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1. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 320

1904 - Bautzen : Hübner
330 Und wie immer und überall im Walten der Natur der Grund- satz zum Ausdruck kommt, daß ein Lebewesen zunächst für sein eigenes Bestehen, dadurch aber auch für das Bestehen anderer sorgt, so kommt auch hier dieser Grundsatz insofern zur Geltung, als gerade die Aus- wurfstoffe der Tiere besonders geeignet sind zur Düngung derjenigen Pflanzen, welche den Tieren wiederum als Futter dienen. — In früheren Zeiten, als man die Stallhaltung der Tiere noch nicht kannte, (und in den Gegenden unseres deutschen Vaterlandes, wo man noch heute die Tiere auf der Weide sich ernähren läßt,) diente der Auswurf der Tiere, also der Mist, immer wieder zur Erhaltung einer üppigen Weide. Durch die Stallhaltung der Tiere und durch das damit ver- bundene Aufsammeln des Mistes im Hofe kam man erst in die Lage, den Mist auch zu anderen Pflanzen als zu Fatterpflanzen auf dem Acker zu verwenden. Aber der oben ausgesprochene Grundsatz har auch noch heute seine volle Richtigkeit, und noch heute tut der Landwirt am besten, den Mist auf denjenigen Ackern zu verwenden, wo er Futterpflanzen, also Klee- und Wickenarten, Rübenarten und Kartoffeln erbaut. Heute weiß man es auch, aus welchem Grunde der Stallmist gerade für die Entwicklung von Blatt- und Hackfrüchten so geeignet ist. Er enthält neben vielen anderen Pflanzennährstoffen in besonders großer Menge solche, welche das Wachstum von Blatt und Hackfrüchten unterstützen. Und von den beiden Bestandteilen des Stallmistes, den flüssigen und festen Auswurfstoffen, sind es besonders die ersteren, die in hervorragendem Maße dazu geeignet sind. Diese flüssigen Auswurfstoffe nennt man „Gülle" oder „Jauche". Der praktische Landwirt kennt die hervorragende Eigenschaft der Jauche und weiß, daß ihre Anwendung für die Ausbildung von Wurzel, Blatt und Stengel der Pflanzen sich besonders als wirksam erweist, daß sie dagegen zur Ausbildung von Samen und Früchten weniger geeignet ist. Da die Jauche der flüssige Bestandteil des Stallmistes ist, so ist ihre Wirkung auch eine verhältnismäßig rasche. Es ist also die Jauche der aüerwertvollste Bestandteil des Mistes. Mit vollem Recht können daher Landwirte, welche etwa die Jauche zum Hofe hinausfließen lassen, als Verschwender bezeichnet werden. Der Landwirt muß vor allem Sorge tragen für die Erhaltung der Jauche im Stallmist.

2. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 342

1904 - Bautzen : Hübner
342 beschickt wird. Schon im Herbst läßt sich bei einigermaßen günstiger Witterung die Fläche beweiden, und es sind auch aus diese Weise ganz befriedigende Resultate erzielt worden. So bietet die Heide der Tätigkeit des Landwirts ein aus- giebiges Arbeitsfeld dar, und rauschende Wälder, schwellende Saaten, grüne Wiesen und Weiden werden an ihre Stelle treten. Anderseits wird es noch geraume Zeit dauern, ehe sie ganz verschwindet und noch lange wird sie den Naturfreund mit ihrem poesieoollen Zauber ent- zücken. Die Heidepflanze aber vergeht nicht. Wo sie das Feld be- herrscht hat, behauptet sie ihre Stellung an Gräben- und Wegerändern, auf Waldblößen und Schneisen und wird den Menschen nach wie vor zur Blütezeit erfreuen. Gerdeß. 83. Gott und der Landmann. 1. Der Landmann streut in Gottes Namen Alljährlich fleißig, schlicht und fromm Auf seine Felder hin den Samen Und hofft, daß er zu Tage komm'. 2. Der Herr läßt seine Winde schweifen, Schickt Regen und auch Sonnenbrand; Wenn's auch die Menschen nicht begreifen, Er lenkt zum Ziel mit fester Hand. 3. Und wenn die gelben Ähren wallen. Und alles froh zur Ernte eilt, So ist es ihm ein Wohlgefallen, Der jedem nach Bedarf erteilt. Teuber.

3. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 228

1904 - Bautzen : Hübner
228 der Hitze der Körper zu viel Wasser verdunstete. Die Speicheldrüsen können also mangels Zuflusses momentan nicht absondern; das Tier kann nicht kauen, nicht einspeicheln und also nicht schlucken, bis das fehlende Wasser ersetzt ist, und die Drüse wieder arbeitet. Ebenso ist bekannt, daß man Tiere nicht tranken darf, wenn sie stark blähendes Futter, wie jungen Klee und Hülsenfrüchte, in größerer Masse aufgenommen haben. Haben die Tiere aber während des Fressens Gelegenheit, Wasser aufzunehmen, so fressen sie sich kaum so voll, und die schädliche Wirkung bleibt aus. Die Wasseraufnahme ganz nach Belieben der Tiere ist der ideale Zustand, und daher wollen Besitzer, die Selbsttränke einführten, sie auf keinem Gute mehr missen. Leider ist aber die Selbsttränke noch viel zu wenig im Gebrauch und in einzelnen Gegenden, besonders kleineren und mittleren Besitzern, unbekannt. Die Selbsttränke beruht auf dem Gesetz, daß Wasser in Röhren und Gefäßen, die unter einander in Verbindung stehen, überall gleich hoch steht (kommunizierende Röhren). Säuft eine Kuh aus einem Tränkbecken, welches an der Krippe zwischen je zwei Kühen angebracht ist, so vermindert sich der Wasserstand, und aus dem Rohre und dem Regulierbasstn dringt sofort wieder Wasser nach. Das kleine Regulier- basstn im Stalle empfängt sein Wasser aus dem Sammelbassin, das in der Regel auf dem Boden steht. Der Zufluß ist durch ein Schwimm- blasenventil aus Messing abgesperrt. Trinkt ein Tier, so sinkt das Wasser und damit die Schwimmblase des Ventils. Dasselbe öffnet sich, und Wasser dringt nach, bis die Schwimmblase wieder die vorige Höhe hat und dadurch das Rohr wieder schließt. Die Trinkbecken waren früher unvollkommen, weil die Wasser- zuleitung von unten her aus dem Rohre geschah. War der Deckel derselben zu schwach, oder brach das Scharnier desselben ab, so blieben die Tränkbecken offenstehen. Schmutz und Futterreste kamen in das Becken, setzten sich nach unten, und drangen sie in die Röhren, so konnten sie diese verstopfen, was kostspielige Reparaturen hervorrief. Jetzt sind die Tränkbecken von dem bekannten Fabrikanten Hütten- rauch in Apolda und anderen so eingerichtet, daß das Wasser oben seitlich eintritt. Das im Becken beflndliche Wasser kann also nicht mehr in die Röhre zurück und zu anderen Becken hin, wodurch jetzt jede Gefahr der Ansteckung, z. B. der Tuberkulose, vermieden wird. Sammelt sich Schmutz am Grunde des Beckens, so wird dort durch eine Schraube ein Loch geöffnet und das Becken ausgespült.

4. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 319

1904 - Bautzen : Hübner
319 welche um so eher imstande sind, die Blütenstaubkörnchen festzuhalten, je mehr die Narbe auch noch die Fähigkeit hat, zur Zeit der Befruch- tung einen klebrigen Saft abzusondern, was bei vielen Blüten der Fall ist. Außerdem führt von der Mitte der Narbe aus bis ins Innere des Fruchtknotens ein Kanal, also eine Röhre, welche das Hinein- schlüpfen des Blütenstaubes in den inneren Fruchtknoten überhaupt erst ermöglicht. Sobald Blütenstaubkörnchen — die Wissenschaft nennt sie „Pollen" — in das Innere des Fruchtknotens hineingelangt sind, bilden sich aus einer ganz eigentümlichen Einrichtung, die sich im Innersten des Fruchtknotens, also nach außen unsichtbar, befindet, — aus den sogenannten „Samenknospen" — Samenkörner mit dem Keimling, und der Fruchtknoten wächst sich zur Frucht aus. Die ausgebildete Frucht enthält also in ihrem Innern Samen, und die Samen in ihrem Innern den Keimling, welcher ein neues, junges Pflänzchen in der Anlage darstellt, das sich bei dem Vorgänge, den wir Keimung nennen, unter Aufnahme von Wasser von außen und Nährstoffen aus dem Samen, zur fertigen Pflanze entwickelt, an der wir dann wieder deutlich Wurzeln, Stamm und Blätter unter- scheiden können. Klocke. 77- Der Stallmist. Der Stallmist ist für die Erhaltung und Hebung der Frucht- barkeit des Ackers unentbehrlich. Das ist jedem Landwirt wohlbekannt. Sprüchwörter wie: „Die Düngerstätte ist des Landmanns Gold- grube", „Viel Mist ist des Bauern List", und ähnliche Aussprüche sind in landwirtschaftlichen Kreisen gang und gäbe. Worin liegt aber diese Wertschätzung des Stallmists begründet? Unter Stallmist werden allgemein die festen und flüssigen Aus- wurfstoffe der Tiere einschließlich Einstreu verstanden, die sich im Stalle ansammeln, oder welche auf eine besondere Düngerstätte aus dem Stall herausgeschafft werden. Seine Bedeutung für den landwirtschaftlichen Betrieb hat man von alters her durch Augenschein kennen gelernt, weil dort, wo der Acker mit Stallmist gedüngt wurde, stets die Pflanzen besser wuchsen.

5. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 90

1904 - Bautzen : Hübner
2. Unbarmherzigkeit und Grausamkeit gegen die Tiere verhärten das Herz und verwildern das Gemüt und lassen auch unbarmherzig und grausam werden gegen die Menschen. (Tierschinder - Menschen- schinder !) 3. Grausamkeit gegen die Tiere ist eines der kennzeichnendsten Laster eines niedern und unedlen Volkes. 4. Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes. 5. Du sollst den Schöpfer auch in seinen Geschöpfen ehren und Gottes Weisheit und Güte im Leben und Nutzen der Tiere immer mehr erkennen lernen. 6. Du sollst ohne Not oder guten Grund keinem Tiere Schmerzen bereiten. 7. Du sollst Zugtiere nicht gegen ihre Natur oder über ihre Kräfte anstrengen oder sonst grausam behandeln, z. B. durch Schlagen, durch Stehenlassen in großer Kälte oder Hitze. 8. Du sollst deinen Haustieren stets die notwendige Pflege und Nahrung angedeihen lassen und dir kein Tier halten, das du nicht gebührend ernähren kannst. 9. Singvögel einznfangen, zu töten oder ihre Nester anszunehmen wird streng bestraft; hüte dich, dieses Verbot zu übertreten. 10. Erkrankten Haustieren sollst int rechtzeitig zu Hülfe kommen- und sie durch Sachkundige behandeln lassen. 14. Kennzeichen eines anten Dorfes. Wenn ich durch ein Dorf gehe, habe ich meine Merkzeichen, wie es bei den Menschen hier bestellt ist. Vor allem ist mein Augenmerk auf die Brunnen gerichtet. Man achtet viel zu wenig darauf, wie im Trinkwasser die eigentliche Duelle der Gesundheit ist. Darum sollte jedes Dorf je nach seiner Leistungsfähigkeit darauf bedacht sein, sich das beste Wasser zuzuleiten und gute Quellen nicht versickern und unbenutzt zu lassen. Die besten Wahrzeichen der Ordnung und Bildung aber sind Straßen und Schulen. Daher sehe ich mich um, wie die Straßen bestellt sind, ob man sie ordentlich und reinlich hält und den entsprechenden Nutzen für den Feldbau daraus zieht, und ob das Schulhans gesund, fest und hell ist. Sind Schule und Straßen in guter Ordnung, dann segne ich im Herzen die, so jetzt und in Zukunft in dein Dorfe wohnen. — Sodann lchaue ich mich irn Dorfe um, ob die Häuser der Blitzableiter beschirmt. Er ist eines der wichtigsten Erfordernisse des Hauses. Ich sehe nach Schild

6. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 71

1904 - Bautzen : Hübner
71 4. Von der Landwirtschaft und ihrer Ausgabe. Unsre Erde ist auch unsre Mutter, wel-che uns alle nährt und kleidet und in unermeßlicher Fülle darbietet, was zur Notdurft und zum Genusse des Lebens gehört. Der Erde ihren Segen abzugewinnen und sie so zu pflegen, daß sich dieser ununterbrochen erneuert, ist zunächst der Beruf des Land- wirts, sei er Ackersmann oder Obstzüchter oder Winzer. Jeder ist darauf hingewiesen, das Land zu bebauen, damit es ihm Ernte gebe zu seiner Zeit. Soweit unsere geschichtlichen Kenntnisse zurückreichen, wissen wir, daß die ältesten Völkerschaften bloß voll der Jagd auf die Tiere des Feldes, des Waldes imd des Wassers lebten. Je mehr sich aber die Menschen nlehrten lmd das Wild sich minderte, desto unsicherer imb mühseliger wurde dieser Erwerb. Die Menschen begannen nun, einzelne, besonders geeigllete Tierarten zu zähmen und zu pflegen, und aus den Jägervölkern wurden Hirtenvölker. Sie konnten es bleiben, solange ihre Herden genügende Weiden fanden; sobald aber die natürlichen Weideplätze llicht mehr ausreichten, waren sie gezwllngen, dem Boden durch künstliche Mittel und dllrch Bepflanzung mit gewissen Nährgewächsen eine genügende Menge von Nahrnngsstoffen abzugewinnen. Sie wurden Ackerbauvölker, und der Ackersmann verdrängte den wandernden Hirtell. Dalnit war aber der Grund zu der ganzen späteren Gesittung der Menschheit gelegt. Nun erst war sie veranlaßt, feste Wohnplätze zu nehmen und ordentliche Hütten zu bauen. Mit den ersten bleibenden Ansiedelungen entstand das persönliche Eigentum, und gleichzeitig ent- wickelten sich damit gewisse Rechtszustände. Die weitere Entwickelung des Landbaues führte zu Gewerben und Künsten verschiedener Art, verband die Leute zu Tausch und Handel, milderte und veredelte ihre Geselligkeit und Gesittung. So ist der Stand des „Bauern" im weitesten Sinne des Wortes nicht nur der älteste und ehrwürdigste der menschlichen Gesellschaft, sondern ist ihr auch zur Quelle unendlichen Segens geworden. Der Landbau hat die Völker erhalten, und diejenigen, welche sich ihm nicht widmeten, sind größtenteils spurlos verschwunden. In neuerer Zeit hat sich die Gewerbetätigkeit aller Art sehr ver- vollkommnet, und ihre Erzeugnisse haben sich außerordentlich vermehrt. Während Deutschland um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Acker- banstaat galt, dessen Bewohner zu 65 % in der Landwirtschaft tätig

7. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 75

1904 - Bautzen : Hübner
75 die Bachstelze und besonders der Kreuzschnabel, den der kindlich-religiös Sinn des Deutschen mit Christi Leidensgeschichte in Verbindung brachte. In Norddeutschland ist der Storch oder der Herrgottsvogel, wie er vielenorts heißt, das heilige Tier, dem man ein Wagenrad auf das Dach legt, damit er im Gehöfte niste und Glück und Kindersegen bringe. Er ist zugleich der Prophet des Hauses: wie es ihm und den Seinen ergeht, so ergeht es auch der Familie des Hauses, auf dem er sein Nest hat. Ein Volk, das solchen Anteil an dem Geschicke der Tiere in der freien Natur nimmt, mußte natürlich auch großen an den Geschöpfen nehmen, mit denen es selbst jahraus jahrein unter einem Dache lebte, von deren Wohlbefinden zum Teil der eigene Wohlstand abhängig war: an den Haustieren. Solange das Vieh im Stalle war, wurde alles aufgeboten, um ihm Krankheiten fernzuhalten. Mittelalter besuchte jeder Landmann allabendlich sein Vieh und beobachtete es genau, um zu sehen, ob nicht aus der Gebärde des einen oder anderen ans eine Krankheit oder Schwäche zu schließen sei. Auf der Schwelle oder an den Pfosten der Stalltür wurden und werden noch heute in kindlich einfältigem Aberglauben heilige Zeichen angebracht: ein Hufeisen oder der Drudenfuß oder drei Kreuze mit den Buchstaben 0. M. B. (Caspar, Melchior, Balthasar), oder die Maigerte, mit der das ausziehende Vieh geschlagen worden ist, und andere geweihte Zweige. Durch alle diese Mittel sollen die bösen Geister und somit Krankheiten ferngehalten werden. Zu gleichem Zwecke wird das Vieh mit geweihtem Oster- oder Pfingstwasser besprengt, gibt man ihm zur Johannisnacht oder in den zwölf Nächten zu Weihnachten gewisse Kräuter mit Mehl, Brot und geweihtem Salze, macht ihm selbst ein Kreuz auf die Stirn u. dgl. Ebenfalls einen trefflichen Einblick in das Gemütsleben des deutschen Hirten und Landmannes gewährt ferner die Namengebung des Viehes. Vor allem im Alpengebiete, aber auch in West- und Norddeutschland hat fast jede Kuh ihren Namen; in Mitteldeutschland sind es besonders die Rosse, die man in ähnlicher Weise wie Menschen zu nennen und zu rufen pflegt. Durch diese persönliche, trauliche Be- nennungsweise wird das Tier gewissermaßen fester an den Menschen gekettet. Diese Namengebung erstreckt sich auch auf diejenigen Tiere des Hauses, die wir dort finden, wo keine Viehzucht, kein Landban getrieben wird: auf Hund und Katze. Beide Tiere fanden sich früher in den meisten Familien, und in erster Linie war es der Hund, der

8. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. III

1904 - Bautzen : Hübner
Vorwort. „Man sieht so eine Art wilder Tiere, Männchen und Weibchen auf dem Lande zerstreut, schwarz, saht und ganz von der Sonne ver- brannt, zur Erde gebeugt, die sie mit unbesieglicher Hartnäckigkeit durch- furchen und zerwühlen. Sie haben eine gewisse artikulierte Stimme und wenn sie sich hoch aufrichten, zeigen sie ein menschliches Antlitz, und wahrhaftig, es sind -- Menschen. Nachts ziehen sie sich in Höhlen zurück, wo sie von Schwarzbrot, Wasser und Wurzeln leben. Sie er- sparen den anderen Menschen die Mühe zu säen, zu pflügen und zu ernten, und sie verdienen es wohl, an dem Brote keinen Mangel zu haben, das sie selbst säen. Aber fünfundzwanzig Jahre lang haben sie keins gehabt und sterben scharenweise dahin. Ich glaube, daß 3 715 ihrer mehr als ein Drittel, etwa 6 Millionen, vor Hunger und Elend ulngekommen sind." Mit diesen Worten schildern französische Schriftsteller ohne Über- treibung die betrübende Lage des französischen Bauernstandes vor der Revolution von 1789. Der deutsche Bauer ist, wenn er auch gerade nicht immer auf Rosen gebettet war, Gott sei Dank, nie so lies ge- sunken wie vielfach seinesgleichen in romanischen Ländern. Wenn auch ihm oft schon das Gespenst der Not und Drangsal grinsend ins Antlitz schaute, so hat er doch stets seinen Platz behauptet: Gottver- trauen, Mannesmut, treue Pflichterfüllung und Selbsthülfe sind für ihn die Zeichen gewesen, in denen er gesiegt hat. Und heute? welch ungeahnte Fortschritte hat die deutsche Bauernschaft und der von ihr vertretene Berufszweig, die Landwirtschaft, aufzuweisen? In Armut und schwerer Arbeit erprobt und gestählt, gesund an Leib und Seele, der eigenen, noch sugendfrischen Kraft vertrauend, pietätvoll in

9. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 204

1904 - Bautzen : Hübner
204 in diesem kurzen Lebensabschnitte der Pferdekörper ein riesiges Wachs- tum vollbringt. „Witt man Hafer sparen, so gebe man viel im ersten Jahre und später weniger", sagt das Sprichwort. Jedem Zurückkommen des Fohlens muß mi Fleiß vorgebeugt werden, da solches später nicht wieder einzuholen tst. Warmblütige Fohlen erhalten Hafer und Heu, bü kaltblütigen braucht die Hcckerration nicht so groß zu sein, wenn ein Teil die er Körnerart durch Weizenschalen und etwas Hülsenfrucht neben kalkhaltigem Esparsette-, Klee- oder Luzerneheu und schmackl asten M ihren ersetzt wird. Nur kleine Portionen dürfen auf einmal angekoten werden. Man gibt zweck- mäßig anfangs 5 tägliche Mahlzeiten in pünktlicher Folge. Das Tränken geschieht öfter mir überschlagenem Wasser, und dies ist nicht zu vergessen, auch wenn man die neuerdings bewährte warme Mager- milch beim Entwöhnen mitverwendet. Saizgaben, trocken in die Krippe ab und zu gegeben, wie Fucterkalk find zweckdienlich. Gaben von gestoßenem Leinsamen sind nach Versiegen der Milchquelle be- kömmliche Zusätze. Der Fohlenftall s-n geräumig, trocken, hell und entsprechend warm. Krippen und Raufen dürfen nur 1 Meter hoch sein. In berühmten Pferdezuchtgegenden läßt man das Futter von der Erde auflesen, damit die Augen durch Staub und Grannen nicht geschädigt werden und sich nicht Senkrücken ausbilden. Sind stärkere und schwächere Fohlen in einem Stalle, so legt man sie während des Fütterns an die Kette, schon um das Anbinden an die Kette den Tieren anzugewöhnen. Das erste Anbinden darf nur unter Auf- sicht geschehen, nachdem man vorher das Fohlen an die Halfter ge- wöhnt hat. Sonst sollen die Fü len meist im Stall lose laufen, damit keine Mißbildungen an den Beinen und Hufen entstehen und die Tiere aus Langeweile nicht Ungezogenheiten lernen. Bewegung im Freien ist so notwendig wie das Futter. Wie soll anders ein Pferd herauswachsin, das später Wind und Wetter zu jeder Jahreszeit aushalten und mit seinen kräftigen Gliedern etwas leisten soll? Die Arbeitsfähigkeit jeder Art beruht doch beim Pferde auf der gesunden, kräftigen Ausbildung von Herz, Lunge, Muskeln, Huf, Haut, Gelenken re., was nur durch Übung möglich ist, zu der die lebhafte Eigenart des Fohlens geradezu drängt. Auf dem Dünger im Stall können wohl Mastschweine erzogen werden, aber keine Arbeitstiere! Manche Leute, glauben „gutes Futter schlage den Fohlen in die Knochen", t. h. sie würden aufgeschwemmt und ungesund.

10. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 205

1904 - Bautzen : Hübner
205 Das kann nur geschehen, wenn sie bei mastiger Ernährung in den Stall gebannt sind, so daß Knochen und Gelenke ungebraucht schwach bleiben und den schweren Körper nicht tragen können. Kommt ein solch ungeschicktes Fohlen einmal ins Freie, so stellen sich bei den ersten heftigen Sprüngen Zerrungen in den Gelenken ein und in deren Folge Gallen, Hasenhacke, ja Anlagen zum Spat heraus. Die beste Kur gegen solche Übel ist das Vorbeugen in der Erziehung. Die Weide ist deshalb im Sommer das wünschenswerteste, die für das warmblütige Fohlen unumgänglich nötig ist. Falsch ist es aber zu glauben, die Kaltblüter könnten im Stall groß werden. Wenn bei ihnen das Bedürfnis zum Dauerlauf auch nicht so groß ist als bei den Laufpferden, so soll man ihnen doch immer guten Tummelplatz zur Verfügung stellen, wenn man die Weide als das Bessere nicht bieten kann. Von Wichtigkeit ist es, die Bewegung auch im Winter zugestatten. Mögen die Fohlen rauhes Haar erhalten, d e Augen des zünftigen Züchters sehen erst in zweiler Linie auf das glatte Aussehen! Die Pflege des Pferdes verlangt, daß schon das Fohlen lernt sich putzen zu lassen. Mit sreundnhen Zureden gebraucht man zunächst die Kardätsche und später schonend die Striegel. Auch die Hufpflege ist ein hervorragender Teil der Fohlenaufzucht, denn „das Pferd hat nur einen Fuß". Man lasse sich daher oft den Fuß hergeben, klopfe sanft mit dem Putzzeug daran, damit man später dem Pferd nichts Ungewohntes zumutet und nicht Widerspenstigkeit zu bekämpfen hat. Man halte den Huf stets rein, sorge für trockene Einstreu und beuge Mißbildungen durch sachgemäßes Beschneiden und Abraspeln vor. Ein tüchtiger Hufschmied kann Anlagen des Hufes zum Schief- wachsen in der Jugend verbessern, am Pferde ist es später nicht mehr möglich. Der Jährling muß in seiner Körperanlage schon gefestigt und gesichert sein. Mit dem 2. Jahre können die Tiere etwas mehr Rauh- futter erhalten, besonders die Kaltblüter. Weidegras auf der Weide und Klee, Esparsette, Luzerne, Wickgemenge im Stall sind bekömmlich im Sommer. Hafer und Heu ist im Winter das natürlichste Futter, zu dem man bei kaltblütigen Fohlen die schon genannten Elsatzstoffe gesellt. Möglichst viel Aufenthalt im Freien ist auch im 2. Jahre angezeigt. Bald tritt an das junge Pferd der Ernst des Lebens heran, die Arbeit im Geschirr und unter dem Sattel. Das Ge- wöhnen an diese muß mit Ruhe und Freundlichkeit geschehen. Das
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