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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 52

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
52 lichen Kirchen übersehen können. Andere besuchenswerte Punkte sind die Georgs-Marienhütte und Iburg südlich von Osnabrück, der Piesberg und die Karlssteine nördlich von der Stadt; denn alle diese Orte gewähren liebliche Aussichten, annähernd wie in Thü- ringen. Aus der Georgs-Marienhütte sind mehrere Hochöfen in Thätigkeit, die das Eisen verschmelzen, welches aus den Bergen zwischen hier und Kloster Oesede gewonnen wird; die Steinkohlenflöze bei Iburg liefern das nötige Brennmaterial für den Hüttenbetrieb. Iburg war ehemals eine auf steil abfallender Felshöhe gelegene Burg, in welcher von 1073 bis 1661 die Bischöfe von Osnabrück wohnten, und unter deren Schutze der Flecken Iburg sich allmählich entwickelt hat. Das jetzige Schloß dient als Amthaus. Der Piesberg, eine Stunde nördlich von Osnabrück gelegen, ist reich an Steinkohlen, die sich auszeichnen durch ihren metallähnlichen Glanz und durch die große Hitze, welche sie beim Brennen entwickeln. Die Steinbrüche des Piesberges liesern bunten Sandstein. Von dem Piesberge nur durch die Bramsche? Landstraße geschieden, ziehen sich in östlicher Richtung die Hohneberge hin, die wegen der „Karlssteine" im Hohnewalde von Altertumsfreunden vielfach aufgesucht werden. Diese Karlssteine bilden ein längliches Viereck, etwa 6 in lang und 4 m breit, und sie bestehen aus mehreren kleinen Trägern, aus denen drei größere Decksteine ruhen, welche früher nur einen Stein gebildet zu haben fcheinen. Gleich den Steinhäusern bei Fallingbostel und den Steindenkmälern aus dem Giersselde im Kreise Bersenbrück sind diese Karlssteine wohl als Hühnenbett der Ureinwohner des Landes anzusehen. Über die Zerteilnng des Decksteins geht folgende Sage: Karl der Große traf einst in der Waldesfchlncht am Hohneberge den heidnischen Sachsenherzog Wittekind. Kaiser Karl bernst sich aus die hohe Wunderkraft seines Glaubens und will den Sachsensürsten dadurch bewegen, das Christentum anzunehmen. Da antwortet Witte- kind: „Wenn dein Gott so mächtig ist, so bitte ihn um Beistand, und zerschlage mit deiner Haselgerte diesen großen Stein, dann will ich an seine Macht glauben." Karl schlägt voll gläubiger Hoffnuug mit der Gerte auf die Felsplatte, und siehe da, sie zerspringt in drei Stücke. Das macht einen so gewaltigen Eindruck aus den Sachsen- herzog, daß er gleich daraus sich taufen läßt.

2. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 59

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
59 Und um mich klang es so froh und hehr Und über mir tagt es so helle. Und unten brauste das ferne Wehr Und der Weser blitzende Welle. Wie liebender Sang aus geliebtem Mund So flüstert es rings durch die Bäume, Und aus des Thales offenem Grund Begrüßten mich nickende Träume." Hier oben auf dem Klüt fjalten auch wir Rast unter dem schattigen Laubdache eiuer alten Eiche oder Buche, und nickende Träume begrüßen auch uns. Da wird es lebendig in den Klöstern, Burgen und Thälern des Wesergebietes, und wir sehen die gelehrten Mönche in einsamer Zelle in Kunst und Wissenschaft sich vertiefen und andere mit sorgenschwerem Angesichte sich rüsten zu weiter Reise, um als Glaubensboten fremde wilde Länder aufzusuchen, von wo es vielleicht keine Wiederkehr giebt. Zu ihnen gehörte Ansgar, der Apostel des Nordens. Aus dem Burgen erproben die Ritter im Turniere gegenseitig Kraft und Gewandtheit, oder sie erjagen in den unwegsamen Wäldern Bären und Wölfe; aber zur Zeit des Faustrechtes etwa im Jahre 1250 reiten sie leider auch als gemeine Wegelagerer hinunter von ihren Burgen, um die vorüberreisenden Kaufleute zu überfallen und zu berauben. Die Bewohner der Thäler, die tapferen Sachsen mit den langen, blonden Haaren, bekleidet mit dem über Kopf und Schulter geworfenen Bären- oder Ochsenfelle, kämpfen in heißem Glaubenskampfe mit den Franken, welche 772 unter Karl dem Großen ihre Eresbnrg an der Diemel zerstört und ihre Jrmenfäule, diesen riesenhaften Baum, welcher nach ihrem Glauben das Weltall trug, umgestürzt hatten. Und wir sehen die Stadt Hameln zu unseren Füßen im Jahre 1284 von Ratten und Mäusen heimgesucht. Ein wunderlich aus- sehender Abenteurer aus fernen Landen, mit der Hahnenfeder auf dem Hute und der Querpfeife in der Tasche, erscheint als Netter in der Not. Hohen Lohn versprechen ihm die hart geplagten Bürger für die in Aussicht gestellte Befreiung von jenen unheimlichen Gästen, und siegesgewiß bläst er auf feiner Querpfeife seltsame Melodieeu. Da, o Wunder, versammeln sich alle Ratten und Mäuse um ihn, und er führt den ganzen Haufen in die Weser dein sicheren Tode entgegen. Aber weil die Bürger wortbrüchig ihm seinen Lohn ver-

3. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 54

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
54 Eine zweite Sage von Wittekind lautet: Obgleich Wittekind seinem Pferde die Hufeisen verkehrt hatte unterlegen lassen, um seine Ver- folger irre zu führen, so ist ihm trotzdem Karl der Große einstmals nahe auf den Fersen. Da wird der fliehende Wittekind unglücklicher Weise gerade durch einen breiten Graben aufgehalten; in dieser 9cot ruft er seinem Hengste vertrauensvoll die aufmunternden Worte zu: „Hengstchen, spring awer, Kriegst'n Spint Halver, Springst im nicht awer, Freten mi und die de Rawen!" Mit gewaltigem Sprunge setzt darauf das mutige Tier über das Hindernis hinweg, und Wittekind ist gerettet. Die Stadt Osnabrück in dieser sagenreichen Umgebung hat ein hohes Alter; denn schon um das Jahr 800 ließ Karl der Große hier einen Dom bauen, um welchen bald viele Ansiedelungen entstanden, die im Laufe der Zeit durch Gräben, Wälle und Türme geschützt wurden. Von den alten Befestigungswerken stehen am Walle noch vier Türme, uuter denen der sogenannte Bucksturm, im welchem selbst kriegsgefangene Grafen und Fürsten jahrelang eingesperrt wurden, der merkwürdigste ist. Das Rathaus enthält im Friedenssaale die Bildnisse der Fürsten und Gesandten, die hier im Jahre 1648 den westfälischen Frieden abschlössen, welcher dem dreißigjährigen Kriege ein Ende machte. Über dem Eingange zum Rathause ist das steinerne Standbild Karls des Großen inmitten acht anderer Kaifer angebracht, ihm zur linken Seite steht Kaiser Wilhelm I. und zur rechten Friedrich Barbarossa. Jetzt ist Osnabrück mit 40000 Einwohnern in der Provinz Han- nover die zweitgrößte Stadt, und Handel und Gewerbe stehen hier in hoher Blüte. Aus dem Osnabrückschen wird uns viel Pumpernickel geliefert und der berühmte, westfälische Schinken; das Wort Schinken wird aber von den Bewohnern dieser Gegenden Skinken gesprochen nach ihrer Gewohnheit, das sch in sk umzuwandeln. Eine Eigentümlichkeit des Landkreises Osnabrück bilden die vielen Kolonate, das sind einzelne Gehöfte, deren Häuser an der Giebelseite meistens grün oder blau bemalt sind, und deren Besitzer Kolone ge- nannt werden.

4. Deutschland und die germanischen Nachbarländer - S. 23

1871 - Hannover : Hahn
Die nichtdcutschen Länder Europas. 23 Zli beiden Seiten der untern Loire treffen wir das erfie und größte Tiefland, von alters her als fruchtbar bekannt; das Südmde desselben bezeichnen die Städte Bonrges und Poitiers (Karl Martell 732). Das zweite Tiefland breitet sich um die mittlere und untere Garonn e ans, weiureich an den Ufern des Flußes, uach W. hin ein Sumpf- und Haidegebiet (les Landes) mit dünner, ärmlicher Bevölkerung. Das kleiuere Tiefland der unteren Rhone endlich ist eine einförmige, von Natur dürre, staubige Ebene mit Kalkunterlage, so weit sie aber künstlich bewäßert werden kann, reich an Wein, Öl- und Maulbeerbäumen. Der Vorzng, den Frankreich durch sein überaus günstig gegliedertes Flußnetz vor den drei südeuropäischen Halbinseln voraus hat, wird noch erhöht durch einen großen Reichthum nn Canälen. §. 23. Klima und Producte. Im allgemeinen gilt das in der 2. Lehrst. (§. 24) von der mitteleuropäischen Zone gesagte. Nur mag hinzugefügt werden, daß Frankreich an edlen Medalleu arm, an Eisen und Kohlen nur mäßigen Reichthum besitzt. Trotzdem ist hier die Industrie, besou- ders in Seiden-, Baumwollen- und Wolleuwaaren, Glas-, Stahl- und Schmucksachen weit bedeutender, als in den bisher betrachteten europäischen Ländern. Diese Gewerbthätigkeit in Verbindung mit dem Ackerbau, der Obstcultur und Viehzucht im N., dem Weiub au und der Sei den zu cht in der Mitte und ims., ermöglicht eine reiche Ausfuhr; Lyo u er Seide, Pr ov ene er-Öl, Champagner-, Burgunder- und Bordeauxweine sind weltbekannt. §. 24. Bevölkerungsverhältnisse. Schon vor dem Beginn unserer christl. Zeitrechnung war Frankreich von Gelten bewohnt, denen es den Namen Gallien verdankt. In unruhiger Partei- und Händelsucht riefen die Gallier selbst die Römer (Cäsar) ins Land, und dieseu gelang die Eroberung so rasch und so vollständig, daß schon im 2. Jahrh. uach Chr. fast überall lateiuifch gesprochen wnrde. Heute wohnen unvermischte Celten, etwa 1 Mill., nur uoch iu der Bretagne. — Seinen gegenwärtigen Namen verdankt Frank- reich dem von O. her eingewanderten Volksstamm der Franken, die unter ihrem König Chlodwig (486) der Römerherrschaft ein Ende machten; ans die Sprache hat jedoch die fränkische Eroberung nur geringen Einfluß geübt; -es hat sich vielmehr die französische Sprache, wie die der

5. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 76

1835 - Hannover : Hahn
76 8- 7) Das Frankenrekch. Als die Franken seit dem 4. Jahrhundert sich Galliens zu be- mächtigen ansingen, bestanden sie aus zwei Hauptstämmen, den sa- li sch en und ripuarischen Franken, unter mehren Häuptlingen oder Königen. Einer derselben, Chlodwig!. (Ludwig), ein Mann von vieler Thatkraft und Klugheit, der sich aber auch leicht Verbre- chen erlaubte, wenn sie nur als Mittel zur Erreichung seines Zwek- kes dienten, vereinigte nach und nach die meisten der Frankenstämme, und gilt darum als Stifter des Frankenreiches. Bei Soissons (486) besiegte er den Syagri us, der in Gallien einen Schatten der römischen Herrschaft — auch nach ihrem Untergange in Italien — aufrecht erhalten hatte; und bei Zülpich (496) die Alle mannen, die er, wie auch die Thüringer in der Mitte Teutfchlands, und die Burgunder zinsbar machte. In Folge der Schlacht bei Zül- pich nahm Chlodwig das Christenthum an,, und wurde zu Rheims mit vielen der Seinigen getauft (das Alflaschchen). Auch die Westgothen drängte er größtentheils aus Gallien nach Spa- nien. E So hinterließ er bei seinem Tode (511) ein Reich, das sich fast über ganz Gallien und einen großen Theil von Teutfchland erstreckte. Unter seinen Nachfolgern, von Merovich, einem ihrer Ahnherren, die Merovinger genannt, war das Reich bald ver- eint, bald vielfach getheilt (Austrasien, der östliche, Neustrien, der westliche, Aquitanien, der südliche Theil des Frankenlandes). Hauptsi'tze waren Paris, Orleans, Soissons. — Übrigens versanken die Merovinger in Sinnenlust, Laster und Trägheit, und thaten bald nichts mehr als essen und trinken, und alljährlich aus ihrer Pfalz auf einem Ochsenwagen zur Versammlung des Vol- kes auf das Märzfeld zu fahren, um doch ein Zeichen des Lebens zu geben. Statt ihrer regierten ihre Hausmeier (die majores domus, wohl ursprünglich nur Aufseher über die königlichen Leute und Güter), die bald alle Macht und alles Ansehen besaßen, beson- ders als jene Würde in der ausgezeichneten Familie der Pippine erblich wurde. Hierher gehören Pippin von Landen, Pippin von Heristal; der gewaltige Karl Martell oder der Streit- hamm e r, der bei T o u r s (732) die aus Spanien vordringenden Araber zurückschlug. Unter seinem Sohne Pippin dem Kurzen ward beim Papste Zacharias angefragt, wer König zu sein verdiene, ob der, welcher nur den Namen eines Königs führe, oder der, welcher die Geschäfte desselben verrichte? Der Papst sprach nach dem allge- meinen Wunsche; auf einer feierlichen Versammlung zu Soissons (752) entband der heilige Bonifacius, der Apostel der Teutschen, Erzbischof von Mains, die Franken des Eides der Treue. Diese erhoben dann Pippin auf einem Schilde empor, zum Zeichen, daß

6. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 81

1835 - Hannover : Hahn
81 dem Ewigen nicht mehr genügen, und erregt daher das Bedürf- nis nach etwas Bessern. In beiderlei Hinsicht ist der Islam als eine der Vorbereitungen zu betrachten, welche die Vorsehung trifft, um alle Völker, jedes zu seiner Zeit, zu dem Vollkommenen ün Christenthume heranzubilden. 8- 61. Karl der Große. Karl der Große (768—814), anfangs mit seinem Bruder Karl mann zugleich regierend, nach dessen Tode aber (771) nachdem Willen der Großen alleiniger König des Frankenreiches, ist einer jener außerordentlichen Menschen, die unsere Bewunderung und unfern Dank zugleich auf sich ziehen, und deren Fehler und Schwächen man bei ihren überwiegenden Verdiensten gern vergißt. Ausgezeichnet als Krieger, 'Regent und Mensch faßte er zuerst den großen Gedan- ken, die teutschen Stämme durch Religion, Gesetze und Negierung zu vereinen, und durch Ausbreitung des Christenthums die Gesittung unter ihnen fest zu gründen. Die tapferen, noch heidnischen Sachsen, damals der kräftigste und ausgebreitetste teutsche Volksstamm neben den Franken, gaben darum Karl dem Großen durch ihre Fehde- und Naubzüge, die sie nach alter Sitte in das fränkische Gebiet unternahmen, willkomme- nen Anlaß zum Kriege, der unter manchen Unterbrechungen bei dem hartnäckigen Widerstande der Sachsen und der oft nothwendigen Anwesenheit Karls in anderen Theilen des Reichs, dreißig Jahre (772—803) lang dauerte (diejrminsäule, die Eresburg, Karls blutige Rache bei Verden). Erst nachdem die tapferen Herzoge Wittekind und Albion sich taufen ließen (785), und ganze Schaa- ren von Sachsen über den Rhein verpflanzt worden waren, kam der Vergleich zu Selz (803) zu Stande, nach welchem sich die Sachsen unterwerfen, das Chriftenthum annehmen, und mit den Franken ein Volk ausmachen, auch keine weiteren Abgaben zahlen sollten als den Zehenden zur Erhaltung der Geistlichen, Kirchen und Schulen. Während des Sachsenkrieges hatte der rastlos thätigekarl noch viele andere Kämpfe zu bestehen. Der Papst Hadrian I. rief ihn gegen Desiderius, den König der Longobarden, zu Hilfe, als dieser in den Kirchenstaat einsiel. Karl kam, eroberte Pavia und wurde König der Longobarden, indem der gefangene Deside- rius in ein Kloster ging (774). Von unzufriedenen Arabern selbst gerufen, zog der ritterlich- fromme Karl 778 über die Pyrenäen, und eroberte im Kampfe gegen die Moslemin Spanien biszumebro (spanischemark). Aber auf der Heimkehr wurde der Nachzug in den Engpässen der Pyrenäen von den Bergbewohnern überfallen, wo viele der Ta- pfern blieben, vor Allen Roland, der gefeierte Held der Sage, und

7. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 87

1835 - Hannover : Hahn
87 Familie verblieb, so lange man sie für tüchtig hielt. Konrad lenkte sterbend edelmüthig die Wahl auf seinen Feind, den mächtigen Herzog von Sachsen, Heinrich I. (918—936), weil er allein tüchtig schien, die übermüthigen Großen im Zaume zu halten, und Teutschland gegen die verheerenden Raubzüge der Ungarn zu retten. Beides that der große Heinrich mit vieler Klugheit und Kraft. Gegen die Un- garn legte er feste Plätze an, begabte sie mit vielen Vorrechten und ward auf diese Weise einer der Gründer der in der Folge so blühenden teutschen Städte. Die Ungarn schlug er endlich in 2 Schlachten, am entscheidendsten bei Merseburg (933). Gleichgroß war sein Sohn und Nachfolger Lttol. oder dergroße (936—973), der mit kräftiger Hand die vielen Empörungen im Innern niederschlug, und die wiederkeh- renden Ungarn auf dem Lechfelde bei Augsburg(955)so völlig besiegte, daß sie von dieser Zeit an von ihren Raubzugen abstanden. Auch zog er nach Italien, wo bald nach Karl dem Großen eine arge Verwirrung und Sittenlosi'gkcit eingerissen war, empfing zu Mailand die eiserne Krone der Lombarden und zu Rom die Kaiserkrone (962). Von dieser Zeit an bildete sich die Vorstel- lung aus, daß nur der teutsche König zugleich Kaiser sein könne, und daß, wie der Papst im Kirchlichen, so dieser im Weltlichen den Mittelpunkt der Christenheit darstelle, also alle übrigen christlichen Könige und Herrscher gleichsam Vasallen des teutschen Kaisers seien. So kam viel Glanz an Teutschland, und dieses ward das Land, von dem bei dem vielseitigen und stäts bewegten Leben seiner Bewohner alle großartigen Erscheinungen des Mittelalters vorzüglich ausgingen. Aber der Besitz Italiens und der Kaiserkrone brachte den teutschen Königen zugleich auch viele bittere Früchte, indem sie nicht selten mit den Italienern und Päpsten in verderlichen Streit über die gegenseiti- gen Rechte geriethen. So hatten schon die beiden folgenden Kaiser Otto Ii. (973 — 983), und Otto Iii. (983 —1002) blutige Kampfe in Italien zu beste- hen, und fanden dort früh ihren Tod. Auf Otto Iii. folgte sein Vetter, der Herzog von Baiern, Heinrichii. oder Heilige(1002), mit dem 1024 der sächsi- sche Mannsstamm ausstarb. §. 65. Die fränkischen oder salischen Kaiser. 1024 — 1125. Gregor Vii. und Heinrich Iv. Die fränkischen Könige waren meist durch Einsicht und Kraft ausgezeichnet; ihr festes Streben ging dahin, die Einheit Teutschlands zu retten, mdem sie die Krone in ihrem Hause erblich machen und die übermächtigen Beamten des Staates, wie Herzoge, Grälen u. s. w auf ihre ursprüngliche Bestimmung zurückführen wollten. 7*

8. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 88

1835 - Hannover : Hahn
88 Konrad Ii. (1024 — 1039), Herzog von Franken, vereinigte mit Teutschland das schöne burgundische oder arelatische Reich, über welches, so wie auch über Polen und Böhmen, die teutschen Kaiser langst schon die Oberlehnsherrlichkeit ausübten. Toulon und Marseille waren damals teutsche Seestädte. Noch gewaltiger herrschte sein Sohn Heinrich Hi. (1039 —1056), der selbst Ungarn auf einige Zeit von Teutschland abhängig machte, Päpste, die sich durch Si- monie erhoben hatten, so wie auch Herzoge absetzte, um Würdigere an ihre Stelle zu bringen. Beständig zog der große und fromme Kaiser im Reiche umher, um selbst Recht und Gerechtigkeit zu hand- haben, und starb nur zu früh für seine großen Plane erst 39 Jahre alt. Sein sechsjähriger Sohn Heinrich Iv. (1056 —1106) hatte vortreffliche Anlagen, aber durch eine verkehrte Erziehung, zuerst bei seiner Mutter Agnes, dann, als dieser der Prinz zukaiserswerth geraubt wurde, bei dem strengen Erzbischöfe Hanno von Köln, und zuletzt bei dem zu nach- sichtigen Erzbischöfe Adalbert von Bremen, verderbt, ward er sittenlos, ohne Festigkeit und zur Willkür geneigt. Als Heinrich wehrhaft und mündig geworden, drückte er besonders die Sachsen, zwischen denen und den Franken seit Karl dem Großen nie ruhender Haß und Mißtrauen herrschte. Er legte in Sachsen viele Zwing- burgen an, um das Land im Zaume zu halten, und hielt sich meist dort auf, was der Provinz durch die Lieferungen an den kaiserlichen Hof äußerst schwer siel. Endlich, als Bitten und Vorstellungen nichts fruchteten, griffen die Sachsen zu den Waffen, verjagten den Kaiser und zerstörten seine Burgen. Aber Heinrich sammelte ein Heer, und schlug die Sachsen an der Unstrut (1075). Jetzt brachten diese ihre Klagen vor den päpstlichen Stuhl, auf dem seit 1073 Gregor Vii. (Hildebrand von Savona, eines Zimmermanns Sohn) saß. Dieser außerordentliche Mann, ausgezeichnet durch Gelehrsam- keit, sittliche Reinheit und den unerschütterlichsten Muth, dem, was er für recht und gut hielt, Alles zum Opfer zu bringen, hatte sich das große Ziel gesetzt, die Kirche vom Staate unabhängig zu machen, um jene vom Untergänge zu retten. Nicht alle Mittel, die er für seinen Zweck anwendete, mögen für alle Zeiten passend sein; für jene waren sie wohlthätig und nothwendig, wenn nicht eine furchtbare Allgewalt der Herrscher und ein geistliches Kastenwesen die Entwicklung der Menschheit hindern sollte. Gregor ließ darum auf Concilien fest- setzen, daß die Geistlichen unverheurathet bleiben sollen (Cölibat); daß kein Geistlicher ein Kirchenamt aus den Händen eines Weltlichen (Laien) empfangen (Investitur) und daß kein geistliches Amt durch Geld erkauft werden solle (Simonie). Schon unter einem frühe- ren Papste hatte Gregor es dahingebracht, daß festgesetzt wurde, die Wahl des Papstes selbst solle nicht mehr von dem römischen Volke, oder von dem Kaiser, ausgehen, sondern den Geistlichen an

9. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 86

1835 - Hannover : Hahn
86 höheren Staatsbeamten, wie Herzogen u. s. w., ein hoher Adel, dessen Macht den größten Einfluß auf die Verwaltung des Reiches übte und den Königen selbst gefährlich wurde. Ja jene mußten nach und nach wahre Landesfürsten werden, da sie von ihren großen Lehnsgütern wieder an kleinere Besitzer vergaben, um diese zu beson- derer Treue und Dienstleistung gegen sich zu verbinden, und dadurch ihre Macht zu erhöhen (Afterlehen, Afterlehnsleute). Diese standen darum nur mittelbar unter dem Kaiser. Doch erwehrten sich viele kleinere Gutsbesitzer, bald auch die Bürger vieler Städte, solcher drückenden Verhältnisse und bildeten die sogenannte unmit- telbare Reichsritterschaft und freien Städte. So begann Teutfchland in eine Vielherrschaft zu zerfallen, welche der Einheit und Kraft des Ganzen sehr nachtheilig ward. Und doch wäre diese nie nöthiger gewesen als um diese Zeit, da Teutfchland von allen Seiten von Feinden angefallen und schrecklich verwüstet wurde. So beson- ders von den Ungarn oder Magyaren, welche, ein kühnes und wildes Reutervolk, das aus Asien gekommen, von ihren heutigen Wohnsitzen aus alljährlich verheerende Raubzüge in die benachbarten Länder unter- nahmen; und von den Normannen, welche auf ihren flachen, zahl- losen Kähnen den Rhein herauf bis Koblenz vordrangen. Aus Teutfchland schlug sie zwar Arnulf (großersieg bei Löwen 891), und aus England Alfred der Große (ch 901) zurück. Aber in Frankreich mußte man ihnen eine der schönsten Provinzen, die von ihnen genannte Normandie, abtreten (Rollo 911), welche ihre Herzoge als ein Lehen von Frankreich beherrschten. Einer derselben, Wilhelm der Eroberer, ging nach England hinüber und wurde durch die blutige Schlacht bei Hastings 1066 Herr des Landes. Da seine Nachfolger als Herzoge der Normandie zugleich Vasallen der Könige von Frankreich waren, so entstanden aus solchem Ver- hältnisse durch das ganze Mittelalter hindurch zwischen Frankreich und England langwierige und heftige Kämpfe. (Das Mädchen von Orleans, Jeanne d'a r c, 1429 zur Zeit des Königes Karl Vii.). Erst 1558 verloren die Engländer mit Calais ihre letzte Besitzung in Frankreich. Auch in Unteritalien hatten sich normännische Schaaren niedergelassen, und dort, wie in Sicilien, seit 1050, ein blühendes Königreich gestiftet. 8- 64. Die sächsischen Kaiser. 918 — 1024. Nach dem Ausgange der Karolinger (911) wählten die Teut- schen, der alten Sitte eingedenk, Konrad I. (911—918), einen frän- kischen Grafen, zum Könige. Von dieser Zeit an war Teutfchland ein Wahlreich, was viel zur Zersplitterung desselben beitrug, obgleich man gern bei einer

10. Aus alten Zeiten - S. 94

1883 - Hannover : Hahn
- 94 - könnten, ihr eigenes. Um dieser Aussage Glauben zu verschaffen, stellten sie ihre Zelte weit aus einander 'und zündeten viele Feuer im Lager an. Als die Feinde dies sahen und hörten, gerieten sie in Furcht und wagten den Krieg nicht, womit sie gedroht hatten. Sie hatten jedoch unter sich einen ungemein stärken Mann, auf dessen Kräfte sie vertrauten; den allein stellten sie für alle in den Kampf. Den Longobarden ließen sie sagen, sie möchten auch einen aus ihren Leuten, welchen sie wollten, wählen, daß er mit jenem einen Zweikampf ausfechte und zwar unter der Bedingung, daß wenn ihr Kämpfer den Sieg davon trüge, die Longobarden auf dem Wege, den sie gekommen, wieder umkehrten; würde er dagegen von dem andern überwunden, so wollten sie ihnen den Zug durch ihr Gebiet nicht mehr verwehren. Als nun die Longobarden nicht wußten, wen sie von ihren Männern jenem gewaltigen Manne entgegenstellen sollten, da bot sich einer aus der Knechtschaft von freien Stücken dazu an unter der Bedingung, daß er und seine Nachkommen, im Fall er Sieger bleibe, in den Stand der Freien ausgenommen werde. Das versprachen sie ihm. Er zog aus gegen den Feind, kämpfte und siegte. Seinem Wuusche gemä^ ward er darauf freigesprochen und erwarb den Longobarden ungehinderten Durchzug, worauf sie glücklich in das Land zu Moringen und Patespruua (Paderborn) einrückten. 4. Nachdem sie dort eine Zeitlang verweilt, besetzten sie die Striche Anthaib, Banthaib und Wurgumhaib, wo sie auch noch nicht blieben, sondern durch Rugiland (am Regen) zogen, eine Zeit über im offenen Felde wohnten, mit den Herulern, Gepiden und Goten Händel hatten, und zuletzt, nachdem einige nach Fulda zurückgekehrt , nutet ihrem König Alboin in Italien festen Sitz nahmen. 10. Wittekinds Taufe. ilmtge Jahre hatte das Volk der Sachsen unter Anführung Wittekinds dem Frankenkönig Karl tapferen Widerstand geleistet. Nun ereignete es sich einstmals, daß Karl mit seinem Kriegsvolk zu Bardowik lag an dem Wasser, die Aue geheißen. Da zog Wittekind gleich wie ein Bettler zerrissene Plündern an, setzte sich bei Nacht in ein Schiff und fuhr den Fluß hinab bis an das Lager. Dort stieg er aus und ging hinein, wollte der Franken Ordnung und Gelegenheit auskundschaften. Solches geschah eben am Osterlage, als die Christen nach ihrer Gewohnheit das heilige Abendmahl feierten. Nun ließ König Karl an allen großen Festtagen den armen Leuten Geld geben um Gottes willen, einem jeglichen einen Silberpfennig: daher folgten ihm dieselben nach, wo er war. Als er nun an diesem Tage aus der Kirche ging, saßen die Bettler am Wege, und unter ihnen auch Wittekind und streckte seinen Arm aus, den Pfennig zu empfangen. Weil er aber an seiner rechten Hand einen krummen Finger hatte, ward er dabei erkannt und ergriffen und
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