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1. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 251

1842 - Zwickau : Zückler
251 Eisenberg, hatte den Landgrafen verhärtet gegen die Stimme der Menschlichkeit und der Pflicht. Rohe Be- handlung hatte schon lange Margarethen den Aufent- halt bei ihrem fürstlichen Gemahl verleidet; doch Liebe zu ihren Kindern hatte sie von der Flucht zurückgehal- teu; als aber gar Mörder gegen sie abgeschickt wurden, da glaubte sie die Kinder verlaffen zu müssen, um we- nigstens in der Ferne sich ihnen zu erhalten. Die Flucht war zur Nacht verabredet. Sie trat, um ihre Kinder noch einmal zu sehen, in das Schlafgemach derselben. Noch einmal müssen ihre Arme sie umfan- gen. Da erinnern sie die Begleiter, wie gefährlich es wäre, länger zu verweilen. Da drückte Margarethe ihren Friedrich heftig an ihr Herz: Lippe und Zahn preßt sie in grimmigem Schmerze in des Lieblings Wange; Friedrich zuckte; die Wange blutete. Im nächsten Augenblicke ward Margarethe durch ihre schüt- zenden Begleiter mit Gewalt fortgeführt. Einige Zeit darauf brach der Gram ihr Herz; aber Friedrich trug das Denkmal der schmerzlichsten Mutterliebe Zeit seines Lebens auf der Wange, und so oft man jetzt von Friedrich dem Gebissenen hört, so oft denkt man mit Ingrimm an Alberten und mit Wehmuth an Marga- rethen.^ Noch war der Unart nicht genug. Alle Län- der, über welche Albrecht regierte, wollte er seinen rechtmäßigen Kindern entziehen, um sie Apitzen zuzu- wenden, welchen ihm die eifenberger Kunigunde ge- boren hatte; und wie in Deütschland überhaupt seit des letzten Hohenstaufen Konrad Iv. Tode Alles bunt durch einander ging: so wüthete nun auch in Thürin- gen erbitterter Krieg zwischen Vater und Söhnen. Der neüe Kaiser, Rudolph von Haböburg, gebot Ruhe und erzwang sie; als aber Albrechts Unnatur so weit ging, daß er die wettinischen Länder, die ihm gehörten, an Rudolphs Nachfolger, Adolph von Nassau, ver- fchleüderte, um das daraus gelöste Geld seinem Apitz zuzuwenden: da mußten die Heldenbrüder, Friedrich und Diezmann, gar gegen den Kaiser kämpfen, wel- cher die gekauften Länder in Besitz nehmen wollte. Da zeigte sichs recht, welche feste Stütze die Fürsten an ihren Völkern haben, wenn sie dieselben durch die That zu überzcügen wissen, daß sie es treü und ehrlich

2. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 255

1842 - Zwickau : Zückler
hafte Unnatur und übermächtige Ungerechtigkeit; im Hussitenkriege mochte freilich wohl Mancher wünschen, Friedrich der Streitbare hatte die Hussiten nicht durch den Anfang der Feindseligkeiten gereizt; da nun aber einmal Geschehenes nicht zu ändern war: so glaubte Jeder das Seinige thun zu müssen, um das Land vor dem aüßerften linglücke zu bewahren. Als aber des Streitbaren Söhne, Kurfürst Friedrich, welchen man den Sanftmüthigen nennt, und Herzog Wilhelm von Thüringen, durch Einflüsterungen des bösen Apel von Vitzthum mit einander in Krieg geriethen 1445 — 50 und ihre Unterthanen zwangen, gegen einander nicht weniger abscheülich zu Hausen, als die Hussiten gethan hatten: da meinten die Unterthanen, solches möchte doch wohl dem Gebote zuwider laufen, welches Gott dem Fürsten gegeben. Sie drängten sich daher gar nicht unter die Fahnen ihrer Fürsten, und Wilhelm nament- lich, auf deffen Seite daö größere Unrecht war, mußte deßwegen für Bezahlung die wilden Böhmen ins Land rufen, welche man früher wohl lieber für ihr Weg- bleiben bezahlt hatte. Auch Friedrichs erfuhr einen Be- weis der Mißbilligung dieses unnatürlichen Kampfes. Das wichtige Freiberg mit seinen Silberzechen halten die Brüder, als sie ihre Länder theilten, gemeinschaft- lich behalten; als aber der Krieg auögebrochen war, verlangte Friedrich, die Freiberger Bürgerschaft sollte dem Bruder den Gehorsam aufsagen, um ihm allein zu gehorchen. Die Stadt aber ward von einem tüch- tigen Bürgermeister, Niklaè Weller, regiert, welcher Kopf und Herz auf der richtigen Stelle hatte, und daher Gott fürchtete, Recht that und Niemand fcheüte. Der zog mit dem ganzen Nathe, die Sterbekleider auf dem Arme, zu dem Kurfürsten, neigte sich ehrer- bietig und sprach: Als Euer Kurfürstlichen Gnaden noch freündlich waren mit Eürem Herren Bruder, da haben wir mit Freüden unfern beiden Herren unver- brüchlichen Gehorsam geschworen und haben unfern Schwur gehalten bis daher. Der traurige Zwist, in welchen unsere lieben Herren zu des Landes Unglück gerathen sind, kann für uns keine Entschuldigung des Meineides gegen einen unserer Fürsten sein. Wir sind daher hier erschienen, bereitwillig unsere Köpfe

3. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 267

1842 - Zwickau : Zückler
267 rich der Streitbare im «Hussitenkriege mit dem Herz- bluts der Thüringer, Ofterländer und Meißner theüer genug bezahlt hakte, in die Hände eines fremden Für- stengeschlechts satten lassen, welches für jene Länder Nichts gethan und gelitten, und für welches jene Län- der nicht geduldet und gestritten/ — Nimmermehr! und doch — vielleicht auch diesen Schmerz hätte seine große Seele getragen, wäre nur dadurch die hochhei- lige Angelegenheit seines Herzens, die Sache der Refor- mation, gerettet gewesen. Aber wie sollte er und die andern weit minder mächtigen protestantischen Fürsten bestehen, wenn Kaiser Karl Philippen und Friedrichen besiegte und ihre Länder an katholische Fürsten gab? Das Alles hatte Moritz überlegt; darum trat er auf des Kaisers Seite, welcher ihm Johann Friedrichs Län- der und die Kurwürde versprach. Moritz war es da- her, welcher mit Heeresmacht in das Kürfürstenthum einbrach, während Johann Friedrich und Philipp an der Donau nicht wußten, was sie thun wollten oder sollten. Freilich zog jetzt Johann Friedrich von der Donau weg in sein Land, jagte Moritzens Truppen heraus und eroberte sogar beinahe alle Länder seines feindlichen Vetters. Aber auch Philipp war weggezo- gen. Kaiser Karl, der in Süddeütschland keine Feinde mehr zu bekämpfen hatte, zog Moritzen zu Hilfe. Bei Mühlberg an der Elbe wurde am 24. April 1547 Jo- hann Friedrich, wie tapfer er auch kämpfte, in die Flucht geschlagen und bald darauf gefangen. 'Die Fol- gen dieses Ereignisses waren höchst wichtig. Die Kur- würde und die meisten Länder Johann Friedrichs ka- men an Moritzen, also von der ernestinischen an die albertinische Linie, welche noch jetzt das.königreich Sachsen beherrscht. In den wenigen thüringischen Ländern, die Johann Friedrichs Nachkommen behiel- ten, herrschen jetzt der Großherzog von Weimar und die Herzogs von Koburg, Meiningen und Altenhurg. In die Freüde Moritzens über das Glücken seiner Pla- ne mischte sich wohl das Gefühl der Kränkung, daß er von vielen Deütfchen als Verräther seiner Verwand- ten und seines Glaubens angesehen wurde; doch erhob ihn über dieses Gefühl die Gewißheit, daß man ihm noch die Rettung des Protestantismus verdanken werde.

4. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 252

1842 - Zwickau : Zückler
252 mit denselben meinen. Adolph richtete Nichts aus ge- gen die treuen Thüringer, Ofterlander und Meißner; und als sein Nachfolger, Albrecht, die ungerechten Ansprüche auf die wettinischen Lander nicht fahren las- sen wollte und mit einem starken Heere bis Lucka bei Altenburg vorrückte: da wurden seine Schwaben gar unfreündlich empfangen und liefen schneller wieder nach Hause, als fte gekommen waren. Durch diesen Sieg ward Friedrich seiner Länder sicher; doch ging in dem- selben Jahre noch ein großer Schmerz durch seine Seele, als sein lieber Bruder Diezmann durch Meüchlcrhände siel. Kummer hatte Friedrichen bei seinem Eintritte in die Welt empfangen und durch die Kinderjahre beglei- tet; ungeheüre Noch und Anstrengung seine Mannes- jahre schwül gemacht; auch der Abend seines Lebens war nicht heiter. Unheilbarer Wahnsinn umnachtete seine Seele; stumm und regungslos verlebte er die zwei letzten Jahre bis zu seinem Tode 1324. Aber Schmerzensthränen liebender Unterthanen thaueten auf sein Grab, und noch jetzt erinnert sich der Sachse mit Stolz an seinen freüdigen Helden, während Albrechts, der schon früher als Bettler zu Erfurt gestorben war, Niemand anders gedenkt, als höchstens mit einem mit- leidigen Achselzucken. - 6) Friedrich der Streitbare. Friedrichs Sohn und Enkel, Friedrich der Ernste und Friedrich der Strenge, wurden zwar weniger be- rühmt, als ihr Ahnherr; doch waren sie nicht unthätig, die Macht ihres Hauses zu erweitern. Des Strengen Sohn, Friedrich der Streitbare, war bestimmt, viel Glück und Unglück zu erleben. Ein furchtbarer Krieg, welcher damals Deütschland verwüstete, traf besonders die meißnischen Länder sehr hart. Gegen die Macht des Papstes, welcher die Christen geflissentlich in Jrr- thum erhielt und selbst vielen Fürsten furchtbar ge- worden war, trat ein gelehrter Mann in Prag auf, Johann Huß mit Namen, der freilich keine Heere marschiren lassen konnte, dagegen aber mit den Waffen ausgerüstet war, mit welchen das Reich der Finsterniß am sichersten zu bekämpfen ist. Er hatte nämlich einen

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1906 - Langensalza : Gressler
135 nicht gestört wurde, meint er mich nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemütern herrschte. Tas einzige. tuas man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gvtha. Ter unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklicheren Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von G r u m b a ch, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert und eingenommen und er gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1507) nach Wien bringen, aus einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopse, durch die Straßen führen und dann ins Gefängnis werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf. flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihu wiedersah! Nun konnte sie ihn doch Pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Frenbe kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihre Bitte ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu teilen und zu erleichtern. So blieb sie denn bei ihm, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Annen ihres dankbaren Mannes starb. Biele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende ,sahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Ilm die Zeit der Grumbachschen Händel (1506) ereignete sich eine berühmte Waffentat in Ungarn: die Verteidigung von öziget durch ßriut). Der alte Soliman der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte bet Sziget

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 222

1906 - Langensalza : Gressler
222 1 macht. Lassen Sie mich von Ihnen lernen, wie ich künftig so lange Meister des Glücks bleiben und im Unglücke so groß werden kann wie Sie." Dennoch wurde Horn sieben Jahre lang gefangen gehalten. Oxenstierna, der die schwedische» Angelegenheiten leitete, war nun den Kaiserlichen nicht mehr allein gewachsen und mußte sich nach fremder Hilfe umsehen. Schon früher hatte der König von Frankreich. Ludwig Xiii. (1610—43), ober vielmehr besten staatskluger Minister, der Karbiiml Herzog von Richelieu, den Schweden Hilfe angeboten, nicht etwa ans Neiguug für den 6e-brückten evangelischen Glauben, sonbern um das Haus Oesterreich zu schwächen; aber lange wiberstanben Oxenstierna iinb die evangelischen Fürsten, weil sie die Tücke und die Habsucht der Franzosen kannten. Doch jetzt mußte man das französische Bünbnis annehmen und basür einige beutsche Besitzungen auf dem linken Rhein-lifer abtreten. Eine zweite traurige Folge der Nörblinger Schlacht war der Abfall des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen vom schwäbischen Bünbnisse. Er würde den Schweden und den evangelischen Stäuben untren, inbem er 16s5 einen Fricben in Prag mit dem Kaiser schloß, der ihm dafür die Lausitz abtrat. Leider folgten mehrere evangelische Fürsten, unter andern auch der Kurfürst von Brandenburg, dem Beispiele Sachsens und vertrugen sich mit dem Kaiser, so daß die Schweden fast allein standen. Um so ehrenvoller war es, daß die schwebischeu Generale benimch den Kampf bestauben und siegreich baraus hervorgingen. Hier mögen nur noch einige der glänzendsten Waffentaten erzählt werben. Einer der fähigsten schwebischen Generale war Bane r. Die Sachsen unter Baubissin, einem Schweden, der in sächsische Dienste übergetreten war, und die Kaiserlichen unter Hatz selb glaubten ihn zu vernichten, inbem sie ihn von der Ostsee abgeschnitten hatten. Schnell ging Bauer aus sie los; er fanb sie bei Wittstock in der fanbigen Priegnitz und erfocht (24. Sept. 1636) einen glänzenben Sieg. Seine Unterfelbherren St cilh autsch und Torsten söhn hatten ihm wacker geholfen. Die Feinde waren nicht nur geschlagen,

7. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 363

1865 - Zwickau : Zückler
363 [223] heilige Land in der Blüthe seiner Jahre starb. Vertrieben von dem ungerechten Bruder ihres Mannes, fluchte sie ihrem Feinde nicht; und als sie durch die wackere Ritterschaft ihres Landes wieder eingesetzt worden war in ihre Rechte: so sann ste nicht auf Rache, sondern freuete sich nur, wieder Mittel für ihre Armen erhalten zu haben. Als sie 1231 im 24. Jahre ihres edlen Lebens starb, war allgemeine Wehklage im Lande, und noch jetzt verweilen gefühl- volle Herzen gern bei ihrem Grabmale zu Marburg in Kurhessen. — Der letzte thüringische Landgraf, Heinrich Raspe, hatte durch seine Unge- | rechtigkeit gegen Elisabeth und ihre Kinder als schlechter Bruder, Schwager \ und Oheim sich bewiesen; ebenso ließ er sich auch von herrschsüchtigen Geist- lichen gegen seinen Kaiser, den edlen Friedrich I . von Hohenstaufen, auf- wiegeln und sich sogar Zum Könige wählen. Dies war um so tadelns- werther, als ihm Friedrich früher viel Vertrauen bewiesen hatte. Heinrich wurde aber auch dafür der Pfaffenkönig genannt. Aber Gottes Gericht blieb nicht aus. Denn im Kampfe gegen Friedrich's Sohn, Konrad ! V., erlag der Pfaffenkönig und starb 1247 aus der Wartburg. — Ein Hein- rich (Raspe) war gestorben; ein anderer Heinrich (der Erlauchte von Mei- ßen) machte wegen seiner Verwandtschaft mit dem landgräflichen Hause Anspruch auf die Nachfolge in Thüringen. Doch mußte er erst mit einem dritten Heinrich (von Brabant), einem Enkel Elisabeth's, um den Besitz desselben im 9jährigen thüringischen Erbfolgekriege streiten. Im Frieden .. 1264 ward ihm dieselbe zugesichert. Von nun an waren die Wettiner zu- : gleich Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen. Sagen von Ludwig dem Eisernen. Im Anfange seiner Regierung zeigte sich Landgraf Ludwig als einen sehr unthätigen und sorglosen Herrn, der sich nicht darum kümmerte, daß seine Ritter und Beamten die Unterthanen auf alle nur mögliche Weise drückten und mißhandelten. Da verirrte er.sich einmal auf der Jagd und kam spät Abends Zu einem Schmiede in Richla. Als er vor diesem, der ihn nicht erkannte, sich für einen Diener des Landgrafen ausgab: so brach der Schmied in laute Schmähungen über das sinnliche Leben und die Nachlässigkeit des Landgrafen und in bittere Klagen über die Noth der Unterthanen aus, unter denen manche von ihren unmenschlichen Gebietern sogar vor den Pflug gespannt würden. Endlich wies der Schmied doch dem Fremden eine Schlafstelle neben seiner Werkstätte an und hämmerte und pochte und feilte noch lange fort, als sich sein Gast bereits zur Ruhe gelegt hatte. Durch die dünne Bretwand, die ihn von der Werkstätte trennte, konnte derselbe Alles, was hier vorging, vernehmen und staunte nicht wenig, als er bei jedem Schlage auf den Panzer, an welchem der Schmied eben arbeitete, die Worte hörte: „Landgraf, werde hart!" Das ging dem Ludwig durch's Herz. Als er wieder zu den Seinen zurückge- kehrt war, nahm er sich der Regierung ernstlich an und hielt über die

8. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 364

1865 - Zwickau : Zückler
364 [224] Edeln, welche ihre Unterthanen so arg gemißhandelt hatten, ein strenges Gericht; die schlimmsten unter ihnen ließ er sogar vor den Pflug spannen und ein Stück Land umackern. Dies Feld wurde deshalb der Acker der Edeln genannt. — Weil er aber die Nachstellungen der wegen seiner Strenge auf ihn aufgebrachten Edeln fürchtete: so trug er stets ein eisernes Panzerhemd und erhielt davon den Namen des Eisernen. Das Panzer- hemd wird heute noch in den Rüstkammern auf der Wartburg aufbe- wahrt. — Einst besuchte ihn auf der Neuenburg bei Freiburg sein Schwa- ger, der Kaiser Friedrich I. oder Barbarossa. Dieser äußerte, es fehle der schönen, neuen Burg an einer tüchtigen Mauer. Der Landgraf schwieg an- fangs; bald darauf lud er seinen Gast ein, an's Fenster zu treten und aus demselben hinauszuschauen. „Sieh", sprach er: „das ist eine eiserne Mauer!" Unten standen nämlich des Landgrafen gewappnete Mannen. —- Ja, nach seinem Tode noch mußten seine Edeln Ludwig's Strenge und Gewicht fühlen. Er hatte nämlich verordnet, daß sie seinen Leichnam von der Neuenburg bis Reinhardtsbrunn bei Gotha — 10 Meilen weit — zu Grabe trügen. Landgraf Ludwig der Heilige und der Löwe. Der heilige Ludwig tritt hervor Auswartburg’s hochgewölbtem Thor; Er grüsset fromm den Morgenstrahi Und schaut herab auf Stadt und Thor. Und -wie er so hinunterschaut, Schreckt ihn ein donnergleicher Laut; Er wendet sich nach dem Geschrei Und sieht bestürzt den Löwen frei. Den Löwen, den man ihm geschenkt, Der seinen Kerker heutf gesprengt; Sein Haupt von Mähnen dicht umrollt, Bewegt er wild, die Stimme grollt. Und seiner Augen Flammenstern Ist starr gerichtet auf den. Herrn ; Be ch stein. Der aber blickt so fest ihn an, I Wie ihm der Löwe kaum gethan. Und Auge fest im Auge ruht; Der Landgraf aber droht voll Muth: „Gleich lege dich, mein edles Thier; Bei meinem Zorn befehl ich’s Dir!“ Da hat der Löwe sich, erschreckt, Zu Ludwig’s Füssen hingestreckt; Der Wärter eilt herbei entsetzt; Der Landgraf steht noch unverletzt. Ein fester Blick, ein hoher Muth, Die sind zu allen Zeiten gut. Der Leu des feindlichen Geschick’s Weicht oft dem Feuer kühnes Blick’s. 17. Albrecht Ii., 1288—1307 (i 1314). Albrecht der älteste Sohn Heinrich's des Erlauchten, war in seiner Jugend und im Anfange seiner Regierung gut und zeichnete sich durch glänzende Waffenthaten im Kampfe gegen die heidnischen Preußen und im thüringischen Erbsolgekriege aus. Er lebte auch mit seiner Gemahlin Margaretha, der Tochter des Kaisers Friedrich Il, die ihm das Pleißner- land eingebracht hatte, auf der Wartburg 12 bis 15 Jahre in glücklicher Ehe, aus welcher 3 Söhne, Heinrich, Friedrich und Diezmann (oder Die- trich), und 1 Tochter (Agnes) hervorgingen. Allein durch unglückliche Lei- denschaften für die Hofdame Kunigunde von Eisenberg schadet Albrecht

9. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 388

1865 - Zwickau : Zückler
388 Mutter Anna gewirkt hatten. Denn war auch während des unheil- vollen Krieges ein großer Theil der Bevölkerung verwildert und das Land sehr verheert: so konnten doch durch solche Gräuel nicht alle Spuren der Betriebsamkeit und Bildung ausgetilgt werden. Kaum war daher das Unglück der vergangenen Jahre nur einigermaßen verschmerzt: da regten in Stadt und Land auf dem Felde und im Garten, im Schachte und Walde, in der Werkstätte, im Kaufladen, in der Studir- stube sich wieder Kopf, Hand und Fuß, um die Spuren derselben zu verwischen. Wohl bedurfte es dieses Segens aus vergangenen Zeiten! Denn in den 8 Jahren, welche Johann Georg I. nach dem Frieden regierte, ist für die Emporbringung des Landes nur Weniges geschehen. Nur das werde hier angeführt, daß viele Evangelische, welche aus Böh- men um ihres Glaubens willen vertrieben worden waren, in Sachsen Aufnahme fanden und ein Theil derselben Johanngeorgenstadt grün- dete (1654). Wie gut wäre es für das verwüstete, menschenleere, tiefverschuldete Sachsen gewesen, wenn nun ein Väter August sich mit. allseitiger Für- sorge des Landes angenommen hätte! Allein wenn gleich Johann Georg Ii. (er regierte von 1656 bis 1680) gutmüthig war und den Willen hatte, seinen Unterthanen zu helfen: so fehlte es ihm doch an Beharrlichkeit und Ausdauer in guten Vorsätzen, und namentlich war es die große Vorliebe für Pracht, Lustbarkeiten und sinnliche Vergnü- gungen, die ihn immer auf's Neue im rühmlichen Laufe hemmte. Zwar begünstigte er den Ackerbau und den Handel, er suchte der Wollweberei aufzuhelfen und sogar die Seidenmanufactur einzuführen. Auch ließ er das sehr zerrüttete Münzwesen ordnen, die dresdner Elbbrücke fast neu bauen, den Anfang des großen Gartens bei Dresden machen und die Festungswerke des Königsteins vermehren. Allein bald überließ er die Sorge für Land und Unterthanen meist seinen Räthen und Mini- stern und gab sich am liebsten der Jagd und andern Vergnügungen hin. Wenn ein fremder fürstlicher Besuch kam: so reiheten sich glän- zende Jagdzüge, Komödien, Feuerwerke, Maskeraden, Fackelzüge, Tur- niere und andere Festlichkeiten an einander. Zum Theil für diese Feste ward das ungeheure Opernhaus gebaut und ein Reithaus angelegt. Prächtige Leibgarden zu Pferd und zu Fuß wurden errichtet und der Glanz des Hofes übertrieben erhöht. Welche Summen kostete das! Wie war es da ein Wunder, wenn über 5 Millionen Thaler neue Schulden zu den alten hinzukamen! Wie konnte da das ausgesogene Land einen festen Wohlstand erlangen! Auch gerieth er in mannigfache Streitigkeiten mit seinen Brüdern, welche nach dem Testamente des Va- ters ebenfalls mit Ländern bedacht worden waren. Sie wurden die Stifter der Nebenlinien in Weißenfels »sie erlosch 1746), in Merse- burg (erlosch 1738) und Zeitz (erlosch 1718). — Auf Georg's Jagd- zügen wurden wiederum 200 Bären und 2000 Wölfe geschossen. —

10. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 389

1865 - Zwickau : Zückler
389 Zu seiner Zeit hielt man einst in Einem Jahre 7 Bußtage. Auch fing man zu dieser Zeit an, das Reformationsfest alljährlich und regelmäßig zu feiern. — Er regierte 24 Jahre bis 1680 und starb in Freiberg. Sein Sohn Johann Georg Iii. (1680 bis 1691) war da- gegen äußerst kriegliebend und erhielt von seinen Zeitgenossen den Bei- namen des sächsischen Mars. Immer war er im Felde, obgleich es glücklicher Weise in Sachsen selbst Nichts zu bekriegen gab. Damals hatte die Macht der Türken ihren höchsten Glanzpunkt erreicht, und die Furcht vor den Türken war unbegrenzt. Im Jahr 1683 kamen sie unter ihrem Großwessir Kara Mustapha in ungeheueren Massen durch Ungarn herein und drangen unaufhaltsam bis vor die Kaiserstadt. Der Kaiser Leopold wußte sich nicht zu helfen und flüchtete selbst aus Wien. Da ward Georg 11s., vereint mit dem tapfern Polenkönig Sobiesky, des bedrängten Wiens Retter und Befreier. Sie lieferten dem unge- heuren Türkenheere im September eine furchtbare Schlacht, thaten Wun- der der Tapferkeit und errangen den glänzendsten Sieg. Ohne diese Hilfe wäre sicherlich Österreich in die Hände der Barbaren übergegan- gen, und diese hätten Sitz in Deutschland gefaßt. So führte Georg in den 11 Jahren seiner Regierung nach und nach 40000 Sachsen ins Ausland, meist dem Kaiser zur Unterstützung. Allein er erntete wenig Tank, vergoß unnütz das Blut seiner Landeskinder und konnte für das innere Wohl seines Landes wenig thun. Er starb 1691 in Tübingen im Kriege gegen die Franzosen, als er abermals dem Kaiser half. Johann Georg Iv., 1691 bis 1694, ein Fürst von gutem Herzen und schönen Geistesanlagen, konnte doch nur wenig für sein Sachsen thun. Er starb schon nach 2^/2 jähriger Regierung (25 */2 I. alt) an den schwarzen Blattern, indem er von der 23 Tage vorher gestorbenen Reichsgräfin Neidschütz, für welche er eine unüberwindliche Neigung gefaßt hatte, angesteckt worden war. Er war der letzte pro- testantische Fürst unseres Vaterlandes, mithin auch der letzte, der in die ehrwürdige Fürstengruft zu Freiberg begraben wurde (1694). — Während der kurzen Regierungszeit des letzten Georg erhielt das P 0 st w e s e n in Sachsen eine festbestimmte Verfassung. Noch zur Zeit der Reformation wußte man nichts von landesherrlich fahrenden oder reitenden Posten. Später ließ Vater August eine Anstalt in Dresden einrichten, der ein Postmeister vorstand. Einen Schritt weiter in die- ser hochwichtigen Sache that der Rath zu Leipzig, der um der leipziger Kaufleute willen einen Botemneister und 30 immer bereit stehende Boten hielt. Seit Georg's I. Zeit kam in Leipzig eine Posteinrichtung zu Stande, die allerdings für Fürst und Unterthanen zugleich bestimmt, aber sehr unvollkommen war und während des langen Krieges große Störungen erlitt. Endlich im I. 1692 kam eine festere Ordnung in das sächsische Postwesen. Nach allen Gegenden hin entstanden Poststa- lionen; fahrende Posten wurden zugleich mit eingeführt; die Straßen
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