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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1906 - Langensalza : Gressler
135 nicht gestört wurde, meint er mich nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemütern herrschte. Tas einzige. tuas man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gvtha. Ter unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklicheren Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von G r u m b a ch, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert und eingenommen und er gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1507) nach Wien bringen, aus einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopse, durch die Straßen führen und dann ins Gefängnis werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf. flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihu wiedersah! Nun konnte sie ihn doch Pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Frenbe kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihre Bitte ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu teilen und zu erleichtern. So blieb sie denn bei ihm, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Annen ihres dankbaren Mannes starb. Biele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende ,sahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Ilm die Zeit der Grumbachschen Händel (1506) ereignete sich eine berühmte Waffentat in Ungarn: die Verteidigung von öziget durch ßriut). Der alte Soliman der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte bet Sziget

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 222

1906 - Langensalza : Gressler
222 1 macht. Lassen Sie mich von Ihnen lernen, wie ich künftig so lange Meister des Glücks bleiben und im Unglücke so groß werden kann wie Sie." Dennoch wurde Horn sieben Jahre lang gefangen gehalten. Oxenstierna, der die schwedische» Angelegenheiten leitete, war nun den Kaiserlichen nicht mehr allein gewachsen und mußte sich nach fremder Hilfe umsehen. Schon früher hatte der König von Frankreich. Ludwig Xiii. (1610—43), ober vielmehr besten staatskluger Minister, der Karbiiml Herzog von Richelieu, den Schweden Hilfe angeboten, nicht etwa ans Neiguug für den 6e-brückten evangelischen Glauben, sonbern um das Haus Oesterreich zu schwächen; aber lange wiberstanben Oxenstierna iinb die evangelischen Fürsten, weil sie die Tücke und die Habsucht der Franzosen kannten. Doch jetzt mußte man das französische Bünbnis annehmen und basür einige beutsche Besitzungen auf dem linken Rhein-lifer abtreten. Eine zweite traurige Folge der Nörblinger Schlacht war der Abfall des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen vom schwäbischen Bünbnisse. Er würde den Schweden und den evangelischen Stäuben untren, inbem er 16s5 einen Fricben in Prag mit dem Kaiser schloß, der ihm dafür die Lausitz abtrat. Leider folgten mehrere evangelische Fürsten, unter andern auch der Kurfürst von Brandenburg, dem Beispiele Sachsens und vertrugen sich mit dem Kaiser, so daß die Schweden fast allein standen. Um so ehrenvoller war es, daß die schwebischeu Generale benimch den Kampf bestauben und siegreich baraus hervorgingen. Hier mögen nur noch einige der glänzendsten Waffentaten erzählt werben. Einer der fähigsten schwebischen Generale war Bane r. Die Sachsen unter Baubissin, einem Schweden, der in sächsische Dienste übergetreten war, und die Kaiserlichen unter Hatz selb glaubten ihn zu vernichten, inbem sie ihn von der Ostsee abgeschnitten hatten. Schnell ging Bauer aus sie los; er fanb sie bei Wittstock in der fanbigen Priegnitz und erfocht (24. Sept. 1636) einen glänzenben Sieg. Seine Unterfelbherren St cilh autsch und Torsten söhn hatten ihm wacker geholfen. Die Feinde waren nicht nur geschlagen,

3. Die Geschichte der Deutschen - S. 122

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
122 Erster Abschn. Von Karl dem Großen bis auf Rudolph von Habsburg. Doch schmerzlich traf dieser Schlag seine stolze Seele. Er hatte weder Geld noch Lebensmittel noch Truppen und aus Deutschland keine neue Hilfe zu erwarten; die wenigen Anhänger aber, welche er noch in Italien hatte, waren durch das Glück der Feinde muthlos und zag geworden. Da suchte er sich mit dem Papste auszusöhnen und warf sich auf öffent- lichem Platze zu Venedig vor ihm nieder und küßte ihm die Füße. Alexander Iii. war ein edler Mann, er erschwerte die Unterhandlungen nicht, bestimmte die Lombarden zu einem langjährigen Waffenstillstand, und es wurde Friede zwischen dem Papst und dem Kaiser, und dieser kehrte nach Deutschland zurück. Voller Gram und Groll kam er dorthin, besonders aber war er aus- gebracht über Heinrich den Löwen, dem er den größten Theil seines Un- glücks Schuld gab, weil er ihm seine Hilfe so hartnäckig verweigert hatte. Auch die Fürsten und Bischöfe wußten jetzt wieder viel gegen diesen zu klagen, und fanden dießmals bei dem Kaiser ein offenes Ohr. Heinrich der Löwe wurde nach Worms, nach Magdeburg, nach Goslar vorgeladen, und da er nirgends erschien, 1180 zu Würzburg in die Reichsacht und aller seiner Würden verlustig erklärt. Bernhard von Anhalt, Albrecht's des Bären Sohn, erhielt das Herzogthum Sachsen, Otto von Wittelsbach das Herzogthum Baiern, Lübeck und Regensburg wurden zu Reichsstädten erhoben, die Länder der geistlichen Fürsten aber von der herzoglichen Ge- richtsbarkeit befreit (eximirt), die Brüder Kasimir und Bogislaus endlich zu Herzogen in Pommern erklärt. Mit gewohnter Tapferkeit erwehrte sich Heinrich anfangs seiner vielen Feinde, doch seine Freunde verließen ihn in seinem Unglück, und als der Kaiser 1182 selbst mit Heeresmacht über ihn zog, vermocht' er nicht länger zu widerstehen. Um wenigstens seine Erbländer-- Braunschweig und Lüneburg zu retten, kam er nach Erfurt und sank vor dem Kaiser auf die Kniee nieder um Gnade bittend. Mit Thränen im Auge hob ihn dieser auf, doch in den harten Beschlüssen wurde nichts geändert. Heinrich behielt blos seine Erbländer und mußte Deutschland drei Jahre lang meiden. Diese Zeit brachte er bei seinem Schwiegervater, dem König Heinrich von England zu. Dort ward ihm sein Sohn Wilhelm, der Stammvater späterer englischer Könige, geboren. Im folgenden Jahre kam auch zu Kostnitz ein Friede zwischen dem Kaiser und den lombardischen Städten zu Stande. Diese behielten ihre Regalien und Gewohnheitsrechte, durften ihre Obrigkeiten selbst wählen, sich befestigen und Bündnisse unter einander schließen. Dagegen erkannten sie den Kaiser als ihren Oberherrn an, schwuren ihm Treue und versprachen

4. Die Geschichte der Deutschen - S. 125

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
Heinrich Vi. 125 (beim der König von Frankreich hatte Lei ihm um Agnes geworben), doch ließ er sich bald besänftigen und vermittelte den Frieden zwischen dem Kaiser und Heinrich dem Löwen. Dieser lebte von da an ruhig in Braunschweig, bis er 1195 starb. Gegen den König Richard Löwenherz von England, den Schwager Heinrich's des Löwen, zeigte sich der Kaiser äußerst unedel. Derselbe wollte von einem Kreuzzuge zurück in sein Land kehren, wurde aber durch einen Sturm an die Küsten des adriatisehen Meeres verschlagen. Da verkleidete er sich als Pilger und wollte als solcher durch Deutschland gehen, wurde aber in Wien erkannt und von dem Herzog Leopold gefangen genommen, weil er diesen bei der Belagerung von Akkon in Palästina beleidigt und das östreichische Banner von der Mauer dieser Stadt her- unter gerissen hatte. Als Heinrich dieses erfuhr, ließ er sich den König ausliesern und hielt ihn so lang' in enger Hast, bis er sich durch ein Lösegelv von 100,000 Mark Silber daraus besreiete. Die ^deutschen Fürsten und der Papst schalten laut diese Ungerechtigkeit. Mit diesem Geld und mit neuen Truppen versehen kehrte der Kaiser nach Italien zurück, woselbst Tanered bereits 1194 gestorben war, eroberte Neapel und Sieilien, und waltete mit unerhörter Habsucht und Grausamkeit daselbst. Er führte das Gold und Silber und die Kost- barkeiten in solcher Menge von dannen, daß 160 Lastthiere dazu nöthig waren, sie nach seinem Schlosse Trifels am Rhein zu bringen. Die Großen, die sich empört hatten, ließ er blenden und dann aus glühenden Stühlen mit glühenden Kronen auf den Häuptern zu Tode martern. Dadurch wurde bei den übrigen Gehorsam und Treue erwirkt. — Nach Deutschland zurück gekommen, suchte er die Fürsten zu bewegen, ihrem alten Wahlrechte zu entsagen und seinem Hause die Krone erblich zu überlassen, er versprach ihnen dafür die Erblichkeit ihrer Lehngüter. Allein die Fürsten mochten sieh hierzu nicht entschließen, und er kehrte nach Italien zurück, um neue Gährungen daselbst grausam zu unterdrücken. Doch der Tod ereilte ihn dort so schnell, daß Einige sogar seine Gemahlin Constantia verdächtigten, ihn vergiftet zu haben (1197). Im Dom zu Palermo ward er begraben. Philipp von Schwaben und Otto «V. Als Heinrich Vi. starb, war dessen Sohn Friedrich erst vier Jahre alt, und es war voraus zu sehen, daß ihn die deutschen Fürsten bei der bevorstehenden Königswahl nicht berücksichtigen würden, zumal da die

5. Die Geschichte der Deutschen - S. 102

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
102 Erster Abschn. Bon Karl dem Großen biö auf Rudolph von Habsburg. Otto's Feinde griffen auch dessen Erbgüter an; er wehrte sich tapfer und wurde dabei von dem Herzog Magnus von Sachsen kräftig unter- stützt, bis endlich Heinrich selbst mit einem Heere heran zog. Da ge- riethen Leide in Gefangenschaft. Otto erhielt nach einem Jahre seine Freiheit wieder; Magnus hingegen konnte nicht loskommen, weil er nicht aus sein Herzogthum Verzicht leisten wollte. Das erbitterte die Sachsen noch mehr. Ueberdieß hatte der König den Erzbischof Hanno, der in letzter Zeit das Regiment geführt, entlassen, er wollte jetzt selbst regieren und fing an, wo immer in Sachsen und Thüringen ein Berg oder sonst ein schicklicher Ort war, Zwingburgen anzulegen, und seine Beamten und die Besatzungen dieser Burgen erlaubten sich viele Ungerechtigkeiten und drückten das Volk, bis endlich der lang verhaltene aber immer größer gewordene Unm'uth zum Ausbruch kam. Die sächsischen Großen traten nämlich zusammen 1073 und stellten an Heinrich die Forderung, er solle die Burgen niederreißen lassen, seinem unsittlichen Leben entsagen und dem Herzog Magnus die ihm gebührende Belehnung geben. Zugleich rückten sie mit einem 60,000 Mann starken Heere vor Goslar, um Heinrich dort gefangen zu nehmen. Der entwich heimlich nach der Harz- burg, und als sie ihm auch dorthin nachfolgten, nach Eschwege in Hessen. Er suchte bei den rheinischen Fürsten Hilfe; aber auch diese waren schwierig, sie machten gar Miene, einen andern König zu wählen. Da sah sich Heinrich gezwungen, den Sachsen Alles, auch die Niederreißung seiner geliebten Burgen zu bewilligen. Von der Harzburg sollten nur die Festungs- werke zerstört, die Wohnhäuser aber und besonders die schöne Kirche ver- schont werden. Aber das Volk war über die Plünderungen und Ver- wüstungen, welche es von der, dortigen Besatzung erlitten hatte, so erbittert, daß es in wilder Wuth auch die Häuser sammt der Kirche von Grund aus zerstörte und selbst die in der dortigen Gruft ruhenden Leichen der königlichen Familie nicht verschonte. Heinrich konnte diesen Anblick nicht länger ertragen, er verließ Sachsen voll von Gefühlen des Schmerzes, aber auch der Rache. Er klagte ob dieses Frevels bei dem Papst in Rom, erhielt aber nur eine bittere beleidigende Antwort. Da söhnte er sich, durch das Unglück gebessert, mit den übrigen deutschen Fürsten wieder aus; dieselben brachten ein Heer zusammen, und mit diesem errang er 1075 an der Unstrut einen glänzenden Sieg über die Sachsen. Diese mußten sich ihm unterwerfen; er aber verfiel bald wieder in seine alten Fehler und behandelte die Sachsen mit empörender Härte. Doch bald brach neues Unglück über ihn herein. Hildebrand war

6. Die Geschichte der Deutschen - S. 197

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
197 Karl V. in Afrika. 1545 versuchte zwar der Herzog Heinrich sein Land wieder zu erobern; doch da ging's ihm noch schlimmer, denn er wurde von dem Landgrafen Philipp von Hessen gar gefangen genommen. Die Reformation aber hatte sich inzwischen, durch die Verhältnisse begünstigt, immer weiter aus- gebreitet, so in Brandenburg, im Herzogthum Sachsen, in Zwei- brücken und in der Oberpsalz. Selbst der geistliche Kurfürst von Köln, Hermann von Wied, suchte sein Bisthum zu reformiren, ward jedoch durch den Rath zu Köln und einen Th eil des Domcapitels daselbst hieran gehindert. Die Katholiken wurden immer besorgter. Karl V. in Afrika. Während so sich die Idee der kirchlichen Freiheit im Leben des deutschen Volkes immer mehr entwickelte, hatte der Kaiser sein Schwert gezogen, um an andern Orten die Feinde seines Glaubens zu schrecken. Auf der Nordküste von Afrika hatte nämlich ein kühner Seeräuber, Haradin Barbarossa mit Namen, die Könige von Tunis und Algier vertrieben und sich ihrer Länder bemächtigt. Von hier aus trieb er seinen Raub auf dem Meere, so daß kein christliches Schiff vor ihm sicher war und viele tausend Christen bereits in seiner Sclaverei schmachteten. Das durste der Kaiser Karl nicht länger dulden; er schiffte 1535 mit einer bedeutenden Macht nach Afrika hinüber, eroberte Tunis und befreite da- selbst 20,000 Christensclaven, welche freudig in ihre Heimath zurückkehrten. Barbarossa war jedoch nach Algier entflohen, und der Kaiser konnte ihn dießmals nicht weiter verfolgen, weil der König von Frankreich, Franz I., den Frieden gebrochen hatte und von neuem Ansprüche auf Mailand machte. Der Kaiser zog also gegen diesen, vertrieb die Franzosen aus Piemont und versetzte den Krieg in die Provence (1536). Zwar ward Marseille vergeblich belagert, aber der Graf Heinrich von Nassau war zu gleicher Zeit mit einem kaiserlichen Heere in die Picardie eingedrungen und hatte dort bedeutende Vortheile errungen. Auch im folgenden Jahre ward der Krieg noch fortgesetzt, bis endlich der Papst den Waffenstillstand zu Nizza 1538 vermittelte. Zu Aiguesmortes kamen darauf die beiden großen Gegner zusammen und waren so freund- schaftlich gegen einander, als ob sie niemals Feinde gewesen wären. Haradin Barbarossa hatte unterdessen neue Raubzüge nach der spanischen Küste unternommen, deßwegen zog Karl 1541 abermals gegen ihn und landete den 12. Oktober bei Algier. Es war heiterer Himmel und das Meer in der tiefsten Ruhe. Aber am Morgen des dritten Tages

7. Die Geschichte der Deutschen - S. 205

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
Interim. 205 der Kaiser so zornig, daß er des Reiches Acht und Aberacht über die Stadt aussprach und den Kurfürsten von Brandenburg und Moritz von Sachsen gebot, dieselbe zu vollstrecken (1549). Da war die Sache der Protestanten in der höchsten Gefahr. Das Concilium war wieder von Bologna nach Trient verlegt worden und dort sollte jetzt der Protestan- tismus gerichtet werden; der Kaiser aber begab sich nach Jnsbruck, um der Kirchenversammlung nahe zu sein. Moritz von Sachsen gegen den Kaiser. Die Seele des Kurfürsten Moritz von Sachsen war inzwischen mit sich selbst in Zerwürfniß gerathen. Wohl mochte dieser in einsamen Stunden bedenken, daß nicht nur die evangelische Lehre, welche ihm sehr werth und theuer war, sondern auch die deutsche Freiheit und Verfassung gänzlich verloren gehen und der Willkür des allgewaltigen Kaisers erliegen müsse; auch mochte es ihn schmerzen, daß dieser seinen Schwieger- vater, den Landgrafen von Hessen, dem er seine Freiheit verbürgt hatte, immer noch in Haft hielt — genug, es reifte in ihm der Entschluß, dem Kaiser entgegen zu treten, und derselbe ward rasch zur That. Unter dem Vor- wände, die Reichsacht an der Stadt Magdeburg zu vollziehen, hatte der Kurfürst ein bedeutendes Heer geworben. Im Geheimen aber machte er ein Bündniß mit dem Könige Heinrich Vi. von Frankreich, dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, dem Herzoge Johann Albrecht von Mecklenburg und dem Landgrafen Wilhelm von Hessen (seinem Schwager), schloß mit Magdeburg einen Waffenstillstand und brach im Frühling des Jahres 1552 plötzlich nach dem südlichen Deutsch- land auf, dem Kaiser entgegen. Vor ihm her ging eine Proklamation des Inhalts: „Der Kaiser nehme die Religion nur zum Deckmantel seiner Willkür; halte den Landgrafen gegen alles Recht gefangen; habe die Reichsinsiegel fremden Personen vertraut, die weder mit der Sprache noch dem Rechte in Deutschland bekannt wären; habe gegen seinen Schwur fremde Krieger in das Land geführt, durch welche die armen Unterthanen in Grund und Boden verderbt und auf alle Weise mißhandelt würden; sei einzig darauf bedacht, der deutschen Nation eine schändliche, ja thie- rische Knechtschaft aufzubürden, daher die Nachkommen, wenn man nicht diesen Strom aufhielt, eine gerechte Ursache haben würden, die Feigheit und Nachlässigkeit gegenwärtiger Zeiten zu verabscheuen, in welcher das edelste Kleinod des Vaterlandes, seine Freiheit, verloren gegangen sei."

8. Die Geschichte der Deutschen - S. 212

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
212 Erster Abschn. Von der Reformation bis auf den weftphälischen Frieden. abzubringen suchten, sprach er: „lieber die Gewissen meiner Unterthanen Hab' ich keine Macht." Den inncrn Frieden des Reiches suchte er mit Kraft aufrecht zu erhalten. Wilhelm von Grumbach, ein fränkischer Reichs- ritter, war von dem Bischof von Würzburg, Melchior von Zobel, aus seinen Lehnsgütern vertrieben worden. Er klagte bei dem Reichskammergericht dcßhalb, und dieses sprach für ihn; dennoch konnte er nicht zu seinem Rechte gelangen. Da ward der Bischof 1558 in Würzburg meuchlings erschossen, und den Grumbach traf der Verdacht, er habe die Mörder an- gestiftet. Der aber verlangte von dem Stifte zu Würzburg die Wieder- einsetzung in seine Güter, und als ihm diese nicht ward, gewann er viele Reichsritter zu Genossen und sogar den Herzog Johann Friedrich von Sachsen-Gotha, einen Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich, zum Freunde, übersiel 1563 plötzlich die Stadt Würzburg und zwang dem Stift seine entzogenen Güter wieder ab. Wegen dieses Landfriedensbruchs kam er in die Reichsacht; der Herzog Johann Friedrich aber nahm ihn in Schutz. Da ließ der Kaiser 1566 die Sache nochmals genau untersuchen, und in Folge der Untersuchung ward die Reichsacht erneuert, und da der Herzog sich des alten Grumbach noch immer treu und standhaft annahm und ihn nicht ausliefern wollte, versiel er deßwegen selbst auch in die Reichsacht, und sein Vetter, der Kurfürst August von Sachsen, vollstreckte dieselbe. Johann Friedrich und Grumbach wurden 1567 gefangen genommen; der Herzog blieb bis an seinen Tod im Gefängniß; doch behielten seine Kinder sein Land bis auf vier Aemter, welche der Kurfürst August bekam; Grum- bach aber ward zum Tode verurtheilt und geviertheilt. Der Scharfrichter riß ihm zuerst das Herz aus dem Leibe und schlug es ihm mit den Worten um's Maul: „Siehe, Grumbach, dein falsches Herz!" Nach den Grum- bachischen Händeln verschwand das Faustrecht völlig aus Deutschland. — Mittlerweile war der alte türkische Sultan Suleiman, der schon früher Wien berannt hatte, wieder mit großer Heeresmacht gen Ungarn gezogen. Da wurden die deutschen Reichsstände einmal wieder einig, selbst aus Italien, England und Frankreich kamen kriegslustige Männer heran gezogen zum Kampfe gegen den Erbfeind der Christenheit. Achtzig- tausend Mann stark zog das christliche Heer gen Ungarn und verschanzte sich bei Raab. Suleiman hingegen wollte von Peterwardein nach Erlau ziehen, als er die Nachricht erhielt, daß sein Liebling Mustapha von der kaiserlichen Besatzung der Festung Sigeth überfallen und mit den meisten der Seinigen getödtet worden sei. Da ward er voll Ingrimm und zog mit seiner ganzen Heeresmacht vor Sigeth, wo der tapfere Gras

9. Die Geschichte der Deutschen - S. 215

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
Rudolph Ii. 215 Protestanten in Lutheraner und Kalvinisten, indem letztere als Lehrnorm den auf Befehl des Kurfürsten Friedrich Iii. von der Pfalz verfaßten Heidel- berger Katechismus annahmen, während jene die augsburgische Confession festhielten. Die Spannung der Gemüther wurde vergrößert durch die katholischen Fürsten, welche, auf den Rath der Jesuiten, anfingen, die protestantischen Unterthanen wieder zum alten Glauben zurück zu führen, oder wenn sie sich deß weigerten, sie aus dem Lande zu weisen. Zwar hatten sie hierzu nach dem augsburger Religionsfrieden das Recht, aber dennoch ward es immer als ein Zeichen der Feindschaft gegen die andere Parthei angesehen. In Frankreich war schon früher gegen die Reformirten mit Feuer und Schwert gewüthet worden. In der Nacht vom 23. auf den 24. August 1572 waren dieselben auf Anstiften der verwittweten Königin Katharina und auf Befehl ihres Sohnes, des Königs Karl Ix., in der Stadt Paris und in den Provinzen plötzlich überfallen und zu vielen Tausenden meuchlings ermordet worden. Der König ftlbst soll damals aus den Fenstern seines Palastes auf die Unglücklichen geschossen haben, welche sich durch Schwimmen über die Seine zu retten suchten. Das war die Bartholomäusnacht, in welcher mehr als 30,000 umkamen! — In den Niederlanden aber hatte der Herzog Alba nicht weniger grausam gewaltet; rühmte er sich doch selbst, daß er dort gegen 18,000 Menschen durch's Schwert habe hinrichten lassen. Noch immer waren spanische Kriegsvölker dort, die selbst in die benachbarten deutschen Gebiete drangen und dieselben ausplünderten. In Köln regierte der Kurfürst Gebhard Truchseß von Wald- burg. Der hatte sich in die schöne Gräfin Agnes von Mansfeld, welche Kanonisin in dem Stifte Gerresheim war, verliebt, und da ihre Brüder verlangten, sich öffentlich mit ihr zu vermählen, Kat er zum re- formirten Glauben über und ließ sich mit ihr trauen 1583. Aber das Domkapitel nahm ihm dieses sehr übel und wandte sich klagend an den Papst und an den Kaiser, und bald folgten Bannfluch und Reichsacht. Der neu erwählte Kurfürst Ernst von Baiern kam mit bairischen und spanischen Truppen und jagte den Gebhard aus seinem Lande. Der floh zuerst nach den Niederlanden, später begab er sich nach Straßburg, wo er Domdechant war, und starb dort 1601. Die protestantischen Fürsten aber blieben bei all' diesem ruhig, blos der Pfalzgraf Johann Kasimir rückte vor Köln und schloß die Stadt eine Zeit lang ein, konnte aber allein nichts ausrichten. — In der Pfalz wechselte die Re- ligio binnen 60 Jahren dreimal oder gar fünfmal. Erst war das

10. Die Geschichte der Deutschen - S. 96

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
96 Erster Abschii. Don Karl dem Großen bis auf Rudolph von Habsburg. mächtige schwäbische Graf Welf den Bischof Bruno von Augsburg über- fallen, seine Güter verwüstet, die Stadt Augsburg selbst überwältigt und den bischöflichen Schatz geplündert (1026). Sobald der Kaiser 1027 aus Italien zurück kam, wurde Ernst zur Verantwortung nach Ulm vorgeladen. Er kam mit einem starken Heer, womit er den Kaiser zu schrecken und für sich gute Bedingungen abzu- trotzen gedachte. Da dieser jedoch keine Furcht zeigte, auch die Truppen sich weigerten, gegen den Kaiser, ihren Oberherrn zu kämpfen, entfiel ihm der Muth, und er bat mit seinem Freunde Welf den Kaiser um Gnade. Konrad schickte ihn nach dem Giebichenstein, und Welf mußte dem Bischof von Augsburg den Schaden ersetzen, den er ihm in der Fehde zugefügt hatte. Nach drei Jahren erhielt Ernst seine Freiheit wieder, und der Kaiser erbot sich auf einem Hoflager zu Ingelheim, ihm auch sein Herzog- thum wieder zu geben, wenn er die Verbindung mit dem Grafen Werner von Kyburg, Welf's Vetter, der inzwischen seine Empörung fortgesetzt hatte, ausgeben und ihn als Reichsfeind verfolgen helfen wolle. Hierzu war Ernst nicht zu bewegen, er ward darum in die Reichsacht erklärt, seines Herzogthums entsetzt, mit seinen Anhängern von den Bischöfen excommunicirt; ihre Güter wurden eingezogen, und das Herzogthum Schwa- den erhielt sein Bruder Hermann. Ernst floh mit dem Grafen Werner zu seinem Vetter, dem Grafen Odo von Champagne; da er aber hier weder Schutz noch Unterstützung fand, ging er wieder nach Schwaben zurück und lebte eine Zeit lang im Schwarzwald vom Raube, bis er nebst Werner von dem Grafen Mangold erschlagen wurde (1030). Nach außen führte Konrad Krieg gegen die Ungarn und Polen. Der Polenherzog Miecislaus hatte sich zu dem Herzog Othelrich in Böh- men geflüchtet, der war niederträchtig genug, dem Kaiser heimlich die Aus- lieferung seines Gastfreundes anzubieten; doch Konrad wies dieses Aner- bieten mit Verachtung zurück und gewann sich dadurch in Miecislaus einen treuen Anhänger. — Auch die Slaven wurden zum alten Gehorsam gezwungen. Im Jahre 1036 zog Konrad nochmals nach Italien, aber böse Seuchen rafften den größten Theil seines Heeres hinweg. Die junge Gumilde, die Gemahlin Heinrich's Iii. und der Herzog Hermann von Schwaben, Konrad's Stiefsohn, starben, selbst der Kaiser kam krank zurück. Um die Fehden und die rohen Ausbrüche des Faustrechts zu beschränken, unter- stützte er den sogenannten Gottesfrieden. Nach demselben sollten vom Mittwochabend vom Untergang der Sonne an bis zum Sonnenaufgang
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