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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1906 - Langensalza : Gressler
135 nicht gestört wurde, meint er mich nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemütern herrschte. Tas einzige. tuas man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gvtha. Ter unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklicheren Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von G r u m b a ch, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert und eingenommen und er gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1507) nach Wien bringen, aus einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopse, durch die Straßen führen und dann ins Gefängnis werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf. flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihu wiedersah! Nun konnte sie ihn doch Pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Frenbe kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihre Bitte ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu teilen und zu erleichtern. So blieb sie denn bei ihm, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Annen ihres dankbaren Mannes starb. Biele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende ,sahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Ilm die Zeit der Grumbachschen Händel (1506) ereignete sich eine berühmte Waffentat in Ungarn: die Verteidigung von öziget durch ßriut). Der alte Soliman der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte bet Sziget

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 222

1906 - Langensalza : Gressler
222 1 macht. Lassen Sie mich von Ihnen lernen, wie ich künftig so lange Meister des Glücks bleiben und im Unglücke so groß werden kann wie Sie." Dennoch wurde Horn sieben Jahre lang gefangen gehalten. Oxenstierna, der die schwedische» Angelegenheiten leitete, war nun den Kaiserlichen nicht mehr allein gewachsen und mußte sich nach fremder Hilfe umsehen. Schon früher hatte der König von Frankreich. Ludwig Xiii. (1610—43), ober vielmehr besten staatskluger Minister, der Karbiiml Herzog von Richelieu, den Schweden Hilfe angeboten, nicht etwa ans Neiguug für den 6e-brückten evangelischen Glauben, sonbern um das Haus Oesterreich zu schwächen; aber lange wiberstanben Oxenstierna iinb die evangelischen Fürsten, weil sie die Tücke und die Habsucht der Franzosen kannten. Doch jetzt mußte man das französische Bünbnis annehmen und basür einige beutsche Besitzungen auf dem linken Rhein-lifer abtreten. Eine zweite traurige Folge der Nörblinger Schlacht war der Abfall des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen vom schwäbischen Bünbnisse. Er würde den Schweden und den evangelischen Stäuben untren, inbem er 16s5 einen Fricben in Prag mit dem Kaiser schloß, der ihm dafür die Lausitz abtrat. Leider folgten mehrere evangelische Fürsten, unter andern auch der Kurfürst von Brandenburg, dem Beispiele Sachsens und vertrugen sich mit dem Kaiser, so daß die Schweden fast allein standen. Um so ehrenvoller war es, daß die schwebischeu Generale benimch den Kampf bestauben und siegreich baraus hervorgingen. Hier mögen nur noch einige der glänzendsten Waffentaten erzählt werben. Einer der fähigsten schwebischen Generale war Bane r. Die Sachsen unter Baubissin, einem Schweden, der in sächsische Dienste übergetreten war, und die Kaiserlichen unter Hatz selb glaubten ihn zu vernichten, inbem sie ihn von der Ostsee abgeschnitten hatten. Schnell ging Bauer aus sie los; er fanb sie bei Wittstock in der fanbigen Priegnitz und erfocht (24. Sept. 1636) einen glänzenben Sieg. Seine Unterfelbherren St cilh autsch und Torsten söhn hatten ihm wacker geholfen. Die Feinde waren nicht nur geschlagen,

3. H. 3, Teil 1 - S. 53

1911 - Ansbach : Seybold
Die Bürgerkriege. 53 Nach der Feier ehrte der König einen jeden der Fürsten . . . mit angemessenen Geschenken und entließ die Menge mit aller Fröhlichkeit. widukind 11, 2. Lin solches Fest hatten die deutschen Völker nie bisher gesehen . . . Die Vereinigung aller deutschen Stämme unter e i n Haupt fand hier ihren öffentlichen Ausdruck; man beging gleichsam das Fest der Gründung des neuen Reichs. Die Herrschaft, welche die Nachkommen Karls des Großen über die deutschen Lande geübt hatten, war gebrochen und vernichtet; . . . Die Krone der Franken mit ihrem verblichenen Scheine hatte König Heinrich verschmäht. . . . . .. ^iir ©ito mar sie unentbehrlich; seine Anerkennung als König würde ohne die geistliche weihe und ihre Feierlichkeit keine allgemeine Geltung gehabt haben. Ranke Vi. 2, \52. (Es war keine leere Förmlichkeit, wenn die Fürsten, die einst König Heinrich als ihren Lehnsherrn anerkannt hatten, jetzt seinem Sohne Dienste leisteten, wie sie selbst von ihren Mannen empfingen. Das Königtum war schon mehr als eine Vorstandschaft des sächsischen Herzogs und (Dtto ganz der Mann um jenes Recht aufzunehmen, das nur je ein König in deutschen Landen besessen hatte. . . . (Siefebrecht I, 245. Diese Stellung zu befestigen und die Herzoge wirklich in solche Abhängigkeit zu versetzen, dazu bedurfte es freilich noch schwerer Kämpfe. Kämmet 1, *05. D i e Bürgerkriege. Eine allgemeine Bewegung gegen die sächsische Herrschaft stellte sofort nach (Dttos Antritt alle Resultate von Heinrichs Regierung wieder völlig in Frage. Noch im )ahre 936 empörte sich Herzog B 0 1 es 1 aw von Böhmen, der Mörder seines Bruders Wenzel (eines Christen); die nördlichen Xdendenstämme (an der unteren (Elbe) gerieten in unruhige Bewegungen; die U n g a r n brachen im Jahre 937 mit alter Stärke in Sachsen ein; in demselben 3ahre verweigerte nach Arnulfs Tode sein Sohn (Eberhard in Bayern dem Könige die Huldigung. (Dtto mußte nach allen Seiten Front machen. . . . Den böhmischen Krieg überließ er dem benachbarten Grenzadel, der ihn dann ^ )ahre lang mit der alten Resultatlosigkeit weiterführte; den Schutz der nördlichen Marken übertrug er einem seiner Verwandten, dem Bi 11 unger Hermann. Damit lockerte er zum erstenmal den unmittelbaren Zusammenhang seines Hauses mit dem sächsischen Blutsadel im

4. H. 3, Teil 1 - S. 73

1911 - Ansbach : Seybold
Die kirchliche Politik des Königs. 75 die segensreichste Frucht der ottonifchen Verfassung für das bäuerliche Deutschland jener Jahrhunderte. Nitzsch I, 359 ff. . . weil das deutsche Reich des 10. Jahrhunderts erobernd mar, deshalb wurde die deutsche Kirche zur Itctfftortsfirche Europas. Die wendischen Stämme, mit denen der Kampf aufgenommen wurde, gliederten sich in 3 Massen. Den Süden, das Land östlich der Elbe, nahmen die verschiedenen Stämme der Sorben ein. . . . 3hr Gebiet reichte südlich bis an den Kamm des Erzgebirges, nördlich erstreckte es sich über die Elbe bis in die jetzige Mark Brandenburg, die Ostgrenze bildete die Chemnitz. )hre südöstlichen Nachbarn waren die Daleminzier; sie bewohnten den schmalen Landstreifen zwischen der Ehemnitz, der Elbe und dem Gebirg. Jenseits der Elbe dehnte sich vom Gebirg bis an die ©der weithin das Land der Milziener aus; nördlich von ihnen saßen die Lausitzer, der einzige von diesen Stämmen, der seinen Namen und wenigstens auf einem engen Gebiete seine Sprache bewahrt hat. 3n diesem Gebiet haben Herzog Cdtto und König Heinrich die Grundlage der deutschen Herrschaft und damit der deutschen Nationalität gelegt. . . . Auf einem schroff abfallenden, waldbedeckten Hügel am Einfluß der Triebisch in die Elbe ließ Heinrich die erste deutsche Burg im Daleminzierlande erbauen. Das ist der Ursprung Meißens, der späteren Bischofsstadt. Den mittleren Teil des weitausgedehnten Wenden-landes nahmen die verschiedenen Stämme der Welataben ein, die man auch Wilzen oder Liutizen nannte. Das von ihnen bewohnte Gebiet erreichte ostwärts die Oder, nordwärts das Haff und die Ostsee. . . . Dürftiges Waldland wechselte mit Sandebenen oder versumpften Flußläufen. . . . Heinrich unterwarf sie in dem Winter 928 auf 929. Der Frost war damals so stark, daß die Deutschen, deren Angriff sich auf das feste Brandenburg richtete, ihr Lager auf dem Eise der Havel aufschlagen konnten. Otto fiel die Aufgabe zu, das . . . Eroberte dauernd zu behaupten und die Verschmelzung des wendischen Landes mit Deutschland anzubahnen. . . . Die deutsche Grenze von Halle bis Saalfeld war schon seit der Karolingerzeit durch eine Anzahl von Burgen geschirmt. Nun wurde auch das wendische Land jenseits der Saale durch zahlreiche feste Plätze gesichert. Zum größten Teil benützte man alte slavische Grte wie Wurzen, Rochlitz und Eolditz an der Mulde, Zwenkau und Schkeuditz an der Elster, weiter nördlich Grimsleben . . ., Havelberg und Brandenburg; zum geringeren eil wurden neue Festen angelegt wie Meißen. Zur Verteidigung dieser Burgen wurden deutsche Dienstmannen verpflichtet, welche

5. H. 3, Teil 1 - S. 46

1911 - Ansbach : Seybold
46 Erzählungen. in sinnloser Angst." Sogleich schickte Heinrich den Grasen Tbietrnar mit einer Anzahl Krieger fort um die Feinde zu suchen. Ais er ihnen nachschaute, sah er in der Ferne Rauchsäulen aufsteigen. Thietmar kam bald wieder zurück und sprach: „Lin Teil der Feinde ist schon verjagt durch den Grasen Billung. Nicht weit von der Burg wartet ein Fähnlein Reiter in sicherer Schlucht, vereinigt ihr diese mit dem andern Trupp, dann ist der Sieg unser." „wir bleiben ruhig in Verla", entgegnete Heinrich, „und warten ab, bis wir ausführen können, was wir wollen. Haben die Grasen und ihre Mannen sich gut geborgen wie wir in den Mauern der ^falz, dann ist es gut. )eden wehrhaften Mann spare ich auf für eine spätere Zeit." „Aber der Jammer im Lande!" wendete Thietmar ein. „wie wollt ihr all unser wehrloses Volk schützen gegen solche Feinde? was vermögen wir gegen sie, wir in schwerem (Eifert? während wir an einem Schwarm die Rachlust kühlen, sengen und brennen zehn andere um so grimmiger." Da ertönte ein Hornruf. „Ls scheint", fuhr Heinrich fort, „die Ungarn wagen einen Sturm gegen die Burg." Thietmar eilte hinaus, der König und Gras Bernhard traten ans Fenster und schauten hinab. Gras Billung kam mit einigen Kriegern zum Tor herein. Gleich darauf erschien er, erhitzt und bestäubt, im Saale. Zwei Bewaffnete führten einen Gefangenen herein. „(Slück und Segen Herr König!" begann Graf Billung. „Zwei von den Unsrigen fielen, alle andern bringen wir in die Burg zurück; aber die Teufel schlugen mir nieder bis auf den einen." „Und warum schontet ihr diesen allein?" versetzte der König. „Mitten im Mordgewühl stieß ich auf ihn, zerschlug ihm den Bogen und wollte ihm den Schädel spalten, da sah ich sein reiches Gewand, den hohen Haarbusch, das Goldbehäng und die vielen Ringe. )ch ergriff ihn und ließ ihn fesseln. Gut Lösegeld ist er wohl wert." „3ch dank euch, Garf Billung! — Thietmar, verwahr ihn mir gut! Du bürgst mir dafür, daß er uns nicht entkommt." Thietmar wollte den Gefangenen abführen, da ertönte ein neuer Hornruf und gleich darauf kam ein Krieger herein und meldete : „Drei Ungarn find am Tor, sie wollen unterhandeln." „Gut, ich will sie hören", antwortete der König. Der Krieger brachte drei Häuptlinge der Ungarn mit, die ebenso geschmückt waren wie der Gefangene. Die Binden vor den Augen wurden ihnen abgenommen. Sie verneigten sich vor Heinrich.

6. H. 3, Teil 1 - S. 187

1911 - Ansbach : Seybold
Die letzten )ahre des Kaisers. ^87 zu feinem Pater zurückkehren und feinen falschen Freunden nichts glauben. Es war umsonst. So mußte sich der Kaiser zum Kampf gegen fein eigen Fleisch entschließen. Lr erschien vor Würzburg, das erst kürzlich von feinem Sohn eingenommen morden mar, und gab ihnen den kaiserlich gesinnten Bischof, melchen der König vertrieben hatte; der päpstliche mußte meichen. Und kaum mar der junge König in Regensburg eingezogen, als auch schon die Reiter-169 scharen des Kaisers an der Donau eintrafen. Sogleich sprengten sie gegen die Tore der Stadt und ritten ein und hätten den jungen Herrn mit einem Haar gefangen, hätte er sich nicht durch schleunige Flucht gerettet. Nun aber mar der Kaiser Herr dieser Stadt und sammelte 170 hier feine Streitkräfte. Da ritten feine Getreuen aus Bayern heran, da kam auch der Markgraf von Österreich mit starkem kriegerischem Gefolge und der Herzog von Böhmen mit einem Heere. Doch auch der junge König hatte Boten ausgefandt und am Hegen traten die Heere einander gegenüber, nur noch getrennt durch das Flußbett. Als schon Lager gegen Lager aufgeschlagen mar . . . Seite \53 171 bis . . . umsomehr, da die Hülle der finstern Nacht Sicherheit der Rückkehr gemährte. So ging Bayern dem Kaiser verloren. Längere Zeit mußte man in Deutschland nicht, mo er meile. Er mar aber nach Böhmen ^ geflohen und hatte feinen weg nach dem Erzgebirge genommen. Von da begab er sich unter dem schützenden Geleite des Grasen Zdiprecht durch Sachsen au den Rhein. Die treue Stadt Mainz17,1 stellte sich ihm mit ihrer gesamten kriegstüchtigen Mannschaft zur Verfügung. Aber der junge König mar auch schon miedcr da und 1,6 feine große Kriegsmacht entmutigte den Kaiser: er überließ die treue Stadt feinem Feinde. <£r floh nach Norden; in der Burg Hammer-177 stein am rechten Ufer des Rheins fand er einige Zeit Zuflucht. Und als er abermals die Flucht nehmen mußte, übergab er die Reichskleinodien der (Dbhut treuerprobter Männer. Nach Mainz hatte der junge Heinrich einen Reichstag ausge-178 schrieben; hier sollte die Absetzung des Kaisers durch die Fürsten ausgesprochen und bestätigt merden. Als aber die Kunde sich verbreitete, der Kaiser mird auch aus dem Reichstag erscheinen um sein gutes Recht zu verteidigen, fuhr ihnen der Schreck in die Glieder, denn sie besorgten, daß die Bürger, die im Herzen treu zum Kaiser standen, sich gegen sie empören mürdcu mie einst gegen den König Rudolf; auch fürchteten sie sich vor der Heeresmacht des Kaisers, die bei Köln durch den Zuzug vieler edler Herren mit jedem Tage muchs. Deshalb gaben die falschen Freunde dem jungen Herrn den Rat mit der Miene eines überaus Reumütigen dem Vater entgegenzueilen , . .

7. H. 3, Teil 2 - S. 131

1911 - Ansbach : Seybold
Heinrichs des Löwen Sturz. \5\ brechen wollest!" rief Friedrich mit tiefer, innerer Erregung. Doch Heinrich erwiderte kalt: „So fordert Gold und Silber oder was 3fyr sonst bedürft, aber auf meine Person und auf meine Mannen verzichtet." „3ch will nicht Gold und Silber von Dir! Deinen Arm will ich, Dich will ich!" bat der Kaiser fast flehentlich. „Dich muß ich haben, soll die Ehre des deutschen Reiches nicht beschmutzt werden. Und das kannst Du nicht wollen!" Alle blickten erwartungsvoll nach Heinrich. Die Kaiserin hatte sich erhoben und stand erbleichend neben ihrem Gemahl. Die andern Fürsten hielten den Atem an. Heinrich blieb hart. Finster sah er zu Boden. Da flüsterte ihm sein Truchseß zu: „Verlange (Boslar 274-276 zurück!" — Aufblickend sprach Heinrich: „Gut, so verleihe mir Goslar mit all seinen Besitzungen, dann werde ich Dir zu willen sein!" — Da erblaßte auch der Kaiser und die Fürsten murrten unwillig ob des trotzigen Herzogs. Umsomehr verwunderten sie sich, als nun Friedrich sich erhob und auf den Unerschütterlichen zuging. Auch Beatrix trat einen Schritt vor und es schien, als wollte sie ihre Bitten mit denen des Kaisers vereinen. Aber sie brachte kein Wort über die Lippen, als sie die eisstarren Züge Heinrichs sah, als sie den stechenden Blicken seines Truchseß begegnete. Friedrich versuchte nochmal den Herzog umzustimmen. Vor ihn tretend und ihm die Hände entgegenstreckend sprach er: „Heinrich! Hast Du alles vergessen, was uns sonst zusammenhielt? Goslar kann ich Dir nicht überlassen. Siehst Du nicht die Gefahr, in der Dein Kaiser nicht nur, in der das Reich schwebt? )st Dir deutsche Ehre wirklich so billig geworden?" Und als der Herzog nur noch trotziger sich aufreckte, trotzigkühn wie die Berggipfel ringsum, da vergaß Friedrich, daß er der Kaiser und der vor ihm Stehende nur der Herzog sei, gewaltig geworden durch ihn. Er beugte seine Kniee vor dem Löwen und 274 rief mit zitternder Stimme: „Vor keinem beugte ich mich je als vor meinem Herrgott und heute vor Dir: Verlaß mich nicht!" Schaudern ergriff alle; nur über das Gesicht des Truchseß 3ordanus flog ein triumphierendes Lächeln. Heinrich erschrak selbst über die Demütigung des Kaisers so, daß er in großer Bestürzung auf Friedrich zutrat und ihn aufheben wollte. Da war aber auch der Kaiser schon wieder zur Besinnung gekommen. Auch er reckte sich auf, verbiß seinen Ingrimm und als der Herzog sich zum Gehen wandte, da rief er ihm nach: „Geh, treuloser Herzog! Geh! Noch bin ich nicht verlassen. Aber gedenke dieser Stunde, wie ich ihrer nicht vergesse! Und 9*

8. H. 3, Teil 2 - S. 133

1911 - Ansbach : Seybold
■Bcinridjs des Löwen Sturg. ^35 Zustimmung nichts für den Geächteten zu tun. Die Dürften aber wiederholten das Urteil: Seiner Lehen entsetzt, nur im Besitze seiner Erbgüter Braunschweig und Lüneburg sollte er bleiben. Gleichzeitig sprachen sie die Strafe der Verbannung aus. Nur wenn der Kaiser ihn rufe, sollte er Deutschland betreten dürfen. — Heinrich begab sich zu feinem Schwiegervater nach England. 288 Sachsen wurde dem Grafen Bernhard als Herzogtum übergeben. Bayern erhielt ©tto von Wittelsbach, des Kaisers treuer Bannerträger. Erft vier Jahre nach dem Tode Friedrichs, im Jahre nach fast zwanzigjährigem Kampfe, erfolgte eine Aussöhnung der Welfen und Hohenstaufen. Heinrich lebte die kurze Lebensfrist, die ihm noch gesteckt war, friedlichen Beschäftigungen: er sorgte eifrig für Klöster und Kirchen, schmückte den Sitz seiner einstigen Macht, sein Schloß zu Braunschweig, mannigfach aus, ließ die alten Lhroniken sammeln und abschreiben. Am 6. August ^95 starb er. 3n der Gruft, die er sich selbst im St. Blasiusdome zu Braunschweig bereitet hatte, wurde er zur Rechten seiner Gemahlin Mathilde beigesetzt. Der Hoftag zu Mainz. S. S. 84—85. Der Kreuzzug Barbarossas. Bim — bam — bim — bam! Ernst und feierlich klang das 191 Geläute von der Klosterkirche herüber und schrill mischte sich, wie wehklagend, das Glöcklein der Hauskapelle auf Burg Kunzenstein darein. — Für Frau Gieselbert war ein schwerer Tag gekommen. Die Entbehrungen, die Strapazen der vielen Kriegszüge, die Ritter Kunz hinter sich hatte, waren doch zu groß, als daß sie sich in den letzten Jahren nicht durch üble Folgen bemerkbar gemacht hätten. War doch sein ganzes Leben eigentlich ein ewiges Reiten und Streiten gewesen. So konnte es nicht wundernehmen, daß selbst die Kräuter-ejtrakte, welche die kundige Burgfrau ihrem kranken Gemahl bereitete, nicht die belebende, kräftigende Wirkung auf dessen alternden Körper ausübten als Gieselbert hoffte. Und so schien denn seit Wochen Kunzens Lebenskraft zu Ende zu gehen. Auch einen Lharlatan, wo der ins Dorf gekommen war und laut pries, in kürzester Zeit die schwersten Krankheiten heilen zu können, rief sie au das Krankenbett. Aber obgleich sie ihm eine ansehnliche Belohnung schon im voraus gegeben hatte, feine Zaubersprüchlein halfen nichts, Kunz wurde zusehends hinfälliger. Und sogar die Kunst des medizin-

9. H. 3, Teil 2 - S. 81

1911 - Ansbach : Seybold
Heinrichs des Löwen Sturz. 8{ Der Kaiser blieb aus, so daß die Kaiserin bereits Trauerkleider Wi angelegt haben soll, bis er endlich in einer Nacht vor den Toren der Stadt Panta erschien. Von den Semen als einer der letzten auf dem Schlachtfelde abgeschnitten, hatte er einige Tage im Versteck zubringen müssen1). Itc an sendete eine Anzahl deutscher Kleriker zu dem Papst. Sie begannen nun mit ihm ernstliche Friedensunterhandlungen Am 24. 3uli u?7 kam der Kaiser nach Venedig, wo er von den Kardinälen und Bischöfen und Edlen und einer unendlichen Volksmenge sehr ehrenvoll empfangen ward und vor dem Munster des heiligen Markus zur (Eintracht und zum festen Frieden mit dem Papste durch den Friedenskuß zurückkehrte3). (Eine ewig denkwürdige Szene, als der Kaiser auf der Galeere des Dogen 28-2 in der Nähe des prunkvoll geschmückten Narkusplatzes landete, als er zu dem vor den portalen des Domes errichteten Thron des Papstes hinanstieg, sich beugte und dem lange befehdeten Gegner die Füße küßte, von Alexander aber mit dem Friedenskusse aufgehoben wurde. )n diesen und anderen Zeremonien jener Tage lag für Friedrich an sich gewiß keine persönliche Demütigung, aber sie brachten den prinzipiellen Sieg des Papsttums zu sichtbarem Ausdruck. £?ampe J55. Mit den italienischen Städten schloß der Kaiser im Jahre 1^83 283 den Frieden zu Konstanz. U84 kam er wieder nach Italien; er überließ den Städten gegen eine jährliche Abgabe von zoo Lire alle Rechte, die er bisher in Anspruch genommen. An die Stelle des erbitterten Kampfes war nun eine geschickte Diplomatie getreten. Und damit gelang dem Kaiser die denkbar größte Erwerbung in Unteritalien: U86 ward die Verbindung seines Sohnes Heinrich Vi. mit Konftanze, der Erbin von Neapel und Sizilien vollzogen, ©hnc es zu ermessen, schürzte Friedrich einen neuen Knoten, der für das Schicksal seines Hauses und Deutschlands selber entscheidend mar4). Ranke Viii, 206—209. Heinrichs des Löwen S t]u r z. (Nachdem der Kaiser u?8 nach Deutschland zurückgekehrt^ war) setzte er Heinrich dem Löwen einen Tag zu Ulm5) und forderte ihn nach kaiserlicher Sitte auf, sich dem Gerichte zu stellen. Da er aber nicht kam, bestimmte er einen zweiten Tag nach Regensburg; auch diesen verachtete jener und setzte sich auch über den dritten hinweg, der ihm in Herbipolis (Würzburg) gewährt worden war. Dort wurde er nun durch den Spruch der Fürsten des bayerischen und des sächsischen Herzogtums und allen Besitzes an Eigengütern und Lehen beraubt. Gtto v. St. 'Blasien 2$. Köhler I, 82. 2) Ranke Viii, ^99. 3) )abrb. v. Magdeburg n77. *) 5. S. 92 ff. 5) Nach anderen Quellen fand der v Reichstag in worms, der 2. in Magdeburg, der 3. in Goslar und der <*. in würz bürg statt. Falk, Geschichtsunterricht. Iii. Heft. 2. Teil. g

10. H. 3, Teil 2 - S. 83

1911 - Ansbach : Seybold
Heinrichs des Löwen Sturz. wichtigsten festen des Herzogs in des Kaisers Hände, der ganze Kranz von Burgen um den Harz. Heinrich ward inne, daß er besiegt war. )n (Erfurt unterwarf er sich im November Us^1). (Er beugte vor dem Kaiser die Knie, sein alter, unleidlicher Trotz schien aus ihm gewichen: nur noch an die Gnade des Kaisers wandte er sich. Friedrich war tief ergriffen: sich vom Throne erhebend richtete er den Herzog auf, umarmte und küßte ihn unter Tränen. Aber er war außer Stande ihm zu helfen, auch wenn er dazu bereit gewesen wäre, da er sich den Fürsten gegenüber eidlich verpflichtet hatte, ohne ihre allseitige Zustimmung nichts für Wiederherstellung des Gestürzten zu tun. Das Urteil wurde wiederholt, ihm jedoch gleichzeitig der Besitz seines Erbgutes, Braunschweigs und Lüneburgs zugesichert. Ihn ganz unschädlich zu machen, bedurfte es seiner Entfernung aus Deutschland: so wurde Heinrich die Strafe der Verbannung auferlegt. Er sollte nicht eher wieder nach Deutschland kommen, als bis ihn der Kaiser zurückberufen würde 2). Ipenn einer nun Jahr und Tag (* )cchr 6 woch. 3 Tg.) in diesem Banne 287 (Unteracht) blieb, ohne die nötige Buße zu leisten, so wurde vom König die Gberacht (Aberacht), der Königsbann, d. h. die völlige Fried- und Rechtlos- oder Vogelfreierklärung gegen ihn ausgesprochen und dies durch den Achtbrief bekannt gemacht. — Reichsacht wurde die Acht genannt, welche sich über das ganze Reich erstreckte. ' Meyers Konv.-Lex. I, 9v U82 ging Heinrich ins Exil zu Heinrich Ii. von England, 288 seinem Schwiegervaters. (während Friedrich seinen Kreuzzug unternahm) kam Heinrich wieder aus der Verbannung nach Deutschland zurück. 3n kurzer Zeit war ganz Nordelbingen in feiner Gewalt. Sein Sohn suchte sogar eine Verschwörung der Fürsten Segen König Heinrich Vi. zu bilden. Alles wies darauf hin, daß man vor dem Beginn eines verderblichen Krieges stand. In diesem bangen Augenblick war König Richard von England, der mächtige Bundesgenosse der Welsen, gefangen genommen worden*). Auch ein anderer Zwischenfall beschleunigte den Frieden der Hohenstaufen und Welfen: Konrad, der Stiefbruder Barbarossas, der von diesem zum Pfalzgrafen bei Rhein erhoben worden tvar5), hatte keinen Sohn. Seine Erbtochter Agnes vermählte sich hinter dem Rücken ihres Vaters wie des Kaisers mit Heinrich dem Langen, einem Sohne Heinrichs des Löwen. So ungehalten der Kaiser auch anfänglich darüber war, benützte er nun doch dieses Ereignis, um eine Versöhnung mit den Welfen herbeizuführen6). Nach fast zwanzigjähriger Fehde wurden endlich die Welfen und Hohenstaufen in ihren Häuptern wieder ausgesöhnt. Heinrichs des Löwen Sohn .. „ .U Ranke Viii, 20<*. 2) prutz, £>. d. L. z-6 ff. 3) Ranke Viii, 205. ) Nach Toeche \22 ff. ") S. 5. ?o. 6) Stöckel ^9.
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