendenland. Als Otto, der fromme bamberger Bischof, zum zweiten Male zu den Pommern ging, um sie zu bekehren, kam er aus der Reife von Havelberg nach Demmin durch einen mächtigen Wald und gelangte endlich an einen See, wo er in einsamer Gegend einen Fischer fand. Derselbe hatte sich vor den Verfolgungen der Christen in diese Einöde geflüchtet und seine Hütte auf einer Insel erbaut. Sieben Jahre lebte er hier bereits mit den Seinen ohne Salz und Brot, denn er hatte sich aus dem sicheren Verstecke nicht herausgewagt. Jetzt war er sroh, für feinen Überfluß an Fifchen

9. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 24

1883 - Berlin : Oehmigke
— 24 — einen Salzvorrat eintauschen zu können. Wie dieser Fischer bargen zahlreiche Wenden ihr bedauernswertes Dasein in menschenleerer Einöde, denn ihr Schicksal war, fielen sie den fanatischen Feinden in die Hände, der Tod oder noch Schlimmeres. Denn gegen gefangene Slavenfamilien verfuhr man mit unmenschlicher Härte; man riß das Kind von der Mutter los und schleppte jenes dorthin, diese hierhin in die Gefangenschaft. Ein solches Bild sah der milde Bischof in Stettin und wandte sich entsetzt ab. Das Los dieser Unglücklichen war ein so allgemeines, daß mau es zu Vergleichungen heranzog. „Wie eine gefangene Slavenfamilie," so klagt der Bischof Thietmar von Merseburg, „werden die Güter der Kirche veräußert, wie eine gefangene Slavenfamilie, die, angeklagt, durch Richterfpruch verkauft und zerstreut wird." Die sehr gelichtete wendische Bevölkerung des Havellandes war zum teil verkommen und verwildert; es gab Räuberbanden, deren Pribislav schwer hatte Herr werden können. In solchem Elende verschwand dem Reste der wendischen Bevölkerung auch der Glaube an die Macht seiner Götter, die Zuversicht seines Herzens. Kaum mochte dem armen Wenden das Leben noch lebenswert erscheinen, denn wo fand er einen Halt in all den Nöten, die ihn umgaben? Bei einem Teile des Volkes brach sich die siegreiche Macht des Christentums auch ohne äußere Gewalt Bahn, und es ist glaublich, was von einem andern berichtet wird, daß er in einen Nihilismus versank, der in dem Sahe resignierte: „Mit dem Tode ist alles aus, und der ist besser als das Leben!" Das Wendentum brachte dem großen Anhaltiner keine Gefahr mehr; er durfte dasselbe fein kümmerliches Dasein weiter fristen lassen, aber er schob aller Orten den Keil deutscher Kolonisation zwischen seine Reste. Helmold berichtet: „Damals stand das östliche Slavenland unter dem Markgrafen Adalbert, welcher den Beinamen „der Bär" führte. Er wurde durch Gottes Gnade in bezug auf die Ausdehnung feines Besitztumes auf das umfassendste gefördert. Denn er unterjochte das ganze Land der Brizanen,

10. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 59

1883 - Berlin : Oehmigke
— 59 — war, er fand jetzt ein williges Ohr bei den Fürsten und den Völkern. Mehrere Kurfürsten traten zusammen und wählten an Ludwigs Stelle den Lnxenburger Karl zum Könige. Schon entbrannte zwischen den beiden Gegnern der Krieg, als der Tod den Kaiser Ludwig plötzlich hinwegraffte. Der Kaiser Karl Iv. aber begnügte sich nicht damit, die deutsche Kaiserkrone an sich gebracht zu haben, er ging auch darauf aus, den verhaßten Bayern die Mark Brandenburg zu entreißen. In dieser Zeit (1348) erschien bei dem Erzbischöfe von Magdeburg, welcher ebenfalls zu den Gegnern Ludwigs gehörte, auf dem Schlöffe zu Wollmirstedt ein alter Pilger und begehrte ihn zu sprechen, als er eben mit Freunden bei einem Mahle saß. Der Diener aber wies den armen alten Mann zurück. Da bat dieser um einen Becher Weines und ließ, nachdem er ihn ausgetrunken hatte, einen Siegelring hineinfallen, mit der Bitte, denselben dem Erzbischöfe zu überreichen. Dieser erkannte in dem Ringe das Eigentum Waldemars. Sofort ließ er den Pilger hereinrufen und fragte ihn, welche Be-wandnis es mit dem Ringe habe. Da sprach der Pilger: „Ich bin Waldemar, den ihr fälschlich für tot haltet. Wegen einer Sünde, die meine Seele belastete, beschloß ich, der Welt und ihrer Ehre zu entsagen, in das heilige Land zu pilgern, um dort meine Seele von der Schuld zu reinigen. Ich ließ das Gerücht verbreiten, ich sei gestorben und einen andern an meiner Stelle im Kloster Chorin bestatten. Darauf wanderte ich von dannen und lebte seitdem im heiligen Lande. Nun aber drang an mein Ohr die Kunde von den Leiden, von denen die Mark unter der fremden Herrschaft so schwer heimgesucht wird und da bin ich gekommen, um sie wieder in Besitz zu nehmen. Der Erzbischof berief eine Versammlung zur Prüfung der Sache, in welcher sich aber meist Verwandte Waldemars und Feinde der Bayern befanden. Diefe erkannten sogleich den Pilger als den rechten und echten Waldemar an. Sofort ließ der Erzbischof in der Mark bekannt machen, Waldemar fei wieder gekommen, um sein Land vom allem Leid zu befreien.
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