26
zu brauchen, während die (schiffbaren) Küstenflüsse in Nen-Süd-Wales
[nels], welche die Australalpeu nach S.-O. hin entwässern, in dieser
Hinsicht wertlos sind.
Die Gewässer weiter w. bilden, da sie keinen Abfluß gefunden
haben, Salzseen, die in der trockenen Jahreszeit fast ganz zu-
sammenschrnmpfen.
In engem Zusammenhang mit den Niederschlägen steht auch die
Entwickelung der Pflanzenwelt. Nur an den Küsten finden sich
geschlossene Waldstrecken, im Innern nur vereinzelt lichte Waldungen.
Weite Strecken sind mit dichtem Strauchwerk, dem verworrenen,
stachligen oft undurchdringlichen „Skrub" oder mit hohen, steifen (zur
Weide unbrauchbaren) Grasarten (Spinifex) bedeckt. Die Flächen,
welche bessere Gräser tragen, bilden keinen geschlossenen Rasenteppich,
so daß die Viehzucht weite Strecken Landes erfordert. Nachdem man
indessen die Möglichkeit, Brunnen zu graben, erkannt hat, schieben die
Viehzüchter ihre Herden immer mehr landeinwärts, Skrub und Spinifex
verschwinden bei der Aussaat nahrhafter Gräser und die Wüste
weicht zurück.
Am wertvollsten ist der S.-O. — Hier finden wir infolge des
reichen Niederschlages weite Waldungen mit hohen und schlanken
Bäumen, große Weideländer (in Australien die größten Schafherden
der Erde), fette Wiesen und zum Ackerbau geeignetes Land. Dazu
kommt, daß die Gebirge Steinkohlen, Kupfererze und edle Metalle
(Gold) bergen, und so hat sich hier eine dichte Bevölkerung angesiedelt:
^Adelaide [lib], "Melbourne [melborn], ^Sydney [ßitrni].
Bemerkenswert sind die Eigentümlichkeiten, welche dieser
Erdteil sowohl in der Flora wie in der Fauna darbietet. „Da findet
man Blätter, welche nicht flach liegen oder hängen, sondern ihre scharfen
Kanten nach oben kehren, da findet man Bäume ganz ohne Laub; dort
giebt es vierfüßige Tiere mit starken Fischschuppen, Vierfüßler mit breitem
Entenschnabel, vierfüßige Pelztiere, die Eier legen, Vögel ohne Flügel,
Vögel ohne Federn . . .
In der Pflanzenwelt sind als charakteristisch zu erwähnen:
Die Eucalypten (Gummibäume), 4/5 aller Waldungen bildend.
Feines, immergrünes Laub, das die Kanten nach oben kehrt. Abwerfen
der Rinde. — Einige Exemplare mit nahezu 150 m übertreffen an
Höhe noch erheblich die Riesenfichten von Californien.
Die Akazien, meist dornige Bäume oder Sträucher mit kleinen,
meist gelben Blüten.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
27
Die Casuarinen, schlank und blattlos, mit Zweigen, die
den Schachtelhalmen gleichen. Sie sind Trauerweiden ähnlich, wenn
diese ihr Laub abgeworfen haben, und finden sich in die anderen
Waldungen eingemischt.
Tierwelt. Uuter den Säugetieren herrschen die Beuteltiere
vor (Rieseukäuguru), zu denen eigentlich auch das merkwürdige
Schnabeltier zu rechnen ist. — Der Dingo (australischer Hund)
ist eine Plage der Herden. Unter den Vögeln sind der Emu, ein
Verwandter des Strauß, der schwarze Schwan und der Leier-
schwänz zu erwähnen.
Gefährliche Tiere giebt es, von einigen Schlangenarten abge-
sehen, nicht.
Von Europa sind besonders Rinder, Schafe und Schweine
eingeführt.
Bewohner. Die Ureinwohner bilden die Australier (A. G. 61viii).
Sie sind an Zahl sehr gering und stehen auf einer sehr niedrigen
Kulturstufe. Körperlich und geistig höchst mangelhaft ausgestattet, sind
sie aus dem Zustande äußerster Roheit nicht herausgekommen. Sie
nähren sich von Jagd und Fischfang, huldigen aber auch dem Kaum-
balismns. — Fast nackt, sind sie zum großen Teil ohne Wohnungen,
staatliche Einrichtungen kennen sie nicht. Ihre Religion besteht in
einem finstern Dämonen- und Gespensterglauben- Sie sterben allmählich
aus; ihre Zahl beträgt nur noch etwa 50 T.
Die europäischen Ansiedelungen datieren vom Ende des
vorigen Jahrhunderts, als die Engländer einen Ersatz für den Verlust
in N.-Amerika zu bekommen fuchteu. Zunächst wurden Verbrecher
nach der O.-Küste deportiert, die dann nach Verbüßnng der Strafe
freiwillig dort blieben (Gründung von ^Sydney). Bald folgten andere
Kolonisten. Gewaltiger Zuzug in der zweiten Hälfte unseres Jahr-
Hunderts infolge der Entdeckung der Goldlager. Seitdem deportierte
man die Verbrecher nach der W.-Küste, bis schließlich die Deportation
nach Australien ganz aufgegeben wurde.
politische Geographie.
§. 10. Der gauze Kontinent ist englisch und trägt von allen Kolonial-
gebieten am meisten englisches Gepräge. — In der Verwaltung sind
die einzelnen Kolonieen^) Australiens (Konföderation von 1885) fast
i) Es sind 6 Kolonieen und 1 Territorium.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Goldlager Australien
6
Die rechte Zeit der Torfbereitung — die Sommerzeit — ist
jetzt vorüber, und daher treffen wir heute auf dem Moore nur noch
wenige Männer bei verspäteter Arbeit. An den trocken gelegten Orten
stechen sie den Torf mit scharfen Spaten ab; dagegen wird von ihnen
an anderen Stellen die noch feuchte Torferde in hölzerne Formen
geworfen und daun oben mit einem kleinen Brette eben gestrichen; es
gelingt jedoch nur bei sonnigem Herbstwetter, diesen Tors noch trocken
unter Dach und Fach zu bringen.
Trotz dieser alljährlich sich wiederholenden Ausnutzung des Moores
wird die Torferde auf den großen Moorflächen nicht alle; denn sie
bildet sich tagtäglich dadurch neu, daß die Heidekräuter, Biufeu, Ried-
gräfer und Torfmoose, wie wir sie vor unseren Augeu sehen, in den
Wintermonaten niedersinken und verwesen, und daß aus dieser Unter-
läge dann im nächsten Frühjahr nene Pflanzen wachsen, welche im
folgenden Winter dasselbe Schicksal erfahren.
Durch das Herausnehmen der Torferde entstehen aber zahlreiche
Gruben, mit brauuem, übelschmeckenden Moorwasser angefüllt, und
um dieses abzuleiteu, hat man mehrfach Abzugsgräben angelegt, unter
denen der Schiffgraben, an welchem wir auf dem Rückwege entlang
gehen, der größeste ist. Er gleicht einem kleinen Flusse und fließt
über „Gr. Buchholz" uach dem Steuerndiebe und von da in gerader
Linie durch die Eilenriede an dem Zoologischen Garten vorüber bis
nach dem „Neuen Hause" hin, wo ein übermauerter Kaual das Wasser
aufnimmt, um es der Leine zuzuführen. Noch zu Anfang dieses Jahr-
Hunderts fuhren die Bewohner Hannovers den Torf mit Kähnen auf
diesem Wasserwege durch die Schissgrabeustraße bis an das Aegiedienthor.
Aus dem Wege durch die Eileuriede freuen wir uns über diesen
herrlichen Wald, welchen man mit Recht einem großen Palaste ver-
glichen hat, aufgebaut auf hohen Säulen, nämlich auf schlanken Tannen,
Eichen und Buchen. Zweige und Laubwerk wölben das Dach, bald
im Ruudbogen, bald im Spitzbogen, und Gras und Moos bilden den
Teppich, häufig mit vielfarbigen Blumeu durchwirkt. Da wächst das
Maiglöckchen und Leberblümchen, das Milzkraut, der Waldmeister und
viele andere duftende Blümchen.
Dichter und Sänger haben aus diesem Pflanzenteppiche zwei
Blumen herausgenommen und dieselben mit ihren Liedern verherrlicht:
das Maiglöckchen und den Waldmeister.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
22
dessen schwarzglänzende Beeren im Herbste das zierliche Rotkehlchen
als gern gesehenen Gast herbeilocken.
Hinter dem Stubenfenster ist ein kleiner Blumengarten angelegt,
mit Nelken, Akeley, Pfingstrosen, Krauseminze und Kamillen bepflanzt,
und daran schließt sich ein größerer Gemüsegarten. Holunderstrauch
und Kamillenbeet sind die Apotheken der Bewohner; denn bei jeder
Erkältung muß der schweißtreibende Flieder- und Kamillenthee ge-
trunken werden.
Wir bleiben den ganzen Tag auf einem Bauernhofe, um das
Leben und Treiben der Menschen kennen zu lernen.
Fünfter Tag:
Fortsetzung der letzten Reise und dabei Beobachtung
der Beschäftigung und des Wesens der Heidebewohner.
Wir stehen mit nnsern Gastgebern am srühen Morgen ans und
verweilen bei ihnen bis an den Abend. Es ist Frühling. Schon um
4 Uhr weckt der Hauswirt oder der Großknecht das Hausgesinde, und
jedermann eilt an die für ihn bestimmte Arbeit. Der Pferdeknecht
giebt den Pferden Hafer, und dann putzt und striegelt er sie. Andere
Knechte versorgen die Kühe und schassen Heide und Stroh zur Streu
in die Viehställe, und die Mägde melken die Kühe, tränken die Kälber
und füttern die Schweine. Während der Zeit richtet die Hausfrau
das erste Frühstück au, entweder aus Milch mit Buchweizengrütze, oder
in neuerer Zeit oft aus Kaffee bestehend, und erst gegen 6 Uhr, nach-
dem alles Vieh versorgt ist, setzt das Gesinde sich zu Tische.
Daraus verlassen die Männer den Hof, welcher stets von Acker-
land umgeben ist, und hier auf dem Ackerland bleiben zunächst die
Pferdeknechte mit den Gespannen zum Pflügen, Säen und Eggen.
Von deu übrigen Knechten ziehen einige weiter auf die Berieseluugs-
wiesen, die Gräben zu reinigen, und die letzten endlich müssen den
längsten Weg zurücklegen nach der weiter entfernt liegenden Heide, die
Heidebüschel zur Streu für das Vieh abzuhauen.
Dort kreuzen auch der Imker und der Schäfer nnsern Weg;
denn Bienenzaun und Schafstall liegen, geschützt durch einen Kranz
von Birken und Fuhren, mitten in der Heide, wo das Hauptweidefeld
ist für die Bienen und Heidfchnncken. Da die Schafe sich bei der
Schaswäsche vor der Schur in den kalten Heidebächen leicht erkälten
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
41
Das Land Wursten hat seinen Namen davon erhalten, daß die
Bewohner ihre Häuser aus künstliche Hügel, Wurten genannt, bauten.
Eingedeicht ist das Laud erst später durch die Friesen, welche sich den
alten Bewohnern zugesellten. Durch diesen Zuzug der Friesen erklären
sich die vielen friesischen Vornamen, welche hier noch jetzt im Gebrauche
sind: Eddo, Okko, Hayo, Alida, Antja, Gerritdina und andere. Die
Kirchtürme, welche an den Küsten häufig mit hellfarbigen Streifen
bemalt sind, dienen als Merkzeichen für die Schiffer.
Ein alter Spruch im Lande Wursten lautet:
„Gott bewahre Damm und Dieken,
Siel und Bulwerk und derglieken,
Dato uuse Land und Good
Und en ehrlich Wurster Blood."
Die Gehöfte liegen teils einzeln, teils in geschlossenen Dörfern.
Wegen des starken Seewindes neigen die stets nur niedrigen Bäume
sich nach der Südostseite, und nur nach dieser Seite hin wachsen ihre
Äste. Das Klima ist Seeklima, die Lust nämlich feucht aber milde.
Wie ist denn das Wesen der Küstenbewohner? Wo die Menschen,
wie am Meere, häufig mit Gefahren zu kämpfen haben, da werden
sie mutig und stark. Wenn sie auch uicht gleich ihr Ziel erreichen,
wenn auch selbst ihr Fahrzeug zerschellt, so kämpfen sie doch immer
wieder mit erneuter Kraft und mit neuer Überlegung gegen die Wellen
des wilden Meeres an, und das macht sie erfinderisch in der Abwehr
der Gefahr. Und was sie mit großer Mühe erworben haben, das ist
ihnen doppelt lieb: stolz sind sie daher auf ihren Besitz.
Die Osterstader Marsch hat ihren Namen von ihrer Lage am
östlichen Gestade der Weser. Im nördlichen Teile sind die Wiesen
vorherrschend, aber im Süden baut man vorzugsweise Rüben und
Kohlarten, weil beides im Herbste am Bremer Wochenmarkte raschen
Absatz findet.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
5
sie einander zurufen: „Seid fleißig, reinlich, ordnungsliebend und
sparsam!"
Wie der Buchweizen das rechte Korn der Heide ist, so können
wir die Fuhren und Birken als die rechten Bäume derselben bezeichnen.
Überall auf dem sandigen Boden treffen wir Fuhrenwälder an, oft
umrahmt von weißgekleideten Birken, aber auch an feuchten Stellen
untermischt mit schlanken Tannen und mit Eichen und Buchen. Nord-
lich von Vahrenwald, rechts von der Stader Landstraße, liegt der
erste Fuhrenwald in nächster Nähe Hannovers.
Wir biegen vom Wege ab und übersehen von der Ostseite des
kleinen Nadelwaldes den weiten Exerzierplatz, die frühere „Vahren-
walder Heide".
Wo aber einst die große Heidefläche den munteren Heidschnncken
als Weideplatz diente, wo einst die Schäfer ihre Heidebesen banden,
da ist jetzt das Heidekraut durch das Reiten und Fahren ausgerottet,
und dichte, gelbe Staubwolken werden gleich dem Dünensande vom
Winde emporgewirbelt. Nur die Böschungen der Schanzen sind mit
Heide bewachsen, und an den benachbarten Orten, wo weniger geritten
wird, findest du ebenfalls hier und dort noch einen Rest derselben.
Einen Heidebüfchel und einige Fuhrenzapfen stecken wir in unsere
Botanisiertrommel, merken uns die Hauptkennzeichen der Fuhren und
Birken und suchen schließlich auf unferem Rückwege in Vahrenwald
ein echtes niederfächfifches Bauernhaus auf mit rauchgeschwärztem,
moosbewachsenem Strohdache und den hölzernen Pferdeköpfen an der
Giebelseite. Dann kehren wir vergnügt in unser trautes Heim zurück
und träumen an: Abend von dem schönen, gemeinschaftlichen Ausfluge.
Zweiter Tag:
Die Nordostseite Hannovers.
An: zweiten Tage wenden wir uns nach Nordosten, folgen der
Celler Landstraße durch List und „Klein Buchholz" bis Lahe und
betreten dann zwischen Lahe und Warmbüchen das große Warm-
büchener Moor rechts von der Landstraße. Es ist Spätsommer, und
auf deu Dämmen und anderen trockenen Stellen hat man große
Haufeu Torf aufgestapelt, welche in den letzten Monaten durch Wind
und Sonne vollständig ausgetrocknet worden sind und nun bald nach
Hannover zum Verkaufe gebracht werden können.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Hannovers Vahrenwald Hannovers Lahe Lahe Hannover
mit biblischen Darstellungen, schon vor 900 Jahren von dem kunst-
sinnigen Bischof Bernward angefertigt. Über die Gründung des Domes
durch Ludwig deu Frommen berichtet folgende Sage: „Einst verirrte
sich der Kaiser auf der Jagd und schlief am Abend ermüdet unter
einem Rosenstrauche ein. Als er am folgenden Morgen von seinen
Jagdgenossen aufgefunden wurde, lag auf deu Zweigen desselben
Schnee, während es rings umher grünte und blühte. Erstaunt über
dieses Wuuder ließ Ludwig neben dem Rosenstocke eine Kapelle bauen,
und Kapelle und Rosenstock siehst du uoch jetzt im innern Domhofe."
Hildesheim wird wegen der vielen herrlichen Bauwerke aus dem
Mittelalter, unter welchen die Kirchen, das Rathaus, das Knochen-
haner-Amtshaus und das Tempelhaus die erste Stelle einnehmen, das
„Nürnberg des Nordens" genannt.
Von Hildesheim kehren wir in das Leinethal zurück uach Nord-
stemmen, wo am rechten Ufer die letzten Berge des Hildesheimer
Waldes und links die „Schulenburger Berge" mit der stattlichen
Marienburg ein weites Thor bilden, durch welches die Leine in
die Ebene hinausfließt, ähnlich wie die Weser durch die Porta.
Dritter Tag:
Von Nordstemmen über den Deister nach Hannover.
Von der Marienburg übersehen wir in westlicher Richtung den
„Kleinen Deister", auch Saupark genannt, welcher sich von dem Thale
des Gehleubaches bis uach dem Städtchen Springe zwei Stunden
lang hinzieht, und dorthin wandern wir heute.
Nach etwa zweistündigem Wege machen wir eine Ruhepause bei
der vielbesuchten Holzmühle, deren Räder von dem kleinen rauschenden
Gehlenbache getrieben werden. Die steilen Bergwände spiegeln sich
wieder in dem vom Gehlenbache dnrchflossenen, klaren Teiche; wir
setzen uns auf die fchattigen Sitzplätze am Ufer desselben und finden
Erholung und Erfrischung in dem stillen, schönen Thale. Darauf
gehen wir durch das Parkthor nahe dem Forsthanse in den rings
mit einer hohen Mauer umgebenen Saupark. Au den Bäumen sind
mit weißer Ölfarbe Wegezeichen angebracht, welche uns zu der felstgen
Höhe des steil abfalleudeu Drakeuberges führen. Hier haben wir eine
prachtvolle, weitgehende Aussicht auf die iu nördlicher Richtung vor
uns liegende Ebene bis nach Hannover hin. Ähnliche zerrissene Fels-
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Bernward Ludwig_deu Ludwig Ludwig Ludwig
7
Maiglöckchen.
„Kommt der Mai gegangen, blüht im düstern Hain
Still und ohne Prangen ein hold' Blümelein.
Hat schneeweiße Glöckchen, drinnen helles Gold,
Hat ein grünes Röckchen, duftet wunderhold.
Blümlein, laß dich pflücken, bist so still und rein;
Will ans Herz dich drücken, sollst mein Vorbild sein!"
W a l d m e i st e r.
„Im Walde grünt ein Edelkrant;
Ich nenn' es nicht mit Namen.
Das mußt du pflücken, frisch betant,
Eh's Blüten trägt und Samen.
Wie Quirle steh'n in g'rader Zahl
Um eck'gen Stiel die Blätter schmal.
Das mußt du streu'u und stürzen
In's Kännelein, den kühlen Wein
Dir wohl damit zu würzen."
Als Hauptbewohner dieses Palastes macht sich das lustige Volk
der Vögel bemerklich in dem dreifachen Amte als Waldmusikanten,
Waldpolizei und Zimmerleute. Ihnen gesellt sich das schmucke Eich-
Hörnchen zu, und auch der furchtsame Hase und das schlanke Reh
suchen Schutz in dem dichten Unterholze. Gerne weilen sie alle hier
im Walde; denn ihre Speisekammer ist reich versorgt mit Beeren aller
Art und mit Nüssen, Eicheln, Schlehen, Gras und Kraut, wie es sich
für jeden Gast paßt.
Das alles sehen wir unterweges und kommen allmählich bei dem
„Zoologischen Garten" an, wo wir auf der steinernen Bank neben
der Fahrstraße, auf „Hauebuths Block", kurze Rast halten. Gruselige
Geschichten verdrängen hier das liebliche Bild von vorhin; denn vor
250 Jahren hat an derselben Stelle der berüchtigte Räuber Kaspar
Hanebuth in dem damals noch unwegsamen Walde zwischen Buschwerk
und Gestrüpp seinen Hauptschlupfwinkel gehabt. Auf dem Hofe
Piukeuburg bei „Gr. Buchholz" war er geboren, diente später als
Hütejunge bei einem Bauern in List und nahm im dreißigjährigen
Kriege bei den Schweden Dienste als Soldat. Im Kriege ganz ver-
wildert, war er hernach lange Zeit der Schrecken der Umgegend
Hannovers, bis ihn sein Geschick ereilte, als er einst in verwegener
Weise ein Wirtshaus in Hannover aussuchte.- Hier wurde er gefangen
genommen, in starke Ketten gelegt, und nachdem er im Verhöre
19 Mordthaten eingestanden halte, im Jahre 1653 neben dem Galgen
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Dritte Reise:
Von der Wasserscheide zwischen Weser und Elbe bis
an die Mündung der Ilmenau in die Elbe.
Erster Tag:
Vom Lühwalde bis Uelzen.
In dreifacher Weise preisen wir den Reichtum des Lüßwaldes:
Reich ist er an schlanken Tannen und Fuhren nebst Eichen, Buchen
und Birken, reich an wohlschmeckenden Heidel- und Kronsbeeren, welche
in großen Mengen nach Hamburg verschickt werden, und reich an
Hirschen, Rehen und wilden Schweinen.
Die nördlichste Ecke des Lüßwaldes heißt bei dem Dorfe Hösse-
ringen Schoten oder Schott. Hier wurden vom Jahre 1550 bis
1630 die Lüneburger Landtage abgehalten, wie die kalenbergschen
im Kreyenholze bei Elze, oder auf dem „Kleinen Hörne" bei Pattensen,
die des Landes Göttingen unter der Kirchhofslinde des Klosters
Marienstein, die osnabrückfchen bei dem Kloster Oesede, und die von
Ostfriesland unter dem „Upstalsboom" in der Nähe von Anrich.
Nicht von Menschenhänden waren also die damaligen Stände-
Häuser erbaut, sondern die uralten Bäume selber wölbten hoch empor-
strebende Hallen über den Häuptern der versammelten Männer. Hoch
zu Roß, in vollem Waffenschmucke erschienen die Abgeordneten, und
noch heute ist der Versammlungsort hier im Schoten durch einen
kleinen Kreis von Birken bezeichnet.
Auf deu Lüneburger Landtagen war die Ritterschaft durch sieben,
die Städte durch fünf und die Geistlichkeit durch drei Abgeordnete
vertreten. Vor diesen Männern wurde z. B. im Jahre 1555 von
den Vormündern der Kinder des 9 Jahre vorher verstorbenen Lüne-
burger Herzogs Ernst des Bekenners Rechenschaft über die Vormund-
schaftsführung abgelegt, und im Jahre 1581 wurde im Schoten von
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
4
Stadt. Hier bei Vahrenwald beginnt also der leichte Sandboden,
auf welchem wir den Landmann bei fleißiger Arbeit antreffen mit
Pflug, Egge und Walze. Mitte Mai ist der Schluß der Saatzeit.
Ackergeräte.
Was säet denn der Landmann hier vorzugsweise? Tritt hinan und
sieh selbst nach! Nur selten streut er Weizen und Znckerrübensamen
in das Land, sondern er legt meistens Kartoffeln in die langgezogenen
Furcheu, oder er säet Roggeu und besonders häufig den dreikantigen
Buchweizen, der mit dem magersten Sandboden fürlieb nimmt. Wegen
dieser Genügsamkeit ist der Buchweizen das eigentliche Korn der Heide
geworden, welches nicht nur den Haustieren mancherlei Nahrung bietet,
sondern auch den Menschen Buchweizenpfannkuchen und Buchweizen-
grütze auf ihreu Tisch liesert. Die honigreichen, süß duftenden Buch-
weizeuäcker sind im Juni gleich den rosigen Heideflächen ein reiches
Weidefeld für die fleißigen Bienen. Schon heute hat der Imker seine
Bienenkörbe geöffnet, denn in Vahrenwald giebt es noch Bienenzäune,
und wir sehen die Bewohner derselben summend und brummend von
der Sternmiere zu andern kleinen Frühlingsblumen fliegen, als wollten
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]